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3. KONZEPTION

3.2 Pädagogischer Zugang: Zur didaktischen Fundierung des Konzeptes

inhaltliche Grundlegung für die nachfolgenden thematischen Workshops (Workshop 2 - 5, jeweils vierstündig).29 In dem abschließenden Workshop – der Zukunftswerkstatt (Workshop 6, eintägig) – wurden die in den vorangegangenen exemplarisch bearbeiteten Workshopthemen zusammengeführt.30 In dieser Abschlussveranstaltung stand das Konzept Vorsorgendes Wirtschaften im Mittelpunkt. Hiervon ausgehend richtete sich die Aufmerksamkeit auf die Entwicklungsfelder des Denkens, der Agenda 21 (ökologisch, ökonomisch, soziale und kulturelle Dimension) sowie auf gesellschaftliche und theoretische Entwürfe (historische, politische, rechtliche, tech-nische und pädagogische Felder).

Die Realisierung dieses Gender- und Nachhaltigkeitsansatzes wird im Folgenden als Konkretisierung des pädagogischen Konzeptes näher beschrieben.

3.2 Pädagogischer Zugang: Zur didaktischen Fundierung des

Gesellschaft der Moderne befindet, entstanden. Sie soll dazu beitragen die Verän-derungen dieser Gesellschaft adäquat aufzugreifen und neue Lösungswege zu beschrei-ten. Die Krise „der Moderne“ ist mit einer neuen und ungewissen Zukunft verbunden.

Auf der Basis der 4-D-Strategie kann nach Dierkes & Marz (1998) ein praxis- und zu-kunftsorientiertes Wissensmanagement entstehen, weil die Strategie ein Problem syn-chron aus vier sich ergänzenden Perspektiven betrachtet. Die Strategie selbst erfordert interdisziplinäres Arbeiten, um alte Blockaden zu überwinden und neue Perspektiven im Denken entwickeln zu können (ebd., S. 202 ff.):

„Anders-Denken“: zielt darauf ab, alternative Zukunftsoptionen in den Blick zu nehmen. Es geht darum, sich in diese Möglichkeiten hineinzudenken und sie ver-gleichend miteinander in Beziehung zu setzen.

„Zurück-Denken“: betrachtet Situationen mit Abstand, um scheinbar Selbstver-ständliches oder Logisches zu problematisieren. Damit wird der Blickwinkel über den unmittelbaren persönlichen und kollektiven Erfahrungshorizont hinaus erwei-tert.

„Quer-Denken“: setzt unterschiedliche Wissensarten zueinander in Beziehung, die oftmals strikt voneinander getrennt sind. Aus deren neuer Verbindung ergeben sich Synergieeffekte, die die Basis für neue Denkmodelle darstellen können.

„Um-Denken“: macht unterschiedliche kollektive Wahrnehmungs-, Deutungs-, Denk-, und Entscheidungsmuster transparent. Dadurch kann eine permanente selbstkritische und selbstreflexive Haltung entwickelt werden.

Das pädagogische Konzept orientiert sich darüber hinaus am politischen Konzept des Gender Mainstreaming (vgl. Kap. 2). Dabei wird Gender Mainstreaming verstanden als Grundsatz und Methode „geschlechtsspezifisches Denken in alle Politikfelder, Konzepte und Prozesse hineinzutragen. Grundsätzlich geht es demnach darum, die Chancen-gleichheit von Frauen und Männern immer wieder zu prüfen sowie die sozialen Folgen für beide Geschlechter zu berücksichtigen und die besonderen Potentiale und Ressour-cen durch direkte Beteiligung immer wieder neu zu erschließen“ (Karsten et al. 2001, S.

7). Dies beinhaltet die „Bereitschaft, geschlechtsspezifische Ungleichheiten zu erkennen

und geschlechtergerechte Wege zu ihrer Veränderung zu beschreiten, also Chancen-gleichheit zu praktizieren und ihre Realisierung zu kontrollieren“ (ebd., S. 7).

Somit stellt das vorliegende Vorhaben die Verknüpfung von Gender- und Nachhaltigkeitsprinzipien mit deren jeweiligen wissenschaftlichen Hintergründen her.

Außerdem fließen auch Erkenntnisse, Einsichten und Ergebnisse mit ein, die aus einem vor dem Hintergrund des Gender Mainstreaming entstandenen Denken erwachsen sind.

