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wie er selbst sagt — 1 Vor allem J o h a n n e s S c h i l t e r , Thesaurus antiquitatum teutonicarum

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Zur Einführung

Die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Werk Notkers III.

von St. Gallen setzt im zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts ein, als über die wenigen bis dahin gedruckten Teile der Schriften Notkers1

die St. Galler Handschriften für die germanistische Forschung erschlos- sen werden. Voran stehen Leonz Füglistallers Entdeckungen und Aus- wertungen, die unmittelbar dem entstehenden sprachwissenschaftlichen Werk Jacob Grimms zugute kommen2. Doch waren zuerst die Voraus- setzungen durch die Editionen der bisher noch nicht gedruckten Schriften Notkers zu schaffen, an denen vor allem Eberhard Gottlieb Graff, Hein- rich Hattemer und für lange Zeit abschließend Paul Piper beteiligt sind3. Jacob Grimm seinerseits entdeckte 1834 ,zufällig' — wie er selbst sagt —

1 Vor allem J o h a n n e s S c h i l t e r , Thesaurus antiquitatum teutonicarum, . . . , tomus I, pars II: Notkerii Tertii Labeonis Psalterium Davidicum..., Ulm 1726. XVI u. 69 S.

2 L e o n z F ü g l i s t a l l e r , Entdeckung einer metrischen Übersetzung des Boethius von Notker. Metrum secundum Libr. I Boeth. de Consolatione Philo- sophiae, in: Idunna und Hermode, Breslau u. Halle 1816, Nr. 3, 10—11. Vgl.

E d u a r d S t u d e r , Leonz Füglistaller 1768—1840. Leben und germanistische Arbeiten, Diss. Basel, Freiburg/Schweiz 1952.

3 E b e r h a r d G o t t l i e b G r a f f , Althochdeutsche, dem Anfange des 11«"»

Jahrhunderts angehörige, Übersetzung und Erläuterung der aristotelischen Abhandlungen: KATHTOPIAI und nEPlEPMHNEIAS. Mitgeteilt v. E'G'G', in:

Abhandlungen der Kgl. Akad. d. Wissenschaften zu Berlin 1835/3, Berlin 1837, 267—399; Althochdeutsche, dem Anfange des l lt e n Jahrhunderts angehörige, Übersetzung und Erläuterung der von Boethius verfaßten 5 Bücher de con- solatione philosophiae. Zum ersten Male hrsg. v. E'G'G', Berlin 1837; Alt- hochdeutsche, dem Anfange des Ilten Jahrhunderts angehörige, Übersetzung und Erläuterung der von Martianus Capella verfaßten 2 Bücher de nuptiis Mercurii et Philologiae. Zum ersten Male hrsg. v. E'G'G', Berlin 1837. H e i n - r i c h H a t t e m e r , Notker des Teutschen Werke 1/2 (H'H', Denkmahle des Mittelalters. St. Gallens altteutsche Sprachschätze 2/3), St. Gallen 1844—49.

P a u l P i p e r , Die Schriften Notkers und seiner Schule (Germanischer Bücher- schatz 8—10), Freiburg i. Br. u. Tübingen 1882—83, 2. Aufl. 1895.

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in einer Handschrift der Königlichen Bibliothek zu Brüssel Notkers einziges autobiographisches Zeugnis, seinen Brief an Bischof Hugo II.

von Sitten aus der Zeit um 1015, wo Notker seine Übersetzungsinten- tionen selbst darlegt1.

Inzwischen ist das Schrifttum über Notker den Deutschen auf gegen fünfhundert Titel angewachsen2. Entsprechend der Geschichte der germanistischen Wissenschaft ging es auch in der Auseinandersetzung mit Notker zunächst um den grammatischen Befund, vor allem um Laute und Formen. Diese Komponente herrscht im ganzen 19. Jahrhundert und bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts vor, zum Teil in dialektologischer Ausrichtung. Dann aber treten vermehrt auch die Probleme von Wortschatz und Syntax hinzu, obwohl von allem Anfang an immer wieder versucht wird, Notkers Stil und Übersetzungsweise charakterisierend einzufangen — schon Herder hatte aus seiner Kenntnis des Psalters damit ebenso kurz wie treffend begonnen. Aus der gewaltig angeschwollenen Flut der Literatur über Notker ragen indessen nur wenige Werke als Merkpunkte wegweisend heraus: zu ihnen gehört des St. Gallers Emil Luginbühl Abhandlung „Studien zu Notkers Über- setzungskunst", 1928 als Dissertation bei Albert Bachmann in Zürich vorgelegt, aber erst 1933 im Druck erschienen, eine von seinem Lehrer völlig unabhängige Leistung des Verfassers, die wir zusammen mit einer weiteren Schrift „Die Altdeutsche Kirchensprache" von 1936 im vor- liegenden Band aufs neue vermitteln wollen3.

