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Die erste Kerzen-Umfrage der Deutschen Um-welthilfe (DUH) hat sich zum Ziel gesetzt, der Bun-desregierung und anderen Entscheidungsträ-ger*innen exemplarisch anhand der Perspektiven aus der Kerzenbranche zu verdeutlichen, welche Hürden auf dem deutschen Markt existieren und beseitigt werden müssen, um das Ziel von 100%

nachhaltigen, entwaldungsfreien Palmöl-Liefer-ketten wirksam umzusetzen. Dazu wurden im Sommer 2020 52 Kerzenanbieter anonym zum Palmölgehalt verschiedener Kerzentypen, alter-nativen Rohstoffe, zum Bezug von Palmöl aus nachhaltigem Anbau, der Rückverfolgung zu Ur-sprungsplantagen, der Satellitenüberwachung von Waldgebieten sowie einer transparenten Kennzeichnung der Produkte befragt. Berechnun-gen der DUH leBerechnun-gen offen, dass die Mehrkosten für die Nutzung von Palmöl aus sozial- und umwelt-verträglichem Anbau nach Mindeststandards und von lange bestehenden Flächen, für die kein neuer Wald gerodet wurde, gering sind (Beispiel:

2,3- 2,7 Cent Mehrkosten je 100er-Packung Tee-lichter mit 50% Palmölanteil und unvermischtem zertifiziertem Palmöl („segregated“)). Der auf Freiwilligkeit basierende Ansatz der Bundesregie-rung zur Umstellung der Unternehmen auf Palmöl aus nachhaltigen Quellen ist jedoch ineffektiv – Verbraucher*innen können aufgrund der fehlen-den Deklarationspflicht Palmöl in Kerzen nicht identifizieren und Hersteller scheuen den Einsatz nachhaltigen Palmöls selbst bei überschaubaren Mehrkosten. Um Unternehmen zu einer Rückver-folgung ihres Palmöls zu Plantagen und dem si-cheren Ausschluss von Entwaldung und Men-schenrechtsverletzungen sowie der Unterstüt-zung von Kleinbauern zu bewegen, bedarf es ver-bindlicher gesetzlicher Maßnahmen: Eine Regu-lierung zum Import ausschließlich nachhaltig zer-tifizierten Palmöls, ein Lieferkettengesetz, wel-ches die Unternehmen darüber hinaus zur Rück-verfolgung und verbindlichen Maßnahmen ver-pflichtet, sowie eine Kennzeichnungspflicht für Palmöl auf allen Produkten.

Angesichts der Klimakrise und des Artensterbens unvorstellbar: im Jahr 2019 wurde durchschnittlich alle 6 Sekunden Primärwald in der Größe eines

Fußballfeldes gerodet. Die Gewinnung von Forst- und Agrarprodukten ist dabei der entscheidende Treiber der weltweiten Waldzerstörung. Die wach-sende Weltbevölkerung und steigende Lebens-standards erhöhen die Nachfrage nach Rohstoffen aus tropischen Gebieten, die immer mehr Anbau- und Weideflächen einfordern, darunter Palmöl, Holz und Papier, Fleisch, Leder, Kakao, Kaffee, Soja und Kautschuk. Aufgrund des Imports und Kon-sums entwaldungskritischer Rohstoffe sind Deutschland und die EU Schätzungen zufolge für über 10 % der globalen Waldzerstörung verant-wortlich („importierte Entwaldung“).

Durch einen Bezug von Palmöl ausschließlich aus nachhaltig zertifiziertem Anbau können Unterneh-men jedoch sicherstellen, dass Palmöl aus entwal-dungsfreiem Ölpalmanbau stammt und somit zu-mindest keine direkten Abholzungen verursacht.

Nachhaltig zertifiziertes, entwaldungsfreies Palmöl steht zudem auf dem Weltmarkt ausreichend zur Verfügung – jedoch mangelt es immens an Abneh-mern. Da die Kerzenbranche neben der Futtermit-telbranche den zweitgrößten Teil des bisher nicht-zertifizierten Palmöls in Deutschland zu verant-worten hat, konzentrierte sich die Umfrage auf das Segment der Kerzenhersteller und -händler. Im Jahr 2017 verbrauchte Deutschland durch Kerzen ganze 8 % des hierzulande verwendeten Palmöls.

Palmöl macht inzwischen mindestens ein Drittel der zur Kerzenherstellung eingesetzten Rohstoffe aus.

