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Marginalisierte Männlichkeit. Marginalisierte Männlichkeit. Männlichkeitskonstrukte Männlichkeitskonstrukte bei Janosch.bei Janosch.

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Marginalisierte Männlichkeit.

Marginalisierte Männlichkeit.

Männlichkeitskonstrukte Männlichkeitskonstrukte

bei Janosch.

bei Janosch.

Ewa Turkowska Ewa Turkowska

Fremdsprachenkolleg Radom Fremdsprachenkolleg Radom

Text und Sprache Text und Sprache

unter neuen Perspektiven unter neuen Perspektiven

Kraków, 26-28.05.2011

Kraków, 26-28.05.2011

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„ „ Nichts verachte ich so wie Nichts verachte ich so wie den Herrenmenschen“ .

den Herrenmenschen“ .

Janosch Janosch

(Gastmahl auf Gomera, S.44) (Gastmahl auf Gomera, S.44)

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Inhalt Inhalt

1. Methodologische Grundlagen 1. Methodologische Grundlagen

2. Hegemoniale versus marginalisierte 2. Hegemoniale versus marginalisierte

Männlichkeit Männlichkeit

3. Männerfiguren in Janoschs Romanen 3. Männerfiguren in Janoschs Romanen

3.1. Inhalte, Figurenkonstellationen 3.1. Inhalte, Figurenkonstellationen

3.2. Marginalisierte Männlichkeit 3.2. Marginalisierte Männlichkeit

3.3. Narratologische Inszenierung der 3.3. Narratologische Inszenierung der

Geschlechter- und Machtverhältnisse

Geschlechter- und Machtverhältnisse

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1. Methodologische

1. Methodologische Grundla Grundla gen gen

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Kognitive Narratologie Kognitive Narratologie

Feministische und gender-orientierte

Feministische und gender-orientierte LiteraturwissenschafLiteraturwissenschaft verfolgen ein t verfolgen ein realistisch-mimetisches Figurenkonzept

realistisch-mimetisches Figurenkonzept: Literarische Figuren : Literarische Figuren werden in werden in Analogie zu realen Personen

Analogie zu realen Personen konstruiert . „Damit erscheint [...] die gerade konstruiert . „Damit erscheint [...] die gerade in der gender-orientierten Literaturwissenschaft häufig anzutreffende

in der gender-orientierten Literaturwissenschaft häufig anzutreffende Bezugnahme auf soziologische und psychologische Theorien bei der Bezugnahme auf soziologische und psychologische Theorien bei der

Figurenanalyse im Prinzip zulässig“ (Gymnich 2004:128).

Figurenanalyse im Prinzip zulässig“ (Gymnich 2004:128).

Die Grundlagen für die Gender Studies bilden u.a. soziologische Theorien Die Grundlagen für die Gender Studies bilden u.a. soziologische Theorien

(J. Butler, R.W. Connell). Ihre Erkenntnisse wurden früher ohne (J. Butler, R.W. Connell). Ihre Erkenntnisse wurden früher ohne

Grenzziehung zwischen der Realität des Gesellschaftslebens und der Grenzziehung zwischen der Realität des Gesellschaftslebens und der fiktiven Textwelt der Literatur übernommen. In Interpretationen wurde fiktiven Textwelt der Literatur übernommen. In Interpretationen wurde lediglich nach Übereinstimmung mit soziologischen Theorien gesucht.

lediglich nach Übereinstimmung mit soziologischen Theorien gesucht.

Kognitive und gender-orientierte NarratologieKognitive und gender-orientierte Narratologie sucht nicht nur nach sucht nicht nur nach soziologischen Phänomenen im literarischen Text

soziologischen Phänomenen im literarischen Text,, sondern auch nach sondern auch nach Nebenbedeutungen, die durch die narrative Inszenierung der

Nebenbedeutungen, die durch die narrative Inszenierung der Geschlechtsproblematik zustande kommen, und nach

Geschlechtsproblematik zustande kommen, und nach Geschlechterdefinitoren in der narrativen Darstellung

Geschlechterdefinitoren in der narrativen Darstellung (vgl. u.a. Nünning/ (vgl. u.a. Nünning/

Nünning 2004 und 2006

Nünning 2004 und 2006, , Stritzke 2006). Stritzke 2006).

Die Die strukturalistisch verwurzelte strukturalistisch verwurzelte kognitive Narratologie berücksichtigt nicht kognitive Narratologie berücksichtigt nicht nur inhaltliche Aspekte, sondern stellt die Untersuchung literarischer

nur inhaltliche Aspekte, sondern stellt die Untersuchung literarischer

Frauen- und Männerbilder auf eine erzähltheoretische Grundlage, indem Frauen- und Männerbilder auf eine erzähltheoretische Grundlage, indem sie die Mechanismen untersucht, die der Evozierung literarischer Frauen- sie die Mechanismen untersucht, die der Evozierung literarischer Frauen-

und Männerbilder – wie auch deren potentieller Unterminierung – im und Männerbilder – wie auch deren potentieller Unterminierung – im

Rezeptionsprozess zugrunde liegen Rezeptionsprozess zugrunde liegen..

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Forschungsfragen Forschungsfragen

Für die Ausleuchtung der Gender-Problematik sollen vor allem die Für die Ausleuchtung der Gender-Problematik sollen vor allem die

Kategorien des Erzählers und der Figur untersucht werden: Erzählsituation Kategorien des Erzählers und der Figur untersucht werden: Erzählsituation (Innensicht/ Außensicht), externer/ interner Erzählerstandpunkt,

(Innensicht/ Außensicht), externer/ interner Erzählerstandpunkt, Erzählhaltung, Techniken der Rede- und Bewusstseinwiedergabe, Erzählhaltung, Techniken der Rede- und Bewusstseinwiedergabe, Techniken der Figurencharakterisierung (auktorial/ figural), Grad der Techniken der Figurencharakterisierung (auktorial/ figural), Grad der Komplexität der Figurenpsyche (runde Charaktere/ Typen/ Archetypen), Komplexität der Figurenpsyche (runde Charaktere/ Typen/ Archetypen), Rolle der Figur als Handlungsträger, Figurenkonstellation, Korrespondenz- Rolle der Figur als Handlungsträger, Figurenkonstellation, Korrespondenz- und Kontrastbeziehungen zwischen Figuren

und Kontrastbeziehungen zwischen Figuren. .

Erzähler, Erzählform: Wird (und wenn ja, dann auf welche Weise) das Erzähler, Erzählform: Wird (und wenn ja, dann auf welche Weise) das Erzählte kommentiert? Welche Geschlechtsidentität hat der Erzähler?

Erzählte kommentiert? Welche Geschlechtsidentität hat der Erzähler?

Woran ist seine Geschlechtszugehörigkeit sichtbar? Wie ist seine Woran ist seine Geschlechtszugehörigkeit sichtbar? Wie ist seine

Erzählhaltung in Bezug auf die männlichen wie weiblichen Figuren (z.B.

Erzählhaltung in Bezug auf die männlichen wie weiblichen Figuren (z.B.

ironisch, distanziert, empathisch)? Wird Identifizierung mit männlichen ironisch, distanziert, empathisch)? Wird Identifizierung mit männlichen oder weiblichen Figuren geschaffen? Welchen Bedeutungsmehrwert oder weiblichen Figuren geschaffen? Welchen Bedeutungsmehrwert hinsichtlich der Gender-Fragen bedeutet es?

hinsichtlich der Gender-Fragen bedeutet es?

Figuren: Welches Geschlecht repräsentieren Hauptfiguren, welches Figuren: Welches Geschlecht repräsentieren Hauptfiguren, welches Nebenfiguren? Welche von ihnen sind dynamisch/ statisch,

Nebenfiguren? Welche von ihnen sind dynamisch/ statisch,

eindimensional/ mehrdimensional, welche handeln aktiv, welche sind eindimensional/ mehrdimensional, welche handeln aktiv, welche sind

passive Dulder? Welche Figuren sprechen mit ihrer Stimme, welche sind passive Dulder? Welche Figuren sprechen mit ihrer Stimme, welche sind sprachlos? Welche Figuren stehen in der Korrespondenz, welche in der sprachlos? Welche Figuren stehen in der Korrespondenz, welche in der Kontrastbeziehung zueinander? Welches Bild der Geschlechtsverhältnisse Kontrastbeziehung zueinander? Welches Bild der Geschlechtsverhältnisse ergibt sich aus solcher Darstellung? Werden traditionelle Rollen/

ergibt sich aus solcher Darstellung? Werden traditionelle Rollen/

Geschlechtsidentitäten/ Machtverhältnisse bestätigt oder hinterfragt?

