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Sammlungsrichtlinien am Beispiel naturkundlicher Sammlungen

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Academic year: 2022

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C

HRISTIANE

Q

UAISSER

& F

RIEDERIKE

W

OOG

Abstract

Realität für viele naturkundliche Sammlungen an Museen und Universitäten sind leider oft unzuläng- liche Räumlichkeiten, unsachgemäße Aufbewahrung, geringe Erschließung und fehlendes oder schlecht ausgebildetes Personal. Die Ursachen dafür sind vielfältig und meistens bedingt durch mangelnde Gelder der öffentlichen Hand. Auf verschiedensten Ebenen wird deshalb versucht, in Projekten, Initiativen und Arbeitsgruppen Lösungswege zu entwickeln und zu beschreiten. Dabei reicht das Spektrum vom Erfahrungsaustausch auf Technikerebene über das Entwickeln von Qualitäts- standards und Richtlinien im Sammlungsmanagement bis hin zu gemeinsamen, strategischen Entscheidungen auf Direktorenebene – und vom regelmäßigen Erfahrungsaustausch innerhalb einer Institution bis hin zu europäischen und weltweiten Kooperationen. Die Welt der Naturkundemuseen versteht sich nicht als geschlossene Gesellschaft, sondern als ein für vielfältige Kooperationen offenes System. Wir geben Beispiele für laufende Projekte und Arbeitsgruppen, Sammlungsstandards und -richtlinien und bieten damit Ideen und Anknüpfungspunkte für weitere Aktivitäten.

Vorbemerkungen: Besonderheiten naturkundlicher Sammlungen in Deutschland

Bei naturkundlichen Sammlungen handelt es sich im Wesentlichen um naturwissenschaftliche Objektsammlungen, die sich den Bereichen Zoologie, Botanik, Mykologie, Geologie und Paläontologie zuordnen lassen. Die Objekte wurden der belebten und unbelebten Natur entnommen und sind so vielfältig wie diese selbst.

Sie umfassen z.B. Beleg- exemplare von Pilzen, Pflanzen, Tieren, Minera- lien und Fossilien. Unter- schiedlichste Materialien, Strukturen und Größen erfordern unterschiedlich- ste Aufbewahrungsfor- men und Sammlungs- pflege. Als Grundlage für vergleichende Untersu- chungen zielen moderne naturkundliche Sammlun- gen weniger auf den Erwerb einzelner Exem- plare ab als vielmehr auf das Zusammentragen von Serien, d.h. mehrerer Ob- jekte von einem Ort und/oder einem Zeitraum. Darüber hinaus enthalten die meisten naturkundlichen Sammlungen wichtige historische Präparate, die als Zeugen der Wissenschaftsgeschichte zum nationalen Kulturgut zählen.

Abb. 1: Wissenschaftliche Vogelsammlung, Balgschubladen: Foto: Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart, Julia Gritzka

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Anders als in den Nachbarländern gibt es wegen der föderalen Struktur der Bundesrepu- blik Deutschland bundes- weit vielfältige natur- kundliche Sammlungen an den Naturkundemu- seen und Universitäten.

Diese unterscheiden sich in ihrer Ausrichtung oft ganz erheblich und reichen von kleineren, regionalen Sammlungen über Universitätssamm- lungen für den Lehr- betrieb bis zu umfang- reichen Sammlungen mit weltweiter Ausrichtung. Einen Überblick über die biologischen Sammlungen in Deutschland gibt das Zentralregister Biologischer Forschungssammlungen in Deutschland (ZEFOD, http://zefod.genres.de).

Abb. 2: Rote Etiketten markieren das Typenmaterial, hier Schwarzkäfer. Foto:

Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart, Julia Gritzka

Unabhängig von der Größe strebt das Management naturkundlicher Sammlungen, wie bei anderen Sammlungen auch, nach

- dem dauerhaften Erhalt von nationalem Kultur- und Forschungsgut,

- einer physischen und digitalen Erschließung von Sammlungen für Forschung, Lehre und Öffentlichkeit und

- der Sammlungsvermehrung als Basis wissenschaftlicher Forschung.

