EMISSIONEN
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Wieland Krötz und Gerhard Englert, Freising-Weihenstephan d ruck i n der a ngrenzenden Luft. Die zu
gehörige Proportiona l itätskonstante ist der Stoffü berga ngskoeffizient für Am mo
niak. Beide Mod elle geben d iesen Koeffi
zienten in Abhä ngigkeit von der Luftge
schwi nd igkeit a n . Z H A N G geht von einem konstanten Partialdruck ü ber der Grenz
fläch e a us. ELLIOTT u n d COLLI NS [2] be
trachten d ie N H3-Emission in einem Ge
flügelstall und berech nen den N H3-Parti
ald ruck aus der Gas-Massenstrombilanz der Zwa ngsbelüftung.
Rechen mod e ll für die
N H3-E m ission aus Festm ist
Ausgangspunkte für verfahrenstechnische Maßnahmen zur Verringerung der NH3·
Emission aus Festmist sind die für die Emission maßgebenden Einflußgrößen.
Um diese ermitteln zu können, wurde als Forschungsansatz die Bildung eines System-Rechenmodells gewählt. Der vorliegende Beitrag stellt die Konzeption d ieses Rechenmodells und erste Ergeb
n isse bei der Ermittlung von Stoffkenn·
werten des Festmistes vor.
F
ür d ie Entwicklung des Systemmodells der N H3-Emission aus Festm ist wurde ein systemtechnischer Ansatz gewäh lt [ 1 ] . Ausgangspunkt der Systemanalyse und -modellierung wa ren zwei i n der Literatur a ngegebene Modelle für die N H3- Emission aus Flüssigmist [2, 3]. Diese wurden zunächst in ein EDV-Rechenmo
dell zusammengeführt. Die Lösung der Bila nzierungsgleichu ngen für den N H3- Stoffstrom ( Diffusionsgleichung) und d ie bei Festmist zu beachtenden Wärmeströ
me (Wärmeleitungsgleichung), welche das Modell bilden, e rfolgt mit der Finite
Element-Methode (FEM). l n d ie Berech
nu ngen eingehende Eigenschaftswerte des Festmistes werden d u rch Nachmo
deliierung von Messungen gewonnen.
EDV-Rechenmodell für die N H3-Emission aus Flüssigmist
Beide Modelle für d ie N H3-Emission aus Flüssigmist erfassen d ie an der Emission beteiligten Teilprozesse (siehe Prozeßmo
dell in Bild 1) soweit wie möglich analy
tisch. Quantitative Erklärungsmodelle für die Teil prozesse l iegen zur Zeit nicht vor.
Die beiden Fl üssigm istmodelle verwen
den deshal b zur mathematischen Be
schreibung Meße rgebn isse und Model
lanna hmen. ZHANG [3] berücksichtigt d ie Abhängigkeit des N H3-Massenstro-
Dip/. Phys. Wieland Krötz ist wissenschaftli
cher Mitarbeiter am Institut für Landtechnik der TU München (Direktor: Prof Dr. Dr. h.c.
Hans Schön), PD Dr. Gerhard Englert vertritt dort das Lehrgebiet " Landtechnische Grund
lagen".
Die Verfasser danken der Deutschen For
schungsgemeinschaft für die finanzielle Förderung des Forschungsvorhabens, in dessen Rahmen Herr Krötz an seiner Disser
tation arbeitet.
Referierter Beitrag der Landtechnik 82
mes von der Tem peratur, Lagerzeit und der Tiefe des Flüssigmistbehälters mit Meßergebnissen. ELLIOTT und COLLI NS [2] gehen von einem täglichen N H3-Mas
senstrom von 20 % der Ausga ngsstoffe bei optimalen Bedingu ngen (pH-Wert: 9;
Temperatur: 35 ac) aus. Die Veränderung des N H3-Massenstromes m it der Tempe
ratur wird d u rch Korrektur mit der AR
R H E N I US-G ieichung, d ie Abhängigkeit vom pH-Wert nach [4] erfaßt.
Harnsaure usw.
Uric acid etc.
EDV-Rechenmodell
für die N HJ·Emission aus Festmist Einbeziehung der Prozesse des Flüssigmistmodells
Für d ie sehr kom plexen Prozesse der Am
moniakerzeugung in Festmist liegen zur Zeit nur qualitative B eschrei bungen vor.
Es ist deshalb vorgesehen, d ie biologi-
NH, in Luft NH, in air
GRENZ
FLÄCHE
NH,
Freisetzung
BOUNDARY SURFACE
NH,
Release
Harnsäure usw.
