Th ilo Th ielke wurde in Hannover geboren, wo er von 1985 bis 1990 für die Neue Presse arbeitete Von 1990 bis 1996 war er für Spiegel TV tätig und berichtete hauptsächlich über den Balkan 1997 kam er zum Spiegel, zunächst ins Deutschland-, dann ins Sportressort Von 2003 bis 2008 zog er für den Spiegel nach Nairobi - dort wurden auch seine Kinder geboren Danach war er Korrespondent in Bangkok Seit 2013 lebt er mit seiner Familie wieder in Ostafrika und führt eine Lodge am Kilimandscharo (www kaliwalodge com) In den vergangenen Jahren veröff entlichte er zahlreiche Bücher über Zeitgeschichte, ferne Länder (Kenia, Sudan, Philippinen) und Fußball (Stan Libuda)
Portrait des farbenfrohen Königreichs in 151 Momentaufnahmen
1 Aufl age
© Conbook Medien GmbH, Meerbusch, 2013 Alle Rechte vorbehalten
www conbook-verlag de www 1-5-1 de
Projektleitung und Lektorat: Birgit Schmidt-Hurtienne Einbandgestaltung: LNT Design, Köln
Satz: David Janik
Druck und Verarbeitung: Printer Trento Srl , Italy Printed in Italy
ISBN 978-3-943176-43-8
Bildnachweis (genannt sind die Nummern der Momentaufnahmen):
Nousha Salimi: 50 Dirk Claus: 61, 144, 146, 150 Fabio Polenghi: 105, 116, 135, 139, 145 Nick Nostitz: 83
Kurt Pelda: 124 Heike Vijsma: 147 Cornelia Pfauter: 151 (Karte)
Alle weiteren Fotografi en: Bianca und Th ilo Th ielke
Die in diesem Buch dargestellten Zusammenhänge, Erlebnisse und Th esen entstammen den Erfahrungen und/oder der Fantasie des Autors und/oder geben seine Sicht der Ereignisse wieder Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden Personen, Unternehmen oder Institutionen sowie deren Handlungen und Ansichten sind rein zufällig Die genannten Fakten wurden mit größt- möglicher Sorgfalt recherchiert, eine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit können aber weder der Verlag noch der Autor übernehmen Lesermeinungen gerne an feedback@conbook de
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THAILAND
Portrait des farbenfrohen Königreichs in 151 Momentaufnahmen
151
4
Land und Leute 8
Die Nationalflagge 10
Wirtschaft 11
Gäste 12
Essen 14
Chili 16
Reis 17
Grünes Curry mit Huhn 18
Wein 20
Buddha 22
Buddhas Lehre 24
Der Kopf 26
Der Mönch 28
Geisterhaus 30
Stillgestanden! 32
Land der Freien 34
Bhumibol 36
Militär 38
Insekten essen 40
Red Bull 42
Suvarnabhumi 44
Stadt der Engel 46
Shopping 48
One Night in Bangkok 50
Khao San Road 52
Straßenverkehr 54
Taxifahren 56
Tuk-tuk 58
Motorradtaxi 60
Skytrain 62
Klongs 64
Schwimmende Märkte 66
Grundkurs Deutsch-Thai 68
Grundkurs Thai-Deutsch 69
Durian 70
Klebreis mit Durian 72
Singha 74
Elefanten 76
M Momentaufnahmen
Elefantenkrankenhaus 78Die Killerelefanten von Ayutthaya 80
Elefantenführerschein 82
Filmkulisse Thailand I 84
Schlangen 85
Tiger 86
Tigertempel 88
Filmkulisse Thailand II 90
Garuda 92
Siamkatzen 94
Filmkulisse Thailand III 96
Thaksin 98
Yingluck 100
Gelbhemden 102
Rothemden 104
Kamalaya 106
Ginger Tamarind Cooler 108
Schönheit 109
Dresscode 110
Land des Lächelns 112
Friedfertigkeit 114
Mekong 116
Chiang Mai 118
Mae Sot 120
Hilltribes 122
Karen 124
Giraffenfrauen 126
Die Shan 128
Obstschnitzen 130
Bambus 132
Geschnetzeltes 134
Siam Sunrise 135
Thaihaus 136
