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Naturwaldreservat Hohestein

4.5.2 Zeigerwerte nach Ellenberg

Eine ökologische Charakterisierung wurde mit den Zeigerwerten von ELLENBERG et al.

(1992) vorgenommen. Diese Erfahrungswerte kennzeichnen das ökologische Verhalten durch die Standortsfaktoren Temperatur, Feuchtigkeit, Bodenreaktion, Stickstoffversorgung, Konti-nentalität und Licht. Die Ausprägung der Faktoren wird durch eine neunstufige Relativskala ausgedrückt und nimmt mit der Zifferngröße zu. Sowohl für die pflanzensoziologischen Ve-getationseinheiten als auch für die Pflanzenkollektive in Vergleichs- und Reservatsfläche wur-den mittlere Zeigerwerte mit SORT 3.4 qualitativ ermittelt. Die Deckungsgrade blieben dabei unbeachtet, da diese neben standörtlichen Faktoren auch von der spezifischen Wuchsweise der Pflanzen abhängen und das Ergebnis in den artenreichen Beständen des Untersuchungsgebiets

verfälschen würden (vgl. ELLENBERG et al., 1992). Zur Berechnung ist weiterhin anzumerken, daß das Zeigerwertmittel einer betrachteten Pflanzengesellschaft bei SORT 3.4 dem arithme-tischen Mittel der Durchschnittszeigerwerte aus den einzelnen Aufnahmepunkten entspricht.

Es wird also nicht das korrekte arithmetische Mittel aller Zeigerwerte der jeweiligen Gesell-schaft gebildet. Die Baumschicht wird von der Berechnung ausgeschlossen, weil ihr Artenge-füge oft stark anthropogen beeinflußt wird (ELLENBERG et al., 1992). BÖCKER et al. (1983) ma-chen darauf aufmerksam, daß die Bildung mittlerer Zeigerzahlen mit Fehlern behaftet ist, da die Zeigerwertskala keine Kardinalskala darstellt. Trotzdem sind tendenzielle Aussagen durch dieses Verfahren möglich (ELLENBERG et al, 1992). Teilweise wurden neben den mittleren Zei-gerwerten auch Zeigerwertspektren von Vegetationseinheiten erstellt. Dort werden die relati-ven Artenanzahlen den entsprechenden Zeigerwertstufen zugeordnet, wobei jede Art so häu-fig gewertet wird, wie sie in den zu einer Gesellschaft vereinten Aufnahmen vorkommt.

Da sich bei der Berechnung der Temperatur- und Kontinentalitätsziffern keine großen Un-terschiede ergeben, sollen sie nur kurz angesprochen werden. Die Temperaturzahl variiert in allen Pflanzengesellschaften zwischen 5,0 und 5,3. Damit ergibt sich ein Schwergewicht der Mäßigwärmezeiger, die den submontan-temperaten Bereich des Untersuchungsgebiets gut charakterisieren. Die mittleren Kontinentalitätsziffern der Gesellschaften schwanken zwi-schen 3,2 und 3,5, was auf subozeanische Klimaverhältnisse im Untersuchungsgebiet hin-weist.

Die übrigen Zeigerwerte werden in Form von Zeigerwertspektren mit Angabe der Mittel-werte dargestellt. Dabei wird bewußt auf eine zu differenzierte Gliederung der Vegetations-einheiten verzichtet, denn bei der Ermittlung der Zeigerwertmittel wurde deutlich, daß sich nur zwischen den „Haupteinheiten" diskussionsfähige Unterschiede ergeben. Mit der Be-schränkung auf sechs Vegetationseinheiten können zudem die Graphiken übersichtlicher ge-staltet werden. Zunächst soll der ökologische Faktor „Reaktion" betrachtet werden.

• Carici-Fagettim Mittelwert: [6,6]

Carici-Fagetum

I Laserpitium I.-V. D Lamiastntm g.-V.

16.8] [6.2]

Hordelymo-Fagetum

• Hordelymo-Fagetum Mittelwert: [6.2]

H.-F. lathyretosum D H.-F. typictim [6.3] ]6.2|

Artenanteile

70--60

50--40

Artenantei]

[<",]

8 0 T

Zeigerwertklassen "Reaktion" Zeigerwertklassen "Reaktion"

Abb. 56: Zeigerwertspektrum „Reaktion" mit relativen Artenanteilen bezogen auf Pflanzengesellschaften des Untersuchungsgebiets.

