• Keine Ergebnisse gefunden

Spektrum - 1/1993

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Spektrum - 1/1993"

Copied!
32
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Nr. 1

Februar 1993

UNIVERSITÄT BAYREUTH

SPEKTRUM

Positiv hat Bayerns Finanzminister Georg von Waldenfels bei einem Besuch der Universität am 15. Januar die Bemühungen der Universität aufgenommen, eine 6. Fakultät für ange- wandte Naturwissenschaften mit den Studien- gängen Ökologisch-technischer Umwelt- schutz und Materialwissenschaften zu etablie- ren. Der Minister betonte, der weitere Ausbau der Universität könne nicht durch Streichungen im Staatshaushalt gefährdet und damit die lau- fenden Bauprojekt (Bayerisches Geoinstitut,

Waldenfels: Ausbau nicht gefährdet

Uni-Verein stiftet Förderpreis

Der Bayreuther Universitätsverein stiftet einen Preis zur Förderung des wissen- schaftlichen Nachwuchses an der Universi- tät Bayreuth und vergibt ihn erstmals bei der Premiere der Absolvententreffen am

26. Juni. -

Der Preis ist mit 5000.— DM dotiert. Aus- gezeichnet werden sollen herausragende Leistungen eines promovierten, noch nicht habilitierten Mitglieds der Universität Bay- reuth, die in dem jeweils vorherigen Jahr er- bracht wurden.

2;

Auditorium Maximum, Verwaltungsgebäude) würden wie geplant abgeschlossen werden.

Allerdings hatte von Waldenfels, der mit ober- fränkischen CSU-Landtagsabgeordneten die Universität besuchte, auch Brisanteres zu bie—

ten. So ließ er durchblicken, daß beim Ab—

schluß eines Tarifvertrags für die Bezahlung studentischer Hilfskräfte auf Bayern allein 20 Millionen Mark an zusätzlichen Kosten dazukä- men, die nicht finanziert werden könnten. im Klartext bedeutet dies, daß mit dem bisherigen Finanzvolumen ausgekommen werden muß, was bei derVerdoppeIung der Bezahlung einer Halbierung der in Bayreuth beschäftigten stu—

dentischen Hilfskräfte bedeuten würde. Deut- lich wurde bei dem Gespräch auch, daß nach dem neuen Haushaltsgesetzt der Freistaat 3.000 Stellen im Hochschulbereich über einen Zeitraum von fünf Jahren streichen will. Kom—

mentar von Präsident Professor Dr. Helmut Büttner: Es stehen harte Zeiten bevor. Das Bild zeigt (von links) Präsident Professor Dr. Bütt- ner, den Abteilungsleiter im Finanzministerium, Stegmüller, Minister von Waldenfels, den Landtagsabgeordneten und Ehrensenator der Universität, Simon Nüssel, sowie die Land- tagsabgeordnete Anneliese Fischer.

Foto: Kühner

G.-Hess-Preis für Gen-Forscher

Dr. Dingwell

Dr. Donald B. Dingwell, Forscher am Baye- rischen Geoinstitut, erhält als einer von zwölf jungen, herausragenden, qualifizier- ten Wissenschaftlern den mit jährlich 200.000.— DM dotierten Förderpreis im Gerhard-Hess-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Bis zu fünf Jahre

Grundidee des Programms ist es, ange- sichts steigender Zahlen von Nachwuchs—

wissenschaftlem und knapper werdender Mittel an den Hochschulen ein Zeichen an Ermutigung und Unterstützung zu setzen, so die DFG. Mit der Förderzusage für die er- sten beiden Jahre wird den Antragstellern die Verlängerung für weitere drei Jahre in Aussicht gestellt.

Das Gerhard—Hess-Programm, benannt nach einem früheren Präsidenten der DFG, erlaubt über eine langfristige Forschungs- planung den Aufbau einer eigenen Arbeits- gruppe. Die Mittel können flexibel für alle Zwecke der Forschungsarbeit eingesetzt werden. Insgesamt waren bei der DFG 36 Vorhaben eingereicht worden.

Granitische Schmelzen

Der Kanadier Donald Dingwell (34) ist seit Februar 1987 am Bayerischen Geoinstitut tätig. 1992 dort für das Fach Geochemie habilitiert, will er nun auf dem Gebiet der ex- perimentellen Bestimmung der physikali- schen und chemischen Eigenschaften von granitischen Schmelzen arbeiten.

Es sollen die wichtigsten Eigenschaften, wie Dichte, thermische Ausdehnung, Kom- pressibilität etc. von granitischen Schmel—

zen gemessen und die Löslichkeit und Speziation von Wasser bestimmt werden.

Eine wichtige Charakteristik der Arbeit ist die Messung von Schmelzeigenschaften unter magmatischen Bedingungen hin- sichtlich Temperatur, Druck und Zusam- mensetzung.

(2)

SPEKTRUM 2

Forschun s reis für zwei Ba reuther Professoren

g p y Absolvententreffen

Strukturelles Chaos und Funktion von

Hohe Anerkennung für zwei Bayreuther Wis- senschaftler: Der Experimentalphysiker Pro- fessor Dr. Dietrich Haarer und der Pflanzen- Ökologe Professor Dr. Emst—Detlef Schulze ha- ben für ihre international erfolgreichen Arbeiten zusammen mit jeweils US—amerikanischen Partnenrvissenschaftlem den in beiden Fällen mit 150.000— DM dotierten Max-Planck-For- schungspreis erhalten. Der wissenschaftliche Partner von Professor Haarer ist Professor Ro- bert J. Silbey, der am weltbekannten Massach- usetts-Institute of Technology (MIT) arbeitet und im Falle von Professor Schulze ist es Pro- fessor Dr. Harold A. Mooney von der renom- mierten Stanford Universität in Kalifornien. Die Preise dienen der Förderung der weiteren wis—

senschaftlichen Zusammenarbeit über drei Jahre hinweg.

Haarer und Silbey

Die Professoren Haarer und Silbey haben ihre Auszeichnung für gemeinsame Forschung über strukturelles Chaos, man kann auch sa- gen: über die Struktur von Gläsern, erhalten.

Die heute gebräuchlichen Materialien lassen sich grob in zwei Klassen einteilen. Auf der einen Seite sind es die geordneten Materialien, die in kristalliner oder in mikrokristalliner Form vorliegen. Dazu gehören z. B. Silizium-Einkri—

stalle, aus denen die Computer—Chips fabriziert werden oder Metalle mit großen kristallinen Be- reichen. Physikalisch sind diese Materialien re—

lativ einfach zu beschreiben, da die atomaren Stnikturen periodisch sind, d. h. sich immer wiederholen und sich dadurch auch leicht durch Rechnung und andere Modellbeschrei- bungen charakterisieren lassen.

Wel schwieriger tut man sich mit der zweiten Kategorie Von Substanzen, den Gläsern, zu denen z. B. Fensterglas, Plexiglas und die mei- sten Plastikmaterialien gehören. Diese Mate- rialien bestimmen in weiten Bereichen unsere heutigen Techniken von der Kameralinse bis hin zum lnfusionsschlauch der Medizintechnik.

Anordnung der Bausteine

Gemeinsames Merkmal dieser Stoffe ist die Anordnung der atomaren Bausteine, die regel—

los ist, wie dies bei einer plötzlich erstanten Flüssigkeit der Fall wäre. Außerdem sind bei Polymeren (Plastikmaterialien) die langen Mo- lekülketten miteinander verschlaucht und wie Spaghetti verknäult. Dieses „stnikturelle Chaos“ Iäßt sich nicht so leicht mit den klassi- schen Methoden der Festkörperphysik'be—

schreiben.

Während Professor Haarer für seine optischen und photoelektn'schen Experimente ausge—

Ökosystemen

zeichnet wird, sind es bei Professor Silbey die theoretischen Arbeiten, die optischen und elektrischen Eigenschaften von Polymeren zu beschreiben.

Schulze und Mooney

Die Zusammenarbeit zwischen den Professo- ren Schulze und Mooney reicht zurück in die 60er Jahre, als sie gemeinsam die Ursachen der Waldgrenze der Borstenkiefer untersuch- ten. Die Zusammenarbeit blieb bestehen und wurde gepflegt durch gegenseitige For—

schungsaufenthalte. Eine Reihe von Mitarbei- tern und Studenten in Bayreuth haben seitdem in Stanford studiert und gearbeitet.

Wichtigste der gemeinsamen Arbeiten der letz- ten Jahre war, die Wirkung der Biodiversität auf die Funktion von Ökosystemen festzustellen.

Weiterhin haben beide gemeinsam intematio- nale Untersuchungen zur Wirkung erhöhten Kohlendioxid-Austausches und Messungen über den Austausch von Wasser- und Luft- schadstoffen über dem Kronendach von Wäl—

dern in Gang gesetzt.

Waldschädensforschung

Professor Schulze, einer der ersten Professo- ren in Bayreuth, arbeitete hier zunächst vor al- lem über die Okologie der Hecken. Später lei- tete er den Bayreuther Ökosystem-Sonderfor- schungsbereich und führte die Bayerische For- schungsgruppe Forsttoxikologie, in der we- sentliche Ursachen der Waldschäden im Fich- telgebirge geklärt wurden. Er gründete und leitet heute gleichzeitig das Bayreuther Institut für Terrestrische Okosystemforschung (BI- TOK).

Professor Mooney initiierte u. a. ein intematio- nales Forschungsprogramm über die Invasion von Arten außerhalb ihrer Verbreitungsgebiete, gründete eine UNESCO-Initiative über die Funktion der Biodiversität und koordiniert heute im internationalen Geosphären-Bio- Sphären-Programm (IGBP) die Arbeiten im Be—

reich der Okosystem-Physiologie.

35 Preisträger

Die beiden Bayreuther Forscher haben zusam—

men mit ihren amerikanischen Partnern am 8.

Dezember des vergangenen Jahres den ge- meinsam von der Alexander-von—Humboldt—

Stiftung und der Max-Planck—Gesellschaft aus- gelobten Preis erhalten. Der seit 1990 beste- hende Max-Planck—Forschungspreis wurde in 35 Fällen verliehen.

erhält Konturen

Die Universität und ein Arbeitskreis von Ab- solventen veranstalten am 26. Juni 1993 zum ersten Mal ein gemeinsames Absol- vententreffen für alle Fakultäten der Univer- sität Bayreuth.