Bei Naturkundemuseen sind die Pflege, der Erhalt und das Vermehren der Sammlungen, neben Forschung und Öffentlichkeitsarbeit, eine ihrer drei Hauptaufgaben. Diese Feststellung allein ist jedoch kein Garant gegen unzulängliche Räumlichkeiten, unsachgemäße Aufbewahrung, geringe Erschließung und fehlen- des oder schlecht ausge- bildetes Personal. Die Ur- sachen dafür sind vielfältig und meistens in mangelnden finanziellen Ressourcen zu suchen. Auf den unter- schiedlichsten Ebenen wird daher versucht, in Projek- ten, Initiativen und Arbeits- gruppen Lösungswege zu entwickeln. Das Spektrum reicht vom Erfahrungsaus- tausch auf Technikerebene über das Entwickeln von Qualitätsstandards und Richtlinien im Sammlungs- management bis hin zu Abb. 3: In Herbarien werden getrocknete Pflanzen nach wissenschaftlichen

Kriterien sortiert aufbewahrt. Foto: Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart, Julia Gritzka

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gemeinsamen, strategischen Entscheidungen auf Direktorenebene, ebenso wie dem regelmäßigen Erfahrungsaustausch innerhalb einer Institution bis hin zu europäischen und weltweiten Kooperationen. Jedoch steckt vieles, was über projektbasierte Zusammenarbeit hinausgeht, noch in den Kinderschuhen.

Zu jedem Aspekt des Sammlungsmanagements, Pflege, Erschließung und Vermehrung, lassen sich eine Reihe spezifischer Methoden, Standards, Richtlinien und Gesetze zuordnen, die wiederum auf den verschiedensten Ebenen zum Tragen kommen (institutionell, länderspezifisch, national, international). Im Folgenden möchten wir, bezogen auf jeden dieser Aspekte von einigen Beispielen berichten, die als Anregung zu verstehen sind und als Ausgangspunkte dienen können, um weitere Informationen für die eigene praktische Arbeit zu erhalten.

Einen umfassenden Standard für Museen hat der Deutsche Museumsbund (DMB, http://www.museumsbund.de) nach den ICOM-Richtlinien verfasst (http://www.museumsbund.de/

de/das_museum/ethik_standards/standards_fuer_museen). Er beschreibt allgemeine Aufgaben- bereiche und offene Standards für Museen, wie z.B. Museumskonzept, Management, Personal, Sammeln, Bewahren, Forschen und Vermitteln, geht jedoch nicht auf die Besonderheiten naturkundlicher Sammlungen ein.

Pflege und Erhalt naturkundlicher Sammlungen: Best Practice und Standards

Der Pflege und dem Erhalt, dem Herzstück des Managements naturkundlicher Sammlungen, widmen sich weltweit zahlreiche Arbeitsgruppen und Projekte. In Deutschland sehr aktiv ist die Arbeitsgruppe Kuratoren der Gesellschaft für Biologische Systematik (GfBS, http://www.gfbs-home.de). Die Themen dieses Forums für deutschsprachige Taxonomen und Systematiker sind vielfältig, aber stets bezogen auf die Sammlungspflege und den Sammlungserhalt. Die Aktivitäten reichen von Workshops zu

Notfallplanung und Risikomanagement über Weiterbildungen zu integriertem Schädlingsmanagement und dem Ver- sand von Sammlungsmaterial bis hin zur Bereitstellung von Informationsmaterial und der Ankündigung von Tagungen und Stellen. In Nordamerika werden die Aufgaben der AG Kuratoren von der Society for the Preservation of Natural History Collections (SPNHC, http://www.

