DIE PORRO-OPERATION.
/
DIE PORRO-OPERATION
ODER
DIE NEUE KAISERSCHNITT -METHODE
NACH
PORRO
UND IHRE MORALI
SCHLEMMER^
PRAKT. ARZT, WUNDARZT, GEBUIO'SHELy
MIT EINER LITHOGR. TAFEL.
STUTTGART.
VERLAG VON FERDINAND ENKE.
1881.
Aerzte des Bezirks Aachen gehalten und auf Wunsch derselben
m
Druck ge-geben.
Kallerheistert, i. October 1880.
Dr. Schlemmer.
Druck von GebrüderKröner in Stuttgart.
I.
Die Porro-Operation.
Die
Fortschritte derletzten dreiDecennien
in der Frauen- heilkunde sindenorm;
gegenwärtigmacht
dieneue Opera-
tionsmethode des ItaHeners Porro das höchsteAufsehen
in derselben.Wiewohl
die Operationnoch
sehr neu ist, so hatsie
doch
bereits in mindestens 8 Fällen zur ZeitEingang
in Deutschland gefunden.Sie ist bis heute
noch
nicht ineinem
deutschen Lehr- buche beschrieben.Kaiserschnitt, auch erweiterter Kaiserschnitt nach Porro,
wird die 1876 zuerstvon
Porro in Italienam
lebendenMenschen
ausgeführteMethode
des Kaiserschnittes genannt, bei welcher die Frauneben dem
zu ihrerund
desKindes Rettung vorgenommenen
Kaiserschnitte nach der altenMethode von
Deleurye in der Linea alba durch hinzugefügteWegnahme
der Ovarien,
Tuben,
(Paraovarien),Abtragen
der breitenund
runden Mutterbänder zurVorbeugung gegen
spätere Eventua-litäten totaliter castrirt wird.
—
Man
vindiziit dieser Operation wesentliche Vortheile:1)
Verhütung
einer neuenspätem
Schwangerschaft, also auchVerhütung
der nothwendigenWiederholung
des schrecklichen Kaiserschnittes.2)
Aufhebung
der Gefahren, welche der nach deralten
Methode im
Leibe der Operirten zurückbleibende,nach
der neuenMethode von
Porro zu entfernende aufgeschnittene Uterus gleichsam als offenesThor
durch Gas-und
Sekretaustausch zwischenihm und
Bauch- höhle bietet.3)
Vermeidung von
Metritisund
Uterinblutung, ebensovon Darmeinklemmung.
4) Freie
Wahl
der Zeit zur Operation,unabhängig von
der Contraktilität des Uterus.5)
Rettung
aus direkter Lebensgefahr, welche nur durchWegnahme von
diesen [anders unheilbaren] degene-rirten betreffenden Weichtheilen heutzutage zu er- möglichen ist.
Porro versuchte die Operation 1876
zum
erstenmale an einer mit carcinösem Uterus behafteten F'rau, welche dieOperation
mehr
als24 Stunden
überlebte. Dieses ermuthigte ihnund
er dehntenunmehr
aus vorgenanntenGründen
die Operation auch auf diedem
alten Kaiserschnittewegen
Becken-enge
verfallenen Individuen mitgesunden
Weichtheilen aus, also auf Frauen, welche befähigt waren,noch
nach Ueber- stehen des gewöhnlichen Kaiserschnittes auch fernerhin schwan- ger zu werden, lediglich alsPräventiv gegen
diese neue Schwangerschaft. Einenoch
in demselben Jahre aus diesemGrunde vorgenommene
Operationwar von
Erfolg für Mutterund
Kind. Seine Operationund
seine Ansichten drangen-
7—
nunmehr
in die Oeffentlichkeit; in allenLändern
fand er vielen Beifallund Nachahmung. Gegenwärtig macht
dieOpe-
ration in vollem
Zuge
dieTour um
die Welt.Berrutti in Turin
gab Dezember
1879 die Zahl derOpe-
rationen nach Porro auf 31 an,
und zwar
14 in Italien, 9 in Oesterreich, 2 in Belgien, i in der Schweiz, 3 in Frankreich, 2 in Deutschland.Pinard in Paris zählte
um
dieselbe Zeit 38 Fälle mit 18 glücklichenAusgängen. Unter den
38 Fällen bildeten 5mal Tumoren und
Degeneration der Weichtheile die Veranlassung zur Operation. Diesen 38 Fällenkann
ichnoch
2 deutsche Fälle mit ungünstigemAusgange
zufügen, beiwelchen
nur Beckenenge, aber keineErkrankung
der Weichtheile vorlag (Hausner, Veit),Es wären demgemäss
bei40
Fällen mit 18 günstigenAusgängen
45 "/o als günstig zu verzeichnen.Da
es indesskeinem
Zweifel unterliegt, dass alle ungünstigen Fälle zur Zeitnoch
nicht veröffentlicht sind, sokann man
die günstige Prozentzahl mit höchstens40
bezeichnen.Hierbei ist indess auch
noch
zu berücksichtigen, dass dieser Porro-Operationgegenüber
der altenMethode
alle Vor-theile der riesigen Erfahrungen der
nunmehr
sohoch
kulti- virten Ovariotomie zuGute gekommen
sind, ferner alleVor-
theile der Instrumentenwahl
und
dermodernen
Antisepsis, ebenso dass diese Operation zur Zeitnoch
nur inden Händen
der ersten gynäkologischen Grössen derWelt
ge- legen hat, in denHänden
der geübtestenund
fachkundigstenMänner
wiePorro, Späth, C. Braun, Stover, P. Müller,
Wasseye,
Fehling, Hegar,Litzmann,
Veit, Chiara, Previtali, Breisky, Riedinger, Tibone, Peroglio, Häusner, Berruti etc.Müller in
Bern
gibt an, dass Cavallini in Italien diese Operation schon vor loo Jahren nachExperimenten
an Thieren vorgeschlagen habe.Rein
(MedicinskyWestnyk
1876. No. 44, russisch)em-
pfiehlt die Exstirpation des
schwangern
Uterus als Ersatz- operation fürden
Kaiserschnittund
gibt an, dass ihn die Erfolge derLaparotomie
beiMyomen
des Uterus auf diesenGedanken
gebracht hätten.Er
experimentirte desshalb an trächtigenKatzen und
Kaninchen.Nach mehreren
miss- lungenenExperimenten
hatte er bei verbesserterTechnik und
grösserer Vorsicht einige Heilungenund
zog hieraus den Schluss, dass die Operation auch auf denMenschen Anwen- dung
finden könne,Hegar
führte die Operationam
28.März
1877 bei gleich- zeitigem Uterusfibromam
lebendenMenschen ohne
Kenntnissvon
Porro aus.Die Technik von Porro
istfolgende:
Unter
der gleichen Assistenz wie bei der Ovariotomie oder der altenMethode
des Kaiserschnittesund
dergewöhn-
lichen
Methode
des alten Kaiserschnittes in der Linea alba nach Deleurye wird der Uterus biosgelegt. Hierauf wird der Uterus mit seinem Inhalte aus seiner Bauchlage durch die Schnittwunde desBauches
vor dieBauchdecken
gewälzt, in-dem
der Operateur mit der linkenHand
sich über denFundus
uteri hinter denselben arbeitet
und
die Herausstülpung voll- endet,Ist die
Bauchwunde
nichtgenügend
zur Durchbeförderung des Uterus, so wird sie in der gewöhnlichenWeise
nachoben
erweitert.