Geschlechtsidentitäten/ Machtverhältnisse bestätigt oder hinterfragt?

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2. Hegemoniale versus marginalisierte Männlichkeit

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Theorie

Theorie der der hegemonialen Männlichkeit hegemonialen Männlichkeit (1) (1)

T T heoretische Basis für die Analyse sozialer Konstruktionen heoretische Basis für die Analyse sozialer Konstruktionen von Männlichkeit

von Männlichkeit bildet bildet die Theorie die Theorie der der hegemonialen hegemonialen Männlichkeit von Robert W. (später Raewyn) Connell Männlichkeit von Robert W. (später Raewyn) Connell . .

Connells Ansatz geht auf das international anerkannte Buch Connells Ansatz geht auf das international anerkannte Buch „ „ Ruling Class – Ruling Culture. Studies of Conflict, Power & Ruling Class – Ruling Culture. Studies of Conflict, Power &

Hegemony in Australian Life“ (1977) zurück. Die Theorie Hegemony in Australian Life“ (1977) zurück. Die Theorie

wurde in “Gender and Power: Society, the Person and Sexual wurde in “Gender and Power: Society, the Person and Sexual Politics” (1987) und “Masculinities” (1995) weiter entwickelt. In Politics” (1987) und “Masculinities” (1995) weiter entwickelt. In Deutschland führt Michael Meuser (2006) das Connellsche

Deutschland führt Michael Meuser (2006) das Connellsche Konzept weiter. Darauf bauen viele Forscher auf, in der

Konzept weiter. Darauf bauen viele Forscher auf, in der Literaturwissenschaft z. B. Kramer 2007.

Literaturwissenschaft z. B. Kramer 2007.

Die Produktivität dieses Ansatzes liegt in der Betonung der Die Produktivität dieses Ansatzes liegt in der Betonung der Dynamik von Machtverhältnissen, er hat sich als zentrale Dynamik von Machtverhältnissen, er hat sich als zentrale Leitkategorie der Männlichkeitsforschung durchgesetzt. Er Leitkategorie der Männlichkeitsforschung durchgesetzt. Er wird oft um Pierre Bordieus Konzept des „männlichen

wird oft um Pierre Bordieus Konzept des „männlichen Habitus“ ergänzt. Während Connell hierarchische

Habitus“ ergänzt. Während Connell hierarchische

Unterschiede zwischen Männern betont, fokussiert Bourdieus Unterschiede zwischen Männern betont, fokussiert Bourdieus Konzept die männliche Dominanz über Frauen

Konzept die männliche Dominanz über Frauen . .

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Theorie

Theorie der der hegemonialen Männlichkeit hegemonialen Männlichkeit (2) (2)

Männlichkeit konstituiert sich in Abgrenzungen gegenüber untergeordneten, Männlichkeit konstituiert sich in Abgrenzungen gegenüber untergeordneten,

nicht-hegemonialen Formen der Männlichkeit einerseits, andererseits nicht-hegemonialen Formen der Männlichkeit einerseits, andererseits

gegenüber Weiblichkeit.

gegenüber Weiblichkeit.

Bestandteile der „hegemonialen Männlichkeit“ sind Kontrolle

Bestandteile der „hegemonialen Männlichkeit“ sind Kontrolle, Kampf und , Kampf und Wettbewerb. Die hegemoniale Gruppe hat die Definitionsmacht, welche Wettbewerb. Die hegemoniale Gruppe hat die Definitionsmacht, welche Männlichkeiten bevorzugt werden und hohen sozialen Status erreichen.

Männlichkeiten bevorzugt werden und hohen sozialen Status erreichen.

Dadurch wird die Rangordnung der Männlichkeitsvorstellungen festgelegt.

Dadurch wird die Rangordnung der Männlichkeitsvorstellungen festgelegt.

Männervorstellungen werden in einem sozialen Raum konstruiert, der nur Männervorstellungen werden in einem sozialen Raum konstruiert, der nur

den Männern vorbehalten ist. Frauen sind Zuschauer und Preis den Männern vorbehalten ist. Frauen sind Zuschauer und Preis..

Hegemoniale Männlichkeit Hegemoniale Männlichkeit wird wird in den gesellschaftlichen Zentren der Macht in den gesellschaftlichen Zentren der Macht konstituiert

konstituiert: : der Staat, das Militär und die Wirtschaft. Alle anderen der Staat, das Militär und die Wirtschaft. Alle anderen

Männlichkeitskonstruktionen stehen in Relation zur hegemonialen Form, sie Männlichkeitskonstruktionen stehen in Relation zur hegemonialen Form, sie

sind einerseits durch Dominanz

sind einerseits durch Dominanz und Komplizenschaft, andererseits durch und Komplizenschaft, andererseits durch Marginalisierung und Ermächtigung bestimmt

Marginalisierung und Ermächtigung bestimmt..

Kennzeichen der hegemonialen Männlichkeit sind hoher sozialer Status Kennzeichen der hegemonialen Männlichkeit sind hoher sozialer Status

aufgrund der sozialen Herkunft, Besitz, Führungsposition oder gut bezahlte aufgrund der sozialen Herkunft, Besitz, Führungsposition oder gut bezahlte

einflussreiche Position auf dem Arbeitsmarkt, welche gesellschaftliches einflussreiche Position auf dem Arbeitsmarkt, welche gesellschaftliches

Prestige garantieren. Als ein Prestigezeichen gilt auch ein technischer Prestige garantieren. Als ein Prestigezeichen gilt auch ein technischer

Beruf. Kategorien „bezahlte Berufsarbeit“ und „Position des Beruf. Kategorien „bezahlte Berufsarbeit“ und „Position des

Familienernährers“ sind zentral für die hegemoniale Männlichkeit, denn Familienernährers“ sind zentral für die hegemoniale Männlichkeit, denn

Männer definieren sich primär über ihre Erwerbstätigkeit. Als Anzeichen der Männer definieren sich primär über ihre Erwerbstätigkeit. Als Anzeichen der

hegemonialen Männlichkeit gelten auch Körperpraxis und reifes Alter hegemonialen Männlichkeit gelten auch Körperpraxis und reifes Alter..

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M M arginalisierte Männlichkeit arginalisierte Männlichkeit

junge Männer, die ihre Männlichkeit in der junge Männer, die ihre Männlichkeit in der

Abgrenzung zu ihren Vätern erst entwickeln müssen.

Abgrenzung zu ihren Vätern erst entwickeln müssen.

Da sie von der etablierten hegemonialen Gruppe Da sie von der etablierten hegemonialen Gruppe

reifer Männer als Konkurrenz angesehen werden, reifer Männer als Konkurrenz angesehen werden,

wird ihnen der Charakter des Bedrohlichen wird ihnen der Charakter des Bedrohlichen

zugeschrieben;

zugeschrieben;

untere Schichten, die eine niedrige Position auf dem untere Schichten, die eine niedrige Position auf dem

Arbeitsmarkt oder geringe Aufstiegchancen haben;

Arbeitsmarkt oder geringe Aufstiegchancen haben;

ethnische Minderheiten: der fremde Mann gilt als ethnische Minderheiten: der fremde Mann gilt als

verdächtig, ihm werden stereotyp negative verdächtig, ihm werden stereotyp negative

Eigenschaften zugeschrieben;

Eigenschaften zugeschrieben;

Männer mit einer abweichenden Sexualität

Männer mit einer abweichenden Sexualität . .

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3. Männerfiguren in Janoschs Romanen

(15)

3.1. Inhalte,

Figurenkonstellationen

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Männerfiguren in „Cholonek oder Der liebe Gott aus Lehm“

Männerfiguren in „Cholonek oder Der liebe Gott aus Lehm“

Herr Schwientek, der Ehemann von Frau Schwientek, Vater von drei Töchtern, ehemaliger Herr Schwientek, der Ehemann von Frau Schwientek, Vater von drei Töchtern, ehemaliger Grubenarbeiter, nach einem Unfall in der Grube Straßenfeger. Ein schweigsamer, ruhiger Grubenarbeiter, nach einem Unfall in der Grube Straßenfeger. Ein schweigsamer, ruhiger Mann, gefühlsarm, nimmt an dem Familienleben nur ungern teil. Ein starker Raucher und Mann, gefühlsarm, nimmt an dem Familienleben nur ungern teil. Ein starker Raucher und Trinker, Nazigegner, glaubt nicht an Gott, nach der Arbeit zieht er sich in den Garten

Trinker, Nazigegner, glaubt nicht an Gott, nach der Arbeit zieht er sich in den Garten zurück

zurück..