spnhc.org) übernommen. Die SPNHC vereinigt die Sammlungsmanager vieler naturhistorischer Sammlungen Nordame- rikas und kann bereits auf 25 Jahre Erfahrungsaustausch in Sachen Samm- lungsmanagement zurückgreifen. Das schlägt sich in etlichen Standardwerken nieder, aber auch in einer eigenen Zeitschrift, dem „Collection Forum“ (bis 2000 online verfügbar), einem Newsletter und den jährlich statt findenden Tagungen (alle fünf Jahre in Europa). Auf übergeordneter, internationaler Ebene befasst sich eine Arbeitsgruppe des International Council of Museums, Committee for Conservation, mit ethischen und technischen Problemen naturhistorischer Sammlungen (ICOM-CC, working group Natural History Collections, http://www.icom-cc.org/33/working-groups/natural-history-collections).

Abb. 4: Auf SPNHC-Tagungen kommen Sammlungsmanager aus der ganzen Welt zum Erfahrungsaustausch zusammen.

Foto: Naturalis, Herman Berkhoudt

Aus dem Blickwinkel der Biomedizin mit den dazu gehörenden Standards und Best Practice- Methoden hat sich in den letzten Jahren die International Society for Biological and Environmental

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Repositories (ISBER, http://www.isber.org) als ein zentrales, internationales Forum etabliert. Hier werden alle technischen, rechtlichen, ethischen und Managementfragen von modernen Umwelt- und biologischen Sammlungen diskutiert. Naturkundliche Sammlungen können hier vor allem profitieren, wenn es um Fragen zu genetischen Analysen und molekularen Sammlungen sowie den damit verbundenen Problemen geht, wie z.B. bei der Ausleihe genetischen Materials und dessen Vervielfältigung. Neben diesen allgemeinen Fachgesellschaften gibt es eine Vielzahl von auf ihre Fachgebiete spezialisierten Arbeitsgemeinschaften, wie z.B. die Kustoden ornithologischer Sammlungen in der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft (http://www.do-g.de/49.0.html).

Ein Beispiel für ein Projekt, das sich der Qualität und einheitlichen Standards im Sammlungsmanagement widmet, ist das EU-Projekt SYNTHESYS (2. Phase, 2009–2013, http://www.synthesys.info). In diesem Projekt werden z.B. Methoden zur Einschätzung der Qualität der eigenen Sammlung und der Arbeit von Sammlungspflegern (so genannte „performance indicators“) entwickelt. Geplant ist weiterhin ein so genannter „Helpdesk“, besetzt mit Experten zu sammlungsspezifischen Problemen. Eine weitere Komponente von SYNTHESYS ist die Finanzierung des Austauschs von Wissenschaftlern, um ihnen sammlungsbezogene Forschung in anderen Instituten zu ermöglichen.

Konkretes Beispiel: Risikomanagement und Notfallplan

Prävention und Notfallplanung sind unverzichtbare Voraussetzungen für den Sammlungserhalt. Dazu gehört, sich eine konkrete Vorstellung über die Gefahrenquellen zu machen. Zu diesen zählen:

- Umwelteinwirkungen (Erdbeben, Sturm, Überschwemmung, Blitzeinschlag) - Havarien (Wasser, Feuer, Stromausfall)

- Diebstahl, Vandalismus (Unruhen, Krieg)

- Unzureichende oder unsachgemäße Pflege und Aufbewahrung (Sammlungsräume und -schränke, Temperatur, Luftfeuchte, schädliche Zusatzstoffe), Nutzung und Versand

- Schädlinge

- Deakzession durch Verkauf, Abgabe oder Zerstörung, unklare Eigentumsverhältnisse

Abb. 5: Hinterlassenschaft eines Wasserrohrbruchs: eine durch Schlamm und Wassermassen zerstörte Schädelsammlung. Foto: Peter-René Becker

Etlichen dieser Gefahrenquellen lässt sich präventiv entgegentreten, z.B. Schädlingen oder unsach- gemäßer Aufbewahrung. Bei anderen Gefahrenquellen, wie Umwelteinwirkungen oder Havarien, ist es unabdingbar, einen klaren Notfallplan zu haben. Dieser sollte zumindest folgende Dinge enthalten:

