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Archiv "Diabetes mellitus: Erste Nationale Versorgungsleitlinie erschienen" (31.05.2002)

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ls erstes Ergebnis des Nationalen Programms für Versorgungs- leitlinien bei der Bundesärzte- kammer (Deutsches Ärzteblatt, Heft 16/2002) wurde am 8. Mai 2002 auf dem 37. Deutschen Diabetes Kongress in Dresden die Versorgungsleitlinie Dia- betes mellitus Typ 2 vorgestellt.

Wie Prof. Dr. Jan Schulze, Diabeto- loge an der Universität Dresden und Präsident der Sächsischen Landesärz-

tekammer, anmerkte, verlangen die zu- nehmende Prävalenz und Inzidenz des Typ-2-Diabetes sowie eine zu große Variationsbreite in der Versorgungs- qualität verstärkte Bemühungen um die Optimierung der Diabetiker-Ver- sorgung. Nach Schulze gehören hierzu insbesondere auch verlässliche Defi- nitionen des Notwendigen und Ange- messenen in Prävention, Diagnostik und Therapie.

Mit der Nationalen Versorgungs- leitlinie Diabetes mellitus Typ 2 liegen nun erstmalig einheitliche Empfehlun- gen für die Diabetes-Behandlung in

Deutschland vor, die zwischen den zu- ständigen ärztlichen Organisationen abgestimmt wurden.

Beteiligt an diesem Konsens waren die Arzneimittelkommission der deut- schen Ärzteschaft (AkdÄ), Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), Fach- kommission Diabetes Sachsen, die Deutsche Gesellschaft für Innere Medi- zin (DGIM) und die Arbeitsgemein- schaft der wissenschaftlichen medizini- schen Fachgesellschaften (AWMF). In- haltliche Grundlage der Versorgungs- leitlinie waren bereits publizierte bezie- hungswiese in Vorbereitung befindliche Leitlinien dieser Organisationen. Der Konsensprozess wurde moderiert durch die Ärztliche Zentralstelle Qualitätssi- cherung im Auftrag der Bundesärzte- kammer zwischen Januar und April 2002. Die abgestimmte Leitlinie wurde von den Vorständen der Bundesärzte- kammer und der Kassenärztlichen Bun- desvereinigung im Rahmen ihrer ge- meinsamen Sitzung am 26.April 2002 in Berlin zustimmend zur Kenntnis ge- nommen.

Ziele und Adressaten

Ziel der Leitlinie ist die Darlegung derje- nigen evidenzbasierten Eckpunkte und Maßnahmen der Prävention, Diagnostik und Therapie des Typ-2-Diabetes, zu de- nen Konsens zwischen den oben genann- ten Organisationen bezüglich der Ziele und des Vorgehens besteht.

Die Versorgungsleitlinien richten sich primär an alle praktizierenden Ärz- te in Deutschland. Darüber hinaus die- nen sie zur Information der Öffentlich-

keit über gutes ärztliches Handeln. Ver- sorgungsleitlinien richten sich weiterhin explizit an Leitlinien-Herausgeber, da sie als gemeinsame Grundlage bei der Erstellung von zukünftigen und weiter- führenden Leitlinien sowie von damit verbundenen Produkten (zum Beispiel Praxisversionen, Patienteninformatio- nen, Fortbildungsmaßnahmen) dienen.

Leitlinien-Versionen

Die Nationalen Versorgungsleitlinien bestehen üblicherweise aus einer Kurz- fassung und einer Langfassung. In der Kurzfassung werden die Versorgungs- Eckpunkte und -Empfehlungen darge- legt, zu denen zwischen den Herausge- bern der zugrunde liegenden Leitlinien Konsens besteht. Die Kurzfassung der Diabetes-Leitlinie ist allgemein zu- gänglich über die Internet-Seite der Ärztlichen Zentralstelle Qualitätssi- cherung (www.aezq.de).

P O L I T I K

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 22½½½½31. Mai 2002 AA1485

Diabetes mellitus

Erste Nationale

Versorgungsleitlinie erschienen

Die Ärztliche Zentralstelle Qualitätssicherung moderierte den Konsens mit den zuständigen medizinischen Organisationen.

