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Vermenschlichung von sozialen Robotern im Pflegebereich Ethische Aspekte als Einfluss auf die Digitalisierung

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Academic year: 2022

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Vermenschlichung von sozialen Robotern im Pflegebereich

Ethische Aspekte als Einfluss auf die Digitalisierung

Bachelorthesis

Zur Erlangung des akademischen Grades B.Sc.

Denise Kibbel

2171440

Erstprüferin: Prof. Dr.-Ing. Sabine Schumann Zweitprüfer: Prof. Dr. Jan Neuhöfer

Hamburg, 18.08.2021

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Denise Kibbel Titel der Arbeit

Vermenschlichung von sozialen Robotern im Pflegebereich - Ethische Aspekte als Einfluss auf die Digitalisierung

Schlüsselwörter

Künstliche Intelligenz, Humanoid, Android, Begleitroboter, Soziale Roboter, Pflegesektor, Un- canny Valley, Vermenschlichung, Ethik, Robotik

Zusammenfassung

Diese wissenschaftliche Arbeit soll einen guten und grundlegenden Einstieg in die Thematik

der Pflegeroboter ermöglichen, insbesondere bezüglich der Vermenschlichung von sozialen

Robotern, wie Pepper und Paro. Sie soll sowohl ein technisches als auch ein soziales Meinungs-

und Stimmungsbild der aktuellen Situation bezüglich Robotik in der Pflege, dessen zukünftigen

Entwicklung und potenziellen Chancen und Gefahren abbilden. Diese basieren auf fünf Inter-

views, die mit Experten und Expertinnen aus dem Bereich der Technik und der Pflege durch-

geführt wurden. Weiterführend stellt sie den aktuellen Stand der Technik da und erläutert

Aspekte der Ethik in Bezug auf Pflege und Robotern.

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Denise Kibbel Title of the Thesis

Humanization of social robots in elderly care - Ethical aspects as an influence on digitalization

Keywords

Artificial Intelligence, humanoid, android, companion robots, social robots, care sector, Un- canny Valley, humanization, ethics, robotics

Abstract

This scientific paper is intended to provide a good and profound introduction to the topic of

care robots, especially in reference to the humanization of social robots, such as Pepper and

Paro. It aims to capturing not only the technical but also the social opinion and mood on the

current situation regarding robotics in care, the future development and potential chances

and dangers. Conclusions are based on five interviews conducted with experts of technology

and nursing. It also presents the current state of the art and explains aspects of ethics in rela-

tion to nursing and robots.

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung ... 7

1.1. Motivation ... 7

1.2. Eigenmotivation ... 8

1.3. Struktur der Arbeit... 9

2. Grundlagen ... 10

2.1. Unterschied Roboter, Humanoid, Android und Geminoid... 10

2.2. Roboter im Pflegesektor ... 14

2.2.1. Assistenzroboter und Monitoring-Roboter ... 14

2.2.2. Soziale Roboter/Begleitroboter ... 17

2.3. Ethik ... 19

2.4. Pflege in Deutschland ... 21

2.5. Anthropomorphismus (Vermenschlichung) ... 23

2.6. Methodik der Interviews ... 27

2.6.1. Leitfadengestütztes Experteninterview ... 27

2.6.2. Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring ... 28

2.7. Vergleichende Arbeiten ... 31

3. Konzept ... 33

3.1. Forschungsfragen ... 33

3.2. Umsetzung der Interviews ... 34

3.2.1. Auswahl der Interviewpartner ... 34

3.2.2. Aufbau des teilstrukturierten Experteninterviewleitfadens ... 35

3.3. Abgrenzung ... 35

4. Durchführung ... 37

4.1. Durchführung der Interviews ... 37

4.2. Kodierung und Auswertung der Interviews ... 37

5. Evaluation ... 40

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5.1. Ergebnisse der Interviews ... 40

5.1.1. Einsatz von Robotern ... 40

5.1.2. Akzeptanz ... 41

5.1.3. Vermenschlichung/Menschliche Roboter ... 43

5.1.4. Exkurs ... 44

5.2. Eigene Schlussfolgerungen zu den Ergebnissen ... 45

5.3. Kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Leistung ... 46

6. Fazit ... 47

6.1. Zusammenfassung ... 47

6.2. Ausblick ... 48

Abbildungsverzeichnis ... 49

Tabellenverzeichnis ... 51

Literaturverzeichnis ... 52

Interviews ... 57

Interviewpartnerin 1: Tessa (Anonymisiert) ... 57

Interviewpartner 2: Simon (Anonymisiert) ... 64

Interviewpartnerin 3: Maya (Anonymisiert) ... 71

Interviewpartner 4: Pascal (Anonymisiert) ... 78

Interviewpartnerin 5: Tara (Anonymisiert) ... 85

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Abkürzungsverzeichnis

ATA – Anästhesietechnische Assistenz KI – Künstliche Intelligenz

OTA – Operationstechnische Assistenz

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1. Einleitung

1.1. Motivation

Methoden und Algorithmen der Künstlichen Intelligenz, im Folgenden auch KI genannt, finden heutzutage in zahlreichen Branchen Verwendung. Das liegt unter anderem an den breit gefä- cherten Anwendungsmöglichkeiten wie Text- und Spracherkennung, Bild- und Tonverarbei- tung, Aktionsplanung und Optimierung sowie Emotionserkennung und Absichtsanalysen.

Auch bei der Robotik-Entwicklung wird von den oben genannten Werkzeugen der KI Nutzen genommen. Berührungspunkte finden sich hier bereits in alltäglichen Situationen, beispiels- weise in Form von Staubsauger-Robotern. Ein weiteres Beispiel ist Franziska, die im Münchner Krankenhaus Neuperlach putzt. Franziska ist ein humanoider Mopp-Roboter, der das Wischen der Böden übernimmt. So haben die menschlichen Kollegen mehr Zeit, sich der Oberflächen- reinigung zu widmen [BR24 2021].

Auch der Pflegesektor unterliegt dieser digitalen Transformation und ist somit keine Aus- nahme. Inzwischen gibt es vielfältige Arten robotischer Systeme, die das Pflegepersonal im Alltag unterstützen können, wie Assistenzroboter, Monitoring-Systeme und soziale Begleitro- boter (siehe Kap. 2.2).

Die Roboter können das überarbeitete Pflegepersonal entlasten, was dringend notwendig ist, da durch die rasant steigende Lebenserwartung der Menschen jedes Jahr mehr pflegebedürf- tig werden[Sta 2020]. Auch bei Betrachtung der aktuellen Situation durch die Corona-Pandemie könnten Techniken wie Pepper, ein 1,20 m großer Roboter, der Bewohner unter anderem an Medikamente erinnern kann, einen entscheidenden Unterschied bewirken.

Nicht nur können sie der Vereinsamung der Bewohner entgegenwirken, weiterhin ist die Ge- fährdung einer Infektion mit dem Corona-Virus gleich null.

Aktuell fehlt es noch an Akzeptanz in der deutschen Bevölkerung für Roboter in der Pflege.

Das Pflegepersonal befürchtet, dass die Technik ihre Arbeitsplätze bedroht, und im Allgemei- nen empfinden viele Menschen die Vorstellung, von einem Roboter gepflegt zu werden, als unangenehm, angsteinflößend oder gar „krank“.

Hier wird klar, dass nicht nur auf den technischen Fortschritt geachtet werden muss, sondern

verstärkt ethische Aspekte mit einbezogen werden müssen. Dabei sind Themen wie die

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Seite 8 von 93 Vermenschlichung der Roboter, Designentscheidungen bezüglich der äußerlichen Erscheinung und die Transparenz der Thematik für die breite Masse wichtige Aspekte, die in Betracht ge- zogen werden müssen.

Die kritische Auseinandersetzung der zukünftigen Entwicklung von Robotik und wie stark ethi- sche Aspekte bei dieser in die Gewichtung fallen müssen, soll in dieser Bachelorthesis ermittelt werden.

1.2. Eigenmotivation

Nachdem die gesellschaftliche Relevanz dargestellt wurde, möchte ich in diesem Abschnitt die persönliche Relevanz des Themas erörtern.

Vor einigen Jahren ging ich bei Saturn einkaufen und begegnete hier im Eingangsbereich ei- nem Roboter, der mich freundlich begrüßte und mich fragte, wie er mir heute weiterhelfen könnte. Dieser Roboter war Pepper (siehe Kap. 2.2.2), was ich damals allerdings noch nicht wusste. Für mich war diese Interaktion mit einem Roboter komplett neu und eine sehr span- nende Erfahrung. Mir fiel allerdings auch auf, dass viele Pepper misstrauische Blicke zuwarfen und nicht mit ihm interagieren wollten. Das war meine erste Begegnung mit einen Humanoi- den Roboter.

Inzwischen sind Roboter und KI für mich Normalität im Alltag. In meiner Wohngemeinschaft gibt es einen Saugroboter, der unsere Wohnung saugt, wir nennen ihn liebevoll Hugo, und viele meiner Bekannten haben ebenfalls einen solchen einen Saugroboter und/oder benutzen Smart-Home Produkte. Ich merkte schnell, dass auch meine Bekannten anfingen, den Roboter zu vermenschlichen, ihm Namen gaben oder es niedlich fanden, wenn der Roboter sein „Zu-

hause“, also seine Ladestation sucht.

Als ich dann von Robotern im Pflegesektor hörte, empfand ich das zu gleichen Teilen als eine sehr interessante Entwicklung, als auch, sehr befremdlich. Doch woran lag das?

