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Die Tagung der Deutschen Quartärvereinigung in Mainz September 1951 — erdkunde

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Tagungen und Kongresse 329

kenner aufweist. Auch wissenschaftliche Teilnehmer

der deutschen Arktis-Unternehmungen 1940/45 fehl

ten vollkommen.

Das Programm der Vortrage, das bereits gegeniiber dem urspriinglichen Plan Veranderungen und Ein

schrankungen aufwies, mufite zu Tagungsbeginn

nochmals abgeandert werden, so dafi darin Rand gebiete (Biologie, Medizin) starker hervortraten, wahrend zentrale Probleme der Polarforschung, wie Klimatologie, Glaziologie, Geomorphologie, Ozeano

graphie und Geophysik, in gesonderten Referaten iiberhaupt nicht zur Geltung kamen.

Den einfiihrenden Vortrag hielt Dr. Grotewahl, Leiter des Archivs fiir Polarforschung Kiel, ?Zum 25jahrigen Bestehen des Archivs", in welchem er die Idee, den Werdegang und die Aufgaben der vergan genen Zeit schilderte. ? Das Archiv fiir Polarfor

schung ist eine Privat-Institution, die 1926 von Dr.

Grotewahl nach einer Forschungsreise an die West

kiiste Spitzbergens in Kiel gegriindet wurde. Es wird

. durch eine Forderungsvereinigung unterhalten sowie

bisher durch Beihilfen der Stadt Kiel unterstiitzt und ist Herausgeber der Zeitschrift ?Polarforschung".

In einem lebendigen Vortrag schilderte Konter admiral a. D. Eyssen die Fahrt des Hilfskreuzers

?Komet" iiber den sibirischen Seeweg und in den Randgebieten der Antarktis 1940/41, die vor allem

als eine navigatorische Leistung zu werten ist. ? Dr.

E. Herrmann, Celle, brachje die bekannten Luftauf

nahmen von seiner Spitzbergen-Reise 1938 und von

der deutschen Antarktis-Expedition 1938/39 in Neu

schwabenland zur Vorfiihrung.

Anschliefiend verlas Dr. Macht, Kiel, eine Nieder schrifl; von Dr. Holzapfel, Kissingen, iiber ?Deutsche Polarforschung 1940/45", in weicher ein chronolo

gischer Oberblick aller Arktis-Unternehmungen der Kriegszeit, gegliedert nach Wettererkundungsfliigen,

schwimmenden bzw. landfesten Stationen und unbe mannten Stationen (Einsatz automatischer Gerate)

gegeben wurde.

Der zweite Tag begann mit einem Vortrag von Obermedizinalrat Dr. Abs, Miilheim, iiber ?Bedeu

tung und Aufgaben der Medizin in der Polarfor

schung". Dr. Stauber, Schweiz, berichtete iiber ?Geo

logische Forschungsarbeit im Fjordgebiet NO-Gron

lands" im Raume des Scoresby-Sundes, die zur Ent

deckung der grofiten und ergiebigsten Bleilagerstatten der Erde fiihrte. Zahlreiche Lichtbilder standen im Mittelpunkt der vielseitigen Ausfiihrungen. ?Die Be

deutung flechtenkundlicher Untersuchungen fiir die

Polarforschung" wurde von Dr. Mattick, Berlin, be tont.

In die moderne Entwicklung der Polarforschung

unter starkem Einsatz von technischen Hilfsmitteln

in Organisation und wissenschaftlicher Methodik fiihrte der aufschlufireiche Vortrag von Monsieur Bauer iiber ?Die franzosische Polarexpedition in Gronland und Adelieland (Antarktis) 1948/51", die

unter Leitung von P. E. Victor stand. ?

