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Erneuerbare Energien spielen im Rahmen einer nachhaltigen Energieversorgung zusammen mit verstärkter Energieeffizienz und –einsparung eine wesentliche Rolle. Die Geschwindig-keit des Ausbaus Erneuerbarer Energien hängt derzeit jedoch noch stark vom politischen Willen und Engagement auf unterschiedlichen Ebenen ab. Auch wenn wichtige Ziele und Instrumente zunehmend europaweit bzw. bundesweit festgelegt werden, haben gerade auch die Bundesländer eine hohe Verantwortung für die verstärkte Nutzung Erneuerbarer Energien.

Diese muss letztlich „vor Ort“ umgesetzt werden. Darüber hinaus ist die Entwicklung Erneu-erbarer Energien für die Bundesländer vor allem aus technologie-, wirtschafts- und regional-politischen Gründen interessant, weil der damit eingeleitete Strukturwandel für die Ansiede-lung von zukunftsträchtigen Produktions- und Dienstleistungsstätten genutzt werden kann.

Vor diesem Hintergrund ist danach zu fragen, wie erfolgreich einzelne Bundesländer in die-sem Prozess bisher waren und wie sie ihre Erfolgschancen künftig noch verbessern könnten.

Im Jahr 2008 wurde deshalb erstmals eine Bundesländer-Vergleichsstudie mit Best-Practice-Analyse im Bereich Erneuerbarer Energien durchgeführt. Hierzu wurde ein Indikatorensystem für ein Bundesländerranking erstellt und die führenden Bundesländer identifiziert (DIW, ZSW, AEE 2008). Auf dieser Grundlage wurden im Herbst 2008 Bundesländer mit dem

„Leitstern 2008“ ausgezeichnet. Mit dieser Untersuchung wurden zugleich zwei Hauptziele verfolgt: zum einen die Verbesserung der Informationslage im Bereich Erneuerbarer Energien in Deutschland in der regionalen Struktur nach Bundesländern und zum anderen der Ver-gleich der Erfolge und Anstrengungen in diesem Bereich zwischen den Bundesländern.

Die vorliegende, neue Bundesländer-Vergleichsstudie 2010 baut auf der Vorgängerstudie auf.

Die vergleichenden Analysen der Bundesländer im Bereich Erneuerbarer Energien werden darin aktualisiert, weiterentwickelt und vertieft. Auf der Grundlage der bisherigen Erfahrun-gen werden die Auswahl, Definition und Darstellung der Indikatoren verbessert und damit die Aussagekraft der Bundesländervergleiche und des Rankings erhöht. Damit soll insbesondere die Analyse von Best Practice auf Länderebene stärker fundiert werden.

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Wie in der Vorgängerstudie werden thematisch vier Indikatorengruppen betrachtet:

(1A) Input-Indikatoren zur Nutzung Erneuerbarer Energien: politische Anstrengungen der Bundesländer für einen verstärkten Ausbau Erneuerbarer Energien in ihrem Gebiet (insbesondere Ziele und Maßnahmen der Bundesländer sowie bestehende Hemmnisse), (2A): Output-Indikatoren zur Nutzung Erneuerbarer Energien: erreichte Erfolge beim Ausbau

Erneuerbarer Energien in den Bundesländern (allgemeine und technik- bzw. spartenbe-zogene Indikatoren wie Energieanteile, Potenzialausschöpfungen und deren Zunahme), (1B): Input-Indikatoren zum technologischen und wirtschaftlichen Wandel: politische An-strengungen der Bundesländer für einen verstärkten technischen Fortschritt und wirt-schaftlichen Strukturwandel zu Gunsten Erneuerbarer Energien (programmatische An-sätze und Maßnahmen der Bundesländer vor allem. in der Forschungsförderung und der Ansiedlungspolitik),

(2B): Output-Indikatoren zum technologischen und wirtschaftlichen Wandel: im Bereich Erneuerbarer Energien tätige Unternehmen, Beschäftigte, Infrastruktureinrichtungen und Patente.