Folgendes Programm ist vorgesehen:

o 10 Uhr: vormittägliche Feierstunde mit Preisverleihungen

o 14 — 16 Uhr: Vorträge und „Vorlesun—

gen“ in den einzelnen Fakultäten o 20 Uhr: Ball in der Mensa

Ergänzend hierzu werden weitere Veran- staltungen der Studenten und einzelner Fachgruppen stattfinden.

Zu allen Programmpunkten sind natürlich auch die gegenwärtigen Universitätsange- hörigen eingeladen, damit es zu einer Viel—

zahl einzelner Kontakte und Wiedersehen kommen kann.

Schnelles Studium

bei den Okonomen

Weit unter dem Bundesdurchschnitt, nämlich bei 9,87 Semestem, lag die durchschnittliche Studiendauer der im Spätherbst verabschie- deten Diplom-Kaufleute der Universität Bay—

reuth. Dies gab nun der Vorsitzende des wirt- schaftswissenschaftlichen Prüfungsausschus—

ses an der Universität Bayreuth, Professor Dr.

Peter Oberender, bei der feierlichen Verab- schiedung von 118 Absolventen der Studien- gänge Betriebs- und Volkswirtschaftslehre im Rahmen eines Festballes bekannt. Der Wis- senschaftsrat hatte bei seiner letzten, auf Da- ten von 1989 beruhenden "Untersuchung die durchschnittliche Studiendauer (arithme—

tischer Mittelwert) in Betriebswirtschaftslehre mit 11,8 Semestern und die Volkswirtschafts- lehre mit 11,6 Semestern beziffert.

Insgesamt unterzogen sich 112 Kandidaten der Prüfung zum Diplom—Kaufmann/frau. 102 bestanden die Prüfung, d. h. die Durchfall—

quote betrug 8,9 %. Die Durchschnittsnote al—

ler Kandidaten lag bei 2,5. Das beste Ergebnis war die Note 1,5 — das schlechteste 3,7. Die kurze durchschnittliche Studienzeit ist insofem besonders hervorzuheben, weil an der Univer- sität Bayreuth die Studienvoraussetzungen wesentlich höher sind als an vergleichbaren anderen Universitäten. So muß beispielsweise der Student neben einer sechsmonatigen Di- plomarbeit in jedem Examensfach einen Semi- narschein voriegen.

Sechs Kandidaten unterzogen sich der Prü—

fung zum Diplom—Volkswirt/zur Diplom—Volks- wirtin. Alle bestanden die Prüfung. Die Durch—

schnittsnote lag bei 2,6. Das beste Ergebnis wurde mit 1,6 —- das schlechteste mit 3,3 er- zielt. Die durchschnittliche Studiendauer be- trug 10,83 Semester.

(3)

Preis für Video-Film „The First Attempt“

Erstmals haben Bayreuther Studenten im Rah—

men eines Spezialisierungskurses am Spra- chenzentrum der Universität einen Film in engli- scher Sprache gedreht, der prompt einen Preis bei einem Wettbewerb für Film— und Video—

amateure gewann.

Unter der Leitung der Lektorin und Diplom- Ubersetzerin Yvonne Wellenreuther hatten im vergangenen Sommersemester sieben Stu- denten das Filmkonzept erarbeitet und umge- setzt. Interviews, sowohl zum Thema Baustel—

len auf dem Campus als auch zu der Meinung der Studenten über das Sprachenzentrum und generell zu Bayreuth machen einen wesentli- chen Teil des Films aus. Außerdem wurde ein

Anglisten-Kongreß mit Teilnehmern aus aller Welt im Interview mit Kamera und Mikrophon eingefangen.

Nachdem die Gruppe über vier Stunden Film- material gesammelt hatte, kam die Phase des Sichtens und Schneidens. Da das Sprachen- zentrum über Kamera- und Schneidevorrich—

tungen verfügt, konnte alles auf dem Campus ausgeführt werden — natüriich wurde nur Eng- lisch gesprochen!

Das Endergebnis ist ein 15 Minuten langer Film mit dem Titel „The First Attempt“. Nach der überzeugenden Premiere ist ein weiterer filmi- scher Spezialisierungskurs in Englisch geplant.

SPEKTRUM

Historiker Dr. Heydemann erhielt W.-E.-Kellner-Preis

Der Bayreuther Historiker Privatdozent Dr.

Günther Heydemann (42) hat für seine Habilita- tionsschrift den Wolf-Erich-Kellner-Preis der Friedrich-Naumann—Stiftung erhalten.

Heydemann, dessen Dissertation bereits mit einem Preis bedacht worden war, hatte sich im vergangenen Jahr in Bayreuth mit einer verglei- chenden Arbeit über die britische Deutsch- Iand- und Italienpolitik in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts habilitiert.

Der mit 3.000,— DM dotierte Preis wurde am 8. November 1992 in Rastatt durch den ehe—

maligen Bundesinnenminister Werner Mai—

hofer verliehen.

Professoren Pobell und Schulze nutzen EG-Programme

Europäische Großprojekte gingen nach Bayreuth

Pünktlich zum Start des gemeinsamen Marktes zum Jahresbeginn 1993 konnten Bayreuther Forscher mit europäischen Großprojekten aufwarten: Die Laboranlagen und Geräte des Bayreuther Experimen- talphysikers Professor Dr. Frank Pobell wurden sozusagen als „euro—

päische Tiefsttemperatur-Großanlage“ anerkannt und gefördert, und der Bayreuther Pflanzenökologe Professor Dr. Emst-Detlef Schulze koordiniert ein europaweites Forschungsprojekt, das sich ab Januar mit der Stickstoffphysiologie auf Waldpflanzen und —böden beschäf—

tigt. In diesem letzten, neun Forschergruppen in Schweden, Deutsch- land, England und Frankreich umfassenden Programm sind auch die beiden am Bayreuther Institut für Terrestrische Ökosystemforschung (BITÖK) arbeitenden Professoren Egbert Matzner (Bodenökologie) und Harold L. Drake (Ökologische Mikrobiologie) beteiligt.

In beiden Fällen bilden die Grundlagen der Fördemng von der Europäi—

schen Gemeinschaft aufgelegte Forschungsprogramme. Bei Profes—

sor Pobell handelt es sich um „Human Capital and Mobility“, und der Sinn der Förderung liegt darin, verstärkt Nutzern aus Ländern der EG die Bayreuther Experimentiereinrichtungen zur 'I'iefsttemperaturphysik

— Professor Pobell hält nach wie vor den „Weltrekord“ für die tiefste je erzielte Temperatur — für ihre Experimente und für Kooperationen zur Verfügung zu stellen. Die Fördersumme beträgt 500.000 ECU für einen Zeitraum von vier Jahren, was etwa 250.000,— DM pro Jahr ent- spricht. Hiervon entfallen ca. 1/3 der Summe auf die Finanzierung der Aufenthalte und Reisen der externen Nutzer, 2/3 der Fördersumme kann die Arbeitsgruppe Pobells vor allem für Verbesserungen der Ein- richtungen sowie für die laufenden Kosten einsetzen.

Das von Professor Schulze koordinierte Programm NIPHYS (Nitrogen Physiology of Forest Plants and Soils) kann in zwei Jahren über 1,35 Millionen ECU verfügen, wobei die schwedischen Forschergruppen nochmal einen zusätzlichen Anteil von 200.000 ECU einbringen. In—

haltlich geht es darum, die Effekte des bodengebundenen und einge- tragenen Stickstoffs auf Waldorganismen und —böden entlang einer europäischen Klima-Achse von Mittelschweden bis Südfrankreich zu untersuchen. Ziel der Forschungsarbeiten ist, genauere Vorhersagen über das Verhalten von Nadel— und Laubbäumen bei sich ändernden Einträgen und globalen Klimaverändemngen zu ermöglichen.

Laut Professor Schulze eröffnen die EG—Aktivitäten durch diese Art der Unterstützung „neue Förderungsdimensionen“. Brüssel finanziert nämlich mit dem in NIPHYS praktizierten Modell Pflanzenspezialisten, Mikrobiologen und Bodenkundler, die nicht wie üblich an ihrem Hei—

matort, sondern an allen Forschungsstationen entlang des europäi- schen klimatischen Querschnitts tätig werden. In Teilbereichen erge- ben sich bei NIPHYS auch Überschneidungen mit schon länger laufen- den, ebenfalls von der EG geförderten und in Bayreuth entweder am Lehrstuhl von Professor Schulze oder dem BITÖK angesiedelten For—

schungsprojekten wie NITREX (Stickstoffsättigungs—Experimente), ENCORE (Europäisches Netzwerk zur Ökosystemforschung) und CLI- MEX (Untersuchungen zu den Effekten von Kohlendioxidanreicherung und Klimawechsel auf bewaldete Wasserreservoires).

. Main Sites

Q Sub—sites

Forschungsstationen für den europäischen Klima-Querschnitt im NIPHYS—Programm.

(4)

SPEKTRUM 4

l7. Jahrestag

Präsident Büttner:

Bildungsmisere mit

konzertierter Aktion beheben

Eine konzertierte Aktion von Politik, Hochschu- len und der Wirtschaft hat Bayreuths Universi—

tätspräsident Professor Dr. Helmut Büttner vorgeschlagen, um die Universitäten aus der Bildungsmisere herauszuholen. Beim 17. Jah- restag der Universität Bayreuth erinnerte Bütt- ner am 27. November daran, da8 die Studen- tenzahlen in den letzten 15 Jahren in den alten Bundesländern um 70 %, der Personalbestand dagegen nur um 6 % gestiegen sei.

Angesichts eines „Ressourcen-Tals“ und des

„Studentengebirges“ würden überall schnelle Lösungsrezepte verteilt und schöne Schlag—

worte erfunden. Jede Woche komme ein neuer Vorschlag. Fest stehe aber, daß in den letzten Jahren der Finanzanteil der Hochschulen am Bruttosozialprodukt deutlich gesunken sei und die Bundesrepublik in Europa auf den hinteren Rängen rangiere.

