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Die Sache mit den Gurken

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Academic year: 2022

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b dem Frühjahr 1967 versetzte ein unbekann- tes hämorrhagi- sches Fieber die Einwohner des idyllischen Universitätsstädt- chens Marburg an der Lahn in Angst und Schrecken. Vier Mitarbeiter der dort ansässigen Behring-Werke, eines Pharma- Unternehmens, das unter an- derem Impfstoffe herstellte, meldeten sich mit Grippe-Symp- tomen krank. Einige Tage später sind sie tot: qualvoll ge- storben an inneren Blutungen, da ihr Gewebe sich regelrecht aufgelöst hatte. Die fieberhafte Suche nach der Ursache ergibt

schließlich, dass die neuartige Krankheit in Form eines stäb- chenartigen Erregers von der Affenart übertragen wurde, die man zur Gewinnung des Polio-Impfstoffes nutzte: 700 Grüne Meerkatzen aus dem Versuchslabor wurden auf der Stelle eingeschläfert, damit so etwas nicht wieder passieren konnte. Und die Krankheit hatte ihren Namen weg: Sie heißt bis heute Marburg-Virus.

Vorsicht, Falle! Jedesmal, wenn eine neue Krankheit auf- tritt, muss sie einen Namen be- kommen. Und dabei sollte die namensgebende Gruppe lieber vorsichtig sein: Das Hendra-

Virus ließ 1994 in Austra- lien im gleichnamigen Ort die Haus- und Grundstückspreise fallen. Er war dort erstmals auf einer Pferdefarm entdeckt worden. Und wer weiß noch, dass AIDS um den Zeitpunkt ihrer Entdeckung als gay-re- lated immunodeficiency (Schwulen-Immunschwäche) betitelt worden war? Diese Be- zeichnung zumindest konnte noch geändert werden. Denn das Problem ist: Hat der Name erst einmal Eingang in die so- zialen Netzwerke gefunden, ist er schwer wieder aus den Köpfen herauszubekommen.

Deshalb hat die WHO die Arbeitsgruppe „Internatio-

nal Classification of Diseases“

(ICD) gegründet und empfiehlt, Krankheiten nach Symptomen, Auslösern oder der Verbrei- tungsart zu benennen. Also:

Keine Orte, Bevölkerungs- gruppen, keine Tiere, keine Worte wie „unbekannt“ oder

„tödlich“ als Namensbestand- teil. Dann lieber „Creutzfeld- Jakob-Krankheit“ nach seinem Entdecker oder „Malaria“, das heißt „Schlechte Luft“.

Korrekt, aber dröge Doch am liebsten wären den Wis- senschaftlern Namen wie Filovirus-assoziiertes hä- morrhagisches Fieber zwei (für Ebola) und Filovirus-as- soziiertes Fieber eins (für Marburg). „Das wird mit Si- cherheit zu langweiligen Namen und viel Verwirrung führen“, ahnt Linfa Wang, ein Spezia- list für neue Infektionskrank- heiten, den Kai Kupferschmidt von der Süddeutschen Zeitung für diesen Zweck interviewt hat. Die „Schweinegrippe“ (eigentlich H1N1-Virus) bei- spielsweise hat unzähligen Schweinen das Leben gekostet.

Es kam zu Massenschlachtun- gen, als bekannt wurde, dass das Virus erstmals bei dieser Tierart aufgetreten war. Aller- dings konnten die Tiere es gar nicht auf den Menschen über- tragen, sondern es funktionierte nur umgekehrt. Doch das ging in der allgemeinen – auch von den Medien geschürten – Panik unter.

PRAXIS KRANKHEITSNAMEN

110 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Oktober 2015 | www.pta-aktuell.de

Die Sache mit den Gurken

© emuck / fotolia.com

Keine Beleidigungen oder Stigmatisierungen mehr – die

Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert, dass die Namen neu

auftretender Krankheiten ab sofort neutral klingen müssen.

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Sprossen statt Gurke Oft werden trotz wissenschaftlich korrekter Schreibweise aber- witzige Ereignisse in Gang ge- setzt. Als im Frühjahr 2011 das

EHEC-Virus mit der Kompli- kation HUS die Runde machte ( E n t e r o h ä m o r r h a g i s c h e r Escherichia-coli-Erreger mit hämolytisch-urämischem Syn- drom), kannte noch niemand den Auslöser. Und da alle Er- krankten vorher einen Salat mit Gurken gegessen hatten und diese unglücklicherweise aus Spanien importiert worden waren, wurden in Deutschland ganze Wagenladungen spani- scher Gurken vernichtet. Das führte zu ernsthaften Irritati- onen in den Wirtschaftsbezie- hungen beider Länder. Wie sich dann herausstellte, waren es gar nicht die Gurken – sondern die Sprossenzüchtungen eines Anzuchtbetriebes in Bienen- büttel bei Lübeck, der darauf- hin erst einmal seine Schotten dicht machen musste. Doch da

waren Import- und Exporthan- del mit Teilen der iberischen Halbinsel bereits ein wenig in Schieflage geraten. Dabei hat- ten die Spanier sich wohl noch immer nicht vom Ausdruck

„Spanische Grippe“ erholt;

ein Etikett, das bis heute der schlimmsten Grippe-Epidemie der vergangenen hundert Jahre anhaftet. Genau deshalb taufte die WHO 2002 eine ähnliche Erkrankung nicht „Chinesische Grippe“, sondern SARS (severe acute respiratory syndrome).

Stigmatisierend In England heißen die Masern bis heute

„german measles“, mit der

„Englischen Krankheit“ be- zeichneten unsere Altvorde- ren hingegen die Rachitis. Die Syphilis hat auch den Bein- amen „Franzosenkrankheit“

– wobei bei den Geschlechts- krankheiten immer der Hang bestand, die Benennung je- weils „anderen“ Ländern zuzu- schieben (sie hieß in Russland die „Polnische Krankheit“, in Polen wiederum die „Deutsche Krankheit“.) Auch Professi- onen waren nicht sicher: Die Legionärskrankheit, über- tragen durch die Klimaanlage eines Hotels, verunglimpfte gleich einen ganzen Berufs- stand. So übrigens auch die

„Schweinehüterkrankheit“ und die „Erbsenpflückerkrankheit“, die 1967 kurzzeitig mit dem

„Marburg-Virus“ in Zusam- menhang gebracht wurden. ■ Alexandra Regner, PTA und Journalistin AUFGABE DER WHO

Die Weltgesundheitsorga- nisationkoordiniert unter anderem die Bekämpfung von übertragbaren Krank- heiten und gibt Epidemie- warnstufen heraus. Sie erstellt außerdem jährlich den Weltgesundheitsbe- richt.

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