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MEDIEN, MODEN, MEDIZIN

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ARS MEDICI 19 | 2020

Wir Schweizer sind so. Wir waren’s schon als Kinder. Nach der Algebraprü- fung oder dem Französischdiktat über- trumpften wir uns gegenseitig in Klagen, wie schlecht es gelaufen sei und wie wenig man gewusst habe. Aber man habe sich halt auch nicht vorbereitet.

Keiner will gelernt haben. Am Ende lan- deten dann doch alle zwischen «gut»

und «sehr gut».

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«Was leider oft vergessen geht: Das Gegenteil eines Fehlers ist oft wiederum ein Fehler.

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Alle wollen heute aufklären, aufrüt- teln und erziehen. Vor allem die Schrift- steller und die Journalisten. Ach, würden die einen doch einfach Geschichten er- zählen und die andern bloss berichten, was geschah.

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Die «Lügenpresse» lügt nicht. Nicht wirklich. Gefühlt allerdings schon. Da helfen auch die obligatorischen «Fak- tenchecks» nicht. Wenn die Lügen nicht als falsche Fakten daherkommen, son- dern in Form von disqualifizierender Sprache, lassen sie sich nur mehr schwer erkennen und benennen. Schon gar nicht von sprachungewandten Le- sern und Hörern. Die fühlen nur, dass da etwas gegen sie inszeniert wird und ver- heddern sich im verzweifelten, schrillen Vorwurf: «Lügenpresse»! Sie spüren, dass «rechte Mobs werfen Steine» und

«bei linken Protesten fliegen Steine»

(wie von selbst) nicht das Gleiche sind.

Spüren den Missbrauch der Sprache als Waffe gegen ideologisch Unliebsame.

Eine perfide Waffe, denn sie richtet sich gegen jene einfachen Leute, die sich mit der gleichen Waffe schlecht wehren können und dann erst noch herablas-

send selber als Lügner hingestellt wer- den.

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Apropos Bedeutung von Sprache:

Kennen Sie Cambozola? Ja, den Käse.

Eine Mischung aus Camembert und Gor- gonzola. Man hätte den Käse auch Gor- gobert nennen können, aber vermutlich hätte ihn dann niemand gegessen.

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Wissenschaft kennt keine todsiche- ren Fakten. Wissenschaft kennt Thesen (oder Hypothesen). Und die müssen fal- sifizierbar sein. Denn die Falsifizierbar- keit einer These (will heissen: die Mög- lichkeit, sie mit neuen Fakten zu wider- legen) ist Voraussetzung dafür, dass sie als wissenschaftlich gelten kann. Wer die Falsifizierbarkeit bereits im Kopf ver- hindert – indem er Fakten zu Glaubens- sätzen erhebt oder Meinungen zu Fak- ten erklärt, so wie Coronaleugner oder Klimaalarmisten, betreibt ein unwissen- schaftliches, stattdessen politisches Geschäft. Das Gleiche gilt allerdings auch für Coronaalarmisten und Klima- leugner.

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Manches hält man in der Schweiz kaum für möglich. Da will eine Gruppe von Leuten – man mag sie altmodisch nen- nen oder frauenfeindlich und sie belä- cheln, weil sie sich dagegen wehren, dass ungeborene Kinder getötet werden (dür- fen): Abtreibungsgegner halt –  einen

«Marsch fürs Läbe» durchführen. Zu- nächst im rot-grünen Zürich, wo ihre Demo verboten wird. Als tolerantere Alternative wird ein Kongresszentrum in Winterthur gebucht. Alles paletti? Lei- der nicht, denn nun drohen Linksext- reme – nicht den Abtreibungsgegnern selber, sondern dem Kongresszentrum – mit Gewalt und Sachbeschädigung.

Und siehe da: Obschon die Polizei den Schutz des «Marsches» garantierte, wird die Gruppe ausgeladen. Was gewiss als nachhaltiges Zeichen wahrgenom- men werden wird von denen, die mit Ge- walt drohen. Ein Signal von nicht zu übertreffender Feigheit und Kuscherei vor Politkriminellen, die eine freiheitli- che Ideologie vortäuschen, in Wirklich- keit aber freie Meinung abwürgen. Wenn das Schule macht – und es macht Schule!

–, dann sollten wir uns hüten, je wieder altmodische osteuropäische Diktatoren (manche in demokratischen Gewän- dern) zu kritisieren. Man muss die Mei- nung von Abtreibungsgegnern nicht teilen, aber sie führen nichts Böses im Schild, sie haben sich bloss einen Schutz- auftrag gegeben. Was linker Meinungs- terror hier – offenbar erfolgreich – pro- voziert, ist der GAU (grösste auszuden- kende Umfaller). Ein Skandal.

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Demokratie muss alle aushalten, die nicht zu Waffen greifen. Sollte man mei- nen. In manchen Ländern, vor allem deutschsprachigen, und für manche Mo- ralpolitiker reichen allerdings bereits ein zu grosses Auto, ein zu billiges Schnitzel, die Verweigerung von Gendergramma- tik, 24° Celsius in der Stube, Sorgen über die sozialen, religiösen und finanziellen Folgen von zu viel Zuwanderung, die Nichtteilnahme an BLM-Demos oder die Frage «Was ist LGBTIQ?» für einen mit demokratischer Duldung nicht verein- baren Faschismus- oder Rassismusver- dacht.

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Und das meint Walti: Man hat mir vor- geworfen, ich jammere auf hohem Ni- veau. Nun, was soll ich sagen? Das ist das Niveau, auf dem ich lebe.

Richard Altorfer

Rosenbergstrasse

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