Daß die Studenten ein Teil des Organismus der Universität sind, die in ihnen steckende Energie aber weitgehend an der Universität vorbeigeht, bemängelte beim Festakt zum Jahrestag der Vorsitzende des Studentischen Konvents, Jan Boecker. Unter dem Beifall der Zuhörer forderte er allgemein mehr Transparenz auf allen Ebenen der Universität und bot seinerseits „echte Zusammenarbeit“ mit

der Studentenschaft an. Foto: Kühner

Grundrechtsgarantie

ln dieser Situation könne es eigentlich nur den Vorschlag einer konzertierten Aktion für den tertiären Bildungsbereich geben, betonte der Bayreuther Universitätspräsident, wobei aller- dings an die Grundrechtsgarantie der Freiheit von Kunst und Wissenschaft, von Forschung und Lehre erinnert werden müsse.

Als eines der wichtigsten Themen eines „ge—

meinsamen Nachdenkens über die Universitä—

ten“ nannte Professor Büttner den erhöhten Bedarf privatwirtschaftlichen Engagements an den Universitäten, der zunehmend auch von der Wirtschaft anerkannt werde. Es müsse in einer konzertierten Aktion über die Teilprivati- sierung von Hochschulen genauso nachge- dacht werden wie über die Erweiterung von Berufsakademien, unterstrich der Universitäts—

präsident.

Kurze Studienzeiten

Es Iohne sich und es sei auch deswegen drin—

gend notwendig für die Universitäten nachzu- denken, weil es sich beispielsweise zeige, daß in Bayreuth trotz wachsender Studentenzahlen immer noch hervorragend niedrige Abschluß- semesterzeiten in einzelnen Fächern zu ver—

zeichnen seien. So würde etwa nach neuesten Untersuchungen des Statistischen Landesam- tes für die Prüfungsergebnisse des Jahres 1990/91 in dem Massenfach Betriebswirt- schaftslehre die durchschnittliche Studien- dauer bei 5,4 Jahren liegen und absolvierten fast 30 % Studenten innerhalb der Regelstudi—

enzeit. Das Gros der Abgänger halte sich nur wenig länger an der Universität auf.

Umweltforschung auf dem Prüfstand

Eine Überprüfung der Qualität der in Bayreuth angesiedelten Umweltforschung hat kurz vor Weihnachten eine Arbeitsgruppe des Wissen—

schaftsrates unternommen. Deren Aufgabe ist es, Stand und Perspektiven der Umweltfor—

schung an den Universitäten der Bundesrepu—

blik kritisch und konstruktiv zu begutachten.

Der Besuch an der Universität Bayreuth war durch eine zusammenfassende Broschüre zu den Forschungsaktivitäten sowie umfangrei- ches Hintergrundmaterial vorbereitet worden, das den Gutachtern vorher zugegangen war.

Im Gespräch mit den Bayreuther Professoren und den wissenschaftlichen Mitarbeitern an ih—

ren Arbeitsplätzen wurden dann bei dem Be- such der Arbeitsgruppe des Wissenschaftsra—

tes Details diskutiert und Zukunftsperspektiven erörtert. Neben den naturwissenschaftlichen Disziplinen im Bereich der Geoökologie, der Biologie,_der Botanik und des Bayreuther Insti- tuts für Okosystemforschung wurden auch für den Bereich der Umweltforschung relevante geisteswissenschaftliche Projekte begutach—

tet. Nach der Begehung der Arbeitsplätze wurde in einer Querschnittsdiskussion noch einmal auf übergreifende Aspekte der Umwelt—

forschung eingegangen.

Der Wissenschaftsrat wird auf der Grundlage der Arbeitsergebnisse dieser Gutachtergruppe künftige Schwerpunktsetzungen empfehlen sowie zur Förderung und Neustrukturierung der Umweltforschung in der Bundesrepublik Stellung nehmen.

DAAD: Ohne Ausländer wären wir ärmer

Ohne Ausländer wären wir ärmer — Menschlich. Wissenschaftlich. Wirtschaft- lich.

Im letzten Jahr hat der DAAD über 50.000 in- und ausländische Studierende und Wis—

senschaftler gefördert.

23.000 deutsche Studierende und Wissen—

schaftler waren mit der Förderung des DAAD im Ausland. Dort waren sie Auslän—

der — und willkommene Gäste. 27.000 Ausländer waren auf unsere Einladung zu Studien— und Forschungszwecken hier; die meisten haben unser Land als Freunde ver- lassen.

Partner und Freunde

Deutschland braucht Partner und Freunde in aller Welt. Die Wissenschaft lebt vom in- ternationalen Austausch. Unsere Wirt- schaft auch. Verspielen wir nicht in einem Jahr, was wir in über vier Jahrzehnten müh—

sam aufgebaut haben!

Wir danken den deutschen Studentinnen und Studenten, die sich mit ihren ausländi- schen Kommilitonen und Kommilitioninnen solidarisieren. Wir ermutigen sie, auch in der Zukunft ein Beispiel demokratischer Zivilcourage zu geben.

Bundesweite Reaktion und Erinnerung des Deutschen Aka- demischen Austauschdienstes (DAAD) auf die Ubergriffe auf Ausländer in Deutschland.

(5)

Ü SPEKTRUM

Schon traditionell

Preise der

Stadt Bayreuth vergeben

Aus der Hand von Oberbürgermeister Dr.

Dieter Mronz haben beim Festakt zum 17.

Jahrestag der Universität Bayreuth folgende Personen die mit jeweils 1.000.— DM do- tierten Preise der Stadt Bayreuth für die jah—

resbesten Abschlußarbeiten erhalten:

Nicole Ertel (Bayreuth)

für ihre Zulassungsarbeit im Fach Didaktik der Physik im Rahmen der 1. Staatsprüfung für das Lehramt an Realschulen mit dem Titel

„Solitäre Oberflächenwellen in Kanälen geringer Tiefe (Experimentelle Realisie- rung von Lösungen der Korteweg-de Wies-Gleichung)“

Betreuerin: Studienrätin Dr. Sigrid M. Weber Georg Gaßner (Bayreuth)

für seine Diplomarbeit im Fach Geoökologie mit dem Titel

„Adsorptionsverhalten von drei anioni- schen Azo-Farbstoffen an verschiedenen Boden-/Sediment-Bestandteilen“

Betreuer: Universitätsprofessor Ph. D. Otto Hutzinger

Dr. rer. pol. Arno Wilfert (Bayreuth) für seine Dissertation im Fach Volkswirt- schaftslehre mit dem Titel

„Die Strategien nigerianischer Untemeh- mer bei wechselnden ökonomischen Rah- menbedingungen — Eine empirische Ana- lyse der Wirkungen des Strukturanpas- sungsprogrammes von 1986“

Betreuer; Universitätsprofessor Dr. Dieter Fricke

Zu den Arbeiten:

Nicole Ertel sollte anhand von Demonstra- tionsexpen’menten in ein Teilgebiet der nichtlinearen Dynamik, die Physik nichtline—

arer Wellen, einführen. Der Schwerpunkt lag bei der Planung bzw. Konstruktion der Ver- suchsaufbauten, der Beschreibung und Durchführung von Versuchen sowie der Er- arbeitung apparatespezifischer Anfangsbe- dingungen zur Demonstration wesentlicher Charakteristika solitärer Wellen, bzw. Solito- nen. Nach Ansicht ihrer Betreuerin ist die Preisträgerin den Anforderungen in hervor- ragender Weise gerecht geworden.

i i1], .7

Gruppenbild mit Oberbürgermeister: Die Träger des Preises der Stadt Bayreuth, Nicole Ertel, Georg Gassner und Dr. Arno Wilfert mit Oberbürgermeister Dr. Dieter Mronz, nachdem sie aus dessen Händen Urkunde und Scheck erhalten hatten.

Die Diplomarbeit von Georg Gaßner be- schäftigt sich mit dem Adsorptionsverhalten von drei anionischen Azo—Farbstoffen an verschiedenen Boden- und Sediment—Be- standteilen. Diese Farbstoffe werden in gro- ßen Mengen produziert. Über ihr Umwelt- verhalten und mögliche ökotoxikologische Wirkung besteht nur wenig Information.

Gaßner gelang es in seiner Arbeit, eine Me—

thode zu entwickeln, mit der das Verhalten von komplexen Verbindungen wie Azo- Farbstoffen an Bodenbestandteilen zuver—

lässig beschrieben werden kann. Bedeut—

sam ist das Ergebnis, so stellt sein Betreuer Professor Hutzinger fest, daß das an Einzel- stoffen gemessene Adsorptionsverhalten nicht additiv auf Gemische dieser Stoffe übertragen werden kann. In dem Fazit seiner Arbeit habe Gaßner auch weiterführende Konsequenzen der Untersuchungen aufge—

zeigt.

Die Dissertation von Amo Wilfert entstand im Rahmen des Bayreuther Afrika—Sonder- forschungsbereichs. Hintergrund seiner Un—

tersuchung war, daß oft die Unterentwick- Iung des industriellen Sektors in Afrika auf Unzulänglichkeiten des afrikanischen Unter- nehmers zurückgeführt wird, etwa als Man—

gel unternehmerischer Fähigkeiten, als hemmende Mentalitätsgegebenheiten oder Neigung zu Korruption.

I

Foto: Kühner Über die Befragung von rund 200 nigeriani—

schen Unternehmern wurde von Wilfert je- doch nachgewiesen, daß deren aus der eu—

ropäischen Perspektive scheinbar wenig ra—

tionales und für die Entwicklung ungünsti- ges Verhalten oftmals nur eine durchaus rationale Reaktion auf unzulängliche Rah- menbedingungen ist. Solange die Wirt- schaftspolitik durch Nationalisierung, Domi- nanz des staatlichen Sektors, Schutz vor Wettbewerb und ÜbenNertung der Währung geprägt war, richteten die Unternehmer ihre Aktivitäten weniger auf die Bewährung am Markt, als auf die Erlangung staatlicher Ver—

günstigungen und Vorteile. Durch ein Stmk—

turanpassungsprogramm wurden 1986 in Nigeria Wettbewerb und Markt wichtiger als die Erlangung staatlicher Vergünstigungen.