Stanik Cholonek, der Ehemann der mittleren Tochter von Schwienteks, Mickel, Fuhrmann, Stanik Cholonek, der Ehemann der mittleren Tochter von Schwienteks, Mickel, Fuhrmann, dann Vertreter für Kurzwaren, schließlich Inhaber eines Geschäfts, wegen Schmuggel mit dann Vertreter für Kurzwaren, schließlich Inhaber eines Geschäfts, wegen Schmuggel mit Gefängnis bestraft. Aus einer bettelarmen Familie stammend, ist er nach der Heirat um Gefängnis bestraft. Aus einer bettelarmen Familie stammend, ist er nach der Heirat um den gesellschaftlichen Aufstieg bemüht, versucht sich mit gefälschten Dokumenten als den gesellschaftlichen Aufstieg bemüht, versucht sich mit gefälschten Dokumenten als Deutscher auszuweisen und tritt in die SA, dann in die NSDAP ein. Er will den Sohn Deutscher auszuweisen und tritt in die SA, dann in die NSDAP ein. Er will den Sohn deutsch erziehen, deswegen verleugnet er seine polnische Herkunft. Ein gewalttätiger deutsch erziehen, deswegen verleugnet er seine polnische Herkunft. Ein gewalttätiger Trinker und Ehebrecher, misshandelt die Frau und den Sohn.

Trinker und Ehebrecher, misshandelt die Frau und den Sohn.

Adolf Cholonek, der Sohn von Stanik und Mickel, ein Schalttagskind und deshalb Adolf Cholonek, der Sohn von Stanik und Mickel, ein Schalttagskind und deshalb Pechvogel, von seinen Eltern nicht geliebt, in Angst vor Gott erzogen, von andern Pechvogel, von seinen Eltern nicht geliebt, in Angst vor Gott erzogen, von andern Kindern gehänselt, von seinen Schulkameraden getötet.

Kindern gehänselt, von seinen Schulkameraden getötet.

Detlev Hübner, Verlobter und dann Ehemann der jüngsten Tochter Tekla, ein gut Detlev Hübner, Verlobter und dann Ehemann der jüngsten Tochter Tekla, ein gut

aussehender, höflicher Arztgehilfe, macht gern Klistier bei Frauen, Voyeur, Liebhaber aussehender, höflicher Arztgehilfe, macht gern Klistier bei Frauen, Voyeur, Liebhaber seiner Schwiegermutter, die ihn aus dem Gefängnis unter größter Aufopferung freikauft seiner Schwiegermutter, die ihn aus dem Gefängnis unter größter Aufopferung freikauft und gleich danach stirbt

und gleich danach stirbt.. Kapitza,

Kapitza, Gastwirt Gastwirt, ein roher, brutaler Mann, Mörder seiner ersten Ehefrau, brachte die , ein roher, brutaler Mann, Mörder seiner ersten Ehefrau, brachte die zweite zum Selbstmord.

zweite zum Selbstmord.

Pelka, ein Nachbar von Schwienteks, ein roher Kerl, engagierter Nazist, hasst Juden, Pelka, ein Nachbar von Schwienteks, ein roher Kerl, engagierter Nazist, hasst Juden, Kommunisten und Polen, begeistert sich für Waffen, Krieg, Judenmord, hilft dem Stanik Kommunisten und Polen, begeistert sich für Waffen, Krieg, Judenmord, hilft dem Stanik beim Auftritt in die SA und NSDAP, übernimmt einen Aufsichtposten in einem Judenlager, beim Auftritt in die SA und NSDAP, übernimmt einen Aufsichtposten in einem Judenlager, nach dem Einmarsch der Russen tötet er seine Familie

nach dem Einmarsch der Russen tötet er seine Familie,, bevor er erschossen wird bevor er erschossen wird..

Gresok, ein Findelkind, bettelarmer Invalide, vom Kohleschaufeln lebend, allen Menschen Gresok, ein Findelkind, bettelarmer Invalide, vom Kohleschaufeln lebend, allen Menschen gegenüber freundlich, behilflich, obwohl er gehänselt und gedemütigt wird.

gegenüber freundlich, behilflich, obwohl er gehänselt und gedemütigt wird.

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Männerfiguren in „Von dem Glück, Hrdlak gekannt zu haben“

Männerfiguren in „Von dem Glück, Hrdlak gekannt zu haben“

Herr Dziuba, Vater von Else, ein verkrüppelter Bergmann, der wegen Verletzung nicht Herr Dziuba, Vater von Else, ein verkrüppelter Bergmann, der wegen Verletzung nicht mehr in der Grube arbeiten kann und Hilfsarbeit verrichtet. Er war Soldat im Ersten mehr in der Grube arbeiten kann und Hilfsarbeit verrichtet. Er war Soldat im Ersten Weltkrieg und wurde an der Front schwer verwundet. Die Kriegserlebnisse

Weltkrieg und wurde an der Front schwer verwundet. Die Kriegserlebnisse

traumatisierten ihn psychisch: unfähig zu emotionellen familiären Bindungen kapselt er traumatisierten ihn psychisch: unfähig zu emotionellen familiären Bindungen kapselt er sich ab

sich ab..

Rudolf (Hannek) Mainka, Schwiegersohn von Dziuba, schwindsüchtiger Sohn eines Rudolf (Hannek) Mainka, Schwiegersohn von Dziuba, schwindsüchtiger Sohn eines Bergmanns, untauglich zur Arbeit in der Grube, unehrlicher Kaufmann, bemüht um den Bergmanns, untauglich zur Arbeit in der Grube, unehrlicher Kaufmann, bemüht um den gesellschaftlichen Aufstieg als Transportunternehmer und NSDAP-Mitglied, gewalttätiger gesellschaftlichen Aufstieg als Transportunternehmer und NSDAP-Mitglied, gewalttätiger Alkoholiker, Ehebrecher, der Frau und Kind schlägt.

Alkoholiker, Ehebrecher, der Frau und Kind schlägt.

Norbert Fürchtegott Mainka, der Sohn von Rudolf und Else; von den Eltern stets Norbert Fürchtegott Mainka, der Sohn von Rudolf und Else; von den Eltern stets

geschlagen, geängstigt erlebt er seltene Augenblicke der Ruhe und Wärme bei seinem geschlagen, geängstigt erlebt er seltene Augenblicke der Ruhe und Wärme bei seinem Großvater Dziuba und Hrdlak.

Großvater Dziuba und Hrdlak.

Hrdlak, ein verkrüppelter Tagelöhner mit asiatischem Aussehen. Er hat sich eine Hrdlak, ein verkrüppelter Tagelöhner mit asiatischem Aussehen. Er hat sich eine

Beinverletzung in der Verteidigung eines Pferdes zugezogen, das sein Besitzer beinahe Beinverletzung in der Verteidigung eines Pferdes zugezogen, das sein Besitzer beinahe totgeschlagen hätte

totgeschlagen hätte Er verrichtet die schlechtesten Arbeiten für den geringsten Lohn, Er verrichtet die schlechtesten Arbeiten für den geringsten Lohn, ernährt sich von Essenresten, wird ausgebeutet, verachtet, gehänselt ohne sich zu ernährt sich von Essenresten, wird ausgebeutet, verachtet, gehänselt ohne sich zu beschweren. Er strahlt Würde und Menschenliebe aus. Hrdlak ist ein übernatürliches, beschweren. Er strahlt Würde und Menschenliebe aus. Hrdlak ist ein übernatürliches, überzeitliches Wesen

überzeitliches Wesen. Am Vortag des Krieges begibt sich Hrdlak in Richtung Tibet. Am Vortag des Krieges begibt sich Hrdlak in Richtung Tibet und und passiert auf zauberhafte Weise die deutsch-polnische Grenze (H:208).

passiert auf zauberhafte Weise die deutsch-polnische Grenze (H:208).

Zwi Bogainski, der Freund von Hrdlak, Sohn einer jüdisch-ungarischen Schauspielerin Zwi Bogainski, der Freund von Hrdlak, Sohn einer jüdisch-ungarischen Schauspielerin und eines polnischen Richters zu Pless, der, obwohl selber Atheist, den Sohn auf eine und eines polnischen Richters zu Pless, der, obwohl selber Atheist, den Sohn auf eine Jesuitenschule schickte, damit er den Feind (katholische Kirche) kennen lernt. Vom Vater Jesuitenschule schickte, damit er den Feind (katholische Kirche) kennen lernt. Vom Vater finanziell versorgt, führte er ein freies Leben im Berlin der 1920er Jahre mit seinem

finanziell versorgt, führte er ein freies Leben im Berlin der 1920er Jahre mit seinem Freund,

Freund,

Graf Ballerstrem, einem reichen Österreicher, der zum Studium nach Berlin kommt.

