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Auswirkungen einer einförmigen Tätigkeit auf das subjektive
Befinden und die
Flimmerverschmelzungsfrequenz
Doctoral Thesis Author(s):
Martin, Ernst Publication date:
1977
Permanent link:
https://doi.org/10.3929/ethz-a-000116582 Rights / license:
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AUSWIRKUNGEN EINER EINFOERMIGEN TAETIGKEIT AUF DAS SUBJEKTIVE BEFINDEN UND DIE
FLMERVERSCHMELZUNGSFREQUENZ
ABHANDLUNG
zur
Erlangung
des Titels eines Doktors der Technischen Wissenschaften der
EIDGENOESSISCHEN TECHNISCHEN HOCHSCHULE ZUERICH
vorgelegt
vonMARTIN
, ERNST
Dipl.
Masch.Ing.
ETHgeboren
am 21.August
1943von
Ligerz (Kt. Bern)
Angenommen
aufAntrag
von Prof. Dr. E.Grandjean,
ReferentProf. Dr. E.
Ulich,
Korreferent1977
-219-
4 ZUSAMMENFASSUNG
Die
Auswirkungen einförmiger Tätigkeiten
auf den Menschen bildenden
Schwerpunkt
dervorliegenden
Arbeit.Im
theoretischen
Teil wird einekurzfristige Folge einförmiger Tätigkeiten behandelt,
die Monotonie. Monotonie ist ein Zustandherabgesetzter psychischer Aktivität,
welche sich vonErmüdung
und
Sättigung abgrenzen
lässt. Die Monotonie zeichnet sich durchdas Gefühl der
Müdigkeit, Stumpfheit
undSchläfrigkeit
aus. Siekann durch einen
Tätigkeitswechsel
wiederaufgehoben
werden.Einförmige Tätigkeiten
mit ihrengeringen Anforderungen
könnenaber auch
längerfristige Auswirkungen haben,
die sich in Beein¬trächtigungen
derpsychischen
undkörperlichen
Gesundheit äussern.Neurophysiologisch
lässt sich dieEntstehung
der Monotonie vorallem durch eine
geringe Reizmenge,
kleineReizvariabilität
undniedrige
Reizintensität erklären. Ausserdemspielt
dabei auchdie
"Bedeutungslosigkeit
der Reize" eine entscheidende Rolle. Die Monotonie wird heute als ein Zustand einesherabgesetzten
Akti-viertheitsgrades
des Gehirnsaufgefasst,
welcher vom Aktivitäts¬pegel
in der Formatio Reticularis und im limbischenSystem
ab¬hängt.
DieAdaption
und die Habituation sind weitereneurophysio- logische Vorgänge,
die wesentlich an derEntstehung
der Monotoniebeteiligt
sind.Aus
psychologischer
Sicht entstehtMonotonie,
wenn zu denobjek¬
tiven
Voraussetzungen
wieGleichförmigkeit
der Arbeitgewisse
in¬dividuelle
Voraussetzungen
wie z.B.geringe
Motivation hinzukom¬men.
Zur
Vermeidung
oderVerminderung
von Monotonie sollte die Arbeitorganisatorisch
sogestaltet werden,
dass vor allem derTätig-
keits-, Entscheidungs-
undKontrollspielraum
erweitert wird.Im
experimentellen
Teil wird mit zwei im Labordurchgeführten
Versuchsreihen
versucht,
dieFrage
zubeantworten,
wie sich eineeinförmige Tätigkeit
auf dassubjektive
Befinden und die visuelleFlimmerverschmelzungsfrequenz (FVF)
auswirkt.Es kamen
folgende
Verfahren zurAnwendung:
- die
Eigenzustandsskala
von Kitsch zurErfassung
dessubjektiven
Befindens- die FVF als Indikator des funktionellen Zustandes des Zentral¬
nervensystems
- den
Eysenck Personality Inventory
zurErfassung
der Persönlich- keitsmerkmale Extraversion-Irmruversion und Keurotizismus- die
"allgemeine
zentrale Alitiviertheit"(AZA)
von Bartenwerfer(nur
in Versuchsreihe2)
In Versuchsreihe 1 hatten 25
Versuchspersonen (Vpn)
während ca.3 Stunden eine
einförmige Tätigkeit
und im Kontrollversuch eineabwechslungsreiche
auszuführen. Während sich dersubjektive
Zu¬stand
(Handlungsbereitschaft
undHandlungsfähigkeit)
der Ver¬suchspersonen
durch dieeinförmige Tätigkeit
verschlechterthat,
ist er durch dieabwechslungsreiche praktisch
nicht verändert worden. Die FVF sank während dereinförmigen Tätigkeit
stark ab(1.9 Hz)
während derabwechslungsreichen jedoch
nur schwach(0.3 Hz).