—
9—
Jetzt führt
man
eine Drahtschlingeum den
Uterus, schiebtsie
möghchst
bis in dieGegend
des innernMuttermundes,
supravaginal,und
schnürt die Schlinge miteinem
Schnürerfest an. Hierbei ist indess zu beachten, dass
Tuben und
Ovarien zwischen derSchHnge und dem Fundus
uteri liegen, ebenso dass die nöthigen Theile derLigamenta
lataund
ro-tunda in der Schlinge mit eingeschnürt sind, damit
man
einerspätem
Extra-Abschnürung und Abtragung
dieserBänder überhoben
ist.Diese Prozedur bedingt
nun
natürlicherWeise
zur Ret- tung desKindes
eine grössere Eile.Hierauf wird derUterus indergewöhnlichen
Weise
schicht- weise eingeschnitten, geöffnetund von
seinemganzen
Inhalte vor denBauchdecken
so sorgfältig entleert, dass dieAbdo-
minalhöhle nicht verunreinigt wird.
Es
istwohl
zu beachten, dass nichtsvon
Placenta, Eihäuten oder die Nabelschnur in der Schlinge mit eingeschnürt ist.(In
dem
Fallevon Häusner war
die prolabirte Nabel- schnur mit eingeschnürtund
hattewesenthch
zur Sepsisund dem
lethalenAusgange
beigetragen.)Nach
Entleerung des Uterus trägtman
die in der Schlinge gefassten Theile 11/2—
2 Centimeter über der Schlinge mitdem
Messer ab, nicht mitgefassteLigamenta
lataund
rotundamüssen
extra in dieserWeise
behandelt werden,.Hierauf zieht
man den Stumpf
des Uterus soweit an, dass die Drahtschlingeund
eine odermehrere
starke Lanzen- nadeln, die dicht unterhalb der Schlinge durchgestochen wer- den, vor denBauchdecken
zurückgehaltenwerden, sodann
wird dieBauchwunde
vernähtund
gelistert.Sorgfältigste Toilette ist selbstredend, ebenso,
wo
es be- hebt wird, Spray.Die
Operation erfordert30—60
Minuten.Die Verheilung
ist diese: die eingeschnürten Theilewerden
gangränösund
fallen an der Einschnürung ab, der andere Theil verlöthet sich entweder in derBauchwunde und
bleibt daselbst adhärirend, oder er fällt in dieBauchhöhle
zurück,worauf man
dieBauchwunde zum
Verschluss bringt.Die
Verheilung erfolgt in30—60
Tagen. Die Operirten befinden sich wohl, nur klagen einige, beidenen
derStumpf
in der
Bauchwunde
adhärent bleibt, über ziehende Schmerzen.So
Porro.Modifikationen
sind: den Uterusnichtvorzustülpen (z.B.wegen Raummangel
in der Bauchschnittwunde)und
ihn in seiner natürlichenLage
wie vorhin zu behandeln; auch: ihn zuerst zu entleerenund dann
erst die Schlingeum
denselben zu legen.Auch
hatman
sich der Galvanokaustik statt des Messers bedient.Veit bediente sich der Vorsicht, vor Eröffnung des her- vorgestülpten Uterus die
Bauchwunde
zu vernähen, damit dasPeritoneum weder
durch längern Contakt mit der Luft noch durchden
Inhalt des zu entleerenden Uterus betroffen werde.Er
ist auch der erste, welcher erwähnt, dass er einige Blut- gefässe aus derAorta
abdominalishabe
unterbindenmüssen
(natürUch mit Catgut).— Die
Drahtschhnge, gleichvielob
Kupfer-, Eisen- oder Silberdraht, hat bereits viele grossen Verlegenheiten bereitet;denn
beidem kaum
zubemessenden
geringsten zu starkenUmdrehen
springt der SchHngendrahtund
nöthigt eine starke Blutung zuneuem
Anlegen.Auch
spricht schon die bedeutende Zahl der
empfohlenen
Schiingen- schnürer, Constriktoren, Contraktoren, Ekraseurs nicht sehr zu ihren Gunsten. Die gebräuchlichsten Instrumente sind dievon
eintrat, Köberle, Sims, Pean, Maisonneuve.Statt der unzuverlässigen Drahtschlingen hat sich der
—
II—
Esmarch'sche Schlauch trefflich bewährt; er bietet
den
be- sondern Vortheil, dass der Arzt möglichstunabhängig
istvon
einem Vorrathvon
kostspieligen, nur äusserst selten nöthigen Instrumentenund
jederzeit expeditzum
Operirep ist. Selbst die Vereinfachung des Verschlusses desEsmarch'
sehen Schlau- ches mit einer gewöhnlichen Vorsichtsnadel ist aus diesemGrunde
dankbar entgegen zunehmen.
