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Gesellschaft für

Arbeitswissenschaft e.V.

Gestaltung der Arbeitswelt der Zukunft

60. Kongress der

Gesellschaft für Arbeitswissenschaft

TU und Hochschule München

12.-14. März 2014

-

Press

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Bericht zum 60. Arbeitswissenschaftlichen Kongress vom 12.-14.3.2014 an der Technischen Universität und an der Hochschule München, herausgegeben von der Gesellschaft für Arbeitswissenschaft e.V.

Dortmund: GfA-Press, 2014 ISBN 978-3-936804-17-1

NE: Gesellschaft für Arbeitswissenschaft: Jahresdokumentation

Als Manuskript gedruckt. Diese Schrift ist nur bei der Gesellschaft für Arbeitswissen- schaft e.V., Ardeystraße 67, D-44139 Dortmund, erhältlich.

E-Mail: gfa@ifado.de, Internet: www.gesellschaft-fuer-arbeitswissenschaft.de.

Alle Rechte vorbehalten.

© GfA-Press, Dortmund

Schriftleitung: Matthias Jäger

im Auftrag der Gesellschaft für Arbeitswissenschaft e.V.

Ohne ausdrückliche Genehmigung der Gesellschaft für Arbeitswissenschaft e.V. ist es nicht gestattet, den Kongressband oder Teile daraus in irgendeiner Form

(durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) zu vervielfältigen.

Druck: City DRUCK, Heidelberg Printed in Germany

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GfA (Hrsg.) 2014, Gestaltung der Arbeitswelt der Zukunft 531

Zur Einschätzung der Auftretenshäufigkeit von Körperhaltungen

Jens Joachim PHILIPP1, Martin SCHÜTTE2

1 Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Fachbereich 1, Gruppe Monitoring, Politikberatung,

Friedrich-Henkel-Weg 1-25, D-44149 Dortmund

2 Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Fachbereich 3 Arbeit und Gesundheit,

Nöldnerstraße 40-42, D-10137 Berlin

Kurzfassung: Bei Arbeitsanalyseverfahren bzw. Beschäftigtenbefragungen sollte geprüft werden, ob die subjektiven Einschätzungen die objektiv vorhandenen Ar- beitsbedingungen abbilden. In der vorliegenden Untersuchung wurden 36 Ver- suchspersonen unterschiedliche Videos mit verschiedenen Häufigkeiten und Ver- teilungen einer bestimmten Körperhaltung präsentiert. Direkt nach einem Film war jeweils die Auftretenshäufigkeit über das entsprechende Item der BIBB / BAuA-Erwerbstätigenbefragung einzuschätzen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Bewertungsskala zuverlässig zwischen verschiedenen Häufigkeiten differenziert.

Schlüsselwörter: BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung, Generalisierbarkeits- theorie, Körperhaltung

1. Einleitung

Ein Ziel von Arbeitsanalyseverfahren ist es, die körperliche und/oder psychische Belas- tung der Beschäftigten zu ermitteln. Bei der Bestimmung der physischen Belastung werden dazu z.B. Auftretenshäufigkeiten von verschiedenen Körper- oder Körperteilhaltungen er- fasst. In diesem Rahmen haben sich auch Befragungsinstrumente bewährt, bei denen die Mitarbeiter die Belastungsbedingungen, wie z.B. die Häufigkeit des Auftretens unterschiedli- cher physischer Belastungsfaktoren über mehrstufige Ratingskalen einzuschätzen haben, wobei als Urteilsanker „vague quantifiers“ wie „oft“ oder „manchmal“ Verwendung finden. So erfolgt z.B. in der BIBB/BAuA Erwerbstätigenbefragung (BIBB/BAuA-ETB) die Ermittlung der physischen Belastung u.a. über die Einschätzung der Auftretenshäufigkeit verschiedener Körperhaltungen. Die dabei zur Verfügung stehende Ratingskala umfasst die Stufen „häufig“,

„manchmal“, „selten“ und „nie“. Allgemein gelten allerdings als Nachteile subjektiver Ein- schätzungen deren mögliche Beeinflussung z.B. durch interindividuelle Unterschiede in der Ausnutzung der Bewertungsskala, persönliche Einstellungen usw. (Podsakoff et al. 2003).