Ich begann, mich mit der Thematik genauer auseinander zu setzen. Während dieses Prozesses

viel mir eine Aussage ein, die ein Professor in einen meiner Vorlesung als Einstieg in das neue

Semester traf. „Es ist vielen Entwicklern nicht klar, aber mit unseren Taten und unseren Ent-

scheidungen gestalten wir die Zukunft mit. Sie sollten sich also fragen, in welcher Zukunft sie

leben möchten“ (sinngemäße Eigenausführung). Ich bin davon überzeugt, dass wir im Bereich

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Seite 9 von 93 der Robotik dieser Aussage mehr Gedanken schenken sollte und jetzt schon verstärkt darüber reden müssen, wie wir diese Systeme ethisch vertretbar entwickeln und anwenden können.

1.3. Struktur der Arbeit

Diese Bachelorthesis ist in sechs Hauptteile gegliedert: Einleitung, Grundlagen, Konzept, Durchführung, Evaluation und Fazit.

Die Einleitung dient zur Einstimmung auf die Thematik. Hauptbestandteil ist die Motivation hinter der Bearbeitung des Forschungsgegenstandes.

Im zweiten Hauptteil wird der Stand der Technik dargestellt. Außerdem sind hier Begriffser- klärungen zu finden, um diese Arbeit zu durchdringen. Dies beinhaltet die Definition von Ethik, Anthropomorphismus, Pflege in Deutschland, Theorien bezüglich Robotik und die Erläuterung der wissenschaftlichen Forschungsmethoden.

Basierend auf den vorher erklärten Methodiken wird im dritten Hauptteil das erarbeitete Kon- zept präsentiert. Forschungsfragen werden ermittelt und die Umsetzung der Interviews wird erläutert. Hierbei wird auf die Auswahl der Interviewpartner und die Erstellung des Leitfadens für die Experteninterviews eingegangen.

Die Kapitel, die unter Durchführung zu finden sind, zeigen einerseits die eigentliche Umset- zung der Interviews und anderseits, wie die Kodierung für die Ergebnisauswertung der Inter- views zustande gekommen ist.

Die Ergebnispräsentation und eine eigene Interpretation dieser in Bezug auf die vorher erar- beiteten Grundlagen ist im fünften Teil Evaluation zu finden.

Abgeschlossen wir die Bachelorthesis mit einem Fazit Teil, indem eine Zusammenfassung und

ein Ausblick für zukünftige Forschung und Praxis festgehalten sind.

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2. Grundlagen

2.1. Unterschied Roboter, Humanoid, Android und Geminoid

Die Begriffe Roboter, Humanoid, Android und Geminoid bauen aufeinander auf. Es lässt sich sagen, dass in aufsteigender Reihenfolge der jeweilige Begriff eine Teilmenge des folgenden ist. Das bedeutet, Geminoiden sind Teil der Androiden, Androiden sind Teil der Humanoiden und alle sind eine Teilmenge der Roboter.

Ein Roboter ist, im einfachsten Sinne, eine programmierte Maschine, die selbständig Aufgaben erledigen kann. Hierzu gehören beispielsweise Roboterarme, die unter anderem Verwendung in der Industrie finden, aber auch Spielzeugroboter und Saugroboter. Ein Roboter muss also nicht notwendigerweise menschliche Eigenschaften aufweisen, weder physische noch psychi- sche [Dec 2010, S. 43].

Ein Humanoid hingegen ist ein Roboter, der nach dem Vorbild eines Menschen gebaut ist.

Allerdings bezieht sich die Menschenähnlichkeit nicht ausschließlich auf das Aussehen des

Abbildung 1: Mengeneinteilung Roboter, Humanoid, Android, Geminoid (Eigendarstellung)

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Seite 11 von 93 Roboters. Es kann deutlich erkennbar sein, dass es sich um ein künstlich hergestelltes Produkt handelt. Allerdings dient bei humanoiden Robotern der körperliche Aufbau eines Menschen als Vorbild, beispielsweise sind die Gelenke an ähnlichen Positionen platziert [Dec 2010, S. 43].

Boston Dynamics entwickelte nach diesem Prinzip Atlas (siehe Abb. 3), einen 150 cm großen, 80 kg schweren Roboter [Gui 2019]. Dieser ist in Abbildung 2 dargestellt.

Atlas zeichnet sich durch seine dynamischen Fähigkeiten aus, die das firmeneigen entwickelte Hydrauliksystem, das aus 28 Gelenken besteht, ermöglichen. Er erlangt dadurch menschliche Grobmotorik und kann beispielsweise schwere Parkour-Abfolgen absolvieren [Bos].

Androiden sind eine Unterkategorie der Humanoiden. Diese Roboter versuchen, einen Men- schen zu kopieren, indem sowohl die äußerliche Erscheinung als auch das Verhalten täu- schend menschenähnlich sind. Hier wird unter anderem darauf Wert gelegt, dass der Roboter Menschlichkeit durch Gesichtszüge und Sprache ausdrücken kann, aber auch darauf, dass für die Oberfläche ein hautähnliches Material verwendet wird. Hiroshi Ishiguro, ein japanischer

Abbildung 2: Atlas, humanoider Roboter von Boston Dynamics (Boston Dynamics Website, 2021)

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Seite 12 von 93 Robotiker, entwickelte mit seinem Team die Androidin Erica. Erica sieht aus wie eine junge japanische Frau. Sie kann Gespräche führen und imitiert dabei menschliche Eigenarten wie Blinzeln, um dem Gesprächspartner ein angenehmeres Gefühl zu geben. Meistens ist Erica im Foyer des Intelligent Robotics Laboratory in Kyoto zu finden, dem Forschungssitz von Ishiguro und vielen anderen japanischen Forschern des Robotik Bereichs. Sie lernt durch ein Pro- gramm, dass dauerhaft ihre Gesprächspartner und ihre Umgebung analysiert [DW 2021].

Abbildung 3: Androidin Erica (Medialist Innovation, 2020)

Der Begriff Geminoid wurde 2007 von Hiroshi Ishiguro, Shuichi Nishio und Norihiro Hagita in

einem Sammelband zu neuen Entwicklungen der humanoiden Roboter geprägt. Demnach ist

der Geminoid ein Roboter, der nach einer lebenden und realen Person entworfen ist. Der erste

Roboter, der die Bezeichnung Geminoid bekam, war HI-1 (siehe Abb. 4). Er ist ein Abbild von

seinem Erschaffer Hiroshi Ishiguro und wurde bereits 2006 kreiert [Plu 2011]. Damit wollen

die Wissenschaftler unter anderem Persönlichkeitsmerkmale und die Aspekte der Anwesen-

heit eines Menschen genauer erforschen. Weiterführend wollen sie evaluieren, wie diese auf

humanoide Roboter migriert werden können. Die genaue Kopie der Bewegungen, Mimik und

der Stimme eines realen Menschen vereinfachen die Vergleichbarkeit der Ergebnisse bei Stu-

dien und Untersuchungen [NiIsHa 2007, S. 346 f].

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Abbildung 4: Hiroshi Ishiguro mit dem Geminoid HI-1, der nach seinem Vorbild entworfen wurde (Picture-Alli- ance/DPA)

Diese Roboter werden aktuell noch durch Teleoperation gesteuert. Das bedeutet, sie werden remote durch einen Menschen bedient. Einerseits können dadurch die noch beschränkten KI-Fähigkeiten umgangen werden, und anderseits werden Untersuchungen für lange und in- telligente Gespräche mit einem Roboter ermöglicht [NiIsHa 2007, S. 347].

Um das Duplikat so genau wie möglich zu entwickeln, werden unter anderem Abdrücke der

Haut des Menschen gemacht und darauf aufbauend die Silikonhaut konstruiert. Die Hauttex-

tur wird dabei handbemalt. 50 Stellmotoren ermöglichen dem Roboter fließende Bewegun-

gen, allerdings wurde Geminoiden bis jetzt noch nicht das Laufen ermöglicht [NiIsHa 2007,

S.347].

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2.2. Roboter im Pflegesektor

Im Folgenden werden die Roboter, die explizit im Pflegesektor verwendet werden, genauer betrachtet. Dabei wird unterschieden zwischen Assistenzrobotern, Monitoring-Robotern und sogenannten Begleitrobotern. (Sharkey und Sharkey)

2.2.1. Assistenzroboter und Monitoring-Roboter

Assistenzroboter sollen die Gepflegten bei täglichen Aufgaben unterstützen, die sie nicht mehr alleine bewältigen können. Hierzu können Aufgaben gehören wie Waschen, die Unter- stützung bei der Essensaufnahme oder das Umbetten des Patienten [ShSh 2012, S. 29].

Verwendung finden hier beispielsweise Roboter wie My Spoon, der Menschen mit Einschrän- kungen im Arm- und Handfunktionen füttern kann(siehe Abb. 5) [Rob].

Abbildung 5: My Spoon Fütterungsroboter (Robots.nu Website)

Ein weiteres Beispiel ist der Roboter Riba, ein Heberoboter (siehe Abb. 6). Riba ist der erste

Roboter, der Menschen aus Betten heben und sie sogar in einen Rollstuhl setzen kann. Er

wurde von dem RIKEN-TRI Collaboration Center for Human Interactive Robot Research (RTC)

designt. Er ist 140 cm groß, wiegt 180 kg und kann eine Nutzlast von 61 kg tragen. Ein Teddy-

bär-Gesicht soll hierbei die Angst vor der Maschine nehmen und lässt den Roboter niedlich

aussehen. Die Hebeausführung wird per Sprachsteuerung gestartet und ausrichten kann man

den Roboter über die Berührung seiner taktilen Sensoren [RTC].