Um die Bundesregierung endlich zu gesetzlichen Maßnahmen zu entwaldungsfreien, nachhaltigen Lieferketten und Kennzeichnungspflichten bewe-gen zu können, spielt die Perspektive von Unter-nehmen, die Importgüter wie Palmöl verarbeiten, eine zentrale Rolle. Unternehmen tragen eine ge-sellschaftliche Verantwortung, ihre Rohstoffbe-schaffung nachhaltig zu gestalten und Lösungen auch auf gesetzlicher Ebene voranzutreiben. Ins-besondere die Kerzenhersteller haben sich an der vorliegenden Umfrage zu den nachhaltigen Be-standteilen von Kerzen stark beteiligt und positio-nieren sich überwiegend „pro“ gesetzliche Maß-nahmen rund um Mindeststandards und Deklara-tionspflicht.

Hintergrundbericht | Nachhaltiges Palmöl in Kerzen Deutsche Umwelthilfe e.V.

Zentrale Ergebnisse:

Paraffin versus Palmöl

» Fossiles Paraffin ist immer noch der belieb-teste Rohstoff für Kerzenwachse und wies bei Unternehmen, die diesen Rohstoff einsetzen, einen Anteil von 31 % bis 99,5 % auf. Palmöl ist der zweithäufigste Rohstoff und macht bei Unternehmen, die Palmöl als Brennmasse in Kerzen einsetzen, 7 % bis 85 % der eingesetz-ten Rohstoffe aus. Eine kleine Minderheit ver-zichtet auf den Einsatz von Palmöl.  Details in Kapitel 5.1

Alternative Rohstoffe

» Die meisten Unternehmen beziehen als Aus-gangsrohstoffe zur Herstellung ihrer Kerzen einen großen Anteil Paraffin und/oder Palmöl sowie ein oder mehrere andere Wachse in kleineren Mengen – darunter Raps-, Soja-, Bienen- oder tierisches Wachs.

Dieser Rohstoffmix ist der Spiegel der diver-sen Produktsortimente. Generell ist ein maß-voller Konsum möglichst nachhaltiger Kerzen zu empfehlen. Auf Basis der möglichen Vor- und Nachteile der verschiedenen Rohstoffe empfiehlt die DUH folgende Alternativen zu herkömmlichen fossilen Paraffinkerzen:

 Kerzen aus nachhaltig-zertifiziertem Palmöl (Mindeststandards wie der RSPO ergänzt durch Bio- oder Fairhandels-Sie-gel)

 Biomasse-Kerzen auf Basis von nachhalti-gen, organischen Abfällen

 Wachs auf Basis von ökologischem, heimi-schem Pflanzenöl (z.B. Rapsöl)

 Bienenwachskerzen mit Rohstoffen von ökologischen heimischen Imkern

 Nachhaltig gestaltete elektrische LED-Ker-zen

 Details in Kapitel 5.1

Palmölanteil je Kerzentyp – eine Blackbox

» In sehr vielen Kerzentypen kommt Palmöl zum Einsatz, darunter v.a. Maxilichter, Tee-lichter, Stabkerzen, Stumpenkerzen und Ker-zen im Glas. Auch BaumkerKer-zen und Grabker-zen können Palmöl enthalten. Der Anteil von Palmöl gegenüber anderen Rohstoffen

schwankt jedoch stark von Unternehmen zu Unternehmen, aber auch von Kerzentyp zu Kerzentyp. Bei Teelichtern besteht das Wachs beispielsweise zwischen 10 % und 100 % aus Palmöl – je nach Anbieter. Die Festlegung des Palmölanteils resultiert v.a. aus der Verfüg-barkeit der Rohstoffe und den Preisvorstel-lungen im Handel. Auch technische Voraus-setzungen und Brenneigenschaften können eine Rolle spielen.  Details in Kapitel 5.2 Was bedeutet „nachhaltig“?

