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Der Journalismus in Bulgarien -

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Michaela Tzankoff

Der Journalismus in Bulgarien -

eine feminisierte Profession

Einfuhrung

Der Journalismus gilt in Bulgarien als

»feminisierte« Profession. Deutlich mehr als in den anderen Ländern des soge- nannten ehemaligen Ostblocks und in Westeuropa sind Frauen im Medienbe- reich tätig, nehmen Führungspositionen als Chef- und Programmredakteurinnen in der Geschäftsführung und im Manage- ment ein.1

Daß Frauen einen so hohen Anteil am Journalismus haben, ist vor allem aus zwei Gründen erstaunlich. Zum einen gelten Frauen in den ost- und südosteu- ropäischen Transformationsgesellschaf- ten in der Regel als »Opfer« des gesell- schaftlichen Wandels. Durch ihre tradi- tionelle Zuständigkeit für die Familien- versorgung sind sie in vielfaltiger Weise mit den wirtschaftlichen Folgen der Transformation wie Arbeitslosigkeit, Preissteigerung und einer zum Teil kras- sen Armut konfrontiert. Sie haben im be- sonderen Maße mit der Entwertung alter Sicherheiten zu kämpfen und sind vor neue Organisationsaufgaben gestellt. An die Stelle eines paternalistischen Staates, der Arbeitsplatz, Krippe und den Kinder- garten garantierte, sind Eigeninitiative und Improvisation, ein hohes Maß an Unsicherheit und an kurzfristiger Pla- nung getreten. Die Betreuung der Kinder, Einkaufen, das Benutzen der öffentlichen Verkehrsmittel, die gesamte Organisation des Alltags ist mühsamer und zeitrauben- der geworden. Dies mag einer der Gründe dafür sein, daß der Grad der poli-

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tischen Partizipation von Frauen stark zurückgegangen ist (Deimel 1998, 195ff.)· Ein weiteres Indiz sind die hohen Abtreibungsquoten, bei denen Bulgarien 1992 sogar weltweit die dritte Stelle ein- nahm (ebenda 184) und die noch 1996 doppelt so hoch waren wie die Zahl der Geburten (Neues Deutschland 09.12.96).

Um so erstaunlicher ist, daß Frauen ver- mehrt den Beruf der Journalistin wählen, der mit unregelmäßigen Arbeitszeiten verbunden ist, mit Unverläßlichkeit und Streß.

Zum zweiten gilt der Journalismus in Bulgarien weiterhin als prestigeträchtiger und anspruchsvoller Beruf, und bei die- sen wiederum handelt es sich in der Regel um Männerdomänen, zu denen Frauen nur schwer Zugang erhalten.

Dieser Beitrag widmet sich den Verän- derungen im bulgarischen Mediensystem und dem Wandel der Geschlechterver- hältnisse seit 1989 und fragt danach, wel- che Zusammenhänge es hier gibt. Dabei gilt es, Abschied zu nehmen von einigen Vereinfachungen hinsichtlich der Rolle von Frauen in Transformationsgesell- schaften, gängigen Ansichten über ihren Opferstatus und einseitigen Vorstellun- gen über die Geschlechterverhältnisse in einem postkommunistischen Land.2 Viel- mehr versteht sich der Beitrag auch als Plädoyer, mehr die Gegenläufigkeiten und Widersprüchlichkeiten zu betonen, statt Frauen gleich in dreifacher Weise zu Verliererinnen zu erklären: zu Opfern einer patriarchalen Ideologie des Sozia- lismus, zu Opfern der gesellschaftlichen Veränderungen in der »patriarchalen De- mokratie« (Kreisky 1996) und zu Verlie- rerinnen im Vergleich zu ihren westli- chen Geschlechtsgenossinnen.

Frauen im bulgarischen Mediensystem

Der bulgarische Medienwissenschaftler Rossen Milev schätzt das Verhältnis von Frauen zu Männern im Journalismus auf 2:1.3 Margarita PeSeva (Akademie für

Wissenschaften in Sofia) stellt in ihrem jüngsten Buch »Das Fernsehen im Um-

bruch 1995-1997« (1998) vier soge- nannte »Sterne« des Fernsehjournalis- mus vor: Drei davon sind Frauen. Da es in Bulgarien keine verläßlichen Statisti- ken über den Frauenanteil in den Medien gibt, soll ein Blick in Leitungspositionen im Bereich der Redaktionen und im Ma- nagement sowie auf politischer Ebene zumindest einen Eindruck über den hohen Anteil von Frauen vermitteln.

Die Tageszeitung »Democracija«, die seit 1989 die antikommunistische

»Union der demokratischen Kräfte« ver- tritt (seit 1997 wieder an der Regierung) und damit eine Sonderstellung als die einzige genuine antikommunistische Zei- tung einnimmt, hat mit Neven Kopanda- nova eine weibliche Chefredakteurin.

