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Zusammenhang der ermittelten klinischen Befunde mit der Lebensqualität

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5.5. Zusammenhang der ermittelten klinischen Befunde mit der Lebensqualität

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anders gedeutet werden. Patienten in einem schlechten körperlichen Zustand mussten länger im Krankenhaus behandelt werden. Dieser Zusammenhang konnte statistisch signifikant in der vorliegenden Arbeit bestätigt werden. Mehr klinische Befunde, gleichzusetzen mit einem hohen K-Score, hatten einen längeren Krankenhausaufenthalt zur Folge. Es scheint verständlich, dass dabei auch die Lebensqualität abnahm. Unklar bleibt, ob die Lebensqualitätsbeurteilung durch den langen Krankenhausaufenthalt oder durch die vermehrten Symptome beeinflusst wurde.

5.5. Zusammenhang der ermittelten klinischen Befunde mit der Lebensqualität

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dass die Frage nach der Lebensqualität sicherlich hinter die Frage nach einer suffizienten Behandlung der Lungenmykose gestellt werden muss.

5.5.2. Zusammenhang des K-Score mit der Lebensqualität

Mit Hilfe von Gruppenvergleichen an den Zeitpunkten T2 und T3 konnten statistisch signi-fikante Zusammenhänge (p≤0,03) zwischen den ermittelten klinischen Befunden und den Lebensqualitätsangaben detektiert werden. Es zeigte sich, dass an beiden Zeitpunkten der Index-Wert von Patienten mit einem niedrigen K-Score statistisch signifikant höher war als bei Patien-ten mit einem hohen K-Score. Die Korrelationsberechnungen des K-Score mit den drei Global-maßen machten deutlich, dass der engste Zusammenhang zum Index-Wert besteht. Das kam an den Messterminen T2 und T3 durch mittlere Korrelationskoeffizienten zwischen 0,5 und 0,7 und an den Zeitpunkten T1 und T4 durch geringere Korrelationskoeffizienten zum Ausdruck. Diese Ergebnisse stehen im Widerspruch zu den Angaben in der Literatur, welche die Korrelations-stärke zwischen subjektiven Lebensqualitätsangaben und objektiven medizinischen Parametern

< 0,4 einstufen146. Auch ZITTOUN et al. stellten keine statistisch signifikanten Korrelationen ihres

„morbidity score“ mit dem Globalmaß des QLQ-C30-Fragebogens fest, einzig die physische Funktionsfähigkeit war mit ihm korreliert.147. Für die in der vorliegenden Arbeit gefundenen und unerwarteten Ergebnisse werden folgende Erklärungsansatzpunkte diskutiert:

Unter der Voraussetzung, dass mit dem K-Score wirklich der klinische Gesundheitsstatus eines Patienten erfasst wurde, könnte der gefundene Zusammenhang von K-Score und Lebensqualität ein Hinweis daraufhin sein, dass die Lebensqualität durchaus vom klinischen Status beeinflusst wird. Besonders bei schweren, akut verlaufenden Krankheitsbildern wie der akuten myeloischen Leukämie, die mit einer Vielzahl von stark einschränkenden Symptomen einhergeht, könnte dieser Zusammenhang deutlich werden. Auch ZITTOUN wies auf die große Bedeutung des körperlichen Status für die Lebensqualität von Leukämiekranken hin148.

Unter Annahme dieser Hypothese stellt sich allerdings die Frage, warum für die anderen beiden Globalmaße der Lebensqualität kein stärkerer Zusammenhang zum K-Score gefunden werden konnte. Sowohl bei den Gruppenvergleichen zwischen Patienten mit vielen und wenigen Befunden als auch bei den Korrelationsberechnungen zeigten sich für den VAS-Wert und die GLQ keine oder geringere statistisch signifikante Zusammenhänge zum K-Score. Es könnte

146 Muthny, F.A.: Möglichkeiten und Grenzen der Messbarkeit der Lebensqualität (LQ). in: Schwarz, R. (Hrsg.):

Lebensqualität in der Onkologie II, 1995, Zuckschwerdt, München, 51-70.

147 Zittoun, R. et al.: Assessment of quality of life during intensive chemotherapy or bone marrow transplantation.

Psycho-Oncology, 8, 1999, 64-73.