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Abbildung 6: Heberoboter Riba (Spiegel, 2018)

Exoskelette, die zu der Mobilitätsassistenzrobotik gehören, werden direkt am Körper befestigt und leisten ergonomische Entlastung und Unterstützung. Momentan ist diese Art von Technik noch nicht ausgereift, es wird aber als sehr erfolgssprechend gehandelt [IFR 2019].

Monitoring-Roboter dienen wiederum der Prüfung und Überwachung eines Patienten, auch aus der Ferne. Der Roboter kann den Gepflegten an die Einnahme von Medikamenten und andere tägliche Aktivitäten erinnern. Einige können auch als soziales Telepräsenz-Medium ge- nutzt werden und somit Gespräche über weitere Distanzen hinweg ermöglichen [ShSh 2012, S.31]. Hierdurch kann es älteren Menschen ermöglicht werden, länger in ihrer gewohnten Umgebung zu bleiben.

Ein Beispiel für einen solchen Roboter ist der Care-O-bot-4, der vom Fraunhofer-Institut für

Produktionstechnik und Automatisierung konstruiert wurde (siehe Abb. 7). Dieser Roboter

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Seite 16 von 93 wurde explizit für die Unterstützung im häuslichen Umfeld designt. Kopf und Torso können sich um 360 Grad drehen, was ihm viele Interaktionsmöglichkeiten bietet. Durch ein Display in seinem Kopf kann er mehrere Stimmungen vermitteln und auf diese Weise mit Menschen interagieren. Es wurde Wert auf einen zuvorkommenden, freundlichen und sympathischen Charakter gelegt [IPA 2015].

Abbildung 7: Care-O-bot 4 (Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung)

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2.2.2. Soziale Roboter/Begleitroboter

Begleitroboter sind, anders als die zuvor vorgestellten Systeme, für die emotionale und kom- munikative Interkation mit Patienten vorgesehen und sollen unter anderem Vereinsamung vorbeugen. Außerdem ist die Bereitschaft bei Gepflegten höher, einen Roboter für Monitoring-Aufgaben zu akzeptieren und zu tolerieren, wenn er gleichzeitig als täglicher Be- gleiter fungiert [ShSh 2012, S. 33].

Ein Beispiel für eine solche Technik ist Paro, ein Roboter in der Gestalt eines weißen Robben- jungen (siehe Abb. 7). Er wurde von dem japanischen Unternehmen AIST entwickelt. Seit 2003 wird Paro in Europa und Japan zu therapeutischen Zwecken verwendet, insbesondere in der Demenzbehandlung. Die Robbe stimuliert hierbei Reaktionen bei den Patienten, mindert das Stresslevel und fördert die Sozialisierung der Demenzpatienten mit anderen, indem er mit dem Gepflegten interagiert. Die Welt nimmt er über fünf computergesteuerte Sensoren wahr.

Hierbei werden Berührung, Licht, Akustik, Temperatur und Körperposition gemessen, wodurch Paro lernen kann, individuell mit seinem Gegenüber zu interagieren. Außerdem kann er bis zu 50 Stimmen unterscheiden. Sein System ist so programmiert, dass die Robbe positiv auf Streicheln reagiert, aber negative Reaktionen ausgibt, wenn er beispielsweise geschlagen wird. Während Langzeitstudien wurde herausgefunden, dass die Therapie mit Paro ähnliche Effekte erzielt, wie Tiertherapien [ARS].

Abbildung 8: Begleitroboter Paro in Gestalt eines Robbenjungen (Wohlfartswerk Website)

Weltweit finden über 4.000 Paros Einsatz in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. In

Deutschland wird Paro bereits in über 40 Pflegeeinrichtungen verwendet. Er wird sowohl von

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Seite 18 von 93 dementen Patienten bzw. Patientinnen als auch von anderen Gepflegten sehr gut akzeptiert.

Durch sein antibakterielles Fell erfüllt er deutsche Hygienestandards und weist somit ein brei- tes Anwendungsfeld auf [Röß 2019].

Ein weiterer Begleitroboter, der bereits in deutschen Einrichtungen Einsatz findet, ist Pepper (siehe Abb. 8). Entwickelt von SoftBank Robotics, einem japanischen Unternehmen, misst Pep- per eine Standgröße von 120 cm, kann bis zu 15 Sprachen sprechen und hat einen Touch Screen auf seiner Brust, um Nachrichten hervorzuheben oder Gesagtem Nachdruck zu verlei- hen. Durch Touch Sensoren, LEDs, Mikrofone und diverse Wahrnehmungsmodule ermögli- chen Pepper eine breite Palette, um mit seiner Umgebung in Interaktion zu gehen [SBR]. Au- ßerdem kann Pepper Stimmlagen und Emotionen erkennen. Momentan wird Pepper haupt- sächlich als Entertainment-Medium eingesetzt. Er tanzt, singt und spielt mit den Bewohnern.

Über seinen Bildschirm kann er unter anderem ein pantomimisches Spiel starten, dass an Gal- genmännchen angelehnt ist. Auch soll Pepper mit den Pflegeheimbewohnenden Sturz-Prä- vention üben [Fre 2017].

Abbildung 9: Pepper in einem Seniorenheim der DRK (DRK Website)

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Seite 19 von 93 Studien zeigen, dass die Gepflegten durch die Interaktionen mit diesen Robotern profitieren.

Der Umgang mit robotischen Tieren zeigt vergleichbare Ergebnisse wie die Therapie durch lebendige Tiere. Demenzpatienten reagieren sehr gut und es sind sogar Steigerungen der kommunikativen Interkationen zu sehen. Jedoch ist nicht festzustellen, inwieweit dieselben Ergebnisse entstehen würden, würden sich die Patienten bzw. Patientinnen in einer sozial stabilen Umgebung befinden, in der es keinen Pflegepersonalmangel gibt [ShSh 2012, S. 35].

2.3. Ethik

Ethik ist eine philosophische Disziplin, die von Aristoteles eingeführt wurde und sich kritisch mit Gewohnheiten, Sitten und Gebräuchen auseinandersetzt. Zu Aristoteles Lebzeiten ging es zentral um die Frage: Wie ist ein gutes, gelingendes und glückliches Leben für Einzelne, Grup- pen und Gemeinschaften möglich? Da heutzutage viele verschiedene Vorstellung von einem guten Leben herrschen, hat sich das ethische Aufgabengebiet erweitert und beinhaltet nun beispielsweise auch, wie mit Wert- und Interessenkonflikten umzugehen ist [DüHüWe 2006, S1 f.].

Heutzutage ist Ethik nicht mehr ausschließlich Philosophen vorgesehen, viel mehr hat sich je- der Mensch in seinem Leben bereits mit ethischen Fragestellungen und Gedankengängen aus- einandergesetzt. Wie wir moralisch mit solchen umgehen, wird bereits im Kindsalter geprägt.

Die ersten Dinge, die Kinder lernen, sind, was erlaubt, geboten und verboten ist. Im nächsten Schritt erlernen Kinder nicht nur Regeln zu befolgen, sondern auch ihr Handeln zu hinterfragen und hinsichtlich der Beeinflussung anderer in ihrem Umfeld zu beurteilen [Pie 2017, S. 15 f.].

Hier wird der Grundstein für die kritische Auseinandersetzung mit moralischem Handeln ge- legt. Die Entscheidung, sich an solche Regeln verbindlich zu halten, ist eine Grundbedingung für moralisches Handeln, da Moral in Prinzip die Definition von Regeln ist, die mit Normen und Werten einer Gemeinschaft verbunden sind [Pie 2017, S. 27].

Wie die Reflexion dieser moralischen Handlungen vollzogen wird, kann in drei Kategorien ein- geteilt werden:

1. Deskriptive Ethik: Diese Ethik setzt sich mit der vorherrschenden Moral auseinander.

Es werden also keine moralischen Urteile gefällt, sondern Moralvorstellungen be-

schrieben. Es geht darum, die moralischen Wertevorstellungen einer Gesellschaft zu

erkennen und empirisch festzuhalten [DüHüWe 2006, S. 2].

(20)

Seite 20 von 93 2. Normative Ethik: Die normative Ethik ist in der Regel dann gemeint, wenn allgemein-

gültig von Ethik gesprochen wird. Sie beinhaltet sowohl Aspekte der Sollensethik als auch der Strebensethik. Es geht hier also grob ausgedrückt darum, ethische Situatio- nen auf ihr Begründung und Kritik auszuwerten. Sie beurteilt die Situation also auf Richtigkeit und Gutheit [DüHüWe 2006, S. 2].

3. Metaethik: Bei der Metaethik geht es um die sprachliche Analyse. Das bedeutet, ethi- sche und moralische Argumentationen hinsichtlich ihrer Logik, Semantik und Pragma- tik zu hinterfragen [DüHüWe 2006, S. 3].

Im Bereich der Pflege stellen sich nun einige ethische Fragestellung in Bezug auf Pflegeroboter, von denen im Folgenden einige ausgewählte zur beispielhaften Darstellung vorgestellt wer- den.