Die auflagenstarke »Trud« (Die Arbeit) hat zwar einen männlichen Chefredak- teur, von den 48 im Impressum nament- lich genannten Redakteuren sind aller- dings 35 Frauen. Bei »24 Casa« (24 Stunden), ebenfalls eine der auflagen- stärksten Tageszeitungen mit Boule- vardanteil, finden sich zwar bei einem männlichen Chefredakteur nur zwei weibliche neben fünf männlichen Res- sortschefs. Interessant sind allerdings die Ressorts, die von Frauen geleitet werden:

Buisness/Finanzen und Welt/Außenpoli- tik. Von den lokalen Korrespondenten sind von 24 immerhin elf Frauen. Die kritische und anspruchsvolle Tageszei- tung »Cega« (Jetzt) hat mit Dimitrana Alexandrova eine Chefredakteurin. Bei der wöchentlich erscheinenden Familien- zeitung »Paraleli« werden im Impressum neben einem männlichen Chefredakteur nur ein Mann als verantwortlicher Re- dakteur genannt, aber zehn Frauen. Die anspruchsvolle Wochenzeitung »Kul- tura« hat mit Koprinka ¿ervenkova eben- falls eine Chefredakteurin, von den zwölf namentlich genannten Redakteuren sind sechs Frauen. Die seriöse wirtschaftspo- litische Wochenzeitung »Kapital« weist bei einem männlichen Chefredakteur na-

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mentlich 32 Redakteure aus, von denen immerhin dreizehn Frauen sind.

Im Nationalen Bulgarischen Fernse- hen, weiterhin mit konkurrenzlos hohen Einschaltquoten, da die privaten Sender nur lokale Reichweiten haben und auf- grund der finanziellen Probleme zum Teil sehr unprofessionell arbeiten, leiten Frauen einen großen Teil der Nachrich- tensendungen. So wird die erfolgreiche Kommentarsendung »Ekip 4« viermal in der Woche von drei Journalistinnen (Cvetla Petrova, Borijana Dimitrova und Elena JontSeva) redaktionell geführt und moderiert. Die Journalistin Margarita Michneva hat mit ihrer Sendung »Kon- flikti« (einem Aufdeckungs-Skandal-Ma- gazin, das Mitte der 90er unter der sozia- listischen Regierung eine Zeit lang verboten war) einer der höchsten Ein- schaltquoten und gehört zu den best be- zahlten Journalistinnen des Landes.

Auch für den Bereich des politischen Kommentars stehen Frauennamen: in Ta- geszeitungen beispielsweise Iskra Balva (»Neue Zeit«) oder Velislava Dareva (»Das Wort«), im Fernsehen die Kom- mentarsendungen »Der Spiegel« von Diljana Grozdanova oder »Aufgedeckt«

von Valja Achcieva. Die Parlamentsjour- nalistinnen sind fast ausschließlich Frauen. Ein ungewöhnliches Phänomen stellt auch die Journalistin Maria Alex- androva dar: Sie ist Chefredakteurin der einzigen englischsprachigen Militärzei- tung »Bulgarian Militarían Review«; als Alexandra Pilar schreibt sie auch in der Nachtausgabe der »Arbeit« die Klatsch- kolumne. Die ehemalige Musikredakteu- rin Veselina Kanaleva steht wiederum als Beispiel für eine neue Generation von Medienmanagerinnen: Mit Radio Veselin hat sie kurz nach der Wende 1989 den bislang erfolgreichsten privaten Radio- sender Bulgariens aufgebaut, der mittler- weile in fünf Städten sendet.

Im politischen Bereich sind ebenfalls an exponierten Stellen viele Frauen zu finden: Sowohl der Präsident Petar Stoja- nov als auch der Regierungschef Ivan

Kostov haben weibliche Medienberate- rinnen: Neri Terzieva, vormals Chefin von Ephir 2, dem zweiten Programm des Nationalen Bulgarischen Fernsehens, und Stojana Giorgieva, vormals Journali- stin bei Free Europe in Sofia. Die Juristin Neli Ogjanova, jetzt Mitglied des Natio- nalen Medienrates, hat das neue Medien- gesetz federführend formuliert.4 Die Presseabteilungen der meisten Ministe- rien werden von Frauen geleitet. Am 22.

Januar 1999 wurde mit Lili Popova eine Frau Generaldirektorin des Nationalen Bulgarischen Femsehens und damit eine der einflußreichsten medienpolitischen Personen in Bulgarien.

Diese wenigen Beispiele können zu- mindest ausschnittweise einen Eindruck vermitteln; zum Vergleich sei daran erin- nert, daß in der Bundesrepublik nicht eine der großen Tageszeitungen oder Wo- chenzeitungen eine weibliche Chefredak- tion hat, das Politikressort fast aussch- ließlich von männlichen Journalisten besetzt ist (vgl. Lünenborg 1997), weder im öffentlich-rechtlichen Fernsehen noch bei den privaten Sendern Frauen nen- nenswert in Führungspositionen vertre- ten sind und die Medienpolitik bei Par- teien oder auf Regierungsebene ebenfalls fest in Männerhand ist.