Die empirischen Forschungen des Preisträ- gers zeigten, daß viele der angeprangerten unternehmerischen Defizite lediglich Reak- tionen auf eine verfehlte Wirtschaftspolitik waren. Denn nach der Einführung des Pro- gramms verhielten sich die meisten nigeria—

nischen Unternehmer durchaus rational im Sinn der ökonomischen Theorie, indem sie sich den neuen Gegebenheiten anpaßten und über Kostensenkungen, sparsamen Einsatz von Betriebsmitteln und Absatzbe—

mühungen Wachstumsbedingungen schufen.

Professoren Fricke und

Berger neue Dekane

Der Finanzwissenschaftler Professor Dr. Dieter Fricke, er ist Inhaber des Lehrstuhls Volkswirt- schaftslehre III, ist seit November Dekan der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen

Fakultät. Er löste den Juristen Professor Dr. UI- rich Spellenberg (Lehrstuhl Zivilrecht, insbe—

sondere internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung) ab, der vom Fachbe- reichsrat zum Prodekan gewählt wurde.

Der Romanist Professor Dr. Günter Berger wurde wenig später bis Ende dieses Jahres zum Dekan der Sprach— und LiteratunNissen-

schaftlichen Fakultät gewählt. Grund war das Ausscheiden seines Vorgängers, des Anglisten Professor Dr. Stephan Kohl, der zum 1. Okto- ber einen Ruf auf den Lehrstuhl für Englische Literaturwissenschaft an der Universität Pas»

sau angenommen hatte. Prodekan ist der Prov fessor für Englische Literaturwissenschaft, Dr.

Ewald Mengel.

(6)

SPEKTRUM

Gastwissenschaftler aus Mali wird Fellow beim Berliner Wissenschaftskolleg

Dr. Diawara —

Ethnologe und

Historiker

Große Ehre für einen Bayreuther Gastwissen- schaftler: Dr. Mamadou Diawara, ein Historiker und Ethnologe aus Mali, wird 1994/95 Fellow am renommierten Berliner Wissenschaftskol- leg. Dort befindet sich derzeit der Bayreuther Staatsrechtler Professor Dr. Peter Häberie.

Der 38jährige Wissenschaftler, ein ehemaliger Humboldt-Stipendiat, der bereits 1991 in Bayv reuth war, arbeitet derzeit als Gastdozent noch bis zum Oktober beim Sonderforschungsbe- reich 214 „Identität in Afrika“.

In einer ersten Stellungnahme nannte er die Berufung zum Fellow beim Berliner Wissen- schaftskolleg eine „phantastische Möglichkeit mit anderen Sozialwissenschaftlem zusam- menzukommen, aber auch mit den Fellows aus anderen Disziplinen über Wissenschaft zu sprechen“. Dazu komme die spezielle Berliner Situation mit den vielen Forschungsmöglich- keiten an den drei dort vorhandenen Universi- täten.

Das Berliner Wissenschaftskolleg ist in seiner Konzeption als Institut für fortgeschrittene Stu—

dien an seinem amerikanischen Vorbild in Prin—

ceton orientiert. Die 40 Kollegiaten jährlich, Wissenschaftler und Künstler, treffen für 10 Monate in der Berliner Gelehrten-Republik zu- sammen, um frei von jeglicher Verpflichtung, ohne Termine, ohne konkrete Arbeitsaufträge und Kooperationszwänge nur ihrem eigenen Antrieb zu folgen. Die Kembegriffe, so Rektor Wolf Lepenies, für das, was im Kolleg ge- schieht, lauten: Freiheit, Selbstbestimmung und Zufall.

Einen Eindruck von der Forschung Dr. Diawa- ras vermittelt ein Projekt, bei dem es um soziale und politische Dimensionen einer Herkunftsge- schichte, nämlich der sogenannten Legende von Daaman Gille (Mali, Mauretanien und Se- negal) geht.

Das Sammeln, Analysieren und Veröffentlichen möglicher Uberlieferungen, deren Herkunfts- mythen einen zentralen Stellenwert einneh- men, ist mittlerweile eine Tradition in den Afri- ka—Studien geworden. Dazu zählen Arbeiten über das Land der Soninko in Westafrika (Mali, Mauretanien, Senegal) und anderer Völker des Mande-Landes (Elfenbeinküste, Gambia, Gui—

nea, Mali, Senegal).

Während Folkloristen, Literaturwissenschaftler und Linguisten sich mit der formalen Analyse des Korpus beschäftigen und traditionelle Hi- storiker sie nur aus der Perspektive ihres Fa—

ches studieren, eröffnen Anthropologen wie Diawara eine neue Perspektive, die historische und anthropologische Ansätze vereint.

Das Jaara-Königreich, das den geographi—

schen Rahmen der Studie darstellt, hat sein Zentrum — heutzutage nur ein kleines Dorf mit

einigen hundert Menschen —— in der Republik Mali. Die Jaara, diese politische Formation, de- ren Einflußsphäre sich auf die heutigen Grenz- gebiete von Mali, Senegal und Mauretanien er- streckte, wurde von zwei Dynastien zwischen dem 15. und dem 19. Jahrhundert beherrscht.

Den Nyaxate im 15. Jahrhundert und den Ja- wara vom 16. bis 19. Jahrhundert.

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich in diesem alten Staat eine komplexe soziale Hierarchie entwickelt. Die traditionelle Gesellschaft teilt sich in zwei Gruppen auf: die hooro, die „freien Männer“ und die komo, die „Dienenden“. Die erste Kategorie war unterteilt in „Patrons“ und

„clients“. Unter letzteren versteht Diawara eine Gmppe von „freien Menschen“, die aber in ei- nem besonderen Verhältnis zu den jeweiligen Patronen stehen, das einerseits durch Abhän- gigkeit, andererseits aber auch durch be- stimmte Freiräume definiert ist. Zu dieser Gruppe gehören die „griots“, deren Stellung in der Gesellschaft freilich nicht einfach zu be- schreiben ist.

Die zweite Kategorie umfaßt die ‚königlichen Diener“ und die „Sklaven“. Bei den Soninko existiert selbst innerhalb der Gruppe der Skla- ven eine Hierarchie, die formal teilweise auf der Dauer der Abhängigkeit von einem Herren be—

ruhen. So stehen die „neuen“ Sklaven, d. h. die zuletzt angekommenen, auf der untersten Stufe der Hierarchie.

Dem Mangel an Dokumenten über das Sahel- Gebiet außerhalb des Senegals will Dr. Dia- wara mit seinen Forschungen abhelfen. Er geht davon von zwei Haupterzählungen aus, um er- stens die verschiedenen Ansätze (Geschichte und Athropologie) zu integrieren; zweitens die beiden umfangreichsten der Textkorpusse zweisprachig zu veröffentlichen (Soninke — Französisch); drittens, die Texte mit Rücksicht auf den gesellschaftlichen und historischen Kontext ihrer Produktion (Komposition) bzw.

Reproduktion (Lemsystem) zu analysieren und schließlich Viertens mit Hilfe dieser verschiede- nen Parameter herauszuarbeiten, was diese Texte für die Gesellschaft von damals und heute bedeuten.

Studenten boten „heiße Soße“ im JuKu

Die Alltagswelt, Sitten und Gebräuche können ebenso gut Ausdruck einer Kultur sein wie Ge—

dichte, Romane, Malerei und Architektur. Für den Neuling sind sie häufig leichter zugänglich und dienen als Einstieg in die fremde Welt.

Genau dies führte auch die aus Puerto Rico stammende Lehrbeauftragte für Spanisch am Sprachenzentmm der Universität Bayreuth, Iris Scheele, im Schilde, als sie im jetzt zu Ende ge- henden Wintersemester und auf freiwilliger Ba- sis einen Salsa-Kurs anbot. In der Universität war nicht genug Platz, um allen Interessenten

die Tanzschritte beizubringen und ihnen dabei den sozialen Hintergrund dieses lateinamerika—

nischen Rhythmus zu erläutern. Also wech- selte man ins Jugendkulturzentrum, wo wö- chentlich einmal gelernt und trainiert wurde.

Am 12. Febmar demonstrierten die Studenten ihr Können im Europasaal des Jugendkultur- zentrums. Jedermann konnte dabei entweder zuschauen oder selbst versuchen, die heiße Soße — das bedeutet Salsa nämlich — hemn- terzuschlingen und den dann brennenden Un- terleib im Rhythmus zu bewegen.

(7)

SPEKTRUM

Studiengebühren noch nicht endgültig vom Tisch

Die 10 Thesen des Wissenschaftsrats zur Hochschulpolitik

Als durch eine gezielte Indiskretion ruchbar wurde, der Wissenschaftsrat fordere zur Fi- nanzierung des Hochschulwesens Studien- gebühren, tn'eb es die Studenten Iandauf Iandab (außer in Bayreuth) in Scharen aus den Hörsälen auf die Straße. Als der Wissen- schaftsrat dann schließlich am 26. Januar

„gezielte Impulse für überfällige Hochschul- reformen“ in 10 Thesen zur Hochschulpolitik vorstellte, war die brisante Fordemng zu ei- nem „höheren Stellenwert für die Hochschu- len in der staatlichen Finanzpolitik“ ge- ronnen.

Doch der scheidende Vorsitzende des Wis- senschaftsrats, der Jurist Dieter Simon — ihm folgt jetzt der Münchner Zoologe Ger- hard Neuweiler als Vorsitzender dieses mit Repräsentanten aus Wissenschaft und öf- fentlichem Leben sowie Vertretern der Wis- senschaftsminister von Bund und Ländern gebildeten Beratungsgremiums nach — ließ bei der Öffentlichen Vorstellung durchblik- ken, daß das Thema Studiengebühren noch nicht vom Tisch ist. Die Hochschulen müß- ten jetzt auf die Einlösung der in den letzten Wochen gegebenen Versprechen drängen, daß es Aufgabe der Politik sei, die Unterfi—

nanzierung der Hochschulen zu beseitigen, wies Simon den Weg. Man werde bald se- hen, sagte er weiter, ob die Parlamente be- reit seien, die erforderlichen Mittel bereitzu—

stellen. „Wenn nicht, wird das Thema Ge- bühren rasch wieder auf der Tagesordnung sein.“ Die Frage sei, ob Mittel zur Finanzie—

fung des Milliarden-Lochs in den Hoch—

schuI—Haushalten zusätzlich durch den Steuerzahler oder durch Umverteilung auf- gebracht werden oder ob diejenigen betei- ligt werden sollten, die einen Nutzen davon hätten.