1 J a c o b Grimm, Rezension v. Wilhelm Wackernagel, Altdeutsches Lese- buch, Basel 1835, in: Göttingische Gelehrte Anzeigen 1835, 907—15, bzw.

Kleinere Schriften Bd. 5, Berlin 1871, 187—92.

2 Eine wissenschaftlich-kritische Bibliographie über Notker III. von St.

Gallen wird zur Zeit im Rahmen des vom Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung unterstützten Forschungs- programmes zum Althochdeutschen von St. Gallen durch Stefan Sonder- egger und B e r n h a r d H e r t e n s t e i n vorbereitet. Vgl. vorderhand die noch unvollständige Bibliographie von E v e l y n S. Coleman, Bibliographie zu Notker III. von St. Gallen, in: Germanie Studies in Honor of E d w a r d Henry- Sehrt (Miami Linguistic Sériés No. 1), University of Miami Press, Coral Cables, Florida, 1968, 61—76.

3 Rezensionen der „Studien zu Notkers Übersetzungskunst": T a y l o r S t a r c k , AfdA 53 (1934), 143—45; W a l t e r Henzen, Teuthonista 10 (1934), 171—72; K. B i h l m e y e r , Theolog. Quartalsschrift 115 (1934), 311; F. R.

Schröder, Germ.-roman. Monatsschrift 21 (1933), 475 (nur Anzeige). Rezen- sionen der „Altdeutschen Kirchensprache": K. B i h l m e y e r , Theolog. Quar- talsschrift 117 (1936), 452—53; Gerhard Wiens, ZfMundartforschung, N. F. des Teuthonista, 13 (1937), 45—46.

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Ein Nachdruck der Arbeiten Luginbühls zu Notker und zur alt- deutschen Kirchensprache rechtfertigt sich aus verschiedenen Gründen.

Zunächst muß betont werden, daß beide Schriften heute außerhalb des in den 1930er Jahren erfaßten Bibliothekskreises kaum mehr greifbar sind. Sodann stellen vor allem Luginbühls „Studien zu Notkers Über- setzungskunst" einen völlig neuen Ausgangspunkt der Beschäftigung mit Notker dar. Es geht dem Verfasser in erster Linie um das Übersetzungs- problem in der ständigen Wechselwirkung lateinische Grundsprache — althochdeutsche Zielsprache. Aus dem gewaltigen Wortschatzbereich Notkers stellt Luginbühl den Glaubensbereich und die natürliche Welt und ihre Ordnung dar. Damit ergibt sich forschungsgeschichtlich zum ersten Mal eine differenzierte Analyse des Notkerschen Übersetzungs- verfahrens aus dem Gesamtwerk heraus unter Berücksichtigung be- stimmter Wortfelder. In ähnlicher Richtung hatte fast gleichzeitig Jost Trier in seinem für die deutsche Wortforschung bahnbrechenden Buch

„Der deutsche Wortschatz im Sinnbezirk des Verstandes" 1931 gearbeitet, wo Notkers Terminologie des Intellektes in den Grundzügen und mit einem Rückblick auf die ganze althochdeutsche Zeit umrissen wird1. Während Jost Trier den intellektuellen Wortschatz Notkers in großen Zügen beleuchtet und in den althochdeutsch-frühmittelhochdeutschen Gesamtzusammenhang einzuordnen versucht sowie daran seine neuen Gedanken der Wortfeldforschung exemplifiziert, geht es Emil Luginbühl um eine lückenlose Darstellung der Notkerschen Glaubens- und Welt- ordnungsbegriffe, bis zum menschlichen Schicksalsbereich.