Graf Ballerstrem, einem reichen Österreicher, der zum Studium nach Berlin kommt.

Gemeinsam versuchen sie, den tieferen Sinn des Lebens in der Philosophie, Kunst Gemeinsam versuchen sie, den tieferen Sinn des Lebens in der Philosophie, Kunst (Malerei, Jazzmusik), Alkohol, Drogen, Sex, schließlich im Buddhismus zu entdecken, (Malerei, Jazzmusik), Alkohol, Drogen, Sex, schließlich im Buddhismus zu entdecken, erreichen aber die Nirwana nicht (H:170-185). Am Vortag des Krieges sucht Ballerstrem erreichen aber die Nirwana nicht (H:170-185). Am Vortag des Krieges sucht Ballerstrem Zwi auf, um ihn vor dem Tod aus der Hand der Nazis zu retten

Zwi auf, um ihn vor dem Tod aus der Hand der Nazis zu retten..

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Männerfiguren

Männerfiguren in „Polski Blues“ in „Polski Blues“

Der polnische Filmregisseur Staszek Wandrosch, der in Paris Karriere Der polnische Filmregisseur Staszek Wandrosch, der in Paris Karriere gemacht hat und reich geworden ist, ein sensibler, mitfühlender,

gemacht hat und reich geworden ist, ein sensibler, mitfühlender,

freigiebiger, wohltätiger Mensch. Er fährt nach Polen um seine Freunde freigiebiger, wohltätiger Mensch. Er fährt nach Polen um seine Freunde

aus der Jugendzeit, Zdenek und Zbigniew zu besuchen.

aus der Jugendzeit, Zdenek und Zbigniew zu besuchen.

Zdenek Koziol war in Paris der 1950er Jahre als der Jazztrompeter Steve Zdenek Koziol war in Paris der 1950er Jahre als der Jazztrompeter Steve

Pollack berühmt und von dem jungen Staszek wegen seines meisterhaften Pollack berühmt und von dem jungen Staszek wegen seines meisterhaften Spiels und des bohemenhaften Lebensstils bewundert. Staszek sah in ihm Spiels und des bohemenhaften Lebensstils bewundert. Staszek sah in ihm

einen Meister der Lebenskunst und hielt ihn für seinen Guru. Zdenek einen Meister der Lebenskunst und hielt ihn für seinen Guru. Zdenek

besuchte eine Jesuitenschule und genoss eine strenge katholische besuchte eine Jesuitenschule und genoss eine strenge katholische

Erziehung, war Partisane im zweiten Weltkrieg und fiel durch Kaltblütigkeit Erziehung, war Partisane im zweiten Weltkrieg und fiel durch Kaltblütigkeit und Mut auf. Nach den Jahren in Paris zieht er sich nach Kuznice zurück, und Mut auf. Nach den Jahren in Paris zieht er sich nach Kuznice zurück,

lebt einsam in einer baufälligen Hütte, hat Wahnsinnanfälle wegen des lebt einsam in einer baufälligen Hütte, hat Wahnsinnanfälle wegen des

Hasses auf die katholische Kirche und irrt damals auf dem Motorrad Hasses auf die katholische Kirche und irrt damals auf dem Motorrad

herum.

herum.

Zbigniew, von seinem Vater atheistisch erzogen, Partisane im Krieg mit Zbigniew, von seinem Vater atheistisch erzogen, Partisane im Krieg mit

Zdenek, übte damals Priesteraufgaben aus. Nach dem Krieg studierte er Zdenek, übte damals Priesteraufgaben aus. Nach dem Krieg studierte er

in Paris, führte dann mit Zdenek ein freies Künstlerleben als Jazzmusiker.

in Paris, führte dann mit Zdenek ein freies Künstlerleben als Jazzmusiker.

Danach suchte er 10 Jahre lang nach Erleuchtung im buddhistischen Danach suchte er 10 Jahre lang nach Erleuchtung im buddhistischen

Kloster. Mit Zdenek nach Kuznice zurückgekehrt, führt er ein Kloster. Mit Zdenek nach Kuznice zurückgekehrt, führt er ein

Einsiedlerleben in einer alten Holzkirche, wird von der Bevölkerung für Einsiedlerleben in einer alten Holzkirche, wird von der Bevölkerung für

einen heiligen Priester gehalten, braucht ein Minimum zu seiner Existenz.

einen heiligen Priester gehalten, braucht ein Minimum zu seiner Existenz.

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3.2. Marginalisierte Männlichkeit

(20)

Marginalisierte Männerfiguren

Unter der hegemonialen Männlichkeitskonzeption haben Unter der hegemonialen Männlichkeitskonzeption haben ausgegrenzte Männergruppen gelitten, was in literarischen ausgegrenzte Männergruppen gelitten, was in literarischen Texten viel früher Abbild fand, als in der Sozialwissenschaft.

Texten viel früher Abbild fand, als in der Sozialwissenschaft.

In Janoschs Romanen wird das männliche Stereotyp mit In Janoschs Romanen wird das männliche Stereotyp mit Attributen Härte, Mut, Kraft mit Ironie, Verzerrungen und Attributen Härte, Mut, Kraft mit Ironie, Verzerrungen und schwarzem Humor karikiert und dadurch gezeigt, dass die schwarzem Humor karikiert und dadurch gezeigt, dass die traditionelle Männlichkeit zur Fassade degeneriert ist.

traditionelle Männlichkeit zur Fassade degeneriert ist.

Alle Männerfiguren in „Cholonek“ und „Hrdlak“ (außer Alle Männerfiguren in „Cholonek“ und „Hrdlak“ (außer Ballerstrem) gehören auf Grund ihrer

Ballerstrem) gehören auf Grund ihrer

Nationalitätszugehörigkeit und des sozialen Status zur Nationalitätszugehörigkeit und des sozialen Status zur Gruppe der marginalisierten Männlichkeit. Sie bilden das Gruppe der marginalisierten Männlichkeit. Sie bilden das

„Mischvolk“ (H:9): halb Polen, halb Deutsche, Juden und

„Mischvolk“ (H:9): halb Polen, halb Deutsche, Juden und Halbjuden sowie andere, von unbestimmter Herkunft

Halbjuden sowie andere, von unbestimmter Herkunft . .

Sämtliche Männerfiguren sind entweder in einer Hinsicht oder Sämtliche Männerfiguren sind entweder in einer Hinsicht oder in mehreren gescheitert. Sie versagen sowohl auf der

in mehreren gescheitert. Sie versagen sowohl auf der

öffentlichen Ebene, die traditionell den Männern gehört, als öffentlichen Ebene, die traditionell den Männern gehört, als auch auf der Privatebene, der traditionellen Domäne der auch auf der Privatebene, der traditionellen Domäne der Frauen.

Frauen.

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Wirtschaft, Militär und Staatsdienst Wirtschaft, Militär und Staatsdienst

DDie Männerfiguren üben schlechte Arbeit als Bergleute oder Tagelöhner aus, die ie Männerfiguren üben schlechte Arbeit als Bergleute oder Tagelöhner aus, die geringes Einkommen bringt und in der Gesellschaft verachtet ist. Stanik kommt geringes Einkommen bringt und in der Gesellschaft verachtet ist. Stanik kommt zwar zum Vermögen dank Ankauf der jüdischen Güter, wird aber wegen

zwar zum Vermögen dank Ankauf der jüdischen Güter, wird aber wegen Schmuggel verhaftet. Nur Rudolf schafft es, vom arbeitsunfähigen

Schmuggel verhaftet. Nur Rudolf schafft es, vom arbeitsunfähigen

Grubenarbeiter zum Kaufmann und Transportunternehmer aufzusteigen und Grubenarbeiter zum Kaufmann und Transportunternehmer aufzusteigen und seinen Aufstieg mit dem Eintritt in die NSDAP zu besiegeln. Seinem Erfolg liegt seinen Aufstieg mit dem Eintritt in die NSDAP zu besiegeln. Seinem Erfolg liegt allerdings nicht die eigene Leistung zugrunde, sondern die seiner

allerdings nicht die eigene Leistung zugrunde, sondern die seiner Schwiegermutter, welche sein erstes Auto finanziert.

Schwiegermutter, welche sein erstes Auto finanziert.