Das Haupt

ziel der Expedition waren gravimetrische Messungen auf dem Inlandeis in etwa 70? nordlicher Breite in einem Profil zwischen der Disco-Bucht und dem Scoresby-Sund mit Zentrum in der Station Eismitte, die an der gleichen Stelle von A. Wegeners Station

errichtet wurde. Wesentliche Voraussetzung fiir die

Ausfuhrung der Schweremessungen waren ein Nivel

lement von der Westkiiste bis zur Eismitte und die seismische Feststellung der Eisdicke, die im Profil in Abstanden von 15 km erfolgte, wahrend die gravi

metrischen Messungen in 8 km-Abstanden zur Aus

fiihrung kamen. ? Die Machtigkeit des gronlandi schen Inlandeises betragt nach diesen Messungen maximal 3400 m, unter der Station Eismitte 3100 m.

Die Oberflache des unter dem Inlandeise befindlichen Gesteins liegt weitgehend annahernd im Meeres

niveau mit einer Abweichung von etwa ? 300 m, nur in der Kiistenzone Gronlands wolbt sich der Unter grund randlich auf, im Osten starker als im Westen.

Beachtenswert waren auch die Angaben Bauers iiber die hohe Genauigkeit der durchgefiihrten Nivelle ments und Messungen. ? Ein Farbfilm und viele Lichtbilder zeigten vor allem die organisatorische- und

technische Seite der Gronland-Expedition.

Kapitan Ritscher berichtete iiber ?Die Schwaben land-Expedition 1938/39" urjd zeigte dazu seinen Expeditionsfarbfilm.

Am dritten Tage sprachen Dr. Krumbiegel, Ham burg, iiber ?Biologische Besiedlungsmoglichkeiten in

der Antarktis", und Dr. Kosack, Remagen, iiber seine

Antarktis-Karte im Mafistab 1 :4 Mill., die im Ori ginal vorgefiihrt wurde. Die Karte ist technisch so angefertigt, dafi sie laufend nach den neuesten Expe ditionsergebnissen berichtigt werden kann. Die An gaben des Referenten bezogen sich vor allem auf die neuesten Berichtigungen der Karte seit ihrer Ver offentlichung in Petermanns Mitteilungen 1951 sowie

auf die randlichen Zusatzdarstellungen, wie u. a. ein Zuverlassigkeitsdiagramm.

So anerkennenswert der Plan der Tagung war, das Interesse fiir die Polargebiete in Deutschland wieder zu beleben, und so interessant die Reise

berichte und Bildvorfiihrungen im einzelnen waren, so wenig konnte die Tagung den Geographen wissen schaftlich befriedigen, da er au? ihr von den jiingsten grofien Fortschritten der Polarforschung in verschie denen Disziplinen der Erdwissenschaflen keinen Ein

druck gewinnen konnte. E. G. Kannenberg.

Die Tagung der Deutschen Quartdrvereinigung in Mainz September 1951

Nach den Tagungen in Hannover 1948 (vgl./. Biidel, Neue Wege der Eiszeitforschung. Erdkunde III, 1949, S. 82?96) und Miinchen 1950 (vgl. Erdkunde V, 1951, S. 85?87) versammelte sich die Deutsche Quartar vereinigung in den Tagen 16.?20. 9. 1951 in Mainz,

also im Zentrum eines Gebietes, das den Schliisselpunkt fiir eine Verkniipfung der Bildungen des Eiszeitalters im alpinen und nordischen Vergletscherungsbereich

darstellt. Die Tagung war von etwa 80 Teilnehmern,

besonders Geologen, Geographen und Prahistorikern besucht, unter denen sich auch 11 Gaste aus dem Aus

land (Grofibritannien, Holland, Frankreich, Schweiz, Indien, Goldkiiste) befanden. Die beiden ersten Tage waren Vortragen, die drei folgenden Exkursionen ge widmet. Im Vordergrund standen die Probleme der

quartaren Terrassen, des Quartarklimas und der Peri

glazialerscheinungen, die Gliederung der Lofie und Fragen der altsteinzeitlichen Urgeschichte.

