Aus Bund und Ländern
Staatsanwaltschaft ermittelt wegen verseuchten Plasmas
GÖTTINGEN. Nachdem sich acht Menschen durch Plasmaspenden mit Hepatitis C infiziert haben, ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft Göttingen gegen die Firma Mediplasma. Ermittelt wird wegen des Verdachts fahrläs- siger Körperverletzung und wegen des Vorwurfs, gefährli- che Arzneimittel in Umlauf gebracht zu haben.
Inzwischen prüft das Paul- Ehrlich-Institut in Langen, ob ein neues Testverfahren auch für Blutplasma vorgeschrie- ben werden soll. Der soge- nannte PCR-Test sucht un- mittelbar nach Spuren des Erbguts der Viren, nicht nach Antikörpern, die sich erst nach zwei Monaten ent- wickeln. Der Test sei seit dem 1. April für alle Blut- körper- und Vollblutproduk- te vorgeschrieben, sagte der stellvertretende Leiter des Paul-Ehrlich-Instituts, Johan- nes Löwer. Plasma sei bislang ausgenommen gewesen. Der PCR-Test verursache Mehr- kosten von fünf bis acht DM je Blutspende.
Nach Angaben der Uni- versität Göttingen wurden von Juni bis Oktober 1998 elf Patienten mit dem verseuch- ten Plasma behandelt. Zwei davon seien inzwischen aus anderen Gründen gestorben, einer war schon vorher mit Hepatitis C infiziert. Bei ei- nem Kind seien nur Antikör- per, aber keine Viren nach- weisbar. Die übrigen sieben Personen seien inzwischen in-
formiert. EW
Faltblatt zum Thema
„Sexueller Mißbrauch“
MÜNSTER. Die Ärzte- kammer Westfalen-Lippe hat ein Faltblatt „Sexuelle Ge- walt gegen Kinder und Ju- gendliche“ herausgegeben.
Damit sollen mögliche Miß- brauchsdiagnosen und die richtige Vorgehensweise bei
der Feststellung von Miß- brauch vermittelt werden. Da- neben wird die rechtliche Si- tuation der Ärzte dargestellt und auf Beratungsstellen ver- wiesen.
Interessenten erhalten das Faltblatt bei der Pressestelle der Ärztekammer Westfalen- Lippe, Gartenstraße 210-214, 48147 Münster, Fax 02 51/
9 29 21 49. EB
Ausland
USA: Konzept zur Sanierung der
Krankenversicherung
WASHINGTON. Mit ei- nem Milliardenzuschuß aus dem Staatshaushalt will US- Präsident Bill Clinton die Krankenversicherung für äl- tere und behinderte Bürger (Medicare) sanieren. Dieser drohe wegen des steigenden Anteils alter Menschen an der Bevölkerung das Aus. In- nerhalb der nächsten 15 Jah- re solle die Regierung aus anfallenden Haushaltsüber- schüssen insgesamt 794 Milli- arden Dollar an Medicare überweisen, schlug Clinton vor. Damit sei der Fortbe- stand des Systems bis zum
Jahr 2027 gesichert. Derzeit sind 39 Millionen US-Ameri- kaner über Medicare versi- chert.
Clinton schlug zudem vor, ab dem Jahr 2002 die Medi- care-Leistungen auszuweiten.
Gegen einen zusätzlichen monatlichen Beitrag von 24 Dollar soll die Krankenversi- cherung künftig zur Hälfte die Kosten für Medikamente erstatten, allerdings nur bis zu einer Obergrenze von 2 000 Dollar jährlich. Bis- lang zahlen die Medicare- Versicherten ihre Arzneimit- tel selbst.
Innerhalb von sechs Jah- ren soll die Obergrenze für die Erstattung von Medika- menten auf 5 000 Dollar an- gehoben werden. Gleichzei- tig steigt der Zusatzbeitrag auf 44 Dollar. Wie bisher soll der Grundbeitrag von 45 Dol- lar die Behandlungskosten
decken. afp
Strengere Richtlinien für „Gen-Produkte“
LUXEMBURG. Die Umweltminister der Euro- päischen Union haben sich Ende Juni auf strengere Richtlinien für Gentechnik-
Produkte geeinigt. Frank- reich, Irland und Italien ent- hielten sich der Stimme; alle anderen Minister sprachen sich jedoch für die Änderung der seit 1992 geltenden Re- gelung aus. Danach werden die Zugangsbestimmungen auf dem Markt für neue gen- technisch veränderte Pro- dukte erschwert. Vor einer Zulassung sollen die Risiken intensiver untersucht und die Öffentlichkeit besser infor- miert werden. Nach dem Wil- len der Minister soll künftig auch bei weiterverarbeiteten Produkten erkennbar sein, ob sie gentechnisch verän- derte Bestandteile haben. Ei- ne Zulassung soll außerdem zunächst auf zehn Jahre be-
grenzt sein. afp
Europarat: Gegen aktive Sterbehilfe
STRASSBURG. Gegen eine Legalisierung aktiver Sterbehilfe hat sich die Par- lamentarische Versammlung des Europarates in Straß- burg gewandt. Auch der aus- drückliche Todeswunsch ei- nes unheilbar Kranken dür- fe niemals als „juristische Rechtfertigung für das Töten durch einen Dritten“ gelten, heißt es in einer Entschlie- ßung, die Ende Juni nach kontroversen und teilweise emotionalen Debatten be- schlossen wurde.
Die Versammlung sprach sich aber zugleich dafür aus, unheilbar Kranken und Ster- benden auf deren Wunsch ausreichende Schmerzmittel zu verabreichen, selbst wenn diese Behandlung „als Ne- beneffekt das Leben der Be- troffenen verkürzen kann“.
An die 41 Mitgliedsstaaten des Europarates appellierten die Abgeordneten, durch ent- sprechende Gesetzgebung si- cherzustellen, daß die Be- handlung Schwerkranker oder Sterbender nicht aus wirt- schaftlichen Erwägungen ab- gebrochen wird. Zugleich müsse aber auch sicherge- stellt werden, daß niemandes Existenz „gegen dessen Wil- len verlängert“ wird. afp A-1878 (18) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 28–29, 19. Juli 1999
P O L I T I K NACHRICHTEN
Schweden gibt in der Eu- ropäischen Union (EU) am meisten, Irland am wenig- sten für den sozialen Schutz der Bevölkerung aus. Dies zeigt eine Untersuchung des Statistischen Amtes der EU, in der die Sozialausgaben mit der gesamten Wirt- schaftsleistung verglichen wurden. Im Durchschnitt verwendeten die 15 EU- Länder 28,7 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für soziale Belange. Deutsch- land liegt mit 30,5 Prozent über diesem Wert. In allen Ländern fällt der größte Teil der Ausgaben auf die Ren- ten. Irland verwendet aller- dings für die Alterssiche- rung vergleichsweise wenig Geld, da es von allen EU- Ländern die jüngste Bevöl-
kerung hat. N