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3. KONZEPTION

3.3 Zusammenführen des theoriegeleiteten und pädagogischen Zugangs:

3.3 Zusammenführen des theoriegeleiteten und pädagogischen

die Wahl und den Zuschnitt der Workshopthemen hinaus standen die wissenschaft-lichen Ziele, die methodische Anlage und die gewählte pädagogische Arbeitsweise durch die Strukturen und Arbeitsformen in Beziehung zueinander:

Inter- und Transdisziplinarität sowie die prinzipielle Offenheit des Gesamtkonzeptes wurde durch folgende Strukturen hergestellt und gewährleistet: Neben der Zusammen-setzung des Teams zur Durchführung des UFOPLAN-Vorhabens war die enge Kooperation mit dem (ebenfalls interdisziplinär zusammengesetzten) UBA internen Projektteam „Geschlechterverhältnisse und Nachhaltigkeit“ von Beginn an vorgesehen und wurde entsprechend ausgestaltet. So fand nach jedem Workshop ein Reflexionsgespräch zwischen dem externen UFOPLANVorhaben

„Geschlechterverhältnisse und Nachhaltigkeit“ und dem internen Projektteam statt. Im Mittelpunkt dieser Reflexionsgespräche standen die Fragen: Wie wurde der Workshop erlebt? Was hat gefallen und was nicht? Was ist bei den Teilnehmenden gut angekommen? Was war zu schwer verständlich? Was gilt es beim nächsten Workshop zu berücksichtigen? Des weiteren fand nach jedem Workshop eine Reflexion innerhalb des UFOPLAN-Vorhabenteams statt. Basis solcher reflektierender interner Arbeitsge-spräche waren die Auswertungen der Fragebögen, die am Ende jeden Workshops von den Teilnehmern/innen ausgefüllt und an das UFOPLAN-Vorhabenteam zurückgegeben wurden.32 In dieser Reflexion galt es besonders zu berücksichtigen, auf welche Weise durch die Vermittlung der wissenschaftlich aufbereiteten Genderthemen die persönliche und die berufliche Ebene der Teilnehmer/innen berührt worden sind.33 Denn eine vermeintlich berufliche Abwehr des Themas und der Inhalte kann auf einer persönlichen Abwehr beruhen.

Gegenstand der Reflexion war außerdem, welche der thematisch-wissenschaftlichen Inhalte von den Teilnehmern/innen wie verstanden wurden, wo weiterer Klärungsbedarf bestand und inwiefern sich Missverständnisse zeigten. Die Ergebnisse der Auswertung flossen sukzessiv in die jeweilige Gestaltung der nachfolgenden Workshops ein. So war

32 Die Auswertungsbögen wurden nach jedem Workshop an die Referentinnen, den Moderator, die Mo-deratorin und an zwei UBA-Mitarbeiter/innen verteilt.

33 Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass die persönliche Ebene oftmals in impliziten Äußerungen wi-dergespiegelt wird.

das gesamte Vorhaben als ein Prozess gestaltet, der aus der Verknüpfung der wissen-schaftlichen Inhalte mit den persönlichen und beruflichen Prozessen der Teil-nehmer/innen bestand. Transdisziplinäres Arbeiten wurde in den Workshops außerdem durch vorbereitete Statements von UBA-Mitarbeitern/innen praktiziert, die den Cha-rakter von Kommentierungen aus der Innenansicht des UBA hatten. Transdisziplinarität wurde ebenfalls durch die gezielt eingesetzte aktive Teilnahme von UBA-Mitarbei-ter/innen an Gruppenarbeiten geleistet. Jede dieser Beteiligungsformen wurde durch das Projekt vorbereitet und in die gemeinsame Reflexion einbezogen. Die UBA-Mitarbeiter/innen wurden durch diesen Prozess zu Multiplikatorinnen im eigenen Arbeitszusammenhang. Damit fördert Inter- und Transdisziplinarität die Erkennbarkeit von Trennungen und dichotomen Konstruktionen bei der Problemformulierung. Inter- und transdisziplinäres Arbeiten könnte so dazu beitragen, mögliche Hemmnisse bei der Problemlösung abzubauen.

Die Vermittlung von Erkenntnissen der Geschlechterforschung in Verbindung mit Nachhaltigkeitsdiskursen wurde auf Basis folgender Strukturen und Methoden und un-ter Anwendung folgender Arbeitsformen und -techniken erreicht: in dialogischen Vor-trägen der Referentinnen, durch Vorträge von externen Expertinnen und durch die Mo-deratorin Dr. Angela Franz-Balsen und den Moderator Prof. Dr. Peter Schäfer, die In-halte immer wieder pointiert zusammenfassten und außerdem die Teilnehmenden durch die Workshops führten. Handlungsleitend für die Arbeitsgruppen und Podiumsdis-kussionen war es, immer neu Selbstverständlichkeiten zu hinterfragen, um auf diese Weise das Denken zu öffnen und oftmals ausgeblendete Bereiche (der Reproduktion, der Nutzung von Produkten, der Zeitgestaltung, der Raumerfahrung, um nur einige bei-spielhaft zu nennen) in die Diskussion einzuführen.

