j
CH 8903 Birmensdorf 9
Februar 1985 Nr.9
Die Empfänger der „Mitteilungen" und der .Berichte" erhalten die „Merkblätter für den Forstpraktiker" direkt von der EAFV, die Förster von ihren Kantonsforstämtern • Weitere Exemplare kön- nen bei der EAFV (Bibliothek) bestellt werden • Das Kapieren ist erlaubt und erwünscht • Anregungen und Wünsche betreffend die Merkblätter richten Sie bitte an die EAFV (Herrn W. Winter)
merkblatt
für den Forstpraktiker
Borkenkäf erbekämpfung 1985
von J. K. Maksymov und W. Kuhn 1
Oxf.: 411. 12 413.2/.3 145.7xl9.92
Die Borkenkäfer>gefahr ist 19 8 5 noch nicht gebannt und verlangt nach wie vor die volle Aufmerksamkeit des Forstpersonals. Das gilt für alle schwei- zerischen Waldungen, besonders für diejenigen in Gebirgs lagen. Die Bekämpfung des Buchdruckers, Ips typographus L., steht dabei im Vordergrund.
Die nachfolgenden Gegenmassnahmen stützen sich vor allem auf Erfahrungen aus dem Jahre 1984c Sie umfassen einerseits bewährtes Vorgehen, das bereits im ver- gangenen Jahr empfohlen wurde,und enthalten andrerseits neue Erkenntnisse2
. Grundsätzlich sind die Bekämpfungsmassnahmen, die im Merkblatt Nr. 2/1984 der EAFV unter Punkt 1 is 15 angeführt sind, auch 1985 zu befolgen.
1. Die Grundlage einer wirksamen Bekämpfung ist das konsequente Ausr>äumen der Borkenkäferherde im Laufe des Winters sowie sorgfältiges En tr>inden der Stäm- me über Unter lagen mit nachfolgendem Verbr>ennen der Rinde, Aeste und Gipfel- stücke samt der Brut (Merkblatt EAFV Nr. 2/1984, Punkte 1 und 2).
1 Oberforstmeister, Zürich
2 Wertvolle Hinweise verdanken wir Herrn H. Moor, Kantonsschullehrer, Auenstein AG.
2
2. Die geschälte Rinde ist in jedem Fall zu verbrennen, gleichgültig, ob das Entrinden mit Schäleisen, mit handgeführten oder mit grossen Entrindungs- maschinen durchgeführt wurdeo Der Anteil überlebender Larven, Puppen und Käfer
ist sonst gross genug, um die Infektion weiterzutragen. Frost tötet diese Insekten nicht, da sie ihre Temperatur derjenigen der Umgebung anpassen können (Merkblatt EAFV Nr. 2/1984, Punkt 4).
3. Alle Nade Zho Zzsortimente sind grundsätzlich zu entrinden, resp. vor Beginn der Flugzeit auf ein Zwischenlager abzuführen, das mindestens 200 m vom Wald entfernt ist. Die Verwendung von Insektiziden ist auf Ausnahmefälle zu beschränken.
Fichte
4. Die Bekämpfung des Buchdruckers mit Hilfe von Lockstoff-Fa?,, Zen hat sich überall dort bewährt, wo die Fallen am richtigen Ort aufgestellt waren. Es hat sich gezeigt, dass dunkle Fa?,, Zen im Frühjahr ein höheres Fangergeb- nis aufweisen, als helle. Es empfiehlt sich daher, einen Teil der Fallen dunkel einzufärben. Solche Fallen sind im Frühjahr in ausgeräumten Käferherden an besonnten Orten aufzustellen. Achtung: Mindestabstand von 10 m von stehenden Fichten beachten! Im Sommer· sind dunkle Fa 7,, Zen im Schatten zu verwenden, um einem zu raschen Verdunsten des Lockstoffes entgegenzuwirken.
5. Beobachtungen haben ferner gezeigt, dass Schlitzfallen, die mit frischen Fichtenästen beschattet oder unter die frische Fichtenäste gelegt wurden, deutlich mehr Käfer anlockten als vergleichbare ohne Aeste. Achtung: die Aeste können vom Kupferstecher, Pityogenes chalcographus L., befallen werden! Sie sind darum spätestens nach 6 Wochen zu erneuern und die alten Aeste ausnahmslos zu verbrennen.
6. Da Buchdrucker-Fallen auch ohne zusätzliche Fichtenäste Kupferstecher anlocken können, ist zu vermeiden, sie im Fichten-Jungwuchs, in -Dickun- gen oder -Stangenhö Zzern aufzustellen.
7. Ausser den Lockstoff-Fallen hat sich die Verwendung von Fangbäumen bewährt.
Diese sind erst unmittelbar vor Beginn der Flugzeit zu legen. Fangbäume mit Pheromon sind denjenigen ohne Lockstoff eindeutig überlegen. Sie sind zu kontrollieren und bei Befall über Tuchunterlagen zu entrinden, bevor die Larven das Puppenstadium erreichen. Die Rinde ist zu verbrenneno
8. Wartungsfreie Fangbäume - mit einem Insektizid3
behandelt und mit Lock- stoff versehen - sind nur dort zu verwenden, wo das Aufstellen von Fallen nicht möglich ist (Merkblatt EAFV Nr. 2/1984, Punkte 12 und 13). Vorschrif-
ten über Grundwasserschutzzonen sind strikte zu beachten.
