SCHWEIZ. Z. OBST-WEINBAU Nr. 15/02
392
KURZ-INFO
●
Neue Wege der Frostbekämpfung
In verschiedenen Obstbaube- trieben waren auch in diesem Jahr Frostschäden festzustellen.
Aktive Bekämpfungsmassnah- men wie beispielsweise die Frostberegnung sind unter den Standortbedingungen der Deutschschweiz nicht üblich, im Gegensatz etwa zum Wallis.
Frühjahrsfröste sind ein grosses Risiko für die Obstbauern und können in wenigen Stunden zu erheblichen Verlusten und To- talausfällen führen.
Eine neue Möglichkeit der Frostbekämpfung ist der Frost- buster. In diesem Jahr kam erst- mals in der Schweiz ein Gerät in einem Thurgauer Obstbaube- trieb zum Einsatz. Der Betriebs- leiter beurteilt die Wirksamkeit gegen Blütenfrost sehr positiv.
Der Frostbuster besteht aus einem Gebläse und einem Gasbrenner. In der Luftansaug- öffnung wird Propangas ver- brannt. Das Gebläse mit einer Luftleistung von 225'000 m3/ Stunde erwärmt die Luft- schicht in der Anlage. Die Luft- temperatur beträgt beim Aus- tritt etwa 100 °C, im Abstand von einem Meter nur noch rund 20 °C. Die hohe Luft- leistung erfordert eine Traktor- leistung von mindestens 60 PS, besser 80 PS. Die sechs Pro- pangasflaschen (Inhalt je 35 kg) reichen für eine Betriebs- dauer von rund fünf Stunden.
Es wird in Abständen von etwa 70 m mit einer Geschwindig- keit von 7 km/h durch die An-
lagen gefahren. Alle zehn Mi- nuten muss die gleiche Stelle passiert werden. Mit dem Frostbuster ist die Frost- bekämpfung auf einer Fläche bis maximal 10 ha möglich, je nach Form der Parzellen. Das Gerät muss während der ganzen Dauer der Frostperiode eingesetzt werden, mit Beginn bei 0,5 °C Feuchttemperatur.
Der Frostbuster ist konzi- piert zur Bekämpfung von Strahlungsfrösten, aber nicht gegen so genannte Advektions- fröste (kalte Winde aus nördli- cher Richtung). Versuche mit dem Frostbuster in Belgien er- gaben eine Temperaturerhö- hung von bis zu 2,5 °C, was in den meisten Fällen zur Vermei- dung von Frostschäden ausrei- chen sollte. Bei sehr tiefen Temperaturen (-5 °C und tie- fer) sind auch mit dieser Ma- schine Frostschäden kaum ver- meidbar.
Die vom Gebläse erzeugten Lärmimmissionen entsprechen den EU-Vorschriften, können aber trotzdem in der Nähe von Wohngebieten zu Problemen führen. Die vorgängige Infor- mation und das Verständnis der Nachbarn sind von Vorteil.
Der Preis des Frostbusters beträgt Fr. 23'800.--, ohne Gas- flaschen, die je rund Fr. 100.-- kosten. Diese Kosten scheinen recht hoch zu sein für eine Ma- schine, die – wenn überhaupt – nur wenige Stunden im Jahr im Einsatz ist. Wenn dadurch Frost- schäden vermieden oder zu- mindest reduziert werden kön- nen, macht sich diese Investiti-
on bezahlt. Der Frostbuster wird in Belgien produziert und durch die Firma Eggmann, Trak- toren und Landmaschinen, 8580 Brüschwil-Amriswil, im- portiert.
ALBERTWIDMER, FAW
Im vorderen Teil des Frostbusters sind die sechs Propangasflaschen montiert.
Der warme Luftstrom gelangt beidseits durch die Gebläseöffnungen in der Mitte des Geräts in die Anlage.