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Archiv "Geschichte der Neurologie — philatelistisch portraitiert" (02.02.1978)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

GESCHICHTE DER MEDIZIN

Geschichte der Neurologie — philatelistisch portraitiert

Hans Hermann Dietrich

Es dürfte kaum einen Berufsstand geben, der in so großem Maße eine philatelistische Würdigung erfahren hat, wie den der Ärzte.

Medizinische Briefmarken-Motivsammlungen erfreuen sich immer größeren Zuspruchs. Im folgenden Beitrag richtet sich das Interes- se auf jene Vertreter des ärztlichen Berufsstandes und der medizi- nischen Wissenschaft, denen auf Grund ihrer medizinischen Taten auf dem Gebiet der Neurologie philatelistischer Ruhm zuteil wurde.

Er ergänzt zugleich den Beitrag von Dr. med. Rudolf Wallossek über „Der Arztberuf — philatelistisch portraitiert" (DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 14 1974, Seite 1030 ff.).

geres Fach der Medizin, als sich die Wendung vom naturphilosophi- schen zum naturwissenschaftlichen Denken vollzog. Aber auch in Zei- ten, als Nerven- und Geisteskranke noch nicht in ärztliche Behandlung traten, haben sich Männer bemüht, gegen die Vorstellungen von Be- sessenheit, Hexentum und Dämo- nen anzugehen und eine neurolo- gisch-psychiatrische Orientierung zu finden.

Wenigen nur wird es beschieden sein, sich in die Geschichte der Nervenheilkunde einarbeiten zu können. Bücher über Geschichte und Geschichte der Medizin sind zahlreiche geschrieben worden.

Eine Möglichkeit, Medizingeschich- te zu vermitteln und sie einem brei- teren Bevölkerungskreis näherzu- bringen, ist uns in der Briefmarke gegeben. Seit Erscheinen des er- sten Postwertzeichens 1840 hat sich die zur Wissenschaft geworde- ne Philatelie die Welt erorbert.

Von jeher waren die Geisteskrank- heiten ein Grenzgebiet der medizi- nischen Wissenschaften, in vielen Jahrhunderten standen sie außer-

halb des ärztlichen Bereiches (Lemke). Erst um die Mitte des vo- rigen Jahrhunderts wurde die Psychiatrie ein zunehmend wichti-

Sammler in allen Teilen der Erde werden über Briefmarken ange- sprochen, Nichtsammler werden

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heft 5 vom 2. Februar 1978 269

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Neurologie — philatelistisch gesehen

beim Bekleben ihrer Briefe durch das Bild der Marke aufmerksam gemacht. In der Motivphilatelie ist die Möglichkeit gegeben, Marken gezielt zusammenzustellen. An- spruch auf Vollzähligkeit kann aber eine solche Aufstellung nie erhe- ben. Sie soll aber einen kleinen hi- storischen Rückblick über ein Fachgebiet der Medizin geben, das doch schon einige hundert Jahre älter ist.

Vor tausend Jahren lebte in Arabi- en Ali Ibn Sina Avicenna (980 bis 1037), der als „Fürst der Ärzte" bis ins Mittelalter hinein Bedeutung hatte. 156 Bücher nichtmedizini- schen inhaltes und 16 medizinische Werke werden ihm zugeschrieben, darunter das Hauptwerk, der Ca- non der Heilkunde, der in der Me- dizingeschichte einmalig dasteht.

Avicenna beschäftigte sich sehr mit der Neurologie. Er glaubte be- reits, daß die Sinne des Menschen ihre Lokalisation im Gehirn hätten, wie auch, daß der Ursprung der Gefühle des Menschen im mittleren

und der des Gedächtnisses im hin- teren Hirn zu suchen sei (Abb. 1).