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- Grundrisse, Aufstellung des Sammlungsgutes - Telefonnummern, Handlungsanweisungen - Notfallausrüstung

- Netzwerk: Notfallteam, Ausweichlager- und Tiefkühlflächen

Da im Notfall zumeist ein schnelles und koordinier- tes Handeln notwendig wird, sind eindeutige Ab- sprachen sowie ein einge- spieltes internes Notfall- team, ergänzt durch ex- terne Partner, entschei- dend. Das kann im Vorfeld auch trainiert werden.

Während für Bibliotheken, Archive und andere Kultur- einrichtungen bereits zahl- reiche Erfahrungen und Standards zum Thema Sicherheit existieren, wie z.B. das Projekt Sicherheits- leitfaden der Konferenz na- tionaler Kultureinrichtungen (http://www.konferenz-kultur.de/SLF/index1.php, inklusive umfangreicher Literaturliste), besteht bei na- turkundlichen Sammlungen noch Nachholbedarf. In Europa arbeitet das SYNTHESYS-Projekt an einer Lösung (http://www.synthesys.info/downloads/NA%20C/Developing%20a%20Disaster%20Plan.pdf). In Amerika widmet sich die SPNHC seit dem 11. September 2001 diesem Thema. Ein Workshop führte zum Aufbau der Internetseite MuseumSOS mit vielen nützlichen Informationen (http://museum- sos.org/htm/index.html).

Abb. 6: Brandschaden an einer paläontologischen Sammlung. Foto: Museum für Naturkunde Berlin, Historische Bild- u. Schriftgutsammlungen, (Sigel: MfN, HBSB), Bestand: Zool. Mus., Signatur: B III/388 (Brandschaden, Foto: M.

Barthel)

Physische Zugänglichkeit von naturkundlichen Sammlungen

Um den Ansprüchen von Forschung, Lehre und Öffentlichkeitsarbeit gerecht zu werden, muss eine gewisse physische Zugänglichkeit gewährleistet sein. Die Voraussetzungen dafür sind bei naturkundlichen Sammlungen relativ gut. Hier werden grundsätzlich Verwandtschaftsverhältnisse bzw.

Gemeinsamkeiten in Struktur, Abstammung und/oder Herkunft als Ordnungsprinzipen verwendet.

Durch das natürliche Bedürfnis der Kuratoren zum Erfahrungsaustausch und ein pragmatisches Vorgehen bei Sammlungsaufbau und -verwaltung haben sich diese Prinzipien über die Jahrhunderte hinweg zwischen den Institutionen angeglichen. Organismensammlungen werden demzufolge überall einer wissenschaftlichen Systematik folgen.

Der physische Zugang ist jedoch nicht überall möglich. Die Ursachen reichen von mangelnden finanziellen Ressourcen bis hin zum fehlenden Interesse zuständiger Personen. So gibt es Sammlun- gen, die nur notdürftig in Lagerräumen untergebracht sind und in denen ein Zugang nicht oder nur sehr begrenzt möglich ist. In anderen Fällen ist das Wissen um den inneren Aufbau einer Sammlung mit der Pensionierung des Kustoden sogar verloren gegangen. In Europa widmet sich das Projekt SYNTHESYS einerseits der Verbesserung des Sammlungsmanagements und der Zugänglichkeit von Sammlungen. Andererseits formuliert es einen Mindeststandard für die physische Aufbewahrung und Zugänglichkeit von Sammlungen (http://www.synthesys.info/II_na_2.htm). In Deutschland gibt es dazu

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bislang keinen vergleichbaren Ansatz. Selbst wenn der physische Zugang gegeben ist, steckt die Entwicklung gemeinsamer Standards und Richtlinien hierfür noch in den Kinderschuhen. In Europa hat sich über das Projekt European Distributed Institute of Taxonomy (EDIT, http://www.e- taxonomy.eu) eine Arbeitsgruppe von Sammlungsleitern gebildet, die sich u.a. mit der Formulierung von einheitlichen Bedingungen für den wissenschaftlichen Leihverkehr zwischen naturhistorischen Sammlungen beschäftigt.

