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Wie manifestiert sich SARS-CoV-2 am Auge?

Im Dokument Aus der DOG (Seite 31-34)

Prof. Dr. Karl Ulrich Bartz-Schmidt (Tübingen)

Prof. Dr. Marius Ueffing (Tübingen)

Prof. Dr. Focke Ziemssen (Tübingen)

Dr. Tarek Bayyoud (Tübingen)

Auch auf der DOG 2020 online waren die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen auf die Augenheilkunde Thema. In einem hochaktuellen Symposium gaben die Refe-renten einen Überblick über den aktuellen Stand der Wissenschaft.

Zur Rolle der Augenheilkunde in der COVID-19-Pandemie

Das COVID-19 auslösende Severe-Acute-Respiratory-Syndrome-related Coronavirus 2 (SARS-CoV-2) – vom chinesischen Augenarzt Dr. Li Wenliang mitentdeckt – stellt das Gesundheitssystem insgesamt, aber auch die Augenheilkunde vor große Herausfor-derungen, gerade auch aktuell in der zweiten Welle. Auch wenn eine isolierte Augen beteiligung sehr unwahrscheinlich ist, könnte zum gegenwärtigen Zeitpunkt praktisch jeder Patient, den ein Augenarzt untersucht, aber natürlich auch jeder Augenarzt selbst mit SARS-CoV2 infiziert sein. Daher sollten Schutz- und Hygiene-maßnahmen konsequent eingehalten werden, um das Risiko der Verbreitung des Virus zu minimieren. Da sich die Lage zur COVID-Pandemie jedoch fast täglich ändert, können aktuelle Maßnahmen und Empfehlungen möglicherweise in kürzes-ter Zeit überholt sein. Medizinisches Personal sollte sich kontinuierlich zu diesem Thema informieren und weiterbilden.

Zur Bedeutung der Hornhautorgankultur bei Spendern mit möglicher SARS-CoV-2-Infektion

Die COVID-19-Pandemie stellte Hornhautbanken von Beginn an vor große Heraus-forderungen. Zu den Fragen, ob sich Mitarbeiter im Rahmen der Gewebeentnahme oder -verarbeitung mit SARS-CoV-2 infizieren können und ob das neuartige Corona-virus über Gewebe übertragen wird, gab es anfangs keine belastbaren Informationen.

Die Tatsache, dass der für eine SARS-CoV-2 Infektion bedeutsame Rezeptor ACE-2 in Cornea und Bindehaut exprimiert wird und dass die Kulturbedingungen zur Virus-anzucht im Labor denen der organkultivierten Spenderhornhäute sehr ähnlich sind, stellte den normalen Betrieb der Hornhautbanken in Frage. Mittlerweile zeigen experimentelle Daten, dass das Risiko für eine Infektion von cornealen Zellen mit SARS-CoV-2 offenbar sehr niedrig ist.

Die aktuell erneut ansteigenden Infektionszahlen ermöglichen es nun, durch Routine-testung von Hornhautmedium auf SARS-CoV-2 eine valide Datenbasis zu schaffen, um die Sicherheit von Hornhauttransplantationen zu belegen.

30 Jahresbericht 2020 Veranstaltungsberichte

Prof. Dr. Ludwig M. Heindl (Köln)

Prof. Dr. Sebastian Thaler (Tübingen)

Die Bindehaut als möglicher Übertragungsweg für eine SARS-CoV-2-Infektion?