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330 Erdkunde Band V Die Reihe der Vortrage, die fast alle durch ausge

dehnte Exkursionen erweitert wurden, eroffnete

P. Woldstedt iiber ?Probleme der Terrassenbildung".

Die pleistozanen Auf schiittungs terrassen bezeugen durch ihren Fossilgehalt z. T. Kaltklimate (bei fluvio glaziarer oder periglaziarer Aufschotterung), z. T.

Warmklimate (bei kiistennaher, eustatischer Aufschot

terung), z. T. einen Wechsel des Klimas von warm

zu kalt oder kalt zu warm. Kaltzeitliche Aufschotte rung liegt z. B. im Alpenvorland, rein warmzeitliche

bei den eustatischen Terrassen niederer Breiten vor.

Mit einer Interferenz der beiden Typen ? wie sie Zeuner an der Themse aufgezeigt hat ? rst auch auf

dem west- und mitteleuropaischen Festland zu rech

nen. Wahrend die warmzeitlichen Hochstande von der sizilischen Phase bis zur Gegen wart eine abneh mende Spiegelhohe des Meeres erkennen lassen, ist

die Einordnung der kaltzeitlichen Tiefstande natur gemafi noch sehr unsicher. Eine klare raumliche Tren nung kalt- und warmzeitlicher Aufschotterung zeigte Biidel auf Grund seiner neuen Forschungen zwischen dem Djurdjura-Gebirge in Algier und der Mittel

meerkuste.

W. Wundt legte interessante Ergebnisse seiner Auswertung der Messungen der Schwebstoffiihrung

in den Fliissen des bayrischen Alpen- und Donau gebietes vor. Das Einzugsgebiet der Flusse Salzach und Saalach zeigt sthon auf Grund der Schweb stoffiihrung allein eine deutliche Abtragung, die Donau von Ulm bis Passau dagegen erscheint als Aufschiittungsgebiet. Allerdings ist dabei noch das verschiedene jahreszeitliche Verhalten zu bedenken.

Es ware sicher lehrreich, die Messungen der Schweb stoffiihrung durch quantitative Bestimmungen auch der Schotterfiihrung zu erganzen (Achen-Delta im Chiemsee, Rheindelta im Bodensee, Loisach-Delta

im Kochelsee). /. Hovermann berichtete in Erwei terung der Studien von H. Mensching iiber Sedi

mentationsfolgen von Schottern, Lofi, Auelehm und

Kalktuff im Leinetal *von Gottingen, H. Graul iiber

Faziesbereiche und Faziesfolgen der quartaren Schottex

des Alpenvorlandes, wobei er bei den Faziesbereichen zwischen fernallochthonen (zentralalpine Herkunft), nahallochthonen (kalkalpine Herkunft), Schwarzwald

schottern und sekundaren, autochthonen Schottern

(Tertiarhiigelland ostlich des Lech) unterschied und die Ergebnisse von Auszahlungen aller Typen vorlegte.

/. Schaefer suchte fiir die nordliche Iller-Lech-Platte zu zeigen, dafi vor die Deckerschotteneiszeiten (Giinz und Mindel) nicht nur die donaueiszeitliche ?Ver

eisungsgruppe" B. Eberls, sondern auch eine noch altere

Vereisungsgruppe, die er Staufenberggruppe nennt, einzuschieben sei. Die letztere stellt er entgegen der iiblichen Terminologie zeitlich als ?altestes Diluvium"

in das Oberpliozan.