Als einer der profiliertesten Gelehr- ten des Mittelalters versuchte Leo- nardo da Vinci (1452 bis 1519) eine exakte Orientierung über den Auf- bau des Menschen zu erlangen. Er sezierte über dreißig Leichen und fertigte mehr als 750 Skizzen des menschlichen Körpers an, die ihm den Beinamen des größten Anato- men seiner Epoche einbrachten. 42 Blätter befassen sich mit dem Ver- lauf von Nerven und Gefäßen.

Durch Injektion erstarrender Mas- sen versuchte er, sich den Bau der Gehirnventrikel zu veranschauli- chen (Abb. 2).

Wenige Ärzte um diese Zeit hatten den Mut, gegen Aberglauben anzu- gehen. Theophrastus Bombastus von Hohenheim Paracelsus (1493 bis 1541), der erste große deutsche Arzt im Mittelalter, war ein Gegner der Hexenverfolgung. In seinen Schriften äußerte er sich über Ent- stehung und Behandlung krankhaf- ter Geisteszustände, über die Wil-

lensfreiheit und über den Einfluß des Willens auf den Krankheitsver- lauf. In besonderer Weise stellte er die Ethik als eine der Grundsäulen der Medizin hin (Abb. 3).

Im 17. Jahrhundert wurde der „Hel- fer der Menschheit", Vinzenz von Paul (1581 bis 1660), zum Reforma- tor des Irrenwesens. Der von der Kirche als Heiliger gefeierte katho- lische Theologe setzte sich für die geistig Minderwertigen und die asozialen Psychopathen ein, er- richtete bei Paris eine Leprosorie und sammelte auf vielen Reisen Gelder für Verwundete. Sein Pari- ser Irrenheim wurde zum Vorbild späterer Anstaltstechnik (Abb. 4).

Der Schweizer Arzt Albrecht von Haller (1708 bis 1777), eines der großen Universalgenies der Menschheit, war bereits mit 28 Jah- ren Professor der Anatomie, Chir- urgie und Botanik in Göttingen. Sehr intensiv befaßte er sich mit Aufbau und Funktion der Nerven und er- kannte ihre Eigenschaft der Sensi- bilität. Die Begründung der Lehre

272 Heft 5 vom 2. Februar 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Neurologie philatelistisch gesehen

von der „Irritabilität der Muskeln"

zählt zu seinen Verdiensten (Abb. 5).

Als Begründer und „Vater der Ho- möopathie" hat sich Samuel Fried- rich Christian Hahnemann (1755 bis 1843) einen Namen gemacht. Er verfaßte mehrere Arbeiten auf dem Gebiet der Psychiatrie (Abb. 6).

Der in der CSSR als Nationalheld verehrte Freund Goethes, Johann Evangelista Ritter von Purkinje (1787 bis 1869), wirkte als Patholo- ge und Physiologe in Breslau und Prag. Er machte sich u. a. einen Namen als Begründer der Daktylo- skopie. Zahlreiche Arbeiten veröf- fentlichte er aus dem Gebiet der Neurohistologie. Er ergründete die Gesetzmäßigkeit des Drehschwin- dels und entdeckte die nach ihm genannten Purkinje-Zellen der Kleinhirnrinde (Abb. 7).

Als Begründer der somatisch-empi- rischen Psychiatrie gilt der in Ägypten und Deutschland einst wirkende Psychiater Wilhelm Grie- singer (1817 bis 1868). In Lehre und klinischer Tätigkeit setzte er sich für eine Zusammenlegung von Neurologie und Psychiatrie ein, för- derte die psychiatrische Arbeit am Krankenbett und die hirnpathologi- sche Forschung. Als Leiter der psychiatrischen Klinik der. Berliner Charitö bemühte er sieh um Er- leichterungen bei Zwangsstationie- rung von Geisteskranken. Er nahm eine einheitliche Ätiologie aller Geisteskrankheiten an und stellte die Idee der Einheitspsychose auf (Abb. 8).