Auf diesem Weg wurde ein Prozess vorbereitet, der die Workshopteilnehmer/innen ansatzweise in die Lage versetzte, selbst Trennungen im Denken und Handeln erkennen zu können. Dabei spielte die 4-D-Strategie mit dem Arbeitsprinzip des Zurück-, Quer-, Durch-, und Neudenkens als zukunftsorientiertes Denken eine wichtige Rolle; sie wurde in Referaten exemplarisch dargestellt und in Arbeitsgruppen partiell praktiziert (vgl.

Kap. 3.2). In diesen bestand die Möglichkeit, durch die Bereitstellung von qualifizierten Befunden und Erkenntnissen die Ertragsmöglichkeiten durch entdeckendes Forschen

mit der 4-D-Strategie für die UBA-Arbeit zu vermitteln. Entdeckendes Forschen, Denken, Diskutieren und Handeln ist deshalb wichtig, weil weiterhin die grundlegende Erkenntnis des Gender Mainstreaming Programms gilt: In der Verbindung beider Diskurse zu Gender und Nachhaltigkeit sind Wissenslücken aktiv zu suchen und durch theoretische und empirische Arbeiten aufzufüllen (vgl. Hofmeister et al. 2001, Karsten 2001, Stiegler 2001).

Erkenntnisse der Frauen- und Geschlechterforschung in umweltwissenschaftlich rele-vanten Problemfeldern wurden auf folgenden Wegen und unter Anwendung folgender Methoden und Arbeitsformen vermittelt: vor allem in den Arbeitsgruppen, aber auch in Plenumsdiskussionen und durch die gezielte Rückbindung der Inhalte an die indivi-duellen biographischen Erfahrungen und Kenntnisse der Teilnehmer/innen (z.B. durch Fragen, Provokationen und graphische Darstellungen). Dazu galt es, einen Rahmen zu schaffen, der Möglichkeiten zur Reflexion sowie gleichzeitig zum Polarisieren und Kontrahieren von Gruppen offerierte. Ziel war es, Gender- und Nachhaltigkeitsaspekte zu identifizieren, sie in die Problemformulierungen und Fragestellungen zu integrieren, sie im wissenschaftlichen Prozess auszuarbeiten und in Reflexionen als wesentliche Dimensionen (bezogen auf den Gegenstand, das Problemfeld und die eigene Weltsicht) zu explizieren. Erst durch diese fünf Schritte zusammen entsteht eine neue Qualität in Theorie, Diskursen, Empirie, Praxis und Politik – eben: die Möglichkeit, Trennungen zu überwinden für eine neue Sichtweise.

Die Chance, neue Handlungsoptionen und Problemlösungswege zu entdecken, schaffen insbesondere zukunftsorientierte, offene, kreative Arbeitsformen und -techniken. In der Workshopreihe wurde dies vor allem in Workshop 6 durch die Zukunftswerkstatt rea-lisiert. Voraussetzung für das Gelingen solcher Prozesse ist die Motivation aller Betei-ligten, die Anstrengung zu unternehmen, wissenschaftliche Neugier zu praktizieren und sie zum selbstverständlichen Bestandteil – zum Habitus – der Wissenschaftspraxis zu machen. Im weiteren Prozess geht es darum, Impulse für die Erneuerung dieser Moti-vation immer wieder neu zu setzen.

Das Gesamtkonzept des Vorhabens war somit darauf angelegt, Denkgewohnheiten auf-zubrechen, Selbstverständliches aktiv zu hinterfragen, die Verbindung zwischen Gen-der- und Umweltthemen entsprechend des wissenschaftlichen Zugangs zum Konzept

sichtbar zu machen und Grundlagen der Frauen- und Geschlechterforschung im Kontext des Nachhaltigkeitsdiskurses zu vermitteln. Auf Grundlage der methodischen Anlage des Konzeptes sowie der Wahl der Arbeitsformen konnten diese Ziele so weit erreicht werden, als es im Ansatz gelungen ist, die Aufmerksamkeit der Mitarbeiter/innen des UBA auf implizite Genderaspekte in ihren Arbeitsfeldern einerseits und in ihrer persön-lichen Sphäre andererseits zu lenken – sie also in dem Maße für Genderaspekte zu sen-sibilisieren, welches nötig ist, um neue Denk- und Handlungsfelder zu eröffnen. Mit dem Konzept konnte daher ein Prozess in ersten Ansätzen initiiert werden, den es im UBA durch die Mitarbeiter/innen selbst und auf Basis geeigneter struktureller und organisatorischer Bedingungen fortzuführen gilt (vgl. Kap. 6).

4. Die Produktivität des „Reproduktiven“ – Stand des