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Wie effektiv sind neue Antikoagulanzien bei tiefer Beinvenenthrombose?

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Academic year: 2022

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Die tiefe Venenthrombose (deep vein thrombosis, DVT) betrifft etwa 0,1 Pro- zent der Bevölkerung. Am häufigsten ist die tiefe Beinvenenthrombose. Falls eine DVT nicht sofort ausreichend be- handelt wird, können gefährliche Kom- plikationen wie Schlaganfall, Herzin- farkt oder Lungenembolie (pulmonary embolism, PE) auftreten. Je nach Sensi- tivität der Untersuchungsverfahren fin- det man in über 80 Prozent aller Fälle von Lungenembolien eine ursächliche Beinvenenthrombose und bei bis zu 60 bis 70 Prozent eine oftmals asympto- matische Lungenembolie. Bisher wurde die DVT zumeist mit Antikoagulanzien wie unfraktioniertem oder niedermole- kularem Heparin und Vitamin-K-Ant - agonisten (VKA) behandelt.

Inzwischen wurden die neuen oralen Antikoagulanzien (NOAK), wie die oralen direkten Thrombininhibitoren

(DTI) und die oralen Faktor-Xa-Inhibi- toren, entwickelt. In einem Review der Cochrane Collaboration wurde die Wirksamkeit von DTI und oralen Fak- tor-Xa-Inhibitoren zur Behandlung der DVT systematisch untersucht.

Studiendesign und -ziel

Die Recherche der Cochrane Collabo- ration bezog sich auf das spezialisierte Register in der Cochrane-Bibliothek sowie auf das Register für laufende Stu- dien. Erfasst wurden alle randomisier- ten kontrollierten Studien bis Januar 2015, in welchen Patienten mit einem oralen DTI oder einem oralen Faktor- Xa-Inhibitor zur Behandlung einer DVT behandelt worden waren.

Pimäre Endpunkte waren eine wieder- kehrende venöse Thromboembolie (venous thromboembolism, VTE) und eine PE, wobei zwischen fataler PE mit

Todesfolge und nicht fataler PE unter- schieden wurde. Sekundäre Endpunkte umfassten unter anderen Gesamtsterb- lichkeit, postthrombotisches Syndrom oder unerwünschte Nebenwirkungen wie schwere Blutungen.

Die aufgenommenen Studien waren von hoher Qualität. Das Risiko für eine Verzerrung (Bias), das heisst, systema- tisch von den «wahren» Ergebnissen abzuweichen, war gering.

NOAK wirksam und sicher

Aufgenommen in den Review wurden elf randomisierte und kontrollierte Stu- dien mit insgesamt 27 945 Patienten.

Drei Studien testeten orale DTI, davon zwei Dabigatran (z.B. Pradaxa®) und eine Ximelagatran. Acht Studien unter- suchten orale Faktor-Xa-Inhibitoren, da von vier Rivaroxaban (z.B. Xarelto®), zwei Apixaban (z.B. Eliquis®) und zwei Edoxaban (z.B. Lixiana®). Der Evi- denzgrad der Studien wurde als hoch eingestuft, da die Endpunkte ein direk- tes Ergebnis der Behandlung darstellten und die Effektschätzung konsistent und präzise war. Dies zeigte das schmale Konfidenzintervall für die Odds Ratio (OR).

Eine Metaanalyse fasste die Ergebnisse von drei Studien mit insgesamt 7596 Teilnehmern zusammen. In den Studien waren orale DTI mit Standardantiko- agulanzien wie Heparinen und VKA verglichen. Es ergab sich kein signifi- kanter Unterschied bezüglich einer wie- derkehrenden VTE (OR: 1,09, 95%- Konfidenzintervall [KI]: 0,80–1,49), einer wiederkehrenden DVT (OR:

1,08, 95%-KI: 0,74–1,58), einer fata- len PE (OR: 1,00, 95%-KI: 0,27–3,7) und einer nicht fatalen PE (OR: 1,12, 95%-KI: 0,66–1,9) sowie der Gesamt- sterblichkeit (OR: 0,82, 95%-KI: 0,6–

1,13). Vorteil der DTI war jedoch, dass die Gefahr einer schweren Blutung ge- ringer war (OR: 0,68, 95%-KI: 0,47–

0,98) als in den Vergleichsgruppen.

Eine weitere Metaanalyse fasste die Re- sultate von acht Studien mit insgesamt 16 356 Teilnehmern zusammen. In den Studien waren orale Faktor-Xa-Inhi- bitoren mit Standardantikoagulanzien verglichen worden. Es ergab sich kein statistisch signifikanter Unterschied be- züglich einer wiederkehrenden VTE (OR: 0,89, 95%-KI: 0,73–1,07). Bei oralen Faktor-Xa-Inhibitoren war je- doch die Häufigkeit einer wiederkeh-

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ARS MEDICI 182015

STUDIE REFERIERT

Wie effektiv sind neue Antikoagulanzien bei tiefer Beinvenenthrombose?

Ein Vergleich mit herkömmlichen Gerinnungshemmern

Die tiefe Venenthrombose ist eine häufige und gefährliche Erkrankung mit mehreren therapeutischen Optionen. In einem Review der Cochrane Colla- boration wurden Wirksamkeit und Sicherheit von oralen direkten Thrombin- und Faktor-Xa-Inhibitoren untersucht.

Cochrane Database Systematic Reviews

Die tiefe Venenthrombose (DVT) ist eine häufige Erkrankung. Um gefährliche Komplikationen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder Lungenembolie zu vermei- den, muss sofort effektiv behandelt werden.

Verglichen mit herkömmlichen Antikoagulanzien, wie Heparinen und Vitamin- K-Antagonisten, ergab sich bei DTI-Behandlung kein signifikanter Unterschied bezüglich der Rate wiederkehrender venöser Thromboembolien (VTE) und DVT, einer Lungenembolie (PE) sowie der Gesamtsterblichkeit. Die Gefahr für eine schwere Blutung war jedoch geringer.

Verglichen mit konventionellen Antikoagulanzien ergab sich bei oralen Faktor- Xa-Inhibitoren kein signifikanter Unterschied bezüglich einer VTE und einer PE sowie der Gesamtsterblichkeit. Die Häufigkeiten einer wiederkehrenden DVT und die Blutungsgefahr waren jedoch bei Faktor-Xa-Inhibitoren geringer.

MERKSÄTZE

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renden DVT geringer (OR: 0,75, 95%- KI: 0,57–0,98). Die Raten fataler (OR:

1,2, 95%-KI: 0,71–2,03) und nicht fa- taler PE (OR: 94, 95%-KI: 0,68–1,28) sowie der Gesamtsterblichkeit (OR:

0,9, 95%-KI: 0,65–1,23) waren in bei- den Gruppen ähnlich. Die Blutungsge- fahr war bei den Faktor-Xa-Inhibitoren jedoch geringer (OR: 0,57, 95%-KI:

0,43–0,76).

Keine der Studien untersuchte die gesundheitsbezogene Lebensqualität oder das Auftreten eines postthrombo- tischen Syndroms.

Fazit

NOAK wie Thrombin- und Faktor-Xa- Inhibitoren stellen im Vergleich zur konventionellen Antikoagulation eine sichere und effektive Therapieoption für eine akute DVT dar.

Claudia Borchard-Tuch

Robertson L et al.: Oral direct thrombin inhibitors or oral factor Xa inhibitors for the treatment of deep vein throm- bosis. Cochrane Database Syst Rev 2015; 6: CD010956.

Interessenkonflikte: keine deklariert

Referenzen

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