Wenn man
sich desEsmarch'schen
Schlauches bedient, so pflegtman
die Schnittwunde desStumpfes entweder
zu vernähen, mit carbolsaurem Zink (i : lO) oderdem
Glüheisen, der Galvano- oder Thermol^austik zu behandeln.Litzmann
umschnürteden
Uterus oberhalb desGummi-
schlauches mit lo ineinandergreifenden
Schhngen von
car- bolisirter Seideund
unterband unterhalb der Schnürstellennoch
einmal in zwei Hälften.Berrutti verschloss die
Uteruswand
mit der Pean'schen Pincette, zog Uterusund
Ovarien aus derBauchhöhle
hervor, durchstach den Uterus in derHöhe
des Isthmus miteinem gekrümmten
Troikart, das Stiletwurde
ausgezogen, 2 starke Seidenschlingen durchgeführt etc. etc.und
hiermit unterbun- den.Trotzdem war
es nöthig, nachAbtragung von
Uterusund
Ovarien mitdem
Köberle'schen Constriktornoch
eine Metallligatur unterhalb derFäden
anzulegen,um
die Blutung zu stillen.Braun
bediente sich zurStumpfumschnürung
derKlam- mern von
Wells, wie bei der Ovariotomie.Erwähnungswerth
istdie Operationvon Hegar am
23.März
1877
ohne
Kenntnissvon
Porro, welche an einer mitFibrom
behafteten,
noch
dazuwährend
derGeburt von Eklampsie
befallenen Frau
unternommen
wurde.Es wurde
mittels dergekrümmten
Nadelvon Pean
etwasoberhalb des innern
Muttermundes
eine doppelte Drahtschlinge durch den Uterusgezogen und
die Ligaturen, welche beider- seits unterhalb der Ovarien zu liegenkamen,
vermittels des Serre-noeuds festgeschnürt; zur grössern Sicherheitwurde noch
oberhalb der Ligaturen eine Ekraseurkette angelegt;den Stumpf
befestigte erim
unternWundwinkel
durch 3 Lanzen- nadeln.In der
Nachbehandlung
bedientman
sich auch mit Erfolg der Drainagevon
derBauchwunde
in den Douglas.Die
extraperitonealeBehandlung
desStumpfes
hat sich bisheranam
besten bewährt.A
priori hätte die intraperitonealeBehandlung
beiweitem den
Vorzug,denn
sie erlaubt erstensden
sofortigen gänz- lichen Verschluss derBauchwunde ohne Aufnahme
des Uterus- stumpfes, fürs andere verlöthet derStumpf
nicht in der Bauch-wunde und
bedingt dadurch nicht die ziehendenSchmerzen
oderBehinderung
derAusdehnung
der gefüllten Harnblase, die Gefahr für die Sepsis ist geringerund
liegen alsdann alleEingeweide
ruhig an ihrem gehörigen Platze.Die
Erfahrungen der Ovariotomiekommen
dieserFrage
ausserordentlich zu Gute.Olshausen, welcher lehrt, dass bei dieser Operation, nach-
dem
die Zeiten,wo
an Verblutung ausdem
Stiel eineAnzahl
von Kranken
zuGrunde
ging, vorüber sind, jetzt alle andern Gefahrenneben
der septischen Infektion verhältnissmässig seltenund
gering seien. Die Erfahrung lehre, dass die sep- tische Infektion (Septikämie, oder wieman
sich früher aus- drückte, Peritonitis) durch die extraperitonealeBehandlung
-
13—
des Stiels in zahllosen Fällen nicht ausgeschlossen sei, weil der Inhalt der Bauchhöhle der septischen Infektion theils während, theils nach der Operation zugängig bleibe
und
mitUmgehung
des Stiels die Gefahr herbeigeführt werde, welcheman
vermeiden wollte.Bei der intraperitonealen
Behandlung
glaubteman,
dass die Ligaturen theils Peritonitis, theils Zersetzungsvorgänge herbeiführenwürden,
auch glaubteman,
dass sich der liga- turirte Stiel in derBauchhöhle
ebenso verhaltenwürde,
wie vor derselben, nämlich faulig zerfallen oderdoch
mindestens eintrocknenund
abfallen würde.Das
Verhältniss ist abergemäss
folgendenVersuchen und
Auffindungen ein- ganz anderes, in den meisten Fällen nichts weniger wie Sepsis bedingendes.Hegar
nähteHunden
frisch ausgeschnittene, vorher des-inficirte Muskelstücke ihres eigenen
Körpers
in dieBauch-
höhle.
Nach
einigenWochen waren
die Muskelstücke spurlosverschwunden —
resorbirt.—
Bei Sectionen Ovariotomirter fandman
nach längerer Zeitden
Stielbedeutend
verkleinert.—
Hirne fand bei einerFrau
7 Jahre nach der Ovariotomie nicht eineSpur
des Stielrestes mehr, auch keineNarbe noch
eine Spur des zur
Anwendung gekommenen
dicken hänfenen Ligaturfadens. Hierwar
also vermuthlich keineAbkapselung
des Schnürstückes zu Standegekommen;
dasselbe vielmehr freigeblieben, resorbirtund
hatte sich die freigewordene Li- gatur indem
weiten Peritonealsack verloren.Maslowsky,
Spiegelbergund Waldeyer
wiesen anEx-
perimenten nach, dass Seidenligaturenzwar
lange Zeit un- verändert blieben, indess dass nachund nach
weisse Blut- zellen zwischen ihre Fasern tratenund
dieselben auseinander- drängen,wodurch
innere Blutgefässe wiederdurchgängig
wer-—
14—
den. Die Ligatur wird dadurch gelockert, bleibt aber als
solche erhalten
und
wirdvon
neugebildetemBindegewebe
eingeschlossen.Versuche
anHunden, Kaninchen und
Katzen sowie die LeichenöffnungOvariotomirterhaben
ergeben, dass das Schnür- stück des intraperitoneal behandelten Stumpfes nicht gangrä- nescirt. Inwenigen
Tagen, vielleichtnoch
rascher lagern sichjunge Zellen über die Ligatur
hinweg und
bildet sich Binde- gewebe, welches bald die Ligaturrinne ausfüllt.Freigewordene
Ligatur ist auch durch Eiterung durch eineAbscesswunde, Vagina
oderMastdarm
abgegangen.Olshausen behauptet, dass dicke carbolisirte Catgutfäden
in der Peritonealhöhle
wenn
auch langsamer als in andernGeweben
resorbirt würden.Die Wirkung
der Ligaturfäden auf das Peritoneum ist in der Mehrzahl eine geringe.Die
intraperitonealeBehandlung
geschah durch Einschnü- rung mittels zweier Drahtschlingen,dann Abnahme
einerund Anlegen
einer dicken Catgutligatur in dieservom
Drahte ge- bildeten Rinne,dann Behandlung
der Schnittfläche mitdem
Glüheisen, Porzellanbrenner oder Thermokauster; auch be- streicht
man
sie mit Zinksolution,dann Abnahme
der andern Drahtschlinge.— Das Abbrennen
des Stiels bei der Ovario- tomie hat sich experimentell in den meisten Fällen als un- schädlich erwiesenund
istgemäss
Olshausen,Baker-Brown und
Keith ein Schutzmittelgegen
Septikämie,indem
die Glüh- hitze die an der Stumpfstelleangesammelten
septikämischen Impfstoffe zerstört.Die verkohlten Theilchen
haben
sich nicht als schädlich in derBauchhöhle
bewiesen.Die intraperitoneale
Behandlung
hat indess, wie gesagt,11^
ii
-
15-
nicht die Erfolge bei Porro, wie sie bei der extraperitonealen vorliegen.
