KOMPLEXE WECHSELSTROMLEHRE ... 1
S
KRIPT... 1
1. AUFBAU UND FUNKTIONSWEISE DES OSZILLOSKOPS...1
2. WICHTIGE REGELN FÜR KOMPLEXE ZAHLEN...4
2.1 Geometrische Veranschaulichung ...4
2.2 Darstellungen komplexer Zahlen...4
2.3 Komplexe Konjugation ...5
2.4 Rechnen mit komplexen Zahlen...5
2.4.1 Addition und Subtraktion ...6
2.4.2 Multiplikation und Division ...6
3. KOMPLEXE DARSTELLUNG ELEKTRISCHER GRÖßEN...8
3.1 Zeitfunktion harmonischer Wechselspannungen und Wechselströme...8
3.2 Zeigerdarstellung ...8
3.3 Ohmsches Gesetz ...9
3.4 Widerstände, Kondensatoren und Spulen im Wechselstromkreis ...10
3.5 Serien- und Parallelschaltung komplexer Widerstände ...11
3.5.1 Kirchhoffsche Regeln ...11
3.5.2 Ersatzwiderstände ...11
3.6 Darstellung in Zeigerdiagrammen ...11
3.7 Berechnung der Leistung im Wechselstromkreis ...12
3.8 Anwendung auf einfache Schaltungen ...13
3.8.1 Tiefpaß ...14
3.8.2 Verfahren zur Impedanzmessung...15
3.8.3 Reihenschwingkreis...17
V
ERSUCHSANLEITUNG... 20
1. DARSTELLUNG EINER WECHSELSPANNUNG MIT HILFE DES OSZILLOSKOPS...21
2. PHASENVERSCHIEBUNG...21
3. IMPEDANZMESSUNG...22
4. FILTERSCHALTUNGEN...23
5. REIHENSCHWINGKREIS...24
LITERATURVERZEICHNIS ... 25
Skript
1. Aufbau und Funktionsweise des Oszilloskops
Schnell ablaufende elektrische Vorgänge, z.B. zeitlich veränderliche Spannungen, kann man mit einem Elektronenstrahl-Oszilloskop graphisch darstellen.
Abb. 1: Funktionsprinzip eines Kathodenstrahloszilloskops1
Als Meßsystem dient eine Elektronenstrahlröhre (Braunsche Röhre, Abb. 1). Im Inneren des evakuierten Glaskolbens emittiert eine geheizte Kathode (a,b) Elektronen, die durch die zy- linderförmige Anode (e) beschleunigt werden. Diese liegt gegenüber der Kathode auf positi- vem Potential. Ihre kleine Öffnung wirkt als Lochblende. Der Elektronenstrahl (f) erzeugt auf dem fluoreszierenden Schirm (g) einen Leuchtfleck (h). Die Helligkeit dieses Flecks hängt von der Geschwindigkeit und der Dichte der auftreffenden Elektronen ab. Man kann sie durch eine Steuerelektrode, den sog. Wehneltzylinder (c), beeinflussen. Gegenüber der Ka- thode hat die Steuerelektrode negatives veränderliches Potential. Es gelangen deshalb nur Elektronen zur Anode, die eine ausreichend hohe Energie haben, um diese Potentialdiffe- renz zu überwinden. Je größer die Potentialdifferenz ist, desto weniger Elektronen erreichen den Leuchtschirm, und desto geringer ist die Helligkeit. Im Elektronenstrahl stoßen sich die negativ geladenen Elektronen gegenseitig ab. Mit Hilfe der Elektronenoptik aus Anode (e) und Hilfsanode (d) ist es möglich, den Elektronenstrahl mehr oder weniger stark zu bündeln.
Dies verändert den Durchmesser des Leuchtflecks (Punktschärfe) und dient zur Fokus- sierung. Durch elektrische Felder zwischen den Ablenkplatten (Abb. 2) kann der Elektronen- strahl in horizontaler (x) und vertikaler Richtung (y) abgelenkt werden. Ohne Spannung sieht
1 [13] S. 283
man in der Mitte des Schirms einen Leuchtpunkt. Legt man eine Gleichspannung an die y- Ablenkplatten an, so wird der Leuchtpunkt, je nach Polung der Spannung, nach oben oder unten verschoben. Die Auslenkung ist proportional zur angelegten Spannung. Beim Anlegen einer Wechselspannung bewegt sich der Leuchtpunkt im Takt der Wechselspannung. Ent- sprechendes gilt für die horizontalen Platten.
Abb. 2: Funktionsweise der y-Ablenkplatten2
Um den Leuchtpunkt von links nach rechts über den Bildschirm zu führen (Abb. 3), verwen- det man eine veränderliche Spannung, die mit der Zeit linear ansteigt. Damit der Punkt dann wieder an das linke Ende des Schirms springt, muß die Spannung schnell wieder abfallen.
Bei dieser Rückführung wird der Elektronenstrahl verdunkelt. Eine hier beschriebene Span- nung nennt man Sägezahnspannung. Legt man an die vertikalen Platten eine sinusförmige Wechselspannung und an die horizontalen Platten eine Sägezahnspannung an, so erscheint am Bildschirm eine Sinuskurve.
Abb. 3: horizontale Ablenkplatten mit Sägezahnspannung3
Stimmen die Frequenzen der beiden Spannungen überein, so steht das Bild still. Die Auf- gabe, die Frequenz der Sägezahnspannung an die des Signals anzupassen, übernimmt die sog. Triggerung. Über- oder unterschreitet das Eingangssignal eine bestimmte Schwelle, wird die Erzeugung der Sägezahnspannung gestartet. Dabei kann man über einen Schalter festlegen, ob der Triggerimpuls bei einer positiven (+) oder negativen (-) Flanke des Signals, also bei ansteigender oder abfallender Spannung, ausgelöst werden soll. Bis zum nächsten auslösenden Signal bleibt der Strahl in der Ausgangslage. Haben die Signale die gleiche
2 [13] S. 284
3
Form, so erreicht man für periodische oder statistische Signale ein stehendes Bild. Dies be- zeichnet man als interne Triggerung. Stellt man Signale dar, die z.B. von einem Sinusgene- rator erzeugt werden, ist es möglich, dem Oszilloskop von außen über den Eingang EXT den Triggerimpuls zuzuführen.
Im Versuch wird ein Zweikanaloszilloskop verwendet. Das bedeutet, man kann zwei Signale gleichzeitig darstellen. Dabei unterscheidet man zwei Betriebsarten. Entweder werden die Spannungsverläufe nacheinander geschrieben (ALT = Alternation mode), was bei schnellen Signalen sinnvoll ist, oder es wird schnell zwischen den beiden Eingängen hin- und herge- schaltet, so daß von jeder Kurve immer ein kleines Stück gezeichnet wird (CHOP = Chopping mode), und langsame Signale gleichzeitig dargestellt werden können. Außerdem ist es mit einem Zweikanaloszilloskop möglich, das Signal des einen Kanals als Funktion des anderen darzustellen (x-y-Betrieb), z.B. zur Aufnahme von Kennlinien, bei denen der Strom über der Spannung aufgetragen wird. Dabei wird die Sägezahnspannung nicht verwendet.