Die wichtigsten Aspekte sind dabei:

- klare Regeln für Leihnehmer,

- Begrenzung der maximalen Leihzeit inklusive Verlängerungen,

- definierte Aufbewahrung während der Leihzeit, keinerlei Änderungen am Leihmaterial, - geregelter Versand sowie gegenseitige Empfangsbestätigungen,

- korrekte Nennung von Material und Leihgeber in Publikationen sowie - gesonderte Regeln bei DNA-Proben, z.B. Gutachtergremium.

In Deutschland gibt es ähnliche Bestrebungen im Konsortium Deutscher Naturwissenschaftlicher Forschungssammlungen (DNFS, http://

www.dnfs.de) und im Humboldt-Ring (HUR, http://www.humboldt-ring.de), die beide die größeren deutschen naturkundlichen Sammlungen umfassen.

Bislang sind jedoch noch keine Publikationen zu diesen Themen frei und online verfügbar.

Abb. 7: Die naturkundlichen Sammlungen sind oft auch die Arbeitsplätze der Wissenschaftler. Foto: Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart, Johannes Reibnitz

Von Seiten der Wissenschaftler unter- stützen – neben den generell vorhande- nen Förderstrukturen etwa des DAAD oder der DFG – Programme wie der ACCESS-Teil von SYNTHESYS

(http://www.synthesys.info/access_home.

htm) oder das Expert-in-Training-Programm von EDIT (http://www.e-taxonomy.eu/EiT) gezielt den Austausch von Wissenschaft- lern zwischen europäischen Naturkunde- museen und ermöglichen ihnen kurze Forschungsaufenthalte und Praktika.

Digitale Erschließung von naturkundlichen Sammlungen

Die Anforderungen an die digitale Verfügbarkeit naturkundlicher Objekte sind so vielfältig wie die entsprechenden Anfragen sowie die physische Nutzung der Objekte selbst. Viele dieser Sammlungsobjekte sind von großem historischem Wert oder auf andere Weise Teil des nationalen Kulturgutes. Eine Digitalisierung unter kulturellen Gesichtspunkten wird damit immer ein Foto beinhalten. Für viele naturwissenschaftliche Fragestellungen sind dagegen vor allem präzise und verlässliche Sammlungsdaten des Objektes wichtig.

Auf europäischer Ebene wird nationales Kulturgut aus Museen, Archiven, Bibliotheken, Stimm- und Filmarchiven zunehmend über das Projekt und Internetportal Europeana (http://www.europeana.eu/

portal/index.html) online verfügbar gemacht. Viele nationale Aktivitäten fließen inzwischen hier ein und über diese auch viele naturkundliche Objekte, so z.B. über den digiCULT-Verbund in Schleswig-

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Holstein, Hamburg und dem Saarland (http://digicult.museen-sh.de). Die internationale Initiative Global Biodiversity Information Facility (GBIF, http://www.gbif.org) ermöglicht nicht-kommerziellen Nutzern den freien Zugang zu Sammlungsdaten. Hier stehen Biodiversitätsdaten im Vordergrund, d.h.

der Bezug vom Objekt zu Raum und Zeit. Typische Fragen sind z.B. das Vorkommen einer bestimmten Organismenart an einem bestimmten Ort und deren Veränderung über den Zeitverlauf. In Deutschland besteht seit 2003 ein nationaler GBIF-Zweig, der nach größeren Organismengruppen in so genannten „Knoten“ strukturiert ist (z.B. Botanik, Mykologie, Evertebraten, Vertebraten). Insgesamt sind 48 bedeutende naturhistorische Sammlungen und Forschungseinrichtungen Deutschlands mit insgesamt 66 durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekten an GBIF Deutschland beteiligt gewesen. Zurzeit stellt Deutschland nahezu 7,4 Millionen Biodiversitätsdaten über das GBIF-Portal bereit (http://www.gbif.de), und die Tendenz ist weiter zunehmend.

