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HAUS- UND FAMILIENARBEIT

ZUSTÄNDIGKEIT IM HAUSHALT

Ergebnis der Onlinebefragung

Abb. 57: Arbeitsaufwand im Haushalt (in Prozent; N=593; ohne «keine Angabe»)

Abb. 58: Arbeitsaufwand Partner/-in im Haushalt (in Prozent; N=676; ohne «keine Angabe»)

Zusammenfassung

Der Arbeitsaufwand im Haushalt wird zum grossen Teil von den Frauen erledigt.

Frauen und Männer schätzten den Aufwand der Frauen im Haushalt im Durchschnitt auf 24 bis 26 Stunden, denjenigen der Männer auf sechs bis sieben Stunden. Bei Kin-der unter einem Jahr ist diese Differenz noch deutlicher. Frauen stellen sehr oft fest, dass sie die Hauptverantwortung tragen und dass sie zwischen den vielfältigen

Auf-gaben in der Familie, Freizeit, eventuell auch Beruf u.a., einer Dauerbelastung aus-gesetzt sind.

AUS DEM FRAGEBOGEN

Wer ist während der Arbeitswoche in Ihrem Haus-halt zu wie viel Stunden für Hausarbeit zuständig?

(Anzahl Stunden pro Akteur pro Woche)

57

Arbeitsaufwand im Haushalt (in Prozent; N=593; ohne k.A.)

Mann Frau Total

Arbeitsaufwand Partner/in im Haushalt (in Prozent; N=676; ohne k.A.)

Mann Frau Total

Männer schätzen den Arbeitsaufwand der Frauen im Haushalt ziemlich exakt gleich ein wie die Frauen selbst. 43 Prozent der Frauen rechnen mit einem eigenen Arbeitsaufwand von über 20 Stunden, 44 Prozent der Männer schätzen den Aufwand der Partnerin eben-falls auf über 20 Stunden. Im Mittelwert schätzen die Männer ihren eigenen Aufwand auf 7 Stunden, die Frauen ihren eigenen Aufwand auf 24 Stunden pro Woche.

In Bezug auf den Beitrag der Männer gehen die Meinungen allerdings auseinander. 74 Prozent der Frauen denken, dass der Partner bis maximal 5 Stunden pro Woche im Haus-halt mithilft. Das meinen jedoch nur 55 Prozent der Männer, während die anderen einen höheren Eigenbeitrag vermuten. Im Mittelwert schätzen die Männer den Aufwand ihrer Partnerinnen auf 26 Stunden, die Frauen den Aufwand ihrer Partner auf 6 Stunden.

Kinder unter 1 Jahr

Was die Zuständigkeit für Hausarbeit (Kochen, Abwaschen, Einkaufen, Putzen, Aufräu-men, Waschen, Bügeln) anbelangt, scheint der Aufwand bei Frauen mit Kindern unter einem Jahr deutlich höher als bei denjenigen mit älteren Kindern. Mehr als 76 Prozent gaben an, dass sie pro Arbeitswoche mehr als 20 Stunden für diese Tätigkeiten aufwen-den, im Vergleich zu 45 Prozent der Frauen mit älteren Kindern.

Ein grösserer Aufwand wird auch bei den Partnern festgestellt. So geben über 67 Prozent der befragten Frauen an, dass ihre Partner zwischen 5 und 20 Stunden pro Woche im Haushalt mitarbeiten würden, während dies nur 46 Prozent der Frauen mit älteren Kin-dern angeben. Eltern – Mütter wie Väter – sind somit im Falle von sehr jungen KinKin-dern besonders stark beansprucht.

Kommentare im Fragebogen

In den Kommentaren weisen viele darauf hin, dass die Schätzung der Anzahl Stunden sehr schwierig sei, da viele Aufgaben ineinander übergehen und parallel erledigt wür-den. Ausserdem machen sich viele keine Gedanken darüber, wie viel Zeit sie mit der Hausarbeit verbringen.

Ergebnis aus den Fokusgruppen

In den Fokusgruppengesprächen wurde einerseits darauf hingewiesen, dass die Haupt-last der Hausarbeit in allen Fällen bei den Frauen liege. Andererseits wurde in diesem Zusammenhang auch stark auf die emotionale Komponente verwiesen. Viele Frauen würden durch ihr Hausfrauen- und Mutterdasein ihr vorheriges soziales Umfeld und ih-ren Freundeskreis, der oft auch mit der Erwerbstätigkeit verbunden sei, verlieih-ren. Der

«Trott», der sich mit dem Muttersein entwickle, wird als «ungut» wahrgenommen. Diese Aspekte des Mutterwerdens würden in Liechtenstein tabuisiert.

Viele Mütter berichteten dementsprechend auch, dass sie sich das Muttersein anders vor-gestellt hätten und sich dann schwer taten mit der Rolle, die von ihnen erwartet wurde.

«Man müsste auch einmal sehen, wie viele Frauen mit Kindern wahnsinnig einsam sind.»

wird das als schwierig empfunden, weil «das System in Liechtenstein die Frauen extrem abhängig» von den Männern mache. Als prägend und wegweisend wird hier von vielen Frauen die eigene Mutter wahrgenommen, ob sie berufstätig war oder eine Vollzeit-Fa-milienfrau. Je nachdem müssten sich die Frauen von dieser Vorstellung emanzipieren, um ihre eigene Rolle zu finden, aber das sei nicht immer einfach.

Was es bedeute, als Mutter erwerbstätig zu sein mit kleinen Kindern und dabei keine oder wenig Unterstützung durch den Partner im Haushalts- und Familienbereich zu bekommen, schilderten einige Frauen sehr eindrücklich. Sie berichteten von langen Arbeitstagen, nach deren Ende sie – manchmal auch aus schlechtem Gewissen wegen der eige-nen Erwerbstätigkeit – bewusst Zeit mit ihren Kindern ver-brächten, immer im Wissen darum, dass viel Hausarbeit auf sie warte, wenn diese zu Bett gegangen seien. So würden die Abende gefüllt mit Waschen, Aufräumen, Kochen für den nächsten Tag u.a. Zeit für sich selbst bleibe nur wenig.

Ein schlechtes Gewissen und das Gefühl, sich für das, was man macht, rechtfertigen zu müssen – anderen, aber auch sich selbst gegenüber –, sind bei manchen Müttern ein Dauerzustand. Der Rechtfertigungsdruck scheint sich zu verstärken, wenn neben der Er-werbstätigkeit, der Kinderbetreuung und der Hausarbeit auch noch eigene Bedürfnisse wie Sport oder andere Hobbys auftauchen.

Die Tätigkeiten als Hausfrau und Mutter wurden als sehr vielseitig und weitreichend be-schrieben. Den Alltag erleben Mütter teilweise überladen mit einer Vielzahl an Kleinig-keiten. Alle diese Dinge hätten Mütter in der Regel im Kopf. Diese Aufgaben, oder zumin-dest einige davon, an den Partner zu übergeben, wird als schwierig empfunden. Meistens sei es eher so, dass der Mann einzelne Aufgaben übernehme, die ihm von der Frau über-tragen würden. Die Hauptverantwortung für den Haushalt und die Familie, das Wissen darum, wer wann wo sein müsse und mit welcher Ausrüstung, obliege in fast allen Fällen den Frauen. Wenn man als Frau möchte, dass sich an dieser Aufteilung etwas ändere, dann müsse man bewusst Forderungen an den Partner stellen.

«Man müsste auch einmal sehen, wie viele Frauen mit Kindern wahnsinnig einsam sind.»

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