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Potenzial der. Primärstaging bei Patienten mit Prostatakarzinom

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Academic year: 2022

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Potenzial der

99m Tc-MIP-1404-PSMA-Szintigrafie zum Primärstaging bei Patienten mit

Prostatakarzinom

Nuklearmedizinische Klinik der Universität Erlangen-Nürnberg

Der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität

Erlangen-Nürnberg zur

Erlangung des Doktorgrades Dr. med.

vorgelegt von

Alexandra Birgel (geborene Horn)

(2)

Als Dissertation genehmigt von der

Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Vorsitzender des Promotionsorgans:

Prof. Dr. Markus F. Neurath

Gutachter:

Prof. Dr. Torsten Kuwert

Gutachter:

Prof. Dr. Raimund Forst

Tag der mündlichen Prüfung:

1. Februar 2022

(3)
(4)
(5)

Inhaltsverzeichnis

Abstract 1

Zusammenfassung 3

1 Einleitung 5

1.1 Prostatakarzinom . . . 5

1.1.1 Epidemiologie . . . 5

1.1.2 Ätiologie . . . 5

1.1.3 Pathologie . . . 6

1.1.4 Früherkennung . . . 10

1.1.5 Diagnostik . . . 13

1.1.6 Klinik und Metastasierung . . . 15

1.1.7 Klassifikation, Staging und Prognose . . . 15

1.1.8 Therapie . . . 19

1.2 PSMA-Szintigrafie mit SPECT/CT . . . 23

1.2.1 Gammakamera und Einzelphotonen-Emissionscomputer- tomographie (SPECT) . . . 23

1.2.2 Prostataspezifisches Membranantigen (PSMA) . . . 24

2 Fragestellung 26 3 Material und Methoden 27 3.1 Patientenselektion . . . 27

3.2 Datenerhebung . . . 27

3.3 99mTc-MIP-1404-Szintigrafie plus SPECT/CT . . . 31

3.4 Statistische Methoden . . . 33

(6)

4 Ergebnisse 34

4.1 Beurteilung des Primarius . . . 34

4.1.1 Detektionsrate in der99mTc-MIP-1404-Szintigrafie . . . 34

4.1.2 Vergleich der Detektionsrate zwischen99mTc-MIP-1404-Szintigrafie versus MRT . . . 35

4.1.3 Beurteilung der Seitenzuordnung in der99mTc-MIP-1404-Szintigrafie 35 4.1.4 Vergleich der Seitenzuordnung zwischen99mTc-MIP-1404-Szintigrafie versus MRT . . . 35

4.1.5 Beurteilung der Samenblaseninfiltration in der 99mTc-MIP-1404-Szintigrafie . . . 36

4.1.6 Vergleich der Samenblaseninfiltration zwischen der99mTc-MIP-1404- Szintigrafie versus MRT . . . 36

4.2 Beurteilung der Lymphknoten . . . 37

4.2.1 Detektionsrate in der99mTc-MIP-1404-Szintigrafie . . . 37

4.2.2 Vergleich der Detektionsrate zwischen99mTc-MIP-1404-Szintigrafie versus MRT . . . 38

4.3 Q-Prostata . . . 39

4.3.1 Statistische Auswertung . . . 40

4.4 Eine interessante Kasuistik . . . 42

5 Diskussion 44 5.1 Staging Prostatakarzinom - Fokus Prostata . . . 44

5.2 Staging Prostatakarzinom - Fokus Lymphknoten. . . 46

5.3 Quantifizierung . . . 49

5.4 Active Surveillance . . . 50

5.5 Einfluss der PSMA-Bildgebung auf das Patientenmanagement . . . 51

5.6 Limitationen dieser Untersuchung . . . 52

5.7 Fazit . . . 53

Literaturverzeichnis I

Appendix XIII

Übersicht Patientendaten . . . XIV

(7)

Gleason-Score prä- und postoperativ . . . XV Q-Prostata . . . XVI Daten der ROC-Kurve . . . XVII

Abkürzungsverzeichnis XIX

(8)
(9)

Abstract

Context and Objectives

Prostate cancer is the most common cancer among men. The disease incidence is rising due to demographic changes [1][2].

The new 99mTc-MIP-1404-PSMA scintigraphy with SPECT/CT combines functional and morphological imaging. Prostate specific membrane antigen (PSMA), a transmembrane pro- tein, is overexpressed on prostate cancer cells [3][4][5][6]. PSMA is a target for small mo- lecules, for example the radiotracer 99mTc-MIP-1404. Most PSMA ligands are for imaging with PET/CT [7][8][9].

Primary staging is recommended for newly diagnosed high risk prostate cancer. The useful- ness of imaging in patients with intermediate risk for lymph node metastasis is controversial due to a lack of data. The primary staging of prostate cancer with PSMA imaging is not established yet [2].

The purpose of this study was to investigate the role of PSMA scintigraphy with SPECT/CT in primary staging of patients with intermediate and high-risk prostate cancer.

Methods (Patients, Material and Research Methods)

The data of 35 patients were selected in retrospect after being diagnosed with localized or locally advanced prostate cancer without metastases. All patients underwent primary staging with a full body PSMA scintigraphy and SPECT/CT from thorax, abdomen and pelvis prior to planned prostatectomy with local lymph node dissection.

Histopathological results served as gold standard.

The detection rate of the primary focus in prostate was evaluated. Sensitivity, specificity, po- sitive and negative predictive value for the detection of lymph node metastases were calcula- ted. In a subanalysis of 18 patients, who also underwent multiparametric MRI of the prostate

(10)

prior to surgery, our results were compared to those of MRI. Furthermore, the overall PSMA expression of the prostate gland (Q-prostate) was calculated. Q-prostate was then correlated with the Gleason Score, the PSA value and the frequency of lymph node involvement.

Results and Observations

The primary tumour was detected in 88.6% of the patients. Q-prostate was higher in these patients. Q-prostate was positively correlated (p=0,01) with the post-surgery Gleason score and the PSA value.

Sensitivity and specificity for the detection of lymph node metastases were 25.0% and 96.7%, respectively. The positive and negative predictive values were 50% and 85%. There was no correlation between Q-prostate and lymph node involvement.

In a subgroup analysis, PSMA scintigraphy and multiparametric MRI showed comparable detection rates for the primary tumor (88.6% vs. 81.2% ) and lymph node metastases (25%

vs. 25%), respectively.

Conclusion and Discussion

99mTc-MIP-1404-PSMA scintigraphy is a promising tool for the primary staging of patients with intermediate and high-risk prostate cancer. Due to the higher availability of SPECT ca- mera systems in Germany,99mTc-MIP-1404 might contribute to further establishing PSMA imaging in clinical routine.

(11)

Zusammenfassung

Hintergrund und Ziele

Das Prostatakarzinom ist das häufigste Malignom des Mannes und zeigt, auch im Hinblick auf die demographische Entwicklung, eine zunehmende Inzidenz [1][2].

Prostatakarzinomzellen zeigen eine vermehrte Expression des prostataspezifischen Mem- branantigens (PSMA) [3][4][5][6]. Radionuklid-markierte PSMA-Liganden, welche an das Transmembranprotein PSMA binden, werden zunehmend klinisch eingesetzt, wobei PET- fähige Radiopharmaka aktuell dominieren [7][8][9].

Bei Erstdiagnose eines Hochrisikokarzinoms wird vor Therapieeinleitung ein bildgebendes Staging empfohlen. Die PSMA-Bildgebung ist in der Primärdiagnostik des Prostatakarzi- noms bisher noch nicht endgültig etabliert. Die Notwendigkeit bzw. der Zusatznutzen einer erweiterten, prätherapeutischen bildgebenden Diagnostik bei Patienten mit einem mittleren Risiko für lymphogene Filiae ist aufgrund der eingeschränkten Datenlage umstritten [2].

Der PSMA-Ligand99mTc-MIP-1404 kann als Gammastrahler mittels konventioneller szin- tigraphischer Verfahren einschließlich SPECT/CT, die im niedergelassenen nuklearmedizi- nischen Sektor sehr verbreitet sind, detektiert werden. Diese Studie soll die Aussagekraft der PSMA-Szintigrafie im Rahmen des Primärstagings bei Prostatakarzinompatienten vor geplanter Prostatektomie beurteilen.

Methoden (Patienten, Material und Untersuchungsmethoden)

Retrospektiv wurden Daten von insgesamt 35 Patienten mit stanzbioptisch gesichertem Pro- statakarzinom im lokal begrenzten und fortgeschrittenen Stadium ohne vorherigen Metasta- sennachweis ausgewertet. Bei diesen Patienten erfolgte eine PSMA-Ganzkörperszintigrafie mit SPECT/CT des Thorax, Abdomens und Beckens vor einer geplanten Prostatatektomie mit lokaler Lymphknotendissektion.

(12)

Die histopathologischen Ergebnisse dienten als Goldstandard.

Untersucht wurden die Detektionsrate des Primarius sowie die Sensitivität, Spezifität, der positive und der negative Vorhersagewert für die Detektion von Lymphknotenfiliae. In einer Subanalyse erfolgte ein Vergleich mit einer prätherapeutischen multiparametrischen MRT hinsichtlich oben genannter Parameter. Die intraprostatische Gesamt-PSMA-Expression (Q- Prostata) wurde berechnet und mit dem Gleason-Score, dem PSA-Wert sowie dem Auftreten von Lymphknotenfiliae korreliert.

Ergebnisse und Beobachtungen

Der Primarius wurde mit einer Sensitivität von 88,6% detektiert. Es wurde eine positive Kor- relation (p = 0,01) zwischen dem Q-Prostata und dem postoperativen Gleason-Score sowie dem PSA-Wert festgestellt.

Lymphknotenmetastasen wurden mit einer Sensitivität von 25% und einer Spezifität von 96,7% detektiert. Der positive und der negative Vorhersagewert lagen bei 50% und 85%. Es konnte keine Korrelation zwischen dem Q-Prostata und dem Auftreten von Lymphknotenfi- lae festgestellt werden.