Uric acid etc.
Biologische Umsetzung Blological Conversion
Bildung von gelöstem NH3 Production of dissolved NH3
NH3-Transport NH3-Transport
NH3 gelOst NH3 dissolved
Bild 1 : Prozeßmode/1 für die Bildung und Freisetzung von NH3 bei Flüssigmist Fig 1 : Process mode/ for production and emission of NH3 in solid manure [2, 31
Die B ildung des gelösten N H3 wird d u rch das Massenwirkungsgesetz be
schrieben. Die Tem peratura bhängigkeit der Dissoziationskonstanten ist in [5] an
gegebe n . Dem im Flüssigm ist gelösten N H3 läßt sich ein Dam pfdruck zuordnen, der in beiden Modellen mit dem H EN RY
Gesetz berechnet wird . Die H EN RY-Kon
stante für Ammoniak ist nach [5] expo
nentiell von der Tem peratur abhängig.
ln dem Modell von ZHANG [3] wird der Stofftransport im Flüssigm istvolumen hin z u r Grenzschicht Luft-Flüssigmist be
rücksichtigt. ZHANG n immt a n , daß der Transport von N H3 und N H4• in Wasser d u rch Diffusion erfolgt und d u rch d ie Dif
fusionsgleichung besch rieben wird . Zur Lösung d ieser partiellen Differentialglei
chung verwendet ZHANG eine eindimen
sionale Finite-Differenzen-Methode.
Der freigesetzte N H3-Massenstrom ist proportional zur Differenz a us Dam pf
d ruck im Flüssigmist und NH3-Partial-
sehe U msetzung wie bei ELLIOTT und COLLI N S als " Biack-Box"-Modell zu er
fassen . Zunächst wird jedoch davon a us
gegangen, daß sich d ie Bestimmungs
gleichungen d es Flüssigmistmodells ü bertragen lassen. Nach Vergleich der Er
gebnisse aus Simu lation u nd Experiment sind dann gegebenenfa lls Korrekturen vorzu nehmen.
Bei der B i ldung d es gelösten N H3 wird die Lage des G leichgewichts nach dem Massenwirkungsgesetz d urch den nicht löslichen Trockensu bstanzgehalt des Festmistes nicht beeinfl ußt, jedoch erfolgt eine Verschiebung d u rch die höheren Ionen konzentrationen infolge der feh len
den Verd ü n n u ng. Der pH-Wert geht als Einga begröße in das Modell ein. Die Be
rechnung der N H3-Konzentration u nd des N H3-Dam pfdruckes in Festm ist er
folgt wie beim Flüssigmist
Im Flüssigm istmodell nach ZHANG ist d ie N H3-Diffusion in Wasser der vorwie-
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0 +---+---+---4---�Bild 2: Veränderung der spezifischen Wärmekapazität von Festmist mit dem Trockensubstanzgehalt
Cl) 0 0,2 0,4 0,6 0,8
Trockensubstanzgehalt dry matter content
Fig 2: Variation of specific heat capacity of solid manure with the dry matter content
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0 0,2 0,4 0,6 0,8 1
Bild 3: Veränderung der Wärmeleitfähigkeit von Festmist mit der Rohdichte
Rohdichte p (kg/dml)
Fig. 3: Vanation of thermal conductivity of solid manure with bulk density
bulk density gende N H3-Transportmechanismus. Bei Festmist, einem Gemisch aus vorwiegend Wasser, Gas und Strukturmaterial wird davon ausgegangen, daß in der Flüssig
phase des Festmistes der Stofftransport ebenfalls d u rch Diffusion erfolgt. Der ho
he Strukturmaterialanteil verhi ndert d ie Konvektion in der Fl üssigkeit. Der Diffusi
onskoeffizient von N H3 in Wasser ist mit ei nem Wert von 3,2.10-9 m2 s·1 seh r klein.
Dagegen hat der Diffusionskoeffizient von N H3 in Luft mit 5,5.10-5 m2 s·1 einen um vier Größenordnungen höheren Wert. Der D iffusionskoeffizient von N H3 in Festmist liegt zwischen den beiden Grenzwerte n . Je kleiner d i e Rohd ichte, desto größer ist der Luftanteil u nd desto schneller erfolgt der N H3-Transport. Wegen des großen Ei nflusses a uf den Emissions-Mas
senstrom ist eine quantitative Erfassung des Diffusionskoeffizienten von N H3 in Festmist erforderlich. Dies sol l d u rch N achmodeliierung von M essungen ge
schehen.
