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Aktive Wundheilung durch Hyaluronsäure

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Academic year: 2022

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GI S E L A STA U B E R

Anlässlich eines Symposiums am zweiten Meeting der

«World Union of Wound Hea- ling Societies» am 12. Juli in Paris wurde die Kombination des antibakteriell wirkenden Silbersulfadiazins mit der für die Reparaturmechanismen der Haut essenziellen Hya- luronsäure vorgestellt. Dank ihrer Wirksamkeit und Ver- träglichkeit eignet sich die neue Wirkstoffkombination zur effizienten Behandlung von Verbrennungen und aku- ten Wunden.

Wie Prof. Philipp Humbert, Besançon, zu Beginn des Symposiums ausführte, be- steht ein sehr grosses Interesse an der Stimulierung und Steuerung von Wund- heilungsprozessen. Charakterisch für Ver- brennungen und traumatische Wunden ist die Zerstörung der intakten Körper- oberfläche, der kutanen Hülle, wodurch

der Weg für eine bakterielle Besiedlung frei wird. Die Folge ist eine Verzögerung oder gar Unterbrechung des Heilungs- prozesses, eine Vertiefung der kutanen Wunde und schliesslich die Bildung häss- licher Narben. Zudem bedeutet das für den Patienten, zusätzliche Schmerzen er- tragen zu müssen.

Management von Verbrennun- gen und traumatischen Wunden

Gerade bei Verbrennungen, insbesondere bei solchen zweiten oder dritten Grades, und signifikanten traumatischen Wunden, welche mit einem hohen Infektionsrisiko assoziiert sind, müssen im Wundheilungs- management Antiinfektiva eingesetzt werden. Dies betonte Prof. Daniel Wasser- mann, Paris. Nicht infektionsgefährdet sind in der Regel nicht verschmutzte Wun- den oder oberflächliche Verbrennungen mit geringer Ausdehnung. Hier genügt meistens ein neutraler Wundverband. So- bald jedoch Verschmutzungen, Infektio- nen oder ausgedehnte beziehungsweise tiefe Verbrennungen mit verletzter Dermis vorliegen, ist eine effiziente antibakterielle Lokalbehandlung erforderlich. Dazu kön- nen zum Beispiel Wirkstoffe auf Silber- basis verwendet werden.

Silbersulfadiazin als unverzicht- bares Antiseptikum bei Verbren- nungen

Die aussergewöhnliche antimikrobielle Wirkung von Silber ist schon lange be- kannt. Silber und Silberverbindungen wie der Silbersulfadiazin-Komplex gehören zum medizinischen Standard in der Pro- phylaxe und Lokalbehandlung von akuten Wunden und Verbrennungen. Sie wirken gegen Dermatophyten und weitere Mikro-

organismen, wie sie in infizierten Haut- läsionen vorkommen. Freigesetzte Silber- ionen binden an die bakterielle Zellmembran und schädigen infolgedessen die Mem- bran- und Rezeptorfunktion. Bis heute konnte keine Resistenzentwicklung der bakteriellen Erreger bei Silbersulfadiazin festgestellt werden. Zudem zeichnet sich diese Verbindung nicht nur durch ihre Wirksamkeit, sondern auch durch ihre gute Verträglichkeit aus, da sie nur in ge- ringem Masse von der Haut absorbiert wird. Einer der wenigen Nachteile von Silbersulfadiazin ist die verzögerte Reepi- thelisierung der Wunde. Es ist deshalb sinnvoll, die Beschleunigung der Wund- heilung durch Hinzufügen eines entspre- chenden Wirkstoffes wie etwa Hyaluron- säure herbeizuführen.

Hyaluronsäure: Schlüsselfunk- tion in der Wundheilung

Hyaluronsäure, ein natürlich in der Haut vorkommendes Mukopolysaccharid, er- füllt als wichtigster Bestandteil der extra- zellulären Matrix nicht nur mechanische und strukturelle Aufgaben, sondern nimmt auch eine Schlüsselfunktion unter den Reparaturmechanismen der Haut ein. Das vielseitige Molekül triggert die Makropha- genantwort und induziert die Angioneo- genese des verletzten Gewebes. Während des ganzen Heilungsprozesses stimuliert die Hyaluronsäure die Fibroblastenprolife- ration und unterstützt den Aufbau der extrazellulären Matrix. Zudem reguliert sie die Wanderung der am Entzündungspro-

Aktive Wundheilung durch Hyaluronsäure

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P HARMA F ORUM

Auf den Inhalt der Beiträge in der Rubrik Pharma Forum nimmt die Redaktion keinen Einfluss. Die Verantwortung trägt der Autor oder die auftraggebende Firma.

