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Mechanische Unkrautregulierung in der Pflanzenreihe

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Academic year: 2022

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PFLANZENSCHUTZ

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Martin Klausmann, Anja Bau mert, Joachim Müller und Karlheinz Köller, Hohenheim

Mechanische Unkrautregulierung in der Pflanzenreihe

Nach der Umsetzung der EU-Richtlinie 91/414 sind Indikationslücken entstan­

den, die zu einer Erschwernis der chemi­

schen Unkrautregulierung in Sonderkultu­

ren wie zum Beispiel dem Heilpflanzen­

anbau führten [1 ]. Die mechanische Unkrautregu lierung stellt in solchen Bereichen eine Alternative zur chemi­

schen Bekämpfung dar. Am Institut wurde das bekannte Prinzip der Fingerhacke [21 der Firma Kress und deren Vorläufer [3]

aus den USA weiterentwickelt. Der ge­

baute Prototyp beseitigt auch in der Reihe stehendes Unkraut effektiv.

D

auf dem unterschiedlichen Schlupf er Hackeffekt d ieser Maschine beruht der Werkzeuge, die radial auf einer Me­

tallscheibe befestigt sind. Im Feldversuch wurden Behandlungseffekte bis zu 80 % gemessen [4] . Zur Zeit wird die Hacke in verschiedenen Ku lturen getestet, um wei­

teres Daten material und Erfahrungen zu sammeln, d ie in eine Weiterentwicklung einfließen können .

Die Hackmaschine

Bei der Hackmaschine handelt es sich um ein mehrreihiges Gerät mit bodenge­

triebenen Werkzeugen zur U nkraut­

bekämpfung in der Reihe. Ein Hackele­

ment der Maschine besitzt zwei Hackkör­

per. Der Hackkörper besteht aus einer drehbar gelagerten Scheibe, die rad ial mit abwechselnd starren und flexiblen Werk­

zeugen ausgestattet ist. I nsgesamt sind 32 Werkzeuge pro Fingerscheibe mon­

tiert. Der Bodenantrieb erfolgt ü ber starre Metallzinken, welche in halbaxia ler Rich­

tung am Schei benumfa ng angebracht sind. Sie a rbeiten senkrecht im Boden . Die Scheibe ist dementsprechend um ei­

nen bestimmten Winkel in R ichtung der Pflanzenreihe geneigt, wodurch ein defi-

Prof Dr. Karlheinz Kö//er ist Leiter des Fach­

gebietes " Mechanisierung und Bewässerung"

des Institutes für Agrartechnik in den Tropen und Subtropen der Universität Hohen heim, Garbenstr. 9, 70599 Stuttgart, e-mail: koel­

ler@ats.uni-hohenheim.de. Dr. sc. agr.

Joachim Müller ist Mitarbeiter und Dipl. -lng.

sc. agr. Anja Baumert Doktorandin am Institut. Dipl. -lng. sc. agr. Martin Klausmann war als Student im Rahmen seiner Diplomar­

beit am Institut tätig. Den Firmen Salushaus und Hatzenbichler danken wir für die Unter­

stützung der Untersuchung.

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nierter Teil der Antriebszin ken in den Bo­

den eindringt und bei Vorwärtsbewegung der Hacke ein gegensinniges Abrollen der Scheiben bewirkt. Bild 1 zeigt eine sche­

matische Da rstellung der Hacke.

Von jeder Seite greifen d ie flexiblen Werkzeuge abwechselnd in die Pfla nzen­

reihe ein. Die sta rren Werkzeuge bearbei­

ten den Boden in der Peripherie der Wur­

zel . ln Fahrtrichtung sind die Scheiben in der Horizontalprojektion der Scheiben­

achse um 30° angestellt. Damit wird er­

reicht, dass die Werkzeuge von oben in die Reihe eingreifen und nach außen a r­

beiten. Dabei werden d ie flexiblen Werk­

zeuge gespannt. ln der Entspan n u ngs­

phase wird das U nkra ut zusa mmen mit losen Bodenpartikeln zwischen die Rei­

hen befördert.

Aus der Horizontalen sind d ie Scheiben um 60° geneigt. Dies entspricht dem Win­

kel a in der Zeichnung. U m den ge­

wü nschten Arbeitseffekt zu erzielen, ist es eine Grundvora ussetzu ng, dass d ie An­

triebszinken tiefer in den Boden eingrei­

fen als d ie starren Hackwerkzeuge. N u r so ist sicherzustellen, dass d i e Scheiben über die Zinken angetrieben werden.

Treiben die starren Werkzeuge d ie Schei­

ben an, geht der Hackeffekt verloren.

Die U ntersuchungen haben ergeben, dass man das Stadium der Kulturpflanze über die Auswahl der flexi blen Werkzeu­

ge und d ie Einstellung berücksichtigen muss. Optimal einsetzbar ist die Maschi­

ne in Pflanzungen, in denen die Kultur­

pflanze einen deutlichen Vorsprung zum U nkraut a ufweist. Behand lungseffekte der Hacke sind m it bis zu 80 % gemes­

sen worden. Für den Hackeffekt sind der Schlupf und die Werkzeugarten von großer Bedeutung.