Blumengirlanden auf der Straße 138
Geben 140
Der Wai 142
Füße 144
Namen 146
5
Wahrsager 148
Zahlen 150
Heimweh I 152
Demenz 154
Die Sache mit dem Hakenkreuz 156
Heimweh II 158
Hilfssheriff 160
Der Fotograf 162
Der Verleger 164
Heimweh III 166
Wald 168
Banyanbaum 170
Lotos 172
Heilige Bäume 174
Kokosnuss 176
Kao Tom Mu 178
Traditionelle Chinesische Medizin 180
Sukothai 182
Ayutthaya 184
König Taksin und seine Brigade 186
Anna Leonowens 188
Die Brücke am Kwai 190
Siamesische Zwillinge 192
Farbenlehre 194
Tanz 195
Der Peniskult 196
Wettleidenschaft 198
Muay thai 200
Sepak takraw 202
Der Strand 204
Hua Hin 206
Krabi 207
Ranong 208
Seenomaden 210
Moken-Märchen 212
Songkran 214
Tattoo-Festival 215
Yantras 216
M Momentaufnahmen
Diwali 218Vegetarierfestival 220
Kalender 222
Wetter 224
Hochwasser 226
Goldenes Dreieck 228
Preah Vihear 230
Visa Run 232
Der Flüchtling 234
Der Waffenhändler 236
Fälschungen 238
Die GIs in Thailand 240
Issan 242
Moslems 244
Nang kwak 246
Kunst aus Müll 248
Moderne Kunst 250
Gegensätze 252
The Oriental 254
Botschaft 255
Die Fußballschule 256
Krankenhaus 258
Massage 260
Seide 262
Kathoey 264
Blinde Straßenmusikanten 266
Vermummung 268
Moskitos 270
Shrimp-Farm 272
Zitronengras 273
Banana-Flower-Salat 274
Thai-Whiskey 276
7-Eleven 278
Yaba 280
Gegenbesuch 282
Lesen 283
Thailandkarte 284
Danksagung 286
Für Sophie
Für Sophie
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Thailand umfasst eine Fläche von 513.000 Quadratkilometern und ist damit rund anderthalbmal so groß wie die Bundesrepublik Deutsch- land. Die Einwohnerzahl beträgt rund 70 Millionen, das sind rund zehn Millionen Einwohner weniger als Deutschland, aber rund neun Millionen mehr als das Vereinigte Königreich hat.
Die Nachbarländer sind Burma im Norden und Westen, Laos und Kambodscha im Osten und Malaysia im Süden Die größte Nord- Süd-Ausdehnung des Landes beträgt 1 620 Kilometer, also ungefähr die Entfernung von Hannover nach Palermo Die schmalste Stelle aber, zwischen dem Golf von Siam und der burmesischen Grenze, misst so viel wie der Weg von Hamburg-Zentrum nach Poppenbüt- tel, nämlich 13 Kilometer Thailand liegt zwischen dem fünften und 21 nördlichen Breitengrad und dem 96 und 106 östlichen Län- gengrad – ungefähr auf der Höhe von Äthiopien oder Kolumbien also Die höchste Erhebung des Landes ist der Berg Doi Inthanon in der Chiang-Mai-Provinz Er ist 2 565 Meter hoch und damit rund 400 Meter niedriger als die Zugspitze
Das Bruttoinlandsprodukt Thailands beträgt rund 345 Millionen US-Dollar, das von Deutschland liegt bei 3 577 Millionen (Schät- zung des Internationalen Währungsfonds für 2011) Das Klima ist tropisch-monsunal Die Temperaturen schwanken in Chiang Mai von 13–29 Grad im kühlen Januar und 22–36 Grad im heißen April In Bangkok ist es im Schnitt noch wärmer, im Januar ist es 21–32 Grad und im April 26–35 Grad heiß
1 Land und Leute
Berg und Tal
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1 Land und Leute
Berg und Tal
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Ursprünglich war die Flagge Siams blutrot wie die der Kommunis- ten. Später kam ein weißes Chakra Vishnus hinzu, danach ein chang phuek: ein weißer Elefant.