In den beiden damals methodisch neue Wege eröffnenden Unter- suchungen zu Notker darf noch ein weiterer Unterschied beachtet wer- den: Luginbühl geht konsequent vom Lateinischen aus, um aus dem breiten Übersetzungsspektrum die besondere Stellung Notkers heraus- zuarbeiten; Jost Triers Ausgangspunkt bildet der althochdeutsche Wortschatz, der nun mit seinen lateinischen Entsprechungen konfron- tiert wird. Beide Verfahren sind sinnvoll. Für Notkers Übersetzungs- technik im einzelnen resultiert freilich aus Luginbühls Studien ein viel genaueres Bild.

Mußte Emil Luginbühl sein Literaturverzeichnis bezüglich wort- geschichtlicher Arbeiten aus dem Gebiet der älteren deutschen Sprache

1J o s t T r i e r , Der deutsche Wortschatz im Sinnbezirk des Verstandes.

Die Geschichte eines sprachlichen Feldes. Bd. I, Von den Anfängen bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts (Germanische Bibliothek 2. Abt. Bd. 31), Heidel- berg 1931.

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noch als mager bezeichnen, so gingen seither von der Forschung der letzten dreieinhalb Jahrzehnte, auch was Notker von St. Gallen betrifft, neue Impulse aus. Sie betreffen vor allem die Frage der Lehnbildungen nach lateinischen Mustern, die Vertiefung in der Einzelanalyse bestimm- ter Werke des St. Galler Übersetzers, das Verhältnis von Notkers Text zu den von ihm herangezogenen Kommentaren, sodann eine genauere Erfassung von Notkers Wortschatz durch neue allgemeinalthochdeutsche oder Spezialwörterbücher1. Schließlich begannen Edward H. Sehrt und Taylor Starck seit 1933 eine neue Textausgabe der Werke Notkers herauszugeben, eine Aufgabe, die noch nicht zum Abschluß gekommen ist und deren Lösung aus verschiedenen Gründen nicht voll zu befriedigen vermag. Auch zum Problem der altdeutschen Kirchensprache hat sich das Schrifttum inzwischen bedeutend erweitert2.

In allen neueren Forschungen zu Notker trifft man indessen Emil Luginbühls Studien immer wieder zitiert. Möge es dem kürzlich ins achte Dezennium eingetretenen Forscher und Lehrer zur Freude gereichen, daß seine sprachwissenschaftlichen Schriften so hohe Anerkennung fanden.

Zürich S t e f a n Sonderegger Deutsches Seminar der Universität

1 Vgl. vor allem W e r n e r B e t z , Nachtrag zu „Deutsche Frühzeit", in:

Deutsche Wortgeschichte. Hrsg. von Friedr. Maurer u. Friedr. Stroh, Bd.

I, 2. Aufl. Berlin 1959,105—25 (zu Notker 115—19, mit Literatur); Ingeborg Schröbler, Notker III. von St. Gallen als Übersetzer und Kommentator von Boethius* ,De consolatione philosophiae' (Hermaea N. F. 2), Tübingen 1953;

J ü r g e n J a e h r l i n g , Die philosophische Terminologie Notkers des Deutschen in seiner Übersetzung der Aristotelischen .Kategorien' (Philologische Studien u. Quellen Heft 47), Berlin 1969; Althochdeutsches Wörterbuch, bearb. u. hrg.

von E l i s a b e t h K a r g - G a s t e r s t ä d t und Theodor F r i n g s , Bd. I: A und B, Berlin 1953—68; E d w a r d H. S e h r t und W o l f r a m K. Legner, Notker- Wortschatz, Halle 1955; E d w a r d H. Sehrt, Notker-Wörterbuch, Tübingen 1962; Rudolf Schützeichel, Althochdeutsches Wörterbuch, Tübingen 1969.

2 Vgl. besonders Theodor F r i n g s , Germania Romana 2, Dreißig Jahre Forschung, Romanische Wörter. Von G e r t r a u d Müller und Theodor F r i n g s , Halle 1968 (mit reicher Literatur).

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