Bei jedem Kanal läßt sich durch einen Drehschalter festlegen, wie groß die dargestellte Spannung in Volt pro Skalenteilung (V/DIV) sein soll. Genauso läßt sich bei Verwendung der Sägezahnspannung einstellen, in welcher Zeit der Leuchtpunkt eine Skalenteilung (TIME/DIV) überstreicht.
Ein Eingang jedes Kanals des Zweikanaloszilloskops ist geerdet. Dies ist bei der Verwen- dung von geerdeten Spannungsquellen oder Messungen, bei denen beide Kanäle verwendet werden sollen, zu beachten.
Das Oszilloskop ist geeignet, zeitabhängige Spannungsverläufe darzustellen. Auch der zeit- liche Verlauf von Strömen läßt sich sichtbar machen, indem man sie durch einen bekannten ohmschen Widerstand fließen läßt und dann die darüber abfallende Spannung (
U
=R I
⋅ ) mit dem Oszilloskop registriert.Zusammenfassung
! Ein Elektronenstrahl-Oszilloskop eignet sich zur Darstellung zeitlich veränderlicher Span- nungen. Im Oszilloskop wird ein Elektronenstrahl durch elektrische Felder in horizontaler und vertikaler Richtung abgelenkt und trifft dann auf einen Leuchtschirm.
! Eine Sägezahnspannung bewegt den Leuchtpunkt in horizontaler Richtung über den Bildschirm. Die Triggerung paßt die Frequenz der Sägezahnspannung an die des Signals an, so daß ein stehendes Bild entsteht.
! Ein Zweikanaloszilloskop kann zwei Signale gleichzeitig zeitaufgelöst anzeigen oder im x-y-Modus die Spannung an einem Kanal als Funktion der Spannung am anderen Kanal darstellen.
2. Wichtige Regeln für komplexe Zahlen
In der Wechselstromlehre ist es sehr vorteilhaft mit komplexen Größen, d.h., mit Größen die durch komplexe Zahlen beschrieben werden, zu rechnen. Im folgenden werden kurz die wichtigsten Definitionen und Rechenregeln für komplexe Zahlen zusammengestellt und dann die physikalische Anwendung bei der Berechnung von Strömen, Spannungen etc. darge- stellt.
2.1 Geometrische Veranschaulichung
Komplexe Zahlen kann man in der Gaußschen Zahlenebene (Abb. 4) graphisch darstellen. Die Abszis- senachse des Koordinatensystems bezeichnet man als reelle Achse.
Auf ihr liegen die reellen Zahlen.
Die Ordinatenachse nennt man imaginäre Achse.
Abb. 4: Gaußsche Zahlenebene4
Als imaginäre Einheit wird eine Zahl
j
eingeführt, deren Quadrat gleich −1
ist, alsoj :
= −1
. In der Mathematik wird meist an Stelle vonj
miti
gearbeitet. In der Wechsel- stromlehre bezeichnet man aber die komplexe Stromstärke miti
und muß deshalb die ima- ginäre Einheitsgröße mit einem anderen Buchstaben benennen. In der Gaußschen Zahlen- ebene ist jeder Punkt durch einen Zeiger, der mit der reellen Achse den Winkel ϕ ein- schließt, eindeutig bestimmt. D.h., jeder komplexen Zahl entspricht genau ein Zeiger, der vom Ursprung zum betreffenden Punkt führt. Um komplexe und reelle Größen voneinander unterscheiden zu können, ist es üblich, die komplexen zu unterstreichen.2.2 Darstellungen komplexer Zahlen
Es existieren verschiedene Darstellungen von komplexen Zahlen. Jede komplexe Zahl
z
läßt sich beschreiben durchz
= +a jb
mita, b
∈ !. Dabei wirda
Realteil (Re(z)
) und
4
b
Imaginärteil (Im(z)
) vonz
genannt. Fürb
=0
erhält man also die reellen Zahlen als Spezialfall der komplexen Zahlen.Eine Zahl
z
= +a jb
(algebraische Form) ist ein Punkt mit Abszissea
und Ordinateb
(Abb. 4). Verwendet man an Stelle der kartesischen Koordinaten Polarkoordinaten, so kann man die Zahl durch einen Zeiger, der die Längez
hat und mit der Abszissenachse den Win- kel ϕ einschließt, beschreiben. Es gilt alsoz
=z (cos
⋅ ϕ+jsin )
ϕ (trigonometrische Form). Dabei heißtz
=z
=a
2 +b
2 der Betrag undb
arctan
ϕ =
a
das Argument der komplexen Zahlz
. Mit der Eulerschen Formele
jϕ =cos
ϕ+jsin
ϕ kann man auchz
=z e
⋅ jϕ (Exponentialform) schreiben.Zwei komplexe Zahlen sind definitionsgemäß gleich, wenn jeweils ihre Real- und ihre Imagi- närteile übereinstimmen. Ansonsten sind sie ungleich. Die Begriffe größer oder kleiner sind für diese Zahlen genau wie für Vektoren nicht sinnvoll und deshalb auch nicht definiert.
2.3 Komplexe Konjugation
Ändert man das Vorzeichen des Imaginärteils (Abb. 5), so erhält man die zu
z
konjugiert komplexe Zahlz
* =a
−jb
=ze
− ϕj . Diese entsteht durch Spiegelung der ursprünglichen Zahl an der reellen Achse. Zweimalige Konjuga- tion ergibt wieder die ursprüngliche Zahl( ) z
* * =z
.Abb. 5: Konjugation komplexer Zahlen5
Das Produkt aus der ursprünglichen und der konjugierten Zahl liefert das Quadrat des Be- trags der komplexen Zahl:
2
* 2 2
z z
=(a
+jb)(a
−jb)
=a
+b
=z
2.4 Rechnen mit komplexen Zahlen
Die Menge der komplexen Zahlen bildet mit den im folgenden definierten Operationen einen Körper, den man mit " bezeichnet.
5 [10] S. 33
2.4.1 Addition und Subtraktion
Da sich die komplexen Zahlen wie Vektoren in zwei Dimensionen verhalten, wird die Addition und Sub- traktion wie bei Vektoren durchgeführt (Abb. 6). D.h., es werden die Real- und Imaginärteile getrennt ver- rechnet:
( ) ( )
( ) ( )
( ) ( )
( ) ( )
1 2 1 1 2 2
1 2 1 2
1 2 1 1 2 2
1 2 1 2
z z a jb a jb
a a j b b
z z a jb a jb
a a j b b
+ = + + +
= + + +
− = + − +
= − + −
Abb. 6: Addition komplexer Zahlen6
2.4.2 Multiplikation und Division
Die Multiplikation (Abb. 7) ist definiert durch:
( ) ( )
( ) ( )
1 2 1 1 2 2
1 2 1 2 1 2 1 2
z z a jb a jb
a a b b j a b b a
⋅ = + ⋅ +
= − − +
bzw.