Im Vergleich zu den MRT-Vorbefunden zeigten sich für die PSMA-Szinitgrafie eine ver- gleichbare Detektionsrate für den Primarius (88,6% vs. 81,2%) als auch für die Detektion von Lymphknotenfiliae (25% vs. 25%).

Schlussfolgerung und Diskussion

Die 99mTc-MIP-1404-Szintigrafie ist eine vielversprechende Methode zum Primärstaging des Prostatakarzinoms bei Patienten mit einem intermediären und hohen Risiko. Aufgrund der größeren Verbreitung von SPECT-fähigen Gammakameras im niedergelassenen nukle- armedizinischen Sektor könnte99mTc-MIP-1404 zu einer weiteren Etablierung der PSMA- Bildgebung in der klinischen Routine beitragen.

(13)

1 Einleitung

1.1 Prostatakarzinom

1.1.1 Epidemiologie

Das Prostatakarzinom ist das häufigste Malignom des Mannes und macht rund ein Vier- tel aller bösartigen Tumore aus, gefolgt von Karzinomen der Lunge und des Darmes. Das Krebsregister aus dem Jahr 2019 gibt 58.780 Neuerkrankungen pro Jahr an [1][2].

Pro Jahr sterben rund 14.500 Männer in Deutschland an den Folgen eines Prostatakarzinoms.

Damit liegt das Prostatakarzinom hinter dem Lungenkarzinom an zweiter Stelle der tödlich verlaufenden Tumorerkankungen bei Männern [1]. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 72 Jahren [1][2].

Die Zahl der Neuerkrankungen stieg aufgrund verbesserter Diagnostik in den letzten Jahr- zehnten stark an, stagniert mittlerweile aber auf einem hohem Niveau [1]. Aufgrund des demografischen Wandels und der damit verbunden ansteigenden Anzahl der Prostatakrebs- diagnosen wird diese Erkrankung auch in Zukunft eine große Bedeutung in der Medizin haben [2].

1.1.2 Ätiologie

Risikofaktoren

Risikofaktor für die Entwicklung eines Prostatakarzinoms ist insbesondere ein hohes Le- bensalter. Das Risiko für einen 75-jährigen Mann zu erkranken liegt bei 5% und damit 50 Mal höher als das Risiko eines 35-jährigen Mannes [1]. Des Weiteren spielen genetische

(14)

Faktoren, insbesondere Mutationen des BRCA-2-Gens, chronische Entzündungen sowie die ethnische Zugehörigkeit eine wichtige Rolle [2][10]. So findet man in den USA bei Afro- amerikanern eine erhöhte, bei Männern mit asiatischer Abstammung eine niedrigere Inzi- denz [1][2][11]. In Europa zeigt sich ein Nord-Süd-Gefälle mit erhöhter Inzidenz in den skandinavischen Ländern [1][2].

Zudem wird der Einfluss eines erhöhten Testosteronspiegels auf die Entwicklung eines Pro- statakarzinoms diskutiert [2][12].

Protektive Faktoren

Wie auch zur Vorbeugung anderer Krebserkrankungen soll ein gesunder Lebensstil mit aus- gewogener Ernährung, wenig Alkohol und viel Bewegung der Entstehung eines Prostatakar- zinoms entgegenwirken. Ein protektiver Effekt wurde auch für Phytoöstrogene und Lycopin festgestellt [2][13]. Weiterhin gibt es Hinweise auf einen Rückgang der Prostatakarzinomer- krankungen durch die Einnahme von 5-a-Reduktasehemmern [2][14][15].

1.1.3 Pathologie

Prostata

Die Prostata, auch Vorsteherdrüse genannt, ist ein unpaariges Organ, welches nur bei Män- nern vorkommt. Sie ist kastanienförmig und wiegt circa 30g [16]. Sie umschließt die Harn- röhre und liegt im kleinen Becken zwischen Harnblase, Beckenboden und Rektum, weshalb sie bei der digital-rektalen Untersuchung gut getastet werden kann [17]. Sie produziert das saure Prostatasekret, welches 30% des Ejakulats ausmacht. Es besteht aus saurer Phosphata- se, prostataspezifischem Antigen (PSA), Zitronensäure und anderen Proteinen [17][18].

Die Prostata kann in drei Zonen eingeteilt werden. Abhängig von der Prostatazone ist die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines Prostatakarzinoms [2][19]:

(15)

• periphere oder posterolaterale Zone!75% der Karzinome

• Transitional-/Übergangszone!20% der Karzinome

• zentrale Zone!5% der Karzionome

Abbildung 1.1: Anatomischer Aufbau der Prostata(erstellt von M. Häggström auf Wikimedia Commons) [18]

Pathohistologie

Prostatakarzinome können histologisch in verschiedene Gruppen eingeteilt werden. Nach- folgend eine Übersicht der Einteilung nach Moch et al. 2016 [20]:

• glanduläre Neoplasien

– azinäres Adenokarzinom – duktales Adenokarzinom

– prostatische intraepitheliale Neoplasie (PIN)

• urotheliale Tumore

• plattenepitheliale Tumore

(16)

• Basalzelltumore

• neuroendokrine Tumore

• mesenchymale Tumore

– Rhabdomyo-, Leiomyosarkom

• hämatologische Tumore, Lymphome

• metastatische Tumore

• sonstige Tumore

Der häufigste Karzinomtyp in der Prostata ist das azinäre Adenokarzinom, welches seinen Ursprung in den Drüsenzellen der Prostata hat [19]. Es tritt überwiegend in der periphe- ren Prostatazone auf, seltener in der Übergangszone. Zu 60-90% kommt es multifokal vor [2][21].

Die histologischen Haupkriterien für das Vorliegen eines Prostatakarzinoms sind: Architek- turstörungen, Kernatypien, fehlende Basalzellen sowie der Ausschluss benigner Läsionen[2][20].

Des Weiteren helfen immunhistochemische Marker, die Diagnose zu bestätigen. Zu den wichtigsten gehören neben Basalzellkeratinen (34bE12, CK5/6) und p63 auch diea-Methylacyl- CoA Racemase (AMACR) [2][19][22].

Gleason-Score

Der Gleason-Score wurde 1966 vom amerikanischen Pathologen Donald F. Gleason ent- wickelt und seitdem mehrfach modifiziert [20][22]. Er dient der Beurteilung der Drüsenar- chitektur der Prostatazellen, insbesondere bei azinären Prostatakarzinomen. Er kann aus dem Material der Prostatastanzbiopsie, nach transurethraler Resektion der Prostata oder aus dem Prostatektomiepräparat bestimmt werden [20][22].

Der Gleason-Score ergibt sich aus dem Gleason-Grading, welches durch das Drüsenmuster

(17)

bestimmt wird. Beim Grading sind theoretisch Abstufungen von 1 bis 5 möglich. Grad 1 zeigt ein differenziertes Drüsenmuster, welches den gesunden Prostatazellen sehr ähnlich ist. Mit dem Anstieg des Gleason-Grads verändert sich das Gewebe zu schlechter differenzierbaren Drüsen. Grad 5 beschreibt den am schlechtesten differenzierten Zustand (siehe Abbildung 1.2) [19][23].

Abbildung 1.2: Veränderung des Gleason-Gradings von Grad 1 („gut differenziert“) zu Grad 5 („schlecht differenziert“)(erstellt vom National Institute of Health verfügbar auf Wikimedia Commons)[24]

Der Gleason-Score wird aus dem vorherrschenden (primären) und dem am schlechtesten differenzierten (sekundären) Grading errechnet [20]. Niedrige Gleason-Grade sollten vom Pathologen nicht vergeben werden, sodass der errechnete Gleason-Score zwischen 6-10 lie- gen kann (siehe Tabelle 1.1) [20][25].

Abbildung 1.3 zeigt, dass mit höherem Gleason-Score die tumorspezifische Mortalität und auch die Rezidivwahrscheinlichkeit steigen [25].

Der Gleason-Score ist entscheidend für die weitere Diagnostik, Prognose und Therapie des Prostatakarzinoms [2][25][19].

(18)

Gleason-Score primärer + sekundärer Gleason-Grad

6 3 + 3

7a 3 + 4

7b 4 + 3

8 4 + 4

9 4 + 5

10 5 + 5

Tabelle 1.1: Gleason-Score, ermittelt aus primärem und sekundärem Gleason-Grad [20][23]

19%

50%

66%

44%

76%

93%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

6 7 8-10

Gleason-Score

Rezidivwahrscheinlichkeit tumorspezifische 15-Jahres-Mortalität

Abbildung 1.3: Abhängigkeit der tumorspezifischen 15-Jahres Mortalität und der

Rezidivwahrscheinlichkeit vom Gleason-Score(basierend auf Daten des „Facharztwissens Urologie“) [25]

1.1.4 Früherkennung

Laut der in Deutschland verbindlich geltenden S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom wird eine Früherkennung für Männer ab dem 45. Lebensjahr empfohlen. Frühere Untersuchungen sind bei entsprechender Veranlagung oder Warnsymptomen sinnvoll [2]. Ziel ist es, das Prosta- takarzinom frühzeitig zu erkennen, um eine kurative Therapie einzuleiten. Außerdem soll die Anzahl fortgeschrittener und metastasierter Karzinome und deren hohe Sterblichkeit gesenkt werden [2][19].

Die Vorsorge beinhaltet eine ausführliche Aufklärung, insbesondere bezüglich der Aussage- kraft des PSA-Wertes, sowie eine digital-rektale Untersuchung der Prostata [2][26].