9. Vom Kupferstecher, Pityogenes chalcographus L., befallene Fichten im Dickungs- alter sind herauszuhauen und restlos zu verbrennen.
Weisstanne
10. Fangbäume ohne Lockstoff sind in Weisstannenbeständen im Randgebiet ausgeräumter Käferherde zur Bekämpfung des kruIIllllzähnigen Weisstannenborkenkäfers, Pityokteines curvidens Germ., zu legen. Sie sind bereits im frühen Larvensta- dium zu entrinden, bevor die Larven zur Verpuppung in den Splint eindringen.
Im übrigen gelten die im Punkt 7 dieses Merkblattes empfohlenen Massnahmen.
Föhre
11. Gegen Borkenkäfer in Föhrenwaldungen ist sinngemäss nach Punkt 1 dieses Merk- blattes vorzugehen.
Nadelholz
12. Der liniierte Nutzholzborkenkäfer, Trypodendron (Xyloterus) lineatum Oliv., kann mit einem eigenen Lockstoff, dem "Linoprax" 4, in Fallen abgefangen wer- den. Dieser synthetische Lockstoff, der nicht mit dem "Pheroprax" des Buchdruckers zu verwechseln ist, befindet sich seit 1984 auf dem Markt. Geschlagenes und im Wald gelagertes Nutzholz wird jedoch durch den Lockstoff nicht vor Befall geschützt und muss nach wie vor mit einem Insektizid 3 behandelt werden.
Der Lockstoff dient dazu, die im Boden überwinterte Käferpopulation abzuschöpfeno 13. Grundsätzlich sind die Fallen an vorjährigen Lagerplätzen, wo der Nutz- holzborkenkäfer aufgetreten ist, aufzustellen und frisch gefälltes Holz ist auf neuen Plätzen, die 50 bis 100 m von bisherigen entfernt sind, zu lagern.
140 Mit den Fallen wird erfahrungsgemäss ein grosser Teil der Käferpopulation ab- gefangen. Trotzdem müssen ge Zage rte Stämme gegen einen allfälligen Befall durch einen lückenlosen Insektizidbelag geschützt werden. Ein optimaler Bekämpfungserfolg wird nur erreicht, wenn jeder Stannn einzeln, allseitig und tropfnass behandelt wurde.
150 Die Dis tanz der Falle zum gelagerten Holz soll mindestens 10 m betra- gen. Diejenige zur nächsten stehenden Fichte kann hingegen bis auf 2 m reduziert werden. Bei noch näherem Abstand riskiert man sonst einen Befall des Baumes durch den Buchdrucker, Ips typographus L. Ein Lockstoffbeutel "Linoprax II reicht für die ganze Flugzeit und muss, im Gegensatz zur Bekämpfung des Buchdruckers mit "Pheroprax", nicht erneuert werden.
16. Je nach dem, ob der Buchdrucker oder der Nutzholzborkenkäfer bekämpft werden soll, sind in den betreffenden Fallen nur "Pheroprax" resp. "Linoprax" zu ver- wenden. Die Beutel dürfen nicht kombiniert in die Fallen gehängt werden.
3
4
Präparate auf Endosulfan-, Fenitrothion- oder Pyrethroid-Basis, wie (in alphabetischer Reihenfolge): Arbezol-Rundholz, Basiment 480, Conservol, Endosulfanol, Pentocid, Xerondo Po
"Linoprax", Fabrikat der Celamerck, Ingelheim, Bundesrepublik Deutschland.
Generalvertretung in der Schweiz hat die Siegfried AG, Zofingeno
4
17. Die Bekämpfung des Nutzholzborkenkäfers mit Hilfe von Lacks toff-FaZ Zen ist auch auf Lagerplätzen der holzverarbeitenden Industrie an die Hand zu nehmen. Mehrere Fallen sind in Abständen von 50 m voneinander aufzustelleno 18. Die Fallen sind, ähnlich wie beim Buckdrucker, mindestens einmal wöchen t- Zich zu kontroZ Zieren und zu leeren, um eine gute Wirkung zu gewähr- leisten.
19. Dort, wo ausser dem Nutzholzborkenkäfer erfahrungsgmäss auch der Werftkäfer, Hylecoetus dermestoides L., auftritt, ist der Insektizidbe Zag des gelagerten Holzes nach 6 Wochen zu erneuern.
Holzlagerplatz einer Sägerei
Anordnung der Fallen zur Bekämpfung des liniierten Nutzholzborkenkäfers Chantier d'une scierie
Placement des pieges pour la lutte contre le bostryche lisere
Liniierter Nutzholzborkenkäfer Bostryche lisere
Gesamtansicht Vue d'ensemble
a) Männchen b) Weibchen La tete et Je pronotum (corselet) a) mäle b) femelle
Gangsystem des liniierten Nutzholzborkenkäfers Couloirs du bostryche lisere
Merkblatt für den Forstpraktiker Notice pour le praticien No 9
Nr. 9 1985
1985
c) Eingangsröhre d) Brutgänge e) Larvengänge
couloir d'entree galeries de pon te cellules larvaires
Zeichnungen/ Dessins: M. Sebek
EAFV Birmensdorf 1 FR F B irmensdorf