( )
1 2 1 2
j j j
1 2 1 2 1 2
z
⋅z
=z e
ϕ ⋅z e
ϕ =z z e
ϕ+ϕAbb. 7: Multiplikation komplexer Zahlen 7
Aus dieser Gleichung geht hervor, daß die Multiplikation eine Drehstreckung ist. Bei der Mul- tiplikation von
z
1 undz
2 wird der Zeigerz
1 mit dem Faktorz
2 =z
2 gestreckt und in ma- thematisch positiver Drehrichtung (gegen den Uhrzeigersinn) um den Winkel ϕ2 gedreht.Die Division ist die zur Multiplikation inverse Operation. In der algebraischen Darstellung erhält man:
( ) ( )
( ) ( )
1 1 1 1 1 2 2 1 2 1 2 2 1 1 2
2 2 2 2
2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2
z a jb a jb a jb a a b b a b a b
z a jb a jb a jb a b j a b
+ + ⋅ − + −
= = = +
+ + ⋅ − + +
Es bietet sich wieder die exponentielle Darstellung an:
6 [10] S. 33
7
( )
1
1 2
2
1 1 j 1 j
2 2 j 2
z z e z
z z e z e
ϕ ϕ −ϕ
= ϕ = ⋅
Hier wird der Zeiger
z
1 im Uhrzeigersinn um den Winkel ϕ2 gedreht und die Länge des Zei- gers mit dem Faktor2
1
z
verkürzt.Zusammenfassung
! Jeder komplexen Zahl entspricht genau ein Zeiger in der Gaußschen Zahlenebene.
! Komplexe Zahlen kann man in verschiedenen Formen schreiben:
( ) j
z
= +a jb
=z
⋅cos
ϕ+jsin
ϕ =z e
⋅ ϕDabei nennt man
a
den Realteil,b
den Imaginärteil,z
=z
den Betrag und ϕ das Ar- gument der komplexen Zahlz
.!
z
* =a
−jb
=ze
− ϕj heißt das komplex Konjugierte der Zahlz
= +a jb
=z e
⋅ jϕ. Es gilt:z z
* =z
2! Für die vier Grundrechenarten gilt (
z
1 =a
1 +jb
1 =z e
1 jϕ1,z
2 =a
2 +jb
2 =z e
2 jϕ2):#
z
1 +z
2 =( a
1 +a
2)
+j b (
1 +b
2)
#
z
1 −z
2 =( a
1−a
2)
+j b (
1−b
2)
#
z
1 ⋅z
2 =z z e
1 2 j(ϕ1+ϕ2)# 1 1 j( 1 2)
2 2
z z
z z e
= ⋅ ϕ −ϕ
3. Komplexe Darstellung elektrischer Größen
3.1 Zeitfunktion harmonischer Wechselspannungen und Wechselströme
Nun beschäftigen wir uns mit zeitabhängigen Spannungen und Strömen. Ändert sich nicht nur der Betrag, sondern auch die Richtung der ent- sprechenden Größen, so spricht man von Wech- selspannungen oder Wechselströmen. Wir be- schränken uns dabei auf den quasistationären Zu- stand, d.h. Einschwingvorgänge, die z.B. beim Ein- schalten von Spannungsquellen entstehen, sollen bereits abgeklungen sein und werden nicht behan- delt.
Abb. 8: harmonische Wechselspannung8
Die Spannungen sollen außerdem harmonisch sein, also durch eine Sinus- oder Kosinus- funktion (Abb. 8) beschrieben werden:
( )
ˆ
( u) ( )ˆ (
i)
U t
=U cos
ωt
+ϕ, I t
=I cos
ωt
+ϕDie Phasenwinkel ϕu und ϕi kennzeichnen den Zeitpunkt des Nulldurchgangs von Span- nung und Strom. Häufig wählt man den Ursprung des Koordinatensystems so, daß einer der Phasenwinkel verschwindet, z.B. ϕu =
0
. Definiert man ϕ = ϕ − ϕu i, dann kann man auchU t
( ) =U cos t, I t ˆ
ω ( ) =ˆ I cos
(ω − ϕt
) schreiben. Ist ϕ >0
, so sagt man, daß der Strom der Spannung nachläuft. Im anderen Fall eilt der Strom der Spannung voraus.3.2 Zeigerdarstellung
Läßt man auf dem Einheitskreis einen Zeiger mit konstanter Winkelgeschwindigkeit rotieren und projiziert ihn auf die x-Achse, so erhält man den zeitlichen Verlauf einer Kosinusfunktion (Abb. 9). Umgekehrt kann man aber auch harmonische Wechselspannungen oder –ströme durch rotierende Zeiger darstellen. Der Momentanwert der Spannung entspricht der Projek- tion auf die x-Achse. Die Phasenverschiebung von Strom und Spannung wird durch einen
8
konstanten Winkel zwischen dem Strom- und dem Spannungszeiger repräsentiert. Nun deu- tet man die Ebene als Gaußsche Zahlenebene. Dabei soll die x-Achse der reellen Achse entsprechen. Die Zeiger werden dann formal beschrieben durch:
( ) [ ( ) ( )]
( )
[ ( ) ( ) ]
u
i
j t u u
j t i i
ˆ ˆ
u U e U cos t jsin t
ˆ ˆ
i I e I cos t jsin t
ω+ϕ ω+ϕ
= ⋅ = ω +ϕ + ω +ϕ
= ⋅ = ω +ϕ + ω +ϕ
Der Momentanwert der Wechselgröße entspricht dem Realteil der komplexen Größe, z.B.
( ) ( )
( ˆ
j t( u)) ˆ
( u)U t
=Re u
=Re Ue
ω+ϕ =U cos
ωt
+ϕ .Abb. 9: Zeigerdarstellung harmonischer Größen9
3.3 Ohmsches Gesetz
Bildet man den Quotienten aus Spannung und Strom, so erhält man eine konstante Größe, den komplexen Widerstand (Impedanz)
Z
. Dies nennt man das Ohmsche Gesetz des Wechselstromkreises:( )
( u) ( u i)
i
j t j j j
j t
ˆ ˆ ˆ
u Ue U U
Z i ˆ Ie ˆ I e ˆ I e Ze R jX
ω+ϕ
ϕ −ϕ ϕ ϕ
ω+ϕ
= = = = = = +
9 [14] S. 11
Dabei heißt
R
der Wirkwiderstand,X
der Blindwiderstand undZ
der Scheinwiderstand. Auch bei anderen komplexen Größen wird diese Nomenklatur beibehalten. Mit der Vorsilbe „Wirk“ wird immer der Realteil, mit „Blind“ der Imaginärteil und mit „Schein“der Betrag der Größe bezeichnet (Abb. 10). Das Inverse der
Impedanz
1
Y
=Z
nennt man den komplexen Leitwert. Abb. 10: Bezeichnungen103.4 Widerstände, Kondensatoren und Spulen im Wechselstromkreis
Nun wird diese Beschreibung auf Widerstände, Kondensatoren und Spulen angewandt.
