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Grüne Wasseragame

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Academic year: 2022

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WILDTIERE als Heimtiere WASSERAGAME/REPTILIEN

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Grüne Wasseragame

Physignathus cocincinus

Allgemeine Informationen

Herkunft und Lebensweise: Die Grüne Wasseragame ist in den tropischen Regenwäldern von Südost- asien beheimatet. Die Tiere sind geschickte Kletterer und halten sich mehrheitlich auf Bäumen in der Nähe von Gewässern auf. Wasseragamen schwimmen sehr gut und nutzen die Gewässer bei Gefahr auch als Fluchtmöglichkeit.

Systematik: Grüne Wasseragamen zählen zur Familie der Agamen (Agamidae) und zur Gattung der Wasseragamen (Physignathus).

Artenschutz: Kein spezieller Schutzstatus.

Heimtierhaltung und Erwerb: Grüne Wasseragamen stellen hohe Anforderungen an die Haltung und sind für Anfänger in der Terraristik nicht geeignet. Sie sind zudem sehr anfällig für Stress.

Wer sich Grüne Wasseragamen anschaffen möchte, erkundigt sich zunächst in einem Tierheim oder in einer Reptilienauffangstation. Gerade Wasseragamen sind immer wieder auf der Suche nach einem neuen Zuhause, da viele Leute mit der Haltung dieser anspruchsvollen Tiere überfordert sind.

Sollten keine Wasseragamen aus Tierheimen oder Auffangstationen verfügbar sein, so werden die Tiere bevorzugt bei seriösen Hobbyzüchtern oder seriösen Zoofachgeschäften erworben. Diese zeich- nen sich durch eine artgerechte Tierhaltung und eine gute Beratung aus. Auf keinen Fall sollten Reptilien via Internet gekauft werden, wenn die Tiere und die Haltung nicht persönlich besichtigt werden können.

ISTOCK

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Beim Reptilienkauf sollten nur Nachzuchttiere, optimalerweise aus der Schweiz, erworben werden.

Auf den Erwerb von Wildfängen und von aus Übersee importierten Tieren muss jeder Tierfreund konsequent verzichten!

Körperlänge: Grüne Wasseragamen weisen eine Kopf-Rumpf-Länge (KL) von ca. 20–25 cm auf. Die Gesamtlänge des Tieres mit Schwanz beträgt ca. 70–100 cm.

Geschlechtsunterschiede: Ausgewachsene männliche Tiere (siehe Titelbild) sind in der Regel grösser als Weibchen, auch ist ihr Kamm stärker ausgeprägt. Weiter weisen Männchen an der Unterseite der Oberschenkel ausgeprägte Femoralporen auf.

Lebenserwartung: Bis zu 20 Jahre.

Aktivitätszeit: Tagaktiv.

Haltung

Gruppen: Abhängig vom Lebensraum kommen bei wildlebenden Wasseragamen unterschiedliche Sozialstrukturen vor. Teils leben die Tiere eher einzelgängerisch, teils aber auch in höheren Dichten.

Eine Einzelhaltung von Wasseragamen ist daher möglich. Allerdings ist die Gesellschaft von Artge- nossen auch eine wichtige Bereicherung für die Tiere. Paarhaltung funktioniert in der Regel relativ gut, allerdings kann ein dominantes Männchen ein einzelnes Weibchen auch stark bedrängen.

Mittels Haltung einer Haremsgruppe (1 Männchen, ca. 3 Weibchen) kann dies vermieden werden.

Eine Garantie für ein harmonisches Miteinander gibt es aber nicht, da sich die Weibchen u.U.

ebenfalls stressen können. Falls Aggressionen auftreten, so ist es aus Tierschutzgründen besser, unverträgliche Tiere zu trennen, als erhebliche Verletzungen in Kauf zu nehmen. Tiere, welche sich nicht vergesellschaften lassen, müssen unter Umständen einzeln gehalten werden.

Am optimalsten ist es, wenn die Wasseragamen bereits als Jungtiere miteinander vergesellschaftet werden. Zudem müssen die Tiere sich ausweichen können, das Terrarium sollte also entsprechend gross sein. Absolut abzuraten ist von der Grup- penhaltung von Männchen, da die Aggressionen im schlimmsten Fall tödlich enden können.

Terrarium: Grüne Wasseragamen weisen eine be- trächtliche Körpergrösse auf, zudem baden und klettern sie gern. Sie benötigen daher ein sehr grosses Terrarium. Für zwei kleinere oder mittle- re Tiere wäre ein Terrarium mit mindestens 200 x 100 x 200 cm Volumen empfehlenswert, für vier Tiere 300 x 200 x 200 cm.

Das Klima im Terrarium sollte den natürlichen Verhältnissen in Südostasien möglichst nahe kommen. Grüne Wasseragamen benötigen ein Feuchtterrarium, in welchem die Luftfeuchtigkeit tagsüber ca. 70–80 % beträgt und nachts auf ca.

