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Pionierleistung für psychotherapeutisches Qualitätsmanagement

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Bayerisches Ärzteblatt 1/2004 61

KVB informiert

Noch haben Ärzte und Psychotherapeuten die Möglichkeit, die Qualität ihrer Leistungen in eige- ner Regie zu definieren und zu sichern. Dies be- tonten die Referenten eines Seminars zum The- ma „Qualitätsmanagement, Qualitätssicherung und Praxiszertifizierung in der Psychotherapie“, das Ende November im Ärztehaus Bayern in München stattfand. Eingeladen zu der Veranstal- tung hatte der Landesverband Bayern in der Deutschen Gesellschaft für Psychotherapeuti- sche Medizin (DGPM). Für ihr Erscheinen konn- ten die Teilnehmer außerdem Fortbildungspunkte der Bayerischen Landesärztekammer erhalten.

Kein Wunder also, dass der große Saal des Ärz- tehauses Bayern bis auf den letzten Platz gefüllt war.

Der erste Referent war Dr. Andreas Hell- mann, Ressortbeauftragter für Qualitätsma- nagement (QM) des Vorstandes der Kassen- ärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB). Sein Credo: „Qualität ist Normalität in jeder Pra- xis.“ Hellmann schilderte die neuen gesetz- lichen Vorgaben zur Einführung eines praxis- internen QM sowie zur Teilnahme an Maß- nahmen der Qualitätssicherung, beschrieb QM-Verfahren und informierte über das Be- ratungs- und Seminarangebot der KVB.

Allen Interessierten riet er, ein umfassendes QM-Konzept zu realisieren, statt über Flick- schusterei Qualität zu sichern. Außerdem stellte das KVB-Vorstandsmitglied die Er- gebnisse einer aktuellen Umfrage in 38 quali- tätszertifizierten Praxen in Bayern vor: Über 80 % der Befragten hätten durch QM Zeit eingespart, ihre Kommunikationsstruktur so- wie die Informationsabläufe verbessert, über 70 % meinten, ihr Praxisklima habe sich ver- bessert und ihre Mitarbeiter seien nun moti- vierter. Nach Hellmann betrat Roger Jaeckel, Leiter der Landesvertretung Baden-Würt- temberg des Verbandes der Ersatzkassen (VdAK), das Podium. Der Kassenvertreter bedauerte, dass die Kassen bei der Qualitäts- sicherung wenig Mitsprache hätten, er sähe aber durch die neue Gesundheitsreform gute Chancen, Qualität mit den Kassenärztlichen Vereinigungen zu fördern: „Alle werden zu- künftig daran gemessen werden, dass sie ein internes QM-System haben und weiterent- wickeln.“ Jaeckels Vision für einen zukünfti- gen Qualitätswettbewerb: selektive Verträge der Krankenkassen mit den besten Leistungs- erbringern. Doch mit dieser Vorstellung rief er den Unmut einiger Gäste hervor: „In der

Psychotherapie ist es schwierig zu sagen, wer der Beste ist, und entsprechende Qualitäts- richtlinien festzulegen“, so ein Zuhörer aus dem Plenum.

Netzwerkgedanke

Dagegen erhielt Dr. Birgit Klingl-Rump, Fachärztin für Psychotherapeutische Medi- zin, lang anhaltenden Applaus für ihren an- schaulichen und mit Beispielen aus dem eige- nen Praxisalltag versehenen Vortrag. Die Münchnerin ließ im Sommer 2002 als erste Psychotherapeutin zusammen mit Dr. Andrea Schleu ihre Einzelpraxis zertifizieren. Die Moderatorin der Veranstaltung, Dr. Irmgard Pfaffinger, kündigte sie daher als „Pionierin“

auf diesem Gebiet an. Nach der Zertifizie- rung hatte sich Dr. Klingl-Rump mit anderen engagierten Psychotherapeuten ausgetauscht und im Zuge dessen ein gemeinsames QM für psychotherapeutische Praxen initiiert. Das Konzept sieht ein Netzwerk von Psychothera- peuten-Praxen vor, indem jeder Beteiligte sei- ne Auffassung von QM mit einbringen kann.

„Mir hat diese Art QM geholfen, meine Pra- xis auch einmal aus einem anderen Blickwin- kel zu betrachten. Ich war erstaunt, dass das, was ich für normal erachte, von anderen als Qualitätsmerkmal bewertet wurde“, so Dr.

Klingl-Rump. Jedes Netzwerkmitglied erhält ein Zertifikat, wobei nur einzelne Praxen ex- tern begutachtet werden (Stichprobenverfah- ren). Neben den QM-Fachleuten ist dabei auch stets ein Psychotherapie-Fachmann mit von der Partie. Alle Praxen des Netzwerks

werden indes auch vor Ort von ausgebildeten Auditoren aus dem Netzwerk im Sinne eines internen Audits begutachtet und damit für die externe Prüfung optimal vorbereitet. Basis des QM sei laut Dr. Klingl-Rump ein spe- zielles Handbuch – eine Art Leitfaden –, das von jedem Teilnehmer persönlich bearbeitet werden muss. Dieses kann individuell an jede Praxis angepasst werden, und nur ein mini- maler Teil der Prozeduren muss zwingend be- schrieben werden. Darüber hinausgehende Einträge seien freiwillig. Jedes Mitglied im Netzwerk könne jederzeit aussteigen oder sich auch außerhalb des Netzwerks zertifizie- ren lassen. Die Vorteile des Netzwerk-Kon- zepts: erhebliche Kostenersparnis gegenüber der individuellen Überprüfung und eine kon- tinuierliche Weiterentwicklung des QM mit Einarbeitung relevanter Neuerungen. Denn:

„QM hört mit der Prüfung – dem so genann- ten Audit – nicht auf!“, so Dr. Klingl-Rump.

Außerdem biete das Konzept zusätzlichen Nutzen wie die Optimierung der Arbeitspro- zesse in der Praxis oder ein besseres Selbst- management des Therapeuten. Gegen Ende ihres Vortrags riet die Münchner Psychothe- rapeutin ihren Kollegen, keine Zeit zu ver- schenken: „Noch sind wir in der Situation, die Qualitätskriterien für die Psychotherapie selbst festzulegen – bevor uns von außen wel- che aufgedrückt werden, von Menschen, die nichts von Psychotherapie verstehen.“

Michael Anschütz (KVB)

Pionierleistung für psychotherapeutisches Qualitätsmanagement

Dr. Birgit Klingl-Rumps Appell: „Qualitätsmanage- ment bringt die Psychotherapeuten zusammen.“

Diskutierten den Nutzen von Qualitätsmanage- ment für Patienten und Therapeuten: Gäste des Fortbildungsseminars zur Qualitätssicherung in der Psychotherapie.

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