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Einsatz von 100 % nachhaltigem, entwaldungsfreiem Palmöl – geringe

5. Ergebnisse und Diskussion

5.4 Einsatz von 100 % nachhaltigem, entwaldungsfreiem Palmöl – geringe

Mehrkosten

» Alle dreizehn an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen gaben an, dass Nachhaltigkeit im Allgemeinen eine Rolle für sie spiele. Je-doch beziehen nur vier Unternehmen bereits ausschließlich nachhaltiges Palmöl für ihre Kerzen. Die Unternehmen gaben an, 100 %

nachhaltiges Palmöl bereits in 2014, 2018 oder 2019 erreicht zu haben (einmal keine

Angabe).

» Auch wenn allen Unternehmen Nachhaltigkeit ein wichtiges Anliegen ist – der Ausschluss von Palmöl aus unsicheren Quellen wurde bis-lang nur von vier Unternehmen vollzogen.

Fünf Unternehmen nutzen lediglich teilweise nachhaltig zertifiziertes Palmöl und beziehen weiterhin Palmöl aus unsicheren Quellen.

» Vier Unternehmen begründen die Ausrich-tung auf nachhaltiges Palmöl mit den Kun-denanforderungen (drei Kerzenhersteller, ein Lebensmitteleinzelhandelsunternehmen). Da die Anforderungen zu nachhaltigen Kerzen bei Endverbraucher*innen bisher noch wenig ausgeprägt sind, dürften die Anforderungen an nachhaltiges Palmöl bislang vor allem sei-tens der Handelsunternehmen, gestellt wer-den (vgl. Kapitel 5.2). Ein Kerzenhersteller re-sümiert: „Die Macht des Handels ist stärker als die Macht der Produzenten.“

Exkurs: DUH Kerzencheck

Der DUH Kerzencheck, der im Anschluss an die Umfrage durchgeführt wurde, liefert ein genaue-res Bild zum Stand der Umsetzung bzw. Transpa-renz der Angaben durch 52 ausgewählte Kerzenan-bieter. Es wurde untersucht, welche Kerzenanbie-ter auf dem deutschen Markt der Zielvorgabe der Bundesregierung zur Verwendung von 100 % nachhaltigem, entwaldungsfreiem Palmöl bis zum Jahr 2020 möglicherweise nicht freiwillig nach-kommen. Die Unternehmen wurden entsprechend ihrer Webseitenangaben zum Ausschluss nicht-nachhaltig zertifizierten Palmöls bewertet und es wurde ihnen überdies eine Frist zur Verbesserung ihrer Transparenz eingeräumt – zahlreiche Ker-zenanbieter blieben jedoch intransparent (siehe folgende Abbildung). Für Verbraucher*innen, die Kerzen von diesen Kerzenanbietern kaufen, be-steht weiterhin das Risiko, Palmöl aus unsicheren Quellen und damit möglichweise aus neuen Re-genwaldrodungen zu unterstützen.

29%

12%

6%

40%

13%

Es wird angegeben, dass das verwendete Palmöl zu 100 Prozent aus nachhaltigem Anbau bezogen wird.

Es wird angegeben, wie viel des verwendeten Palmöls bisher aus nachhaltigem Anbau bezogen wird.

Es wird angegeben, dass Palmöl aus nachhaltigem Anbau bezogen wird, ohne dessen Anteil

offenzulegen.

Es wird nicht angegeben, ob das verwendete Palmöl aus nachhaltigem Anbau stammt ODER ob überhaupt Palmöl verwendet wird.

Es wird angegeben, dass kein Palmöl verwendet wird.

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Höhe des Anteils nachhaltigen Palmöl am Gesamt-palmöleinsatz in Kerzen

» Wie hoch der Anteil von nachhaltig zertifizier-tem Palmöl am gesamten über Kerzen bezo-genen Palmöl im Unternehmen ist, beantwor-teten elf von dreizehn Unternehmen. Ein Un-ternehmen nutzt kein Palmöl, ein weiteres gab an, dass weniger als 0,5 % Palmöl in der Fertigung eingesetzt wird und enthielt sich bei der Angabe zur Nachhaltigkeit. Zwei Un-ternehmen sahen sich als Nicht-Kerzenprodu-zenten nicht in der Verantwortung und gaben keine Anteile an.

» Nur vier Unternehmen gaben an, zu 100 % nachhaltig zertifiziertes Palmöl in ihren Ker-zen zu verarbeitet35, ein Unternehmen ver-wendet zu 99 % nachhaltiges Palmöl (Abbil-dung 9).

35 im Bezugszeitraum 2019 oder ohne Angabe des Jahres

» Ein Anteil von 80 % nachhaltigem Palmöl wurde in 2019 von einem Kerzenhersteller er-reicht. Drei Unternehmen gaben an, rund 50 % des Palmöls aus nachhaltigem Anbau zu beziehen (Bezugsjahre 2019 und 2020). Eine Angabe erfolgte mit > 50 %, was offenlässt, wie groß die Lücke wirklich ist.

