[186] Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 33⏐⏐17. August 2007
B E R U F
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er seine Bewerbungsunter- lagen zusammenstellt, sollte bedenken, nach welchen Kriterien sie von der Personalabteilung ge- prüft werden. Die professionelle Bewerbung beginnt deshalb bereits beim Studium der Stellenanzeige.Die Ärztin/der Arzt achtet darauf, welches Anforderungsprofil in der Anzeige deutlich wird und wel- che Qualifikationen und Kompeten- zen der potenzielle Arbeitgeber er- wartet oder voraussetzt. So erhält man Informationen darüber, welche seiner Ausbildungsinhalte, Tätig- keitsschwerpunkte und außerberuf- lichen Aktivitäten im Bewerbungs- schreiben in den Mittelpunkt ge- rückt werden müssen. Bei Kliniken und Praxen, die ihre Anforderungen äußerst detailliert beschreiben, steht zu erwarten, dass die Bewerbungs- unterlagen mit einem bestimmten Profil abgeglichen werden. Der Arzt verdeutlicht daher: „Ich erfülle Ihre Anforderungen, und zwar weil . . .“
Die Bewerbungsunterlagen
Wenn das Anforderungsprofil der Stelle aus dem Anzeigentext nicht klar hervorgeht, muss sich der Arzt die Informationen anderweitig be- schaffen. Dann kann er sich telefo- nisch beim Krankenhaus erkundi- gen oder unter Kollegen nachfra- gen, ob dort etwas über die Stelle bekannt ist. Diese Informationsbe- schaffung ist noch bedeutsamer bei Initiativbewerbungen.Stets gilt: Die Bewerbungsunter- lagen müssen so weit wie möglich auf die Bedürfnisse des Arbeitge- bers zugeschnitten sein. Bei der Zu- sammenstellung der Unterlagen ist darauf zu achten, es dem Empfänger so einfach wie möglich zu machen.
Dazu gehören:
> Positiver optischer Eindruck.
Ist der Umschlag zerrissen, falsch frankiert oder unleserlich beschriftet, beschäftigt sich der Personalverant- wortliche gar nicht erst mit den Un- terlagen. Äußerlichkeiten wie Um- schlag oder Papier und Erschei- nungsbild der Bewerbung lassen Rückschlüsse zu, wie ernst es dem Bewerber ist.
> Vollständige Bewerbungsun- terlagen. Anschreiben, Lebenslauf, Bewerbungsfoto und Kopien aller Zeugnisse, Praktika, Berufsab- schlüsse, Fort- und Weiterbildungs- zertifikate sind Pflicht.
> Lesefreundlichkeit. Das An- schreiben vermittelt dem Personal- verantwortlichen einen ersten Ein- druck. Hier sind der Sinn und das Gefühl für das Wesentliche – bezo- gen auf die Position – gefragt.
> „Vernetzung“ von Anschrei- ben und Unterlagen. Die im An- schreiben genannten Schlüsselbe- griffe müssen im Lebenslauf und in den Zeugnissen belegt werden. Bei- spiel: In der Positionsbeschreibung wird die Teamfähigkeit als relevant bezeichnet. Der Arzt stellt sie im An- schreiben heraus und belegt sie durch den Nachweis entsprechender Tätig- keiten in Studium und Praktika.
> Kompetenzvielfalt. Der Perso- naler setzt die Fachkompetenz des Arztes voraus. Interessant für ihn ist:
Über welche sozialen und emotiona- len Fähigkeiten verfügt der Bewer- ber? Dies wird er später im Einstel- lungsgespräch ansprechen: „Arbeiten Sie lieber allein oder mit anderen zu- sammen?“ oder „Wo sehen Sie sich beruflich in drei oder fünf Jahren?“
Der Arzt überlegt jedoch, wie er bereits in der Bewerbung Verhal-
tenskompetenzen wie Arbeits- und Eigenmotivation, Engagement, Team- fähigkeit, Zielorientierung, Stress- verhalten, Entscheidungsverhalten oder Loyalität nachweist.
Das Foto zählt
Entscheidend ist der Gesamtein- druck, den die Unterlagen hervorru- fen. Bestimmte Aspekte verdienen je- doch besondere Aufmerksamkeit. So betrachten die meisten Personalent- scheider zunächst einmal das Foto der Ärztin/des Arztes, bevor sie die Unterlagen durchgehen. Professio- nelle Fotos sind daher Pflicht. Ange- messene Kleidung, offenes Lächeln, aktuelles Foto und zumindest Pass- bildgröße – das sind die Standards.
Im Anschreiben steht der Nutzen im Vordergrund – den zum Beispiel die Klinik hat, wenn es den Arzt ein- stellt. Die Nutzenargumentation bil- det daher im Anschreiben einen Schwerpunkt. Als Schlusssatz eig- net sich eine Formulierung wie:
„Habe ich Ihr Interesse geweckt?
Dann freue ich mich über ein per- sönliches Gespräch mit Ihnen.“
Bleibt die Frage, ob der Arzt Aus- kunft zu Hobbys und außerberufli- chem Engagement geben soll. Man- che Personaler lesen diese Aus- führungen nie. Allerdings sind gera- de die Hobbys oft ein Hinweis auf die Motivationsstruktur des Bewer- bers. Und sie erlauben die Ein- schätzung, ob ein Bewerber eher ein Einzelkämpfertyp oder ein Team- arbeiter ist. Trotzdem: Die sachliche Tätigkeitsbeschreibung der Akti- vitäten, die mit der Position zu tun haben, sollte im Zentrum jeder Be-
werbung stehen. I
Karin und Michael Letter E-Mail: info@5medical-management.de