• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "„gemeinsam aktiv“ – Im Mittelpunkt der Trimm-Aktion 1988: der Sportverein" (21.04.1988)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "„gemeinsam aktiv“ – Im Mittelpunkt der Trimm-Aktion 1988: der Sportverein" (21.04.1988)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Gesundheit als

„Bürgerrecht"

Weltgesundheitstag - Weltnichtrauchertag

„Gesundheit für alle — alles für die Gesundheit" — das anspruchsvol- le Motto des diesjährigen Weltge- sundheitstages müsse der Bevölke- rung für das ganze Jahr nahege- bracht werden, erklärte Dr. med.

dent. Hanna Neumeister, die Präsi- dentin der Bundesvereinigung für Gesundheitserziehung, auf der tra- ditionellen Veranstaltung am 7.

April in der Bad Godesberger Re- doute.

Für die Weltgesundheitsorgani- sation (WHO), die an diesem Tag ihren 40. Geburtstag feierte, erläu- terte Ingar Brüggemann, Direktorin des „Programms der auswärtigen Koordination für Gesundheit und Soziale Entwicklung", das Regio- nalkonzept der WHO „Gesundheit 2000". „Gesundheit für alle" be- deute, daß jeder Mensch auf einem gesundheitlichen Niveau leben solle, das ihm ermögliche, ein sozial und wirtschaftlich produktives Leben zu führen, „ein Leben, das sich lohnt."

„Es scheint, als hätte sich die indu- strialisierte Welt abhängig gemacht von der Medizin", so kritisierte Frau Brüggemann die fehlende Be- reitschaft des einzelnen, sich aktiv einzusetzen für die eigene Gesund- heit und die der anderen. Die WHO-Direktorin wörtlich: „Der einzelne kann viel mehr für seine Gesundheit tun als alle medizini- schen Einrichtungen zusammen "

Viele Krankheiten seien gesell- schaftlich bedingt und damit im Prinzip vermeidbar, so Prof. Dr.

Christian von Ferber vom Institut für Medizinische Soziologie der Uni- versität Düsseldorf. Professor von Ferber wies vor allem auf den in ver- schiedenen sozialen Gruppierungen höchst unterschiedlichen Gesund- heitsstand hin. Obwohl Gesundheit durch im Grundgesetz festgelegte Grundrechte quasi als „Bürger- recht" angesehen werden müsse, sei nicht zu verkennen, „daß für viele,

konkret benennbare soziale Grup- pen unserer Mitbürger in einer ver- meidbaren Weise die Lebenschan- cen verkürzt, die freie Entfaltung der Persönlichkeit behindert ist." Es sei notwendig, so zitierte Prof. von Ferber Carlo Schmid, „den Mut zu den sozialen Konsequenzen aufzu- bringen, die sich aus dem Postulat der Demokratie ergeben."

Dennoch, so Dr. Neumeister, dürfe Gesundheit nicht als einklag- bares soziales Recht angesehen wer- den. Alle Redner des Weltgesund- heitstages betonten nachdrücklich die Wichtigkeit der Eigenverantwor- tung für die Gesundheit. 42 Milliar- den DM kosten die Folgen falscher Ernährung jährlich den Staat: hier- mit gab Werner Chory, parlamenta- rischer Staatssekretär im Gesund- heitsministerium, ein Beispiel, wo selbstverantwortliche Gesundheits- vorsorge ansetzen müsse.

Gemeinsam forderten die Red- ner der Veranstaltung Verbände, Politiker und die Bevölkerung auf, für die Gesundheit aller interdiszi- plinär zusammenzuarbeiten. An den Berufsstand der Ärzte ging der Ap- pell, sich zunehmend auch zur Auf- gabe der Gesundheitserziehung zu bekennen. Diese Bewußtseinsände- rung müsse schon in der Ausbildung ansetzen.