Insofern stellt sich die Frage, wie Frauen ausgerechnet in einem Land mit einer patriarchalen Tradition wie Bulga- rien dieser Einbruch gelingen konnte5, zumal der Medienbereich als hartes Bu- siness gilt. Der bulgarische Medienmarkt wird im folgenden kurz beschrieben, um zu zeigen, daß Frauen sich hier ein Be- rufsfeld erobert haben, das mitnichten einen gesellschaftlichen Schonraum dar- stellt.

Der bulgarische Medienmarkt zwischen Kommerz, Populismus und politischer Polarisierung

Der bulgarische Medienmarkt mußte nach 1989 völlig neu nach Rentabilitäts-

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gesichtspunkten organisiert werden. Ein großer Teil des Kapitals der sogenannten alten Nomenklatura wird im Medienbe- reich vermutet. Die wirtschaftliche Machtergreifung eines Teils der alten Kader hat die politische Transformation blockiert und eine »neue politische Klasse« der sogenannten »roten Mil- lionäre« geschaffen. Diese fühlt sich nur den eigenen wirtschaftlichen Interessen verpflichtet und betrachtet den Medien- bereich als einträgliches Geschäft, das auch aus Gründen der politischen Ein- flußnahme kontrolliert werden muß.

Auf der Erscheinungsebene zeigt sich zwar eine erstaunliche Vielfalt an Zeitun- gen und Zeitschriften, und das arme Land leistet sich immerhin ca. 60 lokale private Radiosender sowie ein Dutzend privater Fernsehsender. Diese Vielfalt ist jedoch nur eine äußere: Kritischer Jour- nalismus blieb auf die Anfangszeit des gesellschaftlichen Wandels nach 1989 beschränkt. Eine ausgewogene Mischung aus kommerzieller Unterhaltung, gut re- cherchierter Information und zumindest nicht völlig einseitigem Kommentar ist eher selten. Dagegen stellt ein großer Teil der Medienlandschaft eine eigentümliche Mischung aus yellow press, politischem Populismus und Klientelismus dar. Die jeweils regierende politische Klasse (bis-

her im Wechsel Sozialisten und die anti- kommunistische »Union der Demokrati- schen Kräfte«, die seit 1997 wieder an der Regierung ist) betrachtet das Natio- nale Bulgarische Fernsehen und das Na- tionale Bulgarische Radio gleichsam als

»Haussender«, die mehr oder minder Verlautbarungsjournalismus zu leisten haben. Demgegenüber hat sich in den Printmedien ein stark populistischer Boulevardjournalismus verfestigt, der auch vor Schlammschlachten unterhalb der Gürtellinie nicht halt macht: Falsch- meldungen, Unterstellungen, üble Nach- rede und Beleidigungen sind Bestand- teile der täglichen Lektüre. Dazwischen findet sich ein Trend zur völligen Entpo- litisierung und Kommerzialisierung.

Der polarisierte Medienbereich spie- gelt sich auch in den gesetzlichen Be- stimmungen wider, die bis heute nicht abschließend geregelt sind und ganz un- verhohlen die politische Einflußnahme der Regierungsmehrheit auf einen gro- ßen Teil der Medien ermöglichen. For- men indirekter (beispielsweise über die Anzeigenpolitik der großen Firmen) und direkter Einflußnahme über Personalpo- litik sind keine Seltenheit. Kritische Be- richterstatter(innen) werden entlassen, die Generaldirektoren des Nationalen Bulgarischen Rundfunks und Fernsehens wechseln fast jährlich nach politischer Opportunität. Aber auch die Personalpo- litik der Privaten ist nicht frei von vorau- seilendem Gehorsam. Neben beleidigen- den Angriffen gegen den politischen Gegner (bei dem die Journalistinnen ihren männlichen Kollegen in nichts nachstehen) zeichnet sich die Medien- landschaft durch alle Varianten des Klatsch-Tratsch-Boulevardjournalismus, durch zumeist miserabel synchronisierte lateinamerikanische Seifenopern, jäm- merlich unprofessionelle Talkshows und Unterhaltungssendungen, tendenziöse Berichterstattung und eine kommerziali- sierte Werbe-Scheinwelt aus, die ange- sichts der Armut des größten Teils der bulgarischen Bevölkerung absurd wirkt.