(19)

Insgesamt ist die Früherkennung des Prostatakarzinoms umstritten. Durch die Vorsorge wer- den mehr Karzinome frühzeitig entdeckt. Aufgrund des meist fortgeschrittenen Patientenal- ters würde das Karzinom selbst in vielen Fällen nicht zum Tod des Patienten führen. Jedoch senken die Diagnose, Diagnostik, (Über-)Therapie und die damit verbundenen physischen und psychischen Nebenwirkungen die Lebensqualität der Betroffenen [2][19][25][27].

Prostataspezifisches Antigen (PSA)

Das prostataspezifische Antigen ist eine Serinprotease [19][28]. PSA wird größtenteils in Prostatazellen gebildet und ist somit ein prostataspezifischer Marker, welcher in der Dia- gnostik und insbesondere nach Prostatektomie in der Nachsorge eine wichtige Rolle spielt [2][28].

Die korrekte Interpretation des PSA-Wertes ist oft problematisch, da die Bestimmung des PSA-Wertes im Labor nicht standardisiert erfolgt. Somit variiert der PSA-Wert von Labor zu Labor. Hinzu kommt, dass es keinen universell anwendbaren Grenzwert gibt [10]. So können PSA-Werte, wenn sie im Kontext betrachtet werden, zwischen 4ng/ml bis 10 ng/ml normwertig sein [29]. Abhängig vom Ausgangswert sollten PSA-Kontrollen erfolgen [2].

Der Verlauf des PSA-Wertes ist dann am ehesten aussagekräftig [2][19]. Eine Erhöhung des PSA-Wertes kann auch bei benigner Prostatahyperplasie, nach Manipulationen an der Pro- stata oder bei Prostatitis vorliegen [19][26].

Bei einem wiederholt kontrollierten Wert von 4 ng/ml sollte eine Prostatastanzbiopsie er- folgen [2].

Die Bedeutung des PSA-Wertes beim Screening auf ein Prostatakarzinom bleibt weiter- hin umstritten und seine Bestimmung daher derzeit keine Kassenleistung in Deutschland [2][30][31].

Um die Aussagekraft des PSA-Wertes zu verbessern, wird mittlerweile das freie PSA her- angezogen. Dieses ist im Gegensatz zum normalen PSA nicht an Eiweiße im Blut gebunden [32]. Das freie PSA hängt vom Gesamt-PSA, der Prostatagröße und auch vom Patientenalter ab. Trotz der Einflussfaktoren kann das freie PSA Hinweise auf den Ursprung der PSA- Erhöhung geben [29]. So spricht ein niedriges freies PSA für eine erhöhte Wahrscheinlich- keit für das Auftreten eines Prostatakarzinoms (siehe Abbildung 1.4) [33].

(20)

56%

28%

20% 16%

8%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

<=10% 10%-15% 15%-20% 20%-25% >25%

freies PSA

Wahrscheinlichkeit für Prostatakarzinom

Abbildung 1.4: Freies PSA und die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen eines Prostatakarzinoms (basierend auf Daten von Catalona et al.)[29]

Bei Patienten mit bekanntem Prostatakarzinom kann ein erhöhtes PSA ein Hinweis für das Vorliegen von Lymphknotenmetastasen sein (siehe Abbildung 1.5) [34].

19%

27%

35%

60%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

5 15 25 50

PSA ng/ml

Wahrscheinlichkeit Lymphknotenmetastasen

Abbildung 1.5: PSA-Wert und die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von

Lymphknotenmetastasen(basierend auf Daten des Memorial Sloan Ketterung Cancer Center)[34]

(21)

1.1.5 Diagnostik

Besteht der begründete Verdacht auf das Vorliegen eines Prostatakarzinoms, sollte eine Pro- statastanzbiopsie durchgeführt werden [2]. Sollten Zweifel an einem negativen Biopsieer- gebnis bestehen, kann eine Bildgebung mittels MRT erfolgen und gegebenenfalls durch eine Fusionsbiopsie ergänzt werden [2][19].

Prostatastanzbiopsie

Bei der Prostatastanzbiopsie sollten laut S3-Leitlinie (Mai 2021) mindestens 10-12 Stanz- zylinder nach einem vorgegebenen Schema (Apex, Mitte, Basis jeweils medial und lateral) auf beiden Seiten der Prostata erfolgen [2][20]. Zusätzlich können gezielte Entnahmen aus auffälligen Regionen entnommen werden. Die Prostataatanzbiopsie wird in Lokalanästhesie und unter antibiotischem Schutz durchgeführt. Um die Sensititvität bei der Probenentnah- me zu erhöhen, sollte diese unter sonografischer Sicht und/oder mit palpatorischer Kontrolle oder als MRT-Fusionsbiopsie erfolgen [2][19][35].

Nach einer Prostatastanzbiopsie sind folgende Komplikationen möglich: Hämatospermie, Hämaturie, rektale Blutungen, Prostatitis, Fieber, Epididymitis und Harnverhalt [36].

Magnetresonanztomografie

Die Magnetresonanztomografie (MRT) kann zur Diagnostik, aber auch zum Staging ein- gesetzt werden. So kann die Lokalisation eines Prostatakarzinoms vor einer (Re)-Biopsie bestimmt werden, die negative Prostatastanzbiopsie bestätigt oder in der Prostatanzbiopsie nicht erfasste Herde dargestellt werden [2][35].

Um die Befunde besser vergleichen zu können, wurde dasProstateImagingReporting and Data Systems kurz PI-RADS entwickelt. Seit 2014 gilt die aktuelle Version PI-RADS v2 [37].

(22)

Jede Läsion wird in fünf Abstufungen bewertet. In der peripheren Zone werden die Läsionen zuerst hinsichtlich ihres Signalverhaltens in den diffusionsgewichteten Sequenzen (DWI) auch unter Bestimmung des Apparent Diffusion Coefficent (ADC) sowie bezüglich der Kon- trastmittelanflutung (Dynamic contrast enhancement DCE) beurteilt und anschließend mor- phologisch mit einer T2-gewichteten Sequenz korreliert. In der Transitionalzone beruht die Beurteilung von Läsionen primär auf einer Bewertung der T2-Bilder, welche anschließend mit dem Diffusionsverhalten korreliert werden (siehe Abbildung 1.6) [19][37][38].

Zusätzlich liefert die MRT Informationen über morphologische Veränderungen, Hinweise auf das Vorliegen von Lymphknoten-, aber auch Knochenmetastasen im Untersuchungsge- biet sowie über eine Infiltration der Samenblasen [19][39].

Abbildung 1.6: Bestimmung der PI-RADS-Kategorie nach Untersuchung der jeweiligen Läsion in der DWI, T2WI und DCE(erstellt von F. Deng auf radiopedia.org)[40]

Abschließend ergibt sich die PI-RADS-Klassifikation in fünf Abstufungen (siehe Abbildung 1.6) und damit die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen eines Prostatakarzinoms [37][38].

PI-RADS 1! sehr geringe Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen eines signifikanten Prostatakarzinoms

(23)

PI-RADS 2! geringe Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen eines signifikanten Pro- statakarzinoms

PI-RADS 3 !zweifelhafte Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen eines signifikanten Prostatakarzinoms

PI-RADS 4!hohe Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen eines signifikanten Prosta- takarzinoms

PI-RADS 5!sehr hohe Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen eines signifikanten Pro- statakarzinoms

1.1.6 Klinik und Metastasierung

Kleinere Prostatakarzinome sind im Frühstadium und bei meist periphere Lage oft symptom- los. Im Verlauf können in Abhängigkeit von der Ausbreitung unspezifische Symptome wie Miktionsbeschwerden, Impotenz und Hämaturie auftreten [19][27][28].

Lymphknotenmetastasen treten zunächst in den obturatorischen und internen iliakalen, spä- ter in den externen iliakalen und in den präsakralen Lymphknoten auf. Die weiter entfernt liegenden Lymphknotenstationen folgen dem Gefäßverlauf [17][19].

Über hämatogene Ausbreitung können Metastasen in den Knochen und der Lunge, später auch in der Leber und den Nebennieren, auftreten. So sind Rückenschmerzen als Erstsym- ptom bei ossärer Metastasierung möglich [2][19][28].

1.1.7 Klassifikation, Staging und Prognose

Die Einteilung des Prostatakarzinoms erfolgt entsprechend der TNM-Klassifikation der Uni- on internationale contre le cancer (UICC) in der aktuellen achten Version von 2017. Sie ist Grundlage für die weitere Diagnostik und Therapie [41][42].

DasTsteht für die Tumorgröße und beschreibt die lokale Ausbreitung des Tumors [19][41].

DasNsteht für Node und beschreibt das Auftreten von regionären Lymphknotenmetastasen [19][20][41].

(24)

DasMsteht für Metastasierung und beschreibt das Vorhandensein von lymphogenen Fern- metastasen sowie visceralen und ossären Filae [19][41].

Die aktuelle TNM-Klassifikation findet sich in den Tabellen 1.2 bis 1.4.

T-Stadium

pTx Primärtumor kann nicht beurteilt werden pT0 kein Anhalt für Primärtumor

pT1 klinisch nicht erkennbarer Tumor, der weder tastbar noch in bildgebenden Verfahren sichtbar ist

pT1a Tumor zufälligen histologischen Befunds in 5% oder weniger des resezier- ten Gewebes

pT1b Tumor zufälligen histologischen Befunds in mehr als 5% des resezierten Gewebes

pT1c Tumor durch Nadelbiopsie diagnostiziert pT2 Tumor begrenzt auf Prostata

pT2a Tumor befällt die Hälfte eines Lappens oder weniger pT2b Tumor befällt mehr als die Hälfte eines Prostatalappens pT2c Tumor in beiden Prostatalappen

pT3 Tumor durchbricht Prostatakapsel

pT3a extrakapsuläre Ausbreitung (ein- oder beidseitig) eingeschlossen mikro- skopisch nachweisbarer Infiltration des Blasenhalses

pT3b Tumor infiltriert Samenblasen

pT4 Tumor ist fixiert oder infiltriert andere benachbarte Strukturen als Samen- blasen z.B. Sphincter externus, Rektum, Levatormuskel oder/und ist an Beckenwand fixiert

Tabelle 1.2:TNM-Klassifikation nach UICC 2017 [20]

N-Stadium

NX regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden N0 keine regionären Lymphknotenmetastasen

N1 regionäre Lymphknotenmetastasen

Tabelle 1.3: TNM-Klassifikation nach UICC 2017 [20]

M-Stadium

M0 keine Fernmetastasen

M1 Fernmetastasen

M1a Metastasen nur in nicht-regionären Lymphknoten M1b Metastasen in Knochen

M1c Fernmetastasen in anderen Lokalisationen

Tabelle 1.4: TNM-Klassifikation nach UICC 2017 [20]

(25)

Klinisch und in Abhängigkeit von der TNM-Klassifikation kann das Prostatakarzinom in drei Gruppen eingeteilt werden [2][19].