Die Ligatur, die Constriction der Ligatur
und
die weitern durch die Ligatur veranlassten Prozesse sprechen jedenfalls hierbei ihrWort
mit.Eine Ligatur, welche die Blutung verhütet
und
sobald die Gefahr der Blutung vorüber ist,ohne
allesEingehen
rn die
Peritonealhöhle von Aussen
leicht entfernt wer-den kann,
dagegen
den sofortigen Verschluss derAbdominal-
höhle, also eine absolute intraperitoneale
Behandlung
erlaubt,ist jedenfalls
von unberechenbarem
Vortheile,zumal wenn
sie dieAnwendung
eines zuverlässigen Ligaturmaterials erlaubt.Eine solche Intraperitoneal
-Umschnürung
des Uterus- stumpfesvon
mirmag
hier ihre Stelle finden.Legt man
die beidenEnden
einesFadens zusammen und
führt sie zugleich
von einer
Seite durch ein- Nadelöhr, so hatman
auf derandern
Seite eine Fadenschlinge,An
drei (wie ein Satz Mutterspiegel) in einander Hegen- den hinlänglich langen Metallröhrchen befindet sich dicht andem
obernEnde
in der Seitenwand eine diametral auch durch die andereWand durchgehende
nadelöhrförmige Oefif-nung. Führt
man nun
die beidenFadenenden
durch die Oeff-nung
dieser dreiRöhrchen und
ziehtdann
das dritte innersteRöhrchen
aus, so laufen dieFadenenden
durch das Innere des zweitenRöhrchens
nach aussen. Befestigtman nun
die- selben hieram
zweitenRöhrchen und
rotirt dieses zweite indem
erstenRöhrchen
liegendeum
seine Längsachse, so zieht sich die Schlinge mit der grössten Kraft zuund
brauchen beideRöhrchen
zur anhaltenden Constriction nur in dieserLage
festgehalten zu werden.Die Art
derLösung
derSchlingeist selbstredend das rückwärts ausgeführte
Manöver. Den
—
i6—
Faden
entferntman
dabei,indem man
nicht an beiden, sondern nur aneinem Ende
anzieht.Zur Anlegung
dieses intraperitonealen Porro-Schnürers (AnfertigerEschbaum
inBonn)
fädeltman
die zu gebrauchende Schlinge in obigerWeise
in eine langeNadel
oder Sonde, führt sie1^2—2
Centimeter unterhalb der Schnittfläche des Uterusstumpfes, also dicht unterdem
Esmarch'schen Schlauchvon
aussen durch dieUteruswand
nachdem
Innern, sodani*durch
Muttermund und Vagina
nach aussen. Die Schlinge legtman um den Uterusstumpf herum,
welcherdavon
nun-mehr
ringförmigumgeben
ist.Nunmehr
erfolgt die Prozedur mit den dreiRöhrchen,
das dritte innere wird ausgezogen, die beiden andern andem
ihnen als Leitfaden dienenden End-theile der Schlinge, welches vor
den
Genitalien liegt, durch dieseund Vagina
mit ihrer Oehröffnung bis zur Einstichstelle inden Stumpf vorgeschoben und
constringirt.Dieser Schnürer gestattet die grösste Freiheit in der Aus-
wahl
des Ligaturmateriales.Gegen
dieMethode
des Aufschneidens des Uterus in seiner natürlichen Körperlage führtman
diekaum
zu ver-meidende
Verunreinigung derAbdominalhöhle
mit Frucht- wasserund
Blut, sowie die profuse Blutung resp.den
Blut- verlust, welcher nach Aufschneiden des Uterus bis zur voll-endeten Constriction des Stumpfes anhält, an.
Der
Vorschlag, ausdem
Uterusstumpf zweiLappen
zubilden
und
dieselbenzusammen
zu nähen, hat sowohl für extra- wie intraperitonealeBehandlung
keinenZweck, indem
beiIntrabehandlung die Stumpftheile rasch durch Zellenbildung
überwuchert sind
und
ausserdem das Nähmaterial sichnoch
dazu überflüssigerweise in der Peritonealhöhle befinden würde.Die Resultate
fürdas Kind sind genau dieselben wie
beidem gewöhnlichen Kaiserschnitte.
Berrutti in Paris hefert
im
Giornale internazionale di science med. No. 12. 1879 seine Beiträge zu dervon ihm
Hystero-ovariotomia caesareagenannten Porro'schen Operation.Von
denoben von ihm
aufgezählten 31 Fällenwurde 22mal wegen
Rachitis ,6mal wegen
Osteomalacieund 2mal wegen
Geschwülstenim Becken
operirt.Ein
Fall betraf eine mitdrohendem Tode
in die Anstaltaufgenommene
Kreissendeund
war also eigentlich nur eine Probeoperation an einereben
noch lebenden Frau.