Dies geschieht, indem der Stand der Genderforschung zu den ausgewählten Themenfeldern des Nachhaltigkeitsdiskurses, die sich auf die Arbeitsbereiche des UBA beziehen, dokumentiert und referiert wird. Dadurch wird ein Beitrag zur Erfüllung des EU-Auftrages zum Gender Mainstreaming in allen Politikfeldern, bei allen Strategien und Prozessen und zur Verwirklichung von Nachhaltigkeit geleistet.

Das Programm Gender Mainstreaming kann in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen verschiedenartig verwirklicht werden: in der Administration, der Wissen-schaft und in Umweltorganisationen. Dabei richtete sich die Workshopreihe des vor-liegenden UFOPLAN-Vorhabens vorwiegend an wissenschaftliche Mitarbeiter/innen des UBA und BMU in grundsätzlich allen Fachgebieten. Die Teilnehmer/innen sollten in ihrer Mehrfachrolle (mit fachlichen, repräsentativen und multiplikatorischen Funktionen) als Experten/innen angesprochen werden. Als solche beeinflussen sie sowohl die interne inhaltliche Arbeit und Struktur des UBA. Und sie vermitteln und vertreten umweltpolitische Impulse nach außen.

Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des UBA und BMU sollten im Rahmen des Vor-habens die Möglichkeit haben,

• den Ausschnitt umweltbezogener Wirklichkeit, der zwischen Forschungsent-wicklungen von gender- und nachhaltigkeitsrelevantem Wissen liegt, zu entdecken;

• neues Denken in den Workshops zu erproben sowie

• durch gemeinsames Erarbeiten „Handlungsbedarfe und Gestaltungsmöglichkeiten“

aufzuzeigen.

Ein solcher komplexer Sensibilisierungs- und Lernprozess berücksichtigt zudem immer die persönliche Ebene der Wissenschaftler/innen als Frauen und Männer. Ihre ge-schlechtsspezifische Betroffenheit, die sich sowohl zwischen Männern und Frauen als

auch zwischen den unterschiedlichen Jahrgängen durch die jeweilige Sozialisation sehr vielfältig gestaltet, beeinflusst die personenbezogene Herangehensweise an die Gen-derthematik zusätzlich. Die Genderauseinandersetzung ist immer auch mit einer per-sönlichen Reflexion verbunden, die in beruflichen Zusammenhängen häufig als bedroh-lich erlebt werden kann (vgl. Kap. 5).

Die Ziele des Vorhabens lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:

• Die Mitarbeiter/innen sind für Genderaspekte in der Umwelt- und Nachhaltigkeits-politik im Rahmen der jeweiligen fachlich-inhaltlichen Themenbereiche des UBA zu sensibilisieren; ihr Blick für die Thematik ist zu schärfen.

• Es gilt, die Erkenntnisse für genderrelevante Aspekte der Nachhaltigkeitsforschung und -politik für die Handlungsbedarfe und Umsetzungsperspektiven in den Arbeits-bereichen des UBA fruchtbar zu machen.

• Die Mitarbeiter/innen sind zu befähigen, geschlechterhierarchische und -spezifische Sichtweisen, Konzepte und Handlungsmuster in ihrer wissenschaftlichen und poli-tischen Arbeit erkennen, aufdecken und in Frage stellen zu können.

• Die Genderperspektive ist für die inhaltlich-programmatische Arbeit des UBA den Mitarbeitern/innen exemplarisch darzustellen; weiterführende Anregungen sind zu vermitteln.

• Es soll ein Beitrag zur Entwicklung einer geschlechtergerechten Nachhaltigkeits-forschung und -politik geleistet werden.

• Mit den Mitarbeitern/innen werden politische und wissenschaftliche Hintergrund-informationen zum Zusammenhang von „Gender und Nachhaltigkeit“ erarbeitet.

Realisiert wurden diese zentralen Ziele in der Workshopreihe durch die Elemente:

1. Gender sehen lernen 2. Gender integrieren 3. Gender implementieren Ad 1: Gender sehen lernen

Um die Mitarbeiter/innen des UBA und BMU an die Bedeutung der Dimension Gender für ihre Arbeit heranzuführen, wurden die wichtigsten Ergebnisse der Genderforschung

zu den verschiedenen Themenfeldern des Nachhaltigkeitsdiskurses in den Workshops präsentiert durch:

• Impulsreferate und Experten/innenbeiträge,

• Pro und Contra Thesen, Thesen und Gegenthesen sowie

• resümierende Zusammenfassungen und

• Einbeziehung der Teilnehmenden in Diskussionen.