• lokal begrenztes Prostatakarzinom: T1-2, N0, M0

• lokal fortgeschrittenes Prostatakarzinom: T3-4, N0, M0

• metastasiertes Prostatakarzinom: T1-4, N1/M1

Die Risikoklassifizierung von lokal begrenzten Prostatakarzinomen erfolg entsprechend der Einteilung nach D‘Amico und gibt an, wie hoch das Risiko für ein Rezidiv ist [2][19].

Abbildung 1.7: Risikoklassifikation nach D‘Amico für das lokal begrenzte Prostatakarzinom in Abhängigkeit vom klinischen Tumorstadium, Gleason-Score und PSA-Wert(basierend auf den

Daten der aktuellen S3-Leitlinie)[2]

Staging

Beim Staging wird zunächst die lokale Ausbreitung des Prostatakarzinoms bestimmt. Dies kann durch eine digital rektale Untersuchung (DRU), eine transrektale Sonografie und er- gänzend durch eine MRT oder CT erfolgen [2][19].

Bei Niedrigrisiko-Karzinomen nach D‘Amico ist kein weiteres Staging erforderlich. Der

(26)

Nutzen eines Stagings bei Patienten mit mittlerem Risiko ist aktuell umstritten. Ein erwei- tertes prätherapeutisches Staging wird von der aktuellen S3-Leitlinie lediglich bei lokal be- grenzten Prostatakarzionomen mit hohem Risiko nach D‘Amico sowie bei lokal fortgeschrit- tenen und metastasierten Prostatakarzinomen empfohlen [2].

Als Standarduntersuchungen zur Beurteilung einer lymphogenen Metastasierung werden die Becken-CT oder MRT herangezogen. Die Diagnostik von Knochenmetastasen erfolgt übli- cherweise mittels Skelettszintigrafie [2][19].

Der Stellenwert der PSMA-Bildgebung mittels PET/CT im Primärstaging wurde in einzel- nen prospektiven Studien untersucht und wird zunehmend in der klinischen Routine etabliert [43]. So kann laut aktueller Leitlinie bei Patienten mit High-Risk Prostatakarzinomen ein PSMA-PET/CT zum Staging durchgeführt werden [2]. Die Tabelle 1.5 fasst das Vorgehen beim Staging in Abhängigkeit von der Risikoklassifikation nach D‘Amico zusammen [2].

Risikogruppen nach D‘Amico

cT- Kategorie

PSA-Wert Gleason- Score

weitere Diagnostik

gering T1c,T2a 10 ng/ml 6 keine Bildgebung

intermediär T2b 10-20ng/ml 7 unzureichende Daten

hoch T2c 20 ng/ml 8 MRT/CT Becken,

Skelettszintigrafie, (PSMA-PET/CT)

Tabelle 1.5: Empfohlene Staginguntersuchung für das lokal begrenzte Prostatakarzinom entsprechend der Risikogruppe nach D‘Amico laut aktueller S3-Leitlinie (Mai 2021) [2]

Prognose

Gemäß der UICC erfolgt die Einteilung von Prostatakarzinomen hinsichtlich der Progno- se in 4 Stadien (siehe Tabelle 1.6). In das UICC-Stadium IV fällt jeder Patient mit posit- vem Lymphknoten- und Metastasenstatus. Es hat die schlechteste Prognose mit einer 5- Jahresüberlebensrate von rund 30% [20][27].

(27)

UICC Stadium TNM-Stadium relative 5-Jahresüberlebensrate

UICC I bis T2a 100%

UICC II T2b oder T2c 99%

UICC III T3 oder T4 98%

UICC IV N1 oder M1 30%

Tabelle 1.6: UICC-Klassifikationen mit entsprechenden TNM-Stadien und relativer 5-Jahresüberlebensrate [42]

1.1.8 Therapie

Die Therapie des Prostatakarzinoms ist von der Tumorklassifikation und -ausbreitung, der Tumorbiologie mit Hormonrezeptorstatus, der Lebenserwartung, dem aktuellen Gesundheits- zustand und dem Patientenwunsch abhängig. Die Heilungschance ist im lokalisierten Stadi- um bei frühzeitiger Diagnosestellung exzellent [2][19].

Eine Therapie sollte interdisziplinär geplant werden [2][10].

Operation

Die radikale retropubische Prostatovesikulektomie, eine komplette Entfernung der Prostata und Samenblasen, stellt die Operation der Wahl dar. Die Operation kann über einen perinea- len oder laparoskopischen Zugang erfolgen [2][19]. Ergänzend kann eine Lymphadenekto- mie durchgeführt werden [2].

Überwiegend wird die offene radikale retrobubische Prostatovesikulektomie durchgeführt.

Eine gleichzeitige pelvine Lymphadenektomie ist dabei möglich [2][19].

Mögliche Komplikationen der Operation sind: Impotenz, Inkontinenz und Anastomosestrik- turen [2].

Ein Überlebensvorteil durch die Operation zeigt sich beim lokal begrenzten Prostatakarzi- nom, vor allem für Männer unter 65 Jahren [2][44].

(28)

Bestrahlung

Die Bestrahlung kann als alleinige kurative Therapie, nach der Operation oder im fortge- schrittenen Stadium mit palliativer Intention, durchgeführt werden. Dies wird entweder ex- tern, also perkutan, oder von innen, als sogenannte Brachytherapie, durchgeführt. Auch eine Bestrahlung der Lymphabflusswege ist möglich [10] Nachteilig ist, dass keine pathohistolo- gische Sicherung erfolgen kann und somit die Prognose schlechter vorhersagbar ist [19].

Mögliche Nebenwirkungen einer Strahlentherapie sind Miktionsbeschwerden bis zum Harn- verhalt, Durchfall, rektale Blutungen mit Proktitis und Lymphödeme. Auch Spätkomplika- tionen sind denkbar [2][19].

Zusätzlich zur Strahlentherapie sollten Patienten mit einem hohem Risikoprofil eine hor- monablative Therapie erhalten [2][10].

Active Surveillance

Der Grundgedanke des Active Surveillance ist, dass das Prostatakarzinom nicht zwangsläufig die Lebenserwartung und -qualität beeinflusst, sondern eher die Diagnostik und Überthera- pie zu einer Belastung des Patienten führen. Aus diesem Grund wird die kurative Therapie so lange wie möglich hinausgezögert [2][19].

Voraussetzungen für das Active Surveillance sind neben der Beschwerdefreiheit des Patien- ten und einem meist fortgeschrittenen Patientenalter: PSA10 ng/ml, Gleason-Score6, cT1-2a,  2 positive Stanzen und Infiltration unter 50% je positiver Stanze. Aktuell wird auch der Einschluss von Patienten mit Gleason 7a diskutiert [2].

Sind die Voraussetzungen erfüllt, muss der Patient engmaschig kontrolliert werden. Die ak- tuelle S3-Leitlinie (Stand Mai 2021) sieht folgende Untersuchungen vor [2]:

(29)

PSA+DRU

1-2. Jahr alle 3 Monate

ab 3. Jahr alle 6 Monate

ohne initiales MRT und Biopsie

Biopsie + MRT innerhalb von 6 Monaten

initiales MRT + Biopsie

Re-Biopsie + MRT nach 12 Monaten

weitere Re-Biospien

1-3. Jahr alle 12-18 Monate

danach bei stabilem Befund alle 3 Jahre

weitere Diagnostik bei Veränderung des PSA-Wertes, DRU, Gleason-Score

und Beschwerden

Abbildung 1.8: Empfohlene Untersuchungen bei der Active Surveillance(basierend auf den Daten der aktuellen S3-Leitlinie)[2]

Watchful Waiting

Das Watchful Waiting ist eine Option für Patienten mit einer Lebenserwartung von unter zehn Jahren. Es ist Teil eines palliativen Behandlungskonzeptes. Der Patient wird auch hier regelmäßig medizinisch überwacht. Erst bei Beschwerden erfolgt eine symptomorientierte Therapie [2][19].

Systemische Therapie

Für die systemische Therapie stehen Chemotherapeutika alleine oder in Kombination mit einer Androgendeprivation zur Verfügung. Chemotherapeutika sind bei hormonrefraktären oder metastasierten Prostatakarzinomen indiziert. Mittel der Wahl ist Docetaxel [2][19].

Mögliche Nebenwirkungen der Chemotherapie sind: Übelkeit, Erbrechen, Panzytopenie,

(30)

Allergien, Mukositis und Ödeme [2].

Die Androgendeprivation erfolgt durch medikamentöse (LHRH-Agonisten/LHRH-Antagonisten) oder operative Kastration (irreversible bilaterale Orchiektomie). Zusätzlich ist eine Blocka- de der Androgenrezeptoren möglich [2][19]. Es kommt zur Senkung des Androgenspiegels und damit zum Entzug des Wachstumsreizes für hormonabhängig wachsende Prostatakarzi- nomzellen [19]. Die Androgendeprivationstherapie kann adjuvant zur Bestrahlung oder im Rahmen des „Watchful Waiting“-Konzeptes erfolgen [2][19].