Die Funktion des Schlupfes

Das Funktionsprinzip der Fingerhacke wurde von M üller [2] untersucht. Auch bei d ieser Maschine beruht d ie Hackwir­

kung auf der horizontalen Scherwirkung der flexi blen Werkzeuge im Boden. U n­

terstützt wird d ies durch d ie tief in den Boden eingreifenden starren Werkzeuge.

Für d ie Funktion der Hacke sind der Ra­

dius der Werkzeuge und der Radius der Antriebszinken ausschlaggebend . Der negative Schlupf der Antriebszinken wird durch die Differenz des Rad ius der Zin-

ken zu denen der Werkzeuge in positiven Schlupf gewa ndelt. Dies ist a uf eine größere U mfa ngsgeschwindigkeit der Werkzeugspitzen zurückzufü hren. Dabei wurde festgestellt, dass mit steigendem Schlupf der Werkzeuge der Hackeffekt zunimmt. Eine Aufhebung des Hackef­

fektes wird bei einem Schlupf der An­

triebszinken von 22 % erreicht. ln d iesem Zustand weisen die Werkzeuge keinen positiven Sch l u pf mehr auf. Je geringer der Schlupf der Antriebszinken, desto besser ist der Arbeitseffekt Ü ber den Neigungswinkel a der rotierenden Schei­

ben und ü ber d ie Länge der flexiblen Werkzeuge kan n man den Schlupf direkt beei nfl ussen . Ergebnisse einer Sch l u pf­

messung sind in Bild 2 dargestellt.

Bei einer d u rchschnittlichen Fa hrge­

schwindigkeit des Trägerfahrzeuges von 5,98 km/h erreichte die Hacke eine Durchschnittsgeschwi nd igkeit von 4,94 km/h . Die Sta ndarda bweichung ist bei diesen Werten mit 0,03 km/h etwas höher als bei dem Trägerfahrzeug m it 0,02 km/h . Der Variationskoeffizient (VK) wur­

de bei einem Neigungswinkel a von 60°

mit 0,8 % berechnet. Dieser Wert beruht auf einer sechsfachen Wiederholung.

Nach [2] wurde der VK fü r d ie Finger­

hacke mit 3,5 % berech net. Ein niedriger VK steht fü r einen gleichmäßigen Lauf der Fingerscheibe.

Werkzeugbauarten

ln der Entwicklungsphase wurden ver­

schiedene Werkzeugbauarten getestet.

Eine Auswahl verschieden starrer und fle­

xibler Werkzeuge standen zur Verfügung.

Polyamidrundmateria l , Rundsta h l (St37) und Federstah l wurden als Vertreter der starren Werkzeuge untersucht. Ziel der U ntersuchung war es, ein Werkzeugma­

teria l auszuwählen, das selbst unter wi­

drigen Bodenverhältnissen die Bearbei­

tung in der Reihe sicherstellen kann. Die Werkzeuge wurden dazu vermessen . Ge­

messen wurden d ie angelegte Kraft und d ie Auslenkung des Werkzeugs. Da bei zeigte sich, dass sich der Rundsta hl bei einer Belastung von 32 N gleichmäßig und irreversibel verformt. Das Polya m id­

werkzeug weist einen zunehmenden Aus­

lenkwi nkel m it steigender Belastung auf.

Allerdings bricht das Material, wen n eine Kraft von über 30 N angelegt wird . Als op-

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' . . . .. . . .. . . .

Ans1cht 1n

�ebene gedreht 8 ---...---.---,---.----0 ' 00 km/h

Bild 1 : Schematische Darstellung der Hacke Fig. 1 : F unctional diagram of the harrow

30 G r a d 25

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Bild 2: Schlupf der Hacke über die Zeit Fig. 2: Harrow s/ip in the course of time

Bild 3: Kräfte an unterschiedlichen Werkzeugen bei verschiedenen Aus­

lenkwinkein Fig. 3: Forces an different tools with varied working angels

4 m s

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<:

5

4 Federfinger B mm

1--JV--F-+--.1---f----+--- Spri�g Finger 8 mm wohl die 8 mm als auch die 13 mm Fe­

der zeigten gute Hackeffekte in den

an der Reihe zurückzufüh re n . Sobald die Pflanze zwischen den Fingern einer Fin­

gerscheibe eingeklemmt wird , ist ihr Ver­

lust kaum mehr zu verhindern . N u r über eine optimale Führung an der Reihe kön­

nen d iese Verluste minimiert werden. Die Tiefenregulierung stellt h ier ein weiteres Problem dar. Auf Grund der großen An­

zahl vön Werkzeugen a uf einer Scheibe läuft d ie Hacke auf und erreicht som it nicht ihre gewünschte Arbeitstiefe. Im Feldversuch wurden die Hackelemente mit jeweils zwei 25 kg Frontgewichten be­

schwert. Denkba r wäre auch eine Kombi­

nation der Hacke mit Gänsefußscharen zur Regu lierung der Arbeitstiefe.