Am ohmschen Widerstand
R
sind Strom und Spannung bekanntlich in Phase. Deshalb istR j 0
ˆ ˆ
U U
Z ˆ I e ˆ I R
= ⋅ = = .
Für den Spannungsabfall an einer Induktivität
L
(Spule) giltdI
U L
=
dt
. Nun setzt man in diese Gleichung einen harmonischen Wechselstrom ein:( i) ( i)
j t j t
L
di d ˆ ˆ u
u L L Ie LIj e j Li Z j L
dt dt i
ω+ϕ ω+ϕ
= = = ω = ω ⇒ = = ω
Folglich kann die Induktivität mit
Z
L = ωL
und einem Phasenwinkel vonu i
L
2
ϕ = ϕ − ϕ = π beschrieben werden, denn
e
j2cos jsin j
2 2
π = π + π = .
An einer Kapazität
C
(Kondensator) giltQ Q 1
C U Idt
U C C
= ⇒ = =
∫
.Nun werden Spannung und Strom in komplexer Form eingesetzt:
( i) ( i)
j t j t
C
1 1 ˆ 1 ˆ 1 1 j
u idt Ie dt Ie i Z
C C j C j C j C C
ω+ϕ ω+ϕ
= = = = ⇒ = = −
ω ω ω ω
∫ ∫
Deshalb ist C
1 Z
=C
ω und C u i
2
ϕ = ϕ − ϕ = −π, denn
e
j2cos j sin j
2 2
−π = π− π = − .
10
3.5 Serien- und Parallelschaltung komplexer Widerstände
Enthält eine Schaltung Induktivitäten und Kapazitäten und geht man bei der Berechnung der Spannung von den Gleichungen
dI
U L
=
dt
bzw.1
U Idt
=
C ∫
aus, so ergeben sich Diffe- rentialgleichungen. Beschreibt man die Bauteile aber durch komplexe Widerstände, was für harmonische Spannungen und Ströme erlaubt ist, dann erhält man komplexe algebraische Gleichungen. In der komplexen Darstellung lassen sich die für Gleichstromkreise aufgestell- ten Gesetze auf Wechselstromkreise anwenden.3.5.1 Kirchhoffsche Regeln
Die Kirchhoffschen Gesetze übertragen sich auf komplexe Ströme und Spannungen.
! Knotenregel:
Die Summe aller zu- und abfließenden komplexen Ströme in einem Leistungsknoten ist Null.
! Maschenregel:
Die Summe aller komplexen Spannungen entlang einer Leistungsmasche ist Null.
Dabei bedeutet die Aussage „die Summe ist Null“, daß die Zeiger der entsprechenden kom- plexen Größe eine geschlossene Kette in der komplexen Ebene bilden.
3.5.2 Ersatzwiderstände
Man kann auch die Ersatzwiderstände für Serien- und Parallelschaltung nach den bekannten Rechenregeln bestimmen:
Bei der Serienschaltung werden alle Schaltungselemente vom gleichen Strom durchflossen und der komplexe Gesamtwiderstand ist gleich der Summe der komplexen Einzelwider- stände.
Bei der Parallelschaltung liegt an allen Schaltungselementen die gleiche Spannung an, und der komplexe Gesamtleitwert ist gleich der Summe der komplexen Einzelleitwerte.
Der Vorteil der komplexen Darstellung liegt darin, daß man bei Induktivitäten und Kapazitä- ten keine Differentialgleichungen lösen muß und bei der Serien- oder Parallelschaltung von Impedanzen formal wie bei ohmschen Widerständen vorgehen kann.
3.6 Darstellung in Zeigerdiagrammen
Oft werden komplexe Ströme, Spannungen und Widerstände in einem sog. Zeigerdiagramm dargestellt. Da die Wahl der Nullphase willkürlich ist, wählt man zweckmäßig ϕi =
0
und damit ϕ = ϕ − ϕu i = ϕu, d.h., der Stromzeiger liegt auf der reellen Achse. Mit dem Ohm-schen Gesetz
u
Z u Z i
=
i
⇔ = ⋅ erkennt man, daß dann der Widerstands- und der Span- nungszeiger in die gleiche Richtung zeigen, nur die Länge der Zeiger ist verschieden. Man erhält z.B. für Schaltung 1 das Zeigerdiagramm Abb. 11. Hier kann man auch die Kirchhoff- sche Maschenregel nachprüfen. Die Gesamtspannungu
ist gleich der Zeigersumme der Spannungen uR, uL und uC.Schaltung 1: Reihenschwingkreis11 Abb. 11: Zeigerdiagramm zu Schaltung 112
3.7 Berechnung der Leistung im Wechselstromkreis
In Wechselstromkreisen kann man bekanntlich die Momentanleistung
P
mom( )t
mit der Glei- chung( ) ( ) ( ) ( ) ( ) ( ) ( )
( ) ( )
[ ]
mom
ˆ ˆ ˆˆ
P t U t I t U cos t I cos t UI cos t cos t 1 ˆˆ UI cos cos 2 t
2
= ⋅ = ω ⋅ ω +ϕ = ⋅ ω ω +ϕ
= ⋅ ϕ + ω +ϕ (1)
berechnen.
P
mom( )t
ist zeitabhängig und zeigt je nach Richtung der Wechselspannung und des Wechselstroms positive oder negative Energieflüsse. Man interessiert sich meist für die effektive LeistungP
eff, die man erhält, wenn man die Momentanleistung über eine Periodemittelt: ( ) ( ) ( )
T
eff mom eff eff
0
1 1 ˆˆ
P P t dt UI cos U I cos
T 2
=
∫
= ⋅ ϕ = ⋅ ϕWill man die Leistung aus komplexen Größen berechnen, so kann man die komplexe Span- nung
u
mit dem konjugiert Komplexeni
* des komplexen Stroms multiplizieren. Dabei heben sich die Zeitabhängigkeiten von Spannung und Strom gegenseitig weg. Man braucht deshalb keinen zeitlichen Mittelwert zu berechnen:
11 [14] S. 15
12
( ) ( )
*
ˆ
j tˆ
j tˆˆ
jˆˆ
u i
⋅ =Ue
ω ⋅Ie
− ω+ϕ =UI e
⋅ − ϕ =UI cos
ϕ −jsin
ϕ (2) Vergleicht man den Realteil von (2) mitP
eff, so stellt man eine Übereinstimmung bis aufeinen Faktor
1
2
fest. In diesem Skript wurde die Darstellung der Zeigergrößen in Scheitel- werten gewählt. Deshalb erhält man die effektive Leistung als Realteil der Gleichung1
*S u i
=
2
⋅ .Es ist aber auch möglich, eine Zeigerdarstellung in Effektivwerten zu verwenden, d.h.