148 Zittoun, R. et al.: Assessment of quality of life during intensive chemotherapy or bone marrow transplantation.

Psycho-Oncology, 8, 1999, 64-73.

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daher sein, dass der Index-Wert in seiner Beurteilung mehr Gewicht auf die körperlichen Aspekte der Lebensqualität legt. Diese These wird gestützt durch die Tatsache, dass in der vorliegenden Arbeit der Index-Wert hauptsächlich von der physischen Funktionsfähigkeit, der Rollenfunktionsfähigkeit und dem Vorhandensein von Schmerzen beeinflusst wurde (vgl. Tabelle 4-9). Im Unterschied dazu waren für die anderen beiden untersuchten Globalmaßen Fatigue, die soziale und die emotionale Funktionsfähigkeit ausschlaggebend.

Weiterhin muss der gefundene Zusammenhang zwischen der klinischen Statuseinschätzung mit dem K-Score und der Lebensqualitätsbeurteilung mit dem Index-Wert in folgender Hinsicht eingeschränkt werden. In dem Diagramm 4-16 wurde der Zusammenhang des Index-Wertes zum K-Score für den Zeitpunkt T3 graphisch dargestellt. Die meisten Patientenwerte lagen auf einer Geraden, was für einen starken, annähernd linearen Zusammenhang von K-Score und Index-Wert spricht. Anzunehmen ist daher, dass sich diese Patienten bei der Beurteilung ihrer Lebens-qualität, ausgedrückt im Index-Wert, in nahezu gleicher Intensität von ihrem momentanen, klinischen Status, eingefangen im K-Score, beeinflussen ließen. Gleichzeitig gab es jedoch Patienten, die in Bezug auf ihren K-Score und im Vergleich mit der Allgemeinheit „zu hohe“

oder „zu niedrige“ Index-Werte angaben. Mit einem statistischen Modell für gemischte Effekte konnte gezeigt werden, dass fünf Patienten ihre Lebensqualitätsangaben mit dem Index-Wert statistisch signifikant weniger von ihrem ermittelten Gesundheitsstatus abhängig machten als die restlichen Erkrankten. Auf die Besonderheiten jener Patienten wird im Kapitel 5.6.1. eingegan-gen. In der vorliegenden Arbeit konnte somit deutlich werden, dass der gefundene Zusammen-hang zwischen ermitteltem Gesundheitsstatus und Lebensqualität nicht für alle Patienten galt.

Darüber hinaus ist zu bedenken, dass es andere Variablen geben könnte, die den gefundenen Zu-sammenhang zwischen dem K-Score und dem Index-Wert moderieren. Auf eine solche Variable, die Länge der Krankenhausliegezeit, wurde am Ende des Kapitels 5.4. bereits hingewiesen.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass der gefundene Zusammenhang zwischen ermitteltem Gesundheitsstatus und Lebensqualität in vielerlei Weise relativiert werden musste. BULLINGER

behauptet, dass der klinische Gesundheitsstatus die Lebensqualitätsäußerungen zwar in gewissem Ausmaß determiniert, allerdings nur in funktionaler, körperlicher Hinsicht149. Unter Annahme der Hypothese, dass der Index-Wert die körperlichen Aspekte der Lebensqualität betont, stünde der ermittelte Zusammenhang von Index-Wert und K-Score im Einklang mit der Behauptung von BULLINGER. Deutlich wird mit diesen Überlegungen, dass die körperlichen

149 Bullinger, M.: Gesundheitsbezogene Lebensqualität und subjektive Gesundheit. Psychotherapie · Psychosomatik

· Medizinische Psychologie, 47,1997, 76-91.

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Verhältnisse alleine die subjektiv eingeschätzte Lebensqualität nicht hinreichend erklären können. Die Lebensqualität umfasst neben diesen Aspekten auch soziale und psychische Bereiche150. So fordern BAKER et al., dass individuelle Faktoren und Faktoren der Patientenum-gebung miteinbezogen werden müssen, um Lebensqualitätsdaten besser zu verstehen151.

5.6. Ergänzung und Integration qualitativer Daten in die Lebensqualitätserhebung