95 % ansteigt. Die Temperatur liegt tagsüber bei 26–28 °C, wobei es an lokalen Sonnenplätzen ca.

35 °C warm werden soll. Um den Temperaturansprüchen der Tiere gerecht zu werden, muss im Terrarium stets ein Temperaturgradient vorhanden sein. Während der Nacht wird die Temperatur auf ca. 20–23 °C gesenkt.

Als Grundbeleuchtung dienen Vollspektrum-Leuchtstoffröhren oder LED Leisten. Zusätzlich sind Metalldampflampen notwendig, welche den Sonnenplatz schaffen und das für die Tiere notwendi- ge UV-Licht und Wärme abgeben. Metalldampflampen müssen stets mit einem Vorschaltgerät be- trieben werden. Damit sich die Tiere nicht verbrennen, müssen die Lampen unbedingt mit einem Gitter geschützt werden.

Grüne Wasseragamen sind von Natur aus geschickte Kletterer. Sie benötigen daher in ihrem Terra-

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Ästen ausgestattet sein. Wasseragamen liegen bevorzugt auf waagrechten und entsprechend stabilen Ästen, dies sollte bei der Einrichtung beachtet werden. Grossblättrige (sowie robuste und ungiftige) Pflanzen, Rindenstücke und Wur- zeln bieten vielfältige Versteckmöglichkeiten.

Als Bodengrund kann Kokossubstrat, allenfalls vermischt mit Kies oder Sand, verwendet wer- den. Bei Paar- oder Haremshaltung ist ein Eiab- lageplatz notwendig, welcher ca. 20–25 cm feuchtes Substrat enthält. Ebenfalls nicht feh- len darf ein grosszügiges Wasserbecken, wel-

ches mindestens zweimal so lang und breit sowie einmal so tief wie die Körperlänge der Tiere ist.

Gesetzliche Mindestanforderungen: Die gesetzlichen Mindestanforderungen sind in der Tierschutz- verordnung (TschV) geregelt und online auf der Homepage des Bundesamtes für Lebensmittelsi- cherheit und Veterinärwesen (BLV) einsehbar. Zu beachten ist, dass es sich bei diesen Angaben um das gesetzlich vorgeschriebene Minimum und keinesfalls um eine optimale Tierhaltung handelt!

Wer die gesetzlichen Minimalvorschriften unterschreitet, macht sich strafbar.

Die in der TschV angegebenen Flächenmasse orientieren sich bei Echsen an der Kopf-Rumpf- Länge (= Körperlänge ohne Schwanz; KL). Für die Haltung eines Wasseragamen-Pärchens sind ein Land- und ein Wasserteil im Terrarium vorgeschrieben. Dabei gelten folgende Mindestmasse: Die Länge des Landteils des Terrariums muss mindestens 5 x die Kopf-Rumpf-Länge des Tieres betra- gen. Die Breite des Landteils muss mindestens 3 x die Kopf-Rumpf-Länge des Tieres betragen. Das Wasserbecken muss mindestens 2 x KL in der Länge und Breite sowie mindestens 1x KL in der Tiefe betragen. Die Höhe des Terrariums muss mindestens 5 x die Kopf-Rumpf-Länge betragen.

In der Praxis heisst dies, dass ein Pärchen Grüne Wasseragamen mit 25 cm KL ein Terrarium mit folgenden Minimalmassen benötigt: Höhe = 125 cm, Länge Landteil = 125 cm, Breite Landteil = 75 cm, Länge und Breite Wasserteil = 50 cm, Tiefe Wasserteil = 25 cm. Für jedes weitere Tier muss zur bestehenden Grundfläche jeweils eine Fläche von 2 x 2 KL hinzugerechnet werden. Zusätzlich zu den Minimalmassen ist in der TschV aufgeführt, dass die Terrarien über horizontale und vertika- le Klettermöglichkeiten und über Versteckmöglichkeiten verfügen müssen. Die Temperatur im Ter- rarium muss den Bedürfnissen der Tiere entsprechen, wobei ein kleinerer Teil des Terrariums über eine höhere Temperatur verfügen sollte (Sonnenplatz). Zur Bestrahlung lokaler Aufwärmplätze sind helle Lampen (z.B. LED, HQI) zu verwenden.

Fütterung

Wildlebende Grüne Wasseragamen sind nicht besonders wählerisch. Auf der Jagd erbeuten sie alles, was sie überwältigen können. Dazu zählen nebst diversen Insektenarten, Schnecken und Würmen auch Kleinsäuger, Fische oder Vögel.

Im Terrarium werden Grüne Wasseragamen hauptsächlich mit Futterinsekten wie Grillen, Heimchen, Heuschrecken, Schaben, Wachsmotten etc. ernährt. Zusätzlich kann ausgewachsenen Tieren auch Grünfutter angeboten werden. Gelegentlich kann den Wasseragamen zudem etwas süsses Obst verfüttert werden.