( ) ( )
j t j t j t j t
eff eff
ˆ ˆ
U I
u U e e , i I e e
2 2
ω ω ω+ϕ ω+ϕ
= ⋅ = ⋅ = ⋅ = ⋅ . Dann kann man mit
S
=u i
⋅ * die komplexe Leistung berechnen.Zerlegt man die komplexe Leistung
S
in Real- und Imaginärteil, so erhält manS
=P
+jQ
. Dabei entspricht die WirkleistungP
der oben berechneten effektiven LeistungP
eff. Den Imaginärteil der komplexen Leistung bezeichnet man als BlindleistungQ
.Der Realteil des Produkts aus der komplexen Spannung und dem komplexen Strom liefert nicht die Momentanleistung, wie ein Vergleich mit Gleichung (1) zeigt:
{ }
{
( )} {
( )}
( ) ( )
[ ]
{ }
( )( )
j t j t j 2 t
mom
ˆ ˆ ˆˆ
Re u i Re Ue Ie Re UI e
ˆˆ ˆˆ
Re UI cos 2 t jsin 2 t UI cos 2 t
P t
ω ω+ϕ ω+ϕ
⋅ = ⋅ = ⋅
= ⋅ ω +ϕ − ω +ϕ = ⋅ ω +ϕ
≠
Eine Unterscheidung zwischen der Darstellung in Effektiv- oder Scheitelwerten ist nur bei der Berechnung der Leistung relevant, da hier ein Produkt aus zwei komplexen Größen gebildet wird. Beim Berechnen eines komplexen Widerstandes dagegen, tritt stets ein Quotient aus einer komplexer Spannung und einem komplexem Strom auf, so daß sich die Faktoren 2 gegenseitig herausheben.
3.8 Anwendung auf einfache Schaltungen
Nun soll das bisher dargestellte Wissen zur Berechnung einfacher Schaltungen, eines sog.
Tiefpasses, einer Meßanordnung für Impedanzen und eines Reihenschwingkreises ange- wendet werden.
3.8.1 Tiefpaß
Schaltung 2: Tiefpaß
Wählt man für die Wechselspannung in Schaltung 2 eine große Frequenz, dann wird der Scheinwiderstand C
1
Z
=C
ω klein. Am Kondensator fällt nur eine geringe Spannung ab und die Ausgangsspannung ist klein.
Ist dagegen die Frequenz klein, so ist der Scheinwiderstand des Kondensators groß und die Ausgangsspannung gleich der Eingangsspannung. Der Tiefpaß läßt bevorzugt tiefe Fre- quenzen passieren. Derartig Schaltungen dienen als Komponenten von Frequenzfiltern.
Es handelt sich um eine Serienschaltung. Deshalb erhält man den Gesamtwiderstand durch Addition der Einzelwiderstände: R C
1
Z Z Z R
= + = +
j C
ω . Nach dem Ohmschen Gesetz gilt für den Strom
u
ini
=Z
. Dieser fließt durch den Kondensator und man kann die Span- nung am Kondensator out C1 u
in1
u iZ i
j C Z j C
= = =
ω ω berechnen. Man stellt das Verhältnis aus Ausgangs- und Eingangsspannung (Übertragungsfunktion)
g
(ω) als Funktion der Fre- quenz dar:( )
( )
out in
2
u 1 1 1 1 1 j RC
g u Z j C R 1 j C j RC 1 1 j RC 1 j RC
j C 1 j RC
1 RC
ω = = ⋅ ω = + ω ω = ω + = + ω ⋅ − ω− ω
= − ω + ω
Für den Betrag
g
(ω) und das Argument ϕ ω( ) der Übertragungsfunktion gilt:( ) ( )
( )
( )
( )
( )
( )
( )
( )out out
in in 2
U ˆ
u 1
g g u U ˆ RC 1
arctan Im g arctan RC Re g
ω = ω = = =
ω +
ϕ ω = ω = −ω
ω
Abb. 12 und Abb. 13 zeigen den Verlauf von
g
(ω) und ϕ ω( ) fürR
=47
Ω undC
= µ1 F
.Abb. 12: Betrag von
g
(ω) in Abhängigkeit der Fre- quenz ωAbb. 13: Argument von
g
(ω) in Abhängigkeit der Frequenz ω3.8.2 Verfahren zur Impedanzmessung
Eine Methode zur Bestimmung von Impedanzen nützt die Darstellung von zwei Spannungs- momentanwerten im x-y-Modus des Oszilloskops.
Die Serienschaltung (Schaltung 3) aus einer unbekannten Impedanz
Z
=Z e
⋅ jϕ und einem bekannten WiderstandR
wird mit einer Wechselspannung versorgt. Diese verursacht einen Stromi
=ˆ I cos t
ω . Am Widerstand fällt die Spannungu
y =RI cos t ˆ
ω ab, die mit dem Strom in Phase ist. Diese wird an die y-Ablenkung des Oszilloskops angeschlossen. Die an der ImpedanzZ
abfallende Spannungu
x =Z I cos ˆ
(ωt
+ϕ) dient zur x-Ablenkung. Die beiden Spannungen beschreiben durch( )
( )
ZI cos ˆ t RI cos ˆ t
⋅ ω +ϕ
⋅ ω
eine zum Ursprung symmetri- sche, aber gedrehte Ellipse auf dem Bildschirm des Oszilloskops (Abb. 14). Für ϕ =
0
undϕ = π entartet diese zu einer Geraden.