Es werden insgesamt 55 Einzelindikatoren in die quantitative Analyse einbezogenen. Diese Indikatoren werden auf zwei Stufen gewichtet zusammengefasst, wobei vier Gruppenindika-toren, zwei Bereichsindikatoren (A und B) und ein Gesamtindikator für das Ranking abgelei-tet werden. Bei der Gewichtung der vier Gruppen im Verhältnis 30:40:10:20 wird auch die jeweilige Datenverfügbarkeit berücksichtigt. Alle Einzelindikatoren werden (auf einen Wer-tebereich von 0 bis 1) normiert, um Verzerrungen bei der Zusammenfassung der Indikatoren auszuschließen. Zudem werden die Indikatoren Untergruppen zugeordnet, die grundsätzlich jeweils gleich stark gewichtet werden. Indikatoren zu Erfolgen bei der Nutzung Erneuerbarer Energien werden anhand eines Szenarios für das Jahr 2020 gewichtet. Durch diese Berech-nungsverfahren werden subjektive Einflüsse auf die Gesamtergebnisse vermieden.

Die Ergebnisse des Bundesländervergleichs werden in Abbildung 6-1 anhand des Rankings in den vier Indikatorengruppen und der Gesamtbewertung zusammengefasst. Dabei zeigt sich in Bezug auf die unterschiedlichen Indikatorengruppen ein uneinheitliches Bild: Länder, die in einer Kategorie führend sind, liegen zum Teil in anderen Kategorien nur auf mittleren oder hinteren Rängen. Außerdem ist zu beachten, dass in der vereinfachten Darstellung des

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kings allein anhand der Platzierungen die jeweils unterschiedlich großen Abstände zwischen den Länderergebnissen nicht deutlich werden.

In den vier Indikatorengruppen führen jeweils die folgenden Länder:

(1A): Anstrengungen zur Nutzung Erneuerbarer Energien:

Baden-Württemberg, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen;

(2A): Erfolge bei der Nutzung Erneuerbarer Energien:

Thüringen, Bayern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg;

(1B): Anstrengungen zum technologischen und wirtschaftlichen Wandel:

Bremen, Sachsen, Schleswig-Holstein, Brandenburg;

(2B): Erfolge beim technologischen und wirtschaftlichen Wandel:

Sachsen-Anhalt, Schleswig Holstein, Brandenburg, Niedersachsen.

In den beiden Bereichen Nutzung Erneuerbarer Energien (A) und technologischer und wirt-schaftlicher Wandel (B) sind die folgenden Länder hervorzuheben:

(A): Brandenburg und Baden-Württemberg, gefolgt von Thüringen;

(B): Schleswig-Holstein, gefolgt von Brandenburg und Sachen-Anhalt.

In der Gesamtbewertung siegt das Bundesland Brandenburg. Auf dem zweiten Platz liegt Thüringen. Danach folgen Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt, Meck-lenburg-Vorpommern und Bayern.

Die niedrigste Gesamtpunktzahl erreicht Berlin. Zu den weiteren Bundesländern, die insge-samt nur wenige Punkte erhalten, gehören das Saarland, Hamburg, Hessen und Nordrhein-Westfalen.

Im Vergleich zum Bundesländervergleich 2008 zeigt sich eine tendenzielle Übereinstimmung des Länderrankings. Dabei hat Brandenburg, das bereits 2008 auf dem ersten Platz lag, seinen Vorsprung weiter ausgebaut. Thüringen, das 2008 in der Gesamtbewertung noch auf Platz zehn lag, ist auf Platz zwei aufgerückt und hat damit Baden-Württemberg auf Platz drei ver-drängt. Bemerkenswert ist auch, dass sich der Stadtstaat Bremen um zwei Plätze verbessern konnte. Bayern ist hingegen von Platz drei auf Platz sieben zurückgefallen. Am stärksten abgestiegen ist Sachsen (von Platz sechs auf elf). In der Schlussgruppe der Gesamtbewertung hat sich die Position von Berlin weiter verschlechtert, während das Saarland leicht zulegen