» Um möglichst nachhaltige Kerzen zu produ-zieren, verfolgen die Unternehmen unter-schiedliche Strategien. Die häufigste Strategie ist der Umstieg auf 100 % nachhaltiges

Palmöl. Neben der Verwendung von Bienen-wachs sind die Nutzung von RapsBienen-wachs und Abfallbiomasse weitere prominente Strate-gien. Als wichtigster Treiber für den Umstieg auf nachhaltiges Palmöl wurde die Präferenz der Händler*innen identifiziert, da Endver-braucher*innen durch die fehlende Deklara-tion kaum Einfluss nehmen können.  Details in Kapitel 5.3

Nachzügler wollen teils aufholen – allerdings zu spät

» Während vier Unternehmen bereits seit 2014, 2018 bzw. 2019 vollständig auf nach-haltiges Palmöl umgestiegen sind, gaben die restlichen Unternehmen an, zumindest teil-weise nachhaltiges Palmöl einzusetzen (da-runter viele mit einem Zertifizierungsanteil von rund 50 %). Das von der Bundesregierung gesteckte Ziel, eine vollständige Umstellung bis Ende 2020 zu erreichen, verfehlen neun von dreizehn befragten Unternehmen. Fünf Unternehmen gaben an, den vollständigen Umstieg im Laufe des Jahres 2021 zu planen (4 Kerzenhersteller, ein Handelsunterneh-men), drei weitere Unternehmen erklärten, dies im Laufe des Jahres 2022 zu realisieren.

Damit signalisieren acht von neun Unterneh-men, die noch nicht bei 100 % nachhaltigem Palmöl waren, dass sie ihre Versäumnisse schnellstmöglich aufholen wollen. Den Um-stieg bis 2022 oder sogar danach

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gern ist unverantwortlich und zeigt den drin-genden Handlungsbedarf für den Gesetzgeber auf.  Details in Kapitel 5.4

Preisdruck verhindert Nachhaltigkeit

» Acht Kerzenhersteller betonten, dass der Preisdruck der Hauptgrund für eine ausblei-bende Umstellung auf ausschließlich nachhal-tiges Palmöl sei. Bei geringen Gewinnmargen könnten Kerzenproduzenten die Aufpreise für nachhaltiges Palmöl (u.a. von Kleinbauern) nicht alleine tragen und wünschten sich Un-terstützung der Handelsunternehmen, welche den Hauptabsatzmarkt darstellen. Eine feh-lende gesetzliche Regulierung, die zum Bezug nachhaltiger Palmöl-Produkte verpflichtet, wurde als weiterer Hauptgrund angegeben.

Nur eine gesetzliche Regelung (am besten EU-weit) könne sicherstellen, dass Palmöl aus Re-genwaldzerstörung aus dem deutschen Han-del ausgeschlossen wird und kein Wettbe-werbsnachteil für nachhaltige Unternehmen entsteht. Für viele Verbraucher*innen dürfte ein von der DUH geschätzter Preisaufschlag von 0,1 bis 17,3 Cent für eine Zertifizierung nach RSPO-Mindeststandards zudem akzepta-bel sein (je nach Kerzentyp, Palmölgehalt und Rückverfolgungsgrad).  Details in Kapitel 5.4

Gesetzliche Regelung – erheblicher Zuspruch

» Die Hälfte der Unternehmen (6 von 12) spricht sich explizit für eine Gesetzgebung zu nachhaltigem Palmöl aus, die die Umstellung auf nachhaltige Rohstoffe wie Palmöl regelt und alle Anbieter umfasst oder sehen dies so-gar als einzige Lösung an. Einen freiwilligen Ansatz zur Umstellung auf nachhaltiges Palmöl bevorzugt hingegen die andere Hälfte der Unternehmen.  Details in Kapitel 5.10 Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß: Rück-verfolgung bis zur Plantage kaum gegeben

» Um die Anbaubedingungen und den Stopp der Entwaldung in den Anbauregionen ge-nauer kontrollieren und verbessern zu kön-nen, muss die Lieferkette bis zur Plantage zu-rückverfolgt werden – auch bei zertifiziertem Palmöl, das laut Zertifizierungsnachweis ga-rantiert aus nachhaltigem Anbau stammt.

Denn Zertifizierungen weisen teilweise Män-gel in der Umsetzung ihrer Vorgaben auf, de-nen Unternehmen durch eigene Maßnahmen entgegenwirken müssen. Die Ursprungsplan-tagen kennen bislang allerdings nur zwei der 13 Kerzenanbieter – und das sogar nur teil-weise. Zwei weitere Unternehmen können ihr Palmöl zumindest bis zu den Ölmühlen zu-rückverfolgen. Die Ergebnisse zeigen die Not-wendigkeit gesetzlicher Maßnahmen, die eine Rückverfolgung über direkte Zulieferer in Eu-ropa hinaus ausweiten und zu einer Identifi-zierung und Offenlegung der Herkunftsplan-tagen führen. Volle Transparenz entwal-dungskritischer Lieferketten muss auf deut-scher und EU-Ebene durch ein wirkungsvolles Lieferkettengesetz zu Sorgfaltspflichten über Menschenrechte und Entwaldung verpflich-tend werden.  Details in Kapitel 5.5