Nebenwirkungen, die durch den Androgenmangel entstehen können, sind: Libidoverlust, Hitzewallungen, erektile Dysfunktion, Muskelschwund, Anämie, Osteoporose und Gynä- komastie [2][19].

Bei progredienten kastrationsresistenten oder metastasierten Prostatakarzinom kann zusätz- lich die Gabe der neueren antiandrogenen Medikamente wie Abiraterone, Enzalutamid oder Apalutamid erwogen werden [2][45][46]. Bei Nachweis einer BRCA-1/2-Mutation ist die Anwendung von Olaparib möglich [47]. Die PSMA-gerichtete Radioligandentherapie wird aktuell als Letztlinientherapie nach Ausschöpfung der zugelassenen Therapiealternativen eingesetzt [2]. In einer prospektiven Phase-2-Multicenterstudie konnte bereits eine im Ver- gleich zu Zweitlinienchemotherapie mit Cabacitaxel höhere PSA-Ansprechrate bei besse- rer Verträglichkeit nachgewiesen werden [48]. Die Ergebnisse der Phase 3 Zulassungsstu- die VISION zur Therapie des metastasierten kastrationsresistenten Prostatkarzinoms mit

177Lutetium-PSMA sind aktuell noch ausstehend [49].

(31)

1.2 PSMA-Szintigrafie mit SPECT/CT

1.2.1 Gammakamera und Einzelphotonen-Emissionscomputer- tomographie (SPECT)

Die Gammakamera wurde 1956 von Hal Anger an der University of Berkeley in Kalifornien entwickelt und hat sich in ihrer Grundfunktion bis heute erhalten [50].

Abbildung 1.9: Aufbau einer Gammakamera(erstellt von Fizzy auf Wikimedia Commons)[51]

Einfallende Gammastrahlen werden durch einen Szintillationskristall (üblicherweise dotier- tes Natrium-Jodid) in UV-Licht umgewandelt, welches in der Photokathode eines benach- barten Photomultipliers zur Auslösung eines Elektrons führt. Dieses Elektronensignal wird durch in Reihe geschaltete Dynoden verstärkt. Von der angeschlossenen Elektronik kann ein messbares elektrisches Signal ausgelesen und in Bildinformation umgewandelt werden. Das entstandene zweidimensionale Bild wird als Szintigramm bezeichnet [50][52][53].

Die Single Photon Emission Tomographie, kurz SPECT, von Kuhl et al. 1963 entwickelt, stellt eine Erweiterung der klassischen Szintigraphie dar. Sie ermöglicht die Detektion einer dreidimensionalen Verteilung von radioaktiven Zerfällen in einem Patienten. Hierbei rotieren ein oder mehrere Gammakameraköpfe in Einzelschritten oder kontinuierlicher Bewegung vollständig um den Patienten. Wie auch bei anderen tomographischen Verfahren, erfolgt an- schließend eine Umwandlung der Projektionsdaten in einen dreidimensionalen Datensatz [53][52][54].

(32)

Eine Kombination von SPECT und CT, sogenannte Hybridgeräte, wurden Mitte der Nuller- jahre des 21. Jahrhunderts eingeführt. Sie ermöglichen eine direkte Korrelation von funktio- neller und morphologischer Bildgebung und erlauben so eine genauere Zuordnung von pa- thologischen Zerfällen zu anatomischen Strukturen, wie z.B. von retroperitonealen Lymph- knotenmetastasen [55][56].

In den letzten Jahren erfolgte zusätzlich die Einführung der absoluten Quantifizierung von radioaktiven Zerfällen mit Hilfe der SPECT/CT und damit der Bestimmung der aus der PET bekannten Standardized Uptake Values, kurz SUV. Grundlage hierfür ist die CT-basierte Schwächungskorrektur und eine iterative Rekonstruktion der SPECT-Daten, welche eine ausreichende Rechenleistung voraussetzen. Im Vergleich zur klassischen gefilterten Rück- projektion können zusätzliche Korrekturen wie z.B. die Punktspreizfunktion (PSF) imple- mentiert werden [55][56][54].

Es ist damit auch potentiell möglich, die Messung von SUVs im longitudinalen Verlauf zum Monitoring des Therapieansprechens heranzuziehen [57].

Nachteile der SPECT im Vergleich zum PET liegen in der schlechteren Ortsauflösung sowie einer geringeren Sensitivität. Dies wird durch die bei Gammakameras notwendige Kollima- tion, d.h. dem Herausfiltern von nicht senkrecht auf die Detektorfläche einfallender Gam- maquanten durch Bleisepten, hervorgerufen [50][56]. Die in der PET genutzte Koinzidenz- messung macht eine vorgeschaltete Kollimation überflüssig [55][52].

Die sich in der Entwicklung befindlichen fokussierenden Kollimatoren und Halbleiterdetek- toren, welche den klassischen Szintillationskristall ersetzen sollen, könnten die Sensitivität und Ortsauflösung zukünftiger SPECT/CT Gerätegenerationen deutlich verbessern und so- mit die Lücke zur PET verkleinern [54].

1.2.2 Prostataspezifisches Membranantigen (PSMA)

Das prostataspezifische Membranantigen ist ein Transmembranprotein mit Carboxypepti- dasefunktion, welches relativ spezifisch von Prostatakarzinomzellen überexprimiert und an deren Zelloberfläche präsentiert wird [6][28]. Das macht es zu einem idealen Ziel für die nu- klearmedizinische Bildgebung und Therapie [5][28]. Außerdem besteht eine direkte Korrela- tion zwischen dem Gleason-Score und dem exprimierten PSMA, siehe folgende Abbildung (1.10) [3][4].

(33)

Abbildung 1.10: Zunahme der PSMA-Exprimation und damit verbundene Mehranreicherung des

99mTc-MIP-1404-Liganden in Abhängigkeit vom steigenden Gleason-Score(Abbildungen von der Nuklearmedizinischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen zur Verfügung gestellt)

Die rasante Entwicklung von sogenannten „small molecules“, welche PSMA an der Zel- loberfläche binden, erlaubt eine zielgenaue Lokalisation PSMA-exprimierender Zellen im Körper von Prostatakarzinompatienten [58]. Eine PSMA-Expression wurde darüber hinaus in Neovaskularisationen anderer solider Tumore wie z.B. dem Nierenzellkarzinom nachge- wiesen [3][4][6].

Vor allem die mit Gallium-68 und Flourid-18 gebundenen Compounds haben sich aufgrund ihrer überlegenen Sensitivität bei niedrigen PSA-Werten in der Rezidivdiagnostik etabliert [59][60].177Lutetium-DOTA-PSMA-617, ein therapeutischer PSMA-Ligand zur Behan.dlung des kastrationsrefraktären, metastasierten Prostatakarzinoms, befindet sich aktuell in der kli- nischen Erprobung [49][61][62].

Aufgrund der im Vergleich zu PET-Geräten größeren Verbreitung von Gammakameras bzw.

SPECT-Systemen sowie von Technetium/Molybdän-Generatoren, erscheint die Entwicklung eines mit Gammastrahlern, idealerweise99mTechnetium, gebundenen PSMA-Liganden loh- nend [53][63]. Die im Vergleich zu den üblichen PET-Radioisotopen längere Halbwerts- zeit von 99mTechnetium eignet sich darüber hinaus besser für eine Distribution über länge- re Strecken bei „Out House“-Produktionen [64]. Ein weiterer Vorteil des 99mTechnetium- gebundenen Compounds liegt in der Unterstützung der „radio-guided surgery“. Mit Hilfe von Gammasonden können zuvor markierte Lymphknotenmetastasen intraoperativ identifi- ziert und anschließend entfernt werden [65].

Der von Progenics Pharmaceuticals Inc. New York entwickelte PSMA-Ligand MIP-1404 ist ein kit-basiertes System und ermöglicht eine einfache Markierung mit 99mTechnetium.

Damit könnte die PSMA-Bildgebung in der Breite der Nuklearmedizin etablieren werden [58].

(34)

2 Fragestellung

Ziel dieser Arbeit ist die Beurteilung der99mTc-MIP-1404-Szintigrafie hinsichtlich der De- tektion des Primarius sowie von etwaigen Lymphknoten- und Fernmetastasen in einem Kol- lektiv von Patienten mit bioptisch gesicherten Prostatakarzinom vor geplanter Operation.

In einer Subanalyse wurde die99mTc-MIP-1404-Szintigrafie direkt mit der multiparametri- schen MRT bezüglich der Detektion von Primärtumor und Lymphknotenmetastasen vergli- chen.

Darüber hinaus erfolgte eine quantitative Bestimmung der intraprostatischen Tumorlast (Q- Prostata), welche mit der Inzidenz von Lymphknoten- und Fernmetastasen korreliert wurde.

Als Goldstandard dienten die histopathologischen Ergebnisse nach radikaler Prostatektomie mit pelviner Lymphknotendissektion.

(35)

3 Material und Methoden

3.1 Patientenselektion

Zwischen April 2013 und Oktober 2017 wurde in der Nuklearmedizinischen Klinik des Uni- versitätsklinikums Erlangen bei 475 Männern mit bekanntem Prostatakarzinom eine99mTc- MIP-1404-PSMA-Szinitgrafie mit SPECT/CT durchgeführt. Aus diesem 475 Untersuchun- gen wurde retrospektiv nach folgenden Kriterien das Patientenkollektiv ausgewählt.