Dementsprechend verfolgt die durchgeführte Untersuchung das Ziel, zu prüfen, mit wel- cher Zuverlässigkeit die in der BIBB/BAuA-ETB eingesetzte Ratingskala zur Einschätzung der Auftretenshäufigkeit von Körperhaltungen zuverlässig zwischen Häufigkeitsunterschie- den zu trennen erlaubt. Dabei sollten gleichzeitig Fehlereinflüsse mit untersucht werden, wie interindividuelle Unterschiede in den Einschätzungen wie auch der Effekt verschiedener zeit- licher Verteilungen von Körperhaltungen.

2. Experiment

Dazu erfolgte die Herstellung von sechs Videos (Dauer jeweils 10 min), in denen die Häu- figkeit eines eindeutigen Hockvorgangs (10 und 30 Ereignisse) sowie dessen zeitliche Vertei- lung (1/1, 4/1, 1/4) variiert wurden. Dargestellt war ein Arbeitsvorgang, bei dem eine Kiste (Höhe: 250mm, Breite: 305mm, Tiefe: 220mm) aus der Hocke vom Boden aufgehoben, transportiert (Länge der Strecke: circa 3m) und abgesetzt wird, wobei weitere Zwangshaltun- gen nicht vorkamen. Die Hockvorgänge traten dabei in zwei gleichgroßen Blöcken in der ersten und zweiten Hälfte eines Videos auf (zweimal 15 bzw. 5 Hockvorgänge hintereinan- der) oder in zwei unterschiedlich großen Blöcken (24 und 6 bzw. 6 und 24 sowie 8 und 2 bzw. 2 und 8 Hockvorgänge hintereinander). Die Probanden hatten nach Präsentation eines

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Videos jeweils die der BIBB/BAuA-ETB entnommene Frage „In gebückter, hockende, knien- der oder liegender Stellung, Arbeiten über Kopf – Wie häufig kommt das vor?“ zu beantwor- ten.

An dem Versuch nahmen 36 Personen im Alter von 21 bis 64 Jahren teil (20 Männer und 16 Frauen), wobei der einen Hälfte der Stichprobe die Videos mit 30 und dem anderen Teil der Probanden die Videos mit 10 Hockvorgängen präsentiert wurden. Während der Vorfüh- rung befanden sich die Versuchpersonen zusammen mit dem Versuchsleiter allein in einem Büro- oder Besprechungsraum.

3. Ergebnisse

Die Auswertung erfolgte auf Grundlage der Generalisierbarkeitstheorie (G-Theorie), die ein statistisches Rahmenkonzept zur Analyse von Messfehlern und zur Optimierung von Messungen darstellt (Brennan 2001). Dieser Ansatz verlangt zunächst eine Spezifikation des varianzanalytischen Modells. Eingesetzt wurde eine dreifaktorielle Varianzanalyse mit einer Schachtelung des Faktors Urteiler unter die Stufen des Faktors Häufigkeit, da die Urteiler jeweils nur eine Häufigkeitsbedingung zu bewerten hatten. Sämtliche Facetten wurden als

„random“ angenommen: so repräsentieren die Stufen der Facette „Häufigkeit“ eine Zufalls- auswahl aus der Grundgesamtheit der in der Praxis vorkommenden Anzahl von Hockvor- gängen, die Verteilungen eine Zufallsstichprobe aus der Gesamtheit aller zeitlichen Anord- nungen und die Urteilern eine Zufallsstichprobe aus der Population der 18 bis 65 jährigen Männer und Frauen. Die auf Basis dieses Modells erhaltenen Ergebnisse sind in Tabelle 1 wiedergegeben.