U. Steusloff zeigte am Beispiel der Niederterrassen von Emscher und Lippe, die sich in den Niederterrassen des Niederrheins fortsetzen, dafi an ihrem Aufbau hochglaziale wiirmzeitliche Sande, Torflagen aus der Zeit der Allerod-Schwankung und Sande aus der zweiten Tundrenzeit beteiligt sind, wahrend die Sedi mente, die in die jiingeren Taler eingelagert sind, aus

der eigentlichen Postglazialzeit stammen. Beim Ober gang vom Interglazial zum Glazial verschwinden zu

erst die Waldschnecken, dann die Wiesenschnecken, es bleiben die Lofischnecken. Das aus der Fauna geschlos

sene Bild wird durch schone Periglazialerscheinungen (Kryoturbation, Fliefierde, Windkanter) harmonisch

erganzt.

F. Klute fiihrte seine Betrachtungen iiber das Klima des eiszeitlichen Europa (s. diese Zeitschrift V/4) wei

ter. L.Hirsch und die anschliefiende Aussprache leiteten die auf den Exkursionen heftig gefiihrten Diskussionen

iiber die fossilen Bodenhorizonte und die Gliederung der Lofie ein. Elis. Schmid zeigte von der Lofidecke auf der Terrasse nordlich des Kaiserstuhls ein schon aufgedecktes Beispiel eines Polygonalbodens in Form

von kissenformigen Aufwolbungen, deren trennende

Furchen von Sand ausgekleidet sind. H. Freising stellte die bisherigen Funde von Eiskeilen in Wiirttemberg zusammen und diskutierte die von ihm im Neckar gebiet festgestellten drei Lofie und die sie trennenden fossilen Bodenbildungen, die er mit den sog. Gott weiger und Kremser Bodenbildungen in Niederoster reich verglich. Coazjy-Strafiburg berichtete iiber Ergeb nisse der Periglazialforschungen im Rhonegebiet unter Leitung von J.Tricart, H.Udlufl iiber periglazialen

Buntsandsteinschutt in Hessen.

P. W. Thomson stellte auf Grund seiner pollen

analytischen Untersuchungen in den tertiaren Braun

kohlen und quartaren Schieferkohlen die Entwicklung der Flora in dem allmahlich kiihler werdenden, durch

geringe Temperaturschwankungen ausgezeichneten

Tertiarklima und den Ubergang iiber die noch einige tertiare Elemente fiihrende Tegelenstufe in die Quar tarzeit mit ihrem Wechsel kalter und warmer Phasen dar und diskutierte die Grenze von Tertiar und Quar

ter. K. Adam besprach die altpleistozanen Faunen von

Mosbach, Mauer und Jockgriem, R. Bickerich deutete die postglazialen Kalktufflagen Mitteleuropas im Vergleich mit der geringen rezenten Kalktuffbildung

durch ein gegeniiber dem heutigen mehrfach feuchteres (und warmeres?) Klima, wahrend Steusloff fiir den Riickgang der Kalktuffbildung vor allem die kunst

liche Entwaldung verantwortlich machte.

K. Richter behandelte das quartare Deckgebirge und die Salztektonik niedersachsischer Salzstocke, ganz be sonders den grofien Senkungstrichter im westlichen Teil der Stadt Liineburg, iiber dem menschliche Woh

nungen zusammenbrechen. Es stellten sich interessante Beziehungen zwischen den Senkungen und den schwan kenden Grundwasserstanden heraus. Das Deckgebirge

und die Terrassen derllmenau zeigen, dafi die Erschei nungen z. T. sehr alt sind (vor-elstereiszeitlich) und dafi auch im Quartar eine Beziehung zwischen eiszeit licher Auflagerung, Plombierung und Aufstieg der Salzhorste einerseits, interglazialer Auslaugung und

Senkung andererseits bestand.

