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Archiv "Portugal: Winterwandern in der Algarve" (06.11.1992)

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Küste bei Lagos.

Monika Zeller

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Portugal.

Winterwandern in der Algarve

a hinten, im „Vorhof

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zu Afrika", überwin- tert die Sonne — so sa- gen die Portugiesen von ihrer südlichsten Provinz, die die Mauren einst „Algharb", der Westen, nannten. — Der Win- ter dort gleicht unserem Frühjahr.

Über die Bucht der Doiia Alia bei Lagos streicht kühler Wind. Längst ist die Sonne hinter den Felsen verschwun- den. Und doch schenkt Fer- nando in seiner Pinte, die di- rekt an den Klippen „klebt", den Ap6retif auf der Terrasse aus. Die wenigen Gäste wol- len es so. Fernando rät, nein, er befiehlt den so standhaft Lufthungrigen, seine Cata- plana doch bitte im Gastraum einzunehmen. Die muß im- mer heiß gegessen werden! In der doppelbödigen Kupfer- pfanne mit Deckel verkö- cheln Miesmuscheln, Schin- ken, Mortadella, Paprika- wurst, Zwiebeln und Knob- lauch in Weißwein zu einem köstlichen Eintopf. Traurige Gesänge begleiten Fernandos Kochkünste. Doch keine Spur von Traurigkeit — er liebt einfach die melancholischen Lieder, die diese ganz spezifi- sche portugiesische Sehnsucht

— eben die „Saudade" — aus- drücken. Im Gegenteil, er ist glücklich, daß der Saison- Streß vorüber ist. Er hat wie- der Zeit fiir seine Gäste und kann auch ein Gläschen mit ihnen trinken. A sua saude!

Auf Ihr Wohl.

Klein und behäbig duckt sich der Leuchtturm westlich

von Lagos auf eine Klippe.

Wie ein Teppich breiten sich vor seinem Sockel rot-violette Mittagsblumen zum Abgrund hin. Wasser und Wind haben eine Naturkulisse modelliert, die die Phantasie beflügelt.

Um besonders bizarre Felsen ranken sich Legenden: Frau- enschuh, Bär, Elefantenkopf, Pferd, Puppe oder Waage.

Ockergelb bis violett glühen die zerfurchten Felsen, bieten immer wieder Einblicke in winzige Buchten und Grot- tenlabyrinthe, aus denen sma- ragdgrün das Meer aufleuch- tet.

Schroffer, höher und gra- nitgrau fallen die Klippen zwischen Praia de Mös und Salema steil ins Meer. Gut zehn Kilometer klippauf, klippab auf schmalen Pfaden und über Granit. Der Fern- blick von der „Ponta das Fer- rarias", mit 118 Metern die höchste der Klippen, reicht weit über die endlose Steilkü- ste zum Horizont. Dahinten, irgendwo ist Afrika.

Blendend weiß liegt das Örtchen Vila do Bispo auf der kargen Hochfläche, die zum „Ende der Welt", dem Cabo de Säo Vicente, und nach Sagres führt. Schnurge- rade scheint der Feldweg ins Endlose zu weisen. In allen Himmelsrichtungen Weite, Einsamkeit; nur selten von ei- nem geduckten Gehöft unter-

brochen. Neben steinigen Äk- kern krallen sich verkrüppelte Feigenbäume windschief in den Boden.

Vom Atlantik her bläst ein frischer Wind über die Hoch- fläche. Kein Baum, kein Strauch unterbricht die Ein- öde; nur kugelige Büsche des Stechginsters bedecken den steinigen Boden. Deutlich ist von fern das gewaltige Grol- len der Brandung zu hören.

Am Leuchtturm des Cabo Säo Vicente verschlägt der

Fischer beim Entladen ihres Bootes.

Sturm fast den Atem. Wü- tend donnert der Atlantik ge- gen das Kap und die unendli- che Kette von Klippen und Felsen davor. „Drüben", an der gefährlichen Westküste Afrikas, hörte nach dem Wis- sensstand des frühen Mittel- alters die Welt auf.

Im geschützten Hafen von Sagres ist nichts mehr zu spü- ren von der Kraft des Atlan- tiks. Sanft dümpeln die klei- nen Fischerboote in der Dü- nung. Die Hafenpinte liefert, quasi als Zugabe zu knuspri- gem Barsch und leichtem Ro- s6wein, den Ausblick auf die herantuckernde Fangflotte und das Entladen der Boote.

Klammgefroren, noch im durchnäßten Arbeitsanzug, fachsimpeln die Männer am Tresen, begießen die Heim- kehr mit einem wärmenden Schluck.

Nach der rauhen, kargen Weite um Sagres kann der Kontrast nicht größer sein — die üppige Vielfalt des Mon- chique-Gebirges. Ein wahres Paradies für Botaniker — al-

lein die Vielzahl der Orchi- deenarten sei einmalig in Eu- ropa. Ab Ende Januar gleicht die Serra einem duftigen Blü- tenmeer: Mandelbäume, Mi- mosen, Ginster, wilde Gladio- len, Zistrosen, Lavendel . . . Schon früher blühen Olean- der, Jacaranda, reifen Oran- gen und Zitronen, ist Ernte- zeit für die Früchte des Erd- beerbaumes. Aus diesen ro- ten Früchten wird der ty- pische Algarve-Schnaps ge- brannt, Medronho. Mild im Geschmack und wild in der Wirkung.

Leicht vergammelter Charme liegt über dem klei- nen Heilbad Caldas de Mon-

chique, das im Winter im Dornröschenschlaf versinkt.

Nostalgie überall — Glasve- randen, verschnörkelte Laub- sägebalkone. Schon im 15.

Jahrhundert suchten Könige und Bischöfe in den warmen Quellen Heilung von Rheu- matismus und den Widrigkei- ten, die Magen und Darm heimsuchten. Der winzige

„Hauptplatz" döst still unter blattlosen Platanen dahin, Hunde schlafen mitten auf der Straße. Nur ein paar alte Männer, stumm an ein Mäu- erchen gelehnt, sinnieren in ferne Weiten.

Alles zusammen: Zerklüf- tete Küsten, karge Hochflä- chen, duftende Eukalyptus- wälder und verschwenderi- sche Vegetation — die Kon- traste auf kleinem Raum sind es, die Wanderungen in der Westalgarve so reizvoll ma- chen. Monika Zeller

Auskünfte: Portugiesisches Touristik-Amt, Kaiserstraße 66, W-6000 Frankfurt, Tel: 0 691 23 40 94, Fax 0 69123 14 33 Dt. Ärztebl.

89,

Heft 45,

6.

November 1992

(113) Ar3813

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