Neben politischer Befangenheit geben auch die zum Teil völlig undurchsichti- gen Finanzierungsquellen Anlaß zu Spe- kulationen. Daß es in dieser Medienland- schaft dennoch gut gemachte politische Sendungen und Zeitungen, anspruchs- volle Kulturbeiträge und amüsante Un- terhaltungssendungen sowie engagierte Journalisten und Journalistinnen gibt, soll hier nicht unerwähnt bleiben. Sie stellen jedoch die Ausnahme dar, die ei- gentlich der Erklärung bedürften.

Wie bewegen sich Frauen in diesem politisch »verminten« Feld des bulgari- schen Mediensystems und warum arbei- ten so viele als Journalistinnen?

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Bulgarische Frauen zwischen Traditio- nalismus und beruflicher Karriere Der Zugang zum Berufsfeld »Journa- list/Journalistin« war gerade am Anfang recht leicht: Der Medienbereich boomte in den ersten Monaten nach 1989, und eine Vielfalt an neuen Zeitungen, priva- ten Lokalradios und später lokalen Fern- sehstationen eröffnete jungen Frauen und Männern auch ohne einschlägige Beruf- serfahrungen oder Ausbildung neue Möglichkeiten. Bis heute ist eine klassi- sche Ausbildung für die Tätigkeit im Me- dienbereich nicht unbedingt notwendig, vor allem die privaten Sender und kleine private Zeitungen und Zeitschriften legen keinen großen Wert auf ein Studium.

Bulgarische Frauen haben zum Teil ein- fach die Gunst der Stunde genutzt und sich ein Berufsfeld erobert, das prestige- trächtig ist, als interessant, abwechs- lungsreich und anspruchsvoll empfunden wird. Vor 1989 hatte die sozialistische Quotierungspolitik zwar auch zu einem höheren Frauenanteil in den Medien ge- führt als in den westeuropäischen Län- dern, allerdings nahmen Frauen selten Führungspositionen ein. Sie waren Mo- deratorinnen oder in weniger wichtigen Ressorts tätig.

In beruflicher Hinsicht gelten Frauen in Bulgarien durchaus als ambitioniert.

Auch wenn viele Bulgarinnen die Mühen der Doppelbelastung beklagen, wollen sie nicht zwischen Beruf und Familie wählen, sondern beides für sich realsie- ren.6 Besonders als freie Mitarbeiter- (innen) erlaubt der Beruf, auch einen Teil der Arbeit zu Hause zu erledigen oder zu Tages- bzw. Abendstunden, zu denen der Mann oder Verwandte auf die Kinder aufpassen.

Ein zweiter Grund für den hohen Frauenanteil liegt in den Verdienstmög- lichkeiten, die bei allen Unterschieden zwischen den einzelnen Zeitungen, Zeit- schriften und Sendern eher mittelmäßig bis schlecht sind. In der Regel kann eine Familie von einem Journalistengehalt

nicht leben. Da der gesellschaftliche Um- bruch einen neuen Berufsmarkt geschaf- fen hat, ist es nicht leicht zu beurteilen, ob die vergleichsweise schlechte Bezah- lung eine Folge des hohen Frauenanteils ist oder umgekehrt, ob ambitionierte Männer aufgrund der schlechten Bezah- lung andere Berufe besetzten und Frauen

»das Feld überließen«. Männer, die gut verdienen möchten, gehen ins soge- nannte »Business«, aber in der Regel nicht in die Medien. Die besser bezahlten Managerposten sind auch im Medienbe- reich überwiegend mit Männern besetzt.

Frauen gelten vielen aufgrund von Ein- fühlsamkeit und Fleiß als gute Journali- stinnen, im betriebswirtschaftlichen Ge- schäftsbereich werden jedoch Männer bevorzugt. Nur erfolgreiche Journalisten und Journalistinnen erhalten über zusätz- liche Honorare für Sendungen mit hohen Einschaltquoten ein hohes Einkommen.

Eine weitere Möglichkeit, das niedrige Grundgehalt aufzubessern, besteht darin, als sogenannte »Freie« zusätzlich für verschiedene Medien zu arbeiten. Diese Möglichkeit ist allerdings vielen Frauen genommen, wenn sie durch familiäre Verpflichtungen, vor allem Kinder, ge- bunden sind. Schließlich gibt es auch den bezahlten Journalismus, der gegen

»cash« politisch opportune Berichterstat- tung liefert.

Frauen haben sich also ein Berufsfeld erobert, das in finanzieller Hinsicht sel- ten eine eigenständige Existenz ermög- licht. Dennoch sollten daraus keine vor- eiligen Schlüsse gezogen werden.

Gerade in Transformationsgesellschaften wie Bulgarien, wo man an die Ausdiffe- renzierung unterschiedlicher Verdienst- möglichkeiten noch nicht so gewöhnt ist, sind nicht nur das Einkommen für die Berufswahl entscheidend, sondern auch Einflußmöglichkeiten, Macht und Pre- stige. Außerdem liegen in den politisch einflußreichen Positionen wie die einer Generaldirektorin und Medienberaterin die Gehälter deutlich höher als bei Jour- nalistinnen.