Um die notwendige Standardisierung der Daten kümmert sich dabei die Taxonomic Database Working Group (TDWG, http://www.tdwg.org).

Die Verfügbarkeit von naturkundlichen Sammlungsobjekten mit den dazugehörigen Daten über das Internet erhöht nicht nur deren Nutzbarkeit für Forschung, Lehre und Öffentlichkeitsarbeit, sie schonen auch die kostbaren Originalexponate und machen Forschung und Lehre effizienter.

Entwicklung naturkundlicher Sammlungen

Je nach Sammlungskonzept gehören die Weiterentwicklung und Vermehrung einer Sammlung zu den Hauptaufgaben der Sammlungsleiter und Direktoren. Neben ethischen und legalen Rahmen- bedingungen sind dabei das Museumskonzept und die damit verbundene Sammlungsstrategie Grundlage für die Entscheidung, ob ein bestimmtes Objekt für die Sammlung erworben werden soll oder nicht. Einen Leitfaden zum nachhaltigen Sammeln bietet der Deutsche Museumsbund an (http://www.museumsbund.de/fileadmin/geschaefts/dokumente/Leitfaeden_und_anderes/Nachhaltiges _Sammeln.pdf).

Wie alle Sammlungen stehen und fallen auch naturkundliche Sammlungen mit dem Umfang ihrer finanziellen Ressourcen. In Zeiten knapper Kassen können nicht mehr alle angebotenen Samm-

lungsobjekte von einzelnen Institutionen gekauft wer- den. Lösungsansätze wären z.B. die verstärkte Profilie- rung der einzelnen natur- historischen Sammlungen in einem größeren, z.B.

nationalen Verband auf der einen und die engere Kooperation und Abstim- mung auf der anderen Seite. So kann Konkurrenz beim Erwerb von Samm- lungsstücken reduziert werden, während sich be- sonders wertvolle Objekte sogar gemeinsam erwer- ben lassen. Auf nationalem Niveau befasst sich der Abb. 8: Gewebeproben für genetische Untersuchungen stellen Spezialsamm-

lungen dar, die in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen haben. Foto:

Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart, Friederike Woog

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Humboldt-Ring, der Verbund der naturhistorischen Museen Berlin, Bonn, Karlsruhe, München und Stuttgart, mit der Entwicklung einer gemeinsamen Sammlungsstrategie. Auf europäischer Ebene haben die Sammlungsleiter der an EDIT angeschlossenen Institutionen dieses Thema aufgegriffen.

Nach Abschluss des EDIT-Projekts wird diese Arbeitsgruppe Konzepte zu gemeinsamen Sammlungsstrategien, zum Ankauf und zur Abgabe von Objekten, zum Leihverkehr etc. unter dem Dach des europäischen Consortium of European Taxonomic Facilities (CETAF, http://www.cetaf.org) weiter entwickeln.

Kontakt

Dr. Christiane Quaisser Museum für Naturkunde

Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin Invalidenstr. 43, 10115 Berlin

e-mail: christiane.quaisser(at)mfn-berlin.de http://www.museum.hu-berlin.de/index.html Dr. Friederike Woog

Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart Rosenstein 1, 70191 Stuttgart

e-mail: friederike.woog(at)smns-bw.de http://www.naturkundemuseum-bw.de

Infobox 1:

Netzwerke, Initiativen und Projekte auf der Basis naturkundlicher Sammlungen (Auswahl)

Art Kürzel Name und Kurzbeschreibung (sofern nicht im Haupttext)

