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Z.: Herzlichen Dank Herr Schlutz für diese interessanten Ausführungen!

Strukturierung des Feldes, der ‚Profession‘ und der ‚Disziplin‘ in der Erwachsenenbildung

C. Z.: Herzlichen Dank Herr Schlutz für diese interessanten Ausführungen!

Eine Zusammenfassung einer solchen Zeitzeugenbefragung bzw. Diskussion ist schwierig. Aufgefallen ist mir aber ein Thema, das die Kommission und Sektion Erwachsenenbildung in ihrer Arbeit vier Jahrzehnte begleitet hat: die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Theorie und Praxis der Erwachse-nenbildung, die auch mit Praktiker/innen intensiv diskutiert worden ist. Zur-zeit habe ich den Eindruck, dass wir diese fruchtbaren Auseinandersetzungen verlieren und der gegenseitige Bezug zwischen Wissenschaft und Praxis eher in den Hintergrund tritt.

Ich weiß nicht, ob der Eindruck täuscht, aber wir haben uns in den letzten Jahren aus der Sicht der Wissenschaft mit der Frage des Verhältnisses zwi-schen Wissenschaft und Praxis nur auseinandergesetzt, als es um die Einrich-tung der neuen Studiengänge ging. Wir mussten bei der Entwicklung des Ba-siscurriculums auf bildungspolitische Anforderungen reagieren. Auch dies ist typisch für die Sektion: Sie schwankt zwischen Reaktion auf bildungspoliti-sche Ansprüche und will gleichzeitig antizipierend wirken, besonders in der innerfachlichen Auseinandersetzung. Diese konzentriert sich nach meinem Eindruck im Moment stärker auf disziplinäre Fragen und berücksichtigt die Praxis nicht so stark, wie dies zu anderen Zeiten vielleicht der Fall war. Na-türlich verändern sich in einer vierzigjährigen Geschichte einer Fachgesell-schaft die Perspektiven. Aber es stellt sich für mich die Frage, welche Per-spektiven die Sektion für sich in der Zukunft sieht, welche Aufgaben und Ziele sie sich setzt und inwiefern sie identitätsbildend nach innen und außen wirken kann – und welche Rolle die Praxis dabei spielen wird.

Diese kleine Veranstaltung heute sollte den jüngeren Teilnehmer/innen unserer Jahrestagung zeigen, welches die Anliegen, aber auch die Auseinan-dersetzungen und Diskussionslinien in unserem Fach waren. Sie sollte zei-gen, dass die Erwachsenenbildung als Wissenschaftsdisziplin eine eigene Tradition hat, derer man sich bewusst sein sollte.

Die Erwachsenenbildung sollte nicht bei dem Erreichten stehen bleiben, sondern sich weiter entwickeln. Deshalb bin ich froh, dass sowohl Wiltrud Gieseke als auch Günter Holzapfel in der anschließenden Diskussion darauf hingewiesen haben, dass sich ihre disziplinäre Geschichte nicht stromlinien-förmig entwickelt hat. Natürlich gab es Interessen, Gegensätze und Macht-fragen und es wird sie sicherlich auch in Zukunft geben. Wichtig ist, dies nicht zu vergessen und auch als dynamischen Teil unserer Identitätsentwick-lung zu begreifen.

Abschließend möchte ich mich ganz herzlich bei Horst Siebert und Erhard Schlutz bedanken, die beide erst etwas zögerten, an diesem Gespräch

teilzu-nehmen. Sie haben sich dann dazu bereit erklärt, auch mit dem Hinweis da-rauf, dass die Jüngeren wissen sollen, „was uns getrieben hat lange Jahre“, in der Erwartung, dass die Jüngeren ihr Anliegen auch fortführen wollen und können.

Herzlichen Dank!

Erwähnte Literatur/Schriften

Arnold, Rolf/Faulstich, Peter/Mader, Wilhelm/Nuissl von Rein, Ekkehard/Schlutz, Erhard (2000): Forschungsmemorandum für die Erwachsenen- und Weiterbildung. Im Auf-trag der Sektion Erwachsenenbildung der DGfE. Frankfurt: DIE. http://www.die-frankfurt.de/esprid/dokumente/doc-2000/arnold00_01.pdf [Abruf: 27.12.2012].

Brocher, Tobias (1967): Gruppendynamik und Erwachsenenbildung: Zum Problem der Entwicklung von Konformismus und Autonomie in Arbeitsgruppen. Braunschweig:

Westermann Verlag.

Deutscher Ausschuß für das Erziehungs- und Bildungswesen (1964): Zur Situation und Aufgabe der deutschen Erwachsenenbildung (12. Januar 1960). Stuttgart: Klett.

Deutscher Bildungsrat, Empfehlungen der Bildungskommission (1970): Strukturplan für das Bildungswesen (14. Februar 1970). Stuttgart: Klett.