0 0 2 4 6

Kr a f t F

timal stellte sich das Federstahlwerkzeug heraus, dass Kräfte von bis zu 92 N a uf­

nehmen kann, ohne sich zu verformen.

Die Elastizität des Federstahles ist i nsbe­

sondere dann wichtig, wenn trockene Kluten die Hacke blockiere n . Da bei wer­

den enorme Kräfte auf d ie Werkzeuge ausgeübt, d ie der Federstahl auffangen kann, ohne sich zu verformen.

Die Materialien der flexiblen Werkzeuge waren: ein Gummifinger der Fingerhacke, ein 8 mm 0 Stahlseil, ein 8 mm 0 um­

manteltes Stahlseil, ein Federstrang 8 m m 0 und ein Federstrang m it 13 m m 0.

Bild 3 zeigt die Ergebnisse der Versuche m it den flexiblen Werkzeugen .

Das Diagramm zeigt die Auslenkwinkel der Werkzeuge über den lateral wirken­

den Kräften . Der Gummifinger weist ei­

nen proportionalen Anstieg a uf. ln den Versuchen hat sich herausgestellt, dass das ummantelte Sta h lseil den Werten des G u mmifi ngers am nächsten kommt. l n Feldversuchen zeigte sich jedoch, dass m it dieser Werkzeugvariante auch der größte Schaden in der Kultur angerichtet wurde. Die getesteten Federstränge wei­

sen beide einen nahezu proportionalen Anstieg der Kurven auf. Die 8 mm Feder u nterscheidet sich von der 13 mm Feder in der Höhe der Auslenkung. Bei der 8 m m Feder ist die Auslenkung bei geringer Kraft größer als bei der 13 mm Feder. So-

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Federfinger 13 mm Spnng finger 1 3 mm

8 N 1 o Feldversuchen . Der Durchmesser der Federwerkzeuge kann dem Stadium der Kulturpflanze an­

gepasst werden.

Zur Optimierung des Hackeffektes wur­

de die Länge der Werkzeuge so ausge­

richtet, dass die starren Werkzeuge nicht in die Reihe eingreifen, sondern n u r a n der Reihe a rbeiten. Sie drücken den Wu r­

zelballen der Pflanze beim Eingreifen in den Boden an und lockern die Erde gleichmäßig nach a ußen . Die Länge der flexiblen Werkzeuge wurde so gewä hlt, dass sie sich in der Reihe ü berla ppen. So­

mit ist die Bearbeitung der Zwischenräu­

me sichergestellt. Gleichzeitig steigt da­

durch die a ktive Werkzeuglänge und er­

höht somit den Hackeffekt Fazit

ln den Versuchen im Labor und im Feld hat sich gezeigt, dass der Hackeffekt übe r verschiedene Parameter stark beeinflusst werden kann. Die Auswa hl des Werk­

zeugmaterials und dessen Mod ifizierung sorgten für eine sau bere Hackwirkung in der Reihe. Besonders ü ber d ie Optimie­

rung der Einstellung des Neigungswin­

kels konnten d ie Laufeigenschaften der Hacke verbessert werden, was durch den Schlupfversuch bestätigt wurde.

Die Rei henführung und die Tiefenregu­

lierung müssen ebenfalls optim iert wer­

den. Die Verluste an Pflanzen material in der Reihe sind a uf nicht sauberes Fahren

Der Einsatz der Hacke in Kombination mit beispielsweise einer Sternhacke stellt eine Alternative zum chemischen Pflan­

zensch utz in Sonderkulturen dar. Im öko­

logischen La ndbau ist damit eine Mini­

mierung der Handarbeit u nd da mit auch der Kosten denkbar.

Literatur

[ 1 ] Pank, F.: Chemische U n krautbekämpfung in Arznei- und Gewürzpflanzen. Zeitschrift für Arznei- und Gewürzpflanzen ( 1997), H . 2 S.

24-38.

[2] Müller, J. et al.: U ntersuchung einer boden­

getriebenen, rotierenden Fingerhacke. Agrar­

technische Forschung ( 1997), H . 3 , S. 78-85.

[3] Bezzerides, P.: A line of tools with the versati­

lity you need for removing weeds mechani­

cally in between plants in the row, for row crops, vineyards and orchards. Orosi, Califor­

nia (USA), 1991

[4] K/ausmann, M.: Optimierung des Einsatzes von Fingerhacke und Striegel zur U nkrautre­

gulierung in Dicotyledonen. Diplomarbeit a m Institut f ü r Agrartechnik in d e n Tropen und Subtropen, U niversität Hohenheim, 1998

Schlüsselwörter

Mecha nisierung, mechanische U nkraut­

regulierung, I ntra-Reihe, Dicotyledonen

Keywords

Mechanization, mecha nical weed control, intra-row, d icotyledones

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Referenzen

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