Septische Peritonitis bildet in
den
meisten Fällen die Todesursache.In seinem sehr schätzungswerthen Beitrage gelangt er zur Schlussfolgerung
:
1) Die
Amputation
des Uterus mit den Ovarienbeim
Kaiserschnitt, unter
dem Namen
der Porro'schenOpe-
ration bekannt,
muss von
jetzt ab als das geeignetste Verfahren für solche Fälle betrachtet werden,wo
der Kaiserschnittdem
Geburtshelfer als dringendeNoth-
wendigkeit sich herausstellt.2) Die Porro'sche Operation ist eine rationelle, für die Geburtshülfe nützliche, unentbehrliche.
3)
Da wo
der Kaiserschnitt indicirt ist,muss
diese Porro- sche OperationmögHchst
frühzeitiggemacht
werden.bevor der Geburtsakt in voller Thätigkeit ist, weil jede
Verzögerung
das kindlicheLeben und
nochmehr
die Mutter gefährdet.
4)
Durch
diese Operationwerden
alle Kinderund
ein grosser Theil der Mütter gerettet.Es
steht ihr die- selbe glänzende Statistik der Heilfälle inBezug
auf die Mutter bevor, wie dies bis jetzt bei der Ovario- tomie erlangt worden.5)
Die Wegnahme
des Uterus hebt zwei nachdem
Kaiserschnitte meist eintretende Todesursachen auf, die
Hämorrhagie
ausdem
Uterusund
den Lochien- erguss in das Peritoneum.6) Die
Amputation
der Ovarien mitdem
Uterus führt die Sterilität bei denjenigen Individuen herbei, welchefür die
Reproduktion
des menschlichen Geschlechtes ungeeignet sind.7)
Die
Porro'sche Operation ist überall indicirt,wo
ein hoherGrad von Beckenverengung
oder unüberwind-liche Stenosen
im
Vagina-Uterincanal vorhanden sind.8)
Ausserdem
ist sie da indicirt,wo
der Fötus lebtund
dasLeben
der Mutter in höchster Gefahr schwebt.9) Selbst in denjenigen Fällen,
wo
dieEmbryotomie
oder Kephalotripsie sich nützlich erweisen könnte, ist diese Operationvorzunehmen,
da sie dieselben günstigen Resultate verspricht.10) Die
Amputatio
hystero-ovarica istwegen
ihrer gün- stigen Resultate der Ritgen'schen Gastroelythrotomieund dem
bisherigen Kaiserschnitt mit der Uterusnaht vorzuziehen.11)
Die
Erfahrung hat gelehrt, dass die bisher auf dieseWeise
operirtenund
genesenen Personen sichdann
—
19—
des bestenWohlseins erfreuten
und
keine üblenFolgen
verspürten,
12) Die Operation hat, wie jede andere ihre wissenschaft- liche
und
praktische Berechtigung,wenn
auchnoch
wie bei allenAnfängen
ein grösserer Prozentsatz dasLeben
einbüsst,während
dabei ein grösserer gerettet wird.13)
Das
beste Operationsverfahren bleibtnoch immer
dasvon
Porro angegebene.14)
Es
ist wünschenswerth, ein sicheres,zweckmässiges
Umschnürungsmittel fürden
Stiel zu findenund den Zug
andemselben
zu vermeiden.15) Eine Drainröhre ist nur in denjenigen Fällen einzu- führen,
wo
die Befürchtung vorAnsammlung
septi- scher Stoffe vorliegt.16) Die strengste antiseptische
Behandlung
ist einzuhalten, da nurvon
dieser der erfolgreicheAusgang
derOpe-
ration abhängt,
17)
Nach
der Analogie wie bei der Ovariotomie dürfte es sich empfehlen, dieVersenkung
des Stielsnach
stattgehabterAmputation
des Uterusund
der Ovarien vorzunehmen.Diese Ansichten Berrutti's
werden
bis dahinvon
Vielengetheilt.
Breisky erklärt
von
Porro: derEinwand,
dassman mehrere
lebende Kinder durchmehrere
Kaiserschnitte bei einer Muttererzielt habe, wird hinfällig,
denn
nur die bessere Aussicht auf Erhaltungvon
Mutterund Kind im gegebenen
Falle ist mass- gebend. Die Statistik spricht ferner jetzt schon für Porro.Die Operation des künstlichen
Abortus wegen Beckenenge
wird bei der
immerhin
gutenPrognose von
Porro unhaltbar.Die moralischen Grenzen.
Wie man
sieht, die Operationvon
Porro sollnunmehr
allenthalben die alte Kaiserschnittmethode verdrängen; indess greift diese Operation
von
Porro so sehr in die bürgerlichenund
religiösen Satzungen derEhe
inunserem monogamen
Staate, dass sie keineswegs
mehr
der Willkührvon
Operateurund Operanda
überlassen bleiben darf.Ein anders
istTheorie,
einanders Praxis;
die praktischeAusübung
der Wissenschafthatsich der Moral unter- zuordnen.In theoretischer Hinsicht wird Larrey vielen Beifall finden, dass er seine Pestkranken bei
Räumung
der FestungJoppe
mitOpium
vergiftete, damit sie nicht in dieHände
der feind- lichenTürken
fielen; ebenso der Freund, welcher seinem un- rettbar schwerverwundeten Freunde
aufdem
Schlachtfelde aus Freundschaft,um
ihn längerenQualen
zu entheben, eineKugel
durchHerz
oder Hirn jagt; in moralischer aber wird das Urtheil anders lauten.Es
isthöchste
Zeit,dass
fürPorro
feste Indika-tionen aufgestellt und
diemoralischen Grenzen
ge-zogen werden.