Ausländer sollen zur damaligen Zeit Probleme gehabt haben, das heilige Tier zu erkennen, besonders, wenn die Fahne ordentlich flatterte Und auch König Vajiravudh (1881–1925) haderte mit der Flagge Im Jahr 1916 soll er aus dem Fenster seines Palastes geschaut und direkt auf eine verkehrt herum aufgehängte Flagge geblickt haben Das ist das internationale Zeichen für Gefahr, und König Rama VI war darüber so erzürnt, dass er umgehend die Schaffung einer neuen Nationalflagge anordnete In der Mitte des neu geschaf- fenen Werks befand sich nun ein breiter blauer Balken, der seiner persönlichen Geburtsfarbe entsprach und die Monarchie repräsen- tiert Oben und unten sind etwas schmalere rote Balken als Symbol für das Blut, welches die Thais für die Heimatverteidigung vergossen haben Getrennt werden Blau und Rot durch weiße Streifen, die für den Buddhismus ste-
hen Rot, blau und weiß waren zudem die Farben der Thai- Alliierten im Ersten Weltkrieg (Frankreich, Großbritannien, USA) Thong-Thrai-Rong, die Flagge Thailands, war geboren Und das Bes- te daran: Man kann sie nicht mehr verkehrt he- rum aufhängen
2 Die Nationalflagge
Mit Blut und Buddha und Blau für den König
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Unten wuchert die Megacity Bangkok. Oben sitzt Stefan Bürkle im 25. Stock, blickt durch eine gewaltige Glasfront in seinem Büro und ist immer noch begeistert von der Dynamik.
»Das Land deckt eine unglaublich breite Produktionspalette ab«, schwärmt der Mann von der Deutsch-Thailändischen Handelskam- mer, »es ist einer der weltgrößten Exporteure von Lebensmitteln, der elftgrößte Automobilproduzent und stark in der Textilindus- trie « Außerdem seien die Handelspartner breit gestreut: »Keiner der großen Exportmärkte Japan, China, USA oder Europa nimmt eine Sonderstellung ein «
Zudem machten günstige Büromieten, eine gute Infrastruktur und gute Stromversorgung das Land zu »einem der günstigsten Pro- duktionsstandorte der Welt« Man kann ja nicht gerade behaupten, dass Thailand in der Vergangenheit nicht gebeutelt gewesen sei Das Hochwasser hat riesige Industriegebiete im Umkreis von Bangkok heimgesucht und die Festplattenproduktion lahmgelegt – Thailand ist nach China zweitgrößter Hersteller weltweit Politische Unruhen und Putschgerüchte haben für Unsicherheit gesorgt
Dennoch sind die Prognosen günstig Thailands Volkswirtschaft ist so groß wie die polnische, sagt Bürkle Das Bruttosozialprodukt wird zu 47 Prozent im Dienstleistungsgewerbe erwirtschaftet, zu 44 Prozent in der Industrie und zu acht Prozent in der Landwirtschaft Außerdem ist Thailand einer der größten Exporteure von Shrimps und Reis weltweit Mag die Weltwirtschaft auch taumeln, Thailand scheint gewappnet
2 Die Nationalflagge
Mit Blut und Buddha und Blau für den König 3 Wirtschaft Tigerstaat
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Für ihre Gastfreundschaft wurden schon die alten Siamesen gerühmt. »Gebäude werden zum Nutzen der Reisenden errichtet«, freute sich Britanniens Gesandter Sir John Brow- ning im Jahre 1857, »und Frauen bringen spontan Krüge voll Wasser, um den Durst derjenigen zu stillen, die reisen.«
Ein beliebtes Reiseziel ist Thailand bis heute geblieben Fünf- zehn Millionen Touristen kommen in einem durchschnittli- chen Jahr Das sind, zum Vergleich, rund fünfmal so viele, wie jedes Jahr die Philippinen besuchen Es sind viele Strand- und Trekkingtouristen darunter, einige suchen auch die Liebe ihres Lebens
Besonders diese Liebeshungrigen machen nicht nur gute Erfahrungen im Land des Lächelns, weiß Dennis Hage aus Hamburg-Harburg (jetzt: Phuket), der einen Ratgeber über die Thaifrau verfasst hat (Wer nicht hören will, muss fühlen).
