A2796 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 42⏐⏐20. Oktober 2006
M E D I Z I N
vanten Strahlentherapie und der Nachsorge bestehen deutliche Diskrepanzen. Die hohe Anzahl der Sentinel- Lymphknotenuntersuchungen, aber auch die Daten zur Auswirkung der adjuvanten Radiatio auf die Rezidiv- neigung, machen jedoch Hoffnung, dass die Versorgung von Merkelzellkarzinompatienten zunehmend effekti- ver gestaltet werden kann. Kontrollierte, prospektive Studien zu Diagnostik und Therapie sind aber weiterhin dringend nötig, um qualitativ bessere Erkenntnisse ge- winnen zu können.
Danksagung
Der Dank der Autoren gilt allen Ärzten der Hautkliniken, die diese Erhebung mög- lich gemacht haben und die nicht als Koautoren berücksichtigt werden konnten, insbesondere den Kollegen aus Berlin, Frankfurt, Freiburg, Hamburg, Homburg, Kiel, Mannheim, Münster, Neukölln, Nürnberg, Tübingen, Würzburg sowie den Schweizer Kollegen aus Zürich. Ein weiterer Dank gilt Frau Brigitte Bauer für die große Unterstützung bei der Datensammlung und deren Auswertung. Ebenso möchten die Autoren ihren Dank an Familie Gaissmaier, Stegaurach richten, deren großzügige Spende in Erinnerung an Herrn Walter Gaissmaier diese Erhebung mit ermöglicht hat.
Interessenkonflikt
Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des In- ternational Committee of Medical Journal Editors besteht.
Manuskriptdaten
Manuskript eingereicht: 28.12. 2005, revidierte Fassung angenommen: 2. 8. 2006
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Anschrift für die Verfasser Prof. Dr. med. Jürgen C. Becker Universitätshautklinik Würzburg Josef-Schneider-Straße 2 97080 Würzburg
E-Mail: becker-jc@mail.uni-wuerzburg.de
REFERIERT
Genotyp-basierter Therapieansatz bei Depression bald möglich?
Die unipolare Depression ist eine häufige Erkrankung mit erheblichen sozialmedizinischen Folgen für Betroffene. Nur bei einem Teil der Pati- enten erreichen Antidepressiva eine vollständige Remission. Dabei ist nicht vorhersagbar, welche Patienten in welchem Ausmaß auf die un- terschiedlichen antidepressiven Medikamente ansprechen. Diese in- terindividuellen Unterschiede sind unter anderem auf genetische Fak- toren zurückzuführen.
Die Arbeitsgruppe von Francis J. McMahon untersuchte 768 gene- tische Varianten in 68 Kandidatengenen, die an Stoffwechselwegen beteiligt sind, innerhalb derer Antidepressiva ihre Wirkung entfalten.
Das Untersuchungskollektiv bestand aus zwei Stichproben mit 859 und 438 unipolar depressiven Patienten, die mit dem Serotonin- Reuptake-Hemmer Citalopram behandelt wurden. Je nach Therapie- ansprechen wurden die Patienten in Gruppen von Respondern und Nicht-Respondern unterteilt. In beiden Gruppen war einheitlich ein
Allel einer genetischen Variante im HTR2A-Gen (Serotonin-2A-Rezep- tor-Gen) hochsignifikant mit der Therapie-Response assoziiert.
Gegenüber Patienten, die homozygot für das „Non-Responder-Allel“
waren, hatten Patienten, die homozygot für das „Responder-Allel“
waren, ein 18 Prozent niedrigeres Risiko, nicht auf Citalopram anzu- sprechen. Interessanterweise ist die Frequenz des Responder-Allels in Populationen afrikanischer Herkunft wesentlich geringer als bei Europäern (6 Prozent versus 42 Prozent). Dies erklärt auch, weshalb Patienten mit afrikanischer Abstammung wesentlich schlechter auf Citalopram ansprachen. Allerdings geben die Autoren nicht an, ob das unterschiedliche Therapieansprechen zwischen beiden ethni- schen Gruppen unter anderem bezüglich sozialer Faktoren korrigiert war.
Sollten weiterführende Untersuchungen die Befunde bestätigen, wäre ein pharmakogenetischer, d. h. genotyp-basierter Therapiean- satz in Zukunft denkbar, der einen wesentlich verbesserten Therapie-
erfolg verspricht. shm
McMahon FJ, Buervenich S, Charney D et al.: Variation in the gene encoding the serotonin 2A receptor is associated with outcome of antidepressant treatment. Am J Hum Genet 2006; 78: 804–14.
E-Mail: mcmahonf@intra.nimh.nih.gov