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Archiv "Therapie statt Strafe! — Therapie statt Strafe?" (22.01.1981)

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Therapie statt Strafe! — Therapie statt Strafe?

Die Drogensucht nimmt zu. Das Schlagwort „Therapie statt Stra- fe" hat bei Laien vielfach den Ein- druck erweckt, als müsse der Ge- sellschaft erst mitgeteilt werden, wie mit Drogensüchtigen umzu- gehen sei. Die Medien haben die- se Meinung begierig aufgegriffen und verbreitet. Hier liegt indes- sen eine Täuschung vor. Die Be- wältigung des Rauschmittel- problems durch die Gesellschaft ist keineswegs mit der Weiterga- be des pharmakologischen und toxikologischen Wissens an die Praxis identisch. Selbst wenn man — rein theoretisch — die Mei- nung vertreten könnte, Ha- schisch sei so bemerkenswert wenig toxisch und habe bei nur gelegentlichem Konsum so weni- ge Nachwirkungen, daß eigent- lich gar nicht einzusehen sei, weshalb es nicht genauso in die Gesellschaft integriert werden könnte wie etwa der Alkohol, so sieht dieses Problem aus der Sicht desjenigen, der bei der Be- wältigung von Suchtproblemen an der Front steht, doch ganz an- ders aus — ganz abgesehen da- von, wäre das Problem Ha- schisch durch Integration wirk- lich bewältigt? — Die Front, das ist der Umgang mit den Süchti- gen und ihrer Egozentrizität, mit ihren Angehörigen und deren Verzweiflung, vor allem dann, wenn es sich bei den Süchtigen um Jugendliche handelt. Was hilft eigentlich eine Statistik, die nachweist, daß soundsoviele He- roinsüchtige ohne den vorheri- gen Konsum von Haschisch ihrer Sucht verfallen sind? Fest steht auf der anderen Seite doch auch, daß derjenige, der erst einmal mit Haschisch begonnen hat, die Barriere für den nachfolgenden Konsum tiefer ansetzt und vor al- lem auch die psychologischen Hemmungen, es auch einmal mit stärker wirksamen Drogen zu probieren, sehr viel rascher ver- liert. Haschisch ist sicher nicht

die Einstiegsdroge, indes ist es mit Sicherheit eine Einstiegsdro- ge. Die Bewältigung des Sucht- problems ist erst in zweiter oder gar nur dritter Linie eine medizi- nische Frage. Extrapoliert man die heute verfügbaren Erfahrun- gen, dann muß man zugeben, daß eine „Therapie" der Sucht wohl nur schwer verwirklicht werden kann. Vor allem muß es darum gehen, die Zahl derjeni- gen, die sich zur Bewältigung ih- rer persönlichen Probleme in ei- ne psychophysische Abhängig- keit begeben möchten, so klein wie möglich zu halten. Das ist sicherlich zum Teil eine Frage der Pädagogik. Vor allem resul- tiert daraus aber die Forderung an unser Ordnungssystem, dafür zu sorgen, daß Opiate, Psycho- pharmaka, Halluzinogene oder Schlafmittel und was es sonst noch so an Stoffen gibt, die po- tentiell zur Suchterzeugung die- nen können, auf dem Markt nicht frei erhältlich sind, obgleich sie als Arzneistoffe im Bedarfsfall verfügbar sein müssen. Es dürfte sich als erheblich effektiver und effizienter erweisen, die potenti- ell Süchtigen vor der Exposition gegenüber Suchtmitteln zu be- wahren, als den Eintritt einer Sucht in Kauf zu nehmen, um dann unter erheblichem Aufwand eine Therapie zu starten, deren Erfolg gegenwärtig als höchst fragwürdig beurteilt werden muß.

Überdies klagen die mit der Thera- pie Befaßten auch noch darüber, daß ihre Arbeit in erster Linie des- halb in Frage gestellt ist, weil we- gen begrenzter finanzieller Res- sourcen zu wenig qualifizierte Therapieplätze zur Verfügung ste- hen. Auch dies ist eine Realität, die vor einer Entscheidung über das anzuwendende Handlungssche- ma in die Überlegungen mit ein- fließen muß. —Therapie statt Stra- fe? — Das Schlagwort: „Ächtet die Sucht!" steht dazu nicht im Wider- spruch. W. Forth

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Cannabisproblem

eines Rauschzustandes benutzt und ist damit im Grunde der Gruppe der Halluzinogene zuzuordnen, auch wenn es von der Weltgesundheitsor- ganisation (WHO) bezüglich des Ab- hängigkeitstyps aus dieser Gruppe herausgenommen wurde.

Der Cannabisrausch ist in der Re- gel durch Euphorie, Glücksgefühl, Fröhlichkeit, innere Gelassenheit, Heiterkeit, das Gefühl der Erfüllung und das wohlige Nachlassen innerer Aktivität gekennzeichnet. Er führt zur Antriebsverminderung, die im weiteren Verlauf des Rauschs zu Passivität, aber auch zu Apathie und depressiver Verstimmung überleiten kann. Müdigkeit und Leistungsnach- laß charakterisieren den ausklingen- den Rauschzustand.

Weitere Hauptwirkungen des Can- nabis sind Denkstörungen, die Be- ringer (1)*) schon 1932 und vor ihm in ähnlicher Weise Fränkel und Joel 1928 (5) beschrieben haben: Das Denken verliert seinen inneren Zu- sammenhang, seine zeitliche und sinnhafte Kontinuität, es kommt zum Gedankenabreißen, zur Herabset- zung der gedanklichen Speiche- rungsfähigkeit, zu nicht nachvoll- ziehbaren Ordnungsprinzipien der Denkabläufe außerhalb logischer Gesetzmäßigkeiten. Störungen der Wahrnehmung, der Aufmerksamkeit und der Konzentration treten im Cannabisrausch wie bei anderen Räuschen auf, die Kritikfähigkeit wird herabgesetzt. Als typische Hal- luzinogenwirkung ist das Auftreten von illusionären Verkennungen und Halluzinationen zu bezeichnen. Da- bei scheint teilweise eine Distan- zierung von den halluzinativen Erlebnisproduktionen möglich zu sein, so daß man exakter von Pseu- dohalluzinationen sprechen sollte.

Eine Droge mit einem solchen Wir- kungsspektrum kann nicht als harm- los bezeichnet werden.

(9

Regelmäßiger Cannabiskonsum führt in Relation zu den zugeführten Mengen zur Abhängigkeit. Hierzu ist ein mehr oder weniger langes Vor- stadium regelmäßigen Konsums er-

*) Die in Klammern stehenden Ziffern bezie- hen sich auf das Literaturverzeichnis.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 4 vom 22. Januar 1981

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