Männerfiguren Dziuba, Bunzlauer, Zbigniew und Zdenek versagen als Soldaten:

Männerfiguren Dziuba, Bunzlauer, Zbigniew und Zdenek versagen als Soldaten:

sie kommen gebrochen aus dem Krieg

sie kommen gebrochen aus dem Krieg zurüzurück ck und sind zur normalen Existenz in und sind zur normalen Existenz in Familie und Gesellschaft nicht mehr fähig. Sie isolieren sich von

Familie und Gesellschaft nicht mehr fähig. Sie isolieren sich von

Familienangehörigen, verbringen ganze Tage schweigend im Schrebergarten Familienangehörigen, verbringen ganze Tage schweigend im Schrebergarten (Dziuba, Bunzlauer) oder führen eine einsame Einsiedlerexistenz in baufälligen (Dziuba, Bunzlauer) oder führen eine einsame Einsiedlerexistenz in baufälligen Häusern (Zdenek, Zbigniew), suchen Trost im Buddhismus (Zbigniew) oder in Häusern (Zdenek, Zbigniew), suchen Trost im Buddhismus (Zbigniew) oder in Exzessen des bohemenhaften Lebens mit Sex, Drogen, Alkohol (Zbigniew, Exzessen des bohemenhaften Lebens mit Sex, Drogen, Alkohol (Zbigniew, Zdenek).

Zdenek).

Im Staatsdienst bleiben die Männerfiguren ebenso erfolglos. Staniks Versuche, Im Staatsdienst bleiben die Männerfiguren ebenso erfolglos. Staniks Versuche, sich in die privilegierte politische Führungsschicht einzuschleichen, scheitern: es sich in die privilegierte politische Führungsschicht einzuschleichen, scheitern: es gelingt ihm zwar, in die SA und NSDAP einzutreten, wird aber aus beiden bald gelingt ihm zwar, in die SA und NSDAP einzutreten, wird aber aus beiden bald ausgewiesen, nachdem es sich herausgestellt hat, dass sein Nachweis der ausgewiesen, nachdem es sich herausgestellt hat, dass sein Nachweis der arischen deutschen Herkunft gefälscht worden ist.

arischen deutschen Herkunft gefälscht worden ist.

Weitere Faktoren, die die männlichen Figuren marginalisierenWeitere Faktoren, die die männlichen Figuren marginalisieren: : mangelnde mangelnde

Ausbildung und schlechte körperliche Verfassung. Schwientek, Dziuba, Gresok Ausbildung und schlechte körperliche Verfassung. Schwientek, Dziuba, Gresok und Hrdlak sind Krüppel, Rudolf lungenkrank, die Gesundheit seines Vaters ist und Hrdlak sind Krüppel, Rudolf lungenkrank, die Gesundheit seines Vaters ist durch mehrere Unfälle in der Grube ruiniert. Viele männliche Nebenfiguren in durch mehrere Unfälle in der Grube ruiniert. Viele männliche Nebenfiguren in Cholonek sind infolge der zahlreichen Arbeitsunfälle in Gruben verkrüppelt, sie Cholonek sind infolge der zahlreichen Arbeitsunfälle in Gruben verkrüppelt, sie

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Privatebene Privatebene

Die Männerfiguren D ie Männerfiguren versagen versagen in allen Rollen. Ihr Familienleben ist in allen Rollen. Ihr Familienleben ist intakt: Dziuba hat den emotionellen Kontakt zu seiner Frau verloren, intakt: Dziuba hat den emotionellen Kontakt zu seiner Frau verloren, Ballerstrems und Zdeneks Ehe ist nach kurzer Zeit gescheitert, Zwi, Ballerstrems und Zdeneks Ehe ist nach kurzer Zeit gescheitert, Zwi, Hrdlak und Bunzlauer leben ohne Frauen.

Hrdlak und Bunzlauer leben ohne Frauen.

Ehebruch seitens der Männer ist eine Regel, dabei schrecken sie vor Ehebruch seitens der Männer ist eine Regel, dabei schrecken sie vor einem Inzestverhältnis nicht zurück (Detlev in „Cholonek“).

einem Inzestverhältnis nicht zurück (Detlev in „Cholonek“).

Da die Männerfiguren im öffentlichen Leben machtlos und in der Da die Männerfiguren im öffentlichen Leben machtlos und in der Männerhierarchie marginalisiert sind, suchen

Männerhierarchie marginalisiert sind, suchen się Kompensierung in się Kompensierung in der Machtausübung im Familienleben. Das ist der Fall von Rudolf der Machtausübung im Familienleben. Das ist der Fall von Rudolf und Stanik, die ihre Frauen und Söhne misshandeln.

und Stanik, die ihre Frauen und Söhne misshandeln.

„ „ Der Stanik sagte immer: ‚Das sind doch keine Leute, die ihre Fraun Der Stanik sagte immer: ‚Das sind doch keine Leute, die ihre Fraun hauen! Das wirst du bei mir nicht erleben! Bloß, weißt du, wenn ich hauen! Das wirst du bei mir nicht erleben! Bloß, weißt du, wenn ich was getrunken habe, kann ich mich an nichts erinnern.’ Und er haute was getrunken habe, kann ich mich an nichts erinnern.’ Und er haute sie nie. Außer, wenn sie es verdiente, wenn sie ihm Vorhaltungen sie nie. Außer, wenn sie es verdiente, wenn sie ihm Vorhaltungen machte, weil er das Geld versoffen hatte. Aber das kam nicht oft vor, machte, weil er das Geld versoffen hatte. Aber das kam nicht oft vor, höchstens zwei-, dreimal die Woche“ (CH:174).

höchstens zwei-, dreimal die Woche“ (CH:174).

Gewaltanwendung in der Familie ist eine Regel und gilt als Beweis Gewaltanwendung in der Familie ist eine Regel und gilt als Beweis der männlichen Stärke. Kapitza „

der männlichen Stärke. Kapitza „ wog über zwei Zetner, haute sie [die wog über zwei Zetner, haute sie [die zweite Ehefrau], dass der Putz von der Decke fiel“

zweite Ehefrau], dass der Putz von der Decke fiel“ (CH:102). Wer die (CH:102). Wer die Frau nicht schlägt, gilt als Schwächling:

Frau nicht schlägt, gilt als Schwächling: „Der Czytek war zu weich für „Der Czytek war zu weich für die SA. Er weinte ja schon, wenn er seine eigene Frau schlagen

die SA. Er weinte ja schon, wenn er seine eigene Frau schlagen musste“

musste“ . .

(23)

Privatebene Privatebene

Janoschs Männerfiguren versagen nicht nur als Janoschs Männerfiguren versagen nicht nur als

Ehemänner und Väter, sie sind auch keine guten Ehemänner und Väter, sie sind auch keine guten

Liebhaber. Die Liebesakte sind tierisch, brutal, Liebhaber. Die Liebesakte sind tierisch, brutal,

Vergewaltigungen gleich Vergewaltigungen gleich : :

„ „ Und dann zog er sie hinten ins Lager auf die Und dann zog er sie hinten ins Lager auf die

Zuckersäcke, immer an derselben Stelle, immer Zuckersäcke, immer an derselben Stelle, immer

schnell und von hinten, für eine halbe Minute, damit schnell und von hinten, für eine halbe Minute, damit seine Frau nichts merkte, seit fünf Jahren dasselbe seine Frau nichts merkte, seit fünf Jahren dasselbe

[...]“ (CH:55).

[...]“ (CH:55).

„ „ Wenn der Pelka [...] nach Hause kommt [...] packt Wenn der Pelka [...] nach Hause kommt [...] packt sich die Alte. Und sofort geht das Gerumse los, dass sich die Alte. Und sofort geht das Gerumse los, dass

das ganze Haus wackelt. Bei Pawlik unten is schon das ganze Haus wackelt. Bei Pawlik unten is schon

dreimal die Kaffeemühle vom Büffet runtergefallen und dreimal die Kaffeemühle vom Büffet runtergefallen und

einmal dem einen Kind auf den Kopf, jetzt is es einmal dem einen Kind auf den Kopf, jetzt is es

dumm“

dumm“ (CH:19). (CH:19).

(24)

Geltungsversuche Geltungsversuche

Da den Männerfiguren im öffentlichen wie in Privatleben der Erfolg versagt bleibt, Da den Männerfiguren im öffentlichen wie in Privatleben der Erfolg versagt bleibt, versuchen sie sich im Bekanntenkreis auszuzeichnen.

versuchen sie sich im Bekanntenkreis auszuzeichnen.

Einmal, sonntags, waren die Männer in der Kneipe und droschen Skat. Der Einmal, sonntags, waren die Männer in der Kneipe und droschen Skat. Der Kapitza [...] hatte die Hände in den Hosentaschen und musste dort wohl eine Kapitza [...] hatte die Hände in den Hosentaschen und musste dort wohl eine Wanze gefühlt haben, denn er nahm etwas heraus, beguckte es, roch daran [...]