Ausgewachsene Wasseragamen sollten lediglich ca. 3–4 x pro Woche gefüttert werden, Jungtiere müssen häufiger gefüttert werden. Wasser muss täglich frisch zur Verfügung stehen.

Einmal pro Woche sollte das Futter mit einem qualitativ guten Vitamin- & Mineralstoffpräparat wie beispielsweise «Korvimin ZVT & Reptil» angereichert werden. Dabei sind unbedingt die Dosierungs- angaben des Tierarztes zu beachten.

STEPHANIE UND MATTHIAS ERB

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Fortpflanzung

Weibliche Wasseragamen legen bis zu 16 Eier ab, aus denen bei korrekten Bedingungen nach ca.

60–90 Tagen Jungtiere schlüpfen. Pro Jahr können mehrere Gelege produziert werden.

Auch wenn die Zucht von Grünen Wasseragamen ein faszinierendes Ereignis ist, so setzt sie doch sehr gute Kenntnisse der Agamen und ihrer Biologie voraus. Bevor man mit dem Ausbrüten von Eiern beginnt, sollte man bereits einige Jahre Erfahrung mit der Wasseragamen-Haltung ha- ben. Weiter muss man sich bereits vor dem Zuchtbeginn überlegen, ob man genügend Platz für den Nachwuchs hat. Möchte man die Jung- tiere nach der Zucht abgeben, so muss man sich rechtzeitig darum kümmern, seriöse Abnehmer zu finden.

Bei der Haltung von Paaren kommt es in der Regel früher oder später zur Eiablage. Um Nach- wuchs zu vermeiden, muss das Gelege anschlie- ssend aus dem Terrarium entnommen werden.

Gesundheit und Hygiene

Die beste Krankheitsvorsorge ist es, Grüne Wasseragamen artgerecht zu halten und korrekt zu ernähren. Ein Grossteil der Krankheiten bei Reptilien lassen sich auf Haltungs- und Ernährungs- fehler zurückführen.

Futter und Wasser müssen stets frisch angeboten werden. Übriggebliebenes Futter, Häutungsreste und Kot werden täglich entsorgt. Das Wasserbad muss täglich gereinigt werden. Die Terrarien wer- den je nach Verschmutzungsgrad gereinigt und desinfiziert. Dabei wird auch der Bodengrund aus- getauscht. UV-Lampen müssen alle 6 bis 12 Monate (je nach Hersteller) ersetzt werden.

Wie jedes andere Haustier sollten auch Wasseragamen täglich beobachtet werden. Das Beobachten stellt nicht nur eine interessante Freizeitbeschäftigung dar, sondern dient auch der Gewöhnung der Tiere an den Halter/die Halterin sowie der Gesundheitskontrolle.

Folgende Punkte helfen bei der Beurteilung des Gesundheitszustandes:

• Wie verhalten sich die einzelnen Tiere?

• Wie sind Körperhaltung und Fortbewegung der Tiere?

• Fressen alle Tiere?

• Wie schwer sind die Tiere (zwei- bis dreimaliges Wägen pro Jahr)?

• Wie sieht die Haut aus (Verletzungen, Häutungsreste)?

• Wie ist die Beschaffenheit des Kots?

Veränderungen sollen stets ernst genommen werden, im Zweifelsfall lohnt es sich, in einer auf Reptilien spezialisierten Tierarztpraxis anzurufen und sich zu erkundigen. Sichtbar kranke Tiere müssen auf jeden Fall unverzüglich in einer Tierarztpraxis vorgestellt werden!

Quellen

• Bundesverband für fachgerechten Natur- und Artenschutz e.V. (2004).

Schulungsordner Terraristik.

• Dost, U. (2000). Das KosmosBuch derTerraristik. Kosmos Verlag, Stuttgart

• Schweizer Tierschutz STS (2015). STS-Merkblatt «Reptilien als Heimtiere»

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5 Links

• Gesetzliche Grundlagen: www.blv.admin.ch > Tiere > Rechts- und Vollzugsgrundlagen > Ge- setzgebung > Tierschutz > Tierschutzverordnung

• Vermittlung von Tierheimtieren: www.adopt-a-pet.ch

• Terrarienbauer: www.terrarienbau.ch

Herausgeber und weitere Auskünfte:

Schweizer Tierschutz STS, Dornacherstrasse 101, Postfach, 4018 Basel, Tel. 061 365 99 99, Fax 061 365 99 90, Postkonto 40-33680-3, sts@tierschutz.com, www.tierschutz.com

Dieses und weitere Merkblätter stehen unter www.tierschutz.com/publikationen zum Download bereit.

Herzlichen Dank an Dipl. Biol. Jürgen Hirt für die wertvollen Inputs.

11/2018

Referenzen

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