»Durch die feminine Hingabe dieser Art von Frau und das le- benslustige und scheinbar liebevolle Wesen bekommt der deut- sche Mann – der in Deutschland von hochnäsigen Emanzen angewidert und gefrustet ist – in Thailand das Gefühl, dass es hier tatsächliche Freundschaft und Wärme gibt«, warnt er, »sie ist meist wesentlich zierlicher als eine europäische Frau, hat sehr schöne schlanke Beine und einen kleinen knackigen Po «
Auf andere Vorzüge hatte schon Satiriker Gerhard »Ich-heiß- ja-eigentlich-Grundwirmer« Polt hingewiesen: »Sie ist äußerst sauber, sie schmutzt nicht, wie der Asiate an und für sich über- haupt nicht schmutzt « Das böse Erwachen kommt nach Hage später Dann muss der schmachtende Teutone irgendwo im Issan, dem nordöstlichen Teil Thailands, Mai Lings Riesensippe ernäh- ren und wird nach Strich und Faden ausgenutzt Hage: »Nur in der Hoffnung auf einen finanziellen Vorteil nehmen Thais die Unannehmlichkeit auf sich, mit einem farang (Ausländer) Zeit zu verbringen « Oder poetischer:
»Die junge Frau jetzt goldbehangen, der Ehemann beginnt zu bangen Das Geld ist weg, das Häuschen steht,
’s wird Zeit, dass jetzt der farang geht «
4 Gäste Willkommen im Paradies
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4 Gäste Willkommen im Paradies
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Für Feinschmecker ist Thailand ein wahres Paradies. An fast jeder Ecke locken Straßen- stände, an denen Spieße mit Hühnchen-, Schweine- oder Rindfleisch angeboten werden.
Überall laden kleine Esslokale zu einem ro- ten oder grünen Curry ein, und zwar rund um die Uhr und recht günstig Auch wer es international mag, ist an vielen Orten gut aufgehoben Bangkok wimmelt förmlich von ausgezeichneten französischen, japanischen oder italienischen Restaurants Und wer auf seine Currywurst oder seine fish and chips nicht verzichten mag, wird spätestens in den meisten Touristenhochburgen fündig
Es hat den Anschein, als äßen Thais den ganzen Tag, und man wundert sich, wie sie sich dabei ihre zierlichen Figuren erhalten Anders als in Deutschland, mit Frühstück, Mittagessen und Abendbrot, werden in Thailand allerdings viele Zwischenmahlzeiten eingenommen, meist kleinere Portionen und das über den gan- zen Tag verteilt Messer und Gabel sind ver- pönt, sie gelten als aggressiv und gehören nur in Ausländerrestaurants zur Grundausstattung Stäbchen werden seltener als in den asiatischen Nachbarländern benutzt Die Thais essen mit dem Löffel, was voraussetzt, dass die Portionen vorher mundgerecht zurechtgeschnitten werden Obst und Gemüse sind meist frisch, ebenso wie der Fisch
Man merkt, dass das Land mit üppiger Ve- getation und langen Küsten gesegnet ist Schade nur, dass McDonald’s und Starbucks in letzter Zeit auch in Thailand auf dem Vormarsch sind Dennoch: Essen ist definitiv sanuk. Das bedeutet Spaß auf Thailand
5 Essen Lecker
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5 Essen Lecker
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Kaum ein Thaigericht wird ohne die feurigen roten, orangefarbe- nen oder grünen Chilischoten zubereitet. Ursprünglich stammt der Begriff wohl von dem indianischen Wort txile ab.
An Bord portugiesischer und spanischer Schiffe gelangten die ersten Chilis später nach Asien Ihr botanisch korrekter Name ist Capsicum annuum, Capsicum frutescens oder Capsicum chinense, und um Scho- ten handelt es sich bei ihnen mitnichten: Chilis sind Beerenfrüchte und gehören, wie Kartoffeln oder Tomaten, zu den Nachtschatten- gewächsen (Familie: Solanaceae) Mindestens 150 Sorten gibt es zwi- schen Mexiko und Japan
Thais verwenden am liebsten die sogenannten Vogelaugen-Chilis (prik-khi-noo), klein, feuerrot und höllisch scharf Doch Chilis trei- ben uns nicht nur die Tränen in die Augen Sie sind auch ausgespro- chen gesund Sie enthalten Vitamin C und Provitamin A, Kalzium, Phosphor und Eisen, sie fördern die Verdauung, können Fieber sen- ken und haben eine kühlende Wirkung, da sie schweißtreibend sind Vogelaugen-Chilis sollten am besten kühl, luftdicht und im Dunk- len gelagert werden
Die Schärfe wird von dem Alkaloid Capsaicin verursacht Dabei kommt sie wohl weniger von den Samenkörnern als von den weißen Scheidewänden der Frucht, die am meisten Capsai- cin enthalten Der Schärfegrad der teuflischen kleinen Dinger wird übrigens in Scoville gemes- sen: Gemüsepaprikas rangieren bei null Scoville, die schärfsten
Habanero-Chilis bringen es auf 300 000 Scoville Wer es also nicht so scharf mag, entfernt Scheidewände und Samen vor dem Essen Und wenn das al- les nicht hilft: die Schärfe mit Weißbrot und Milch oder Jo-
ghurt löschen
6 Chili Schön scharf
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Morgens, mittags, abends: Reis. Reis zum Nachtisch mit frischem Obst, Reis zum Betrinken als Reiswein oder -schnaps. Auf den Rice In- novation Awards 2011 wurde in Bangkok sogar ein Reis-Eis prämiert.