Tabelle 1: Ergebnisse der ANOVA und der G-Studie (H: Häufigkeit, V: Verteilung, U: Urteiler, MQ:

Mittlere Quadrate.

Die Ergebnisse der Generalisierbarkeitsstudie (G-Studie) zeigen, dass der Faktor Häufig- keit mit 71.5 % den größten Anteil der Varianz aufklärt. Der zweite Faktor, die zeitliche Ver- teilung, bindet keine substantielle Varianz. Auf den Faktor Urteiler entfallen 13.7 %, auf die Interaktion zwischen Häufigkeit und Verteilung 0.9 % sowie auf die Dreifachinteraktion, die den Residualterm mit enthält, 13.9 % der Varianz.

Dabei erreicht die Bedingung H10 einen Mittelwert von MW10 = 2,81 und H30 einen Durchschnitt von MW30 = 1,52. Innerhalb der Verteilungen gibt es nur geringfügige Abwei- chungen zwischen den Mittelwerten. Eine Ausnahme bilden hier die Häufigkeitseinschätzun- gen der drei Verteilungen mit 30 Hockvorgängen, deren Mittelwerte etwas stärker voneinan- der abweichen (vgl. Abb.1).

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GfA (Hrsg.) 2014, Gestaltung der Arbeitswelt der Zukunft 533

Abbildung 1: Mittlere Ratingwerte in Abhängigkeit von der Häufigkeit (hellgraue Kreise: 10 Hockvor- gänge, schwarze Kreise: 30 Hockvorgänge) und der Verteilung der Hockvorgänge (häufig = 1, manchmal = 2, selten = 3, nie = 4).

Um Aufschluss darüber zu halten, in welchem Maß das verwendete Item zwischen den beiden Häufigkeitsbedingungen zuverlässig zu differenzieren erlaubt, erfolgte im Weiteren die Bestimmung des sogenannten Generalisierbarkeitskoeffizienten (G-Koeffizient), ein reli- abilitätsähnliches Maß, das numerisch zwischen 0 und 1 variieren kann. Der im Rahmen der dazu durchgeführten Entscheidungsstudie (D-Study) ermittelte relative G-Koeffizient errech- net sich für einen einzelnen Messwert zu 0.71 (Anzahl der Stufen des Facette Häufigkeit = 1, Anzahl der Stufen der Facette Verteilung = 1, Anzahl der Stufen der Facette Urteiler = 1) und nimmt bei 4 Urteilern bereits einen Wert von 0.90 an (Anzahl der Stufen des Facette Häufig- keit = 1, Anzahl der Stufen der Facette Verteilung = 1). Damit überschreitet ein einzelner Messwert den nach DIN EN ISO 10075-3 für Orientierungsmessungen zu erreichenden Min- destwert Wert von 0.7. Ein aus den Bewertungen von 4 Urteilern gebildeter Durchschnitts- wert eignet sich sogar für Präzisionsmessungen.

4. Diskussion

Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass die im Rahmen der BIBB/BAuA-ETB zur Verfü- gung stehende 4-stufige Ratingskala zwischen verschiedenen Auftretenshäufigkeiten einer Körperhaltung zuverlässig zu differenzieren gestattet. Weiterhin folgt aus den Befunden, dass die zeitliche Verteilung der Hockvorgänge die Bewertung der Auftretenshäufigkeit nicht maßgeblich beeinflusst: bei zukünftigen Messungen braucht diese Facette somit nicht weiter berücksichtigt zu werden.

5. Literatur

Brennan RL (2001) Generalizability Theory. New York: Springer.

DIN EN ISO 10075-3 (2004) Ergonomische Grundlagen bezüglich psychischer Arbeitsbelastung – Teil 3: Grundsätze und Anforderungen an Verfahren zur Messung und Erfassung psychischer Arbeits- belastung. Berlin: Beuth.

Podsakoff PM, Mackenzie SB, Lee JY, Podsakoff NP (2003) Common method bias in behavioral research: A critical review of the literature and recommended remedies. Journal of Applied Psycho- logy 88:879-903.

Referenzen