Wanze gefühlt haben, denn er nahm etwas heraus, beguckte es, roch daran [...]

und dann [...] sagte: ‚Wer hier die Wanze frisst, bekommt von mir einen und dann [...] sagte: ‚Wer hier die Wanze frisst, bekommt von mir einen

Schnaps ausgegeben. Aber ohne Brot! Mit Brot kann das jeder.’ Der Pinkawa Schnaps ausgegeben. Aber ohne Brot! Mit Brot kann das jeder.’ Der Pinkawa lehnte sich zurück, schaukelte mit dem Stuhl [...] ‚Mach ich. Ohne Brot, gilt?’

lehnte sich zurück, schaukelte mit dem Stuhl [...] ‚Mach ich. Ohne Brot, gilt?’

‚Gilt’, sagte der Kapitza, gab ihm vorsichtig das Tier zwischen die Finger, dass

‚Gilt’, sagte der Kapitza, gab ihm vorsichtig das Tier zwischen die Finger, dass es nicht abhaute. Der Pinkawa beroch es und legte dann den Kapitza rein. [...]

es nicht abhaute. Der Pinkawa beroch es und legte dann den Kapitza rein. [...]

[Er] holte sich aus der Küche bei der Frau Kapitza eine Mohrrübe [...]. Er [Er] holte sich aus der Küche bei der Frau Kapitza eine Mohrrübe [...]. Er schnitt sich zwei Scheiben von der Mohrrübe und klemmte das Tier

schnitt sich zwei Scheiben von der Mohrrübe und klemmte das Tier

dazwischen. [...] Der Pinkawa fraß also vorsichtig die Wanze mit der Mohrrübe, dazwischen. [...] Der Pinkawa fraß also vorsichtig die Wanze mit der Mohrrübe, und der Kapitza musste ihm einen ausgeben. Er schüttelte den Kopf und

und der Kapitza musste ihm einen ausgeben. Er schüttelte den Kopf und klopfte ihm auf die Schulter: ‚Du bist mir schon ein Pierron, Pinkawa, Junge, klopfte ihm auf die Schulter: ‚Du bist mir schon ein Pierron, Pinkawa, Junge, Junge!’ Die anderen schüttelten auch die Köpfe und waren nicht ohne

Junge!’ Die anderen schüttelten auch die Köpfe und waren nicht ohne

Anerkennung. Der Pinkawa, ein Mensch, der bis dahin nie viel Erfolg im Leben Anerkennung. Der Pinkawa, ein Mensch, der bis dahin nie viel Erfolg im Leben gehabt hatte und niemals im Mittelpunkt oder Sieger gewesen war, zog

gehabt hatte und niemals im Mittelpunkt oder Sieger gewesen war, zog

ermutigt die Schultern hoch: ‚Noch eine? Mach ich noch mal!’ [...] Der Kapitza ermutigt die Schultern hoch: ‚Noch eine? Mach ich noch mal!’ [...] Der Kapitza goss ein, der nächste beteiligte sich an der Wette, und die Jungs haben sich goss ein, der nächste beteiligte sich an der Wette, und die Jungs haben sich so ganz schön besoffen. Der Pinkawa hat nie ein Wort darüber verloren, ob es so ganz schön besoffen. Der Pinkawa hat nie ein Wort darüber verloren, ob es schmeckte oder nicht. [...] Aber da kann man wieder sehen, wie alles seine schmeckte oder nicht. [...] Aber da kann man wieder sehen, wie alles seine schlechten und seine guten Seiten hat, denn Pinkawa wurde bald darauf schlechten und seine guten Seiten hat, denn Pinkawa wurde bald darauf Invalide. Wie gut, dass er dieses Kunststück konnte! Denn jetzt wurde er Invalide. Wie gut, dass er dieses Kunststück konnte! Denn jetzt wurde er

regelmäßig schön auf Hochzeiten, Kommunionfeiern, Geburtstage und Taufen regelmäßig schön auf Hochzeiten, Kommunionfeiern, Geburtstage und Taufen eingeladen“ (CH:101-103).

eingeladen“ (CH:101-103).

(25)

Morde Morde

„Seine erste Frau soll angeblich die Treppe von allein runtergefallen „ Seine erste Frau soll angeblich die Treppe von allein runtergefallen sein. Sie kam dadurch zu Tode. Am Sterbebett soll sie aber noch [...]

sein. Sie kam dadurch zu Tode. Am Sterbebett soll sie aber noch [...]

zu einer gesagt haben, dass der Kapitza ihr von hinten einen kleinen zu einer gesagt haben, dass der Kapitza ihr von hinten einen kleinen Stoß gegeben hat, und als sie sich am Geländer festhalten wollte, har Stoß gegeben hat, und als sie sich am Geländer festhalten wollte, har er ihr mit einem Hammer auf die Finger gehauen. [...] Kapitza [...]

er ihr mit einem Hammer auf die Finger gehauen. [...] Kapitza [...]

sagte bloß, das wäre vielleicht doch besser für sie gewesen, denn sie sagte bloß, das wäre vielleicht doch besser für sie gewesen, denn sie wäre hier auf Erden immer so ein ruhiger Mensch gewesen und hätte wäre hier auf Erden immer so ein ruhiger Mensch gewesen und hätte dadurch nicht viel vom Leben gehabt. Auch wäre sie, genau gesehen, dadurch nicht viel vom Leben gehabt. Auch wäre sie, genau gesehen, immer schon so ein Krepierdel gewesen und hätte sich mehr gequält immer schon so ein Krepierdel gewesen und hätte sich mehr gequält als gefreut“ (CH:101-102).

als gefreut“ (CH:101-102).

„Der Älteste von Ogureks [...] wollte auch immer Wellen haben, aber „ Der Älteste von Ogureks [...] wollte auch immer Wellen haben, aber ihm wuchsen keine. [...] Und dann auf einmal aus heiterem Himmel, ihm wuchsen keine. [...] Und dann auf einmal aus heiterem Himmel, als der Junge ihm [dem alten Ogurek] sagte: ‚Gib mir doch dreißig als der Junge ihm [dem alten Ogurek] sagte: ‚Gib mir doch dreißig Pfennig für Pomade, Tattek! Für Wellen!’ nahm er sich die Krücke Pfennig für Pomade, Tattek! Für Wellen!’ nahm er sich die Krücke vom Büffet und brannte ihm eins über den Schädel und sagte:

vom Büffet und brannte ihm eins über den Schädel und sagte:

‚Pomade hast du gesagt? Für Wellen? Da mach ich dir eine Welle, für

‚Pomade hast du gesagt? Für Wellen? Da mach ich dir eine Welle, für ewig, du Pierron, du verfluchter’. Der Junge war auf der Stelle tot [...].

ewig, du Pierron, du verfluchter’. Der Junge war auf der Stelle tot [...].

Mit dem Ogurek war nie zu spaßen. Er hat einmal unter Tage einen Mit dem Ogurek war nie zu spaßen. Er hat einmal unter Tage einen mit der flachen Hand erschlagen und dann einen Stein daneben mit der flachen Hand erschlagen und dann einen Stein daneben

gelegt und behauptet, der wäre vom Steinschlag draufgegangen. Ein gelegt und behauptet, der wäre vom Steinschlag draufgegangen. Ein Mensch, gut wie ein Bär, bloß durfte man ihn nicht ärgern!

Mensch, gut wie ein Bär, bloß durfte man ihn nicht ärgern! ” ”

(26)

Marginalisierte

Marginalisierte Künstler in „Polski Blues“ Künstler in „Polski Blues“

Zdenek und Zbigniew gehören auch, allerdings nur teilweise zur Gruppe der Zdenek und Zbigniew gehören auch, allerdings nur teilweise zur Gruppe der marginalisierten Männer. Sie zeichnen sich zwar von den Attributen Intellekt/

marginalisierten Männer. Sie zeichnen sich zwar von den Attributen Intellekt/

Künstlertum aus, welche traditionell der Kategorie der hegemonialen Künstlertum aus, welche traditionell der Kategorie der hegemonialen

Männlichkeit zugeordnet wird, aber ihre künstlerische Betätigung gehört zur Männlichkeit zugeordnet wird, aber ihre künstlerische Betätigung gehört zur

Vergangenheit und wird nur in Rückblenden als Vorgeschichte der Vergangenheit und wird nur in Rückblenden als Vorgeschichte der

Handlung präsentiert.

Handlung präsentiert.