Ein Thema betrifft die Privatsphäre, Datenschutz und Verantwortungen. Ärzte und Pflegeper- sonal unterliegen einer Schweigepflicht [SAMW 2013, S. 7], doch wie lässt sich die Schweige- pflicht auf Roboter übertragen? Wer übernimmt die Verantwortung für mögliche Fehler, die der Roboter ausübt? Wer hat die Rechte an den Daten, die die Roboter sammeln [Kre 2018, S. 217]?

Die nächste Fragestellung lautet, begünstigen Pflegeroboter die Isolierung und Vereinsamung

von Gepflegten? Dies ist zumindest eine Theorie, die Amanda und Noel Sharkey vertreten

[ShSh 2012]. Außerdem muss betrachtet werden, ob die Zeitgewinnung, die Roboter für das

Pflegepersonal leistet, dazu führt, dass das Pflegepersonal wieder mehr Zeit für zwischen-

menschliche Interaktionen hat oder ob es nur den Betreuungsschlüssel anhebt [SpSp 2006,

S. 143]. Ein weiterer Aspekt ist die unethische Täuschung. Wenn Roboter nicht mehr von rea-

len Lebewesen zu unterscheiden sind, woran sollen Menschen erkennen, dass sie mit einem

Roboter interagieren? Durch Interaktionen mit den Robotern kann das Gefühl entstehen, dass

sie echte Emotionen empfinden. Die Problematik hier ist, wenn Menschen den Robotern Ge-

fühle und den Ausdruck derer mit falschen Intentionen entgegenbringen, nämlich mit der fal-

schen Annahme, dass es sich um ein Lebewesen handelt [Kre 2018, S. 222 f.].

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2.4. Pflege in Deutschland

Nach der offiziellen Definition des ICN (International Council of Nurses) umfasst die Kranken- pflege die Förderung von Gesundheit, die Vorbeugung von Krankheiten und außerdem die Pflege von kranken, behinderten oder sterbenden Menschen. Dies gilt für alle Altersgruppen.

Wichtig ist hier auch die Interessenvertretung der Gepflegten, die Achtsamkeit für ein sicheres Umfeld, die Forschung und die Beteiligung an dem kontinuierlichen Entwicklungsprozess be- züglich Gesundheitspolitik [ICN]. Tätigkeitsbereiche sind unter anderen Altenpflege, Tages- pflege, betreutes Wohnen, sowie ambulante und stationäre Pflege.

Um diese Tätigkeiten ausüben zu können, muss eine Grundausbildung absolviert werden, und weitergehend muss diese Person von der zuständigen Aufsichtsbehörde dazu befugt werden, Krankenpflege in ihrem/seinem Land ausüben zu dürfen [ICN].

Schwierig ist die Definition von guter Pflege. Mensch haben differenzierte Auffassungen von guter Pflege, was bereits durch unterschiedlichen Pflegebedarf entstehen kann und haben an- dere ethische Werte und unterschiedliche Vorstellung von einem guten Lebensstandard. Je- der hat unterschiedliche Präferenzen. Dem gerecht zu werden, ist eine schwierige Aufgabe [DER 2020, S. 21].

Allerdings gibt es fachliche Standards, an die sich das Pflegepersonal halten kann und sollte.

Einerseits dient die Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen als Leitfaden, der 2003 vom „Runden Tisch Pflege“ erstmals definiert wurde. Dies ist eine Initiative, die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und dem damaligen Bundesministerium für Gesundheit und soziale Sicherung (BMGS) ins Leben gerufen wurde.

In der Charta sind acht Artikel definiert, die dabei helfen sollen, die Rechtsstellung für Pflege-

bedürftige vereinfacht darzustellen. Im Folgenden sind diese acht Artikel in einer Tabelle dar-

gestellt [BMFSFJ 2019].

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Artikel Charta Zusammenfassung

1 Selbstbestimmung und Hilfe zur Selbsthilfe

Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht auf Hilfe zur Selbsthilfe sowie auf Un- terstützung, um ein möglichst selbstbestimmtes und selbstständiges Leben führen zu können.

2 Körperliche und seelische Un- versehrtheit, Freiheit und Si- cherheit

Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht, vor Gefahren für Leib und Seele ge- schützt zu werden.

3 Privatheit Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht auf Wahrung und Schutz seiner Privats- und Intimsphäre.

4 Pflege, Betreuung und Be- handlung

Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht auf eine an seinem persönlichen Be- darf ausgerichtete, gesundheitsfördernde und qualifizierte Pflege, Betreuung und Behandlung.

5 Information, Beratung und Aufklärung

Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht auf umfassende Informationen über Möglichkeiten und Angebote der Beratung, der Hilfe und Pflege sowie der Behandlung.

6 Wertschätzung, Kommunika- tion und Teilhabe an der Ge- sellschaft

Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht auf Wertschätzung, Austausch mit anderen Menschen und Teilhabe am gesell- schaftlichen Leben.

7 Religion, Kultur und Weltan- schauung

Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht, seiner Kultur und Weltanschauung entsprechend zu leben und seine Religion aus- zuüben

8 Palliative Begleitung, Sterben und Tod

Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht, in Würde zu sterben.

Tabelle 1: Die acht Artikel der Charta des "Runden Tisch Pflege"

(23)

Seite 23 von 93 Als ethischer Leitfaden für Pflege gilt der ICN-Ethikkodex für Pflegende. Dieser umfasst vier Kodex-Elemente, die wiederum durch die vier grundlegenden Verantwortungsbereiche defi- niert sind: Gesundheit zu fördern, Krankheit zu verhindern, Gesundheit wiederherzustellen, Leiden zu lindern. Die vier Elemente des Kodex lauten:

1. Pflegende und ihre Mitmenschen 2. Pflegende und die Berufsausübung 3. Pflegende und die Profession

4. Pflegende und ihre Kollegen und Kolleginnen

Zu jedem dieser Elemente gibt es im Kodex eine ausführliche tabellarische Beschreibung, die in dem veröffentlichen Schriftstück der ICN nachgelesen werden kann [ICN 2012].

Diese ethischen Aspekte sind grundlegend für das Pflegepersonal in Deutschland als Hand- lungsleitfaden zu verstehen. In Bezug auf Pflegerobotern wäre zu definieren, ob sie sich eben- falls an diesen orientieren sollten.

2.5. Anthropomorphismus (Vermenschlichung)

Es folgt eine grobe Erläuterung des Anthropomorphismus. Eine ausführliche Betrachtung der psychologischen Aspekte ist nicht notwendig für das Verständnis dieser Arbeit.

Die offizielle Definition des Begriffes Anthropomorphismus nach dem Duden

lautet: „Die

Übertragung menschlicher Eigenschaften auf Nichtmenschliches, besonders in der Vorstel- lung, die man sich von Gott macht“ [Dud]. Das bedeutet, dass Tieren, Göttern oder unbelebten Gegenständen menschliche Eigenschaften zuschreiben werden, sowohl im Verhalten als auch in der äußerlichen Erscheinung.

Auslöser dieses Phänomens ist Vertrautheit. Hierbei ist es egal, ob diese bereits vorhanden ist

oder angestrebt wird, um beispielsweise einem angsteinflößenden Tier die Unheimlichkeit zu

nehmen. Dieses abstrakte Denken fängt bei Kindern mit 18 Monaten an. In diesem Alter be-

ginnt die Einbindung von Puppen, Teddybären oder fiktiver Charaktere im täglichen Spielpro-

zess. Sie behandeln diese wie Menschen. Dies kennzeichnet die Entwicklung der menschlichen

Fähigkeit der Fantasie und der Vorstellungskraft. Im Erwachsenenalter neigen Menschen be-

sonders dazu, ihre Haustiere zu vermenschlichen. Es ist wichtig, dass sich ethisch korrekt um

sie gekümmert wird. Sie bekommen Namen, Zärtlichkeiten und viel Zuwendung. Zugleich gibt

(24)

Seite 24 von 93 es Tiere, die aus der Kategorie der Haustiere ausgeschlossen werden, wo es keine Problematik darstellt, diese zu töten oder zu essen. Die Kategorienzuweisung für Tiere (Haustiere, Nutz- tiere, heilige Tiere, etc.) ist von Kultur zu Kultur unterschiedlich. Offenbar gibt es keine auf den ersten Blick erkenntlichen Eigenschaften, warum Menschen einige Individuen bzw. Gegen- stände vermenschlichen und andere wiederum nicht [Air 2015, S. 119 ff.].

Treffen Menschen auf Roboter, so findet die oben beschriebene Vermenschlichung nur in ge- ringerer Ausprägung statt. Dem Roboter werden keine Gefühle zugeschrieben, im Gegensatz zu Tieren. Es wird ganz klar von einer Simulation von Emotionen ausgegangen. Ist die äußerli- che Erscheinung eines Roboters zu menschenähnlich, empfinden Menschen Unbehagen, der Roboter wird unheimlich. Gabriella Airenti vermutet, dass dies passiert, weil das, was Roboter zeigen, nicht in der Kontrolle des menschlichen Gesprächspartners liegt [Air 2015, S. 125]. Ne- ben ihrem Ansatz der Erklärung des Phänomens gibt es auch andere Versuche wie die Theorie des sogenannten Uncanny Valley, welches im nachfolgenden Unterkapitel erläutert wird.

2.6. Theorie des Uncanny Valley

Menschen entwickeln größere Affinität zu einem Objekt durch die Steigerung der Menschen- ähnlichkeit des Objekts bzw. Individuums. Jedoch gibt es einen Punkt, ab dem die Ähnlichkeit zu groß wird und Menschen diese Ähnlichkeit als unheimlich empfinden.

