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Archiv "Autobiografie: Wucht der Ereignisse" (20.04.2007)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 16⏐⏐20. April 2007 A1109

K U LT U R

KONFLIKTBEWÄLTIGUNG

Liebe und Macht

Partnerschaftsprobleme sind ein Ri- sikofaktor für psychosomatische Erkrankungen und seelische Krisen.

Lange Zeit wurde das Thema nur in verschlüsselter Form abgehandelt, um sich den Vorwurf der Unwissen- schaftlichkeit zu ersparen. Das än- derte sich, als bedeutende Geister wie Erich Fromm sich nicht scheu- ten, offen zu benennen, worüber sie schrieben. Doch vor allem die

Machtprozesse in der Liebe wurden weiterhin tabuisiert.

Umso verdienstvoller ist es, dass nun der erfahrene Psychotherapeut und Autor das Wesen der Liebe im Zusammenspiel der alltäglichen Machtprozesse erkennt. Anhand an- schaulicher Fallbeispiele versteht er es, die Doppelgesichtigkeit der Macht in Liebesbeziehungen zu er- hellen: Macht ist Mächtigkeit und Können, andererseits aber auch

Drang nach Überlegenheit und Do- minanz und Kampf. Das Umge- henkönnen mit diesen Gratwande- rungen des Machtstrebens im Spiel der Leidenschaften und Gefühle er- weist sich als Voraussetzung leben- diger Liebe. Erfolg in der Liebe, ih- re Dauer und Tiefe erfordern Gefühl und Verstand, Mut und kontrollierte Enthemmung. Die Machtprozesse in einer Liebesbeziehung sinnvoll zu steuern, sei ebenso schwierig, wie einen Rennwagen zu lenken, schreibt Krüger. Dazu müsse man vor allem lernen, mit seinen Aggres- sionen umzugehen. Dies gelinge je- doch nur, wenn man unbewältigte Verletzungen und Enttäuschungen aufarbeite.

Der Leser gewinnt entscheidende Impulse und Erkenntnisse, wenn er sich auf dieses spannende Buch ein- lässt. Helmut Albrecht

Gruppe Aix erreicht, stößt sie am Wegrand auf den ersten Toten: Heinrich Tros- tett, laut Passierschein deutscher Kaufmann aus Leipzig. Eines natürlichen Todes ist er nicht gestorben.

Kurz zuvor ist im Augus- tinerkonvent von Aix ein Mönch ermordet worden.

In Trostetts Rocktasche fin- det Fabiou, der jüngere Bruder der Zwillinge, eine Art Tagebuch. Da stehen merkwürdige Dinge drin, verworren und rätselhaft. Mithilfe von Bruder Antonius machen Fabiou und seine Schwestern sich an die Arbeit. Die nächsten Morde lassen nicht auf sich warten. Und Cristino hat quälende Albträume. Dann entgeht sie selbst nur knapp einem Mordan- schlag . . .

Mit zuweilen unbändiger Erzähl- lust entführt die Autorin und Ärztin uns in ihrem ersten Roman in eine spannende Geschichte. Geschickt verflicht Klink eine erfundene Handlung mit historischen Tatsa- chen, etwa dem „Arrêt de Mérin- dol“, der 1545 den Parlamentsprä- sidenten von Aix ermächtigte, ein

„Ketzerdorf“ zu zerstören und seine Bewohner hinzurichten. Am Ende des üppigen Werks ist nichts mehr so, wie es schien. Aber Männer ha- ben Catarino und Cristino tatsäch- lich gefunden, wenn auch nicht sol- che, die ihre Mutter gutheißt.

Christof Goddemeier

AUTOBIOGRAFIE

Wucht der Ereignisse

Julian Kretschmer, 1881 in Breslau ge- boren, dort Medizinstudium und Promo- tion. 1914 bis 1918 Arzt an der West- front. 1919 Facharzt für Magen- und Darmkrankheiten in Emden. 1939 Emi- gration, gestorben 1948 in Kfar Warburg.

1940 Teilnahme am Preisausschreiben der Harvard-Universität: „Mein Leben vor und nach dem 30. Januar 1933“. Der Text, Basis des Buches, veranschaulicht Ereignisse jüdischer Geschichte, wie die fast gelungene Emanzipation, das Schei- tern von Assimilation, Wechselwirkun-

gen zwischen Antisemitismus, Zionis- mus und Auswanderung, die „Kristall- nacht“, die Leiden im KZ, die Flucht und das Ringen um Existenz im neuen Israel.

Dies ist eine persönliche Geschichte im Kontext der Zeitgeschichte, die Anteil- nahme hervorruft, gleichwohl die Wucht der Ereignisse ohne moralisierende Flos- keln vermittelt. Gründliche Recherche gerinnt nicht zu „rücksichtsloser“ Wissen- schaftlichkeit. Es gibt Zwischentöne, wie die Beschreibung der unsicheren Seiten dieses Mannes, der den sozialen Aufstieg meistert, dem aber die Anpassung in Paläs- tina misslingt. Für die Verursacher der Tragödie hat er ein seltsames Verständnis.

Gegenüber dem Antisemitismus ist er ein

„verständiger Jude“. Zur Religion sagt er:

„Der orthodoxe Mensch . . . ist mir noch weniger bekannt als der moderne alltägli- che Durchschnittsmensch.“

Und das Negative? Einige Zitate sind nicht genau gekennzeichnet, der steife Titel hätte besser gewählt werden kön- nen. Ein Kalender mit Daten und Ereig- nissen wäre wünschenswert. Reinhard Claudi

D. Garz, G. Janssen: Über den Mangel an Charakter des deutschen Volkes.Zu den autobiographischen Auf- zeichnungen des jüdischen Arztes und Emigranten Dr. Ju- lian Kretschmer aus Emden. Oldenburg. Beitr. zu Jüd.

Stud., Band 18. BIS-Verlag der C. v. Ossietzky Universität Oldenburg, 2006, 320 Seiten, kartoniert, 13,80 ROMAN

Unbändige Erzähllust

Eigentlich will die Familie des pro- venzalischen Landadeligen Frederi de Castelblanc bloß den Sommer in Aix verbringen. Seiner Gemahlin ist vor allem daran gelegen, für die Zwillingsschwestern Cristino und Catarino geeignete Ehemänner zu finden. Doch es ist das Jahr 1558, und am Vorabend der französischen Religionskriege kommt manches anders als erwartet. Noch bevor die Katja Klink: Die Kin- der des Ketzers.

Historischer Roman.

Knecht, Frankfurt am Main, 1103 Seiten, gebunden, mit Schutz- umschlag, 24,90 Wolfgang Krüger:

Liebe, Macht und Leidenschaft.

Die Erfolgsregeln für fairen Konflikt- ausgleich. Herder, Freiburg u. a., 188 Seiten, kartoniert, 9,90 A

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