Picht, Georg (1964): Die deutsche Bildungskatastrophe. Analyse und Dokumentation. Ol-ten: Walter Verlag.

Schlutz, Erhard (1992): „Haben die Wenden in der Erwachsenenbildung wirklich stattge-funden?“ In: Ekkehard Nuissl (Hrsg.): Person und Sache. Zum 70. Geburtstag von Hans Tietgens. Theorie und Praxis der Erwachsenenbildung. Bad Heilbrunn: Klink-hardt, S. 13-22.

Strzelewicz, Willy/Raapke, Hans-Dietrich/Schulenberg, Wolfgang (1966): Bildung und ge-sellschaftliches Bewusstsein. Stuttgart: Ferdinand Enke Verlag.

Tietgens, Hans (1982): „Inwiefern ist ‚reflexive Wende‘ eine ‚Hinwendung zu den Teil-nehmern‘? In: Schlutz, Erhard (1982): Die Hinwendung zum Teilnehmer – Signal ei-ner „reflexiven Wende“ in der Erwachsenenbildung? Beiträge zur Orientierung an der Subjektivität, an der Erfahrung und an Lernproblemen. Tagung 1981 im Auftrag der Kommission Erwachsenenbildung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissen-schaft. Tagungsberichte Nr. 6. Bremen: Universität Bremen, S. 120-138.

Veröffentlichungen zu den Jahrestagungen der Kommission Erwachsenenbildung 1979-1987

Dohmen, Günter (Hrsg.) (1985): Historische Zugänge zur Erwachsenenbildung. Jahresta-gung 1984 der Kommission Erwachsenenbildung der Deutschen Gesellschaft für Er-ziehungswissenschaft. Tagungsberichte Nr. 13. Bremen: Universität Bremen.

Mader, Wilhelm (Hrsg.) (1980): Forschungen zur Erwachsenenbildung. Beiträge zum Prinzip der Teilnehmerorientierung und zum Berufsfeld des Diplompädagogen.

Herbsttagung der Sektion Erwachsenenbildung der DGfE vom 20.–22. November 1979 in Bremen. Tagungsberichte Nr. 1. Bremen: Universität Bremen.

Mader, Wilhelm (Hrsg.) (1981): Theorien zur Erwachsenenbildung: Beiträge zum Prinzip der Teilnehmerorientierung. Sektion Erwachsenenbildung der DGfE. Tagungsberichte Nr. 2. Bremen: Universität Bremen.

Schlutz, Erhard (Hrsg.) (1982): Die Hinwendung zum Teilnehmer – Signal einer „reflexi-ven Wende“ in der Erwachsenenbildung? Beiträge zur Orientierung an der Subjektivi-tät, an der Erfahrung und an Lernproblemen. Tagung 1981 im Auftrag der Kommissi-on Erwachsenenbildung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft. Ta-gungsberichte Nr. 6. Bremen: Universität Bremen.

Schlutz, Erhard/Siebert, Horst (Hrsg.) (1983): Erwachsenenbildung zwischen Sozialpolitik und sozialen Bewegungen. Bericht der Jahrestagung der Kommission Erwachsenen-bildung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft in der Universität Hannover 1982. Hannover: Universität Hannover.

Schlutz, Erhard/Siebert, Horst (Hrsg.) (1984): Zur Identität der Wissenschaft der Erwach-senenbildung. Jahrestagung 1983 der Kommission Erwachsenenbildung der Deut-schen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft. Tagungsberichte Nr. 10. Bremen:

Universität Bremen.

Schlutz, Erhard/Siebert, Horst (Hrsg.) (1986): Stand und Aufgaben der empirischen For-schung zur Erwachsenenbildung. Jahrestagung 1985 der Kommission Erwachsenen-bildung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft. Tagungsberichte Nr.

14. Bremen: Universität Bremen.

Schlutz, Erhard/Siebert, Horst (Hrsg.) (1987): Zur Entwicklung der Erwachsenenbildung aus wissenschaftlicher Sicht. Allgemeinbildung, Weiterbildungspolitik, Qualifizie-rungsoffensive, politische Bildung. Aus der Arbeit der Kommission Erwachsenenbil-dung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft 1986. Tagungsberichte Nr. 16. Bremen: Universität Bremen.

Schlutz, Erhard/Siebert, Horst (Hrsg.) (1988): Ende der Professionalisierung? Die Arbeits-situation in der Erwachsenenbildung als Herausforderung für Studium, Fortbildung und Forschung. Jahrestagung 1987 der Kommission Erwachsenenbildung der Deut-schen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft. Tagungsberichte Nr. 17. Bremen:

Universität Bremen.

Erinnerungen

Erinnerungen an die ersten Jahre in der