Gesamtkonzept

Die 10 Thesen des Wissenschaftsrats, die SPEKTRUM nachfolgend in der Kurzfas- sung aus der Pressemitteilung des Wissen—

schaftsrats dokumentiert, sollen ein Ge- samtkonzept zur Strukturreform des Sy- stems darstellen und gezielt die Studienbe- dingungen und den Ausbau der Fachhoch- schulen zu verbessern helfen. Dazu Simon:

„Unser Land braucht nicht weniger, sondern mehr qualifiziert ausgebildete junge Men- schen. Die Hochschulen sind ein wichtiger Bestandteil der Infrastmktur für eine mo—

derne lndustrie- und Dienstleistungsgesell—

scha

Die Thesen betonten die Verantwortung der Hochschulen und ihre Position für die Lehre.

Das Bündel an Ausbau- und Reformmaß- nahmen soll angemessene Strukturen für die qualifizierte Ausbildung von 30 % eines

Altersjahrgangs an den deutschen Hoch- schulen schaffen. „Die Lehre muß an unse- ren Hochschulen wieder einen höheren Stel- lenwert bekommen“, kommentierte der MPG-Jurist Simon das Konzept.

Vorschläge des Maßnahmenbündels aus den 10 Thesen des Wissenschaftsrats zur Strukturreform des Hochschulsystems lauten:

Bewerberauswahl

o Grundlage der Hochschulzulassung soll weiterhin die Hochschulzugangsberechti- gung bleiben. Bei den Auswahlentschei- dungen in zulassungsbeschränkten Stu- diengängen sollen Leistungskriterien ein stärkeres Gewicht erhalten. ln geeigneten Studiengängen mit Numerus Clausus sol- len die Hochschulen die Möglichkeit erhals ten, die Bewerber nach studiengangsspe- zifischen Anforderungen auszuwählen.

o Die Fachhochschulen sollen gezielt aus- gebaut werden und ihr Fächerspektrum

an der Forschung ausgebildet werden.

Diese zweite Phase soll mit der Promotion abschließen.

o Für die Studenten des ersten bis vierten Semesters sollen begleitend zu den Vorte—

sungen vemehrt Tutorien angeboten werden. Zur Behebung von Engpässen im Lehrbetrieb sollen vermehrt Lehrbeauf—

tragte beschäftigt werden. Außerdem sol—

len zusätzliche Lehraufträge an Professo- ren und Assistenten vergeben werden, die hierfür Überstundenvergütungen erhalten sollen. Frühestens nach dem zweiten und spätestens nach dem vierten Semester sollen alle Studenten eine Zwischenprü- fung ablegen.

Die Fachbereiche sollen auf die Studier- barkeit der Studienordnungen verpflichtet werden. Studieninhalte und -organisation sollen ebenso wie die Zahl der Prüfungs- Ieistungen und die Anforderungen an die Examensarbeit auf die Planstudienzeit ab- gestimmt werden. Wenn die studienorga- nisatorischen Bedingungen ein Studium in der Planstudienzeit gewährleisten, kom-

Studienangebot in zwei Phasen

erweitern. Vorgeschlagen werden unter anderem Studiengänge für angewandte NatunNissenschaften, Rechtswissen—

schaft, Sprachen kombiniert mit Landes- kunde und Wirtschaftswissenschaften sowie neuartige FH-Studiengänge für nichtärztliche Gesundheitsberufe.

Die Studiengänge der Verwaltungsfach- hochschulen sollen über den Bedarf des öffentlichen Dienstes hinaus für weitere Bewerber geöffnet werden. Diese bislang ressortintemen Hochschulen sollen in das allgemeine Hochschulwesen überführt werden. In geeigneten Fächem sollen spezifische Teilzeitstudiengänge für Stu- denten angeboten werden, die Berufs- ausbildung oder Berufstätigkeit mit einem Studium miteinander kombinieren wollen.

Ein Modell sind die Berufsintegrierten Stu- diengänge an Fachhochschulen, die ge- zielt ausgebaut werden sollen.

o An den Universitäten soll das Studienan—

gebot in zwei Phasen strukturiert werden.

Eine verschlankte erste Phase soll in einer Planstudienzeit von acht bis neun Seme- stern, in Ausnahmefällen zehn Semestern, studierbar sein und mit dem Diplom, dem Magister oder dem Staatsexamen ab- schließen. In der nachfolgenden zweiten Phase des Universitätsstudiums soll der wissenschaftliche Nachwuchs für Wis- senschaft, Wirtschaft und Gesellschaft durch aktive Beteiligung der Graduierten

men bei Überschreitung der Planstudien- zeit um zwei Semester Studiengebühren in Betracht. Für ein Zweitstudium soll die Einführung von Studiengebühren geprüft werden.

o Zur Begleitung der Forschungsarbeit der Graduierten sollen die Fachbereiche ein strukturiertes Graduiertenstudium anbie- ten, das teilweise durch Verlagerung aus den heutigen Diplom- und Magisterstudi- engängen, teilweise durch neue, dem Graduiertenstudium angemessene Kurse, Seminare und Kolloquien entsteht.

Das von der Deutschen Forschungsge- meinschaft durchgeführte Programm zur Förderung von Graduiertenkollegs soll von bisher 200 auf 600 Graduiertenkol—

legs aufgestockt werden. Fachbereiche, die ein Graduiertenkolleg einrichten, sol—

len sich zur Reform des Studiums ver- pflichten. Die jeweils auf Zeit eingerichte- ten Graduiertenkollegs sollen nur dann veriängert werden, wenn die Planstudien—

zeit für die erste Phase des Universitäts- studiums und die Drei-Jahres-Frist für das Graduiertenstudium eingehalten werden.

.Zur Information der Öffentlichkeit sollen

die Fachbereiche regelmäßig Lehrbe—

richte mit den wichtigsten statistischen Daten über die Bedingungen und Leistun- gen in der Lehre vortegen. Dazu gehören

Fortsetzung auf Seite 8

(8)

SPEKTRUM

„Ein überragender Ökonom“

Ehrendoktorwürde für Prof. Schneider

Einer der renommiertesten deutschen Ökono- men, der Bochumer Ordinarius für Betriebs- wirtschaftslehre und Experte für Untemeh- mensbesteuerung und Unternehmensprü- fung, Professor Dr. Dieter Schneider, hat am 5.

November bei einem akademischen Festakt die Ehrendoktorwürde der Rechts- und Wirt- schaftswissenschaftlichen Fakultät erhalten.

Mit Professor Schneider ehrte die Fakultät da- mit einen überragenden Wissenschaftler, der Bayreuth sehr verbunden ist.

Das wissenschaftliche Werk Schneiders um- faßt über 200 Beiträge in nationalen und inter- nationalen Fachzeitschriften und fünf Mono- graphien. Seine Lehrbücher über „Allgemeine Betriebswirtschaftslehre“ und „Investition und Finanzierung“ gehören im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus zur Pflichtlektüre der Studenten im Fach Betriebswirtschaftslehre, zwei weitere Lehrbücher über „Grundzüge der Unternehmensbesteuerung“ und „Steuerbilan- zen“ sind unverzichtbare Kemliteratur der be- triebswirtschaftlichen Steuerlehre. Bereits ein Klassiker ist das inzwischen in 7. Auflage er- schienene Lehrbuch über „Investition, Finan-

zierung und Besteuerung“, das gegenwärtig als das herausragendste Lehrbuch in diesem Bereich anerkannt ist.

Fortsetzung von Seite 7

‚10 Thesen . . .

auch Ergebnisse der Bewertung der Stu- dienziele, der Studienorganisation und der Lehre durch die Studenten und Absol- venten.

o Die hochschulinteme Evaluation soll durch eine hochschulexteme Evaluation durch einen beim Wissenschaftsrat eingerichte- ten „Ausschuß Lehre“ aus Mitgliedern des Wissenschaftsrates und Sachverständi- gen aus Hochschulen und Berufspraxis ergänzt werden. Als besonders dringlich wird die Evaluation der inzwischen in gro- ßer Zahl an Universitäten und Fachhoch- schulen eingerichteten Aufbaustudien- gänge eingeschätzt, die die Gesamtstudl- enzeit veriängem und Ressourcen binden.

o Die Stellung der Hochschulleitungen und der Dekane soll durch längere Amtszeiten, attraktive Amtszulagen, mehr Kompeten- zen bei der Mittelvergabe und eine ange- messene Personalausstattung der Deka- nate gestärkt werden. Die Dekane sollen für die Organisation der Lehre und der Prüfungen, die Prüfungsämter, die Lehr- berichte und die Studienberatung zustän- dig sein.

o Die Finanzierung der Hochschulen und Fachbereiche soll sich stärker an den Lei- stungen in der Lehre orientieren. Kriterien hierfür sind unter anderem die Zahl der Studenten in der Planstudienzeit, die Zahl der Examina und die Ergebnisse von Eva-

luationen. '

Breites Interesse

Professor Schneiders Interessen sind breit an- gelegt. Ein erster zentraler Arbeitsschwerpunkt des neuen Ehrendoktors bildet die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre in enger Verknüpfung mit der Volkswirtschaftslehre, wobei er beides in die Entwicklungsgeschichte Wirtschaftswis—

senschaftlicher Theorien einbettet. Ein zweiter Arbeitsschwerpunkt ist der Bereich der Unter- nehmensrechnung, den Schneider laut Profes- sor Dr. Jochen Sigloch, dem Bayreuther Lehr- stuhlinhaber für Betriebswirtschaftliche Steu—

eriehre und Wirtschaftsprüfung, „durch seine Beiträge zur Rechnungslegung der Untemeh- mung, zur Investition, Finanzierung und Kapi- talmarkttheorie für viele Studentengeneratio—

nen und manchen Hochschullehrer wegwei—

send geprägt hat.“ Ein dritter Arbeitsschwer—

punkt ist der Bereich der Untemehmenssteue- rung, in dem sich Schneider vor allem wegen der Klämng theoretischer Grundsatzfragen einen Namen gemacht hat.

ln allen Themenbereichen ist der Bochumer Wirtschaftswissenschaftler national — und für deutsche Okonomen eher die Seltenheit — auch international hervorgetreten. Er hat Auf-

sätze in führenden amerikanischen Fachzeit- schriften veröffentlicht, einige Beiträge sind ins Japanische übersetzt worden.