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Daß Frauen sich in der Umbruchs- phase einen Platz im Medienbereich er- obert haben, ist eben auch Folge von Emanzipations- und Individualisierungs- prozessen, die im Zuge des gesellschaft- lichen Wandels seit 1989 eingetreten sind. Bulgarinnen nur als Verliererinnen des Umbruchs zu betrachten greift zu kurz, auch wenn sie einen großen Teil der sozialen Kosten der hohen Arbeitslo- sigkeit und des Wegfalls staatlich garan- tierter Sozialleistungen zu tragen haben.

Die Loslösung aus der kollektiven und paternalistischen Fürsorge des Staates und der Kommunistischen Partei hat auch die befreiende Wirkung gehabt, daß Frauen ihre persönlichen Biographien nun mehr selbst gestalten können, da das festgefügte Verständnis von Privatheit und Öffentlichkeit zusammengebrochen ist.7 Bulgarische Frauen gehen selbstbe- wußt mit dem gesellschaftlichen Wandel um und haben sich, wie das Beispiel des Medienbereichs zeigt, neue Felder er- obert. Frauen lassen sich dabei in doppel- ter Weise auf neue Berufsstrukturen ein:

Erstens ist gerade das Mediensystem seit dem Ende des Sozialismus völlig neuen Regeln unterworfen, zweitens fordern weltweit technisch bedingte Neuerungen im Medienbereich (Informationsgesell- schaft, Digitalisierung, Internet) dem Jounialistenberuf Strukturanpassungen ab, die auch für Journalisten und Journa- listinnen, die keinen gesellschaftlichen Systemwechsel zu verkraften hatten, nicht immer leicht zu erfüllen sind.

Mit der Berufswahl Journalistin haben sich viele junge Frauen zudem einfach einen Wunsch erfüllt und scheuen sich nicht, auch steinige Wege zu gehen.

Diese Einstellung zum Beruf hängt auch mit dem kulturellen Erbe des Sozialis- mus und der vorsozialistischen Zeit zu- sammen. Die bulgarische Gesellschaft ist zwar traditionell familienorientiert und gehorcht patriarchalen Hierarchien zwi- schen den Geschlechtern und den Gene- rationen.8 Die orientalische Tradition be- inhaltet jedoch auch vergleichsweise

tolerante Züge gegenüber Frauen. Ihre Bewegungsfreiheit war vor allem in der politischen und öffentlichen Sphäre ein- geschränkt. Berufstätigkeit war erlaubt, und die Stellung der Frau in der Familie und im Alltag trug sogar matriarchale Züge (Zareva 1992,57f.).9 Das sozialisti- sche Konzept der »werktätigen Mutter«

konnte an diese Traditionen und das Selbstverständnis der Frauen anknüpfen.

Jahrzehnte einer Sozialisierung mit Be- rufstätigkeit und eigenem Einkommen haben sich ausgewirkt, und der Beruf ist fester Bestandteil weiblicher Identität ge- worden. Das zweite Gehalt wird in der Regel gebraucht, und Frauen empfinden sich zu Recht als gleichberechtigte Mit- verdienerinnen.

Zum Teil wird in Bulgarien von einem

»verdeckten Matriarchat« gesprochen.

Sich - auch als Mutter - in einem aufrei- benden Beruf zu bewegen, ist für die bul- garische Frau kein Widerspruch; diese Einstellung zu Beruf und Familie als

»emanzipiert« zu bezeichnen, liegt den meisten Frauen allerdings fern. Begriffe wie »Feminismus« oder »Frauenbewe- gung« sind in Bulgarien deutlich negativ konnotiert. Ein bulgarisches Wort für

»Frauenforschung« gibt es nicht. Auch Frauen, die sich in gewisser Weise weit von der klassischen Frauenrolle entfernt haben, beispielsweise trotz Kindern un- verheiratet alleine leben, eine nicht-ehe- liche Liebesbeziehung eingegangen sind und sich aus familiären Bindungen zu Eltern etc. weitgehend gelöst haben, wür- den in der Regel die Bezeichnung »Fe- ministin« oder »emanzipiert« für sich ab- lehnen. Vor allem in den Großstädten sind zwar Frauenorganisationen vorhan- den, zumeist vertreten sie jedoch eine Politik, die traditionelle Geschlechtern- ormen nicht in Frage stellt (Deimel 1998, 108ff.). Zudem sind die verschiedenen Organisationen zersplittert, zum Teil un- tereinander zerstritten und stellen keine politische Kraft dar.