Abb. 56 verdeutlicht, daß in beiden Pflanzengesellschaften Arten mit den Zeigerzahlen 6, 7 und 8 überwiegen. Diese Pflanzen weisen als Schwachsäure- bis Schwachbasenzeiger auf den kalkhaltigen Boden hin. Unterschiede zwischen den Assoziationen ergeben sich bei den Säurezeigern. Diese kommen anteilmäßig stärker im Hordelymo-Fagetum vor, was auf die 100

Versauerungserscheinungen infolge des Lößlehmeinflusses hinweist. Der höhere Anteil an Säurezeigern spiegelt sich auch in den Mittelwerten der Assoziationen wider. Zwischen den Vegetationseinheiten unterhalb der Assoziationsebene sind ebenfalls Unterschiede zu erken-nen. Die Laserpitiwn /<2?//b//'wm-Variante ist als einzige lößlehmunbeeinflußte Untereinheit in zweifacher Hinsicht gekennzeichnet: zum einen liegt der Säurezeigeranteil unter dem der La-miastrum galeobdolon-Vaiianie, zum anderen sind mit Arten des Zeigerwertes 9 reine Kalk-zeiger vorhanden. Der Säuregradient innerhalb des Carici-Fagetum läßt sich zugleich an den Mittelwerten nachvollziehen. Innerhalb des Hordelymo-Fagetum fehlen klare Differenzen, denn der Mittelwert des Hordelymo-Fagetum typicum ist nur um 0,1 geringer als das arith-metische Zeigerwertmittel der Subassoziation mit Lathyrus vernus. Im Zeigerwertspektrum ist jedoch eine schwache Tendenz zu erkennen, die verstärkte Versauerungserscheinungen in den Böden der zentralen Subassoziation erahnen läßt. Diese können an dem etwas geringeren Anteil an Basenzeigern und dem wenig höheren Anteil an Säurezeigern abgelesen werden.

Aufgrund des Lößeinflusses im Hordelymo-Fagetum typicum ist ein solches Ergebnis zu er-warten. Das Auftreten von Säurezeigern im Hordelymo-Fagetum lathyretosum ist mit dem Kleinstmosaik von Mikrostandorten zu erklären, in dem Rendzinen mit lößlehmbeeinflußten Böden abwechseln.

Ein weiterer Bodenfaktor ist die Wasserversorgung, die durch den Zeigerwert „Feuchtig-keit" ausgedrückt werden kann.

Carici-Fagetum

D Carici-Fagetum • Lascrpitium I.V. n Lamiastrum g.-V, Mittelwert: [4.81 [4.7] [5,1]

Hordelymo-Fagetum

• Hordelymo-Fagetum • H.-F. lathyretosum D H.-F. typicum Mittelwert: [5,2] [5.1] [5.2|

2 3 4 5 6 7 8 9

Zeigerwettklassen "Feuchte" Zeigerwertklassen "Feuchte"

Abb. 57: Zeigerwertspektrum „Feuchte" mit relativen Artenanteilen bezogen auf Pflanzengesellschaften des Untersuchungsgebiets.

Abb. 57 veranschaulicht, daß in allen Vegetationseinheiten Arten mit der Feuchtezahl 5 überwiegen. Diese Pflanzen sind Frischezeiger mit Schwergewicht auf mittelfeuchten Böden

(ELLENBERG et al., 1992). Bei einem Vergleich der Assoziationen fällt auf, daß nur im Carici-Fagetum Trockniszeiger (Zeigerzahl 3) vorhanden sind. Der Wasserhaushalt ist also aufgrund der besonderen standörtlichen Bedingungen angespannter als im Hordelymo-Fagetum. Ver-gleicht man die Untereinheiten, so ergeben sich die größten Differenzen zwischen den Vari-anten des Seggen-Hangbuchenwaldes. In der Läserpttium latifolium- Variante zeigen die Arten der Zeigerwertklassen 3 und 4 deutlichere Schwerpunkte als in der Lamiastrum galeobdolon-Variante, während Pflanzen mit der Zeigerzahl 7 - also Feuchtezeiger - fehlen. Es ergibt sich somit eine klare standörtliche Differenzierung, die sich ebenfalls an den Mittelwerten ablesen läßt. Die Lamiastrum galeobdolon-Yanante mit ihren frischeren Standorten nimmt eine

Zwi-schenstellung zwischen der Laserpitium latifolium-Va.na.nte und dem Hordelymo-Fagetum ein. Innerhalb der beiden Subassoziationen des Waldgersten-Buchenwaldes gibt es keine aus-geprägten Unterschiede zwischen den Mittelwerten. Im Zeigerwertspektrum zeigt sich dage-gen, daß das Hordelymo-Fagetum typicum einen leicht höheren Feuchtezeigeranteil besitzt, was durch den größeren Anteil lößlehmbeeinflußter Böden mit einer günstigeren Wasserspei-cherkapazität zu erklären ist.