• Einschlusskriterien

– histologisch gesichertes Prostatakarzinom – Indikation: Primärstaging

– lokal begrenztes Prostatakarzinom (mittleres/hohes Risiko nach D‘Amico) oder lokal fortgeschrittenes Prostatakarzinom

– radikale Prostatektomie mit/ohne Lymphadenektomie – pathohistologischer Befund

• Ausschlusskriterien

– vorherige operative oder Strahlentherapie – Patienten mit geringem Risiko nach D‘Amico – bekannte Metastasen

3.2 Datenerhebung

Die Daten von insgesamt 35 Patienten erfüllten die vorgenannten Einschlusskriterien und wurden in die Analyse eingeschlossen. Die Daten wurden aus dem Krankenhausinformati-

(36)

onssystem (KIS) des Universitätsklinikums entnommen:

Patientencharakteristika

Tabelle für die Einzelwerte siehe Anhang A1

• Pateintenalter

– Altersgruppe 51 bis 77 Jahre – mittleres Alter 67,3±6,4 Jahre

• PSA

– Spanne: 0,16 - 132 ng/ml

– Mittelwert mit Standardabweichung: 17±24,4 ng/ml – 95% Konfidenzintervall: 8,6 - 35,4 ng/ml

• Gleason-Score präoperativ

Gleason-Score Anzahl der Patienten

6 5

7a 10

7b 8

8 6

9 5

10 1

Tabelle 3.1: Gleason-Score von 35 Patienten präoperativ

(37)

• TNM-Stadien für 20 Patienten

TNM-Stadium Anzahl der Patienten

cT1 8

cT2 6

cT3 5

cT1 1

Tabelle 3.2: TNM-Klassifikation von 20 Patienten vor99mTc-MIP-1404-PSMA-Szinitgrafie

• Tumorstadium

– 29 Patienten im lokal begrenztem Stadium

⇤ 16 Patienten mit mittlerem Risiko nach D‘Amico

⇤ 13 Patienten mit hohem Risiko nach D‘Amico – 6 Patienten im lokal fortgeschrittenen Stadium

• 11 Patienten unter antihormoneller Therapie (Bicalutamid)

MRT-Voruntersuchung

• MRT-Befunde von 22 Patienten – positiver Befund in Prostata

⇤ Prostatseite

⇤ Befund in den Samenblasen

⇤ PI-RADS von 13 Patienten (gilt ab 4 als positiv) PI-RADS Anzahl der Patienten

2 1

3 2

4 4

5 6

Tabelle 3.3: PI-RADS von 13 Patienten vor99mTc-MIP-1404-PSMA-Szinitgrafie

– morphologische Lymphknotenauffälligkeiten

(38)

PSMA-Szintigrafie

• Abstand PSMA-Szintigrafie zur Operation – Mittelwert: 32,2±23,2 Tage

– Median: 23 Tage

• applizierte Aktivität – absolut pro Patient

⇤ Spanne: 606 - 781 MBq

⇤ Mittelwert mit Standardabweichung: 712,2±43,3 MBq

⇤ Median: 725 MBq

– relativ pro Kilogramm Körpergewicht

⇤ Spanne: 6,3 -11,7 MBq/kg KG

⇤ Mittelwert mit Standardabweichung: 8,7±1,3 MBq/kg KG

⇤ Median: 8,3 Mbq/kg KG

• positiver Befund in Prostata – Prostatseite

⇤ exakte Zuordnung rechts, links, beidseitig = rechts>links/links>rechts

⇤ ungenaue Zuordnung beidseitig6=rechts, links – Samenblaseninfiltration

– Q-Prostata zur Quantifizierung

⇤ Q-Prostata = SUVmean·VolumenProstata

• Lymphknoten- oder Fernmetastasen

Histologie nach Prostat- und Lymphadenektomie

• Prostatektomiepräpatat – Prostataseite

– postoperativer Gleason-Score

(39)

– postoperatives TNM-Stadium

– prozentualer Anteil des Prostatakarzinoms am Prostatavolumen – Samenblaseninfiltration

• Lymphknotenpräparat

– Lymphknotenemetstasen

3.3

99m

Tc-MIP-1404-Szintigrafie plus SPECT/CT

Herstellung

99mTc-99m-MIP-1404 ist kein zugelassenes Medikament und wird im Sinne eines sogenann- ten „Compassionate Use“ gemäß §13.2b des Arzneimittelgesetztes angewendet. Die Herstel- lung erfolgt unter Reinraumbedingungen gemäß den Richtlinien der „Good Manifacturing Practice“. Die radioaktive Konzentration der99mTc-99m-MIP-1404-Injektionslösung betrug 234 ± 19 MBq/ml mit einer radiochemischen Reinheit von 96,5 ± 1,3%. Das ergab eine spezifische Aktivität von 18,5±1,6 GBq/mg.

Untersuchung

Vor Injektion des Radiopharmakons wurden die Patienten über die Untersuchung aufgeklärt, die schriftliche Einverständniserklärung wurde dokumentiert.

Die99mTc-99m-MIP-1404-Injektionslösung wurde 3-4 Stunden vor Anfertigung der szinti- graphischen Aufnahmen intravenös appliziert. Im Mittel wurden 717,2 ±43,3 MBq99mTc- 99m-MIP-1404 injiziert, was einer gewichtsbezogenen Aktivitätskonzentration von 8,7 ± 1,3 MBq/kg KG entspricht. Es zeigten sich keine pharmakologischen Nebenwirkungen. Ge- mäß eines Standardprotokolls wurden zunächst Ganzkörperszintigraphien von ventral und

(40)

dorsal mit einer Scangeschwindigkeit von 12 cm/min angefertigt. Im direkten Anschluss erfolgte die Akquisition einer SPECT/CT des Thorax, Abdomens und Beckens im Step-and- Shot-Mode mit körpernahem Radius mit 60 Ansichten. Die Aufnahmezeit pro Ansicht betrug 12 Sekunden. Die Aufnahmen wurden auf einem Symbia T2 Doppelkopf SPECT/CT System der Firma Siemens (Siemens Healthinieers, Erlangen, Deutschland) angefertigt. Zur Schwä- chungskorrektur und anatomischen Korrelation wurde zusätzlich ein Low-Dose-Nativ-CT (130 kV, 30 mAs) mit adaptiver Röhrenstrommodulation (CareDose4D) angefertigt. Die CT Daten wurden mit einer Schichtdicke von 3 bis 5 mm und mit B08s, B31s und B70s Kernel rekonstruiert. Für die Rekonstruktion der SPECT-Daten wurde das iterative Rekonstruktions- verfahren OSEM3D (Ordered subset and maximization / 8 Iterationen / 4 Subsets / Gauss- Filter 0 mm) mit CT-basierter Schwächungskorrektur sowie einer Korrektur für Scatter- und Punktspreizfunktionen verwendet.

Auswertung

Die Auswertung der Untersuchung erfolgte durch mindestens einen Facharzt für Nuklearme- dizin an einem dezidierten Befundungssystem mit der Auswertesoftware Syngo.VIA (Sie- mens Healthineers, Erlangen, Deutschland). Ganzkörperszintigrafie sowie SPECT und CT wurden parallel visualisiert, zusätzlich wurden SPECT/CT Fusionen angezeigt. Die Unter- sucher waren hinsichtlich der klinischen Informationen des Patienten nicht verblindet. Auf- fälliger Nukliduptake in der Prostata, den Lymphknoten und anderen Organen wurden do- kumentiert und bewertet. Zur Bestimmung der mittleren Radioaktivitätskonzentration inner- halb der Prostata (SUVmean) wurde eine kugelförmige VOI (Volume-of-Interest) händisch anhand der CT-Daten über der Prostata platziert, welches das komplette Prostatavolumen möglichst genau inkludiert, wobei die Inklusion von angrenzenden Weichteilen möglichst vermieden wurde. Die Bestimmung des Prostatavolumens erfolgte durch eine Messung der maximalen Ausdehnung der Prostata in Länge, Breite und Höhe sowie einer anschließenden Berechnung des Prostatavolumens unter Annahme eines Rotationselipsoid gemäß der For- mel V (cm3) = Länge (cm) x Breite (cm) x Höhe (cm) xµ/6.

In einer Subgruppe erfolgte ein Vergleich mit den vorhandenen fachärztlichen Befunden ei- ner multiparametrischen MRT der Prostata.

(41)

3.4 Statistische Methoden

Als Goldstandard dienten die histopathologischen Ergebnisse nach erfolgter radikaler Pro- statektomie mit pelviner Lymphknotendissektion. Es erfolgte die Untersuchung hinsichtlich der Detektion des Primarius, Beurteilung der Seitenbeteiligung, einer Infiltration der Sa- menblasen sowie dem Vorhandensein von Lymphknoten- und Fernmetastasen. Sensitivität, Spezifität sowie positiver und negativer prädiktiver Wert wurden berechnet.

Für die statistische Auswertung wurden Excel Version 1804 (Windows Office 365) und IBM SPSS-Statistics 25.0 verwendet.

Es wurde ein einseitiger One-Sample-Proportion-Test durchgeführt, um die statistische Si- gnifikanz der Detektionsrate zu bestimmen.

Für den Q-Prostata wurde eine Receiver-Operating-Characteristics (ROC) durchgeführt und die Area under the curve (AUC) und das asymptomatische 95%-Konfidenz-intervall berech- net. Der Q-Prostata wurde mit dem Gleason-Score, dem PSA-Wert und der Inzidenz von Metastasen nach Spearman korreliert.

In einer Subgruppenanalyse (n = 22) erfolgte ein Vergleich mit einer dezidierten multipara- metrischen MRT hinsichtlich der oben genannten Fragestellungen.

(42)

4 Ergebnisse

4.1 Beurteilung des Primarius

4.1.1 Detektionsrate in der 99mTc-MIP-1404-Szintigrafie

Bei der Auswertung der PSMA-Szintigrafie-Befunde wurden 31 positive Herde in der Pro- stata detektiert. Die Detektionsrate des stanzbioptisch gesicherten Primarius lag somit bei 88,6%.

Bei vier Patienten wurde der Primarius in der PSMA-Bildgebung nicht detektiert. Drei Pa- tienten hatten ein lokal begrenztes Karzinom mit mittlerem Risiko und ein Patient ein lokal fortgeschrittenes Karzinom. Keiner dieser Patienten wies Lymphknotenmetastasen auf. Die Tabellen 4.1 und 4.2 zeigen die Untersuchungsparameter dieser Patienten im Vergleich zum gesamten Untersuchungskollektiv.

