• Keine Ergebnisse gefunden

Pänduiden am Hofe des Viräta

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Pänduiden am Hofe des Viräta"

Copied!
4
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

224

Die Natnen dej; Pänduiden am Hofe des Viräta.

Von Jarl Charpentier.

Nach der bekannten DarsteUung des Virätaparvan (vv. 22 ff,,

214 ff.) nehmen die fünf Pänduiden und die Draupadi vor ihrem

Eintritt in die Stadt des Viräta andere Namen an und stellen sich

dann unter diesen dem Könige der Matsya vor. So ist Yudhisthira

8 dann ein würfelkundiger Brahmane namens Kanka, und Bhima ein

Koch und Ringkämpfer naraens Vallava {Ballava). Arjuna ferner,

der in der Rolle eines Zwitters (oder eines Eunuchen, — die Sache

erscheint nicht völlig klar) in weiblicher Tracht auftritt und als

Sing- und Tanzlehrer und Erzähler von Haremsgeschichten {äkhyä-

10 yikäh, V. 54) Anstellung nimmt, nennt sich Bfhannalä; Nakula

stellt sich unter dem Namen Qranthika als Stallmeister und Pferde-

arzt') vor; Sahadeva endlich wird unter dem Namen Tantipäla'^)

als Aufseher der Kubheerden angestellt.

M. W. sind diese Namen bisher eigentlich kaum berücksichtigt

16 worden. Man fragt sich aber unwillkürlich, ob sie denn einfach

ad hoc gewählt sind, oder ob ihnen nicht vielmehr ein verborgener Sinn unterliegt, da es die Inder ja sehr lieben, wo möglich überall

versteckte Anspielungen anzubringen oder ausfindig zu machen. Nun

ist es wohl kaum zweifelhaft, daß wenigstens einer jener Namen

«0 schon beim ersten Anblick sich als ein Berufsnarae ergibt, nämlich derjenige des Sahadeva, der ja auch später .als seinen eigentlichen

Namen nicht Tantipäla, sondern Aristanemi angibt. Tantipäla,

das seiner Betonung wegen schon bei Pän. VI, 2, 78 {gotantiyavam

päle) vorkommt und wohl ein vedisches Wort sein mag, scheint

86 sonst nur hier belegt zu sein und ist nach Nilakantha's unzweifel¬

haft richtiger Erklärung so zu verstehen: tantipälah tantir bali-

vardä yasyärn dirghasthülarajjväm vanigbhir alpäir dämabhir

badhyante sä prakrtopayoginl^}y Der Tantipäla ist also jener,

der an einem Seile eine ganze Heerde von Ochsen oder Kälbern,

80 die daran mit Stricken gebunden sind , leitet. In wie weit auch

Granthika, wie sich Nakula nennt, als Berufsname aufzufassen sei,

ist unklar; jedenfalls käme ein Berufsname in Betracht, wenn wir

der Erklärung des Nllakantha folgen dürften, wo es heißt: gran-

thän ayurvedam ädhvaryavam ca vettiti grantkiko 'svinofi suta-

86 tvät I adcinau vai devänäm bhisajäv asvinäv adhvaryu iti ^ruteh

1) Nakula gilt ja sogar später als Verfasser eines Lehrbuchs der Pferde- beilkunde, vgl. Jolly, Medicin, p. 14.

2) Im V. 285 sagt er aber, er sei ein Vaisya namens Aristanemi, in 289 jedocb, man hätte ibn beim Hofe Yudhisthira's Tantipäla genannt.

3) Wobl so zu lesen; die Ausgabe hat °poginl.

1 8

(2)

Charpentier, Die Namen der Pänduiden am Hofe des Viräta. 225

Ich finde keinen Beleg dafür, daß grantha = äyurveda oder eher

advaväidyalca — worauf es ja hier ankommt — wäre, und somit

glaube ich kaum, daß die Erklärung des Nllakantha stichhaltig sein

kann. Nun bedeutet granthika neben anderem allerdings nicht nur

.Rhapsode, Erzähler*, sondern sogar „Schauspieler", — eine Be- 5

deutung, die aber hier nicht verwendbar ist : deshalb muß ich wegen

Mangels an Material , das die Beurteilung des Wortes erleichtern

könnte, diesen Namen bei Seite lassen.

Auch Ballava oder Vallava, der Name, den Bhima als Koch

und Ringkämpfer annimmt, ist leider unklar, denn vallava (ballava) 10

bedeutet sonst nur „Kuhhirt* und kommt erst im AmarakoSa und

bei anderen Lexikographen in der Bedeutung „Koch" vor, was aber

offenbar gerade aus dieser Stelle erschlossen worden ist.

