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Wir haben die Ferien verdient

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Academic year: 2022

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E D I T O R I A L É D I T O R I A L

erienzeit – Gelegenheit, sich als Editor um anderes als um Medizin zu kümmern. Bei- spielsweise «das Magazin» etwas ausführlicher zu lesen und mit Frau oder Kollege zu diskutieren.

Das Interview mit Ian McEwan beispielsweise, dem erfolgreichen englischen Autor des neuen Ro- mans «Saturday». Held ist darin ein Neuro- chirurg, der gute Arbeit leistet, mit gutem Gewis- sen wohlhabend ist, seine Frau nicht nur liebt, sondern ihr auch treu ist und einfach so lebt und ist, wie viele Männer leben und sein möchten.

Schluss mit dem schrecklichen Kulturpessimismus der Linksintellektuellen. Schön ist das Leben in ei- ner Wohlstandsgesellschaft. In unserer Wohl- standsgesellschaft, die sich mit ihrem Materialis-

mus, der uns allen täglich so viel Glück beschert, wohltuend abhebt von den mit überflüssigem Spiritualismus gespickten Gesellschaftsvorstellun- gen. Als Alt-68er (eine Qualifikation, die bei vielen von uns darauf gründet, dass man wohlwollend zugeschaut hat, wie andere in Basel die Tramschie- nen blockierten oder darauf, dass man sich in die Alarm-Telefonliste hatte aufnehmen lassen, um möglichst rasch das Kaiseraugster AKW-Areal wieder besetzen zu können) ist man sich der eige- nen Ambivalenz ja durchaus bewusst. Die Ehrli- chen unter uns haben sich die Fragen längst ge- stellt: Wäre die Welt schlechter oder doch bloss einfacher (für uns Männer), wenn es die Frauen- emanzipation nicht gegeben hätte? Wäre ein AKW in Kaiseraugst wirklich eine Katastrophe, oder müssten wir uns, wenn es gebaut worden wäre, heute vielleicht weniger über die hohen Heiz- öl- und Benzinpreise ärgern? In den Worten von McEwan: Man muss nicht unbedingt die Welt oder die Wale retten, um ein Held zu werden. Ja, ein bisschen tuts gut, von einem gescheiten 57-Jährigen bestätigt zu erhalten, dass wirs schon

richtig machen, wenn wir uns gegen Marder- verbiss versichern, über den Kursanstieg der Roche-Genussscheine freuen, teuren Wein im Keller lagern und lieber mit fleissigen Erfolg- reichen als mit Gestrandeten verkehren. Anderer- seits schmerzts fast noch mehr, die alten Ideale verraten zu sehen. Warum nur und woher dieser Schmerz über die Häme des Etablishments, zu

dem wir inzwischen auch gehören, gegenüber den geistigen Unruhestiftern und über das plumpe Lob der westlichen Lebensart? Er hat eine Ursache, und hier haben wir die Helden Ian McEwans doch noch kalt erwischt. Ja, wir habens weit gebracht und ja, wir würden unsere Gesellschaft gegen keine andere eintauschen, selbst ihren Materialismus nicht. Aber vielleicht, nein, ganz sicher des Umstands wegen, weil sie von den Zivilisationskritikern und jenen mit dem permanent schlechten Gewissen mitgeschaffen worden ist und weiter geprägt wird. Oder sieht jemand alternative Gesellschaften, die erfolgrei- cher als wir darin waren, ihre härtesten Kritiker zu integrieren, nämlich gleichzeitig von ihnen zu lernen und sie zu korrumpieren? Eben. Es hat uns gebraucht, und es ist gut gekommen, wies gekom- men ist. Und so fahren wir etwas beruhigter mit unseren eleganten Offroadern in die Wellness- ferien – und geniessen das auch noch.

Richard Altorfer

Wir haben die Ferien verdient

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