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Im Einsatz für das kollektive Gedächtnis

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258 NACHRICHTENBEITRÄGE Schulte

19 (2016) Nr. 3 www.b-i-t-online.de

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Zehntausende zerstörte Seiten

❱ Berlin im Jahr 1943: Das Politische Archiv des Aus­

wärtigen Amts lagert mehr als 50.000 Aktenpakete in mehreren Häusern der Hauptstadt. Als am 1. März ein schwerer Luftangriff der Alliierten die Stadt trifft, wird klar: Das Archiv ist in Berlin nicht mehr sicher, die Akten müssen weg. Der damalige Leiter des Archivs, Johannes Ullrich, veranlasst ihre Auslagerung. Schlös­

ser und Klöster auf dem Land, so das Kalkül, bieten besseren Schutz.

Nur wenige Wochen später starten mehrere Trans­

porte ins Umland. 2500 Aktenpakete haben die Burg Falkenstein im Harz zum Ziel. Doch Fahrt 24 erreicht sein Ziel nicht. Ein gasangetriebener Lastzug explo­

diert. Was die Detonation übrig ließ, zersetzt das Löschwasser. 239 Aktenpakete mit Geheimpapieren und 42 Kisten mit Akten sind zerstört oder beschädigt.

Die verbliebenen Papiere dieses Transports restau­

riert das Politische Archiv seit den 1990er­Jahren mit filmoplast R von Neschen – bisher sind rund 43.000 Einzelblätter bearbeitet. Weitere 1.000 Aktenpakete mit unterschiedlichen Anzahlen von Papieren stehen noch aus.

Gerettetes Gedächtnis

Das Politische Archiv in Berlin ist das Gedächtnis des deutschen Auswärtigen Dienstes. 27 Regalkilometer diplomatisches Schriftgut seit 1871, 35.000 völker­

rechtliche Verträge und zahllose Personalunterlagen zeugen von gelebter Geschichte. Das Material ist im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen für jeder­

mann zugänglich. Im öffentlichen Lesesaal mit 32 Plätzen informieren sich jährlich mehr als 1.000 Besu­

cher über historische Zusammenhänge.

Daneben übernimmt das Archiv die Aufgabe, Bestände zu sichern. Zum Archiv zählt deshalb eine eigene Re­

staurierungswerkstatt, in der Mitarbeiter beschädigte Archivalien aufbereiten. Dazu gehören 75 Regalmeter brandgeschädigte Aktenbände aus dem Zweiten Welt­

krieg. Die Experten bringen die Archivalien in einen Zustand, der sie möglichst lange vor weiterem Zerfall schützt und der es ermöglicht, mit ihnen zu arbeiten.

Gut lesbare Schriften ohne Verklebungen

Seit Mitte der 1990er­Jahre setzen die Mitarbeiter der Restaurierungswerkstatt für ihre Arbeit auf filmoplast R von Neschen. Das Ergebnis: „filmoplast R erfüllt voll umfänglich unsere Anforderungen. Unter anderem, weil an den Papieren keine Ausblutungen der Schrif­

ten oder Verklebungen an den Schnittkanten erkenn­

bar sind“, sagt Alfred Frieß, Leiter der Restaurierungs­

werkstatt. „So können wir die eingebetteten Doku­

Im Einsatz für das kollektive Gedächtnis

Das Politische Archiv des Auswärtigen Amts restauriert brandgeschädigte Akten aus dem Zweiten Weltkrieg. Wichtiger Helfer: filmoplast R von Neschen.

Andreas Schulte

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www.b-i-t-online.de

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mente in Buchform bringen und benutzen, ohne das weitere Beschädigungen entstehen.“

Gut lesbare Schriften ohne Verklebungen, alte Akten als Buch gebunden – dies ist keinesfalls selbstver­

ständlich. Noch bis in 1980er­Jahre hatten Restaura­

toren versucht, Dokumente mit Acetatfolien zu kon­

servieren. Doch die darin enthaltenen Weichmacher ließen die Schrift der Dokumente ausbluten. Bereits mit filmoplast P von Neschen ließ sich die Schrift sehr gut konservieren. „Mit filmoplast R ging das dann noch mal ein Stück besser“, erinnert sich Frieß.

Die Weiterentwicklung filmoplast R erfüllte schließlich alle Erwartungen der Berliner Restauratoren hinsicht­

lich Verfahrenstechnik, Konservierung und Umwelt­

freundlichkeit. „Wir haben mit filmoplast R ein Produkt, das uns vom Wettbewerb abhebt“, sagt Anja Spitzer, Produktmanagerin bei Neschen. Deshalb setzen nicht nur die Berliner Archivare auf filmoplast R. Auch Spezi­

alisten in den USA, Frankreich und Russland schützen und restaurieren damit ihre Dokumente.

filmoplast R ist das ideale Produkt, um neuzeitliche Papiere und Zeitschriften zu erhalten. Das umwelt­

freundliche Japanpapier bewahrt den Charakter des Originals. Aufgrund der geringen Dicke des Materials trägt filmoplast R kaum auf. Schriften bleiben genauso lesbar wie auf dem Original. filmoplast R ist weich­

macherfrei, farblos und vergilbt nicht. Die Alterungs­

beständigkeit von filmoplast R ist durch die Papier­

technische Stiftung München (PTS) zertifiziert.

Die Restauratoren tragen filmoplast R mit Hilfe mo­

derner Kaschiermaschinen auf. Auf diese Weise lässt sich Papier in kurzer Zeit kontinuierlich einbetten. Zer­

rissene Dokumente werden auf dem Arbeitstisch der Maschinen zusammengefügt. Um Risse unsichtbar zu reparieren, kommt filmoplast R in schmalen Rollen zum Einsatz. Das Versiegeln übernimmt anschließend ein Heizkolben. Alle Prozesse laufen zuverlässig ab.

Arbeitsergebnisse dokumentieren eine gleichbleibend hohe Qualität. „Das Feedback unserer Kunden ist durchweg positiv“, sagt Anja Spitzer.

Laminierung als entscheidender Arbeitsschritt

Die professionelle Restaurierung brand­ oder wasser­

geschädigter historischer Akten für den Gebrauch im Politischen Archiv ist aufwändig. Die Laminierung ist nur ein kleiner Teil, der für die Qualität der Archivalien aber entscheidend ist: Sind die gehefteten Papiere auseinandergenommen, notieren die Experten ihre Reihenfolge. Sie entfernen groben Schmutz und ver­

branntes Papier, behandeln kleine Verunreinigungen trocken oder feucht mit Schwämmen. Papiere mit Wasserschäden gilt es zu glätten. Die Einzelblätter werden in der Reihenfolge so angelegt, dass daraus Heftlagen, vier ineinandergelegte Viertelbogen entste­

hen können. Die Laminierung mit filmoplast R erfolgt bei rund 130 Grad Celsius. Die einzelnen Viertelbogen werden anschließend auf Format geschnitten und zu Heftlagen zusammengelegt. Nun erfolgt das Heften des Buchblocks mit einem Faden. Der Buchblock er­

hält abschließend noch einen Einband. So entsteht aus fragilen brandgeschädigten Einzelblättern ein be­

nutzbarer Aktenband in Buchform. ❙

Andreas Schulte Journalist

Pressebüro JP 4

Richard Wagner Str. 10-12 50674 Köln

www.jp4sport.biz

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