Satellitengestützte Überwachung zum Schutz ver-bliebener Wälder vernachlässigt

» Keines der zehn Unternehmen, die sich zum Punkt Satellitenbildnachweise geäußert ha-ben, nutzt diese bisher zur Prüfung der Ent-waldung in der Anbauregion (z.B. im Umkreis der Lieferanten). Mangelnde Kenntnisse zu den Satellitendienstleistern, Unwissen über die Herkunftsplantagen oder eine schwierige Umsetzbarkeit werden als Begründungen auf-gezählt, warum die Möglichkeit der Satelliten-überwachung bislang nicht genutzt wird.

 Details in Kapitel 5.7

Zertifizierungssysteme für nachhaltiges Palmöl

» Von den befragten Unternehmen werden ak-tuell drei Zertifizierungssysteme genutzt, um sicherzustellen, dass das für die Kerzenher-stellung verbrauchte Palmöl nachhaltig pro-duziert wird. 9 der 13 befragten Unterneh-men nutzen den RSPO (Runder Tisch für nach-haltiges Palmöl), zwei Unternehmen setzen auch Rainforest Alliance-zertifiziertes Palmöl ein, eines davon zusätzlich noch Ecocert-zerti-fiziertes Palmöl (schreibt einen Bio-Anteil vor).  Details in Kapitel 5.6

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Gezielte Unterstützung von Kleinbauern – leider noch eine Seltenheit

» Obwohl Kleinbauern rund 40 % des weltwei-ten Palmöls produzieren, stammen derzeit nur etwa 10 % des nachhaltigen Palmöls von ihnen. Die Einbindung von Kleinbauern in nachhaltige Lieferketten und eine faire Unter-stützung ist jedoch unabdingbar für eine nachhaltige Entwicklung der Tropenländer.

Für den Verkauf ihrer Ernte sind Kleinbauern dabei häufig von der Abnahme und von Preis-vorgaben umliegender Großplantagen und Öl-mühlen abhängig und können keine großen Investitionen in nachhaltigere Anbauprakti-ken erübrigen (z.B. Weiterbildungen, Neupflanzung, besseres Saatgut). Bislang setzt sich nur ein Kerzenhersteller glaubwür-dig durch den Erwerb von Kleinbauern-Zerti-fikaten für die Einbindung von unabhängigen Kleinbauern in das System des nachhaltigen Anbaus ein. Drei weitere Unternehmen ga-ben an, Kleinbauern zu unterstützen, indem RSPO-zertifiziertes Palmöl bezogen wird. Es fehlten leider nähere Angaben und Nach-weise dazu, inwiefern in ihren Lieferketten abhängige oder unabhängige Kleinbauern in-volviert sind, sodass ein abschließendes Urteil nicht möglich war. Bei den allermeisten Un-ternehmen besteht somit großer Nachholbe-darf bei der nachweislichen Unterstützung von Kleinbauern (vgl. Forderungen im DUH Kerzencheck). Als Bedingung für eine freiwil-lige Unterstützung bzw. nachweislichen Bezug von nachhaltigem Palmöl von Kleinbauern wurde am häufigsten ein wirtschaftlich ver-tretbarer Preis genannt, was auf eine Wett-bewerbsproblematik hindeutet.  Details in Kapitel 5.8

Deklarationspflicht für Palmöl auch für Non-Food-Produkte notwendig & gewollt

» Zwei Drittel der befragten Unternehmen ist für die Deklarationspflicht zu eingesetzten Rohstoffen bzw. Palmöl oder steht dieser neutral gegenüber. Lediglich ein Drittel der Unternehmen lehnt eine Kennzeichnungs-pflicht ab. Gründe für die Ablehnung scheinen jedoch überwindbar: So schwanke die Roh-stoffzusammensetzung der Kerzen teils, es sei

wenig Platz auf dem Etikett und Übersetzun-gen in andere Sprachen wolle man vermei-den.  Details in Kapitel 5.9

