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Archiv "Arzt — und Poet dazu: Joachim Brandtner" (30.08.1979)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

„Antiker Schrott"

die aktiven Teile des Pfeils gelegt, ließ er sich so, abgeschient, gefahr- los am Schaft herausziehen. Meines Wissens ist dieses Instrument bisher nicht publiziert.

„Löffel des Diokles"

Eine andere Konstruktion eines Pfeilentferners wurde im vierten vor- christlichen Jahrhundert von dem Griechen Diokles aus Karystos ent- wickelt. Dieser „Löffel des Diokles"

hatte das Aussehen eines Schuhlöf- fels und besaß unten eine Öffnung, in welche sich die Pfeilspitze verfan- gen sollte. Er lag offensichtlich bei der Extraktion parallel zum Pfeilge- schoß. Die Kanten des Pfeils waren also nicht abgedeckt, er weitete aber den Schußkanal und konnte auf die- se Weise stärkere Verletzungen bei der Extraktion vermeiden.

Um das Herausziehen mit Hilfe des Schaftes zu verhindern, waren auch Pfeile in Gebrauch, die nicht den Schaft fest mit einer Tülle umschlos- sen; diese besaßen einen glatten Dorn, der einfach in den Schaft ge- steckt wurde, eine höchst labile Ver- bindung, die sich spätestens bei der Pfeilextraktion löste.

Zur Entfernung von Pfeilen ohne Schaft benutzten die Wundärzte ei- ne Art Kugelzange, deren genaue Konstruktion mir nicht bekannt ist.

Diese Operation ist auf einem pom- pejanischen Wandgemälde aus dem ersten Jahrhundert n. Chr. darge- stellt, das heute im Nationalmuseum in Neapel zu sehen ist. Der Darge- stellte ist Aeneas, von der Zange sind leider nur die Griffe sichtbar, der fassende Teil steckt in der Wunde.

Rückschlüsse auf

chirurgische Technik der Antike Das Foto auf Seite 2213 zeigt das be- schriebene Instrument zusammen mit einem ebenfalls aus Carnuntum stammenden Pfeil. Leider stand mir kein schlankerer Pfeil zur Verfü- gung, er hätte die Technik der Ex- traktion überzeugender darstellen

können. Sicherlich hatte der römi- sche Truppenarzt für breite Ge- schosse auch entsprechend geform- te Geräte in seinem Arztbesteck.

Mit dieser kleinen Betrachtung soll- te darauf hingewiesen werden, daß die Konstruktion eines Instrumentes Rückschlüsse auf die antike Technik der Chirurgie erlaubt. Ihre prakti- sche Logik hatte die Römer zur Weltherrschaft befähigt. Sie verstan- den es, selbst die unscheinbarsten alltäglichen Dinge so zu gestalten und bis ins kleinste Detail zu vervoll-

Joachim Brandtner

Joachim Brandtner, homöopathi- scher Arzt in Worms, bereits vorge- stellt in der Arzt-Poet-Spalte im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT, Heft 10/1972, legt ein Gedicht vor, in dem

„das Umschlagen von der berufli- chen Routine ins persönliche Mitlei- den festgehalten ist, ein Gefühlsmo- ment, das uns trotz politischer und materieller Ungereimtheiten unse- ren Beruf noch immer wertvoll er- scheinen läßt". Edith Engelke

Die Augen von Frau Gläser

Sie liegt im Bett und kann sich nicht bewegen, ich hab' sie lang nicht mehr besucht, ich fühle ihres alten Herzens lang- sam Schlagen, blick nach der Tür und denke an den Wagen, der mich gleich weiterbringt zu andern Kranken, die schon

warten.

Mit über achtzig wär' der Tod ein Segen!

Die Tochter, abgestumpft vom Leben,

*) Die Anschrift von Dr. med. Dr. Joachim Brandtner lautet: Andreasstraße 6, 6520 Worms 5

kommnen, daß diese Dinge jahrhun- dertelang nicht verbessert werden konnten. Diesem Gesetz unterlagen auch die ärztlichen Instrumente der römischen Kaiserzeit. So müßte es also möglich sein, vom Instrument her auf die vorgesehene Anwendung zu schließen und dadurch neue Er- kenntnisse über die Fähigkeiten rö- mischer Ärzte zu gewinnen.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Kurt Garnerus Buschstraße 10

4925 Kalletal 8

pflegt, füttert sie und hält sie rein und gibt mir nun den Kranken- schein, will ein Rezept noch mit verschied- 'nen Pillen, die soll'n der Alten ihre Schmerzen stillen.

Ich schau' ihr forschend ins Gesicht, ein langes Leben hat's verwittert, ich sehe, wie ihr Mund ein wenig

zittert, dann fällt mein Blick auf ihre Augen, die schau'n mich an mit freundlich

mildem Blick, doch scheint es mir, als ob sie saugend voll Fragen an mir hängen

und mich mit Bitten heiß bedrängen, als riefen sie „Komm bald zurück!"

Sie kann schon lange nicht mehr reden, ein Schlaganfall lähmt ihre Zunge, drum schlagen ihre Augen auch die Brücken zur Umwelt, sagen uns, was sie be- drücken.

Mit einer Hand, die nicht gelähmt, hat sie die meine fest gehalten.

Ich hab' mich innerlich geschämt, dabei ihr übers dünne Haar gestri-

chen, das strähnig von der Zeit verblichen, und freundlich zugenickt der Alten

„Ich komm' bald wieder nach Euch seh 'n ! "

Die Augen leuchten . . , ich muß geh 'n.

Arzt — und Poet dazu

2214 Heft 35 vom 30. August 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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