Je größer und bekannter Unternehmen sind, desto stärker stehen sie im Fokus der Öffentlichkeit.

Diese Unternehmen sind vermutlich eher bereit, einem eventuellen Reputationsrisiko vorbeugend entgegenzuwirken und auf 100 % nachhaltiges Palmöl in der beauftragten Kerzenproduktion zu bestehen. Dies erklärt vermutlich teilweise warum gerade zwei Lebensmitteleinzelhandelsunterneh-men und ein Einrichtungshaus aus der Umfrage be-reits bei 100 % nachhaltigem Palmöl in Kerzen an-gelangt sind. Kerzenhersteller sind tendenziell we-niger bekannt unter Verbraucher*innen, weshalb die meisten Kerzenhersteller vermutlich von sich

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Kerzenhersteller Kerzenhersteller Handelsunternehmen Handelsunternehmen Handelsunternehmen Kerzenhersteller Kerzenhersteller Handelsunternehmen Kerzenhersteller

Anteil nachhaltiges Palmöl an der Gesamtmenge des bezogenen Palmöls

Abbildung 9: Anteil an nachhaltigem Palmöl an der Gesamtmenge des vom Unternehmen bezogenen Palmöls. Der Anteil von nachhaltigem Palmöl aller Produktsegmente der Handelsunternehmen ist teilweise nicht der gleiche wie der im Kerzen-segment. Der Versandhandel hat angegeben, dass mehr als die Hälfte des bezogenen Palmöls aus nachhaltigem Anbau stamme – der genaue Anteil bleibt unklar.

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aus wenig Druck verspüren ihre Eigenmarken – in-sofern sie diese führen – auf nachhaltiges Palmöl umzustellen bzw. konventionelles, unzertifizier-tes Palmöl auszuschließen. Der ergänzende DUH Kerzencheck wirkt dieser Situation entgegen, in-dem er das Bewusstsein der Konsument*innen für die verschiedenen Kerzenanbieter und deren häu-fig zu geringen Bemühungen zum transparenten Ausschluss nicht-nachhaltigen Palmöls schärft.

Vollständige Umstellung auf nachhaltiges Palmöl – ab wann?

» Den Ausschluss nicht-nachhaltigen Palmöls streben elf Unternehmen an bzw. haben ihn bereits erreicht – lediglich ein Kerzenherstel-ler verwendet kein Palmöl und das Großhan-delsunternehmen sieht sich nicht als zustän-dig. Diese Haltung ist jedoch aus Sicht der DUH stark fragwürdig, da wie in diesem Kapi-tel bereits beschrieben, Handelsunternehmen eine wichtige Rolle beikommt, um nachhal-tige Produkte einzufordern. Es muss gesetz-lich sichergestellt werden, dass alle Palmöl-Produkte im deutschen Handel Palmöl nur noch dann enthalten dürfen, wenn es aus nachhaltigem Anbau stammt (vgl. Kapitel 5.9).

Um die Last nicht nur auf die Schultern der Handelsunternehmen zu legen, fordert die DUH, insbesondere Importeure von Palmöl-Ware in die Verantwortung zu nehmen.

» Das von der Bundesregierung gesteckte Ziel, eine Umstellung bis Ende 2020 zu erreichen, verfehlen neun von dreizehn befragten Unter-nehmen. Fünf Unternehmen nehmen sich laut Umfrage vor, den vollständigen Umstieg im Laufe des Jahres 2021 zu schaffen (4 Ker-zenhersteller, ein Handelsunternehmen), drei weitere Unternehmen im Laufe des Jahres

36 Laut Meo Carbon Solutions (2018, "Der Palmölmarkt in Deutschland im Jahr 2017") bestehen Kerzen auf dem deutschen Markt (über alle Kerzentypen gemittelt) zu 35-50 % aus Palmöl. Wie in Abbildung 7 dargestellt, ergeben die Ergebnisse der DUH Umfrage, dass Teelichte im Durchschnitt 45 % Palmöl enthalten und Stabkerzen 41,7 %. Die Spanne sowie der jeweilige Mittelwert wurden den Preisberechnungen zu Grunde gelegt.

37 Weitere Informationen zu Handelsmodellen finden Sie in Kapitel 5.5; so können z.B. auch MB- und SG-Palmöl, welches je-doch überwiegend von großen Plantagen angeboten wird, Kleinbauern zu Gute kommen, falls diese Kleinbauern durch einen Ankauf ihrer Ernte zu fairen Preisen und Bedingungen unterstützen.