Beide sind von ihrer Vergangenheit psychisch traumatisiert: Zdenek von der Beide sind von ihrer Vergangenheit psychisch traumatisiert: Zdenek von der

Gewaltanwendung seitens der Eltern und wegen der „katholischen Gewaltanwendung seitens der Eltern und wegen der „katholischen

Gehirnwäsche“, die den lebenslangen, an Wahnsinn grenzenden Hass auf Gehirnwäsche“, die den lebenslangen, an Wahnsinn grenzenden Hass auf den Katholizismus zur Folge hatte, Zbigniew von den dem Zwang zu töten den Katholizismus zur Folge hatte, Zbigniew von den dem Zwang zu töten

im Partisanenkrieg. Wegen ihres zarten Gemüts, das im krassen Gegensatz im Partisanenkrieg. Wegen ihres zarten Gemüts, das im krassen Gegensatz

zum Stereotyp der starken männlichen Psyche steht, stellen sie den (in der zum Stereotyp der starken männlichen Psyche steht, stellen sie den (in der

Literatur der Moderne besonders beliebten, vgl. Tebben 2002) Typus des Literatur der Moderne besonders beliebten, vgl. Tebben 2002) Typus des

„homme fragile“ dar.

„homme fragile“ dar.

Sie leben isoliert in armseligen Lebensumständen, am Rande der Sie leben isoliert in armseligen Lebensumständen, am Rande der

Gesellschaft. Zdenek wird als Wahnsinniger von den Bewohnern von Gesellschaft. Zdenek wird als Wahnsinniger von den Bewohnern von Kuznice zugleich verachtet und gefürchtet. Zbigniews Einsamkeit und Kuznice zugleich verachtet und gefürchtet. Zbigniews Einsamkeit und

Zurückgezogenheit tragen dagegen Züge eines heiligen Einsiedlerlebens.

Zurückgezogenheit tragen dagegen Züge eines heiligen Einsiedlerlebens.

Beide Figuren versagen auch auf der privaten Ebene. Sie haben keine Beide Figuren versagen auch auf der privaten Ebene. Sie haben keine

Familien: Zdeneks Ehe scheiterte, Zbigniew blieb Junggeselle, beide sind Familien: Zdeneks Ehe scheiterte, Zbigniew blieb Junggeselle, beide sind

kinderlos. Die einzige emotionelle Dauerbeziehung ist ihre „männliche kinderlos. Die einzige emotionelle Dauerbeziehung ist ihre „männliche

Freundschaft“, auf gemeinsamen Kriegserlebnissen gegründet.

Freundschaft“, auf gemeinsamen Kriegserlebnissen gegründet.

(27)

Frauenfiguren Frauenfiguren

Die Analyse von Konstruktionen der Männlichkeit erfordert stets einen Blick Die Analyse von Konstruktionen der Männlichkeit erfordert stets einen Blick auf deren weibliches Gegenüber und das gesamte Beziehungsgeflecht, in auf deren weibliches Gegenüber und das gesamte Beziehungsgeflecht, in dem sich die männlichen Figuren befinden.

dem sich die männlichen Figuren befinden.

Die meisten sind passive Dulderinnen: Opfer der männlichen Die meisten sind passive Dulderinnen: Opfer der männlichen

Gewaltanwendung (Else, Mickel), willenslose Sexualobjekte von Männern, Gewaltanwendung (Else, Mickel), willenslose Sexualobjekte von Männern, gefügig und manipulierbar (z. B. „öffentliche Frauen“ Käthe, CH:54-55,

gefügig und manipulierbar (z. B. „öffentliche Frauen“ Käthe, CH:54-55, Dziurka, H:42-45).

Dziurka, H:42-45).

Als eine Kontrastfigur zu allen Frauenopfern, die ihre Passivität stärker zum Als eine Kontrastfigur zu allen Frauenopfern, die ihre Passivität stärker zum Vorschein kommen lässt, funktioniert die Figur der gewalttätigen Lehnchen Vorschein kommen lässt, funktioniert die Figur der gewalttätigen Lehnchen Heiduck.

Heiduck.

„Einmal hatte sie was mit einem Musiker für schwere Musik und Opern [...]. „Einmal hatte sie was mit einem Musiker für schwere Musik und Opern [...].

Es zeigte sich bald, dass der verkommene Lump auf Extravaganzen aus war Es zeigte sich bald, dass der verkommene Lump auf Extravaganzen aus war und in der Aktentasche immer so ein Metronom mit sich rumschleppte. Kam und in der Aktentasche immer so ein Metronom mit sich rumschleppte. Kam es zum Liebesakt, stellte er das Ding neben das Bett auf den Stuhl und

es zum Liebesakt, stellte er das Ding neben das Bett auf den Stuhl und stellte den Takt ein. Manchmal hörte er mittendrin auf und stellte den Takt stellte den Takt ein. Manchmal hörte er mittendrin auf und stellte den Takt schneller. Nach fünf Tagen war sie ein Nervenbündel, packte ihn am Hals schneller. Nach fünf Tagen war sie ein Nervenbündel, packte ihn am Hals und fing an, ihn zu würgen. Was können sich schon Musiker groß wehren, und fing an, ihn zu würgen. Was können sich schon Musiker groß wehren, mit ihren Geigermuskeln? Wäre die Mutter nicht [...] ins Zimmer gekommen, mit ihren Geigermuskeln? Wäre die Mutter nicht [...] ins Zimmer gekommen, hätte die Lehne ihn glatt abgemurkst.

hätte die Lehne ihn glatt abgemurkst. (CH:109-110). (CH:109-110).

Zwei dominante Frauenfiguren stehen in der Kontrastbeziehung zu ihren Zwei dominante Frauenfiguren stehen in der Kontrastbeziehung zu ihren passiven, gescheiterten Männern: Frau Schwientek und Frau Dziuba. Sie passiven, gescheiterten Männern: Frau Schwientek und Frau Dziuba. Sie verkörpern die robuste vitale Kraft, die das Überleben der Familie in

verkörpern die robuste vitale Kraft, die das Überleben der Familie in Krisenzeiten garantiert

Krisenzeiten garantiert, , sind die einzigen runden Charaktere, die mit den sind die einzigen runden Charaktere, die mit den

(28)

3.3. Narratologische Inszenierung der Geschlechter-

und Machtverhältnisse

(29)

Erzähler

Erzähler (1) (1)

Die auf der Plotebene dargestellten Machtverhältnisse (Männer herrschen Die auf der Plotebene dargestellten Machtverhältnisse (Männer herrschen über Frauen, werden aber selbst von der hegemonialen Männergruppe über Frauen, werden aber selbst von der hegemonialen Männergruppe geherrscht) werden auf der Diskursebene mit narratologischen Mitteln geherrscht) werden auf der Diskursebene mit narratologischen Mitteln inszeniert, was die Aussagekraft des Textes steigert.

inszeniert, was die Aussagekraft des Textes steigert.

Erzählform. Die Dominanz des auktorialen Erzählers über die erzählte Welt Erzählform. Die Dominanz des auktorialen Erzählers über die erzählte Welt ist deutlich bemerkbar, er ist im Text ständig präsent. Er berichtet über die ist deutlich bemerkbar, er ist im Text ständig präsent. Er berichtet über die Vorgeschichte der Figuren in Rückblenden und gibt dem Leser einen Einblick Vorgeschichte der Figuren in Rückblenden und gibt dem Leser einen Einblick in ihre Zukunft in Vorausdeutungen

in ihre Zukunft in Vorausdeutungen. . Das Erzählte wird mehrmals mit der Das Erzählte wird mehrmals mit der Erzählstimme kommentiert. Die auktoriale Erzählsituation tritt konsequent in Erzählstimme kommentiert. Die auktoriale Erzählsituation tritt konsequent in

„Hrdlak“ auf, in „Cholonek“ vermischt sie sich zu Beginn des Romans mit der

„Hrdlak“ auf, in „Cholonek“ vermischt sie sich zu Beginn des Romans mit der personalen (aus der Erzählperspektive von Frau Schwientek).

personalen (aus der Erzählperspektive von Frau Schwientek).

In die ereignisarme Rahmenhandlung sind unzählige Binnenerzählungen In die ereignisarme Rahmenhandlung sind unzählige Binnenerzählungen über Menschen von nebenan eingeflochten. Die meisten sind vom Erzähler über Menschen von nebenan eingeflochten. Die meisten sind vom Erzähler erzählt und mit seinen Kommentaren versehen.

erzählt und mit seinen Kommentaren versehen. VGL. GRAPHIK 1VGL. GRAPHIK 1

Außensicht in der Figurendarstellung und der externe Erzählerstandpunkt.

Außensicht in der Figurendarstellung und der externe Erzählerstandpunkt.