—
21Würdigen
wirnunmehr
die Verhältnisse.I. DieStatistik beider Operationen. Bei
dem
alten Kaiser- schnitt steht esgemäss
Schröder: 738 Heilungenvon
1605,also
46
0/0. Bei Porrogemäss
vorhin nur40
"/o.Harris in Philadelphia zählt Juli 1
880
50 Porrooperationen aufund
zwarwegen
Rachitis34
Fälle, Osteomalacie 6,Kypho-
scoliose 2,
Kyphose
i, infantilesBecken
i,Beckentumoren
3, Operation in extremis beiAnasarka und Dyspnoea
i,Ursache
unbekannt 2.Todesursachen. Sepsis 8, Peritonitis 6,
Erschöpfung
4,Shok
2,Anaemia,
Peritonitis 2,Hyperpyrexia
et Delirium 2,Haemorrhagia
2, Tetanus,Oedema pulmonum, Thrombosis
cardiae je i,zusammen
29, also 29 auf 50 oder 42 "/o. Mit ziemlicher Gewissheit sind bei Harris auchnoch
zur Zeit ver- schwiegene ungünstige Fälle inAbzug
zu bringenund
die-42 "/o auf
40
"/o zu ermässigen.Rechnet man
hinzu, dass bei der Statistik der altenManier
die aseptische
Behandlung noch unbekannt war und
dass der zufällig vorhandene, im Operiren häufignoch wenig
geschulte (Stadt- oder Land-) Arzt hier als Operateur fungirte,während
Porro zur Zeitnoch
nurDomaine
derKoryphäen
ist, so wird die Statistik bedeutend günstiger für die alteMethode
werden.
Fritsch (1876) erklärt
von dem
alten Kaiserschnitte:von
einer Erfahrung über
den
Kaiserschnittkann
nicht dieRede
sein; denn die
enormen
Fortschritte, welche diemoderne
pro- phylaktischeWundbehandlung
für die Chirurgie gebracht hat,macht
jede alte Statistik illusorisch.Es
istwohl
nicht zu sanguinisch,wenn man
dieHoffnung
ausspricht, dass bei Eli- mination der Gefahr einer Infektion später die Resultate be- deutend besser werden.—
22—
Hierzu
kommen noch
die Resultate der verbessertenund
neu aufgefundenen Uterusnähte.Die
Statistik spricht also durchaus nicht für Porro.An
dieser Stellemöge
einevon
mir entdeckteund
indiesem Jahre zuerst praktisch ausgeführte neue Höhlennaht
als Uterusnaht ihre Stelle finden.
Die
Ansprüche
an eine richtige Uterusnaht sind:1) Guter Verschluss der
Wunde;
2)
Akkomodation
derNaht
an den sich stetig verklei- nernden Uterus;3) leichtes
Anlegen;
4)
Naht muss
überallund
jederzeit leicht zurHand
sein;5)
vom Körper
gut vertragen werden;6) sich
ohne Eingehen
in Uterusund Abdominalhöhle
reguliren
und
entfernen lassen;7)
den
gänzhchen Verschluss derAbdominalwunde
zur Verheilung perprimam
intentionem erlauben.Meine am
7.März
d. praktisch bei Sectio caes.(glücklicher Erfolg für Mutter
und
Kind) erprobteNaht
besteht im Wesentlichen darin, dass ich an passendeStelle, z. B. in die Mitte des
Fadens
eine kleineSchHnge
knote, nach gewöhnlicher Manier mitdem
einen Faden-ende
dieWunde
näheund
diesesEnde dann
durch dieseSchlinge führe.
Zug
an diesemEnde
bewirkt Vorwärts-bewegen
der Schlinge bis zurWunde und
Verschluss derselben.Zug
andem
andern Fadenende, Oeffnen derNaht und
Entfernung des Fadens.Das Anlegen
derNaht am
7.März
geschah in fol-gender Weise.
An dem
100cm
langenFaden
war bei5
cm
eine Heftnadel, bei 70 eine 1,5cm
grosse Schlinge,bei loo eine Fricke'sche Pinzette festgeklemmt. Diese Fricke'sche Pinzette
wurde
zuerst durch dieUteruswunde
durch Uterusund Vagina
soweit vor die Genitalien ge- führt, dass auch die Fadenschlinge vor denselben lag, sodannwurde
mit der Nadel dieUteruswunde
genäht.Der
erste Einstichwar vom
Innern des Uterusnach
aussen, an der rechten Seite des Uterus 1,5
cm von
derWunde;
derFaden wurde
durchgezogen,dann
die linke Uterusseitevon
aussen nach innen durchstochen,Nadel
ausgefädelt, eine zweite Fricke'sche Pinzette an dieses
Fadenende geklemmt,
durch Uterusund Vagina
vor die Genitalienund
hier durch die Schlinge geführt; beiAn-
ziehen an dieser Pinzette stieg die Schlinge durchVagina und
Uterus bis zur innernUteruswand und
schloss dieUteruswunde
sofort auf das schönste.Da
sich der Uterus contrahirteund
es sich hier haupt- sächlich nurum
dasPrinzip
derneuen Naht
in der praktischenVerwerthung
handelte, sowurde von
weitern FadenheftenAbstand genommen. Die am
Schliessungs-ende
befindliche Pinzettewurde nun
an diesem Schliess-ungsende von Neuem
so angelegt, dass sie durch ihrGewicht
Zug
ausübteund
dieNaht
geschlossen hielt.Die
am
Oeffnungsende befindliche erste Pinzettewurde
gleich
weggenommen.
Dieam
andern Ende, da Verlauf günstig war,am
3. Tage.Die
Naht
(carbolis, Seide, berliner Fabrik) lagohne
alle
Beschwerden
14 Tage.Eine passende Uterusnaht bewirkt eine rasche
und
gesicherte Vereinigung der
Wunde,
verschhesst die un- natürlicheVerbindung
zwischen Uterusund Abdominal-
höhle, verhütet
Darm- und Eingeweideeinklemmung, Aus-
— 24
tritt
von
Blut, septischen Stoffenund Gasen
ausdem
Uterus
und
sichert in dieser Hinsicht die Operation.Jeder wird zugeben, dass die Sect. caes. durch das Listern
um
viele Prozentgewonnen
habe, es unterliegtkeinem
Zweifel, dass eine guteNaht wiederum
einige Prozent hinzufügen wird.MögHch,
dass die Sect. caes. durch die neueren Hülfs- mittelden
günstigenStandpunkt
erlangen wird,den
die Ovariotomie unterden Händen
eines Spencer-Wells, TylerSmith und
anderer bereits erreicht hat.Meine Höhlennaht
istnoch
in ihrem erstenAnfange und
vieler Verbesserungen fähig.Sie scheint zur
Naht
in allen natürlichenund
künst- lichenHöhlen
sowie bei tiefenWunden und
bei Unter- bindungen, ebenso alsDarmnaht
passend;zum Nähen
in
Rektum,
Vagina, Uretra,Mund,
Nasen-und Rachen-
höhle, bei
Oesophagotomie,
Operationenim Abdomen, Skrotum
etc.Seide
und
Catgut eignen sich sehrzum Anlegen
der- selben, Silberdraht indess weniger.II.