Um so deutlicher scheinen mir aber die Anspielungen zu sein,

die in den angenommenen Namen Yudhisthira's und Arjuna's ver-' 15

borgen liegen. Yudhisthira, der, trotzdem er von Geburt aus ein

Ksatriya ist, sich doch für einen Brahmanen ausgibt, nimmt den

Namen Kanka an; das Wort kanka bedeutet eigentlich „Reiher",

und der Reiher spielt in der indischen Literatur genau dieselbe

Rolle wie hier der älteste der Pänduiden : er gibt sich für das aus, 20

was er nicht ist*). Denn der Reiher — gewöhnlich baka genannt

— ist ein eingefleischter Betrüger, der mit gesenktem Kopfe und

gehobenem Fuß wie ein Büßer unbeweglich dasteht; deshalb glauben

die dummen Fische, er sei ein großer Heiliger, und werden ihrer

Leichtgläubigkeit wegen aufgefressen. Der baka ist unter den Vögeln 25

vor allen anderen der datha, der scheinheilige, hinterlistige Schurke,

der Wolf im Schafskleid. Man vergleiche Stellen wie Manu 4, 196

(= Ind. Sprüche 2 230):

adhodrstir näikrtikah svärthasädhanatatparak \

dafho mithyä vinitad ca bakavratacaro dvijah \\ jq

oder Räjat. 6, 309 (= Ind. Spr." 2575):

viävastän jalacärinah prakatitadhyäno ^pi bhunkte bakah |

oder äärüg. Paddh. 890 :

esa bakah sahasäiva vipannah

Säthyam aho kva nu tad gatam asya | jj

sädhu krtänta na kadoid api tväm

vaHcayitum sudatho ^pi samarthah || usw.*)

Nun nimmt Yudhisthira das Außere eines Brahmanen zwar

nicht deswegen an, um anderen Menschen Schaden zuzufügen ; die

Hauptsache ist aber, daß er ebenso wie der Reiher eine Rolle spielt, 40

die ihm nicht von Natur eigen ist. Dazu kommt ferner, daß der

1) In'Trik. III, 3, 15 u. a. lieißt gerade wegen des im MBh. angenommenen Xamens des Yudhisthira einer, der sich für einen Brahmanen ausgibt, ein „kanlcti".

2) In lud. Sprüche' 6393—6394 wird wiederum der Reiher «ls ein ekla¬

tantes Beispiel der Nächstenliebe dargestellt, — vielleicbt nur nus Ironie.

ZeitBchrift der D. M. G. Bd. 72 (1918). 15

(3)

226 Charpentier, Die Namen der Pänduiden am Hofe des Viräta.

Reiher nicht nur ein Bild der Heuchelei, der scheinheiligen Hinter¬

listigkeit darstellt , sondern ferner wegen seiner Schweigsamkeit,

seiner Fähigkeit, verborgen und unbeachtet zu leben, berühmt ist.

So wird er an vielen Stellen der Literatur*) in Gegensatz zu Papa-

6 geien und däri/cäs gestellt; ihrer plaudernden Stimme wegen werden

diese gefangen und in Käfigen gehalten , der Reiher aber bleibt

seiner Schweigsamkeit wegen in Freiheit. Wie ein Reiher soll ein

kluger Fürst sich so betragen , daß er wie dieser Vogel verborgen

lebt, MBh. XII, 5309 (= Ind. Sprüche^ 2184):

10 gfdhradfstir bakälinah dvacestah simhavikramoh |

anudvignah käkadanki bhujangacaritam caret \\

Wie ein Reiher soll er über seine Angelegenheiten nachdenken,

XII, 5271 f. (= Manu 7, 106; Ind. Sprüche^ 4378): bakavac ein-

tayed arthän oder Ind. Sprüche'' 6950:

l.'i sarrendriyäni samyamya bakavat pandUo narah \

käladedäpapannäni sarvakäryäni sädhayet || usw.

Auch darin ist also Yudhisthira dem Reiher ähnlich , daß er sicb

am liebsten in Verborgenheit aufhalten will, — soll er doch das

verhängnisvolle dreizehnte Jahr , während dessen ihm und seinen

üu Brüdern die Späher Duryodhana's überall nachstöbern '^), bei Viräta verbringen. Daß Yudhisthira sich somit als den Brahmanen „Reiher"

bezeichnet, hat unzweifelhaft seinen guten Grund.

Schließlich zum Namen des Arjuna, Bfhannalä I Nllakantha

meint , der Name sei in folgender Weise zu erklären : nala ifi

26 ralayor dalayos cäbhedän narah \ birhäms casäu naras ceti närä-

yanasakha ädyo nara ity arthah; da wir aber.absolut keine Neben¬

formen des Wortes nara „Mann", weder rait -l- noch -d-, kennen,

muß man eine derartige Erklärung unbedingt fallen lassen. Der

Narae Brhannalä (ev. "nada) muß aber wohl aus brhant -\- nada

30 {nala) zusammengesetzt sein, und naoh dem, was wir über dieses Wort

wissen, und dem, was Pischel*) über das Wort nada, woraus

ofFenbar nada {nala) entwickelt ist, auseinandergesetzt hat, kann die

Bedeutung des von Arjuna erwählten Namens nicht länger zweifel¬

haft sein. Er enthält eine Anspielung, die so grobkörnig und zu-

85 gleich dermaßen deutlich ist, daß man sich billig darüber verwundern

darf, daß Viräta und seine Hofleute daran keinen Anstoß genommen

haben , —- freilich werden sie ja durch das ganze Buch hindurch

nicht gerade als Sehlauköpfe dargestellt.