Der in Dresden gebürtige Gehirn- anatom und Psychiater Theodor Hermann Meynert (1833 bis 1892) beschäftigte sich mit der pathologi- schen Anatomie und Physiologie des Gehirnes. Zunächst wirkte er als Prosektor der Wiener Irrenan- stalt, später als Direktor der psych- iatrischen Universitätsklinik in Wien. Nach seiner Anschauung sei- en alle Geisteskrankheiten auf lo- kalisierte Reizzustände des Vorder- hirnes zurückzuführen (Abb. 9).

Der Pfarrer Theodor Fliedner (1800 bis 1864) schuf die erste Heilanstalt für weibliche Gemütskranke, er- richtete Deutschlands ersten Kin- dergarten in Düsseldorf und grün- dete den Rheinisch-Westfälischen Verein für Bildung und Beschäfti- gung evangelischer Diakonissen (Abb. 10).

Große Verdienste um geistig Be- hinderte erwarb sich der als „Hel- fer der Menschheit" geehrte Pastor Friedrich von Bodelschwingh (1831 bis 1910). Das von ihm übernom- mene Epileptikerheim in Bethel bei Bielefeld entwickelte sich unter seiner Leitung zu der großen Heil- anstalt für Geisteskranke, Trinker und Krüppel (Abb. 11).

Santiago Ramöny Cajal (1852 bis 1934), Anatom und Histologe in Va- lencia, Barcelona und Madrid, No- belpreisträger für Medizin (1906), befaßte sich mit Arbeiten über die Histologie der Netzhaut und des Zentralnervensystems, insbesonde- re mit den Nervenzellen des Rük- kenmarks, den Ganglien des Klein- hirns, der Retina und des Olfacto-

rius bulbi. Er begründete eine be- rühmt gewordene Schule von Neu- rohistologen. Besonders bekannt wurde er durch sein Buch „Dege- neration und Regeneration im Ner- vensystem" (Abb. 12).

1918 veröffentlichte Julius Wag- ner-Jauregg (1857 bis 1940) die er- sten Erfolge der Behandlung von Psychosen durch Aufimpfung von Malaria. Durch die Einführung der Malariabehandlung wurde es mög- lich, die progressive Paralyse an- zugehen (Heilfieberbehandlung).

1893 übernahm er als Professor die Leitung des Universitätskranken- hauses für Nerven- und Gemüts- krankheiten in Wien, 1927 erhielt er den Nobelpreis (Abb. 13).

Der Billroth-Schüler Anton Freiherr von Eiselsberg (1860 bis 1939) be- faßte sich mit der Chirurgie an Ma- gen und Darm sowie der Schild- drüse. Seine operativen Eingriffe am Rückenmark und an der Hypo- physe machten ihn aber auch zu einem Pionier der Neurochirurgie (Abb. 14).

Durch Antonio Egas Moniz (1874 bis 1955) wurden erstmalig am Leben- den die Hirngefäße durch Kontrast- füllung röntgenologisch dargestellt.

Der portugiesische Neurologe und Politiker begann mit chirurgischen Eingriffen am Gehirn zur Behebung psychischer Störungen, der Leuco- tomie. Er wurde zum Begründer der „Psychochirurgie" und erhielt 1949 den Nobelpreis (Abb. 15).

Zu den bedeutendsten Neurochirur- gen unseres Jahrhunderts gehört

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 5 vom 2. Februar 1978 273

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Jahrmarkt des Lebens

Ein Arzt und Maler erlebt die Baseler Faselnacht

Johann Ulrich: Morgenstraich, 1977, Öl auf Leinwand, 170x 198 cm Spektrum der Woche

Aufsätze -Notizen

FEUILLETON

Dr. Johann Ulrich, Facharzt für Ner- ven- und Gemütskrankheiten, Ju- dengasse 32, 8832 Weißenburg in Bayern, verfolgt schon seit Jahren Berichte über die interessante Base- ler „Faselnacht" in Zeitungen und im Fernsehen. Er fuhr selbst nach Basel — und dieses von ihm gemalte Bild „Morgenstraich" gibt seine Ein- drücke wieder: Die Baseler Fasel- nacht entspricht einem geheimen Volksgericht. Beim „Morgenstraich"

ziehen Cliquen auf, die beleuchtete Transparente mit Anschuldigungen tragen. Es gibt kein „Alaaf", kein

„Helau", kein Funken-Mariechen: es gibt nur einen harten, sthenischen Trommelschlag, der durch Mark und Bein geht und einen ungewohnten, synkopalen Takt hat.

