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Archiv "Maßlose Gefühle" (03.12.1987)

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M.G. Le Clezio

Goldsucher Der

Roman Kepenheuer&WiI

Nach fernen Inseln

J. M. G. Le C16zio: Der Goldsucher, Kiepenheuer &

Witsch, 1987, 380 Seiten, 39,80 DM.

Der Junge wächst auf der tropischen Insel Mauritius auf. Die Familie verarmt.

Der Vater hinterläßt Karten und Berechnungen. Sie deu- ten auf einen Korsaren- schatz, versteckt auf einer fernen Insel, hin. Der junge Mann macht sich auf. Wie in allen guten Abenteuerroma- nen kommt auch hier die Spannung nicht aus der Ak- tion. Das eigentliche Aben- teuer entsteht im Suchenden und dem miterlebenden Leser selbst. Die Sehnsucht nach der Ferne, der zauberhafte Klang fremder Inselnamen, das un- wahrscheinliche Ziel, die Su- che über Jahre hin machen die innere Spannung aus. Wichtig ist die Suche als solche, nicht das Finden.

Ein langsamer Roman, durchzogen von sorgfältigen Schilderungen einer fremden Welt und der Psyche eines jungen Menschen, der mit sich selbst noch nicht im kla-

Pekinger Anekdoten

Ce Shaozhen: Flaneur im alten Peking, Ein Leben zwi- schen Kaiserreich und Revo- lution, Eugen Diederichs, 1987, 240 Seiten, 32 DM,

Eine Sammlung von Anekdoten. Dahinter stek- ken die Erlebnisse eines alten Herrn, der in der verbotenen Stadt aufgewachsen ist und heute als Namenloser in der Millionenstadt lebt.

Bitte anfordern.

ren ist. In der Suche nach dem Schatz entdeckt unser junger Held nach Jahrzehn- ten sich selbst. Die Schatzsu- che ist letztlich vergeblich, doch nur soweit es den äuße- ren Schatz, das Gold, angeht.

Die Desillusion aber ist für den weiteren Lebensweg

sinnvoll. Mit dem Ende der Schatzsuche geht auch die übermäßige Bindung an Mut- ter und Schwester zu Ende. Es hat den Anschein, als sei unser Held frei geworden. NJ

Verehrter Leser, möchten Sie wissen, wie es in einem Pekinger Badehaus zuging (seriös, im Unterschied zu Shanghai), was sich in einer Opiumhöhle abspielte (sie war geschäftsmäßig organi- siert und stinklangweilig), wie die Prostitution organi- siert war (in Klassen einge- teilt); wollen Sie Geschichten über die berüchtigten War- lords oder auch über die chi- nesischen Deutschen lesen?

Der Autor bietet Ihnen ein buntes Vielerlei. EB

(Schutzgebühr UM 8.-) mosimmennea

Frust und Lust

Gabriele Wohmann, Der Flötenton, Luchterhand, 1987, 479 Seiten, 39,80 DM

Der Bekanntheitsgrad der Verfasserin, Jahrgang 1932, Autorin zahlreicher Romane, Essays und Gedichte, macht eine Kurzbiographie über- flüssig. Ihr jüngstes Werk,

„Der Flötenton" läuft vor dem Hintergrund des Reak- torunglücks von Tschernobyl wie ein langer, mahnender Film ab, in dem die Hauptak- teure wie Prototypen unserer Gesellschaft handeln.

Da wird der neurotische Anton Asper, ein kontakt- schwacher Fünfziger, mit pessimistischer Grundstim- mung, auf einer Geschäftsrei- se nach Lissabon von der stets gutgelaunten, lebens- tüchtigen, gesunden Dozen- tin für Flötenmusik, Sandra, verheiratet, zwei Kinder, nach schwacher Abwehr sei- nerseits, glatt vereinnahm.

Ihr Ehemann Knut, stel- lungsloser Lehrer, situations- bedingt Hausmann, nimmt die wiederholten Eskapaden seiner unbekümmerten Frau fast widerstandslos hin. Mo- derne Ehe oder Reduzierung der zwischenmenschlichen Beziehungen auf das Sexual- leben? Emily, Antons Schwe- ster, verkorkste Harvard-Sti- pendiatin, ebenfalls lebens- untüchtig, frustriert, weil sie es gerade zu einer Lehrerin, dazu einer schlechten ge- bracht hat, leidet, wie ihr Bruder, am „Tschernobyl- Syndrom" und unterliegt mehr und mehr ihrer Schlaf- mittelsucht.

Erfreulich die alte Gene- ration, repräsentiert von Pro- fessor Hinholz und Frau As- per, Mutter von Anton und Emily. Letztere, für ihre bei- den Kinder ganz verständnis- volle und gütige Mutter, zeigt der Umwelt trotz ihres hohen Alters respektheischende Würde. Geistig jung geblie- ben, sinniert sie über Gott und die Welt und ist erstaunt, daß Einstein bekannt haben soll, Gott sei doch der größe-

re Wissenschaftler. Professor Hinholz' Reflexionen gipfeln in der Feststellung „wer kei- nen Gott hat, hat kein Selbst".

Es ist kein ganz leicht zu lesendes Buch, kein süßer Gutenachtkuß. Bewunderns- wert, wie die Schriftstellerin das Instrumentarium der Sprache beherrscht. Bei den langen Monologen der Hauptpersonen möchte man sich mehr Kürze wünschen und möchte doch immer wei- terlesen. Gisela Hilgert

Maßlose Gefühle

Peter Härtling: Waiblin- gers Augen, Roman, Her- mann Luchterhand Verlag, 1987, 205 Seiten, 26 DM.

Waiblinger, ein junger Theologiestudent, der sich zum Dichter berufen fühlt, lebt in einer Phantasiewelt;

seine maßlosen Gefühle ste- hen zu der realen Welt in krassestem Widerspruch. Sei- ne unausgeglichene Persön- lichkeit schafft dabei die Grundlage für eine chaoti- sche „Vermischung von Dichtung und Leben" (Hef- tich). Da er nicht lernt, die Welt so zu sehen, wie sie ist, muß er letztlich an seinen Gefühlen scheitern.

Wenn Peter Härtling auch die reale Figur Wilhelm Waiblingers, des schwäbi- schen jungen Dichters, Au- ßenseiters und Verehrers Hölderlins vorschwebte, was schließlich zahlreiche literari- sche Anspielungen zuläßt, so ist der Roman doch auch oh- ne die Kenntnis des literari- schen Hintergrundes lesens- wert — schon wegen der her- vorragenden Charakteristik einer mit ihren extremen Ge- fühlsansprüchen höchst aktu- ellen Figur.

Der ansprechende Stil, die prägnante Darstellung der Hauptfigur sowie die Verquickung von Tragik mit klugem Witz und feiner Iro- nie machen das Werk zu ei- nem interessanten und span- nenden Lesevergnügen. UF In Kürze erscheint KATALOG 15

«Die wohlgerüstete Bibliothek»

Ca. 1000 Nummern. Illustriert.

ANTIQUARIAT GERHARD HOFNER

RORITZERSTRASSE 4 • C9500 NÜRNBERG 90 • 82 0911/33 26 33

A-3408 (86) Dt. Ärztebl. 84, Heft 49, 3. Dezember 1987

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