Die Innensicht wird in Bezug auf Frauenfiguren (die Handlungsträgerinnen Die Innensicht wird in Bezug auf Frauenfiguren (die Handlungsträgerinnen Frau Schwientek, Frau Dziuba; Else) eingesetzt oder auf Kinderfiguren, die Frau Schwientek, Frau Dziuba; Else) eingesetzt oder auf Kinderfiguren, die Opfer der Machtverhältnisse sind (Adolf und Norbert Fürchtegott).

Opfer der Machtverhältnisse sind (Adolf und Norbert Fürchtegott).

Die Präsenz der Erzählinstanz ist auch stets in der Gedankenwiedergabe Die Präsenz der Erzählinstanz ist auch stets in der Gedankenwiedergabe sichtbar. Gedanken und Gefühle der Figuren werden mittels Gedanken- und sichtbar. Gedanken und Gefühle der Figuren werden mittels Gedanken- und Gefühlsbericht wiedergegeben, seltener ist die erlebte Rede (H:68), nur

Gefühlsbericht wiedergegeben, seltener ist die erlebte Rede (H:68), nur ausnahmsweise kommt eine direkte Gedankenwiedergabe in der Ich-Form ausnahmsweise kommt eine direkte Gedankenwiedergabe in der Ich-Form vor.

vor.

(30)

Rückblende 1

Rückblende 2

Binnenerzählung 1

Binnenerzählung 2

Binnenerzählung 3

Binnenerzählung 4

u.s.w.

Rahmenhandlung

Graphik 1. Das Handlungsschema in „Cholonek oder der liebe Gott aus Lehm“

(31)

Erzähler

Erzähler (2) (2)

Der heterodiegetische Erzähler von „Cholonek“ und „Hrdlak“ präsentiert Der heterodiegetische Erzähler von „Cholonek“ und „Hrdlak“ präsentiert

unverkennbar männliche Sicht auf die erzählte Welt, Er berichtet ausführlich unverkennbar männliche Sicht auf die erzählte Welt, Er berichtet ausführlich

und mit großer Sachkenntnis über typisch männliche Beschäftigungen in und mit großer Sachkenntnis über typisch männliche Beschäftigungen in

der Kultur der Schlesier, wie Vogelfa

der Kultur der Schlesier, wie Vogelfangng oder Taubenzucht. Er erörtert die oder Taubenzucht. Er erörtert die Freuden des Schlachtfestes bzw. die Reize des Waschtags, die sich den Freuden des Schlachtfestes bzw. die Reize des Waschtags, die sich den

Männern bieten

Männern bieten. . In diesen Passagen verzichtet der Erzähler auf seine In diesen Passagen verzichtet der Erzähler auf seine

übergeordnete Machtposition in Bezug auf seine Figuren, stellt sich in ihre übergeordnete Machtposition in Bezug auf seine Figuren, stellt sich in ihre Reihe und zeigt auf diese Weise seine Zugehörigkeit zu der erzählten Welt Reihe und zeigt auf diese Weise seine Zugehörigkeit zu der erzählten Welt. .

Darin bestätigt sich Tendenz zur Zuordnung der männlichen Darin bestätigt sich Tendenz zur Zuordnung der männlichen

Geschlechtszugehörigkeit dem auktorialen Erzähler Geschlechtszugehörigkeit dem auktorialen Erzähler..

Die niedrige Position der Männerfiguren wird durch kritische Kommentare Die niedrige Position der Männerfiguren wird durch kritische Kommentare

über Männer zusätzlich hervorgehoben. Die herablassenden Bemerkungen über Männer zusätzlich hervorgehoben. Die herablassenden Bemerkungen kommen direkt vom Erzähler oder von Frauenfiguren (im Gedankenbericht, kommen direkt vom Erzähler oder von Frauenfiguren (im Gedankenbericht, in der erlebten Rede bzw. in der Figurenrede). Sie werden oft in den Mund in der erlebten Rede bzw. in der Figurenrede). Sie werden oft in den Mund

von Frau Schwientek gelegt, die ihre Töchter mehrmals vor Männern warnt, von Frau Schwientek gelegt, die ihre Töchter mehrmals vor Männern warnt,

denn sie sind Säufer, Dummköpfe, haben kein Feingefühl und wollen nur denn sie sind Säufer, Dummköpfe, haben kein Feingefühl und wollen nur

das eine (CH:52, 54, trotzdem ist ihr einziger Wunsch, die Töchter zu das eine (CH:52, 54, trotzdem ist ihr einziger Wunsch, die Töchter zu

verheiraten).

verheiraten).

„Die Frau ist der Kopf in der Familie, und der Mann ist das Werkzeug. „Die Frau ist der Kopf in der Familie, und der Mann ist das Werkzeug.

Männer haben nicht so viel Verstand“

Männer haben nicht so viel Verstand“ (CH:75). (CH:75).

Die kritische Sicht des Erzählers auf die Männer zeigt sich auch in der Die kritische Sicht des Erzählers auf die Männer zeigt sich auch in der

distanziert-ironischen Erzählhaltung in Bezug auf alle erwachsenen distanziert-ironischen Erzählhaltung in Bezug auf alle erwachsenen

Männerfiguren und in der Vorliebe, mit der er über die blöden Späße der Männerfiguren und in der Vorliebe, mit der er über die blöden Späße der

Männer berichtet.

Männer berichtet.

(32)

Figurenkonzeption Figurenkonzeption

Die Figuren sind statisch, eindimensional, typenhaft, von wenigen Die Figuren sind statisch, eindimensional, typenhaft, von wenigen

Charakterzügen bestimmt, es dominiert eine geschlossene Charakterzügen bestimmt, es dominiert eine geschlossene

Figurenkonzeption. Männerfiguren kann man einigen Typen zuordnen Figurenkonzeption. Männerfiguren kann man einigen Typen zuordnen::

schwache, verkrüppelte, ausgestoßene, enttäuschte, aber gute und schwache, verkrüppelte, ausgestoßene, enttäuschte, aber gute und

menschenliebende Männer mit traumatischer Vergangenheit: Hrdlak, menschenliebende Männer mit traumatischer Vergangenheit: Hrdlak,

Dziuba, Bunzlauer, Urgroßvater Dziuba, Vater Mainka/ Schwientek / Zdenek Dziuba, Bunzlauer, Urgroßvater Dziuba, Vater Mainka/ Schwientek / Zdenek

Zbigniew;

Zbigniew;

gefühlstote Gewalttäter: Rudolf/ Stanik, die meisten männlichen gefühlstote Gewalttäter: Rudolf/ Stanik, die meisten männlichen

Nebenfiguren in „Cholonek“: Pelka, Kapitza, Ogurek;

Nebenfiguren in „Cholonek“: Pelka, Kapitza, Ogurek;

Opfer der Gewaltanwendung: Norbert, Hrdlak/ Adek, Gresok;

Opfer der Gewaltanwendung: Norbert, Hrdlak/ Adek, Gresok;

Einsiedler aus freiem Willen: Zwi, Hrdlak, / Zdenek, Zbigniew ; Einsiedler aus freiem Willen: Zwi, Hrdlak, / Zdenek, Zbigniew ;

Suchende nach dem Lebenssinn, Künstler: Zwi, Ballerstrem,/ Zdenek, Suchende nach dem Lebenssinn, Künstler: Zwi, Ballerstrem,/ Zdenek,

Zbigniew.

Zbigniew.

Eine Besonderheit ist die Figur des Hrdlak. Sie bildet den entindividualisierten Eine Besonderheit ist die Figur des Hrdlak. Sie bildet den entindividualisierten

Archetypus des Martyrers bzw. Heiligen, der mit dem Guten für das Böse Archetypus des Martyrers bzw. Heiligen, der mit dem Guten für das Böse

bezahlt. Sie dient als Kontrast zum in der dargestellten Welt bezahlt. Sie dient als Kontrast zum in der dargestellten Welt

vorherrschenden Bösen und erhält dadurch eine symbol

vorherrschenden Bösen und erhält dadurch eine symbolischische Bedeutung.e Bedeutung.

Die meisten Männerfiguren (mit zwei Ausnahmen: Stanik und Rudolf) sind Die meisten Männerfiguren (mit zwei Ausnahmen: Stanik und Rudolf) sind

passive Antihelden, die sich von äußeren Umständen treiben lassen, ohne passive Antihelden, die sich von äußeren Umständen treiben lassen, ohne

in das Geschehen aktiv einzugreifen: Herr Schwientek/ Herr Dziuba, in das Geschehen aktiv einzugreifen: Herr Schwientek/ Herr Dziuba,

Gresok/ Hrdlak, Zwi.

Gresok/ Hrdlak, Zwi.

(33)

Hoffentlich sind sie nach dem Vortrag nicht sooo müde...

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

Referenzen

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