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Archiv "Wirbelsäulenchirurgie" (16.05.2008)

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Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 2016. Mai 2008 365

M E D I Z I N

Fachgesellschaften gefragt, wobei diese bisher keine aus- reichende Beteiligung bewirkten. Als Organisationsform mit Vorbildfunktion sei die „Swedish Lumbar Spine Study Group“ genannt, die unter Nutzung des zentralistisch strukturierten Gesundheitswesens alle spinalen Eingriffe erfasst und auswertet. Somit erlangt keine Operationsme- thode ungeprüft Verbreitung in der klinischen Praxis. Für den deutschsprachigen Raum könnte „Spine Tango“, ein Datenerfassungssystem der Europäischen Wirbelsäulen- gesellschaft, diese Rolle einnehmen und eine Grundlage für die Planung multizentrischer Studien sein, sofern nicht die Fachgesellschaften selbst aktiv werden. Bei wissen- schaftlichen Aktivitäten sollte man auf strikte Unabhän- gigkeit von der medizintechnischen Industrie achten. Dies gilt insbesondere für neu etablierte Methoden. Die zu en- ge Verbindung zwischen Therapeuten und medizintechni- scher Industrie gipfelte im Februar diesen Jahres in einer öffentlichen Anhörung des US-Senates.

Die individuellen Ergebnisse wirbelsäulenchirurgi- scher Eingriffe können auch bei richtiger Indikations- stellung und perfekt ausgeführter Operation erheblich schwanken. Umso wichtiger ist die Erweiterung der klini- schen Forschung und Qualitätssicherung. Aktuell fehlt es in der Behandlung von spinalen Stenosen nicht an geeig- neten Operationsverfahren, vielmehr muss deren systema- tische Untersuchung vorangetrieben werden. Gemeinsam mit einer zielgenauen Versorgungsforschung und strikten Qualitätssicherungsmaßnahmen für alle operierenden Einrichtungen kann die Ausweitung der Eingriffszahlen und Operationsindikationen gelenkt werden. Das Vertrau- en der zuweisenden Kollegen und der Patienten in die Möglichkeiten der Wirbelsäulenchirurgie kann langfristig nur erhalten werden, wenn auch die Grenzen der derzeiti- gen Methoden klar gezogen sind.

Interessenkonflikt

Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des Inter- national Committee of Medical Journal Editors besteht.

Manuskriptdaten

eingereicht: 28. 4. 2008, revidierte Fassung angenommen: 28. 4. 2008 Spinal Surgery: Systematic Trials are Needed

Anschrift des Verfassers Prof. Dr. med. Rolf Kalff

Klinik für Neurochirurgie, Friedrich Schiller Universität

Erlanger Allee 101, 07740 Jena, E-Mail: rolf.kalff@med.uni-jena.de Dtsch Arztebl 2008; 105(20): 365

DOI: 10.3238/arztebl.2008.0365

EDITORIAL

Wirbelsäulenchirurgie:

Systematische Studien notwendig

Rolf Kalff

D

ie Wirbelsäulenchirurgie – als Grenzgebiet zwi- schen Neurochirurgie und Orthopädie – hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte erfahren. Dazu zählen der flächendeckende Zugang zu hochmoderner MRT-Dia- gnostik sowie neuartige Implantate und Operationsverfah- ren ebenso wie die Spezialisierung auf das Fachgebiet selbst. Diese zeigt sich in einer steigenden Zahl spezieller Abteilungen oder Kliniken für Wirbelsäulenchirurgie.

Gleichzeitig wird durch die Krankenkassen eine deutliche Zunahme von Bandscheibenoperationen registriert, in den USA ein überdurchschnittlicher Anstieg der spinalen Fusi- onsoperationen. Die Industrie rechnet mit einer jährlichen Steigerung von 10 bis 12 %, entsprechend einer Ver- sechsfachung für den Zeitraum 1993 bis 2014.

Die degenerative Spinalkanalstenose wird in der Bou- levardpresse gern als „vergessene“ Krankheit bezeichnet, womit suggeriert werden soll, dass bei rechtzeitiger Er- kennung und Beseitigung der Stenose vielen Patienten ge- holfen werden könnte. Thomé, Meyer und Börm legen dar, dass es für therapeutische Entscheidungen an syste- matischen Studien mit überzeugenden Ergebnissen fehlt.

Dies wirkt sich direkt auf die Qualität existierender Leitli- nien aus. Die klinische Erfahrung und das Eingriffsspek- trum des Operateurs sind oft die einzigen Entscheidungs- grundlagen. Zudem ist das Vorhandensein einer degenera- tiven Spinalkanalstenose nicht gleichbedeutend mit einer zervikalen Myelopathie beziehungsweise einer neuroge- nen Claudicatio spinalis. Dennoch wird häufig der Steno- se per se ein Krankheitswert zugeordnet. Diese Umstände zwingen bei der therapeutischen Entscheidung zu beson- derer Sorgfalt und Zurückhaltung. Vor der Wahl des Ope- rationsverfahrens steht die sichere Indikationsstellung. Im Fall einer symptomatischen lumbalen Spinalkanalstenose muss zunächst die konservative Therapie ausgeschöpft werden. Eine beginnende oder progrediente zervikale My- elopathie hingegen ist konservativ nicht suffizient behan- delbar. Hier sind – entgegen der Darstellung der Autoren – die motorisch evozierten Potenziale prognostisch bedeut- sam. Wichtig ist nicht nur der richtige Zeitpunkt, jeder Eingriff sollte auch so geplant werden, dass er perspekti- visch zum optimalen Ergebnis führt. Dabei ist nicht das am wenigsten invasive Verfahren auch das ideale. Die An- sicht, dass jede Operation an der Wirbelsäule nur den natürlichen Verlauf der Degeneration moduliert, führt zu oft zu einer Art Stufentherapie mit wiederholten Eingrif- fen. Der Tendenz, Intemediäroperationen als temporäre Lösungen anzubieten, muss klar entgegengewirkt werden.

Systematische prospektive Studien können nicht von einzelnen Einrichtungen erbracht werden. Hier sind die

Zu den Artikeln

„Die degenerative zervikale Spinalkanalstenose“

von Meyer, Börm und Thomé und

„Die degenerative lumbale Spinalkanalstenose“

von Thomé, Meyer und Börm

auf den folgenden Seiten

The English version of this article is available online:

www.aerzteblatt-international.de

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