Wie in weiten Teilen Ost- und Südost- europas herrscht auch in Bulgarien die

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Ansicht vor, daß es vordringlichere Pro- bleme zu lösen gäbe als die »Frauen- frage« (vgl. Rueschemeyer 1995). Kriti- sche Nachfragen, ob nicht wie im Sozialismus die Gleichstellung der Frauen »nach der Erreichung des Kom- munismus« - hier: »nach der Besserung der wirtschaftlichen Lage« - nachgeord- net werden müsse, machen bulgarische Frauen zwar nachdenklich, aber eine tief sitzende Skepsis gegen staatliche Ein- flüsse läßt sie jede Frauenförderung oder Quotenmodelle ablehnen. Westliche fe- ministische Modelle stoßen auch deshalb auf Unverständnis, weil sie die Familie als patriachalisch kritisieren, für bulgari- sche Frauen die Familie jedoch nicht mit Unrechtserfahrungen verbunden ist, da sie Patriarchalismus mit der kommunisti- schen Partei bzw. dem Staatsapparat ver- binden (dazu allg. Lemke 1996). Die Familie wird nicht als Ort der Unter- drückung empfunden, sondern gilt wei- terhin als hohes Gut.

Auch hier wirkt das Erbe des Sozialis- mus weiter. Durch die Vergesellschaf- tungsprozesse im Realsozialismus war eine spezifische Trennung von Privatheit und Öffentlichkeit entstanden. Das Pri- vate, die Familie wurde zur Nische und Quelle von Autonomie. Freundschafts- und Verwandtschaftsverhältnisse dienten als unentbehrliche soziale Ressource (Watson 1993 u. 1995). »Zu Hause« war der Ort der Abwicklung zahlreicher Akti- vitäten, informeller Austausche von Gütern und Dienstleistungen und unver- fälschter Freundschafts- und Vertrauens- beziehungen. Daraus resultiert eine ge- wisse neotraditionalistische Ausrichtung der Gesellschaft: Traditionelle Familien- und Geschlechterrollen wurden zur kul- turellen Ressource und wirkten iden- titätsstabilisierend. Diese Koexistenz von traditionalen und modernen Elementen zeigt sich auch heute im Selbstverständ- nis der Frauen und in ihrer Bewertung der Frauenrolle in Gesellschaft, Staat, Arbeit, Familie.10 Außerdem verstärken sich Angewiesenheit und Rückhalt in

und durch die Familie wieder: Familien sind Rückhalt für alte Menschen, die großen Verlierer der wirtschaftlichen Umstrukturierungen, aber auch für Kranke und Arbeitslose. Gerade beruf- stätige Frauen sind wieder verstärkt auf die Hilfe der Mutter, Großmutter, Tante oder Schwiegermutter angewiesen. Wer Kinder hat, kann sich nicht mehr auf ga- rantierte staatliche Einrichtungen verlas- sen, die privaten sind häufig zu teuer.

Das Leben auf der Straße wird auch als gefährlich empfunden. Viele Eltern las- sen ihre Kinder nicht mehr alleine zur Schule gehen, sondern bitten Nachbarn und Verwandte. Da viele Bulgaren neben dem Hauptberuf weiteren Jobs nachge- hen, und es sich hier um Tätigkeiten han- delt, die nicht offiziell ausgeschrieben werden (Öavdarova 1995), sind sie nicht nur in der Organisation der alltäglichen Reproduktion (Einkauf, Fahrtwege, das Teilen des Wagens, Kinderbetreuung etc.) auf ein funktionierendes Kommuni- kations- und Informationsnetz des Fami- lien·, Bekannten- und Nachbarschafts- kreises angewiesen, sondern auch, wenn es um zusätzliche Verdienstmöglichkei- ten geht.

Diese Wiederaufwertung familiärer Bindungen und Netzwerke begründet, warum es gerade im privaten Bereich Konstellationen gibt, die ungebrochen pa- ternalistische und patriarchale Traditio- nen fortführen. Junge Frauen stellen ihr Frauenbild in gewisser Weise zweigeteilt dar und erscheinen aus westlicher Sicht widersprüchlich. Im beruflichen Bereich fühlen sie sich gleichberechtigt und sind ehrgeizig, in der familiären Sphäre leben und akzeptieren sie größtenteils tradtio- nellere Modelle. Birgit Sauer bezeichnet traditionale Geschlechterstrukturen gera- dezu als »Schmiermittel« institutioneller Demokratisierung (1996, 152). Gerade in der Situation des abrupten gesellschaftli- chen Wandels wirken sie stabilisierend und helfen, Verunsicherungen abzufe- dern. Darüber hinaus ermöglicht ja ge- rade der Rückgriff auf traditionale Struk-

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turen auf der anderen Seite die Erfüllung von Berufswünschen und ein Stück Frei- heit." Auch die Männerrolle ist wider- sprüchlich. In vielen Hinsichten ist der bulgarische Mann ein »Macho« der alten Schule, Hausarbeit ist Frauenarbeit, an- dererseits ist er auch stolz auf seine be- rufstätige und »tüchtige« Frau, geht bei- spielsweise einkaufen, weil der Alltag ohne Einsatz aller Familienmitglieder schlicht und einfach nicht zu bewerkstel- ligen wäre, und sich um die Kinder zu kümmern ist in vielen Familien auch für die männlichen Mitglieder, Väter, Onkel und Großväter, eine Selbstverständlich- keit.