Dieses Phänomen wird in Fachkreisen das „Uncanny Valley“ oder auch das „unheimliche Tal“

genannt, eine Theorie, die der japanische Roboteringenieur Masahiro Mori im japanischen Journal „Energy“ 1970 veröffentlichte [Mor 1970, S. 33 ff.].

Er beschreibt diesen Anstieg der Affinität mit wachsender Menschenähnlichkeit durch eine

zunächst monoton ansteigende Kurve. Je größer der Faktor x wird, der die Menschenähnlich-

keit repräsentiert, desto größer wird auch der Faktor y, der die Affinität zum Roboter reprä-

sentiert (siehe Abb. 9). Der Anstieg findet so lange statt, bis ein gewisser Punkt überschritten

wird und die Kurve in ein Tal abstürzt, bevor sie erneut monoton ansteigt. Dieses Tal ist das

Uncanny Valley, dass den Fall beschreibt, in dem die Ähnlichkeit so groß ist, dass sie unheim-

lich erscheint [MoMaKa 2012, S. 98].

(25)

Seite 25 von 93 Es gibt einen Faktor, der den Gipfel vor dem Abfall und das Tal selbst noch verstärken oder vermindern kann und dieser ist Bewegung. Sie erhöht die Affinität, da es den Gegenstand re- alistischer macht (siehe Abb. 10 mit Beispielen). Es macht ihn also menschenähnlicher. Ein starres Stofftier empfinden Menschen als niedlich, sie fühlen allerdings keine Anziehung be- dingt durch Ähnlichkeit. Bei einem humanoiden Roboter ist das jedoch anders. Durch die men- schenähnlichen Bewegungen können sie sich mit dem Roboter identifizieren und beginnen, diesen zu vermenschlichen [MoMaKa 2012, S. 99].

Es scheint so, als beschreibe das Uncanny Valley den Punkt, an dem die Ähnlichkeit zu einem Menschen so stark geworden ist, dass das Gehirn unterbewusst dauerhaft einen Abgleich mit einem echten Menschen durchführt. Hierbei fällt jeder kleine Makel bzw. jede Ungereimtheit auf, es wird klar, dass es sich nicht um einen Menschen handelt und dadurch entsteht das Uncanny Valley.

Abbildung 10: Kurve, die das Uncanny Valley beschreibt (Mori Masahiro: The Uncanny Valley, 1970)

(26)

Seite 26 von 93 Diese Theorie hat, trotz ihres Alters, heute noch Bedeutung in der Robotik. Das zeigt unter anderem der Ansatz von Oh Jun-ho und Hanson Robotics, das Uncanny Valley zu überwinden.

Sie entwarfen die Roboter Sophia und Albert HUBO. Diese sind Audrey Hepburn und Albert Einstein nachempfunden. Da es sich hier um Personen handelt, die die wenigsten Menschen getroffen haben, sondern nur von Bildern oder Videoaufnahmen kennen, ist die Repräsenta- tion durch einen Roboter nur das: eine weitere Repräsentation dieser Menschen. Der „Gru-

selfaktor“ des Uncanny Valley, der durch die verringerte Affinität entsteht, wird vermindert

hervorgerufen.

Bei Albert HUBO wurde weiterhin der Faktor ausgenutzt, dass es sich um ein Gesicht eines älteren Mannes handelt. Diese weisen bereits Asymmetrien auf, es haben sich Falten entwi- ckelt oder vielleicht hängt eines der Augen. Dadurch kann das Gehirn die Design Fehler, die im Normalfall Unbehagen entstehen ließen, dem natürlichen Altern zuschreiben, wodurch der Absturz in das Uncanny Valley weniger stark ausfällt [Rea 2018].

Bis vor zwei Jahren war noch unklar, wie das Phänomen des Uncanny Valleys im Gehirn ent- steht. 2019 untersuchte ein Team aus Wissenschaftlern um Astrid M. Rosenthal von der Püt- ten dieses Phänomen auf seine neuronale Belegbarkeit.

Abbildung 11: Kurve, die das Uncanny Valley unter Berücksichtigung des Faktors Bewegung beschreibt, mit konkretem Beispiel, für das bessere Verständnis (Mori Masahiro: The Uncanny Valley, 1970)

(27)

Seite 27 von 93 Sie führten eine Studie durch mit (ursprünglich) 14 weiblichen und 12 männlichen gesunden und freiwilligen Probanden. Aufgrund von technischen Schwierigkeiten konnten nur die Daten von insgesamt 21 Probanden genutzt werden. Während der Durchführung der Studie wurden ihnen unterschiedlichste Bilder gezeigt, sowohl von Menschen als auch von Robotern, Huma- noiden und Androiden. Außerdem wurde

die Kategorie „Artificial Humans“ eingeführt. Die

Vorlage für dies waren Abbildungen von Menschen, die sie allerdings anpassend und ihnen beispielsweise besonders glatte und unnatürliche Gesichter designten [RKMBG 2019, S. 6556].

Die Probanden sollten im ersten Schritt die gezeigten Individuen nach Menschenähnlichkeit und Sympathie bewerten. Im nächsten Schritt wurden sie befragt, wem sie mit der Auswahl eines persönlichen Geschenks für sie beauftragen würden. Hierbei wurden den Studienteil- nehmenden zwei Bilder gezeigt, auf denen wie zuvor Menschen und Roboter zu sehen waren (mögliche Kombinationen: Person-Person, Roboter-Person, Roboter-Roboter), aus denen sie nun entscheiden sollten, von wem sie das Geschenk bekommen wollten [RKMBG 2019, S. 6556 f.].

Die Ergebnisse unterstützen die Theorie des Uncanny Valleys, denn es wurde bevorzugt Men- schen oder menschenähnliche Roboter ausgewählt. Ausnahme waren die Roboter, bei denen die Grenze von Mensch und Nicht-Mensch zu fließend wurde. Auch das Gehirn der Probanden bzw. Probandinnen spiegelte dies wider. Die beiden Gehirnregionen, die auf die Bilder rea- gierten, waren der präfrontale Cortex, indem ein Bewertungszentrum sitzt, das als Teil des Belohnungssystems fungiert und die Amygdala, die für emotionale Äußerungen zuständig ist, vor allem für Angstgefühle [RKMBG 2019, S. 6556 f.].

2.6. Methodik der Interviews

2.6.1. Leitfadengestütztes Experteninterview

Leitfadengestützte Experteninterviews gehören zu den qualitativen Forschungsmethoden.

Hier ist das vorrangige Ziel, Hypothesen oder Theorien zu generieren. Es findet keine Standar-

disierung statt. Entgegen dieser steht die quantitative Forschung, die zum Ziel hat, Hypothe-

sen und Theorien zu überprüfen. Es wird mit standardisierten Methoden wie Fragebögen oder

Experimenten gearbeitet [UnLe].

(28)

Seite 28 von 93 Durch ein Experteninterview wird versucht, Phänomene nachzuvollziehen, die sich auf den aktuellen Forschungsbereich beziehen. Experten und Expertinnen stehen repräsentativ für In- dividuen, die sich sehr gut auf ihrem Fachgebiet auskennen. Es können auch

„intime Ken-

ner:innen“ interviewt werden, die nicht zwingend zur Funktionselite gehören [LiTr 2009, S. 35].

Ziel eines Experteninterviews ist es, die zu interviewende Person durch offene Fragen zu mo- tivieren und in eine erzählfreudige Stimmung zu gelangen, sodass sie ihr Expertenwissen tei- len. Um eine inhaltliche Fokussierung zu gewährleisten und damit der bzw. die Interviewfüh- rer:in nicht den roten Faden verliert, wird ein strukturierter und offener Leitfaden erstellt [LiTr 2009, S. 35]. Für die Interviewführung werden sich die Begriffe „Offenheit“ und „Flexibi-

lität“ zum Grundsatz genommen. Die Fragen werden offen und wenig

detailliert gestaltet.

Wichtig ist, dass der Redefluss des Interviewten nicht gestört wird, weshalb die Fragen wäh- rend des Gesprächs flexibel angepasst werden können. Dafür ist es nötig, dass der Interview- führende ebenfalls Expertise in dem thematisierten Bereich vorweisen kann [LiTr 2009, S. 38].

Die Datenaufbereitung eines solchen Interviews wird durch eine Transkription vorgenommen.

Hier gilt, dass das Transkript alle nötigen und angesprochenen Informationen enthält. Wenn also Sprachpausen oder der genaue Satzbau nicht teil der Auswertung sein soll, können in diesem Bereich Anpassung für die allgemeine Leserlichkeit vorgenommen werden. In heutiger Forschung werden aufgrund von hohen Kosten für die Volltranskription Interviews meist nur selektiv transkribiert, sondern in dem meisten Fällen nur paraphrasiert [LiTr 2009, S.41].

Im Rahmen dieser wissenschaftlichen Arbeit werden Volltranskriptionen erstellt, um die Nach- vollziehbarkeit der Ergebnisse zu garantieren.

2.6.2. Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring

Eine qualitative Inhaltsanalyse findet im Bereich der sozialwissenschaftlichen Forschung An-

wendung, genauer, um eine qualitative Textauswertung vorzunehmen. Legitime Auswer-

tungseinheiten können Transkripte von offenen Interviews, Beobachtungen aus Feldstudien,

aber auch Dokumente, Akten oder gesammeltes Internetmaterial sein. Da sie sich auch an

Techniken der quantitativen Inhaltsanalyse bedient, ist sie sowohl für kleinere als auch für

große Materialmengen geeignet [MaFe 2019, S. 633].