Der nach
Porro Cäsarirten ist die Möglichkeit derReproduktion
des menschlichen Geschlechtes fürimmer
ge-nommen
,während
nach der altenMethode
Cäsarirte nach Schröder 3-und
4mal, nachChdius 6mal
Mutter wurden. Bei der Kaiserschnittwiederholung stellte sich dieWiederholung
nachKayser
zu einer Zeit,wo
die Listereinoch
unbekannt war, auf /i^/o günstig,um
wievielmehr
für die Folge!III. Porro entzieht das
Weib
für die Folgedem Zwecke
seiner Schöpfung; es wird denaturalisirt
und
nurzum
Ge- schlechtsgenuss präparirt.IV. Die
Ausübung
der ehelichen Pflichten mit einer no-—
25—
torisch Castrirten ist nach christlichen
und
jüdischenSatzungen
unerlaubt. (Pierer, Conv.-Lexikon. Art. Deutschland.)
Im Dezember
1871wurden
gezählt in Römische AndereEinwohner. Protestanten. Katholiken. Christen. Juden.
Preussen 24691584 16039319=64,90/0 8268174
=
33,50/0 53891=0,2 325554=1,30/0- Deutschland 41058792 25579709=62,30/0 14867463=36,20/0 82155=0,2 512158=1,250/0.Alle
Bewohner
Deutschlandsund
Preussens sind mithin durch religiöse Satzungen, wie vorstehend, verpflichtet.Gemäss
§. 14 der preussischen Verfassung liegt die christ- liche Religion allen Staatseinrichtungen, welche mit der Reli- gionsübung inZusammenhang
stehen, zu Grunde,§.
224
des Strafgesetzbuches bedroht Denjenigen, welcher einen andern der Zeugungsfähigkeit beraubt, mit Zuchthausbis zu 5 Jahren oder Gefängniss nicht unter i Jahre.
Eine
willkürliche,nicht durch
festeBestimmungen
als
nothwendig
erklärteCastration des Weibes
inder Absicht
alsPräventiv gegen Schwan gerschaft verstösst
also inDeutschland und Preussen offenbar gegen
dieBestimmungen.
Anders
ist es indess,wenn
festeBestimmungen und
zwin- gendeGründe
für Porro vorliegen. In diesem Falle ist die Operationvon
Porro als eine glücklicheund
segensreiche Er- findung für die betreffenden Individuenund
mitFreuden
als eine hochwichtige neue Errungenschaft zu begrüssen.Solche
Gründe
sindohne
allen Zweifel vorhanden,wenn
die Entfernung der betreffenden Weichtheile zur
Rettung
aus direkter Lebensgefahrvorzunehmen
ist. Solche sind gewiss:I. Degeneration der betreffenden Weichtheile, derenNicht- entfernung nach heutigen Begriffen in Bälde absolut
Ab-
sterben herbeiführt.
II. Gänzliche, den Lochienabfluss
unmöglich machende
—
26Atresie der Scheide, ebenso Occlusion der Scheide, durch
Neubildungen im
kleinen Becken.Gemäss
der Statistikvon
Berrutti fallen 2 Fällevon
31, also 6,5 0/0;
gemäss
Harris 3von
50, also 6 "/o unter dieseGruppe, im Ganzen
also vielleichtnur
7 0/0von
allen Kaiserschnitten unter dienothwendige Porro
-Operation,während
bei 93 '^jo die alteMethode
angezeigt bleibt.Andere Gründe
sindnoch
aufzusuchen.Was
nach solchernothwendigen
Castration nach der Ge-nesung
religiöse Pflicht für die Eheleute ist, darübermögen
die Betreffenden sich anderweitig belehren lassen,
denn
der Vortheil derunmöglichen Schwängerung wird
in religiöser Hinsicht anders beurtheilt.Diejenige Ovariotomie, bei welcher beide Eierstöcke weg-
genommen
sind, also die beiderseitige Ovariotomie, bringt dieEheleute in dieselben moralischen Verhältnisse.
Eine
Frau
mitverengtem Becken und
gesundenWeich-
theilenisterfahrungsgemässdurchWiederholungs-Kaiserschnitte vollauf zur weitern Reproduktion des Menschengeschlechtes,
wenn
auch auf gefährlicheund
ungewöhnlicheWeise
geeignet.Die Behauptung,
dass sie es nicht sei, ist durch die That- sachen widerlegt, ebenso erwiesen, dass sie bei derspätem Reproduktion
inbedeutend
geringer Gefahr schwebt.Wie
vieleFrauen wären
nicht reproduktionsunfähig,wenn
die
Zange
nicht wäre; hier wird zwar der gewöhnlicheWeg
eingeschlagen, indess wird
Jedermann
zugeben, dass eine solcheEntbindung und
Reproduktion eine ungewöhnliche ist, denn wäre die erst 1723 in die Geburtshülfe eingeführteZange
nicht vorhanden, sowären
mithin heute so wie vor 1723 unzähligeFrauen
inden
meisten Fällen nicht reproduktionsfähig.Ich bin der Erste, der gegen die laxen Indikationen der
-
27—
Porro-Operation das
Wort
ergreift, auch bin ich überzeugt, dass in dieser Angelegenheitnoch
lange nicht das letzteWort
gesprochen ist,
davon
aber bin ich fest überzeugt, dass, dadie Sache
nunmehr
der Oeffentlichkeit angehört, die baldige Feststellung der Indikationen für die Porro-Operation erfolgen wirdund
dassman von
derPorro-Operation
beigesun- den Weichtheilen
lediglichwegen Beckenenge
als Präventivgegen Schwängerung allgemein erklären wird:
»dieselbe
ist indiesem
Falle, also inmindestens 90
"/oder bisherigen Kaiserschnitte
gesetzwidrigund
un- moralisch.«Der
Schlingenschnürervon
Dr.Schlemmer
hat wesent-liche Vortheile vor allen andern bis jetzt
bekannten
derartigen Instrumenten.Er
erlaubt:1)
Anwendung
eines jeden beliebigen Schnürmaterials.2)
Ausführung
allerFunktionen
der bis jetzt erfundenen Schnürer, Constriktoren, Contraktoren, Ekraseure;Serre-noeuds.