Mit dem Medienbereich haben sich bulgarische Frauen insgesamt ein dorni- ges Feld erobert: Schlechte Bezahlung, eine große Diskrepanz zwischen berufli- chem Rollenverständnis und Handlungs- möglichkeiten kennzeichnen einen har- ten Berufsmarkt, dessen Profil sich noch im Umbruchsprozeß befindet. Obwohl viele Journalistinnen im persönlichen Gespräch hohe professionsbezogene An- sprüche formulieren (Objektivität und politische Neutralität, präzise Recher- chen), sehen sie für sich kaum Möglich- keiten, individuell gegen den mainstream des Populismus und Boulevard-Journa- lismus anzukämpfen. Die meisten sind dankbar, ihren Beruf ausüben und Geld verdienen zu können. Einigen gelingt es, in den wenigen anspruchsvollen Zeitun- gen oder Sendungen unterzukommen.

Andere suchen innerhalb ihrer Ressorts Nischen und versuchen bei der Chefre- daktion gelegentlich kritische Themen durchzusetzen. Resignation und Gleich- gültigkeit sind jedoch auch weit verbrei- tet. Hier setzt auch ein latenter Genera- tionenkonflikt an. Die Journalisten und Journalistinnen, die nach 1989 den Um- bruch und eine kurze Phase des euphori- schen und kritischen Journalismus be- wußt erlebt haben, sind heute in der Regel zwischen Mitte dreißig und An- fang vierzig - und damit vergleichsweise alt für bulgarische Verhältnisse. Sie

sehen sich einer großen Konkurrenz der Jüngeren ausgesetzt, die nicht in dieser politischen Phase sozialisiert worden sind, ein relativ unpolitisches Berufs- verständnis haben und sich bereit zeigen, für den Einstieg in den Beruf professionelle und finanzielle Zuge- ständnisse zu machen.

Bei vielen jungen Journalisten und Journalistinnen besteht zwar die Hoff- nung, daß sich der Medienbereich konso- lidiert, die Arbeitsmöglichkeiten und Be- zahlung besser werden und damit auch das berufliche Ethos und der Anspruch an die professionelle Arbeit. Allerdings ist fraglich, ob bei der anhaltenden wirt- schaftlichen Krise und der polarisierten politischen Kultur Bulgariens in nächster Zeit Spielräume für professionellen Jour- nalismus wachsen können. Im zweiten Schritt ist fraglich, ob Frauen aus dem Medienbereich verdrängt würden, wenn er sich finanziell konsolidierte, bzw. ob sie sich daraus verdrängen ließen. Dabei ist ein ideeller Aspekt nicht zu unter- schätzen. Wenn der Sozialismus das pro- pagierte Ideal der gesellschaftlich und beruflich engagierten und emanzipierten Frau auch nicht eingelöst hat, so bleibt dennoch das latente Nachwirken dieser Ansprüche. Der Versuch, den gesell- schaftlichen Wertewandel mit der Auf- wertung traditionaler Frauenbilder zu verbinden und Frauen im »nationalen In- teresse« wieder in die Familie zurückzu- verweisen, ist - nicht nur in Bulgarien - gescheitert.12 Sie sind so gesehen also nicht einfach »Opfer« der patriarchalen Ideologie des Sozialismus, sondern haben einen Teil des Anspruchs auf Gleichberechtigung in die neue Zeit hinüber zu retten vermocht.

Frauen machen es sich allerdings nicht leicht. Wie in anderen postkommunisti- schen Ländern konnten und wollten sie zum Teil die Rolle, die sie während der 80er Jahre in den Dissidentengruppen eingenommen hatten, nicht in den neuen Entscheidungsgremien weiterführen. Al- lerdings haben sie in Bulgarien in beson-

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derer Weise den Medienbereich erobert, tragen also zur Meinungsbildung bei und gestalten ein neues gesellschaftliches Subsystem mit. Im Zeitalter der soge- nannten Mediengesellschaften (vgl. Sar- cinelli 1998) kann der potentielle Ein- fluß, der mit der Möglichkeit der öffentlichen Artikulation verbunden ist, nicht unterschätzt werden. Frauen nutzen diese Spielräume zur Zeit jedoch nicht.

Sie schwimmen tapfer in der rauhen See und haben scheinbar noch nicht reali- siert, daß sie innerhalb Europas eine Be- sonderheit darstellen und mit den Schlüs- selpositionen, die sie im Medienbereich einnehmen, auch ein Machtpotential in den Händen halten.