Schaltung 3: Impedanzmessung mit dem Oszilloskop Abb. 14: Anzeige des Oszilloskops13
Durch Ablesen der Spannungen
U
1,U
2 undU
3 kann manZ
=Z
und ϕ bestimmen. BeiU
1 istu
x maximal, alsoU
1 =ZI ˆ
. BeiU
2 istcos
(ωt
+ϕ)=0
. Dies bedeutet2k 1
t 2
ω +ϕ = + π. Dann gilt
2k 1
t 2
ω = + π − ϕ und deshalb:
( 2k 1 ) ( 2k 1 )
( )( 2k 1 )
( )cos t cos cos cos sin sin sin
2 2 2
+ + +
ω = π − ϕ = π ϕ − π ϕ = ± ϕ
Daraus folgt
U
2 = ±RI sin ˆ
ϕ. BeiU
3 erreicht die y-Komponente ihr Maximum. Deshalb gilt:3
ˆ
U
=RI
.Durch Kombination der drei Spannungen erhält man:
2 2
3
1 1
3
U U
arcsin RI ˆ arcsin U
U U
Z Z ˆ I R U
ϕ = ± = ±
= = =
Das Vorzeichen der Phasenverschiebung bestimmt man aus dem Umlaufsinn der Ellipse
( )
( )
ZI cos ˆ t RI cos ˆ t
⋅ ω +ϕ
⋅ ω
. Ist ϕ >
0
, so erreichtu
x den MaximalwertU
1, bevoru
y den WertU
3 annimmt. Also ist der Umlaufsinn gegen den Uhrzeigersinn. Ist dagegen ϕ <0
, so wird die Ellipse im Uhrzeigersinn durchlaufen. Bei Frequenzen, die größer als10 Hz
sind, ist es unmöglich, den Umlaufsinn zu erkennen. Wenn man jedoch durch schnelles Vergrößern der Wechselspannungsamplitude die Ellipse zu einer Spirale auseinanderzieht, kann man den Umlaufsinn sichtbar machen.
13
In Schaltung 3 ist die Erdung durch die Verwendung des Oszilloskops festgelegt. Deshalb muß eine massefreie Spannungsquelle benutzt werden. Außerdem ist der Kanal von
u
y zu invertieren, da ansonsten das Bild auf dem Kopf steht.3.8.3 Reihenschwingkreis
Schaltung 4: Reihenschwingkreis
Schaltung 4 zeigt einen Reihen- oder Serienschwing- kreis. Für den Gesamtwiderstand gilt:
( )
R C L
1
Z Z Z Z R j L
j C R j L 1
C
= + + = + + ω ω
= + ω − ω
Die Wechselspannung
u
sorgt dafür, daß in allen Bauteilen der gleiche Stromu
i
=Z
fließt.Die Spannung uC wird am Kondensator abgegriffen, deshalb gilt:
C C C
C C
Z u Z
u Z i u
Z u Z
= ⋅ = ⇒ = . Analog ergibt sich
u
RZ
Ru
=Z
. Bildet man jeweils die Beträge, dann erhält man das Verhältnisg
(ω) der Spannungsamplituden:( )
( ) ( )
( )
( )
C C 2 4 2 2 2 2 2
2
R R 2
2
ˆ 1
U C 1
g U ˆ 1 L C R C 2LC 1
R L
C
U ˆ R
g U ˆ 1
R L
C
ω = = ω =
ω +ω − +
+ ω − ω
ω = =
+ ω − ω
Stellt man diese Verhältnisse für nicht zu große Widerstände graphisch als Funktion der Frequenz ω (
R
=47
Ω,L
=2 mH
,C
= µ4 F
) dar, so erkennt man, daß die Kurven ein Maximum haben (Abb. 15, Abb. 16). Es tritt Resonanz auf.Abb. 15: Spannungsverhältnis am Kondensator in Ab- hängigkeit der Frequenz ω
Abb. 16: Spannungsverhältnis am Widerstand in Ab- hängigkeit der Frequenz ω
Nun muß man noch das jeweilige Maximum bestimmen. Dabei genügt es, mit Hilfe der Diffe- rentialrechnung das Minimum der Funktion unter dem Wurzelzeichen zu ermitteln. Die Wur- zelfunktion ist streng monoton wachsend, d.h., man kann die Extremwerte der Funktion unter dem Wurzelzeichen bestimmen und dann schließen, daß an dieser Stelle auch die Wurzel- funktion ein Extremum hat. Da das Wurzelzeichen im Nenner steht, und der Zähler nicht von
ω abhängt, hat der Betrag der Übertragungsfunktion
g
(ω) an der Stelle ωr ein Maximum, wenn die Wurzelfunktion bei ωr ein Minimum hat.Am Kondensator gilt:
( )
{ } ( )
r
4 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 !
2 2 2
C 2
d L C R C 2LC 1 4L C 2R C 4LC 0
d
4LC 2R C 1 R
2LC LC 2L
ω +ω − + = ω ω + − =
ω
⇒ ω = − = −
Die negative Lösung und die Lösung ω =
0
entfallen, da sie physikalisch nicht sinnvoll sind.Die Ableitung hat an der Stelle
Cr
ω einen Vorzeichenwechsel von - nach +, d.h., der Nenner des Spannungsverhältnisses hat dort ein Minimum. Aus diesem Grund liegt bei
Cr
ω das Ma- ximum des Spannungsverhältnisses.
Cr
ω heißt Resonanzfrequenz des Schwingkreises.
Betreibt man den Schwingkreis ohne Widerstand, d.h.
R
=0
, so geht obige Formel fürCr
ω über in die bekannte Thompsongleichung für die Eigenfrequenz des Schwingkreises
e
1
ω =
LC
. Verwendet man einen großen Widerstand, dann wird2 2
1 R
LC
−2L
<0
, und es tritt keine Schwingung mehr auf (Kriechfall).Eine analoge Rechnung liefert für die Resonanzfrequenz beim Abgriff der Spannung am Wi- derstand
Rr
1
ω =LC
.Zusammenfassung
! Wechselspannungen und Wechselströme lassen sich durch Zeiger beschreiben:
( ) [ ( ) ( )]
( )
[ ( ) ( ) ]
u
i
j t u u
j t i i
ˆ ˆ
u U e U cos t jsin t
ˆ ˆ
i I e I cos t jsin t
ω+ϕ ω+ϕ
= ⋅ = ω +ϕ + ω +ϕ
= ⋅ = ω +ϕ + ω +ϕ
Dabei entspricht der Realteil der komplexen Größe dem Momentanwert der Wechsel- größe.
! Der Quotient aus Spannung und Strom ist konstant (Ohmsches Gesetz):
( )
( u) ( u i)
i
j t j j j
j t
ˆ ˆ ˆ
u Ue U U
Z i ˆ Ie ˆ I e ˆ I e Ze R jX
ω+ϕ
ϕ −ϕ ϕ ϕ
ω+ϕ
= = = = = = +
Für ideale Bauteile gilt:
#
Z
R =R
#
Z
L =j L
ω# C
1 Z
=j C
ω
! Kirchhoffsche Regeln:
# Knotenregel:
Die Summe aller zu- und abfließenden komplexen Ströme in einem Leistungsknoten ist Null.
# Maschenregel:
Die Summe aller komplexen Spannungen entlang einer Leistungsmasche ist Null.