Reis ist das Grundnahrungsmittel im überbevölkerten Asien, er wird hier schon seit 6 000 Jahren kultiviert »In manchen asiatischen Sprachen ist das Wort für Reis identisch mit dem Wort für Leben«, weiß Brot für die Welt. Früher gab es rund eine halbe Million ver- schiedener Arten – derzeit werden immer noch rund 100 000 Sorten in einem Institut auf den Philippinen gelagert Doch die Abhängig- keit so vieler Menschen von einer Ware schafft Probleme
Spekulanten haben sich auf das Getreide (Oryza sativa) gestürzt Dem Ölpreisschock folgten Spekulationsblase und Nahrungsmit- tel-, Kredit- und Weltwirtschaftskrise In der Folge kam es zu ei- ner fatalen Kettenreaktion: In Panik schotten immer mehr Staaten ihre Märkte ab Länder wie Indien legen riesige Reserven an, um die Nahrungssicherheit zu gewährleisten, und verknappen damit das Angebot weiter
Die Folge: Nur noch rund dreißig Millionen Tonnen Reis werden jedes Jahr auf dem freien Markt gehandelt Die Preise gehen rauf und runter wie auf einer Achterbahn »An manchen Tagen haben wir Preisschwankungen wie früher innerhalb eines Jahres«, sagt der Ökonom Samarendu Mohanty vom International Rice Research In- stitute
6 Chili Schön scharf 7 Reis Mehr als ein Grundnahrungsmittel
18 Zutaten
500 ml Kokosnussmilch 50 g grüne Currypaste 500 g Hähnchenbrustfilet 1 Brühwürfel 3 Auberginen 1 Chilischote 1 Handvoll Erbsen 1 Handvoll Basilikum 1 Zitronenblatt Zubereitung
150 ml Kokosnussmilch werden in eine tiefe Pfanne gegeben, danach lösen wir die Curry- paste unter Rühren darin auf und lassen al- les kurz aufkochen Dann schneiden wir das Hähnchenbrustfilet in Streifen, geben es dazu und lassen alles zwei Minuten lang aufköcheln Die restliche Kokosnussmilch wird dazugegos- sen Wir geben den Brühwürfel dazu und las- sen ihn sich auflösen Auberginen, Erbsen und Chilis werden gewaschen, danach die Aubergi- nen geviertelt, die Chilis halbiert und in Streifen geschnitten Alles in die Pfanne geben und bei mittlerer Hitze rund zehn Minuten köcheln las- sen Am Schluss geben wir Basilikum und das Zitronenblatt dazu und lassen alles gut durchzie- hen Vor dem Servieren entfernen wir das Zitro- nenblatt
8 Grünes Curry mit Huhn
Guten Appetit!
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8 Grünes Curry mit Huhn
Guten Appetit!
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Eigentlich dürfte hier in Südostasien am 13. Breitengrad ja gar kein Wein wachsen, zumindest kein guter, meinen die Traditiona- listen aus Bordeaux, der Toskana oder dem Rheingau. Die schwö- ren darauf, dass Wein nur zwischen dem 30. und 50. Breitengrad gedeiht. Von wegen.