Die Behandlung der altsteinzeitlichen Kulturent wicklung eroffnete ein weitgespannter Vortrag von R. Grahmann iiber die Gliederung und die Kultur

kreise des Palaolithikums in der alten Welt. K. Narr zeigte im einzelnen Beziehungen zwischen Klimaver

anderung, Kulturstromungen und Bevolkerungsbewe

gungen im wiirmzeitlichen Europa im Anschlufi an die eiszeitliche Landschaftsgliederung nach Budel auf. Das Verhaltnis zur landschaftlichen Umwelt sei fiir das Verstandnis wichtiger als die rein typologische Betrach

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Literaturberichte 331

tung. W. Earner brachte die palaolithischen Funde cfes Leinetales in Zusammenhang mit den Schottern der saaleeiszeitlichen Terrassen, die aus einer unteren warmen Phase in eine obere ausgesprochen eiszeitliche

fiihren. O. Uenze fiihrte die schonen Funde von Quar

zitwerkzeugen aus den hessischen Stationen des Pa

laolithikums in den Kreisen Ziegenhain und Marburg vor. Schliefilich legte Geilmann dar, weiche vielfaltigen Dienste die chemische Untersuchung fiir die Vorge

schichte zu leisten vermag.

Den Hohepunkt der Vortrage bildete zweifellos der Bericht von /. Biidel iiber seine 1950/51 in Afrika zwi

schen Algier und der Guineakiiste, Dakar und dem Sinaiberg ausgefiihrten Studien zur heutigen und dilu vialen Klim adynamik, die sich auf die Frage verdichten, wie sich der Trockengiirtel Nordafrikas, die obere und

untere Waldgrenze, Steppen- und Wiistengrenzen in

der letzten Eiszeit gegeniiber der Jetztzeit verandert und verschoben haben (vgl. daruber den Bericht im Heft 1/VI der Erdkunde).

Die Exkursionen nach Rheinhessen, in den Rheingau und auf die Hohen bei Bingen und Kreuznach vermit telten den Einblick in eine erlesene Zahl von dilu vialen Terrassen und Lofiprofilen (Fuhrer W. Wagner, F.Michels, K.Geib, B.Schdnhals und W.Weiler). Im Mittelpunkt des Interesses standen die Terrassen des Wiesbachtales bei Wallertheim so. Kreuznach mit der

beriihmten Mousterien-Station, die grof?en Aufschliisse

beiderseits des Pfrimmtales zwischen Monsheim und Pfeddersheim, das Deckgebirge der Zementgruben von Wiesbaden-Mosbach und die Lofiprofile auf den Ter

rassen des Rheingaues bei Niederwalluf,.Eltville und

Erbach. Das Terrassenprofil von Wallertheim erwies

sich als die normale Fortsetzung des mittelrheinischen Terrassenprofils, sowohl was die Zahl der Terrassen als

die Tatsache betrifft, dafi auf eine nicht lofibedeckte Niederterrasse eine von einem Lofi bedeckte untere Mittelterrasse (Talwegterrasse) und eine von zwei Lofien bedeckte obere Mittelterrasse folgen. Fiir die alten Schotter des Pfrimmtales und ihre Einordnung in Pliozan oder Altdiluvium blieben die meisten Fragen

of fen. Hier scheint erst eine genaue flachenhafte Schot

ter- und Schwermineralanalyse Klarheit verschaffen zu

konnen. An manchen Stellen wurde deutlich, zu welch grofien Mifiverstandnissen die Vernachlassigung geo-^

morphologischerBegriffe undKriterien bei geologischen Deutungen fiihren kann. Uber die Gliederung der Lofie durch sog. Verlehmungszonen konnte auch anhand der von Schdnhals untersucnten Profile des Rheingaues noch keine Einigung erzielt werden. Festzustehen scheint, dafi jeder Bildung von echtem primarem Lofi eine Ab

lagerung von Fliefilofi (Ereising, Budel) vorausgeht.

Die ? Verlehmungshorizonte" hingegen lassen noch ver

schiedene Deutungen zu. Sie konnen warmzeitlich

humide Bodenbildungen ober aber auch B-Horizonte

von fossilen Schwarzerdeboden sein, deren A-Horizonte

abgetragen sind ? in beiden Fallen Zeugen von warmen Klimaphasen. Oder aber es handelt sich nur um Nafi

bodenhorizonte, die wahrend der Lofibildung iiber dem gefrorenen Untergrund entstanden (Verlehmung ohne Entkalkung). Schliefilich ist vieles, was man friiher als Verlehmungs- oder Leimenhorizonte beschrieb, nur Fliefilofi (Solifluktionslofi) oder Abschwemmungslofi.