Mit der Universität Bayreuth verbinden Profes—

sor Schneider vielfältige Kontakte. Auf Einla—

dung seiner hiesigen Kollegen hat er seit 198i mehrere Gastvorträge zur volkswirtschaftli—

chen und betriebswirtschaftlichen Fragestel- lung erhalten. Besonders enge Beziehungen dokumentieren sich auch in den gemeinsamen Seminaren von Bochumer und Bayreuther Stu—

denten, die an der Universität und auf Schloß Thurnau stattgefunden haben. Verbunden ist Professor Schneider mit Bayreuth auch durch Richard Wagner. Er ist profunder Kenner und kritischer Verehrer der Wagner-Opern, die er gerne während der Festspielzeit in Bayreuth genießt.

Neunte Ehrenpromotion

Professor Schneider ist die 9. Persönlichkeit, der von Bayreuther Fakultäten die Ehrendok- torwürde zuerkannt wird. Die rechts- und wirt- schaftswissenschaftliche Fakultät verlieh diese akademische Ehrenauszeichnung erstmals an einen Wirtschaftswissenschaftler. Weitere Eh—

rendoktoren der Fakultät sind Professor Dr.

Hans Kauffrnann (München) und Bayerns frü- herer Kultusminister Professor Dr. Hans Maler.

Ulli Beier Ehrendoktor in Ife (Nigeria)

UIIi Beier, der Leiter des Afrikazentmms IWA- LEWA-Haus, ist am 28. November Ehrendok- tor der Obafemi Awolowo Universität im nige- n'anischen Ife geworden.

Ife ist die heilige Stadt des 30 Millionen Men- schen zählenden Yoruba-Volkes in Nigeria.

Beier wurde für seine Studien der Yoruba-Kul- tur geehrte, denen er sich 40 Jahre widmete.

Anfang der 70er Jahre war er Direktor des Insti- tute of African Studies an der dortigen Univer- sität.

(9)

Diskussion um Gebühren und langes Studium

Mindestens 97,7 0/o in der

„erlaubten“ Studienzeit

Wenn Langzeitstudenten zur Kasse gebeten würden, dann würden am Universitätsstandort Bayreuth vermutlich nur sehr wenige Studen- ten diesen finanziellen Aderlaß über sich erge- hen lassen müssen. Bayems Wissenschafts- minister Zehetmair bekräftigt in der Offentlich- keit immer häufiger, unvertretbar lange Studie- rende sollten doch bitteschön dafür bezahlen.

Welche konkrete Studiendauer gemeint ist, hat der Minister allerdings bislang nicht genannt.

Aufschlußreich ist in diesem Zusammenhang die Analyse einer Statistik auf der Basis von 8.038 Studienfällen, die die Bayreuther Stu- dentinnen und Studenten nach Fächern sor—

tiert in ihre jeweiligen Studiensemester einord- net. Danach befinden sich 84,4 % der Bayreu- ther Studenten derzeit innerhalb der Regelstu- dienzeit, die von Fach zu Fach unterschiedlich zwischen acht und zehn Semestern schwankt.

13,3 % in der Toleranzzone

Weitere 13,3 % befinden sich in einer „Tole—

ranzzone“ von vier Semestern über der Regel—

studienzeit, die zur Verfügung steht, wenn Ur- laubssemester und Wiederholungsfristen bei Prüfungen voll ausgenutzt werden. Bleiben also 2,3 % der Bayreuther Studenten — das sind 182, bezogen auf die 8.038 — die viel—

leicht von Studiengebühren betroffen sein könnten. „Vielleicht“ muß man unterstreichen, denn die Statistik sagt nichts darüber aus, ob sich darunter nicht auch Promotionsstudenten verbergen. Außerdem kommt dazu, daß die Toleranzgrenze bei den Juristen (Regelstudi—

enzeit acht Semester) nicht vorhanden ist. Die Prüfungsordnung schreibt nicht vor, die Ex- amina innerhalb der in den anderen Fächern geltenden ‘schmalen Fristen zu wiederholen.

Nach dem derzeitigen Stand würden also ver- mutlich nur ganz wenige Bayreuther Studenten von einer Studiengebühr getroffen werden, was zumindest für den hiesigen Studienort in Frage stellt, 0b dafür der venNaltungstechni- sche Aufwand gerechtfertigt ist.

Schaut man sich die einzelnen Fächer danach an, wieviele Studenten außerhalb der Uber- schreitungstoleranz studieren, dann stellt man fest, daß der prozentuale Anteil zwischen O und 3,4 % liegt, mit der erwähnten Ausnahme der Juristen sowie derjenigen, die Sportökonomie studieren. Jeder zehnte von ihnen liegt außer- halb der Überschreitungstoleranz, was damit zusammenhängt, daß die „Spökos“ sehr spät einen numerus Clausus erhalten haben. Vor- bildlich sind die Biochemiker, von denen 88,8 % innerhalb der Regelstudienzeit" sind und die restlichen>11,2 % innerhalb der Uber—

schreitungstoleranz studieren.

Was —— im Gegensatz zu den Juristen — staat- liche, also nicht von der Universität erarbeitete Prüfungsordnungen bewirken können, bewei- sen die Lehrämter. Keiner der rund 550 Stu- dentinnen und Studenten, die das Lehramt an Hauptschulen oder an Gmndschulen anstre- ben, hat die prüfungsrelevanten Studienzeiten überschritten. Und beim Lehramt für das Gym- nasium sowie beim Lehramt für die Realschule sind es in beiden Fällen noch nicht einmal 1 % der Studenten, die diese Toleranzgrenze ver- lassen haben — insgesamt sind es gerade 5.

Dr. Schmid neue „rechte Hand“ des Präsidenten

Dr. Thomas Schmid ist seit Jahresanfang neuer Persönlicher Referent von Universitäts- präsident Professor Büttner. Er ist damit Nach- folger von Dr. Hans-Martin Rummenhohl, der im Sommer vergangenen Jahres als Persönli—

cher Referent von Minister Goppel ins Bayeri—

sche Bundesrats- und Europaministerium ge- gangen war.

Schmid, ein gebürtiger Stuttgarter (Jahrgang 1961), studierte in Heidelberg Kunstge- schichte, Geschichte und Architektur und pro- movierte in der Neckarmetropole mit einer ar- chitekturhistorischen Untersuchung über das Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim. Bei diesem baden-württembergi- schen Museum war er auch zuletzt beschäftigt.

SPEKTRUM

Nun Deutsch, Geschichte und Ev. Religionslehre Studienfächer im

Gymnasialen Lehramt

Teilerfolg für die Universität: Sie kann jetzt auch die Fächer Deutsch und Geschichte sowie Evangelische Religionslehre in ver- schiedenen Studiengängen für das Lehr- amt an Gymnasien anbieten. Eine entspre- chende Zusage kam zu Beginn des Winter- semesters vom Bayerischen Staatsmini- sterium für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst.

Die neuen Fächer können in den Kombina- tionen Deutsch/Sport, Deutsch/Erdkunde, Deutsch/Geschichte, Deutsch/Evangeli—

sche Religionslehre ab dem Sommerseme- ster, als Kombination Mathematik/Erd- kunde und Sport/Evangelische Religions- lehre (außer die Sporteignungsprüfung ist schon bestanden) ab dem Wintersemester belegt werden.

Durch eine Änderung der Lehrerprüfungs- ordnung kann laut Studentenkanzlei in Bayreuth für das Lehramt an Realschulen neuerdings auch in den Kombinationen Sport/Wirtschaftswissenschaften, Sport/

Mathematik und Mathematik/Wirtschafts—

wissenschaften studiert werden. Einschrei—

bungen sind zum Wintersemester möglich.

Die Einfühmng geisteswissenschaftlicher Fächer im gymnasialen Lehramt steht ebenso wie die Errichtung einer Fakultät für Angewandte Naturwissenschaften — mit den Studiengängen Materialwissenschaft sowie ökologisch-technischer Umwelt- schutz —— seit langem auf der „Wunschliste“

der Universität Bayreuth. Diese Erweite—

ang geisteswissenschaftlicher Studien- gänge bedeutet ein wichtiges Strukturele- ment für die Sprach- und LiteratunNissen—

schaftliche und die KultunNissenschaftliche Fakultät und die Universität insgesamt.

Das Vexier-Bild der Festspiele im Ausland

Als Einstimmung und Auftakt zu einem Projekt des Sprachenzentmms (Eszett) der Universität Bayreuth, bei dem Dozenten und Studenten in—

temationale Pressestimmen zu den Wagner—

Festspielen aufarbeiten wollen, diente im Ja—

nuar ein Vortrag von Professorin Dr. Henze—

Döhring zum Thema „Der Wiederbeginn der Wagner-Festspiele nach dem Zweiten Welt- krieg“. Was den Bayreuthem heute als fünfte Jahreszeit erscheint, die regelmäßige Wieder- kehr festlich gekleideter Gäste auf dem Hügel, war nach dem Ende des 1000jährigen Reiches ja keinesfalls unumstritten. Vom Sommerse—

mester an werden sprachspezifische Arbeits—

gruppen das Pressearchiv des Festspielhau- ses auf Konstanten und Wandlungen durch—

Fortsetzung auf Seite 10

(10)

SPEKTRUM S

/"‘ '

Mehr als zwei Dutzend oberfränkische Firmen und Großunternehmen aus Industrie, Handel und Gewerbe haben sich bei der 4. Masters—

Börse der Universität Bayreuth am 27. Januar in der Stadthalle mit Messeständen und Reprä—

sentanten vorgestellt und den fortgeschritte- nen Studenten der Betriebswirtschaftslehre die Möglichkeit zu anspruchsvollen studienbe- gleitenden Praktika geboten. Als „Mitarbeiter auf Zeit“ erhalten die Studenten in den Unter- nehmen die Gelegenheit Theorie und „theoreti- sche Kochrezepte“ schon während des Studi- ums aktiv zu testen. Die Unternehmen haben ihrerseits die Möglichkeit, künftigen Mitarbei- tern bei der Arbeit über die Schulter zu sehen.