Die New Latitude Wines, die Weine aus den anderen Breitengra- den, sind seit Jahren auf dem Vormarsch An edle Tropfen aus Chile und Argentinien hat man sich schon gewöhnt Doch jetzt kommt guter Wein auch aus Burma oder Thailand
Drei Premium-Weine produziert die deutsche Winzerin Kath- rin Puff, die seit September 2007 bei Siam Winery in Thailand für die Produktion verantwortlich ist: einen weißen Shiraz, einen roten Shiraz und einen Colombard Ihr größter Stolz, der White Chiraz, eigentlich ein Rosé, hat 2008 bei der Vin Austria Wine Challenge die Goldmedaille abgeräumt und bei der Mundus Vini (Deutsch- land), der FBAT Wine Challenge (Thailand) und der Syrah du Monde (Frankreich) jeweils Silber
Regelmäßig bedenkt der amerikanische Weinpapst Robert Par- ker die Thaiweine mit guten Noten Doch Weinbau in Thailand ist eine Wissenschaft für sich Hier,
wo die Sonne stets zwischen 18 und 19 Uhr untergeht, gibt es viel weniger Licht als im europäischen Sommer, die Intensität reicht oft nicht aus für einen Fruchtansatz Dafür wächst alles im feuchtwar- men Klima wie in einem Treibhaus
»Ständig müssen die Reben ge- schnitten und kontrolliert werden«, sagt Puff, »der Weinbau ist in Thai- land viel arbeitsintensiver und weni- ger ertragreich «
Niedrige Lohnkosten machen den Weinbau in Thailand dennoch möglich 30 Hektar bewirtschaftet die Siam Winery in Hua Hin, zehn Hektar von Bewässerungsgräben durchzogene »schwimmende Weinberge« im Chao-Phraya-Delta »Der Wein ist gut«, sagt Kath- rin Puff, »jetzt müssen wir nur noch die Konsumenten überzeugen «
9 Wein Zum Wohl!
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9 Wein Zum Wohl!
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Als Begründer des Buddhismus gilt Siddhartha Gau- tama, Spross eines südasiatischen Adelsgeschlechts, der im sechsten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung gelebt haben soll.
Überdrüssig seines Lebens in materiellem Wohlstand und bewegt von Begegnungen mit Leidenden (einem greisen Krüppel, einem Fiebernden, einem verwesen- den Leichnam und einem Asketen) beschloss »der ver- hätschelte Prinz« (so der amerikanische Religionswis- senschaftler Stephen Prothero) im Alter von 29 Jahren, seine Frau Yasodhara, den gemeinsamen Sohn Rahula und den Palast, in dem er sein bisheriges Leben ver- bracht hatte, zu verlassen und als Bettelmönch durch die Welt zu ziehen
Er meditierte, lernte eine Art Yoga, führte ein as- ketisches Leben, doch so richtig kam er nicht voran in seinem Streben nach Weisheit Erst mit 35 oder 36 soll ihn unter einer Pappelfeige die Erkenntnis heimgesucht haben Fortan nannte er sich Buddha, der Erleuchtete
»Er erkannte den Grund unseres Leidens: Wir wünschen uns, dass die Welt anders wäre«, schreibt Prothero, »und er erkannte, dass sein Leiden selbst durch diese Einsichten verschwand « Seit dieser Nacht war jedenfalls alles anders Die nächsten 45 Jahre lang sollte Buddha nun durch Indien ziehen, seine neue Lehre verkünden und Anhänger um sich scharen Eine Erfolgsgeschichte: Von Indien aus verbreitete sich der Buddhismus in alle Himmelsrichtun- gen, im Süden nach Sri Lanka und von dort in die süd- ostasiatische Inselwelt, bis ins Gebiet der heutigen Staaten Burma, Thailand und Vietnam; über die Berggipfel des Hi- malaja nach Tibet; im Norden nach Zentralasien und über die Seidenstraße nach China, von wo aus schließlich Korea und Japan erreicht wurden Heute sind sogar Tiger Woods, Richard Gere und Tina Turner bekennende Buddhisten
10 Buddha Vom Müßiggang zur Weisheit
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10 Buddha Vom Müßiggang zur Weisheit
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»Langsam blühte, langsam reifte in Siddhartha die Erkenntnis, das Wissen darum, was eigentlich Weisheit sei, was seines langen Suchens Ziel sei«, so hat es sich zumin- dest Hermann Hesse in seinem Siddhartha ausgemalt: »Es war nichts als eine Bereitschaft der Seele, eine Fähigkeit eine geheime Kunst, jeden Augenblick, mitten im Leben, den Gedanken der Einheit denken, die Einheit fühlen und einatmen zu können.«
Im Zentrum der Lehre stehen vier edle Weisheiten Sie lassen sich ungefähr folgendermaßen zusammenfassen: Das Leben ist voller Leid Wir leiden, weil wir nach Dingen trachten, die uns unglücklich machen, weil wir neidisch und gierig sind Wir können uns aber von diesen Eigenschaften befreien, wenn wir dem »achtfachen Pfad« folgen
Dieser Pfad besteht aus folgenden Grundbegriffen: der rechten Anschauung, das heißt: an die vier edlen Weishei- ten zu glauben, dem rechten Denken, das heißt: freundlich und ohne Groll zu sein, der rechten Rede, das heißt: nicht zu lügen, dem rechten Handeln, das heißt: Gutes zu tun, dem rechten Lebenserwerb, das heißt: nicht mit Waffen, Drogen oder Lebewesen zu handeln, dem rechten Streben, das heißt:
Hass, Neid oder Gier zu unterdrücken, der rechten Achtsam- keit, das heißt: seinen Körper zu spüren, der rechten Samm- lung, das heißt: seinen unsteten Geist zu kontrollieren
11 Buddhas Lehre
Anleitung zum Glücklichsein
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11 Buddhas Lehre
Anleitung zum Glücklichsein
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Für die britische Bildhauerin Katharine Dowson war die heikle Frage beantwortet. 2005 begab sich die forsche Dame in einen Magnet- resonanztomografen und ließ ein Bild ihres Gehirns erstellen.