Dies mufi im einzelnen noch durch genaue bodenkund lich-strukturelle Analysen geklart werden. Die durch

W.Soergel u.a. angenommene Zahl der Lofie und da

mit der Kalt- und Warmzeiten wird dadurch zweifel los betrachtlich eingeschrankt werden. Sicher ist, dafi audi im Rheingau die Niederterrasse keinen, die untere Mittelterrasse (Talwegterrasse, Jungrifiterrasse) nur einen Lofi tragt und dafi die komplizierten Lofi profile sich erst auf den hoheren Terrassen einstellen.

Es wurde deshalb von mehreren Seiten empfohleri, in Zukunft nicht von W I-, W II- und W III-L6fi zu

sprechen, was einer unhaltbaren Parallelisierung mit den Phasen W I, W II und W III der sog. Vollgliede

rung der Eiszeit und mit den aufieren Wiirmmoranen (nach Eberl und Knauer) gleichkame, sondern von

letzter bzw. vorletzter Kaltphase bzw. Warmphase.

Vollstandig neu geklart mufi auch das zeitliche Ver haltnis der palaolithischen Kulturentwicklung zu den Klimaphasen des Jungdiluviums werden. C. Troll

LITERATI! RBERIC HTE BUCHBESPRECHUNGEN

JOSEF KEINDL, Altern Erde und Weltall? J. Lichtner, Wien VIII, 1951, 8?, 93 Seiten.

Der Verfasser erweitert in dieser Schrift seine Ausfiih rungen in einer fruheren Abhandlung (?Dehnt sich die Erde aus?", Miinchen 1940). Im Gegensatz' zu der herr

schenden Anschauung, die in der Entwicklung des Weltalls im wesentlichen eine Sammlung (vorwiegend durch Gravi tationswirkung) sieht, glaubt Keindl in inr eine wachsende Zerstreuung zu erkennen. Von der korpuskularen Anord dung in Atomen, die sich selbst aus Elektronen, Protonen usw. gebildet haben, steht ein viel engerer Zusammen

schlufr der Materie zu ?Elementarsubstanzen", denen weder Ausgedehntheit noch Masse zugeschrieben werden kann; am

andern Ende der Entwicklung (des Alterns) steht die ?Welt raummasse", die auch den sonst als leer betrachteten Raum umfafk. Als Beispiele fiir noch vorhandene Ballungen sol cher Elementarsubstanzen werden die weiden Zwerge unter

den Sternen mit ihren ungeheuren Dichten angesehen; aber auch alle anderen grofieren Himmelskorper einschl. der Planeten enthalten sie in ihrem Zentralkern. Die Abgabe von Energie aus diesen Kernen erfolgt, wie bei den ver^

anderlichen Sternen, nicht stetig, sondern diskontinuierlich.

Damit wird der Anschlufi an die geologische und klimati sche Entwicklung auf der Erdoberflache gewonnen, wobei auch die biologische Evolution betrachtet wird.

Die gahze Betrachtungsweise ist, wie von Keindl selbst betont wird, nicht physikalisch, sondern ?hyperphysika

lisch" oder ?naturpnilosophisch". Wer von den exakten Naturwissenschaften herkommt, mufi solche Ausfiihrungen

als haltschwache Hypothesen ablehnen. Es sei dazu noch erwahnt, dafi auch nach Keindls Auffassung die physikali sche Welt aus den ?Beziehungen" zwischen den Elementar substanzen besteht und dafi der zeitliche Ablauf eine Ver anderungen der Zahl dieser Beziehungen darstellt.

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