(29)

Seite 29 von 93 Mayring beschreibt dabei drei Techniken, die sich jeweils verschiedenen Ausgangssituationen widmen: Explikation, Strukturierung und Zusammenfassung.

Die Explikation/Kontextanalyse wird angewandt, wenn es inhaltlich unklare Textbestandteile gibt. Um diese zu verstehen, wird zusätzliches Material herangezogen. Wichtig ist hierbei, dass vorher definiert wird, welches Material verwendet werden darf [May 1994, S. 167].

Bei der strukturierten Inhaltsanalyse/deduktiven Kategorienanwendung wird vor Beginn der Bearbeitung des zu analysierenden Textes ein Kategoriensystem gebildet. Dies wird entweder mit einer einfachen Kategorienliste (z.B. Nominalskala) oder einem ordinal geordneten Kate- goriensystems (z.B. Schlecht-Neutral-Gut) gehändelt. Außerdem wird ein Kodierleitfaden er- stellt, die typischen Textpassagen als Ankerbeispiele und Regeln zur Kategorienabgrenzung definiert. Hierdurch wird jede Kategorie in drei Schritten festgelegt (Kategoriendefinition, An- kerbeispiele, Kodierregeln). [MaFe 2019, S. 638].

Die letzte Technik ist die zusammenfassende Inhaltsanalyse/induktive Kategorienbildung.

Kernfunktion ist, eine Menge von Daten zu einem kompakten und aussagekräftigen Ergebnis zusammenzufassen. Selektionskategorien einzuführen hat hier einen hohen Stellenwert, da sie die Zusammenfassung der auszuwertenden Einheiten vereinfachen. Es wird also definiert, über welche Aspekte Kategorien formuliert werden und welches Abstraktionsniveau sie ha- ben dürfen. Während des Prozesses können mehrere Kategorien zu einer zusammengefasst werden, wenn sie sich zu ähnlich sind oder Überkategorien für diese gebildet werden [MaFe 2019, S. 637].

Diese Techniken folgen einem Ablaufmodell, das in Abb. 11 für die zusammenfassende und

strukturierte Inhaltsanalyse verbildlicht wird. Es ist auch möglich eine Kombination aus den

drei Techniken zu verwenden, wenn dies für eine angemessene Inhaltsanalyse notwendig ist.

(30)

Seite 30 von 93

Abbildung 12: Bildliche Darstellung des Ablaufes der induktiven Kategorienbildung (linker Zweig) und der deduktiven Kategorienanwendung (rechter Zweig) (Mayring/Brunner, 2019)

(31)

Seite 31 von 93

2.7. Vergleichende Arbeiten

Dass die Thematik Robotik im Pflegesektor heutzutage ein stark diskutiertes Thema ist, zeigen mitunter die aktuellen Veröffentlichungen, die verschiedene Aspekte zu dem Thema beizu- steuern haben.

2018 veröffentlichte der Springer Verlag ein Sammelband „Pflegeroboter“, der 14 Stellung-

nahmen von verschiedenen Autoren beinhaltet. Der Großteil dieser Stellungnahmen setzt sich mit den ethischen Fragestellungen und Aspekten der Thematik auseinander [Ben 2018]. Es gibt auch einige technische Auseinandersetzungen, so wie das Kapitel von Hans Buxbaum und Summona Sen, der sich mit konkreten Konzepten der Mensch-Roboter-Kollaboration ausei- nandersetzt und sich fokussiert hinsichtlich des Aspektes der Sicherheit [BuSe 2018].

Auch die Sicht der Pflegewissenschaft werden angesprochen. In ihrem Kapitel „Robotik in der Pflege aus pflegewissenschaftlicher Perspektive“ gehen die Autoren Manfred Hülsken-Giesler und Sabine Daxberger auf die Profession Pflege selbst ein, beleuchten aktuelle robotische Sys- teme bezüglich ihrer Entwicklung und erläutern ihre Relevanz zu diesen. Zuletzt werden noch die Herausforderungen beim Einsatz von Robotern aus der Sicht der Pflegewissenschaften dargestellt [HüDa 2018].

Arbeiten bezüglich der Akzeptanz von Robotern im Pflegesektor sind ebenfalls Teil der Arbeit.

Beispielsweise veröffentlichten Felix G. Rebitschek und Gert G. Wagner einen Artikel in der Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie über die Akzeptanz von assistiven Robotern im Pflege- und Gesundheitsbereich. Ihre Darlegungen beruhen auf drei repräsentativen Erhebun- gen, in denen insgesamt 7000 Menschen befragt wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass nur ein kleiner Teil der deutschen Bevölkerung damit einverstanden wäre, von einem Roboter ge- pflegt zu werden [ReWa 2020].

Ebenfalls 2020 veröffentlichte der deutsche Ethikrat eine Stellungnahme zu Robotik in der

Pflege. Hier wird ein ethisch verantwortlicher Umgang mit Robotern im Pflegesektor darge-

stellt. Es wird unterschieden zwischen der Mikroebene, also das soziale Handeln von Indivi-

duen in Interaktion mit anderen, der Makroebene, die die Gesellschaft, Kultur und Zivilisation

darstellt und der Mesoebene, die intermediäre Gebilde (Organisationen, Institutionen, soziale

Netzwerke etc.) repräsentiert.

(32)

Seite 32 von 93 Außerdem gibt der Ethikrat abschließend eine Empfehlung bezüglich

der Entwicklung und Implementierung von Robotik,

der Integration von Robotik in ein umfassendes Verständnis von guter Pflege,

Förderung der Partizipation von Pflegebedürftigen,

Verantwortung von Pflegeeinrichtungen

und der Ausbildung von Pflegekräften [DER 2020].

Diese Arbeit ergänzend soll ein Meinungs- und Stimmungsbild der aktuellen Situation bezüg-

lich Robotik in der Pflege, der zukünftigen Entwicklung und potenzielle Chancen und Gefahren

einzufangen. Durch die Befragung von Experten aus dem technischen Bereich als auch aus

dem sozialen- und Pflegebereich kann ein Abgleich genau diesem vorher erwähnten Mei-

nungsbilds abgebildet werden. Außerdem wird dadurch ermittelt, wie die Kommunikation und

die Transparenz zwischen den involvierten Parteien funktioniert.

(33)

Seite 33 von 93

3. Konzept

3.1. Forschungsfragen

Zielsetzung dieser Bachelorthesis ist, Chancen und Gefahren der Roboter-Entwicklung im Pfle- gesektor unter Betrachtung von ethischen Aspekten zu ermitteln. Hierbei sollen folgende Fra- gestellungen beantwortet werden:

1. Für welche Zwecke kann der Einsatz von Begleitrobotern im Pflegesektor genutzt wer- den?

2. Mit welchen Maßnahmen kann die Akzeptanz von Robotern bei Pflegepersonal (und/oder bei den Gepflegten) verbessert werden?

3. Ist es notwendig, dass Entwickler:innen und Pflegekräfte Robotern menschliche Per- sönlichkeitsmerkmale zusprechen?

Diese Forschungsfragen beziehen sich ausschließlich auf den Pflegesektor in Deutschland.

Weiterführend soll durch die Befragung von Experten aus den Bereichen der Technik und der

Pflege ein Abgleich des vorherrschenden Meinungs- und Stimmungsbilds dargestellt werden,

insbesondere in Bezug auf die vorangegangenen Forschungsfragen.

(34)

Seite 34 von 93

3.2. Umsetzung der Interviews 3.2.1. Auswahl der Interviewpartner

Es wurden folgende fünf Interviewpartner:innen ausgewählt:

Name (Anonymisiert) Arbeitsbereich/Berufserfahrung

Tessa Leitung der Weiterbildungsstätte (OTA und ATA) in einem Knapp- schaftskrankenhaus, 30 Jahre Krankenhauserfahrung, 10 Jahre Berufserfahrung als Abteilungsleitung

Tara Masterstudentin für Bildungsmanagement und Innovation, abge- schlossenes Gesundheitsmanagement Bachelorstudium, abge- schlossene Krankenpfleger:in Ausbildung, 10 Jahre Arbeitserfah- rung in Pflege am Bett

Pascal Bachelorstudent für Angewandte Informatik, abgeschlossenes Diplom Psychologie, 10 Jahre Pflegeerfahrung, bis vor kurzem ge- arbeitet in einem Hochschuldepartment für Pflege und Manage- ment mit Schwerpunkt Digitalisierung

Simon Informatiker, abgeschlossenes Masterstudium, Start-Up Gründer im Bereich Emotionserkennung, Ausweitung des Kundenstammes auf Pflegesektor (viel themenbezogene Recherche und Gespräche mit Pflegeeinrichtungen, Pflegewissenschaftler:innen Angehöri- gen und Gepflegten)

Maya Wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem KI/Robotik Forschungs- labor, abgeschlossenes Biomedical Engineering Masterstudium, Forschung im Bereich Pflegeroboter

Tabelle 2: Interviewpartner:innen und ihre Berufserfahrungen

Um sowohl Eindrücke von der technischen als auch von der pflegerischen Seite zu bekommen,

habe ich mich dazu entschieden, Experten aus beiden Bereichen zu interviewen. Dabei war

mir wichtig ein Gleichgewicht zwischen den beiden Fachbereichen zu erhalten, um eine aus-

gewogene Sicht auf das Thema sicherzustellen. Es wurden also zwei Personen aus dem reinen

Pflegesektor interviewt, zwei Personen aus der KI-/Robotik-Entwicklung und eine Person, die

sowohl pflegerische Erfahrung hat und gleichzeitig einen technischen Background aufweist.