Beispielrechnung: Mehrkosten für Kerzen mit nachhaltigem Palmöl nach Mindeststandard RSPO

Aktuelle Aufpreise für nachhaltiges Palmöl nach dem Mindeststandard RSPO (Kapitel 7.2, Seite 41) ergeben nur eine minimale Preiserhöhung, die teil-weise für Endverbraucher*innen kaum zu spüren wäre (Details der Berechnung in Kapitel 7.3, Seite 42). Je nach Kerzen oder Packungsgröße, Handels-modell und Verarbeitungsstufe des Palmöls rei-chen die Aufpreise von unter 0,1 Cent bis zu etwa 17 Cent.

Während Verbraucher*innen geringe Mehrkosten vermutlich nicht scheuen würden, gaben verschie-dene Kerzenproduzenten gegenüber der DUH an, dass diese Aufpreise für Sie einen merkbaren Un-terschied machen würden, und von den Kund*in-nen bzw. den Handelsunternehmen mitgetragen werden müssten.

Beispiel 1: 100er Packung Teelichter (ca. 1,33 kg):

Preisaufschläge je 100er-Packung Teelichter von 0,2 bis 17,3 Cent je nach Palmölgehalt36, Verarbei-tungsgrad und Handelsmodell (B&C von unabhän-gigen Kleinbauern, B&C von großen Zulieferern, MB oder SG)37:

 35 % Palmölanteil führt zu Preisaufschlag von 0,2 - 6,1 Cent

 45 % Palmölanteil führt zu Preisaufschlag von 0,2 - 7,8 Cent

 50 % Palmölanteil führt zu Preisaufschlag von 0,2 - 8,7 Cent

 100 % Palmölanteil führt zu Preisaufschlägen von 0,5 - 17,3 Cent

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Beispiel 2: 8er Packung Stabkerzen (ca. 510 g):

Preisaufschläge je 8er-Packung Stabkerzen von 0,1 bis 12,8 Cent je nach Palmölgehalt, Verarbeitungs-grad und Handelsmodell (B&C von unabhängigen Kleinbauern, B&C von großen Zulieferern, MB oder SG):

 35 % Palmölanteil führt zu Preisaufschlag von 0,1 - 4,5 Cent

 41,7 % Palmölanteil führt zu Preisaufschlag von 0,1 - 5,3 Cent

 50 % Palmölanteil führt zu Preisaufschlag von 0,1 - 6,4 Cent

 100 % Palmölanteil führt zu Preisaufschlägen von 0,2 - 12,8 Cent

2022 (2 Kerzenhersteller, ein Handelsunter-nehmen). Damit signalisieren acht von neun Unternehmen, die noch nicht bei 100 % nach-haltigem Palmöl waren, dass Sie ihre Ver-säumnisse schnellstmöglich aufholen wollen.

» Zwei Unternehmen setzen kein Palmöl in ih-ren Kerzen ein (ein Kerzenhersteller und ein Handelsunternehmen). Der Kerzenhersteller begründet den Palmöl-Ausschluss mit einer Ausrichtung auf nachhaltigere Rohstoffe. Dort wird hauptsächlich Paraffin genutzt, ergänzt mit Bienen-, Raps- und tierischem Wachs so-wie anderen pflanzlichen Wachsen. Aus Sicht der DUH ist ein Ausschluss von nachhaltigem Palmöl jedoch nicht sinnvoll – ein bedachter Einsatz ist wichtig. Die weitere Nutzung von Paraffin wird kritisch gesehen (vgl. Kapitel 5.1 und Anhang).

Hinderungsgründe, um auf 100 % nachhaltiges Palmöl zu kommen

» In Gesprächen mit Unternehmen aus der Ker-zenbranche wurde der DUH mehrfach deut-lich gemacht, dass dies ein Sektor mit gerin-ger Gewinnmarge sei. Demzufolge ist es nicht überraschend, dass acht Kerzenhersteller den Preisdruck und Mehrkosten für nachhaltiges Palmöl als Hauptgrund für eine ausbleibende Umstellung auf ausschließlich nachhaltiges Palmöl im Multiple Choice auswählten (De-tails zu Preisaufschlägen durch nachhaltiges Palmöl siehe Kasten oben).

» Vier der Kerzenhersteller gaben eine fehlende gesetzliche Regulierung als weiteren Grund an.

» Fehlendes Bewusstsein und fehlende Nach-frage nach nachhaltigem Palmöl, fehlender Druck von Investor*innen oder Finanzinstitu-ten sowie fehlender Druck aus der Gesell-schaft scheinen hingegen kaum ein Hinde-rungsgrund für eine vollständige Umstellung zu sein – nur ein Kerzenhersteller gab diese drei Gründe als ausschlaggebend an. (vgl. Ka-pitel 5.3, S. 19 zur Nutzung des Finanzsektors als Hebel für nachhaltiges Wirtschaften).

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5.5 Rückverfolgbarkeit und