Während der Masters-Börse werden zwischen

Fortsetzung von Seite 9

mustem, soweit sie sich in ausländischen Presseberichten wiederfinden lassen. Den Bayreuthern soll damit anläßlich der 800-Jahr- Feier ein Spiegel vorgehalten werden.

So erstaunlich dies klingen mag: Indem sie ihre fremdsprachliohen Kenntnisse am Feuilleton international renommierter Blätter erproben und erweitem, leisten die Studenten mit ihren Dozenten ein Stück Forschungsarbeit. Wie der Pressesprecher des Festspielhauses mitteilte, ist dessen internationales Zeitungsarchiv noch nie für einen solchen Zweck in Anspruch ge—

nommen worden. Das Projekt wird von der Stadt Bayreuth gefördert.

Als Endprodukt der Bemühungen will das Es- zett im Rahmen seiner Schriftenreihe „Der Es- zettelkasten“ eine Broschüre ‚vorlegen, in der die Bayreuther — soweit sie des Englischen, Französischen, Italienischen etc. mächtig sind

— nachlesen können, welches (Vexier)BiId im Ausland mit ihrer Stadt verbunden worden ist.

Die Masters—Börse ist im wesentlichen eine Kommunikationsbörse.

Siehaben _ die Chance

Foto: Kühner den Unternehmen und den Studenten die ent- sprechenden Kontakte geknüpft und Abspra—

chen getroffen.

Nach dem Verständnis des Betriebswirtschaft- lichen Forschungszentrüms Mittelstand (BF/M) und des Gelenkten Bayreuther Praktikanten- programms wird der nächste Wirtschaftsauf- schwung nur auf dem Weg über neue Pro- dukte und neue Leistungen auf breiterer Front neue Arbeitsplätze schaffen. Die Bayreuther Diplomkaufleute Iemen diese Aufgabe schon während ihres Studiums in der Wirtschaftspra- xis kennen.

Bau-Lichtblick

für die Verwaltung

„Was lange währt, wird endlich gut“, begrüßte Präsident Professor Dr. Büttner am 23. No- vember die vielen Gäste beim Richtfest des Gebäudes der Zentralen Verwaltung und des Studentenwerks Oberfranken. Er zeigte sich darüber erfreut, daß die Odyssee des Präsidial- büros nach acht Umzügen bald ein Ende fin- den wird. Besonders die Verwaltung sei bisher am schlechtesten untergebracht gewesen, be- tonte der Präsident. Auch werde endlich ein Sitzungssaal für den Senat zur Verfügung stehen.

Dr Lothar Zakrzewski, der Geschäftsführer des Studentenweiks, erinnerte an die Zeit—

spanne von fast 20 Jahren, die zwischen er—

sten Ubertegungen und Realisierung des Ge- bäudes liegen. Das 20,7-Millionen-Projekt, das für die Nutzer, zu denen auch die Studenten- vertretung gehören wird, 3.500 qm Fläche zur Verfügung stellen wird, soll voraussichtlich An—

fang 1994 fertiggestellt sein. Foto: Kühner

10

„Drei bis vier Milliarden klingt sehr hoch . . .“

„Wir sprechen ausdrücklich nicht von ei- nem Studentenberg, obwohl unüberseh- bar ist, daß die Universitäten in den meisten Fachbereichen völlig überfüllt sind. Wir sprechen deshalb nicht von einem Studen- tenberg, weil wir anerkennen, daß wir die- ses Ausbildungspotential trotz der momen—

tanen konjunkturellen Flaute brauchen, wenn wir mit unserer gesamten Wirt—

schaftskraft Bestand haben wollen; ein Land wie wir sind auf Hochtechnik ange- wiesen. Deshalb sprechen wir von der Not- wendigkeit, die entsprechenden Ausbil- dungsplätze aufzubauen.

Wir gehen — wie die Kultusministerkonfe- renz auch — davon aus, daß die Universitä—

ten einen jährlichen Mehrbedarf von unge—

fähr drei bis vier Milliarden Mark haben. Das klingt sehr hoch. Das ist aber, wenn man vergleicht, welche Milliardenbeträge in an- deren Bereichen gehandelt werden, eine relativ kleine Summe für einen Bereich, der nach meiner Auffassung der einzige ist, der mit absoluter Sicherheit für die Zukunft Zin- sen tragen wird. Das sind nämlich die Köpfe, das ist die Ausbildung der Gehirne unserer jungen Leute. Das ist unsere Zu- kunft, und dort sollten wir ganz massiv inve- stieren. Leider ist in der öffentlichen Diskus- sion die Bildungspolitik und die For—

schungspolitik so gut wie nicht repräsen- tiert.“

Professor Dr. Gerhard Neuweiler, Münchr ner Zoologe und neuer Vorsitzender des Wissenschaftsrates in einem Interview der Frankfurter Rundschau in deren Aus- gabe vom 28. Januar 1993.

(11)

11 SPEKTRIM

Bayreuther Professoren kurz vorgestellt

Professor Dr. Peter J. Huber (Mathematische Statistik)

Theoretische Grundlagen der Robusten Statistik

Peter J. Huber, geboren 1934 in Wohlen/

Schweiz, promovierte 1961 an der Eidgenössi- schen Technischen Hochschule in Zürich mit einer Arbeit in reiner Mathematik (Homotopie—

theorie in allgemeinen Kategorien), die mit der ETH-Medaille ausgezeichnet wurde. Nach der Promotion wurde er von zweien seiner Lehrer angefragt, ob er Lust hätte, auf mathematische Statistik umzusatteln — nachdem es jahrelang nicht gelungen sei, einen erstrangigen Statisti- ker von außen zu berufen, möchte man jetzt versuchen, selber einen heranzuziehen. Da er sich ohnedies damals von den Herausforde- rungen der Anwendungen bereits mehr ange—

zogen fühlte als von der Höhenluft der reinen Mathematik, beschloß er, das Risiko auf sich zu nehmen und sich mit einem Stipendium des Schweizerischen Nationalfonds 1961—62 an die University of Califomia, Berkeiey, zu bege- ben, der damaligen Hochburg der mathemati- schen Statistik.

Mathematische Statistik

Statistik ist gelegentlich definiert worden als die Kunst, Daten zu sammeln und zu interpretieren und dadurch eine rationale Basis für Entschei—

dungen zu schaffen. Die Statistische Entschei—

dungstheorie von Abraham Wald (1950) hatte kurz zuvor dem Gebiet erstmals eine umfas- sende, mathematisch strenge Grundlage ge- geben, und es entstand das ldealbild einer ma- thematischen Statistik, die für präzis spezifi- zierte Modellfälle beweisbar optimale Entschei- dungsverfahren (I'ests, Schätzungen) entwik- keIt.

Nun zählt die mathematische Statistik jedoch nicht zur reinen, sondern zur angewandten Mathematik. Daher müssen die Verfahren letzt- lich nicht nur durch ihre logische Richtigkeit und Eleganz, sondern durch ihre praktische Brauchbarkeit bewertet werden.

Leider stellte sich heraus, daß optimale Verfah- ren oft instabil sind und schon bei kleinsten Ab- weichungen vom idealen Modell völlig versa- gen können.

Robuste Statistik

Als MiIIer Fellow am Statistics Department in Berkeiey, 1962-63, schuf Huber in einer Arbeit über Robuste Lokationsschätzung, die als eine der wichtigsten statistischen Arbeiten der letz- ten 100 Jahre in den Sammelband „Break- throughs in Statistics 1890-1989“ (Herausge-

ber N. L. Johnson & S. Kotz) aufgenommen wurde, die theoretischen Grundlagen der Ro—

busten Statistik. Diese befaßt sich mit Verfah- ren, welche bei kleinen Modellveränderungen stabil bleiben. Der Fortschritt bestand darin, daß es ihm wider Erwarten gelang, einen scheinbar amorphen Begriff durch mathemati- sche Erfassung salonfähig zu machen und zu- dem noch explizite, im Sinne der Entschei- dungstheOIie optimale Lösungen zu finden. Es war für Huber deshalb eine besondere Befrie—

digung und Ehmng, an der Jahrestagung 1972 des lnstitute of Mathematical Statistics die nach dem Schöpfer der statistischen Entschei- dungstheorie genannte „Wald Lecture“ zu halten.

Nach einer Gastprofessur an der Comell Uni—

versity übernahm Huber bereits 1964 den Lehrstuhl für Mathematische Statistik an der EFH Zürich, den er bis 1978 innehatte. in der Folge baute er die Robustheitstheorie sowohl mathematisch wie konzeptionell immer weiter aus und erschloß ihr neue Anwendungsge-

biete: Regression, Kovarianzmatrizen, Ver- suchsplanung, Kurvenglättung. Sein 1981 er- schienenes Buch „Robust Statistics“ war das erste umfassende Werk über Robustheits- theorie.

Datenanalyse

Nach dem Aufkommen und der stürmischen Entwicklung von Computern war eine ganz neue Situation sowohl für das Sammeln als auch für das Analysieren von Daten entstan—

den. Quantität und Komplexität der Daten sind derart gewachsen, daß der für die Analyse und Interpretation so wichtige hautnahe Kontakt des Datenanalytikers zu den Daten in Gefahr geriet und oft verlorenging.

Komplementär zur mathematischen Statistik ist es deshalb um so notwendiger, die Metho—

dik der interaktiven Datenanalyse zu entwik—

keln, zu systematisieren, und durch geeignete Computer-Software zu unterstützen. Huber hat sich seit dem Ende der 1960er Jahre inten—

siv mit dem Einsatz von Computern bei der Da—

tenerfassung und -verarbeitung befaßt, dies vor allem in Zusammenarbeit mit Medizinern (Analyse von Elektroencephalogramm— und Wachstumsdaten). Während eines Aufenthalts am Mathematical Sciences Research lnstitute in Berkeley 1982-83 hat er die theoretische Grundlegung des „Projection Pursuit“ (einer computergestützten Methodik, um relevante Strukturen in hochdimensionalen Daten zu fin- den) geschaffen und später als eingeladene Ar- beit in den „Annals of Statistics“ 1985 veröf- fentlicht. Außerdem war er die treibende Kraft hinter der Entwicklung des interaktiven Pro- grammiersystems lSP (Interactive Scientific Processor) mit eigener Kommandosprache und hochauflösender Echtzeit-Graphik. ISP hat seither diverse Pionier-Anwendungen in In—

dustrie und Wissenschaft gefunden, wie zum Beispiel in Marktforschung, Luftsicherung und Umweltforschung.