(35)

Seite 35 von 93

3.2.2. Aufbau des teilstrukturierten Experteninterviewleitfadens

Den Leitfaden für die Experteninterviews habe ich in drei Hauptsektionen unterteilt.

Sektion Eins dient als Einleitung und Vorstellungsrunde. Dazu stelle ich meine Person und meine Bachelorthesis knapp vor. Außerdem hole ich mir hier das Einverständnis für die Auf- nahme und Verwendung der anonymisierten Interviews ein. Nach kurzen Informationen über den Ablauf des Interviews haben die Teilnehmer:innen die Möglichkeit, sich selbst vorzustel- len, das heißt, über ihr aktuelles Berufsfeld, ihre Arbeitserfahrung und ihre bisherigen Kon- takte mit KI und Robotern zu berichten.

In Sektion Zwei wurde die Datenerhebung selbst vorgenommen, beinhaltet also den Hauptteil des Interviews. Um allen teilnehmenden Experten und Expertinnen gerecht zu werden, habe ich diese Sektion den beiden Bereichen (technisch und pflegerisch) angepasst. Dabei wurde darauf geachtet, dass beim Pflegepersonal technische Beispiele anhand von Bildern gezeigt wurden. Ebenfalls habe ich hier die Fragen auf das Pflegepersonal und die Gepflegten bezo- gen.

Bei dem Leitfaden für die Informatiker:innen wurde ein Vorwissen über Robotik vorausgesetzt und die Fragen bezogen sich auf Entwickler:innen.

Beide Leitfäden sind in drei Themenblöcke unterteilt, die jeweils die drei Forschungsfragen widerspiegeln. Der erste Themenblock beschäftigt sich mit der Thematik des Einsatzes von Pflegerobotern und den Einsatz von Vermenschlichung, beispielsweise wird der Einsatz von Robotern zu Therapiezwecken thematisiert. Themenblock Zwei beschäftigt sich mit der Ak- zeptanz, konkret, wie diese verbessert werden kann, beispielsweise über das Design des Be- gleitroboters. Der letzte Themenblock setzt sich mit Ethik und Vermenschlichung auseinander, wie Menschen mit Begleitrobotern umgehen sollten und wie dieser auf Beleidigungen oder ähnliches reagieren sollte.

Sektion 3 dient dem Abschluss des Interviews. Hier können die Teilnehmenden Fragen stellen oder Themen anbringen, die ihrer Meinung nach nicht angesprochen wurden, jedoch wichtig sind. Außerdem kann Feedback an die Interviewführerin gerichtet werden.

3.3. Abgrenzung

Folgende Themen bzw. Ergebnisse können nicht in dieser Arbeit dargestellt werden:

(36)

Seite 36 von 93

Ein ausgearbeitetes Konzept für einen sozialen Roboter

Die Betrachtung der Situation außerhalb Deutschlands

Eine Antwort auf die Handlungstheorie „Muss Robotern zukünftig ein Bewusstsein zu- geschrieben werden?“

Die Erarbeitung und Darstellung von einem Konzept zu Moralvorstellungen in Bezug

auf Robotik in der Pflege

(37)

Seite 37 von 93

4. Durchführung

4.1. Durchführung der Interviews

Die Interviews wurden über zwei Wochen hinweg durchgeführt. Aufgrund der herrschenden Corona-Pandemie habe ich Online-Interviews abgehalten. Hierfür wurde hauptsächlich Zoom verwendet, eine online-Plattform für Videokonferenzen. In zwei Fällen wurde WebEx benutzt, da die technische Infrastruktur der Interviewten Personen Zoom nicht zulässt.

Um vergleichbare Ergebnisse zu generieren, habe ich drauf geachtet, dass jede:r Teilneh- mer:in im Schnitt gleich lang interviewt wurde. Hierfür waren 45 Minuten angesetzt, die in allen Fällen erreicht und vereinzelt nur leicht überschritten wurden.

Trotz der räumlichen Entfernung herrschte eine positive Stimmung, wodurch sehr interes- sante Gespräche entstanden.

4.2. Kodierung und Auswertung der Interviews

Zur Generierung der Ergebnisse habe ich die Technik „Induktive Kategorienbildung der quali- tativen Inhaltsanalyse nach Mayring“ verwendet (Siehe Kap. 2.7.2.). Zu Beginn der Auswer- tung habe ich folgende Eckdaten definiert:

1. Deduktive Themengebiete:

Diese bauen auf den drei definierten Themenblöcke für die Interviews auf. Sie umfas- sen den Einsatzbereich für Roboter, die Steigung der Akzeptanz und die Vermenschli- chung. Für Themen, die in der Bachelorthesis nicht aktiv behandelt werden, habe ich ein weiteres Themengebiet Exkurs eingeführt.

2. Kodiereinheit:

Der kleinste auszuwertende Materialbestandteil umfasst mehrere Worte, die gemein- sam einen Sinnzusammenhang ergeben.

3. Kontexteinheit:

Die gesamte Antwort auf eine der Interviewfragen gilt als größter Bestandteil, der in eine Kategorie fallen kann.

4. Auswertungseinheit:

Die fünf geführten Interviews stellen die Auswertungseinheit da.

(38)

Seite 38 von 93 Außerdem ist die Mehrfachzuordnung von Materialbestandteilen, wenn sie wichtige Aspekte für unterschiedliche Kategorien beinhalten, erlaubt.

Ich habe mich dazu entschlossen für die Kategorienbildung eine Mind-Map zu erstellen.

Für die Kategorienbildung habe ich Aussagen der Interviewteilnehmer:innen, die übereinstim- menden Thematiken beinhalten, zu einer Unterkategorie zusammengefasst. Anschließend wurde aus diesen eine übergreifende Kategorie gebildet. Diese wiederum gehört zu einer der 4 deduktiven Themengebiete.

Abbildung 13: Beispielhafte Darstellung der Bildung einer übergreifenden Kategorie im deduktiven Themengebiet Akzeptanz (Eigendarstellung)

(39)

Seite 39 von 93 Um eine Gewichtung der Kategorien festzustellen, habe ich weiterführend für jede unter- und übergreifende Kategorie notiert, welche Teilnehmer:innen Aspekte dieser genannt haben.

Somit entstanden für die 4 deduktiven Themengebiete folgende übergreifende Kategorien und Gewichtungen:

Einsatz von Robotern

Anwendungszwecke für Begleitroboter 5

Notwendigkeit für „menschliche“ Roboter

4

Problematiken beim Einsatz von Robotern 3

Tabelle 3: Übergreifende Kategorien mit Gewichtung für das deduktive Themengebiet Einsatz von Robotern

Akzeptanz

Design des Roboters 5

Zweckmäßigkeit/Gesundheitsförderung/Entlastung 5

Menschlichkeit an Robotern 5

Transparenz 4

Fortlaufende Einführungsprozesse und Schulungen 1

Höhere Akzeptanz bei jüngerem Pflegepersonal und Gepflegten 1

Akzeptanzsteigerung durch Corona 1

Tabelle 4: : Übergreifende Kategorien mit Gewichtung für das deduktive Themengebiet Akzeptanz

Vermenschlichung/Androiden

Robotischer Umgang mit Patienten 5

Ethische Aspekte 5

Umgang von Menschen mit Robotern 3

Tabelle 5: Übergreifende Kategorien mit Gewichtung für das deduktive Themengebiet Vermenschlichung/Androiden

Exkurs

Zukünftige Entwicklung 3

Tabelle 6: Übergreifende Kategorien mit Gewichtung für das deduktive Themengebiet Exkurs

(40)

Seite 40 von 93

5. Evaluation

5.1. Ergebnisse der Interviews

Im Folgenden sind die Ergebnisse der Interviewauswertung zu finden. In runden Klammern () hinter den genannten Kategorien und den dazugehörigen Aspekten steht die Gewichtung, be- deutet, die Anzahl der Experten und Expertinnen, die dieses Thema benannt haben. Hierbei repräsentiert die lilafarbene Zahl die Personenanzahl aus dem Pflegepersonal (höchstens 3) und die grüne Zahl die Personenanzahl mit technischem Hintergrund (höchstens 2), die sich hierzu geäußert haben.

5.1.1. Einsatz von Robotern

Die am meisten diskutierte Kategorie in diesem Bereich sind die Anwendungszwecke für Be- gleitroboter (3/2).

Die Anwendung zur Demenzbehandlung durch Paro wurde von jedem Interviewten als positi- ves und zweckerfüllendes Anwendungsbeispiel benannt. „Vor allem, wenn man es ganz prag-

matisch sieht, was die Alternative ist, […]. Dies wäre, ein Medikament zu geben, […]“ [Pascal,

Anhang Interview 4]. Ganz klar hervor geht, dass Begleitroboter unterstützende Tätigkeiten ausführen sollen (1/1), um das Pflegepersonal zu entlasten. Hier wäre ein Ansatz, Bottom-Up zu denken, sich also anzusehen, welche Aufgaben bzw. Teilaufgaben können Roboter aktuell übernehmen [Simon, Anhang Interview 2]. Die Interwieten aus dem Pflegesektor benannten konkrete Einsatzmöglichkeiten wie die Verwendungen von Begleitrobotern als Entertainment-Mittel oder auch als Auskunft/Informationsquelle in Eingangsbereichen der Einrichtungen.