Ziel bis 1995:

80 Prozent Nichtraucher Der Weltgesundheitstag 1988 war gleichzeitig Weltnichtraucher- tag. So extrem wie in Norwegen, wo man bis zum Jahre 2000 rauchfrei werden wolle, seien die Ziele der Weltgesundheitsorganisation nicht gesteckt, erklärte Frau Brügge- mann: Der Anteil der Nichtraucher in den Mitgliedsstaaten der WHO soll bis 1995 auf 80 Prozent erhöht werden.

In der Bundesrepublik, so Wer- ner Chory, soll die im vorigen Jahr gestartete Kampagne zur Förderung des Nichtrauchens schon bald durch ein Aktionsprogramm ergänzt wer- den. Zielgruppe der Aufklärungs- kampagne seien vor allem die Jugendlichen, die vom Einstieg in das Rauchen abgehalten werden sol-

len. Die Bundesregierung plane auch Maßnahmen gegen das Ange- bot an Tabakwaren, möglichst auf freiwilliger Basis, wie Chory hinzu- fügte. Zwangsmaßnahmen und Ver- bote seien zur Eindämmung des Rauchens kaum geeignet, erklärte Frau Brüggemann Vielmehr gehe es darum, mit „erheblichem Einfüh- lungsvermögen und pädagogischem Geschick" Rauchen als „soziales Fehlverhalten" darzustellen. öck

„gemeinsam aktiv"

Im Mittelpunkt der Trimm-Aktion 1988:

der Sportverein

Trotz „chromblitzender und geldscheinfressender Fitneßstudios"

sei der Sportverein „nicht totzukrie- gen" , so Hans Hansen, Präsident des Deutschen Sportbundes (DSB), auf einer Pressekonferenz zur Eröff- nung der Trimm-Aktion 1988 am 25.

März: In der Turnhalle des Sport- vereins VfL Höhr-Grenzhausen — der, wie Hansen lobte, die Lebens- qualität der kleinen Stadt im We- sterwald entscheidend gefördert ha- be — stellte der DSB unter dem Mot- to „gemeinsam aktiv" seine diesjäh- rige Aktion vor, in deren Mittel- punkt der Verein steht.

Schon im letzten Jahr hatte eine Vielzahl von Plakaten des DSB mit dem Slogan „Im Verein ist der Sport am schönsten" geworben. 20 Millio- nen Menschen gehen nach den Wor- ten von Hans-Helmut Kämmerer, dem Vorsitzenden des Bundesaus- schusses für Breitensport, in 64 000 Vereinen der Bundesrepublik ihren

„Grundbedürfnissen des gemeinsa- men Aktivseins" nach. Die Vermu- tung des DSB, das Gros der Bevöl- kerung halte den Sportverein für ei- ne antiquierte Institution, hätte sich, so Kämmerer, der dem Präsidium des DSB angehört, keineswegs be- stätigt. Eine Emnid-Umfrage vom Ende des letzten Jahres habe bewie- sen, daß das Image des Sportvereins überaus positiv sei. „Der Riese, der Verein, hat die Sympathie des Vol- Dt. Ärztebl. 85, Heft 16, 21. April 1988 (21) A-1089

(2)

kes", bekräftigte Hansen diesen Sachverhalt.

Auch Prof. Dr. Klaus Heine- mann vom Institut für Sportsoziolo- gie der Universität Hamburg stimm- te dem zu. Danach gelte der Verein als modern, vielseitig, preiswürdig, offen für alle Personengruppen und auch als notwendig für die Gesell- schaft; dennoch müsse der Sportver- ein sich weiterentwickeln, um mit gesellschaftlichem Wandel schrittzu- halten. Sport sei heute zum selbst- verständlichen Bestandteil der Frei- zeit geworden und nehme im Zuge der Arbeitszeitverkürzung einen im- mer höheren Stellenwert ein. Zu- nehmend finde sich in der Bevölke- rung eine „Konsum- und Dienstlei- stungseinstellung zum Verein".