Modellerweiterung
l n Festmist, i n dem anaerobe und aerobe biologische U msetzungen para l lel a blau
fen , beobachtet man i n Gegensatz zu Fl üssigmist eine starke Selbsterwä rmung d u rch aerobe Prozesse. l n Tiefm istställen w u rden beispielsweise Temperaturen von bis zu 50 oc gemessen [6] . Für Festmist
Emissionsmodelle ist daher die Kenntnis
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eines orts- und zeitabhängigen Tem pera
turfeldes notwendig. Für d ie Modeliierung ergeben sich daraus zwei Aufgaben :
• Modeliierung der Wärmeströme zur orts- und zeita bhängigen Temperatur
feld berechnung
• Kopplung der N H3-Stoffströme m it den Wärmeströmen
Die Tem pe raturfeldberechnung erfolgt mit der Wärmeleitungsgleichung. Diese hat die gleiche mathematische Stru ktu r wie d ie Diffusionsgleichung. Die numeri
sche Lösung ka nn desha l b ü be r das glei
che Rechenprogram m erfolgen. Zur Lö
sung werden für die G rößen, die in d ie Wärmeleitu ngsgleic h u ng eingehen, Re
chenwerte benötigt:
• Festmist Rohdichte, spezifische Wär
meka pazität, Wärmeleitfähigkeit
• Wä rmesen ke U ntergrund und U mge
bungsluft: Wärmeü bergangskoeffizient, U mgebungstem peratur
• Wärmeq uelle durch biologische U mset
zung im Festmist volumenbezogener Wärmestrom
Die entsprechenden Rechenwerte wer
den tei ls d u rch d i rekte Messung (etwa Rohd ichte), teils ü ber Nachmodeliierung von Messungen bestimmt.
Finite-Element-Methode
Zur Lösung der partiellen Differentia lglei
chungen für die Diffusion und Wä rmelei
tung wird die Finite-Element-Methode [7]
in Form des Rechen programms M ARC eingesetzt. Vorteil d ieser M ethode:
• Es lassen sich beliebige Geometrien be
ha ndeln . Rechenwerte oder Funktionen für die Startbed i ngu ngen sowie Quellen und Senken sind frei wä h l ba r. Das heißt a ber, daß unterschiedl iche Meßanord
nu ngen nachzumodellieren sind.
• Den Zellen lassen sich beliebige Werte für die Stoffkenngrößen zuordnen.
Kopplung des Wärmestrom
und Stoffstrommodells
Die Kopplung des Stoff- u nd Wärme
strommodells erfolgt bei der Simulation, i ndem zunächst der Beobachtungszeit
raum in mehrere 100 Zeitschritte einge
tei lt wird . Zu jedem Zeitschritt wird das orts- und zeita bhängige Tem peratu rfeld berechnet. Dieses bestimmt dann die G röße der Quellen u nd Senken des N H3- Stoffstroms. Im zweiten Schritt werden d ie Konzentrationsverteilung und der frei
gesetzte N H3-Massenstrom ermittelt.
Bestimmung der thermophysikal ischen Kennwerte von Festmist
Die Ermittlung der thermophysikalischen Kennwerte des Festmistes in Abhä ngig
keit von den Struktu rgrößen Rohd ichte und Trockensu bstanzgehalt e rfolgte über die Modeliierung von gemessenen Wär
meströmen, welche Tiere a n Festmist a b
geben [6] . Dazu wurden in einem FEM
Modell der Versuchsa nlage zunächst li
neare Funktionen fü r d ie Abhängigkeit der Wärmeleitfä h igkeit von der Rohdichte und der spezifischen Wärmeka pazität vom Trockensu bstanzgehalt entspre
chend vorliegenden Ken ntnissen ange
nommen. Der Vergleich der Ergebnisse a us Simulation u nd Experiment führt dann ü ber eine schrittweise Anpassung der Modellfunktionen zu den in den Bil
dern 2 und 3 dargestellten Funktionen.
Die U ntersuchu ngen werden fortge
führt m it FEM-Modellieru ngen von Mes
su ngen in a nderen Forsch u ngsvorha ben zur Erm ittlu ng des N H3-Diffusionskoeffi
zienten in Festmist sowie zur Qua ntifizie
rung der Wärmestrom- und N H3-Massen
stromquellen bei der biologischen Um
setzung.
Literaturhinweise sind unter LT 98 207 vom Verlag erhältlich.
Schlüsselwörter
N H3-Emission, Festmist, Systemmodell, Finite-Element-Methode
Keywords
N H3-emission, solid manure, system mo
del, finite element method
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