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zess beteiligten Zellen. Die wundheilungs- fördernde Wirkung ist gut dokumentiert.

Management akuter Wunden mit Wirkstoffkombination

Mit Ialugen® Plus liegt ein Präparat vor, welches die Vorteile von Hyaluronsäure und Silbersulfadiazin vereinigt. Aus der Sicht der Pflege fasste Isabelle Fromantin, Paris, Erfahrungen von 15 Krankenschwes- tern/Pflegern zusammen, welche bei 43 Pa- tienten mit traumatischen oder postope- rativen Wunden insgesamt 218 Wund- behandlungen durchgeführt hatten. Die Anzahl Anwendungen der Creme, welche bevorzugt bei Verbrennungen eingesetzt wurde, entsprach etwa der Anzahl Kom- pressen, welche eher bei traumatischen Wunden verwendet wurden. 82 Prozent der Wundpflegen waren unproblematisch, und 70 Prozent verursachten keine Schmer- zen. Bereits nach elf Tagen waren mehr als eine von zwei Wunden geheilt. Sowohl Creme als auch Kompressen zeigten we-

gen ihrer guten Verträglichkeit und des Komforts eine hohe Akzeptanz sowohl bei Patienten wie auch beim Pflegepersonal.

Multizenterstudie

Prof. Michel Costagliola, Toulouse, stellte eine multizentrische randomisierte Studie mit 111 Verbrennungspatienten vor. Bei allen Patienten konnte man davon ausge-

hen, dass die Verletzungen im Verlauf von weniger als 20 Tagen spontan heilen soll- ten. Bei 54 Patienten wurde das Kombi- nationspräparat Hyaluronsäure mit Silber- sulfadiazin und bei 57 ausschliesslich Silbersulfadiazin angewandt (1).

Als Primärkriterium der Studie diente die durchschnittliche Heilungsrate (Wundhei- lung grösser oder gleich 90 Prozent der Wundoberfläche), welche über die ge- samte untersuchte Periode (Tag 4, 8, 12, 16 und 20) verfolgt wurde. Bei der Gruppe, die mit der Wirkstoffkombina- tion behandelt wurde, war die Heilungs- rate 1,5-mal höher als bei den nur mit Silbersulfadiazin behandelten Patienten, wobei am Tag 16 ein signifikanter Wert (p = 0,02 im Fisher-Test) erreicht wurde (Abbildung). Somit ist das Kombinations- präparat der Verwendung eines einzelnen Wirkstoffes überlegen.

Kontrollierte Doppelblindstudie

Gemäss den Ausführungen von PD Jan Koller, Bratislava, konnte die Überlegen- heit einer kombinierten Behandlung mit Hyaluronsäure und Silbersulfadiazin ge- genüber einer Behandlung nur mit Silber- sulfadiazin auch in einer prospektiven kontrollierten Doppelblindstudie nach- gewiesen werden. Untersucht wurden 33 Patienten mit oberflächlichen oder tiefen Verbrennungen zweiten Grades.

18 Patienten erhielten Hyaluronsäure mit Silbersulfadiazin und 15 Patienten nur Silbersulfadiazin, wobei sich die beiden Gruppen weder in hämatologischen und

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1 0 7 4 A R S M E D I C I 2 12 0 0 4

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Ialugen® Plus 0

10 20 30 40 50 60

12 16 20

Zeit (Tage)

Prozentualer Anteil geheilter Patienten*

Silbersulfadiazin

* definiert als Heilung der Wundoberfläche zu mindestens 90%

p = 0,02

70 80 90 100

55,6%

45,6%

87,0%

66,7%

88,9%

80,7%

Abbildung: Vergleichsstudie: Ialugen®Plus versus Silbersulfadiazin bei Verbrennungen zweiten Grades (1)

Ta b e l l e 1 :