Darauf habe man sich einzustellen.

Als zentrale Motive für das Sporttreiben nannte Heinemann

„Spaß haben" und „Fitness". Spaß im Verein beruhe vor allem auf Ge- selligkeit, auf der sozialen Einbin- dung. Das Motiv Fitness als langfri- stiges Mittel zur Erhaltung der Ge- sundheit sei vor allem für die über 35jährigen immer mehr in den Vor- dergrund gerückt. Der Verein, so Heinemann, müsse diese Motive zu- sammenführen und dabei der Ge- fahr entgegenwirken, daß Sportver- eine „sich zum reinen Fitnesszen- trum entwickeln oder zum reinen Geselligkeitsclub degenerieren".

Mit einer großangelegten Pla- kataktion will der DSB nach außen und nach innen wirken. Es gehe dar- um, „die Qualität und die Quantität der Vereinsarbeit in der Öffentlich- keit sichtbarer zu machen", be- schrieb Kämmerer das erste Ziel der Aktion. Darüber hinaus sollen aber auch die Vereine selbst dazu ange- spornt werden, den Anforderungen der Gegenwart und der Zukunft nachzukommen. Unter dem Motto

„gemeinsam aktiv" sollen die Slo- gans „Freunde Finden", „Aktiver Leben", „Sport Lernen", „Fit Sein", und „Mitspielen" dazu bei- tragen, den Sportverein als wesent- lichen Teil des gesellschaftlichen Le- bens weiter zu stärken.

Für die Gesundheit der Sport- treibenden in den Vereinen sind auch die Ärzte gefordert. Seit lan- gem schon fördern die Bundesärzte-

kammer und der Sportbund die Zu- sammenarbeit zwischen Sportverei- nen und Ärzten. Während die ärzt- liche Betreuung von Leistungssport- lern vorzüglich ist, sieht nämlich die Betreuung der Millionen von Frei- zeitsportlern wesentlich schlechter aus. 1986 hatten BÄK und DSB

„Zehn Gründe für eine Kooperati- on zwischen Arzt und Sportverein"

vorgestellt, um mehr Ärzte dazu zu bewegen, sich für die Beratung und Betreuung von Freizeitsportlern in Vereinen zur Verfügung zu stellen.

Durch derartige „gesundheitsvor- sorgende Zusammenarbeit", hieß es 1986 im Tätigkeitsbericht der Bun- desärztekammer, könnten Schäden, die vor allem durch Übereifer von Untrainierten entstehen können, verhindert werden. öck

Training gegen Harninkontinenz

„Sie stehen an der Spitze der Bewegung", lobte der Berliner Staatssekretär beim Senator für Ge- sundheit und Soziales, Dr. Eberhard Müller-Steineck, den 1. Kongreß der „Hilfe für Inkontinente Perso- nen e. V." (hip) am 18. und 19.

März in Düsseldorf. Allerdings er- kannte er damit etwas an, das es in dieser Hinsicht eigentlich bei uns noch gar nicht gibt: eine Bewegung der Betroffenen. Denn im Verhält- nis zu den skandinavischen Ländern, den USA oder Großbritannien ist die Inkontinenz in der Bundesrepu- blik noch ein Rand-Thema: Ärzte nehmen es nicht ganz so ernst, Pa- tienten schweigen aus Scham, und Nichtbetroffene rümpfen verständ- nislos die Nase. Dabei ist die Zahl der Inkontinenten hierzulande nicht gerade gering:

Rund drei Millionen Menschen leiden nach Schätzung der hip an Harninkontinenz und weitere 380 000 an Stuhlinkontinenz. Doch nur etwa ein Fünftel dieser Men- schen, so der Vorsitzende des Ver- eins, Dr. Karl-Gustav Werner, geht wegen dieser Beschwerden zum Arzt oder sagt es ihm offen heraus.