Der Arzt und Maler Ulrich hat nach seinem Besuch in Basel diesen

„Jahrmarkt des Lebens" im aleman- nischen Fastnachtsstil bildlich dar- gestellt.

Als Arzt suchte er sich das Thema

„Pille" aus. Eine junge Dame hat eine „Pille" im Mund, und die Män- ner sind aufdringlich. Die Mutter, die Unheil ahnt, ist auch schon zur Stel- le. Die alte, rothaarige, schielende Dame wird aber abgedrängt.

Zum „Morgenstraich" gehören Stadtpfeifer und Trommler als ma- kaber grinsender Tod ebenso wie die traurigen Bajazzos. Mitten im Fluß kommt eine Rheinnixe auf ei- nem Fisch zur „Mittleren Rheinbrük- ke" geschwommen. Die Sonne ist im Kommen. Eine große Fledermaus fliegt noch über den Köpfen einiger Atomphysiker, der „Magier" der heutigen Zeit . . . U/Häu Neurologie

Renä Leriche (1897 bis 1955), der in Lyon, Straßburg und den USA Pa- thologie und Chirurgie lehrte. Er entdeckte die Bedeutung des vege- tativen Nervensystems. Als erster Chirurg führte er Durchtrennungen des Nervus sympathicus zur Be- handlung von Durchblutungsstö- rungen durch (Abb. 16).

Zu erwähnen ist auch der Arzt, Re- volutionär und Dichter Georg Büch- ner (1813 bis 1837), der als Privatdo- zent in Zürich über Schädelnerven

las. Der Dichter des „Danton" und des „Woyzeck" verstarb mit 23 Jah- ren am Typhus (Abb. 17).

Eine große Aufgabe ist dem Psychia- ter heute in der Bekämpfung des

Drogenmißbrauches und seiner Fol- gen gestellt. Doch wird er allein die- se Aufgabe nicht lösen können. Die Mithilfe der ganzen Bevölkerung ist notwendig. Zwei Marken sollen auf die besonders unserer Jugend dro- henden Gefahren aufmerksam ma- chen (Abb. 18 und 19).

Abschließend sei die Gedenkmarke zum 400jährigen Bestehen der Uni- versität Leiden aufgeführt, die ein Gehirn darstellt mit einem Fenster in eine schöne, friedliche Welt (Abb.

20).

Literatur

Diepgen, P.: Geschichte der Medizin, 2. Aufl., de Gruyter, Berlin 1959 — Lemke, R.: in Meyer- Steinegg — Meyer-Steinegg, Th.: Geschichte der Medizin, 4. Aufl. Fischer, Jena 1950 — Mi- chel-Katalog Europa 1974: Schwaneberger Verlag GmbH, München — Scharfenberg, G.:

Medizin und Philatelie, VEB Verlag Volk und Gesundheit, Berlin 1968 — Sigerist, H.: Große Ärzte, Lehmann, München 1959 — Thorwald, J.:

Macht und Geheimnis der frühen Ärzte, Droe- mer-Knaur, München 1962 — Wallossek, Dr. R.:

Der Arztberuf — philatelistisch porträtiert in:

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT, H. 14/1976, S.

1030.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med.

Hans Hermann Dietrich Kreiskrankenhaus Frankenberg-Eder 3558 Frankenberg

274 Heft 5 vom 2. Februar 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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