Ein weiterer Bodenfaktor, der mit Hilfe der Zeigerwerte erfaßt werden kann, ist die Stick-stoffversorgung.

Carici-Fagetum

D Carici-Fagetum • Laserpitium I.-V. • Lamiastrum g.-V.

Mittelwert: [5,3] [5.1] [5.8]

Hordelymo-Fagetum

D Hordelymo-Fagetum • H.-F. lathyretosum D H.-F. typicum Mittelwert: [5,8] [5.7] [5.8]

Arteuanleile [*]

70 60 50--40

Arteuanteile [ » ] 80

70 60 5 0

^^fal

6 7 8 9

ITK^

I h - ,

Jlh

6 7 8 9

i^

Zeigerwertklassen "Stickstoff" Zeigerwertklassen "Stickstoff"

Abb. 58: Zeigerwertspektrum „Stickstoff' mit relativen Artenanteilen bezogen auf Pflanzengesellschaften des Untersuchungsgebiets.

Aus Abb. 58 geht hervor, daß in den betrachteten Assoziationen des Untersuchungsgebiets Arten der Zeigerwertklassen 5 und 6 überwiegen und die Standorte somit als „mäßig stick-stoffreich" einzustufen sind. Ein genauer Assoziationsvergleich bezüglich des Standortfaktors

„Stickstoff ist zu undifferenziert, da sich die Varianten des Carici-Fagetum stark voneinander unterscheiden. Dort ist die Stickstoffversorgung in der Laserpitium latifolium-Vaiiante mit dem Durchschnittswert 5,1 am geringsten. Der Einfluß von Arten der Zeigerwertklassen 3 und 4, die schwerpunktmäßig in dieser Variante vorhanden sind, macht sich bemerkbar. Die ver-minderte Versorgung mit Mineralstickstoff gegenüber den übrigen Vegetationseinheiten läßt sich durch die Südhanglage der Gesellschaft erklären, mit der eine höhere Trockenheit des Standortes verbunden ist. Erneut wird dagegen die standörtliche Nähe der Lamiastrum gale-obdolon-Variante zum Hordelymo-Fagetum deutlich, denn bezüglich der Stickstoffversor-gung lassen sich weder im Mittelwert noch im Zeigerwertspektrum Unterschiede feststellen.

Auch zwischen den Untereinheiten des Hordelymo-Fagetum sind keine klaren Differenzen er-kennbar.

Neben den beiden klimatischen Faktoren, die bereits zu Beginn des Kapitels besprochen wurden, soll noch die Lichtversorgung betrachtet werden.

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Carici-Fagetum

• Carici-Fagelum • Laserpitinm I.-V. • Lamiastrum g.-V.

Mittelwert: [4.4] |4.7| [4.0]

Hordelymo-Fagetum

D Hordelymo-Fagetum • H.-F Iathyretosaim D H.-F. typieum Mittelwert: [3.S] [3.8] [3.6]

Artenariteile

m

Zeigerwertklassen "Licht" Zeiserwertklassen "Licht"

Abb. 59: Zeigerwertspektrum „Licht" mit relativen Artenanteilen bezogen auf Pflanzengesellschaften des Untersuchungsgebiets.

Ein Assoziationsvergleich zeigt, daß im Hordelymo-Fagetum aufgrund der Plateaulage und des dichten Kronendaches ungünstigere Lichtbedingungen vorliegen als im Carici-Fage-tum. Neben dem geringeren Zeigerwertmittel ist dies auch an den Artenanteilen im Zeiger-wertspektrum erkennbar. Der Waldgersten-Buchenwald zeichnet sich vor allem durch einen geringeren Anteil an Halblichtpflanzen aus, die durch die Zeigerzahl 7 repräsentiert werden

(ELLENBERG et al., 1992). Während sich im Hordelymo-Fagetum unterhalb der Assoziations-ebene kaum Unterschiede ergeben, werden durch einen Vergleich innerhalb des Carici-Fage-tum standörtliche Differenzierungen erkennbar. Die südexponierte Laserpitium latifolium-Variante weist Schwerpunkte von Arten der Zeigerwertklassen 5, 6 und 7 auf, während Schat-tenpflanzen anteilmäßig gegenüber der Lamiastrum galeobdolon-Variante zurückgehen.

Neben der Südexposition macht sich das lichte Kronendach bemerkbar, das zu einem größe-ren Lichtpflanzenanteil beiträgt. Dieser kann zugleich an dem höhegröße-ren Zeigerwertmittel ab-gelesen werden. In den schattigen, frischen Standorten der Variante mit Lamiastrum galeob-dolon ist hingegen die Baumschicht besser entwickelt, so daß zu der expositionsbedingten, schattigeren Lage das dichtere Kronendach den Anteil an Schattenpflanzen erhöht.