Die Aufnahme teilte sie dann in zwei Hälften und schloss sie in Ple- xiglasblöcke ein Fertig war My Soul und wanderte von Ausstellung zu Ausstellung Aber war das nun Kunstwerk oder Provokation?
Darüber, wo die Seele sitzt, streiten Hirnforscher und Frömmler schließlich seit Ewigkeiten Thais würden zwar kaum auf die Idee kommen, aus ihrer Hirnmasse ein Hologramm zu machen, dürften die Frage aber ähnlich beantworten wie Dowson Zwar glauben Bud- dhisten nicht an die christliche Seele Dennoch ist ihnen der Kopf der wichtigste Teil des menschlichen Körpers Immerhin steigen aus Buddhas Kopf die Flammen des Lebens empor, und in Thailand wie in anderen buddhistischen Ländern gilt: Der Kopf ist heilig
Niemals also sollte man den Kopf eines Fremden berühren, au- ßer man hat einen ausgefallenen Beruf wie Friseur oder Hirnchirurg Viele Thais nehmen den Respekt gegenüber dem Kopf so ernst, dass sie nicht in den unteren Geschossen eines mehrstöckigen Hauses wohnen möchten und geduckt an kleinen Menschen vorübergehen Und früher sollen sich manche Siamesen strikt geweigert haben, un- ter einer Brücke hindurchzugehen, die jemand anderes gerade pas- sierte
12 Der Kopf Bitte nicht berühren!
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12 Der Kopf Bitte nicht berühren!
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Sie sind neben dem Sonnenuntergang wohl das beliebteste Motiv knipsender Touristen: die Mönche, wie sie, den Schädel kahl rasiert und in orangefarbene Roben gehüllt, durch die Gegend ziehen und sich ihr Essen erbetteln. Dabei sind die meisten gewissermaßen
»nur« Feierabendmönche.
Jeder Mann, so will es der Buddhismus, soll drei Monate seines Le- bens als Mönch verbringen Die Motivation, den Schritt ins Kloster anzutreten, mag unterschiedlich sein Die einen treibt tatsächlich das Verlangen nach Meditation, andere bloß die Konvention und dritte die kostenlose Schulbildung, die sich viele arme Th ais nicht leisten können
Daneben gibt es allerhand andere Vorteile: Mönche bekommen zum Beispiel bestimmte Sitze im Skytrain reserviert, sparen vielerorts das Eintrittsgeld und dürfen als Erste ins Flugzeug Außerdem ge- hen viele Th ais aus Ehrfurcht nur gebückt an ihnen vorbei Der Preis, den die Mönche für diese Privilegien zahlen, ist allerdings hoch Sie müssen 227 Vorschriften befolgen – unter anderem dürfen sie kein Parfüm benutzen, kein Geld berühren und keinen Sex haben Früher wurden diejenigen, die von der Wollust dennoch übermannt wurden, über einem Holzkohlefeuer zu Tode gegrillt Wer in späteren Zeiten ertappt wurde, musste für den Rest seines Lebens Gras schneiden oder die Reismühle des Königs bedienen
Heute werden Lustmönche einfach aus dem Kloster geschmissen und auf diese Weise entrobt Das ist vergleichsweise milde