´ Tabelle 1CC´

Inhalte der Nationalen Versorgungs- leitlinie Typ-2-Diabetes

GDefinition und diagnostische Kriterien des Typ-2-Diabetes

GTherapieziele

GTherapiestufen (Basistherapie, Orale Anti- diabetika, Insulintherapie)

GUntersuchungen auf Begleiterkrankungen/

Komplikationen

GHerz-Kreislauf-Erkrankungen bei Diabetikern GDiabetische Nephropathie

GAugenkomplikationen bei Diabetes mellitus GDiabetisches Fußsyndrom

GDiabetische Neuropathie

´ Tabelle 2CC´

Therapieziele beim Typ-2-Diabetes

GErhaltung beziehungsweise Wiederherstellung der Lebensqualität

GKompetenzsteigerung (Empowerment) der Betroffenen im Umgang mit der Erkrankung GReduktion des Risikos für kardiale, zerebro-

vaskuläre und sonstige makroangiopathische Morbidität und Letalität

GVermeidung mikrovaskulärer Folgekomplika- tionen (Erblindung, Dialyse, Neuropathie) GVermeidung des diabetischen Fußsyndroms GPrävention und Therapie von Symptomen der

Erkrankung (zum Beispiel Polyurie, Polydipsie, Abgeschlagenheit)

GMinimierung der Nebenwirkungen der Therapie und der Belastungen des Patienten durch die Therapie

(2)

Die Langfassung enthält zusätzlich zum Inhalt der Kurzfassung die Quel- len-Sammlung (= die ausführlichen Texte und Evidenzen der zugrunde lie- genden Leitlinien mit Darlegung der Literatur-Suchstrategien, einheitlicher Evidenzklassifikation sowie der Metho- dik der Leitlinien-Erstellung).

Kernaussagen der Versorgungs-Leitlinie

Die Kurzfassung der Versorgungs- leitlinie (Inhaltsverzeichnis siehe Ta- belle 1) enthält auf 15 Seiten in tabel- larischer Form die essenziellen Aus- sagen zur Diagnostik und Therapie des Typ-2-Diabetes. Unter Bezug auf definierte Therapieziele (Tabelle 2) werden die Schritte einer differen- zierten Therapieplanung dargelegt, die gemeinsam mit dem Patienten auf der Basis einer individuellen Risiko- abschätzung vorgenommen werden sollte.

Hinsichtlich der Auswahl blutzucker- senkender Medikamente betonen die Herausgeber der Leitlinie ausdrück- lich, dass vorrangig Wirkstoffe verwen- det werden sollten, deren Wirksamkeit und Sicherheit in prospektiven, kon-

trollierten Langzeit-Studien nachge- wiesen wurden. Entsprechende Bewer- tungen zu den einzelnen Antidiabetika sind angegeben.

Entsprechend der klinischen Bedeu- tung stehen Ausführungen zu Begleiter- krankungen und Komplikationen des Typ-2-Diabetes im Mittelpunkt der Leitlinie. Zusätzlich zu diagnostischen Empfehlungen (Tabelle 3) finden sich unter anderem Ausführungen zur Prä- vention und Behandlung bei Koronarer Herzkrankheit, diabetischer Nephropa- thie, Retinopathie, Neuropathie sowie – besonders ausführlich – zum diabeti- schen Fußsyndrom.

Gültigkeitsdauer und Aktualisierung der Leitlinie

Die Nationale Versorgungsleitlinie Diabetes mellitus Typ 2 wurde am 30.

April 2002 konsentiert. Ihre Überarbei- tung ist für 2004 vorgesehen. Im Falle neuer, relevanter Erkenntnisse, die eine Überarbeitung der Empfehlungen er- forderlich machen, erfolgt eine unmit- telbare Mitteilung über die Internet- seite der Ärztlichen Zentralstelle Qua- litätssicherung – www.aezq.de.