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138 Abbildung 6-1:

Gruppen- und Gesamtranking der Bundesländer

Gruppen- und Gesamtranking der Bundesländer

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1A Input Nutzung 2A Output Nutzung 1B Input Wandel 2B Output Wandel Insgesamt

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Zusätzlich sind zwei Sonderauswertungen durchgeführt worden:

• Bei der Sonderauswertung der Bürgerbeteiligung und des dezentralen Engagements führt Bayern mit weitem Abstand. Hervorzuheben ist, dass die Akzeptanz der Nutzung Erneuerbarer Energien in Bayern am höchsten ist und dass Bayern bei dezentralen Techniken wie Photovoltaik, Wärmeerzeugung aus Biomasse (Holz) und Solarkolle-ktoren deutlich vorne liegt.

• Bei der Sonderauswertung dynamischer Erfolgsindikatoren führen Bayern und Thü-ringen, gefolgt von Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Unter den beiden Spitzenreitern punktet Bayern hier vor allem beim Ausbau in den Bereichen Photovoltaik, Wärmeer-zeugung aus Biomasse (Holz) sowie Solarkollektoren, während sich die Dynamik in Thüringen vor allem in zunehmenden Gesamtanteilen Erneuerbarer Energien am Pri-märenergieverbrauch, am Endenergieverbrauch und an der Stromerzeugung zeigt.

Alle Bundesländer müssen ihre Anstrengungen im Bereich Erneuerbarer Energien künftig noch verstärken, damit die auf europäischer und nationaler Ebene gesetzten Ziele bis 2020 erreicht werden können. Darüber hinaus ergeben sich längerfristige Herausforderungen aus der Perspektive, dass Erneuerbare Energien bis zur Mitte dieses Jahrhunderts mindestens die Hälfte des gesamten Energieverbrauchs decken könnten.

Deshalb müssen Energieeffizienz, Energieeinsparung und Erneuerbare Energien in den Pro-grammen der Bundesländer auch künftig eine wesentlich Rolle spielen und hinsichtlich der realisierbaren Ziele und erforderlichen Maßnahmen differenziert dargestellt werden. Neben gezielten Förderprogrammen und ordnungsrechtlichen Vorgaben können die Bundesländer die Informationsgrundlagen verbessern und auch selbst eine Vorbildfunktion im Energiebe-reich übernehmen. Darüber hinaus tragen sie über den Bundesrat auch Verantwortung für nationale Strategien und bundespolitische Maßnahmen. Eine wichtige Rolle der Bundesländer besteht auch darin, dass der weitere Ausbau Erneuerbarer Energien nicht unnötig durch Vor-schriften behindert wird. Zur verstärkten Nutzung Erneuerbarer Energien muss jedes Bundes-land angemessen beitragen und sollte dabei grundsätzlich alle Einsatzbereiche (Strom, Wär-me, Kraftstoffe) und Sparten (Windenergie, Wasserkraft, Bioenergie, Solarenergie, Geothermie/Wärmepumpen) berücksichtigen.

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Mit dem Ausbau Erneuerbarer Energien ist ein technologischer und wirtschaftlicher Umstruk-turierungsprozess verbunden, der auch die regionalen und internationalen Spezialisierungen und Handelsströme verändert. Unternehmensgründungen und die Schaffung neuer Arbeits-plätze können von den Landesregierungen durch positives Image, günstige Rahmenbedingun-gen und gezielte Ansiedlungsstrategien sowie durch die Unterstützung von Netzwerken und Clustern verstärkt werden. Darüber hinaus sollten die Länder auch weiterhin Forschung und Entwicklung fördern und sich für eine hochwertige Ausbildung im Bereich Erneuerbare Energien einsetzen.