Ve r b l e i b e n d e r W u n d b e r e i c h

( i n P r o z e n t b e z ü g l i c h W e r t v o r d e r B e h a n d l u n g ) n a c h 7 , 1 4 u n d 2 1 Ta g e n B e h a n d l u n g m i t d e r W i r k s t o f f k o m b i n a t i o n H y a l u r o n s ä u r e u n d S i l b e r -

s u l f a d i a z i n i m Ve r g l e i c h z u r B e h a n d l u n g m i t S i l b e r s u l f a d i a z i n - C r e m e ( 2 )

Tag lalugen®Plus-Creme Silbersulfadiazin-Creme p

7 5,833 ± 14,168 30,588 ± 28,167 0,0022**

14 0,000 ± 0,000 6,250 ± 12,583 0,0426*

21 0,000 ± 0,000 0,000 ± 0,000

Student’s Test: *p < 0,05 = statistisch signifikant, **p < 0,01 = statistisch hoch signifikant

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biochemischen Parametern noch in der Stärke und Ausdehnung der Verbrennun- gen signifikant unterschieden (2).

Im Vergleich zur Anwendung nur silber- sulfadiazinhaltiger Creme konnte durch die lokale Anwendung einer Creme, die zusätzlich Hyaluronsäure enthielt, eine deutlich kürzere Heildauer erzielt werden (Tabelle 1). Eine vollständige Wundhei- lung wurde durchschnittlich nach 8,2 ± 2,7 Tagen bei der Verwendung von Hya- luronsäure mit Silbersulfadiazin gegen- über 13,1 ± 5,2 Tagen bei der Anwen- dung von Silbersulfadiazin allein erreicht (Tabelle 2). Die Wundheilungsrate erwies sich somit bei der Wirkstoffkombination

als signifikant höher. Zu Beginn betrug der Score der Ödembildung bei beiden Behandlungsgruppen 2, was als mittel- schwer klassifiziert werden kann. Nach sieben Tagen war es zu einem signifikant schnelleren Rückgang des bestehenden Ödems bei der Wirkstoffkombination ge- kommen. In beiden Behandlungsgruppen liess sich eine Besserung der leichten bis mittelschweren Schmerzen innerhalb ei- ner Woche erzielen, ebenso ergab die Be- wertung der lokalen Verträglichkeit und der Zufriedenheit ein einheitliches Bild.

Zum Abschluss des Symposiums fasste Prof. Daniel Wassermann die Erkenntnisse wie folgt zusammen: Bei signifikanten

akuten Wunden sowie Verbrennungen zweiten Grades kann nicht auf Antiinfek- tiva verzichtet werden. Die Kombination eines wundheilungsfördernden Wirkstoffs wie Hyaluronsäure mit einer antisepti- schen Silbersulfadiazinverbindung ist eine bedeutende Innovation in der Wundbe- handlung.

Literatur

1. Baux S. et al.: Etude clinique de l'ac- tivité et de la tolérance de Ialugen®PLUS dans le traitement des brûlures. Etude comparative (versus sulfadiazine argen- tique), randomisée et multicentrique.

Brûlures 2004; 4: 233–236.

2. Koller J.: Topical treatment of partial thickness burns by silver sulfadiazine with the addition of hyaluronic acid compared to silver sulfadiazine alone. A double blind clinical study, Drug under Experimental and Clinical Research, in press.

Dr. Gisela Stauber Redaktion «medicos»

Lättendörfli 3 8114 Dänikon Mail: g.stauber@bluewin.ch

Aktive Wundheilung durch Hyaluronsäure

Ta b e l l e 2 :

D u r c h s c h n i t t l i c h e D a u e r b i s z u r v o l l s t ä n d i g e n H e i l u n g ( 2 ) , d e f i n i e r t a l s H e i l u n g

d e r W u n d o b e r f l ä c h e z u m i n d e s t e n s 9 0 P r o z e n t

Verwendete Wirkstoffe Heilungszeit (Tage) Ialugen®Plus Creme (n = 18) 8,167 ± 2,684 Silbersulfadiazin Creme (n = 15) 13,067 ± 5,203

p = 0,0015**

Student’s Test: **p < 0,01 = statistisch hoch signifikant

Referenzen

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