URL Interessen-

verband

DMB Deutscher Museumsbund, FG Naturhistorische Sammlungen

http://www.museumsbund.de/

de/home/

Projekt ZEFOD Zentralregister Biologischer Forschungssammlungen in

Deutschland

http://zefod.genres.de/

Konsortium HUR Humboldt-Ring http://www.humboldt-ring.de/

Konsortium DNFS Deutsche Naturwissenschaftliche Forschungssammlungen

http://www.dnfs.de/

Konsortium CETAF Consortium of European Taxonomic Facilities – Zusammenschluss der größeren Naturkundemuseen in Europa

http://www.cetaf.org/

Projekt EDIT European distributed Institute for Taxonomy

http://www.e-taxonomy.eu/

Projekt SYNTHESYS Synthesis of Systematic Resources http://www.synthesys.info/

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Programm Lifelong Learning

Lifelong Learning-Programm der europäischen Kommission für Aus- und Weiterbildung

http://ec.europa.eu/education/

lifelong-learning-

programme/doc78_en.htm Im Aufbau SciColl Scientific Collections International http://scicoll.myspecies.info/

Komitee ICOM- NATHIST

International Council of Museums – International Committee for

museums and collections of natural history

http://www.icom-

nathist.de/icom/index.htm

Initiative GTI Global Taxonomy Initiative – Verfügbarmachung taxonomischen Wissens zum globalen Schutz der Biodiversität

http://www.cbd.int/gti/

Netzwerk Collections Link Collections Link – Englische Internetplattform für Mitarbeiter in Sammlungen, Archiven,

Bibliotheken

http://www.collectionslink.org.

uk/

Gesellschaft SPNHC Society for the Preservation of Natural History Collections

http://www.spnhc.org/

Projekt LifeWatch LifeWatch – Zentrale Internetplattform für alle Biodiversitätsdaten und Observatorien

http://www.lifewatch.eu/

Konsortium BHL Biodiversity Heritage Library – Digitalisierung und

Verfügbarmachung von Biodiversitätsliteratur

http://www.biodiversitylibrary.

org

Projekt Europeana Europeana.Kultur.Denken http://www.europeana.eu/port al/index.html

Projekt digiCULT digiCULT Museen SH http://digicult.museen-sh.de/

Initiative GBIF Global Biodiversity Information Facility

http://www.gbif.org/

Gesellschaft TDWG Taxonomic Database Working Group

http://www.tdwg.org/

Netzwerk BioCASE Biological Collection Access Service for Europe – Regelung eines einheitlichen Zugangs zu EU- Sammlungs- und Beobachtungs- daten

http://www.biocase.org

Initiative CBOL Consortium for the Barcoding of Life – Entwicklung von DNA-barcoding- Methoden zum globalen Standard für die Identifizierung von

Organismen

http://www.barcoding.si.edu/

(10)

Infobox 2:

Links zu nationalen und internationalen Sammlungsrichtlinien und -standards (Auswahl)

Was? Wo? – URL

Ethische Richtlinien für Museen von ICOM http://icom.museum/codes/ICOM_Ethische%20Richtli nien.pdf

DMB – Standards für Museen http://www.museumsbund.de/fileadmin/geschaefts/do kumente/Leitfaeden_und_anderes/Standards_fuer_M useen_2006.pdf

SYNTHESYS – Übersicht zu existierenden Museumsstandards weltweit

http://www.synthesys.info/downloads/NA%20C/SYNT HESYS%20STANDARDS%20REPORTPD%20lpc%2 0(2).doc

Sammlungsstandards des Natural History Museum London

http://www.nhm.ac.uk/resources-rx/files/life-earth- sciences-18441.pdf

Leihstandard am Cincinnati Museums Center http://www.cincymuseum.org/educators_researchers/r esearchers/documents/CMCLoanPolicy.pdf

Inventarisierung – Beschriftung von Objekten http://www.landesstelle.de/media/File/Beschriftung%2 0von%20Objekten.pdf

Referenzen

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