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Archiv "Krankenkassen: Der „Blüm-Bauch“" (08.09.1988)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

E

inen deutlichen atypi- schen Nachfrageboom vor allem nach Brillen, Hör- hilfen und Zahnersatz haben fast alle Krankenkassen auch im zweiten Quartal dieses Jahres, wenn auch leicht abgeschwächt, registriert. Wie aus der offiziel- len Schnellmeldung über die Ausgabenentwicklung in den er- sten sechs Monaten 1988 her- vorgeht ( „KV 45-Statistik"), liegen die Ausgabensteigerun- gen in diesen drei Bereichen weit über den Entwicklungen der vergangenen Jahre. Die pes- simistischen Prognosen im Zu- sammenhang mit der Ankündi- gung von Leistungseinschrän- kungen und höheren Direktbe- teiligungen der Versicherten an den Krankheitskosten im Zuge des erst für 1989 geplanten „Ge- sundheits-Reformgesetzes "

(GRG) sind also voll bestätigt worden: Wie bei allen mit eini- gem zeitlichen Vorlauf ange- kündigten Spargesetzen hatten die Versicherten auch hier prompt reagiert — und eine me- dizinisch meist nicht indizierte Behandlungsmaßnahme auf die- ses Jahr vorgezogen.

Krankenkassen

Der „Blüm-Bauch"

Der „Blüm-Bauch" wächst weiter — zum Leidwesen der Bonner GRG-Gesetzesschmie- de und der Beitragszahler wie der Krankenkassen. Auch die private Krankenversicherung tönt: „Der B lüm-B auch schwappt über!" Daß nur ein- zelne Ausgabensektoren aus dem Ruder laufen, dafür haben auch die lautstarke öffentliche Begleitmusik, viele Falsch- und Fehlinformationen und voll- mundige Anzeigenkampagnen des Bundesarbeitsministeriums gesorgt. Und großformatige In- serate, die geradezu zum Ge- sundheitskonsum (Hörhilfen!) animieren, prangen mit promi- nenten „Vorbildern" in den Gazetten. — So schlug der An- kündigungseffekt des Gesund- heits-Reformgesetzes sich bei den Angestellten-Krankenkas- sen nieder:

Die bundesweit tätigen Er- satzkassen verzeichneten im er-

sten Halbjahr (gegenüber dem Vergleichshalbjahr '87) eine Zunahme der Leistungsausga- ben um 4,87 Prozent, die Grundlöhne der Mitglieder nah- men um 3,48 Prozent zu. Auf Grund der Beitragssatzanhe- bungen kletterten die Einnah- men um 6,89 Prozent.

Kostentreibsatz Nummer eins war der Zahnersatz mit + 15,76 Prozent; zahnärztliche Behandlung + 7,32 Prozent.

Für Heil- und Hilfsmittel muß- ten die Ersatzkassen 8,8 Prozent (darunter Sehhilfen: + 11,17 und Hörhilfen + 26,46 Prozent) mehr ausgeben. Die Arzneimit- telversorgung kostete die Er- satzkassen immerhin noch 5,75 Prozent mehr. Die Kranken- geldausgaben legten um 4,45 Prozent zu.

Überdurchschnittliche Stei- gerungsraten registrierte vor al- lem die Krankenversicherung der Rentner. Bei den Ersatzkas- sen wie bei den übrigen Kassen- arten blieb allein der Ausgaben- anstieg für ambulante ärztliche Behandlung mit 2,77 Prozent deutlich unter der Grundlohn- entwicklung. HC

G

anz Italien amüsiert sich über eine Nachricht, die in allen Zeitungen stand und mehr oder weniger hämisch kommentiert wurde: Die „Lo- kale Sanitätseinheit 21" (italie- nische Abkürzung: Usl), Ver- waltungseinheit des staatlichen Gesundheitsdienstes für Caglia- ri, Hauptstadt der Insel Sardi- nien, hat eine Bestellung im Wert von anderthalb Milliarden Lire (mehr als zwei Millionen DM) aufgegeben: für 214 Penis- prothesen.

Italien ist noch immer prü- de, auch wenn im römischen Parlament eine Nackttänzerin (mit dem Künstlernamen „La Cicciolina") sitzt. Die Sarden waren allerdings aus einem an- deren Grunde empört: Was für ein Licht wirft das auf den Virili- tätsruf, den sardische Männer genießen! Im Verwaltungsrat

Staatsmedizin

Penis-Milliarden

der Usl 21 sollen über den An- trag, den der Chefarzt der Uro- logie in Cagliari, Professor Enzo Usai, gestellt haben soll, heftige Streitereien ausgebrochen sein — aber schließlich ging der Auf- trag hinaus.

Prof. Usai wurde erst später von der Presse befragt. Er be- stritt, jemals eine solche Menge von Penisprothesen beantragt zu haben. Er brauche vielleicht zehn oder zwölf im Jahr — da könne nur ein Tippfehler vorlie- gen. Eines der Mitglieder des Verwaltungsrates, Frau Anna Bonfiglio ( „guter Sohn") hat dann die Bestellung auf vierzig Prozent reduziert (eine größere

Kürzung wäre wegen Vertrags- strafen teuer gekommen). Prof.

Usai hat nun 84 Prothesen zur Verfügung — genug für sechs bis acht Jahre.

Ein Kommentator ver- merkt, daß der Andrang von Wohnungssuchenden aus ande- ren Gegenden Italiens in Caglia- ri jetzt erheblich zunehmen wird

— bisher war von dieser Möglich- keit, die impotentia coeundi zu beheben, in Italien wenig be- kannt, weil man darüber eben nicht spricht. Ein anderer be- richtet, der Verwaltungsrat ha- be versprochen, Anträge genau- er zu überprüfen und „senza (ohne) falb" zu entscheiden.

„Falb" hat zwei Bedeutungen:

Die eine ist „Fehler" im Sport („falb di mano” bedeutet

„Hand" beim Fußball). Die andere braucht nicht übersetzt zu werden. bt

Dt. Ärztebl. 85, Heft 36, 8. September 1988 (1) A-2393

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