3)
Das Zusammenschnüren der Wandungen einer im Körper gelegenen, mit Ausführungsgang nach Aussen versehenen Höhle vom Innern der Höhle
aus,ebenso
diespätere Wegnahme des Schnürmaterials durch diesen Ausführungs- gang.
4)
Er
wirkt gleichzeitig als Drainagerohr.Der
Schlingenschnürer besteht aus:I. Aussenröhre; II. innerer
Röhre
mitWalze W und
Klemmschraube
zur Befestigung des Schnürfadens. Diese innereRöhre
lässt sichum
ihreLängsachse
rotirenund auch
durch—
28Andrehen
derSchraube
aufRöhre
Ibequem
ausRöhre
Iwegnehmen;
III.dem
durchWalze W und Röhre
II nöthigen-falls anzusetzenden Führungsstabe
und
einem Verschlussstöpsel fürRöhre
II.Bei der Porro-Operation lässt sich der Schlingenschnürer in sehr verschiedener
Weise
verwenden.Neben
derAnwen- dung
des Instrumentes als Drahtschnürer durch die Bauch-wunde im
Innern derBauchhöhle
wie die vorhin sub 2 an- geführten Instrumente gestattet er sogar eine verschiedenartige doppelteAnwendung
per vaginam.Zur Anwendung
pervaginam werden
gleichzeitig beideEnden
des Schnürmaterialsvon
nureiner
Seite her durch dasOehr
einer langenNadel
geführt, es liegen hierdurch an einer Oehrseite dieFadenenden,
an der andern die Faden- schlinge. Hierauf gehtman von
derBauchwunde
aus in dieBauchhöhle, durchsticht dicht unterhalb der provisorischen
Umschnürung
des Uterusstumpfes eineWand
dieses Stumpfes mit derNadel
bis zu seiner Innenhöhle, führt dieNadel
durch die Innenhöhle,Muttermund und Vagina
nach aussen, sodann legtman
eine gewöhnliche Zugschlingeum
den Uterusstumpf zurechtund
zieht sievon
aussen pervaginam
etwas an. Beiweichem
Materialkann man
auch eine andere doppelte Schlinge dadurch bilden, dassman
die einfach lockerum
denStumpf
gelegte Schlinge der Einstichstelle gegenüber kreuzt,dann
alsSchlinge wieder
um den Stumpf
zurückführtund
die Schlinge unter die Einstichstelle legt,wodurch
also derStumpf
von einer doppeltenUmschnürung umgeben
ist.Will
man
denApparat
so gebrauchen, dassRöhre
I inden Porrostumpf geschoben den
Binnenkern derUmschnürung
bildet, so führt
man
dieNadel
mitdem Faden
durch dieSeitenöfifnung der ineinander
geschobenen
I, II, III, erhält—
29—
hierdurch durch Ausziehen
von
III einen Führungsfaden,um
I und II mit der vorgenannten Seitenöffnung bis zur Einstich-
stelle in den Uterusstumpf zu schieben, befestigt
dann Faden
mit
Klemmschraube
aufWalze W und
drehtWalze W
an.Sollte dieses
Andrehen
schliessHch nicht genügen, so vollen- den einige Rotationenvon
IIum Längsachse
die Constriktion vollends. Hierbeimuss
.man
sich zurAbnahme
des Instru-mentes die
gemachte
Tourenzahl notiren.Zur Abnahme
des Instrumentes istAndrehen
derSchraube
aufRöhre
I, resp.Auslösen des Sperrhakens hierdurch nöthig; die übrigen
Ma-
növer, sowie schliesshch
Zug
aneinem und
nicht gleichzeitig an beidenFadenenden
zurWegnahme
desFadens
sind selbst-verständlich.
Hierbei wirkt
Röhre
I als Drainage für dieAbdominal-
höhle.
Die zweite
Art
derStumpfumschnürung
pervaginam
ge- schieht dadurch, dass III wegfällt,Nadel
durchOefFnung am
Kopfende von
I durch IIund Walze W
geführt wird.Hierbei
kommt
also dieRöhre
I dicht unterhalb dieohne
innernKern
vollendeteUmschnürung
zu liegen.In diesem
und im
erstenAnwendungsfalle
bleibt das In- strument die nöthige Verheilungszeit hindurch liegen.Hat man
aber im zweiten FalleDraht
gewählt, welcher jedoch nurals einfache Schlinge
um
denStumpf
gelegtwerden
darf, sokann
es sofort nach der Constriktionabgenommen
werden.Die Einwirkung des liegen bleibenden Instrumentes auf den Uterusstumpf durch seine
Eigenschwere
wirddurch
Be- festigen des Instrumentes an einerBauchbinde
aufgehoben.Vor Gebrauch
des Instrumentes hatman
sichvon
der Widerstandsfähigkeit des Schnürmaterials durch Auffinden der möglichst erlaubten Tourenzahl derWindungen
zu überzeugen.I
—
30—
Das
Instrument erlaubt auch bei Festhalten derRöhre
II eine Rotation derRöhre
Ium
ihre Längsachse,wodurch
sich bei dieser Rotationund Führung
desFadens
durch die Seiten- öffnung derFaden
statt aufRöhre
II äusserhch aufRöhre
Iaufwickelt.
Eine durch die Kopföffnung geführte Drahtschlinge erlaubt ferner sowohl durch diese
Drehung,
wie auch sogarDrehung
des ganzen Instrumentes mitden
Flügeln anRöhre
Ium
seineLängsachse noch
einigeWindungen und
vielleicht gewünschte anderweitigeAnwendung.
Alleiniger Anfertiger des SchUngenschnürers
F. A.