Korrespondenz:

Prof. Dr. rer. nat. Dr. med. Günter Ollenschläger Ärztliche Zentralstelle Qualitätssicherung

Aachener Straße 233–237 50931 Köln

E-Mail: ollenschlaeger@azq.de Internet: www.azq.de P O L I T I K

A

A1486 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 22½½½½31. Mai 2002

´ Tabelle 4CC´

Allgemeine Maßnahmen zur Prävention/Behandlung von diabetischem Fußsyndrom

Multidisziplinäres Team zum Beispiel

Diabetologe und spezialisierte Krankenschwester, Podologe, Orthopädieschuhmacher, Orthopäde, Gefäßchirurg, Fußchirurg, Radiologe Schuhwerk Druckentlastung

Der Druck auf die Fußsohle in gewöhnlichen Patienten mit Druckgeschwüren müssen zur Schuhen ist demjenigen beim Barfußgehen Verbesserung der Heilungsrate mit entsprechenden

vergleichbar. Hilfsmitteln behandelt werden.

Patienten mit diabetischer Fußerkrankungen

sollten eher qualitativ hochwertige Schuhe mit Angioplastie/gefäßchirurgische individuell adaptierter Weichbetteinlage als Revaskularisierung

einfache Schuhe tragen.

Zur Vermeidung von Kallusbildung oder Ulkus- Bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit Rezidiv sollten semiorthopädische Schuhe muss eine Arterien-Rekonstruktion in Erwägung oder entsprechende Einlagen benutzt werden. gezogen werden.

Nichtmedikamentöse/medikamentöse Therapie Charcot-Fuß

Die Behandlung eines infizierten diabetischen Beim Charcot-Fuß (diabetische Osteoarthropathie) Fußes soll mit einer systemischen Gabe eines handelt es sich um einen neuro-arthropathischen Breitspektrumantibiotikums in Verbindung mit Prozess mit Osteoporose, Frakturen,

der entsprechenden Wundversorgung akuten Entzündungen und Fußdeformation.

(„Wundtoilette“) begonnen werden. Die Diagnose Charcot-Fuß wird mittels klinischer Modifikation der Antibiose entsprechend Untersuchung – sofern nötig, ergänzt durch bakteriologischen und klinischen Befunden. radiologische Diagnostik – gestellt.

Vollständige Druckentlastung (zum Beispiel durch Bei nicht adäquatem Heilungsprozess ist Rollstuhl oder orthopädische Behandlung – u. a.

die Behandlung in einem spezialisierten Zentrum „Total Contact Casting“) – sind wirksame

erforderlich. Behandlungen bei akutem Charcot-Fuß.

Schmerzhafte diabetische Neuropathie: siehe Kapitel Neuropathie Alle Diabetiker müssen auf

Fußerkrankungen untersucht werden.

Allen Diabetikern sollte eine strukturierte Fußbehandlung zur Verfügung stehen.

Fußpflege-Schulungensind Bestandteil der multidisziplinären Diabetiker-Betreuung.

´ Tabelle 3CC´

Empfehlungen zu Untersuchungen auf Begleiterkrankungen und Komplikationen des Diabetes mellitus

Typ-2-Diabetiker haben besonders bei Hypertonie, Dyslipoproteinämie und/oder Manife- station kardialer, zerebrovaskulärer, vaskulärer, renaler und/oder retinaler Erkrankungen ein deutlich erhöhtes Morbiditäts- und Letalitätsrisiko.

Es ist deshalb jährlich (bei pathologischen Befunden häufiger) auf das vaskuläre Risiko zu untersuchen (Hypertonie, Mikroalbuminurie und Lipide, EKG und Gefäßstatus).

Bei allen Diabetikern sollen bei Erstdiagnose und dann jährlich die Urin-Albumin- Ausscheidung und das Serum-Kreatinin gemessen werden; bei pathologischen Werten zur Therapiekontrolle häufiger.

Alle Diabetiker sollen systematisch auf diabetische Augenkomplikationen untersucht werden. Patienten mit Typ-2-Diabetes sollen ab dem Zeitpunkt der Erstdiagnose mindestens einmal pro Jahr untersucht werden.

Neuropathie Alle Diabetiker sollen jährlich auf das Vorliegen einer Neuropathie untersucht werden.

Diabetisches Alle Diabetiker sollen regelmäßig auf Fußkomplikationen untersucht werden.

Fußsyndrom

Depression Alle Diabetiker sollen auf das Vorliegen einer Depression untersucht werden und ggf.

eine entsprechende Therapie erhalten.

Makro- und Mikrovaskuläres Gesamtrisiko

Nieren- komplikationen

Augen- komplikationen

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