Der jeweilige Stand der Forschung in den Workshops wurde für die Teilnehmer/innen schriftlich, mündlich und visualisiert aufbereitet. Die Inhalte der Workshops werden in Materialienbänden dokumentiert.

Ad 2: Gender integrieren

Es wurden neue Perspektiven aufgezeigt und gemeinsam erarbeitet, die sich durch Gen-der als eine Inhalte integrierende (perspektivische) und Inhalte strukturierende (analy-tische) Kategorie für den thematischen Zuschnitt, die Ausrichtung von Themen oder/und deren fachliche Bearbeitung im UBA realisieren lassen. Ausgestaltet wurde dieser Prozess in den Workshops experimentell mit dem Einsatz klassischer, kreativer Methoden, wie:

• Arbeitsgruppen (unmoderiert, moderiert),

• provokativen, entwicklungs- und forschungsorientierten Methoden (z.B. 4-D-Strate-gie) oder biographisches Vorgehen,

• Spiele, Sequenzen und Rollenspiele sowie einer

• Zukunftswerkstatt, in die die Vorarbeiten der Workshops 1 – 5 eingebracht wurden.

Hilfsmittel waren Metaplantechniken, Tafelrunden, vorbereitete Kommentierungen und begleitende Beobachtungen.

Ad 3: Gender implementieren

Auf dieser Ebene geht es darum, die Gender- und Nachhaltigkeitsperspektive in die Organisationsstruktur des UBA zu integrieren. Dazu gehören die spezifischen Alltags- und Entscheidungsroutinen sowie die offenen und geheimen (mikropolitischen) Regeln einer Organisation, hier die des UBA. Hierzu müssen geregelte Abläufe zur Einbe-ziehung der Genderperspektiven entwickelt und verabredet werden. Des weiteren wurde der Projekt- und Workshopverlauf kontinuierlich dokumentiert. Jeder Workshop wurde

einzeln und im Zusammenhang evaluiert, die Prozessverläufe wurden nachvollziehbar dargestellt. Die Evaluationskriterien wurde iterativ im Laufe des Vorhabens weiterent-wickelt (vgl. Kap. 6). Durch diese Anlage des Vorhabens bestand die Möglichkeit, dass Zusammenhänge zwischen den Workshops hergestellt werden konnten. Ergänzend wurden eine Selbstevaluation sowie ein Monitoring als prozessbezogene Begleitung durchgeführt, um die Neuorientierung des Denkens und des Forschens im Hinblick auf Zukunftsfähigkeit und -gestaltung – einschließlich einer kulturellen Umorientierung für Frauen und Männer – begleiten zu können.

Der Projektverlauf ist in Abb. 2 zusammenfassend dargestellt.

Abbildung 2: Projektverlauf hobuss@uni- de Konkretisie- rung Forschungs- stand Einzelplanung der Workshops Vorbereitung der Dokumen- tation und Evaluation April 2001 Workshop 1 Gender und Nachhaltigkeit – Neue Perspektiven -Auftakt- Perspektiven-Auftakt-Mai/Juni 2001 Workshop 2 Leben – Arbeiten – Konsumieren Workshop 3 Produkte nutzen – Produkte gestalten – Stoffe bewerten Workshop 4 Sich bewegen – Sich verorten Workshop 5 Zeit nehmen – Zeit haben – Zeit sein

Juni 2001 bis Dezember 2002 Workshop 6 Zukunftswerkstatt: Nutzen und Schützen – Vorsorge und Protektion

-Abschluss-Januar/Februar 2002 Dokumentation • Materialienbände • Abschlussbericht: - Gender in der Nachhal tigkeitsdebatte - Konzeption - Die Produktivität des „Reproduktiven“ - Auswertung des Projekt verlaufes - Handlungsbedarfe un Gestaltungsmöglich- keiten

März/April 2002 Dokumentation & Evaluation (Quelle: eigene Darstellung)

- Prozessbegleitung - Dokumentation Evaluation

3.3 Zusammenführen des theoriegeleiteten und pädagogischen