In der Mehrzahl der Fälle stößt der

Arzt daher eher zufällig oder gar nicht auf dieses Problem. Denn häu- fig werden zum Beispiel beschmutz- te Wäschestücke eher mit einer mangelnden Hygiene des Patienten als mit einer möglichen Inkontinenz in Verbindung gebracht. Dabei läßt sich dieses dem Patienten meist peinliche Problem in vielen Fällen erfolgreich behandeln.

Eine besondere Bedeutung kommt dabei dem „Biofeedback"- Training zu. Dr. Paul Enck, Di- plom-Psychologe in der gastroente- rologischen Abteilung der Medizini- schen Klinik der Universität Düssel- dorf, berichtete, daß sich durch Training der Analmuskulatur bei Stuhlinkontinenten in bis zu 90 Pro- zent der Fälle Kontinenz erreichen ließ. Nach sorgfältiger Anamnese ( „Inkontinenz ist ein Symptom, kei- ne Diagnose") übte der Patient acht Wochen lang mit einer Apparatur, die ihm den Erfolg seiner Bemühun- gen graphisch veranschaulichte:

Uber eine Sonde wurde der Druck im Anus und Rektum gemessen, die Kraft des Schließmuskels bestimmt und dann nach dem „Hau-den-Lu- kas"-Prinzip sichtbar gemacht.

Ähnliche Erfolge auf dem Ge- biet der Harninkontinenz konnte die französische Geriaterin Dr. Marie- France Bizien von der Assistance Publique-Höpitaux de Paris mit der Methode des Biofeedback vorwei- sen. Von 37 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 81 Jahren, die das Training 1987 voll durchhiel- ten, wurden 22 (59 Prozent) wieder kontinent, und bei weiteren vier ver- besserte sich die Situation zumin- dest. Mittlerweile haben in Frank- reich zehn Zentren diese Methode der Inkontinenz-Behandlung über- nommen

Im Fall der Streß- und Drang- Harninkontinenz, von der knapp zwei Millionen, überwiegend weib- liche Patienten betroffen sind, läßt sich mit Hilfe des Trainings der Bek- kenbodenmuskulatur häufig eine Operation vermeiden oder zumin- dest hinausschieben. Allerdings muß diese Technik, so der Düsseldorfer Gynäkologe Dr. Thomas Schwen- zer, , unbedingt richtig erlernt und über Jahre hinweg konsequent durchgehalten werden. Dies setze A-1090 (22) Dt. Ärztebl. 85, Heft 16, 21. April 1988

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Im ersten Lebensjahr wird die DPT-Impfung dreimal durchgeführt (Diphtherie-Tetanus nur zweimal), und auch hier sollte eine besondere Indikation vorliegen. Die Impfung

В этот класс входят уравнения, интегрируемые методом обратной задачи теории рассеяния ( вполне интегрируемые системы ), уравнения, обладающие

Gruppen können Sie zusammen mit Kollegin- nen, Kollegen und einem Vitalcoach der UNIQA in der Natur neue Energie für den nächsten Ar- beitstag tanken. Die

Eine fundierte Allgemeinbildung, eine gute Auffassungsgabe und eine gute münd- liche und schriftliche Ausdrucksfähigkeit sowie strukturiertes Arbeiten sind für eine

  berechnet sind, werden dadurch angepaßt, daß die Höhe der Rente mit der allgemeinen Bemessungsgrundlage für das Jahr 1988 ermittelt wird.. (2) Eine Rente, deren Höhe sich nicht

Wenn sich in den kommenden Monaten der Dollar wieder befestigte, war dies weniger den Interventionen der andern Zentralban- ken zuzuschreiben, denn dem F E D , das im Zeichen einer

Für eine ambulante Behandlung im MZEB benötigen wir eine Überweisung niedergelassener Ärzt*innen aller Fachrichtungen.. Vergessen Sie bitte Ihre Ver-

Medizinisches Behandlungs-Zentrum für Erwachsene mit geistiger oder mehr-facher Behinderung.. Die Abkürzung lautet