Obwohl dersubjektive
Zustand und die FVF-Werte nach dereinförmigen Tätigkeit
aufgewisse
desaktivatorische Tendenzenhinweisen,
müssen wir das Ausmass der Monotoniezustände als ge¬ring
bezeichnen.In Versuchsreihe 2 hatten 17
Vpn
während11/2
Stunden dieselbeeinförmige Tätigkeit
auszuführen wie in Versuchsreihe 1. Unmittel¬bar
anschliessend
wurde denVpn
10 Minutenlang
eineanregende Tätigkeit (Lösen
vonIntelligenztest-Aufgaben) gegeben.
In einer zweiten identischenSitzung
wurde die FVF mit dersogenannten
"Forced-Choice"-Methode bestimmt,
um den Einfluss der Messmethode auf die FVF-Werte zuprüfen.
-221-
Während der
einförmigen Tätigkeit
verschlechterte sich der sub¬jektive
Zustand(Handlungsbereitschaft
undHandlungsfähigkeit);
Während der anschliessenden
anregenden Tätigkeit
verbessert sichder
subjektive
Zustand bis zu einemgewissen
Grad wieder. DieseWirkung
deranregenden Tätigkeit bestätigt
unsereAnnahme,
dass die vorangegangeneeinförmige Tätigkeit
dieVpn
unterfordert hat.Auch die
"allgemeine
zentrale Aktiviertheit" weist in diese Rich¬tung:
Nach dereinförmigen Tätigkeit
ist siepraktisch unverändert,
nach deranregenden jedoch
starkangestiegen.
Die
FVF,
bestimmt nach derselben Methode wie in Versuchsreihe1,
ist nach der
einförmigen Tätigkeit
deutlichgefallen (1.1 Hz),
nach der
anregenden
wieder leichtangestiegen (0.1 Hz).
Sie ver¬hält sich
qualitativ
also ähnlich wie dassubjektive
Befinden.Die
FVF,
bestimmt nach der"Forced-Choice"-Methode
bleibt während dereinförmigen Tätigkeit
unverändert und sinkt dann während deranregenden
ab. Somit dürften die beiden Messmethoden nicht diegleiche
Variable messen.In beiden Versuchsreihen
zeigt
sich dieVerschlechterung
des sub¬jektiven
Zustandes besonders auch in einer Abnahme des Zufrieden¬heitsgrades,
welche dadurcherfolgt
seindürfte,
dassgewisse
Bedürfnisse inbezug
auf die Situation(Tätigkeit)
nicht befrie¬digt
worden sind. Hier könnte unter anderem der Ansatz fürlängerfristige negative Auswirkungen einförmiger Tätigkeiten
liegen.
S U M M A R Y
This
study investigates
the effects ofsimple repetitive
taskson the individual.
The theoretical section deals
mainly
with a short-term effect ofrepetitive
tasks -monotony.
Anattempt
is made toexplain monotony
from aneurophysiological
andpsychological point
of view and toshow how it can be avoided.
In the
experimental
section the effects of asimple repetitive
taskon the
subjective
State and the critical flickerfrequency (CFF)
ofsubjects
are determinedby
means cf 2laboratory
series.In the first test
series,
25subjects
carried out arepetitive
task for 3 hours. The control test consisted oflively
tasks. Whereasthe
subjective
State wasimpaired by
therepetitive task,
it washardly affected by
thelively
tasks. The decrease of CFF is marked for therepetitive task,
butonly slight
for thelively
tasks.In the second test
series,
17subjects
carried out the samerepetitive
task as in the first test series for
11/2
hours. Anactivating
tasklasting
10 minutes followedimmediately
thereafter. In a further iden- tical Session the CFF was determinedby
means of a second method.During
therepetitive
task thesubjective
Statedeteriorated,
butimproved again
to a certaindegree during
theactivating
task. TheCFF shows a marked decrease after the
repetitive
task and aslight
increase after theactivating
task. When the CFF is determinedby
the second