Gleason-

Score PSA in

ng/ml Prostatagewicht in

g Tumoranteil in

% Patientenkollektiv 7a(Median) 17±24,4 61,1±23,6 23,6±23,2

negative Patienten 6,0±1,6 53±8,8 12,2±10,5

Patient 3 7a 5,6 68 3

Patient 5 7b 8,0 50 30

Patient 12 7a 6,3 46 7

Patient 31 9 4,2 48 9

Tabelle 4.1: Patienten mit falsch negativem PSMA-Szintigrafie-Befund in der Prostata im Vergleich zur gesamten Studienpopulation bezüglich Gleason-Score, PSA-Wert, Prostatagewicht und

prozentualem Tumoranteil

(43)

applizierte Aktivität in MBq/kg

Q-Prostata anti- hormonelle

Therapie Patientenkollektiv 8,7±1,3 113,6±70,3 - negative Patienten 8,8±1,6 61,6±19,3 25%

Patient 3 10,2 85,1 nein

Patient 5 9,8 38,2 nein

Patient 12 8,3 64,6 nein

Patient 31 6,7 58,5 ja

Tabelle 4.2: Patienten mit falsch negativem PSMA-Szintigrafie-Befund in der Prostata im Vergleich zur gesamten Studienpopulation bezüglich applizierter Aktivität pro Kilogramm Körpergewicht,

Q-Prostata und der Einnahme antihormoneller Therapien

4.1.2 Vergleich der Detektionsrate zwischen 99mTc-MIP-1404-Szintigrafie versus MRT

Die Auswertung des MRTs ergab in 18 Fällen einen positiven Befund. Vier MRT-Aufnahmen ergaben einen PI-RADS kleiner gleich drei und wurden negativ gewertet. Somit lag die De- tektionsrate des Primarius bei 81,2%.

4.1.3 Beurteilung der Seitenzuordnung in der 99mTc-MIP-1404-Szintigrafie

Die Detektion des Primarius bezüglich der Prostataseite konnte für 29 Patienten ausgewertet werden. Für sechs Patienten gab es entweder keinen positiven Untersuchungsbefund in der Prostata oder keine Angabe zur Seitenlokalisation in der Histologie.

Für 18 Patienten konnte die Seite exakt zugeordnet werden, das entspricht 62%. Eine unge- naue Zuordnung ergab sich für 11 Patienten, das entspricht 38%.

4.1.4 Vergleich der Seitenzuordnung zwischen 99mTc-MIP-1404-Szintigrafie versus MRT

Die Detektion des Primarius bezüglich der Prostataseite konnte im direkten Vergleich mit dem MRT für 16 Patienten ausgewertet werden. Bei den restlichen Patienten konnte entwe-

(44)

der kein Primarius detektiert werden oder es gab keine Angabe zur Seitenlokalisation im externen MRT-Befund.

Für 4 Patienten konnte die Seite exakt zugeordnet werden, das entspricht 25%. Eine unge- naue Zuordnung ergab sich für 12 Patienten, das entspricht 75%.

4.1.5 Beurteilung der Samenblaseninfiltration in der

99mTc-MIP-1404-Szintigrafie

Die Infiltration der Samenblasen durch das Prostatakarzinom wurde bei 10% der Untersu- chungen richtig detektiert. Folgende Tabelle zeigt eine Gegenüberstellung der Ergebnisse der99mTc-MIP-1404-Szintigrafie und der pathohistologischen Befunde bezüglich der Infil- tration der Samenblasen durch den Primarius.

Samenblasen befallen

Samenblasen tumorfrei

PSMA-Szintigrafie positiv 1 4

PSMA-Szintigrafie negativ 9 21

10 25

Tabelle 4.3: Vierfeldertafel zur Detektion des Samenblasenbefalls in der PSMA-Szintigrafie

Daraus ergab sich eine Sensitivität von 10%, eine Spezifität von 84%, ein positiver Vorher- sagewert von 20% und ein negativer Vorhersagewert von 70% bezüglich der Samenblasenin- filtration.

4.1.6 Vergleich der Samenblaseninfiltration zwischen der

99mTc-MIP-1404-Szintigrafie versus MRT

Die Detektion einer Infiltration der Samenblasen durch das Prostatakarzinom konnte im di- rekten Vergleich mit dem MRT für 17 Patienten ausgewertet werden.

(45)

Samenblasen befallen

Samenblasen tumorfrei

PSMA-Szintigrafie positiv 1 3

PSMA-Szintigrafie negativ 5 8

MRT positiv 1 1

MRT negativ 5 10

Tabelle 4.4: Vierfeldertafel zur Detektion des Samenblasenbefalls in der PSMA-Szintigrafie im Vergleich mit der MRT

Daraus ergibt sich für die PSMA-Szintigrafie eine Sensitivität von 16,7%, eine Spezifität von 72,7%, ein positiver Vorhersagewert von 25% und ein negativer Vorhersagewert von 61,5%, gegenüber 16,7%, 90,9%, 50% und 66,7 % bezüglich der Detektion der Samenblaseninfil- tration im MRT.

4.2 Beurteilung der Lymphknoten

4.2.1 Detektionsrate in der 99mTc-MIP-1404-Szintigrafie

Von den insgesamt 34 Patienten, die lymphadenektomiert wurden, hatten vier Patienten hi- stopathologisch nachgewiesene Lymphknotenmetastasen. Bei einem Patienten wurden die Lymphknotenmetastasen in der PSMA-Szintigrafie richtig erkannt. Bei drei Patienten wur- den die Lymphknotenmetastasen nicht detektiert.

Bei einem anderen Patienten bestand bildmorphologisch der Verdacht auf Lymphknotenfi- liae, welcher histologisch aber nicht bestätigt werden konnte.

29 Patienten wurden mittels PSMA-Szintigrafie korrekt als nicht lymphogen metastasiert identifiziert. Daraus ergibt sich eine Sensitivität von 25%, eine Spezifität von 96,7%, ein po- sitiver Vorhersagewert von 50% und ein negativer Vorhersagewert von 90,6%.

(46)

Die Tabellen 4.5 und 4.6 zeigen Untersuchungsparameter der drei Patienten, bei denen die Lymphknotenmetastasen nicht detektiert wurden.

Gleason- Score

PSA in ng/ml

Prostatagewicht in g

Tumoranteil in

% Patientenkollektiv 7a(Median) 17±24,4 61,1±23,6 23,6±23,2

negative Patienten 9,3±7 64,3±9,3 66,7±44,8

Patient 11 7a 1,6 67 90

Patient 18 8 15,3 54 100

Patient 19 9 11 72 15

Tabelle 4.5: Patienten mit falsch negativem PSMA-Szintigrafie-Befund bei histopathologisch gesicherten Lymphknotenmetastasen im Vergleich zur gesamten Studienpopulation bezüglich

Gleason-Score, PSA-Wert, Prostatagewicht und prozentualem Tumoranteil

applizierte Aktivität in MBq/kg

Q-Prostata Anzahl befallener Lymphkno-

ten

befallene Lymphkno-

ten

Patientenkollektiv 8,7±1,3 113,6±70,3 - -

negative Patienten 9,4±1,2 114±90 - -

Patient 11 9,7 39,7 7/35 20%

Patient 18 8,0 214,1 3/19 16%

Patient 19 10,4 88,1 5/12 42%

Tabelle 4.6: Patienten mit falsch negativem PSMA-Szintigrafie-Befund bei histopathologisch gesicherten Lymphknotenmetastasen im Vergleich zur gesamten Studienpopulation bezüglich

applizierter Aktivität pro Kilogramm Körpergewicht und Q-Prostata

4.2.2 Vergleich der Detektionsrate zwischen 99mTc-MIP-1404-Szintigrafie versus MRT

Im direkten Vergleich der 22 Patienten wurden in der PSMA-Szintigrafie und im MRT für einen Patienten die Lymphknotenmetastasen richtig detektiert und bei drei Patienten die

(47)

Lymphknotenmetasasen nicht detektiert. Im Gegensatz zur PSMA-Szintigrafie wurden ins- gesamt für zwei Patienten Lymphknotenauffälligkeiten im MRT beschrieben, bei unauffälli- gem pathohistologischem Befund.

Lymphknoten befallen

Lymphknoten tumorfrei

PSMA-Szintigrafie positiv 1 1

PSMA-Szintigrafie negativ 3 17

MRT positiv 1 2

MRT negativ 3 16

Tabelle 4.7: Beurteilung von Lymphknoten hinsichtlich des Auftretens von Filae im direkten Vergleich zwischen99mTc-MIP-1404-Szintigrafie und MRT

Daraus ergab sich für die PSMA-Szintigrafie eine Sensitivität von 25%, eine Spezifität von 94%, ein positiver Vorhersagewert von 50% und ein negativer Vorhersagewert von 85%, gegenüber 25%, 89%, 33% und 84% bezüglich der Detektion von Lymphknotenmetastasen im MRT.

4.3 Q-Prostata

Der Q-Prostata lag im Mittel bei 113,6±70,3 [95%-Konfidenzintervall 89,5 - 137,8]

mit einer Spannweite von 38,2 bis 406,8.

Folgende Grafik zeigt den Q-Prostata als Box-Plot für die gesamte Studienpopulation:

Im Anhang befindet sich eine Auflistung aller Patienten mit entsprechendem Q-Prostata als Balkendiagramm (siehe Abbildung 5.5).