Assyriologie

Statistische Methoden spielen ferner eine Rolle in Hubers Hobby, der Analyse und Datierung babylonischer Stembeobachtungen, das ihn seit seinem Studium nicht mehr losgelassen hat. Er ist ein international angesehener Ex- perte für Keilschrift-Astronomie, mit Arbeiten in assyriologischen Fachzeitschriften und einge- ladenen Vorträgen an internationalen Tagun-

Fortsetzung auf Seite 12

(12)

SPEKTRUM

Markus Keiper neuer Vorsitzender

Bayreuther Studenten im AIESEC-Vorstand

Gleich drei BayreutherVertreterwurden bei der deutschen Mitgliederversammlung von AIE- SEC, der internationalen Vereinigung der an Wirtschaft interessierten Studenten, in den Vorstand der Organisation gewählt. Markus Keiper, 25jähriger Student der Betriebswirt—

schaftslehre aus Weinheim, wird den Vorsitz in Deutschland übernehmen. Mitnehmen wird er seine Kollegen AIix Fouchard und Premal Desai aus dem AlESEC—Lokalkomitee Bayreuth.

Fouchard wurde mit der Personalführung be- traut. Desai wird für die Pflege der AIESEC—

Programme verantwortlich zeichnen. Alle sechs Vorstandsmitglieder der AIESEC Deutschland arbeiten für ein Jahr Vollzeit und ehrenamtlich.

1949 von sieben europäischen Staaten zur Völkerverständigung in den Nachkriegsjahren gegründet, ist AIESEC heute die größte Stu- dentenorganisation der Welt. Der intematio- nale Praktikantenaustausch, das Herzstück von AIESEC, hat sich inzwischen auf 74 Mit- gliedsstaaten ausgeweitet. In Deutschland gibt es AIESEC-Lokalkomitees an 61 Hochschulen mit mehr als 2000 ehrenamtlichen Mitarbei- tern. Um die tausend Praktikanten aus aller Welt haben in jedem Jahr die Möglichkeit, ein Praktikum in einer deutschen Firma zu absol- vieren. 'Beruhend auf einem paritätischen Aus- tauschsystem hat dieselbe Zahl deutscher Studenten die Möglichkeit, einen Praktikanten—

platz im Ausland zu erhalten. Die kulturellen, sozialen und beruflichen Erfahrungen, die in diesem zwischen drei Monaten und eineinhalb Jahren dauernden Aufenthalt gesammelt wer—

den, dienen der aktiven Völkerverständigung.

Fremde Lebensräume und Menschen werden am eigenen Leib erfahren, Vorurteile durch Ur- teile ersetzt.

Fortsetzung von Seite 11

gen, unter anderem am AAAS-Meeting 1974 in San Francisco, und am internationalen Assyri- ologentreffen in London 1982.

In die Zeit von Hubers Professur an der EI’H Zürich fielen Forschungsaufenthalte in den USA, die zum Teil von der amerikanischen Na—

tional Science Foundation finanziert wurden: in Comell 1966-67, Princeton 1970-71 und Yale 1971 —72. An ihn ergangene Rufe nach Prince- ton und Yale schlug er damals zugunsten der ETH aus, nahm aber dann 1978 einen Ruf der Harvard University an. 1988 wechselte er an das benachbarte Massachusetts Institute of Technology. Seit Jahren trug er sich jedoch mit dem Wunsch, in den alten Kontinent zurückzu- kehren; die Verieihung des Humboldt—Preises 1988 eriaubte ihm mehrmonatige Forschungs- aufenthalte an der Universität Dortmund. 1992 ist es der Universität Bayreuth gelungen, die- sen Wissenschafter zu gewinnen.

Alles in Bayreuther Hand: Von links AIix Fouchard, Markus Keiper und Premal Desai Markus Keiper, ab kommenden August Vorsit- zender des Deutschen Komitees der AIESEC e.V. mit Sitz in Köln, wird die weitere Entwick—

lung der Organisation mit seinen fünf Kollegen im Vorstand entscheidend beeinflussen kön- nen. Wichtig ist, so Keiper, daß AIESEC als Symbiose zwischen Wirtschaft und Lehre ver—

standen wird. Durch die enge Verzahnung mit der Wirtschaft werden Praktikantenplätze und Finanzmittel bereitgestellt, die das Arbeiten von AIESEC ermöglichen. Die Studentenorganisa- tion leistet auf der anderen Seite einen wichti- gen Beitrag zur Bildung künftiger Führungs—

kräfte; denn gerade internationale Erfahrungen werden in der Berufswelt zunehmend gefor- dert.

Trainingsprogramme

Neben dem Praktikantenaustausch bietet AIE- SEC weitere Programme an. Premal Desai, Student der Volkswirtschaftslehre in Bayreuth, wird für den Bereich Programme zuständig sein. Seminare und Vorträge zu Bereichen aus der beruflichen Praxis oder zu international re- levanten Themen von asiatischer Wirtschafts- raum bis Umweltschutz werden regelmäßig an den Universitäten angeboten. Desai, er ist indi- scher Abstammung, wird allein durch seine Herkunft viel Intemationalität in sein Amt ein—

bringen können. Im weiteren ist die Persönlich- keitsbildung mit Rhetorikseminaren und Be- werbungstrainings, die von AIESEC mit profes-

12

sionellen Trainern angeboten werden, ein an den Universitäten geschätztes Programm.

Für die Bildung und Schulung der AIESEC-Mi—

tarbeiter in Deutschland wird AIix Fouchard als dritter Gesandter aus Bayreuth verantwortlich sein. Für alle 61 Lokalkomitees werden regel- mäßig Wochenendseminare veranstaltet, um das nötige Know-how zu erwerben. Der Quali- tätsstandard in der Arbeit der einzelnen Lokal- komitees vor Ort soll durch die Schulungen ge- sichert werden. Heiko Schefberger

Spenden an andere

Leukämie-Kranke

Erschütterung in der Bayreuther Universitätsbi- bliothek: die junge Polin Agnieszka Augusty—

niak ist tot, für die in einer beispiellosen Spen- denaktion der bayerischen Universitätsbiblio- theken seit dem Sommer über 40.000.- Mark zur Behandlung ihrer Leukämieerkrankung ge- sammelt worden waren. Diese vollkommen überraschende, traurige Nachricht erhielt Bi- bliotheksdirektor Dr. Karl Babl am 26. Novem- ber aus der Universitätsbibliothek in Poznan (Posen).

Babl zeigte sich tief betroffen, da nach einer kurz zuvor erfolgten ersten Knochenmark- Transplantation — gespendet von der jünge- ren SchwesterAnja — die Tochter einer Biblio- thekarin in der Bayreuther Partneruniversität auf dem Weg zur Besserung erschien. Er kün- digte an, daß die bisher gespendeten Mittel den anderen Leukämiekranken auf der Spe- zialstation in Poznan zugute kommen sollen.

Bayreuth Polymer Material Research Symposium

Bereits zum 3. Mal findet vom 19. bis zum 21 . April das BPS statt, was früher „Bayreu- ther Polymersymposium“ hieß und nun — die Zielrichtung schon in der Überschrift verstärkend — „Bayreuth Polymer and Ma—

ten'al Research Symposium“ heißt.

Behandelt werden sollen Polymere als Funktions— und Strukturmaterialien sowie Beiträge aus den Bereichen der anorgani- schen und organischen Polymere, für Ver- bundwerkstoffe und Keramiken.

Hauptziel der Veranstaltung ist es, bei die—

sem Symposium Personen zusammenzu- bringen, die Materialforschung auf ver—

schiedenen Gebieten betreiben und somit Diskussionen über bestimmte Teilbereiche der Grundlagen- und angewandten For—

schung anzuregen.

Organisatoren der Tagung sind Professor Dr. Claus D. Eisenbach (Lehrstuhl Makro- molekulare Chemie II), Professor Dr. Diet- rich Haarer (Lehrstuhl Experimentalphysik IV) und Professor Dr. Günter Ziegler (Lehr—

stuhl Keramik und Verbundwerkstoffe).

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die VS besuchen etwas über 120 Kinder, von denen etwa 70 zum zweispra- chigen Unterricht angemeldet sind. 54 Kinder besuchen die Ganztagsschule, davon sind 32 zum

Neben wissenschaftsgeleiteter Lehre in Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrer/innen und Personen in pädagogischen Berufsfeldern stellt Forschung im Bereich Bildung, Unterricht

(2) Im Falle seiner Verhinderung hat jedes zu einer Sitzung einberufene Mitglied aus der Gruppe der Lehrenden einen/eine Stellvertreter/Stellvertreterin jener AStG-Akademie, der

(1) Das Aufnahmeverfahren zur Feststellung der Eignung für das Lehramt an Schulen gilt unabhängig von der Staatsangehörigkeit für Studienwerber:innen, die im

Der Hochschullehrgang „Mentoring: Berufseinstieg professionell begleiten Teil 2 – Mentor/in“ befähigt Praxislehrpersonen zum professionellen Aufbau von förderlichen

Müller—Christ: Es sind etwa 20 Absolven- ten, die sich spontan angemeldet haben, was aber auch sicherlich daran liegen kann, daß wir die meisten an dem Tag nicht direkt erreicht

(8) Innerhalb einer Woche nach einer Sitzung des StuPa oder des ExOrg kann durch jedes Mitglied der Studierendenschaft vor dem Ältestenrat der Einspruch erhoben

Die Karosserien dieser Wagen waren sehr geschmackvoll und geräumig, so daß der motorische Fuhrwerksbetrieb sich mit diesen Fahrzeugen bei den großen Waren- häusern sehr