! Für die Berechnung von Ersatzwiderständen gilt:
# Parallelschaltung:
ers k k
1 1
Z
=∑ Z
# Serienschaltung: ers k
k
Z
=∑ Z
! Komplexe Widerstände und Spannungen stellt man oft in Zeigerdiagrammen dar. Meist wählt man ϕi =
0
, und deshalb zeigen der Widerstands- und der Spannungszeiger in die gleiche Richtung.! Für die Berechnung der zeitlich gemittelten Leistung mit komplexen Größen gilt:
# Darstellung in Effektivwerten:
S
=u i
⋅ * =P
+jQ
# Darstellung in Scheitelwerten:
1
*S u i P jQ
=
2
⋅ = +Versuchsanleitung
Vorbereitung
Aufbau und Funktionsweise eines Oszilloskops; komplexe Darstellung elektrischer Größen;
Ohmsches Gesetz; Widerstände, Kondensatoren und Spulen im Wechselstromkreis;
Kirchhoffsche Regeln; Ersatzwiderstände bei Serien- und Parallelschaltung; Darstellung von Kapazitäten, Induktivitäten und ohmschen Widerständen in Zeigerdiagrammen; Tiefpaß, Hochpaß, Bandpaß; Reihenschwingkreis; Verfahren zur Impedanzmessung
Literatur
Für den Versuch notwendige Kenntnisse:
! Skript „Komplexe Wechselstromlehre“
Zur Vertiefung:
! Beuth, Klaus; Beuth, Olaf; Elementare Elektronik: Mit Grundlagen der Elektrotechnik, 5.
überarb. Aufl., Würzburg: Vogel, 1997
! Eichler, Hans; Kronfeldt, Heinz-Detlef; Sam, Jürgen; Das neue physikalische Grundpraktikum, 1. Aufl., Berlin u.a.: Springer, 2001
! Hering, Ekbert; Bressler, Klaus; Gutekunst, Jürgen; Elektronik für Ingenieure, 1. Aufl., Düsseldorf: VDI, 1992
! Hering, Ekbert; Martin, Rolf; Stohrer, Martin; Physik für Ingenieure, 6. Aufl., Berlin u.a.:
Springer, 1997
! Rost, Albrecht; Grundlagen der Elektronik: Ein Einstieg für Naturwissenschaftler und Techniker, 3. vollst. überarb. und erg. Aufl., Berlin: Akademie, 1992
! Schwetlick, Horst; Kessel, Werner; Elektronikpraktikum für Naturwissenschaftler, hrsg.
von Bethge, Klaus, 1. Aufl., Braunschweig, Wiesbaden: Vieweg, 1992
! Straumann, Marc; Heidelberg, 22. April 1999, http://mathphys.fsk.uni- heidelberg.de/skripte/Files/Physik/Elektronik/elektronik_straumann.ps
! Weddigen, Christian; Jüngst, Wolfgang; Elektronik: Eine Einführung für
Naturwissenschaftler und Ingenieure mit Beispielen zur Computer-Simulation, 2.
neubearb. und erw. Aufl., Berlin u.a.: Springer, 1993 Hinweis zur Bedienung des Oszilloskops
Beachten Sie bei der Verwendung des Oszilloskops, daß am Oszilloskop je ein Eingang je- des Kanals geerdet ist, und bauen Sie die Schaltungen so auf, daß die verwendete Span-
nungsquelle nicht kurzgeschlossen ist. Dazu ist es bei der Verwendung eines Adapters von der BNC-Buchse auf Laborkabel notwendig, zu testen, welcher Anschluß mit dem geerdeten äußeren Metallring des BNC-Kabels verbunden ist.
1. Darstellung einer Wechselspannung mit Hilfe des Oszilloskops
Der Transformator dient als Spannungsquelle. Geben Sie nacheinander
6 V
und12 V
Wechselspannung auf einen Eingang des Oszilloskops. Bringen Sie das Bild zum Stehen, und machen Sie eine Periodendauer der Sinusschwingung sichtbar, indem Sie eine geeig- nete Zeitablenkung (TIME/DIV), Triggerung und Amplitudenverstärkung (V/DIV) wählen.a)
Lesen Sie die Amplitude der Wechselspannung am Oszilloskop ab, und vergleichen Sie sie mit der Ausgangsspannung des Transformators. Messen Sie die Wechselspannung zusätzlich mit dem Multimeter. Erklären Sie, warum sich die Werte unterscheiden.b)
Bestimmen Sie am Oszilloskop die Frequenz der angelegten Spannung, und vergleichen Sie diese mit dem erwarteten Wert.2. Phasenverschiebung
Verwenden Sie nun beide Eingänge des Oszilloskops, um die Phasenbeziehung der Spannungen an ver- schiedenen Bauteilen zu untersuchen. Ein Kanal des Oszilloskops muß invertiert werden, da sonst eine Pha- senverschiebung der Spannungen von
180°
durch die Schaltung hervorgerufen wird, weil je ein Eingang jedes Kanals geerdet ist.Schaltung 5
Bestimmen Sie die Phasenverschiebung
R Z
U U
ϕ = ϕ − ϕ zwischen den Spannungen am Widerstand und an der Impedanz
Z
. Messen Sie außerdem die Amplituden der abfallenden Spannungen. Vergleichen Sie Ihre Beobachtung mit Ihren Erwartungen (Zeigerdiagramm) für folgende Kombinationen von Widerstand und Impedanz in Schaltung 5:a) R
=47
Ω undR
=1 k
Ω als ImpedanzZ
b) R
=1 k
Ω undC
= µ4 F
als ImpedanzZ
c) R
=47
Ω undL
=2 mH
als ImpedanzZ
(3. Impedanzmessung) Aufgabe 3 ist nicht durchzuführen!!!!!