Demnach ist es wohl unverkennbar, daß der Dichter, der die

io Pänduiden jene Namen annehmen ließ, es dabei nicht versäumt hat,

nach gut indischer Sitte in diesen Namen gewisse persönliche An¬

spielungen, so weit also möglich, anzubringen.

1) Vgl. Ind. Sprüche'^ 899. 2573. 3572 usw. 2) MBli. lY, 869 1V.

3) ZDMG. 35, 717 f.; Ved. Stud I, 183 ff.

(4)

227

Zur Geschichte des indischen Dramas.

Von Alfred Hlllebrandf.

Eine weiteren Kreisen gewidmete Darstellung Kälidäsa's hat

raich dazu veranlaßt, raeine Abhandlung ,Über die Anfänge des

indischen Dramas* (München 1914) erneut zu prüfen und Lüders

reichhaltige Abhandlung über ,die Öäubbikas* (Berlin 1916) zu ver¬

gleichen. Lüders bespricht daselbst S. 702 die Stelle aus Varäha- s

mihira's BThatsamhitä 5, 74 :

caitre tu citrakaralelchakageyasaktän

rüpopajivinigamajnahiranyapanyän usw.

imd bemerkt, daß rüpopajlvi° sich auf Männer, nicht auf Frauen

beziehe. Das ist richtig. Tatsächlich wird hierdurch an meiner und lo

meiner Vorgänger Deutung nicbts geändert ; denn nicht nnr die Schau¬

spielerinnen leben von ihrer Schönheit, sondern mittelbar auch die

Leiter der Schauspielertrupps, die vagabundierend umherzogen, tanzten

und mimten ; rüpopajlvin ist gleichbedeutend rait stryäjiva (Manu

11, 64*)) und varnäta = strikrtäjtva , strlkrfajivana (PW), von 15

Wilson mit „a mime, actor' wiedergegeben. Ich kann von Schatten¬

bildern hier, ohne eine sehr gesuchte Deutung, nichts finden und

glaube auch nicht, daß die bunte Nachbarschaft von Malern, Schreibern,

Sängern, Vedakennern und Goldhändlern, aus versehiedenen Gründen

hier vereinigt, irgendwie gegen meine Ansicht spricht. 20

Ltiders hat durch eine eingehende üntersuchung das Verständnis der bekannten und vielbenutzten Stelle im Mahäbhäsya zu P. III, 1,26

(ed. Kielhorn, Bd. II, 36) gefördert und dabei dem. Wort daubhika

die Bedeutung als , Schattenspieler' zugewiesen. Ich kann raich

aber in seine Beweisführung und Erklärung der Stelle nicht durcb- 25

weg hineinfinden und glaube einige Gegenberaerkungen , die am

besten mit dem zweiten und dritten Teil der Stelle beginnen, äußern zu sollen.

Bei dem Ausdruck citresu katham denkt Lüders, S. 722, an

Leute, die den Vortrag von Geschichten, wie die Tötung des Kamsa, so

1) S. auch Manu 8, 362; BaudhRynna 2, 2, 4, 3; YSjfmvalkya 2, 48, an¬

geführt bei J. .1. Meyer, Das Weib, S. 98.

15*

1 9 *

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Gott hat uns nicht bestimmt zum Zorn, sondern dazu, das Heil zu erlangen durch unsern Herrn Jesus Christus...

und Ino Augsberg, die sich abseits der ausgetretenen Diskurspfade etablier- ter staatskirchenrechtlicher Zirkel auf die Suche nach einem neuen Modus vivendi für Staat,

i) Dieses Citat, kaniakikshirinas lu iti, bezieht sich auf II, 7., wo in der Västuparikshä (väslu, Haus, cf. oaru) gesagt wird, wie die Slelle beschaffen .sein soll -wo man sein

Dieses Modell der Enteisung durch plotzlichen Still stand der Gletscherstirn und nachfolgenden Eiszerfall lafit sich auch fiir die Klarung des Eisabbaues im Becken von

[r]

Stellungnahme _ zu einem im Herrenhause angenomm.enen 9esetzentwurfe. nod) bei ber �teumuftei{ung.. l/Jlittifta t>. ber in bri t tei: �cfnng nngcnomnteu.

Vorschlag der Europäischen Kommission für einen Beschluss des Europäischen Parlaments und des Rates über die Nutzung des Frequenzbands 470–790 MHz in der Union.. 23.05.2016

Für einige wurde es eine lange Nacht, so dass zuerst nur wenige mitbekamen, dass sich unsere Scholle in Auflösung befand.. Nach mehreren Krisensitzungen am Morgen