» Zur Kennzeichnungspflicht des nachhaltigen Ursprungs der Inhaltsstoffe sieht das Bild ähnlich aus – hier ist sogar nur eine Minder-heit von zwei Unternehmen gegen eine „Sie-gel-Pflicht“ (15 %). Die Stichprobe der Um-frage ist zwar nicht sehr groß, jedoch ist die Tendenz zugunsten einer gesetzlichen Rege-lung v.a. bei den Kerzenproduzenten eindeu-tig. Damit unterstützt der Großteil der befrag-ten Unternehmen die Forderung der DUH für eine gesetzliche Deklarationspflicht der ver-wendeten Rohstoffe sowie die verpflichtende Angabe des Nachhaltigkeitssiegels. Dies sollte analog für alle Non-Food Produkte gelten, da-mit auch Reinigungs- und Pflegeprodukte und viele andere Produkte abgedeckt werden – anders haben Verbraucher*innen keine Chance, sich beim Einkaufen bewusst für mehr Regenwaldschutz und umwelt- und so-zialverträglichere Arbeitsbedingungen zu ent-scheiden.  Details in Kapitel 5.9

Reichweite der Lieferketten nutzen: Nachhaltiges Palmöl in Produktions- und Absatzländern stärken

» Die befragten Kerzenproduzenten und Han-delsunternehmen stellen insgesamt in min-destens 12 Ländern ihre Kerzen her bzw. las-sen diese dort herstellen. Polen, China, Viet-nam und Indonesien waren neben Deutsch-land die am häufigsten angegebenen Produk-tionsstandorte. Somit können Kerzenanbieter den Umstieg auf nachhaltiges Palmöl auch in anderen Ländern maßgeblich vorantreiben, wenn sie Zulieferer zum vollständigen Um-stieg auffordern. Insbesondere Länder wie China, Indien oder Indonesien benötigen ex-terne Anreize, um nachhaltiges Palmöl über-haupt maßgeblich beim eigenen Konsum zu berücksichtigen.  Details in Kapitel 5.11

» Zudem vertreiben die befragten Kerzenprodu-zenten und Handelsunternehmen ihre Kerzen in mindestens 17 Ländern – entweder aus-schließlich in Europa oder weltweit (z.B.:

USA, Moldau, Kanada, China). Somit können insb. Unternehmen mit internationaler Aus-richtung auch Märkte außerhalb der EU zum

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Thema nachhaltige Kerzen und nachhaltiger Konsum beeinflussen, indem sie grüne Pro-duktlinien im Ausland bewerben und fördern.

 Details in Kapitel 5.11

Weitere Forderungen der Unternehmen

» Bei der offenen Frage nach weiteren Forde-rungen an die Politik war die häufigste Nen-nung die Notwendigkeit einer europäischen, gesetzlichen Regelung zur Etablierung eines nachhaltigen Palmölmarkts. Weitere Forde-rungen waren eine einheitliche Regelung für alle Branchen, die Förderung europäischer Rohstoffe, eine Siegel-Pflicht, eine Besteue-rung nicht-nachhaltiger Rohstoffe, eine finan-zielle Förderung kleiner Unternehmen sowie mehr politische Zusammenarbeit mit Landes-regierungen und Behörden der Anbauländer zur Einhaltung und kontinuierlichen Verbesse-rung der Umsetzung von Mindeststandards.

 Details in Kapitel 5.12

Kerzen, die für viele Menschen ein Symbol für Ruhe, Hoffnung und Feierlichkeit darstellen, soll-ten nicht länger Schlusslicht bei der Umstellung auf entwaldungsfreies Palmöl aus umwelt- und sozial-verträglichem Anbau sein. Der Raubbau an Regen-wäldern für große Ölpalm-Monokulturen darf nicht länger durch einen „blinden“ Rohstoffein-kauf von Unternehmen, die Produkte in Deutsch-land vertreiben, unterstützt werden. Unterneh-men aus allen Sektoren müssen die Klimakrise und den immensen Rückgang der Artenvielfalt endlich ernst nehmen und verstärkt Maßnahmen umset-zen. Die Bundesregierung muss die gesetzlichen Rahmenbedingungen schaffen, um die Schlupflö-cher zum Einsatz von Palmöl aus Entwaldung und Ausbeutung zu beseitigen, statt weiter auf Freiwil-ligkeit zu bauen. Einerseits müssen Verbrau-cher*innen in ihrem Wunsch nachhaltig zu konsu-mieren durch eine verpflichtende Kennzeichnung von Palmöl unterstützt werden. Andererseits müs-sen gesetzliche Mindeststandards für sozial- und umweltverträgliches Palmöl beim Import von Palmöl-Produkten sichergestellt werden, damit die Verantwortung des nachhaltigen Konsums nicht nur auf den Schultern der Konsument*innen las-tet.

Abbildung 1: Regenwald in Indonesien. Foto: DUH

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