Verwenden Sie Schaltung 6 zur Impedanzmessung. Einer der Eingänge des Oszilloskops ist zu invertieren. Lesen Sie die nötigen Spannungswerte ab, um den Betrag und die Phasen- verschiebung der Impedanz
Z
berechnen zu können.a)
Verwenden Sie den6 V
-Ausgang des Transformators als Spannungsquelle und einen1 kΩ
-Widerstand. Als Impedanz dient ebenfalls ein ohmscher Widerstand mit dem Wi- derstandswertR
=47
Ω. Erklären Sie Ihre Beobachtung.b)
Als Spannungsquelle dient der Funktionsgenerator, der über den12 V
-Ausgang des Transformators versorgt wird. Verwenden Sie als ohmschen WiderstandR
=1 k
Ω und eine Serienschaltung ausR
=470
Ω undC
= µ4 F
als Impedanz. Wählen Sie zu- nächst eine sinusförmige Spannung der Frequenz100 Hz
, und lesen Sie die Span- nungswerteU
1,U
2 undU
3 ab. Stellen Sie dann eine kleine Frequenz ein, um den Umlaufsinn der Ellipse erkennen zu können. Berechnen Sie unter der Annahme, daß der ohmsche Widerstand tatsächlich einen Wert vonR
=470
Ω hat, die Kapazität und den ohmschen Widerstandsanteil des Kondensators.c)
Als Spannungsquelle dient wieder der Funktionsgenerator. Stellen Sie bei Schalterstel- lung „Sinus“4 kHz
ein. Verwenden Sie als ohmschen WiderstandR
=47
Ω undL
=2 mH
als Impedanz. Berechnen Sie aus Ihrer Messung die Induktivität der Spule.Schaltung 6
4. Filterschaltungen
Untersuchen Sie die folgenden drei Filterschaltungen:
Schaltung 7 Schaltung 8
Schaltung 9
a)
Wechselspannungen welchen Frequenzbereichs können die drei Schaltungen passieren (qualitative Überlegung)?b)
Fertigen Sie mit dem Funktionsgenerator (an den12 V
-Ausgang des Transformators anschließen, sinusförmige Ausgangsspannung wählen) für Schaltung 7 und Schaltung 8 eine Meßreihe für den Frequenzgang mit jeweils mindestens 20 Meßpunkten im Bereich von10 Hz
bis20 kHz
an. Tragen Sie outin
U
U
halblogarithmisch als Funktion der Frequenz auf, und zeichnen Sie jeweils die theoretisch erwarteten Werte ein.c)
Stellen Sie am Funktionsgenerator die maximale Ausgangsspannung ein, und überzeu- gen Sie sich, daß diese bei Schaltung 9 im interessanten Frequenzbereich (ab10 Hz
) im wesentlichen konstant bleibt. Betrachten Sie nun die Ausgangsspannung des Filters und bestimmen Sie so den Frequenzbereich, in dem diese ansteigt bzw. absinkt. Folgern Sie daraus, um welche Art Filter es sich handelt, und überlegen Sie, wie Schaltung 9 mit Schaltung 7 und Schaltung 8 zusammenhängt.d)
Mit welchen Schaltungen, kann man ähnliche Filtereigenschaften erzielen (nur prinzi- piellen Aufbau erklären, keine Größen etc. berechnen)?5. Reihenschwingkreis
Bei Schaltung 10 treten im Resonanzbe- reich hohe Spannungen auf. Verwenden Sie als Ausgangsspannung des Funk- tionsgenerators konstant
U
=1 V
!Schaltung 10
a)
Messen Sie für die Widerstandswerte0
Ω,23, 5
Ω (Parallelschaltung aus zwei47
Ω Widerständen) und47
Ω das Verhalten von outin
U
U
(Frequenzbereich50 Hz
…20 kHz
, mindestens 20 Meßpunkte) in Schaltung 10. Greifen Sie dabei die Ausgangsspannung einmal am Widerstand (für23, 5
Ω und47
Ω) und einmal am Kondensator ab.b)
Prüfen Sie, ob die ermittelte Resonanzfrequenz mit der theoretisch berechneten Fre- quenz übereinstimmt.c)
Tragen Sie Ihre Meßwerte und die theoretisch erwarteten Werte für die Spannung am Widerstand und die Spannung am Kondensator in halblogarithmischen Diagrammen auf.d)
Welche Unterschiede erkennen Sie zwischen der Meßkurve beim Abgriff der Spannung am Widerstand und am Kondensator.e)
Ordnen Sie den Meßkurven die Ihnen z.B. aus der Mechanik bekannten Begriffe für eine gedämpfte Schwingung zu.Literaturverzeichnis
[1] Bergmann, Ludwig; Schäfer, Clemens; Lehrbuch der Experimentalphysik, Band 6 Festkörper, hrsg. von Raith, Wilhelm, Autoren Freyhardt, Herbert et al., 1. Aufl., Berlin, New York: de Gruyter, 1992
[2] Best, Christoph et al.; Taschenbuch der Physik: Formeln, Tabellen, Übersichten, hrsg.
von Stöcker, Horst, 3. völlig überarb. und erw. Aufl., Frankfurt am Main, Thun: Deutsch, 1998
[3] Beuth, Klaus; Beuth, Olaf; Elementare Elektronik: Mit Grundlagen der Elektrotechnik, 5.
überarb. Aufl., Würzburg: Vogel, 1997
[4] Bronstein, I.N. et. al.; Taschenbuch der Mathematik, 4. überarb. und erw. Aufl. der Neubearb., Frankfurt am Main, Thun: Deutsch, 1999
[5] Dobrinski, Paul; Krakau, Gunter; Vogel, Anselm; Physik für Ingenieure, 8. überarb. und erw. Aufl., Stuttgart: Teubner, 1993
[6] Eckstein, Peter; Repetitorium Statistik: Deskriptive Statistik, Stochastik, Induktive Stati- stik, 4. vollst. überarb. und erw. Aufl., Wiesbaden: Gabler, 2001
[7] Eichler, Hans; Kronfeldt, Heinz-Detlef; Sam, Jürgen; Das neue physikalische Grund- praktikum, 1. Aufl., Berlin u.a.: Springer, 2001
[8] Goerth, Joachim; Bauelemente und Grundschaltungen, 1. Aufl., Stuttgart, Leipzig:
Teubner, 1999
[9] Goßner, Stefan; Grundlagen der Elektronik: Halbleiter, Bauelemente und Schaltungen, 1. Aufl., Aachen: Shaker, 2001
[10] Hering, Ekbert; Bressler, Klaus; Gutekunst, Jürgen; Elektronik für Ingenieure, 1. Aufl., Düsseldorf: VDI, 1992
[11] Hering, Ekbert; Martin, Rolf; Stohrer, Martin; Physik für Ingenieure, 6. Aufl., Berlin u.a.:
Springer, 1997
[12] Koß, Günther; Reinhold, Wolfgang; Lehr- und Übungsbuch Elektronik, 2. bearb. Aufl., München, Wien: Carl Hanser, 2000
[13] Meister, Heinz; Elektrotechnische Grundlagen: Mit Versuchsanleitungen und Rechen- beispielen, 9. überarb. Aufl., Würzburg: Vogel, 1991
[14] Rost, Albrecht; Grundlagen der Elektronik: Ein Einstieg für Naturwissenschaftler und Techniker, 3. vollst. überarb. und erg. Aufl., Berlin: Akademie, 1992
[15] Schwetlick, Horst; Kessel, Werner; Elektronikpraktikum für Naturwissenschaftler, hrsg.
von Bethge, Klaus, 1. Aufl., Braunschweig, Wiesbaden: Vieweg, 1992
[16] Straumann, Marc; Heidelberg, 22. April 1999, http://mathphys.fsk.uni- heidelberg.de/skripte/Files/Physik/Elektronik/elektronik_straumann.ps
[17] Tietze, Ulrich; Schenk, Christoph; Halbleiterschaltungstechnik, 8. überarb. Aufl., Berlin u.a.: Springer, 1986
[18] Vogel, Helmut; Gerthsen Physik, 19. Aufl., Berlin u.a.: Springer, 1997
[19] Weddigen, Christian; Jüngst, Wolfgang; Elektronik: Eine Einführung für Naturwissen- schaftler und Ingenieure mit Beispielen zur Computer-Simulation, 2. neubearb. und erw. Aufl., Berlin u.a.: Springer, 1993