Seit Beginn der Pandemie wird darüber diskutiert, ob Menschen sich über die Augen-oberfläche mit SARS-CoV-2 infizieren können. Obwohl eine Reihe von Fall berichten eine Bindehautentzündung bei COVID-19-Patienten beschreiben, tritt diese im Ver-gleich zu Fieber, Husten, Geschmacksstörungen und anderen typischen Symptomen nur selten auf. Zudem ist unklar, ob die Bindehautreizung direkt aus der SARS-CoV-2-Infektion der Augenoberfläche folgt. Auch als Eintritts- und Replikationsort für SARS-CoV-2 ist die Augenoberfläche verglichen mit dem Nasen-Rachen-Raum oder der Lunge aufgrund des schützenden Lidschlags und ihrer kleinen Oberfläche eher wenig relevant. Denkbar wäre jedoch, dass Viren über Aerosole den Tränenfilm von Gesunden erreichen und über die Tränenwege eine Infektion respiratorischer Epi-thelien im Nasen-Rachen-Raum auslösen. Eine relevante Virusreplikation findet an der Augenoberfläche jedoch wohl nicht statt. Sich am Tränenfilm von COVID-19-Patienten anzustecken, ist nach aktuellem Kenntnisstand selbst bei florider Erkran-kung wenig wahrscheinlich. Für Augenärzte dürfte von Aerosolen und dem nahen Kontakt zum Patienten ein höheres Infektionsrisiko ausgehen.

Da die Erkenntnislage zum Coronavirus sich täglich ändert, gilt hier der Stand November 2020 zu beachten.

Prof. Dr. Günther Schlunck (Freiburg)

Prof. Dr. Clemens Lange (Freiburg)

32 Jahresbericht 2020 Veranstaltungsberichte

Digitale Premiere im von-Graefe-Jahr

Das Jahr 2020 stand für die DOG ganz im Zeichen des Gedenkens an ihren Gründer Albrecht von Graefe, dessen Tod sich am 20. Juli 2020 zum 150. Mal jährte. Auch zum Kongress waren Gedenkaktivitäten geplant, darunter eine Exkursion zu Berliner Lebensstationen des berühmten Augenarztes. Die Corona-Pandemie durchkreuzte allerdings diese Planungen.

Allen Verantwortlichen in der DOG wurde im Frühjahr 2020 schnell klar, dass ein Präsenzkongress mit mehr als 5.000 Teilnehmern unter Pandemiebedingungen nicht möglich sein würde. Das Präsidium der DOG war dennoch entschlossen, auch in dieser schwierigen Situation ärztliche Fortbildung und wissenschaftlichen Aus-tausch zu er möglichen. Im Juni fiel daher die Entscheidung, den Jahreskongress unter dem Titel DOG 2020 online als ersten virtuellen Kongress der DOG stattfinden zu lassen.

Virtueller Austausch in bewährten Formaten

Allen an der Planung und Durchführung Beteiligten – von der Geschäftsstelle über die Programmkommission und den Kongressveranstalter bis hin zur Pressestelle – verlangte diese Entscheidung einen außergewöhnlichen Einsatz ab. Das bereits fertig aufgestellte Programm musste in kürzester Zeit für die digitalen Formate angepasst werden, Kürzungen waren dabei leider nicht zu vermeiden. Dennoch gelang es, im Programm die gesamte Breite des Faches Augenheilkunde abzubilden.

Auch bewährte und beliebte Veranstaltungsformate wie die Symposien, das DOG-Update, das Consilium diagnosticum und das DOG Forum digital konnten in den virtuellen Kongress überführt werden. Für die internationalen Teilnehmer gab es während der drei Kongresstage ein durchgängiges englischsprachiges Programm.

Die freien Vortragssitzungen, die vor allem dem augenärztlichen Nachwuchs die Möglichkeit geben, ihre Forschungen zu präsentieren, konnten ebenfalls beibehalten werden. Mit dem neu hinzugekommenen Symposium „COVID-19 und Auge“, in dem der Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse auf diesem Gebiet referiert wurde, reagierte die DOG auf die aktuelle Situation. Am ursprünglichen Plan, die Jahres -kongresse von DOG und International Society of Ocular Trauma (ISOT) als Joint Mee-ting stattfinden zu lassen, konnte ebenfalls festgehalten werden – zumindest als Online-Veranstaltung.

Im Dokument Aus der DOG (Seite 31-34)