Stark wurde die Notwendigkeit für den Einsatz von menschlichen Robotern (2/2) hinterfragt.

Die wichtigste Entlastung, die sich das Pflegepersonal aktuell wünscht, ist eine körperliche Entlastung (3/1). Dies wäre auch durch einfache Robotik zu lösen, wie zum Beispiel Betten, die Veränderungen an der Matratze vornehmen zur Vorbeugung von Wundliegen oder Lifter.

Selbst die Interviewten mit technischem Hintergrund bestätigen das. Hier wird Paro als posi-

tives Beispiel für einen nicht menschlichen Roboter genannt (2). Außerdem neigen Menschen

von Natur aus bereits dazu, Objekte zu vermenschlichen. Als Alternative zu einem autonom

(41)

Seite 41 von 93 handelnden menschlichen Roboter wird hier eher eine Sprachsteuerung für Robotik als ersten Ansatz gesehen (1/1). Das Pflegepersonal könnte so dem Roboter konkrete Aufgaben nennen, die dieser dann ausführt.

Es wurden auch weitere Problematiken beim Einsatz von Robotern (2/1) erkannt. Der aktuelle Kosten- und Einarbeitungsaufwand ist sehr hoch und dementsprechend ist die Verwendung von Robotern nicht für alle Einrichtungen geeignet bzw. umsetzbar. Gleichzeitig stellt sich die Frage, inwieweit es für das Pflegepersonal entlastend ist, wenn sie momentan das korrekte Funktionieren der Roboter überwachen müssen [Simon, Anhang Interview 2]. Die Skepsis be- züglich dem Sicherheitsaspekt und der Ausgereiftheit der Technik ist ein weiteres Problem. Es fehlt an Transparenz und Kommunikation, damit alle beteiligten das Potential der Technik und den Fortschritt erkennen und verstehen.

5.1.2. Akzeptanz

Über das Design des Roboters (3/2) kann die Akzeptanz stark gefördert werden. Sowohl Pfle- gepersonal als auch Informatiker:innen sind sich einig, dass ein tierähnliches oder humanoides Design das passendste ist (3/2). Als gutes Design-Beispiel wurde von allem Pepper genannt.

Laut der Interviewten ist besonders wichtig, dass der Roboter nicht zu menschenähnlich wird.

Androiden wecken aktuell Unbehagen und Misstrauen bei den Menschen. Hilfreich ist auch eine angenehme, tiefe und ruhige Stimme (2) und flüssige Bewegungen (1/1). Je natürlicher der Roboter sich verhält, bewegt und aussieht, umso angenehmer wird er wahrgenommen.

Ein niedliches Design hilft ebenfalls.

Menschlichkeit an Robotern (3/2) kann sowohl förderlich als auch schädlich für die Akzeptanz

sein. Menschliche Persönlichkeitsmerkmale wie Dialekte oder ein besonderer Charakterzug

verbessern diese und können sogar über gruselige Designfehler hinweghelfen (3/2). Allerdings

sind sich alle Interviewten aus dem Pflegebereich einig, dass es eine schmale Gradwanderung

ist. Es könnte auch passieren, dass durch beispielsweise einem Dialekt Menschen leicht das

Gefühl bekommen können, zum Narren gehalten zu werden oder das versucht wird, sie zu

manipulieren. Außerdem wenden beide Seiten ein, dass eher Angst als Akzeptanz gefördert

wird, sollte der Roboter nicht mehr von Menschen zu unterscheiden sein (1/1). Besonders in

Bezug auf die Idee, Geminoiden einzusetzen, herrscht eine grundsätzliche Abneigung unter

den Interviewten.

(42)

Seite 42 von 93 Das Hauptkriterium, um Akzeptanz beim Pflegepersonal zu schaffen, ist, dass die eingesetzten Roboter gesundheitsfördernd, zweckerfüllend und entlastend für Pfleger:innen ist. Deswegen wird Paro auch gut akzeptiert und angewendet in den Einrichtungen, da er eine Wirkung er-

zielt. „Mir geht es immer darum, dass die Technik gut funktioniert und dass sie patientensicher ist.“ [Tara, Anhang Interview 5].

Um die Akzeptanz zu erhöhen, sollte ebenfalls transparente Kommunikation (2/2) gefördert werden. Es sollten offene Dialoge zwischen die tatsächliche Pfleger Probleme angehen innen, Pfleger:innen und der Politik geschehen (2/2). Das Pflegepersonal befürchtet, dass die Robo- ter sie ersetzen sollen, wobei die Entwicklerfirmen ein Produkt designen wollen, dass Entlas- tung schafft und keine Ersetzung. Außerdem muss die Politik klarstellen, wie zukünftig mit den

Systemen umgegangen werden soll. „Wenn solche Systeme kommen, muss eine faire Arbeits-

einteilung und Verteilung diskutiert werden, dass das Pflegepersonal entlastet wird.“ [Maya, Anhang Interview 3]. Wichtig für die Transparenz ist die gemeinschaftliche Gestaltung dieser Systeme durch die Gesellschaft (1/1). „Menschen sollen nicht überrascht werden von Produk- ten, sondern diese auch mitgestalten, […]“ [Maya, Anhang Interview 3]. Im Pflegesektor kann

durch die nicht transparente Gestaltung das Gefühl aufkommen, das Forschungsgelder „ver- schwendet“ werden für die Robotik, anstatt aktuelle Probleme in der Pflege zu lösen [Pascal,

Anhang Interview 4].

Schlussendlich ist auch die Aufklärung ein Aspekt, der betrachtet werden muss (1). Was kön- nen die Systeme zurzeit wirklich? Das muss transparent verbreitet werden, damit keine fal- schen Vorstellungen vorherrschen, die durch Hollywood und Science-Fiction-Szenarien defi- niert wurden.

Aktuelle Entwicklungen begünstigen die Akzeptanz stark. Durch die Corona-Pandemie haben

viele Einrichtungen auf technische Hilfsmittel zurückgreifen müssen, da es keine Alternative

gab [Simon, Anhang Interview 2]. Zum anderen werden die neuen Pfleger:innen und zupfle-

gende Generationen technikaffiner, da sie bereits länger mit dieser in Kontakt stehen. Das

beginnt bei den Gepflegten ab den 1950er Jahrgängen [Simon, Anhang Interview 2]. Für we-

niger technikaffine Menschen muss eine langsame Sensibilisierung durch fortlaufende Einfüh-

rungsprozesse und Schulungen stattfinden [Tara, Anhang Interview 5].

(43)

Seite 43 von 93

5.1.3. Vermenschlichung/Menschliche Roboter

Wie sollte ein menschlich aussehender Roboter mit Patienten umgehen? Dies ist eine der wichtigen Fragen, die beim Einsatz von Robotern am Menschen diskutiert werden muss (2/3).

Besonders in Situationen, die Eskalationspotential bieten, sollte sich die Maschine an einen Handlungsleitfaden halten, der vom Pflegepersonal abgeleitet ist. Genau für solche Situatio- nen bekommen Pflegende Deeskalationstrainings, in denen sie Deeskalationsstrategien zur Hand bekommen (3/2). Diese sollten als Vorbild für die Reaktionen des Roboters genutzt wer- den. Das Pflegepersonal wird hier als Experte betrachtet wodurch die Sicherheit gegeben wird, dass das Handeln auch so gewünscht ist [Maya, Anhang Interview 3].

Gleichzeitig muss klar definiert werden, in welchen Bereichen Roboter eingesetzt werden kön- nen und sollen und welche Bereiche ausschließlich menschlichen Umgangs vorbehalten bleibt (1/2). „Sie gehören nicht hin bei akuten, traumatischen Situationen.“ [Tessa, Anhang Interview 1]. Sollte der Roboter in eine solche Situation gelangen, muss dieser zur Unterstützung menschliches Personal konsultieren (1/1).

Aus technischer Sicht muss die KI des Roboters lernen, mit Patienten umzugehen. „

Der Mensch sagt nicht jede Nacht, komm bitte morgen wieder und lies mir eine Geschichte vor.

Sondern der Roboter versteht aha, der Mensch fand das gestern voll schön, dass ich diese Geschichte erzählt habe.“ [Maya, Anhang Interview 3]. Außerdem müssen technische Subsys- teme eingerichtet werden, die eine Überforderungsanalyse vornehmen können und klar ma- chen, dass diese Situation menschliches Handeln erfordert [Simon, Anhang Interview 2].

Auch der Umgang von Menschen mit Robotern ist zu beachten (1/2). Hier herrscht eine ge-

wisse Erwartungshaltung, wenn das Design menschlicher wird bzw. Tieren ähnelt, mit denen

Menschen regelmäßig interagieren (2). „Je menschlicher sich etwas zeigt, umso mehr erwarte

Ich und umso unheimlicher wird es für mich, wenn diese Erwartung nicht erfüllt wird.“ [Simon,

Anhang Interview 2]. Aus dieser Frustration heraus neigen Menschen dazu, die Technik un-

menschlich zu behandeln, „es gibt Studien, wie Kinder oder auch Erwachsene mit Alexa um-

gegangen sind, dass sie unhöflich zu Alexa

waren. Sie haben Alexa […] entmenschlicht, man würde Menschen nie so behandeln.“ [Maya, Anhang Interview 3]. Hier müssen die Systeme

klare Grenzen setzen und unmenschliches, rassistisches oder sexuelles Verhalten nicht billi-

gen. Sonst könnte sich dieses Verhalten auf Menschen-Mensch-Interaktionen übertragen

(1/1).

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