rung des oxidativen Stresses nicht ohne Weiteres empfohlen werden kann (1).
Oxidativer Stress als Ursache im kom- plexen Geschehen der Atherosklero- seentstehung wird bereits seit vielen Jahren diskutiert (2). Ob oxidativer Stress allerdings der ausreichende Sti- mulus für die Initiierung der Atheroge- nese ist, bleibt zu diskutieren. In pro- spektiven Beobachtungsstudien konn- te ein günstiger Einfluss einer vitamin- und faserstoffreichen Ernährung auf die kardiovaskuläre Mortalität nachge- wiesen werden (5). Ein Kausalzusam- menhang zwischen Antioxidanzien und Atherosklerose ist dadurch aber nicht erwiesen. Kontrollierte Interventions- studien mit antioxidativen Vitaminen als Nahrungsergänzung zeigten bislang keinen Effekt auf die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität. Die bisheri- gen pathophysiologischen und bioche- mischen Erkenntnisse legen zwar die Notwendigkeit eines antioxidativen Schutzes nahe, die präventive Wirk- samkeit von Antioxidanzien in Form isolierter Substanzen oder bestimmter Kombinationen ist allerdings nicht be- legt (4). Daher ist die Einnahme von Ergänzungspräparaten zusätzlich zu ei- ner vitamin- und ballaststoffreichen Ernährung zur Prävention der Athero- sklerose auf wissenschaftlicher Basis derzeit nicht zu empfehlen.
Professor Intorp verweist zurecht darauf, dass die Erkenntnis einer be- deutsamen Rolle der Entzündung in der Entstehung und Progression der Atherosklerose nicht erst in den letzten Jahren entstanden ist. Bereits im 19.
Jahrhundert haben verschiedene Pa- thologen, darunter auch Rudolph Virchow, beschrieben, dass „die Ent- zündung der Gefäßwand den Ausgangs- punkt der so genannten atheromatösen Degeneration“ darstellt (6). Diese Er- kenntnisse gerieten im 20. Jahrhundert zeitweise in Vergessenheit, wohl vor dem Hintergrund, dass im pathophysio- logischen Konzept der Atherogenese vorwiegend metabolische Veränderun- gen beziehungsweise Lipidablagerun- gen in der Gefäßwand Beachtung fan- den. In den letzten Jahren konnte die
„Inflammationshypothese“ der Athe- rosklerose dann in experimentellen, kli- nischen und epidemiologischen Unter- suchungen, teilweise mit neueren mole-
M E D I Z I N
Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 236. Juni 2003 AA1623
kularen Markern überzeugend darge- legt werden. Die von Intorp bereits frühzeitig durchgeführten Arbeiten be- schäftigen sich mit der wichtigen Frage, inwieweit immunologische Vorgänge in der Atherogenese eine Rolle spielen.
Verschiedene endogene oder erworbe- ne Antigene im Gefäßsystem verursa- chen autoimmunologische Reaktionen, die sich letztendlich nachteilig auf das vaskuläre System auswirken können (3). Um die Rolle von Autoimmunpro- zessen in der Pathogenese der Athero- sklerose besser zu verstehen, bedarf es allerdings noch weiterer intensiver Grundlagenforschung.
Literatur
1. Cighetti G, Allevi P, Anastasia L, Bortone L, Paroni R:
Use of methyl malondialdehyde as an internal stan- dard for malondialdehyde detection: validation by isotope-dilution gas chromatography-mass spectro- metry. Clin Chem 2002; 48: 2266–2269.
2. Evans RW, Shaten BJ, Day BW, Kuller LH: Prospective association between lipid soluble antioxidants and coronary heart disease in men: The multiple risk fac- tor intervention trial. Am J Epidemiol 1998; 147:
180–186.
3. Hansson GK, Libby P, Schönbeck U, Yan ZQ: Innate and adaptive immunity in the pathogenesis of athe- rosclerosis. Circ Res 2002; 91: 281–291.
4. Rapola JM: Should we prescribe antioxidants to pa- tients with coronary heart disease? Eur Heart J 1998;
19: 530–532.
5. Rimm EB, Ascherio A, Giovannucci E, Spiegelman D, Stampfer MJ, Willet WC: Vegetable, fruit, and cereal fiber intake and risk of coronary heart disease among men. JAMA 1996; 275: 447–451.
6. Virchow R: Die Cellularpathologie in ihrer Begrün- dung auf physiologische und pathologische Gewe- belehre, 3. Auflage. Berlin: Verlag von August Hirsch- wald 1862; 353.
Für die Verfasser:
Prof. Dr. med. Wolfgang Koenig Abteilung Innere Medizin II – Kardiologie Medizinische Universitätsklinik Robert-Koch-Straße 8 89081 Ulm
E-Mail: wolfgang.koenig@medizin.uni-ulm.de
Viele Patienten mit kardiologischen Erkrankungen wie koronarer Herz- krankheit oder zerebralen Durchblu- tungsstörungen werden auf Aspirin in einer Dosierung von 75 bis 325 mg pro Tag eingestellt.
Die Autoren führten eine Studie bei 903 konsekutiven Patienten einer kar- diologischen Abteilung eines Allge- meinkrankenhauses durch, die mit ei- ner Aspirinmedikation in der oben ge- nannten Dosis entlassen wurden. Ziel der Studie war es, Daten über das Blu- tungsrisiko zu sammeln, wobei ein Be- obachtungszeitraum von 45 ± 22 Mo- naten analysiert wurde. Neben der Einbeziehung der Krankengeschichte wurde ein strukturiertes Telefoninter- view durchgeführt. 41 Patienten (4,5 Prozent) mussten während des Beob- achtungszeitraums wegen einer oberen gastrointestinalen Blutung stationär aufgenommen werden. Insgesamt kam es zu 1,2 Blutungen pro 100 Patienten-
jahre. Eine multivariate Analyse ergab ein erhöhtes Risiko für Patienten mit Ulkus- oder Blutungsanamnese (Rela- tives Risiko = 3,1) sowie für die Aspir- indosis (Relatives Risiko = 1,8 bei 100 mg pro Tag). Auf der anderen Seite senkte eine antisekretorische Begleit- medikation das Blutungsrisiko um 78 Prozent, die Gabe von Nitropräpara- ten reduzierte das Risiko um 27 Pro-
zent. w
Serrano P, Lanas A, Arroyo MT et al.: Risk of upper gastrointestinal bleeding in patients taking low-dowe aspirin for the prevention of cardiovascular diseases.
Aliment Pharmacol Ther 2002; 16: 1945–1953.
Dr. A. Lanas, Service of Digestive Diseases, Hospital Clinico Universitario „Loano Blesa“, 50009 Zaragoza, Spanien, E-Mail: alanas@posta.unizar.es
ASS-Blutungsrisiko bei
kardiologischen Erkrankungen
Referiert