Anmerkungen

1 Diesem Phänomen geht ein Forschungs- vorhaben der Verfasserin nach, das geför- dert durch die Volkswagen-Stiftung in einem Zeitraum von drei Jahren den Transformationsprozeß in Bulgarien unter dem Aspekt untersucht, wie sich die Geschlechterstrukturen im Journalismus verändert haben.

2 Ein Teil der Frauenforschung befindet sich damit in gewisser Weise im main- stream jener - von Männern dominier- ten - Transitionsforschung. Hier wird das westliche Beispiel parlamentarischer De- mokratie unhinterfragt auch von For- schem als Maßstab gewählt, die anson- sten nicht affirmativ argumentieren. So wie letztere die Transformationsgesell- schaften als defizitär beschreiben, weil sie den westlichen status quo (noch) nicht erreicht haben, so werden Frauen von Tei- len der westlichen Frauenforschung als rückständig, unemanzipiert, im gnädig- sten Falle als entwicklungs- und lernfähig dargestellt - mit Ungeduld oder, (fast noch schlimmer) mit mildem Lächeln des Verständnisses ob der »Deformationen aus dem Sozialismus«. Eine kritische Prüfung der bundesdeutschen sozialwis- senschaftlichen Transformationstheorien liefert Birgit Sauer 1996.

3 Zum bulgarischen Mediensystem siehe vor allem Rossen Milev. Rossen Milev ist Geschäftsführer der englischsprachigen

Medienzeitung Balkan Media, die in ver- gleichender Perspektive die Medienent- wicklung in Ost- und Südosteuropa thematisiert, und Autor mehrerer deutsch- sprachiger Publikationen.

4 Dieses Gremium ist u.a. für so wichtige Entscheidungen wie Frequenzvergaben und die Wahl der Generaldirektoren für das Nationale Fernsehen und Radio zu- ständig.

5 Zum Stand der Forschung für Westeuropa siehe die vergleichende Studie von Mar- gret Lünenborg (1997), die das Gende- ring im Journalismus in den vier Ländern Deutschland, Dänemark, Spanien und Ita- lien untersucht und den aktuellen Stand der Forschung referiert.

6 Die Soziologinnen Raja Staikova und Soja Gedeleva referieren die Ergebnisse einer Untersuchung, die im Mai 1991 mit Hilfe der UNICEF durchgeführt wurde und bei der 500 Frauen zwischen 18 und SS Jahren im ganzen Land befragt wur- den. Hier zeigte sich, daß die Frauen durchweg außerhalb des Hauses arbeiten wollten und in der Hausarbeit und Erzie- hung der Kinder alleine keine Selbstver- wirklichungsmöglichkeiten sehen; Stai- kova/Gedeleva 1992, lOOf.

7 Zu neotraditionalistischen Ausrichtungen postkommunistischer Gesellschaften hin- sichtlich familiärer Beziehungen vgl.

Watson 1993 u. 1995. Allgemein zur Frauenbewegung und Frauenpolitik in Osteuropa vgl. Lemke/Penrose/Ruppert 1996 und Kreisky 1996.

8 Allgemein zu der Situation von Frauen in Bulgarien vor und nach 1989 vgl. die Dis- sertation von Johanna Deimel »Bewegte Zeiten. Frauen in Bulgarien gestern und heute.« 1998.

9 Frauen konnten beispielsweise nicht ins Dorfgasthaus gehen, einen Sitz im Parla- ment erhalten oder politische Ämter in- nehaben. Sie durften jedoch jeden Beruf ausüben. Im Alltagsleben und innerhalb der Familie hatten sie großen Einfluß, und da die Großfamilie den wichtigsten Bezugsrahmen darstellte, erwuchsen Frauen aus dieser Position Rechte und in gewisser Weise auch Macht.

10 Der Begriff »modern« ist nicht unproble- matisch, auf alle Fälle mit einer Wertung verbunden. An dieser Stelle möchte ich nicht auf die komplizierte Diskusssion um das abendländische Konzept der Moderne oder die Diskreditierung moder- nisierungstheoretischer Ansätze in der

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Dritte-Welt-Forschung eingehen. Zur Ko- existenz von traditionalen und modernen Elementen in südosteuropäischen post- kommunistischen Gesellschaften vgl.

Sterbling 1993, S. 130ff.

11 Auch die Verfasserin lebt während ihrer Forschungsaufenthalte in Bulgarien bei Verwandten, ohne deren Unterstützung und Bereitschaft, auf die kleine Tochter aufzupassen, das Forschungsvorhaben gar nicht möglich wäre.

12 Zur politischen Indienstnahme traditio- neller Frauenbilder und der Verknüpfung von Frau und Nation in der bulgarischen Geschichte siehe auch Deimel 1998.

Literatur

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Zeitschriften/Zeitungen Neues Deutschland, 09.12.96 Welt News, Bulgarien, 28.10.1998

Referenzen

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