(48)

Abbildung 4.1: Box-Plot des Q-Prostata der gesamten Population

4.3.1 Statistische Auswertung

Signifikanz der Detektionsrate

Für die ermittelte Detektionsrate von 88,6% wurde mit Hilfe eines One-Sample-Proportion- Tests geprüft, ob die99mTc-MIP-1404-Szintigrafie einen Vorteil gegenüber einem Zufallser- eignis darstellt. Als Signifikanzniveau wurde dabeia=0,05 festgelegt. Es wurde ein empi- rischer Z-Wert von 4,6 ermittelt. Dieser liegt über dem kritischen Z-Wert (z*=1,65), sodass die99mTc-MIP-1404-Szintigrafie zur Detketion des Primarius bei Prostatakarzinom eine sta- tistisch signifikant höhere Detektionsrate als ein Zufallsereignis aufweist.

Korrelation

Es konnte eine positive Korrelation des Q-Prostata mit dem PSA-Wert (r = 0,55 / p < 0,01) sowie mit dem Gleason-Score (r= 0,35 / p < 0,01) nachgewiesen werden. Keine Korrelation zeigte sich mit dem histologisch bestimmten prozentualen Tumoranteil in der Prostata (r = 0,14 / p<0,05) und dem Auftreten von Lymphknotenmetastasen.

(49)

ROC-Kurve

Die im folgenden abgebildete ROC-Kurve stellt die Wahrscheinlichkeit für die Detektion von Lymphknotenmetastasen für 34 Patienten mit Hilfe der Testvariablen Q-Prostata dar.

Vier Patienten hatten Lymphknotenmetastasen.

Die Fläche unter der ROC-Kurve beträgt 0,58. (Koordinaten der Kurve siehe Anhang.) Das 95%-Konfidenzintervall liegt zwischen 0,2 und 0,96.

Der Cut-off-Wert bei einer Sensitivität von 80% und einer Spezifität von 75% liegt bei einem Q-Prostata von rund 70.

Abbildung 4.2: ROC-Kurve für den Q-Prostata von 34 Patienten

(50)

4.4 Eine interessante Kasuistik

Präsentiert wird der Fall eines 59-jährigen Patienten mit stanzbioptisch gesichertem Prosta- takarzinom mit einem Gleason Score von 10. In der systematischen Stanzbiopsie zeigten alle 18 Stanzzylinder einen 100%igen Tumorbefall, zusätzlich wurde eine Perineuralscheidenin- filtration beschrieben. In der bereits erfolgten mpMRT zeigte sich ein lokal fortgeschrit- tenes Prostatakarzinom cT4. In der ergänzend durchgeführten PSMA-Szintigrafie konnten PSMA-positive Lymphknotenfiliae bds. iliakal detektiert werden. In den Präparaten nach Prostatektomie und Lymphadenektomie bestätigte sich die lymphogene Metastasierung. Der Gleason-Score und das T-Stadium wurden in der abschließenden Histologie auf 9 bzw. pT3b zurückgestuft.

Die PSMA-Szintigrafie erfolgte nach Appliaktion von 695 MBq99mTc-MIP-1404 (entspricht 7,1 MBq pro kg KG). Es wurde ein Q-Prostata von 210,9 ermittelt.

Gleason-

Score PSA in

ng/ml Prostatagewicht in

g Tumoranteil in

% Patientenkollektiv 7a(Median) 17±

24,4 61,1g±23,6g 23,6±23,2

Patient 29 10 132 37 25

Tabelle 4.8: Patient 29 mit positivem PSMA-Szintigrafie-Befund in der Prostata im Vergleich zur gesamten Studienpopulation bezüglich Gleason-Score, PSA-Wert, Prostatagewicht und

prozentualem Tumoranteil

applizierte Aktivität in

MBq/kg Q-Prostata

Anzahl positiver Lymphkno-

ten

Anzahl positiver

Lymph- knoten Patientenkollektiv 8,7±1,3 61,6±19,3

Patient 29 7,1 201,9 2/18 9%

Tabelle 4.9: Patient 29 mit positivem PSMA-Szintigrafie-Befund in den Lymphknoten im Vergleich zur gesamten Studienpopulation bezüglich applizierter Aktivität pro Kilogramm Körpergewicht und

Q-Prostata

(51)

Abbildung 4.3: PSMA-Szintigrafie von Patient 29, axiale Ebene Becken mit positivem Befund des Primarius in der Prostata(Abbildung von der Nuklearmedizinischen Klinik des Universitätsklinikums

Erlangen zur Verfügung gestellt)

Abbildung 4.4: PSMA-Szintigrafie von Patient 29, coronare Ebene Becken mit positiven Lymphknoten ilikal beidseits sowie praesakral retroperitoneal bei histologisch gesicherten Lymphknotenmetastasen(Abbildung von der Nuklearmedizinischen Klinik des Universitätsklinikums

Erlangen zur Verfügung gestellt)

(52)

5 Diskussion

5.1 Staging Prostatakarzinom - Fokus Prostata

Ziel dieser Arbeit war die Beurteilung der 99mTc-MIP-1404-Szintigrafie mit ergänzender SPECT/CT im Rahmen des Primärstaging bei Patienten mit bioptisch gesichertem Prosta- takarzinom mit mittlerem und hohem Risiko für eine Metastasierung vor Prostatektomie.

Zusätzlich wurde die Aktivitätsanreicherung in der Prostata mit der Inzidenz einer Metasta- sierung verglichen. Als Vergleich dienten die histopathologischen Ergebnisse.

In 88,6% der Fälle wurde der Primarius mit Hilfe der PSMA-Szintigrafie richtig identifiziert.

Die Detektionsrate war somit vergleichbar mit Werten bereits publizierter Arbeiten.

Goffin et al. konnten im Rahmen einer prospektiven Studie an 104 Patienten bei histologisch gesicherten Hochrisiko-Prostatakarzinomen den Primarius in 94% der Fälle richtig detektie- ren [58].

Schmidkonz et al. berichteten eine Detektionsrate von 97% bei einer Untersuchungsanzahl von 93 im Rahmen einer retrospektiven Studie bei Patienten mit stanzbioptisch gesichertem Prostatakarzinom [66].

Betrachtet man die jeweiligen Patientenkollektive fällt eine niedrigere Rate an Patienten mit einem Gleason-Score 8 in unserer Studienpopulation von nur 34,3% auf, während in der Studie von Goffin et al. 56% der Patienten und in der Studie von Schmidkonz et al. 51,6%

der Patienten ein Karzinom mit einem Gleason-Score 8 aufwiesen [58][66].

Eine positive Korrelation der PSMA-Expression mit dem Gleason-Score wurde in der Ver- gangenheit bereits mehrfach nachgewiesen [4][58][65][67].

Die vier Patienten, bei denen keine erhöhte PSMA-Expression mittels SPECT/CT innerhalb der Prostata nachgewiesen werden konnte, wiesen einen Gleason-Score kleiner 8 bzw. eine Tumorinfiltration unter 10% auf (siehe Abschnitt 4.1).

Eine Infiltration der Samenblasen wurde nur bei einem von zehn in der Histopathologie gesicherten Fällen richtig detektiert.

(53)

Einzelne Studien beschäftigten sich mit den Detektionsraten der68mGa-PSMA-PET/CT beim Primärstaging von Patienten mit Prostatakarzinom.

In einer 2016 von Budäus et al. veröffentlichten Studie bei Patienten mit Hochrisikokarzino- men konnte der Primarius in 92,9% der Fälle korrekt identifiziert werden [7].

Die Arbeitsgruppe von Hoffmann et al. untersuchte die Präzision der68mGa-PSMA-PET/CT an 25 Patienten mit Verdacht auf ein Prostatakarzinom bei serologisch erhöhtem PSA. Die auffälligen Läsionen wurden mittels Stanzbiopsie gesichert, wobei sich im Hinblick auf die Detektion von Prostatakarzinomen mit einem Gleason-Score 7b und Wertung einer Läsion ab einem maximalen SUV von 2,5 keine falsch negativen Befunde zeigten [8].

In einer aktuellen Studie an 137 Patienten mit Intermediär- und Hochrisiko-Prostata-karzinomen durch eine Arbeitsgruppe der Universität von Tel Aviv konnte für die68mGa-PSMA-PET/CT eine Detektionsrate von 96% nachgewiesen werden [9].

Insgesamt zeigen die vorliegenden Studien eine hohe und mit der99mTc-MIP-1404-Szintigrafie vergleichbare Detektionsrate des Primarius. Aufgrund der höheren Ortsauflösung und Sen- sitivität der PET ist davon auszugehen, dass diese vor allem bei der Detektion von kleineren Tumoren der SPECT überlegen ist.

Das Standardverfahren hinsichtlich der Beurteilung der intraprostatischen Tumorausdeh- nung ist gemäß der aktuellen S3-Leitlinie die multiparametrische MRT. Verschiedene Stu- dien beschäftigten sich mit der Sensitivität dieser Untersuchung zur Detektion eines Prosta- takarzinoms, wobei im Vergleich zu unserer Studienpopulation zumeist Patienten mit Ver- dacht auf ein Malignom der Prostata bei erhöhten PSA-Werten eingeschlossen wurden.

In einer Metaanalyse, welche von Godley et al. 2017 in Acta Radiologica publiziert wurde, wird anhand der Auswertung von 13 Studien mit einem Gesamtkollektiv von 522 Patienten, eine gepoolte Sensitivität von 59% bei einer Spezifität von 92% berichtet [68]. Die Ergeb- nisse werden beispielsweise durch eine prospektive Studie von Pokorny et al. aus dem Jahr 2014 sowie einer Metaanalyse von Rooij et al. bestätigt [69][70].

Die im Vergleich mit der PSMA-Bildgebung berichteten niedrigeren Detektionsraten sind dabei am ehesten durch die nicht vor-selektionierten, Biopsie-naiven Patientenkollektive be- dingt.

In einer Subgruppe von 22 Patienten unseres Studienkollektives standen sowohl eine präope- rative multiparametrische MRT als auch eine99mTc-MIP-1404-Szintigrafie zur Verfügung,

Referenzen

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